Samstag, 31. Dezember 2005

vorsätzliches

Schon wieder Silvester! Schon wieder Zeit für so viele alberne Rituale wie Bleigießen, Dinner for one, Feuerwerk, Streiterein mit dem Partner, Feuerzangenbowle oder auch gute Vorsätze fürs nächste Jahr. Es ist sicherlich kaum zu bestreiten, dass wir in unserem kleinen Familienblog 2005 praktisch alles richtig gemacht haben und daher vom Geißbock gepudert wären, auch nur einen Deut an unserem Konzept, unserem Charakter oder auch nur unseren exzessiven Trinkgewohnheiten zu ändern. Für uns kann es daher nur einen guten Vorsatz geben: Weiter so!

Für unsere Leser gilt so ziemlich das Gleiche, versteht sich. Sie sind unsere Leser und können dann im Leben kaum ganz falsch liegen. In diesem Sinne Prosit Neujahr, auf eine weiterhin feucht-fröhliche Zusammenarbeit im Dienste der VfLs, des Fußballgottes und einer besseren Welt!

Freitag, 30. Dezember 2005

das war einmal #6

Angelehnt an die schöne WDR-Tradition, die 'Tageschau vor 20 Jahren' zu reanimieren, weil die alten Bänder einfach zu schön sind, um sie in den Archiven vergammeln zu lassen - diese Stücke sind immerhin holde Fernsehgeschichte -, widmen auch wir vom VfLog uns in unregelmäßigen Abständen unserer Best-of-Serie.

Heute bekennen wir uns zum Mittelstand: "GDNAGS-Schleifenwerk: Bochum erhält den Zuschlag" vom 28. April 2005:

"Die Arbeiter im Ruhrgebiet müssen ihre Würde zurückbekommen, nachdem sie 150 Jahre lang ausgebeutet wurden." Mit diesem Bekenntnis zum Standort NRW haben Ministerpräsident Peer Steinbrück und der VfLog heute die so genannte Partnerschaft 2020 begründet. Damit ist auch klar: Den Zuschlag für eine hochmoderne "Gladbach-darf-nicht-absteigen-Gedächtnis-Schleife"-Fertigungsanlage erhält Bochum. Damit verbunden sind bis zu sieben neue Arbeitsplätze im und rund um das Ruhrgebiet. "Dies ist ein Riesenerfolg, nicht nur für eine ganze, geschundene Region, sondern auch für Rot-Grün in NRW", kommentierte Steinbrück sichtlich bewegt den Schulterschluss. Die GDNAGS ist seit knapp zwei Wochen der letzte Schrei auf dem Fußball-Devotionalien-Markt. "Wir sind selbst baff über die Riesennachfrage. Alleine können wir das nicht mehr stemmen. Darum haben wir uns entschieden, in großem Stile Schleifen binden zu lassen. Und: Wir produzieren auch weiterhin nur in Deutschland. Dafür stehe ich mit meinem Namen", so VfLog-Chefredakteur Martin Zierold.

Donnerstag, 29. Dezember 2005

lob der provinz

Lukas Podolski, soviel ahnt selbst der optimistischste Köln-Fan, wird am Ende dieser Saison in der kleinen Domstadt am Rhein seinen Ausstand geben. Nur dann spült sein Abschied noch Millionen in die Kassen des "FC" und ein zweites Mal in die zweite Liga wird der Publikumsliebling wohl ohnehin nicht gehen wollen.

Lange galt es als ausgemacht, dass der nächste Club für das zuletzt kriselnde Wunderkind nur Bayern sein kann, nun bringt sich auch der HSV ins Spiel und wirbt mit einer Stammplatzgarantie. Das Buhlen der Hanseaten scheint dabei durchaus auf Interesse zu stoßen. Einige Kilometer rheinabwärts blickt mancher Fan neidvoll auf das "Kölsche Juwel", das nun vergoldet werden soll. Ein Anhänger merkte gar kürzlich im Gespräch an, der als besonders heimatverbunden geltende Jungstar solle doch nach Gladbach wechseln, da könne er in Köln wohnen bleiben und trotzdem bei einem Topclub der Liga womöglich international spielen. Ein reizvoller Gedanke? Mit Verlaub, mir ist ein Marcell Jansen oder ein Power-Polanski sehr viel lieber als Eigengewächs. Doch wer weiß, ob Poldi in Gladbach jemals so unsympathisch geworden wäre, wie er heute als allürenhafte Boulevardnudel schon wirkt? Ich habe heute schon Angst vor der Zeit, wenn der wachsende Erfolg in Gladbach zu einem ähnlichen Spektakel führen könnte, wie er in der Medienstadt Köln heute schon alltäglich ist. Genießen wir es, solange unsere Helden so sympathisch und bodenständig sind wie heute.

Mittwoch, 28. Dezember 2005

arnie im dreck und die kai-ebel-arena

Es ist kein gut gehütetes Geheimnis, dass derzeit so ziemlich jeder Bundesligist, dessen Stadion noch nostalgisch benamt ist, auf der Suche nach einer kommerziellen Verwertung der Namensrechte ist. Das führt zu unglücklichen Konstellationen wie bei der albernen Schüco-Arena oder zu mindestens ökomisch erfolgreichen Ehen wie etwa bei der Hamburger AOL-Arena samt blauer "DIE WELT"-Titelseite zur Einführung. Auch am Niederrhein dürfte man derzeit auf der Suche sein und es mag uns notorisch mythenverträumten Fohlenfans entgegenkommen, dass wir wenigstens nicht den Bökelberg, sondern nur das neue, emotional noch weniger aufgeladene Stadion dereinst umtaufen müssen.

Ein ganz anderes Schicksal allerdings ist dem Stadion Graz-Liebenau zuteil geworden. Dieses wurde dereinst in Arnold-Schwarzenegger-Stadion umbenannt, und allein diese alberne Posse darf als schillerndes Beispiel für die liebenswerte Kauzigkeit mancher Alpenvölker dienen. Nun jedoch wurde das Stadion wieder rückbenannt. Schon aus ästhetischen Gesichtspunkten ist diese Maßnahme rundum begrüßenswert, und auch moralisch kann sich die Stadt Graz nun obendrein mit dem Gestus des moralisch rechtschaffen Empörten schmücken, der den Terminator ächtet, von dem man allerdings lange schon wissen konnte, wie gut er zum Henker taugt.

Rührend allein, dass nach allerlei Medienspektakel um die Ankündigung der Umbenennung der Vollzug bei Nacht und Nebel durchgeführt wurde. Man wolle nicht, so ein Rathausangestellter, dass Bilder von dem demontierten Schriftzug um die Welt gehen und Schwarzeneggers Name ganz unmetaphorisch im Schmutz liegend gezeigt werde. G'schamig sammer...

Vor dem Hintergrund solcherlei Absurditäten kann man als Gladbachfan sogar zufrieden sein, dass wir irgendwann wohl in einem Stadion mit dem Namen eines Weltkonzerns die Spiele unserer Fohlen betrachten werden. Das ist immer noch besser, als wenn man zu Ehren eines Sohns der Stadt etwa in die "Kai-Ebel-Arena" pilgern müsste.

Dienstag, 27. Dezember 2005

das war einmal #5

Angelehnt an die schöne WDR-Tradition, die 'Tageschau vor 20 Jahren' zu reanimieren, weil die alten Bänder einfach zu schön sind, um sie in den Archiven vergammeln zu lassen - diese Stücke sind immerhin holde Fernsehgeschichte -, widmen auch wir vom VfLog uns in unregelmäßigen Abständen unserer Best-of-Serie.

Damit all die glücklichen Paare dieser Erde weiterhin denken, auch Streit gehöre zum Geschäft, tun wir ihnen ab und zu den Gefallen, diese Illusion aufrecht zu erhalten. Heute erinnern wir an unseren Disput um den Videobeweis. "Riposte: Basta zurück!" vom 4. März 2005:

Dummheiten lächelnd leicht ironisch tadeln, manche Kinderei wohlwollend unerwähnt gewähren lassen: Manchmal, sehr selten gilt es, dieses Gelübde zu brechen, ach, dann fühle ich die zwei Herzen in unserer einen Brust, Martin. Beim Thema 'Passives Abseits' (VfLog wird berichten) ist das der Fall, und jetzt hier. Denn diese Zeilen hier sind vor allem eins: Ein herzhaftes und überzeugtes Plädoyer für den Videobeweis im deutschen Profifußball.

In erster Linie bringen die notorischen Videobeweis-Gegner zwei Argumente ins Feld: 1) So macht man den Fußball kaputt. 2) So macht man den Fußball kaputt, weil dadurch der Fluss (und damit der vielbeschworene Charakter) des Spiels maßgeblich zerstört werde. Die zweite Begründungs-Variante hebt sich immerhin insofern von der ersten ab, als sie das weite Feld der Totschlagargumente verlassen hat.

Die Anhänger der trollingeresken ersten Variante bleiben von mir unbedacht, Fundamentalisten (rechts wie links, wie Mama und Papa immer betont haben) sind unbelehrbar - trotzdem bleiben sie natürlich gefährlich, eindrucksvoll belegt durch den von ihnen machtvoll prolongierten Fortgang der Debatte. An den Rest, an diejenigen, die mit sich reden lassen, ein paar Überlegungen:
a) Nichts dauert durch den Videobewies länger als vorher, vermutlich eher im Gegenteil: Die nervigen Proteste sich echauffierender Kicker inklusive Rudelbildung samt Folgeerscheinungen bleiben aus. Es dürfte oftmals schneller gehen, dem Schiri per Unterstützung durch den vierten Mann am Spielfeldrand auf die Sprünge zu helfen, Proteste werden abebben, Pfiffe schneller akzeptiert und das Spiel schneller fortgesetzt werden.
b) Niemand erwartet vom Videobeweis, er müsse stets wahre, zweifellos richtige, immer widerspruchsresitente Entscheidungen begründen. Dies jedoch als Gegenargument vorzubringen, ist ein wahrhaft beachtlicher Vorgang, der etwa so klingt: Der Airbag im Straßenverkehr verhindet nicht alle Verkehrstoten, deshalb bauen wir ihn gar nicht mehr ein. Der vierte Mann schaltet sich ohnehin nur dann ein, wenn die Fernsehbilder, die zwar auch nur vier bis sieben beliebige, aber dennoch oftmals eben treffendere Sichten auf die Dinge anbieten, eine endeutige Sprache sprechen. Per Sender wird dem leitenden Schiri dann ein Signal übermittelt, das ihn zwecks Rücksprache zur Mittellinie beordert. Bleibt das Signal aus, bleibt es bei der Tatsachenentscheidung des Schiris auf dem Feld, weil dem vierten Mann auch mit TV-Bildern der bessere Blick versperrt bleibt. Keine Probleme also.
c) Ein Foul in der eigenen Hälte oder falscher Einwurf am Mittelkreis bleibt weiter vollkommen unbedacht von den Korrekturen durch den vierten Mann. Es geht wirklich nur um Entscheidungen mit unmittelbarer Torgefahr. Wann die gegeben ist, könnte wiederum eingewandt werden, ist umstritten. Und genau das glaube ich nicht - darüber lässt sich nicht mal zwischen gegnerischen Mannschaften ernsthaft streiten.

Sicher wird man Details einer solchen Regelung noch genau festlegen müssen, beispielsweise was passiert und wie verfahren wird, wenn zu Unrecht eine Spielszene abgepfiffen wurde. Aber mal ehrlich: Das sind doch Kleinigkeiten.
Für mich macht sich der Fußball per Videobeweis endlich zeitgemäß das zunutze, was, wie Oskar Beck in der Welt treffend schreibt, vollkommen selbstverständlich ist: "800 Millionen Zuschauer in ca. 200 Ländern erleben das in Sachen Super Bowl fast jedes Jahr sehenden Auges", und niemand hat bisher Anlass gefunden, sich darüber zu beschweren - eher im Gegenteil.

Montag, 26. Dezember 2005

gottesbeweise

Als Reaktion auf den Weihnachtsgruß vom Fußballgott erreichte uns heute ein offener Brief von Karl Kardinal Lehmann, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Wir dokumentieren ihn im Wortlaut.

Lieber Martin, lieber Maik,
ich darf Sie recht herzlich beglückwünschen zu Ihrem steten, leidenschaftlichen Bemühen um die Gnade Gottes, das am Ende sogar von Erfolg gekrönt ist. Wir, die Deutsche Bischofskonferenz, prämieren Jahr für Jahr in verschiedenen Sparten ein Potpouri von glaubwürdigen Gottesbeweisen. Wir beobachten schon seit geraumer Zeit Ihren weihevollen Deka... äh Dialog mit dem Fußballgott, den wir sehr schätzen und ehren, also sowohl Ihren Dialog wie auch den Fußballgott selbst. Deshalb sind Sie in diesem Jahr unsere Preisträger im Bereich "Sport". Traditionsgemäß wird Ihnen der Preis auf unserer "Höllengala 2006" im Januar überreicht, und zwar vom Preisträger des vergangenen Jahres, dem wiederauferstandenen Himbeergeist und hälftigen Vorsitzenden des Deutschen Fußballbundes. Freuen Sie sich über diese Auszeichnung!
Mit den besten besinnlichen Weihnachtswünschen,
Kalle Lehmann

Sonntag, 25. Dezember 2005

weihnachtsgruß vom fußballgott

Der Schirmherr dieses Blog schickt einen herzlichen Weihnachtsgruß. Wir dokumentieren ihn im Wortlaut.

Lieber Martin, lieber Maik,
ich wünsche Euch beiden und Eurem liebevollen Blog von Herzen ein kugelrundes Weihnachtsfest. Ihr beide seid in diesem Jahr besonders brav gewesen, weil Ihr mir täglich eine Menge Freude bereitet habt. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, was ich in einer ganz normalen Woche erleiden muss, zum Beispiel wenn Nürnberg gegen Wolfsburg spielt oder vergangene Woche im Pokal Bielefeld gegen Unterhaching. Das sind für mich ganz bittere Stunden, denn immer dann muss ich fragen: Bin ich wirklich ein guter Gott? Ihr beide schafft es immer wieder, mich aufzubauen, mir klarzumachen, dass es sich lohnt, mich für die gute Sache einzusetzen.
Deshalb habe ich Euch ein besonderes Geschenk mitgebracht: Mein Freund, der Weihnachtsmann, ist jetzt auch VfL-Fan, er schaut nun auch täglich in Euren kleinen Blog. Ich glaube, dass Ihr Euch darüber freut.

Lieber Martin, ich hoffe außerdem, dass ich Dir mit dem Höhenflug Deines VfL eine Menge Freude in dieser Saison machen kann. Erzengel Horst ist ein frommer Mann, so viel ist gewiss. Lieber Maik, nimm die Talfahrt Deines VfL nicht so schwer, es kommen wieder bessere Zeiten. Ich habe mir allergrößte Mühe gegeben, die Mannen von Jungfrau Pele zu einer Einheit zusammenzuschweißen, sie oft genug siegen zu lassen. Mehr stand nicht in meiner Macht. Doch vertrau: Deinen Mut, deine Zuversicht und Deine Gabe, mich Tag für Tag neu zu beleben, werde ich nie vergessen. Liebe Leser, freuen Sie sich über dieses Kleinod im deutschen Blätterwald. Seien Sie sicher, dass Sie mit dem Fußballgott auf einer Wellenlänge sind, dass wir zum modernen Systemfußball den passenden Systemfußball-Blog gefunden haben.

Im kommenden Jahr werden wir gemeinsam noch viel Spaß miteinander haben. Es wartet zwar kein Kirchentag auf mich, aber stattdessen ist die Fußball-WM zurück im gelobten Land. Und sicher wird unser Glauben auf eine harte Probe gestellt werden, wenn zum Beispiel Holger Fach einen neuen Verein findet oder Rot-Weiß Essen in die 2. Bundesliga aufsteigt. All das stehen wir dann gemeinsam durch.

Nun aber: Euch und Ihnen allen zusammen wirklich tolle Weihnachten!
Der Fußballgott.

Freitag, 23. Dezember 2005

das war einmal #4

Angelehnt an die schöne WDR-Tradition, die 'Tageschau vor 20 Jahren' zu reanimieren, weil die alten Bänder einfach zu schön sind, um sie in den Archiven vergammeln zu lassen - diese Stücke sind immerhin holde Fernsehgeschichte -, widmen auch wir vom VfLog uns in unregelmäßigen Abständen unserer Best-of-Serie.

Heute: "Adorno konsterniert: Doch Falsches im Wahren?" vom 14. März 2005:

Allen kritischen Theorien zum Trotz scheint der Verbleib der falschen Borussia in der Fußball-Bundesliga gesichert, und das gar ohne einen fachkundigen Manager. Die Suche danach war mehrfach erfolglos geblieben.
Dennoch: Auf einer außerordentlichen Versammlung des Stadionfonds Molsiris in Düsseldorf votierte eine deutliche Mehrheit des vertretenen Kapitals für das BVB-Sanierungskonzept und damit für den Teilrückkauf der WM-Arena sowie die Stundung der Mietzahlungen für die Jahre 2005 und 2006. Damit sind die Abgesänge auf den schwarz-gelben Revierclub vorerst auf pianissimo gedrosselt. Einziger Hoffungsschimmer bleibt jetzt das DFL-Lizenzierungsverfahren. Dafür muss der BVB morgen seine Unterlagen in Frankfurt einreichen. Bis auf weiteres aber kickt die falsche Borussia damit weiter in der wahren Liga 1. VfL-Coach Dick Advocaat reagierte, angesprochen auf die nun wahr(?)scheinliche Neuauflage des falschen Borussen-Duells in der kommenden Saison, spürbar enttäuscht: "Das ist doch nicht das wahre!"

Donnerstag, 22. Dezember 2005

eiszeit

Die Zeiten werden kälter, es ist überall zu spüren. Wenn Sie Josef Ackermann heißen und sich verstecken wollen vor all den undankbaren Sozialschmarotzern und dem rückgratlosen Richterpack; wenn Sie Michael Weiner heißen und den Weihnachtsurlaub mit der Familie in der Pfalz nicht mehr absagen wollen; wenn Sie Falko Götz heißen und einmal unerkannt in etwa 8000 möglichen anderen Fußballklubs der Republik erleben wollen, wie es ist, einem Klub mit Herz anzugehören: Dann kaufen Sie Mützen im VfLog-Shirt-Shop.

Damit leisten Sie - Stammleser unseres kleinen Familienblogs wissen das - auch enormes für die deutsche Binnennachfrage. Helfen Sie, damit die Konjunktur in Deutschland wieder diesen Namen verdient. Gehen Sie mit! Denn: Wir alle wünschen Kanzlerin Merkel ein besinnliches, hoffnungsfrohes Weihnachtsfest. Tragen Sie dazu bei! Kaufen Sie bei uns ein!

weitsicht und fernsehen

Ja, liebe Borussia-Fans, Premiere hat gestern die Bundesliga-TV-Rechte verloren. Aber nicht gleich das Abo kündigen, wenn Ihr nur Premiere für die Gladbach-Spiele schaut! Der Sender hat die Champions-League-Rechte bis 2009...

Mittwoch, 21. Dezember 2005

der sporadische adventskalender: türchen 38

Guter Sitte und Brauch folgend dürften auch heute wieder viele Menschen ein Türchen eines kleinen, womöglich selbstgebastelten Adventskalenders geöffnet haben, und ein Stückchen mehr oder minder wohlschmeckende Schokolade, einen kleinen Gimmick aus dem 1-Euro-Shop oder auch ein Kondom mit Zimtgeschmack entnommen haben und dabei heimlich denken "Scheiße, ich bin überhaupt noch nicht in Weihnachtsstimmung." Und, ehrlich gesagt, bis Heiligabend schaffen wir das auch nicht mehr.

Wir wollen uns daher ein realistischeres Ziel vornehmen, auf das Vorfreude aufzubauen leicht fallen wird: die Rückrunde der Bundesliga. Ab dem 27. Januar rollt wieder der Ball, im heimischen Borussiapark geht's an diesem Spieltag gleich gegen Bayern München. Bis dahin sind es noch 38 Tage. Nicht jeden Tag, aber doch immer wieder, wollen wir in der ligalosen Zeit an dieser Stelle sporadisch ein virtuelles Türchen öffnen und einen schmackhaften Leckerli zur Einstimmung auf die Rückrunde präsentieren. Wie bei jedem selbstgebastelten Adventskalender, weiß man vorher nicht, was drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar? Wir werden sehen. Los geht's.

{38}

[Bild vom letzten Heimspiel auf dem Bökelberg, aufgenommen mit schwachbrüstiger Handykamera.]

Dienstag, 20. Dezember 2005

eilmeldung: achtelfinale abgesagt

Per einstweiliger Verfügung hat das DFB-Sportgericht der Forderung der beiden VfLs stattgegeben: Das Pokalachtelfinale Arminia Bielefeld gegen SpVgg. Unterhaching ist abgesagt worden. In einem gemeinsamen Rechtsersuchen hatten die beiden VfLs argumentiert, ein solches Aufeinandertreffen sei "nicht pokalwürdig" und dürfe daher nicht ausgetragen werden. Zwei Mannschaften "mit derart wenig Charme auch noch gegeneinander spielen zu lassen, verstößt gegen sämtliche Regeln des guten Geschmacks und verhöhnt den hehren Gedanken des Pokalwettbewerbs", so die VfL-Rechtsanwälte. Dieser Sichtweise folgten die DFB-Justitiare einstimmig: "Wer sowas ausgelost hat, hat einen Lattenschuss", steht in ihrem Urteil.

Die VfLs hatten angeboten, stattdessen ein Achtelfinale VfL-VfL zu bestreiten und die Einnahmen den Einwohnern von Bielefeld und Unterhaching zu spenden, "damit es denen zu Weihnachten wenigstens einmal etwas besser geht", sagte VfL-Manager Peter Pander. Kollege Lothar Gans aus Osnabrück ergänzte: "Das ist nicht nur klasse für Bielefeld und Unterhaching, sondern für alle Fußballfans: Wer will schon so ein Scheißspiel sehen? Da können doch besser wirklich große Mannschaften gegeneinder antreten!" Ob es wirklich zu dem ersehnten Aufeinandertreffen - dann an der Bremer Brücke - kommt, ist noch unklar. Darüber tagen die DFB-Gremien am kommenden Freitag.

Montag, 19. Dezember 2005

o du fröhliche!

Gut, dass wir im Internet nie Redaktionsschluss haben. Sonst hätten wir am Samstag gegen 16.15h schonmal angefangen, den Artikel für die nächste Ausgabe zu schreiben. Wir hätten losgelegt und wahrscheinlich bös gemotzt, frustriert über 45 unsägliche Minuten, hätten verwiesen auf die lang anmutende sieglose Serie der letzten Spieltage, hätten konstatiert, dass offenbar der Höhenflug der ersten Wochen dieser Saison nun definitiv das erwartbare Ende hatte, und wer weiß, vielleicht hätten wir den Kopf des Trainers gefordert.

Wir hätten gegen 17.00h alles wieder löschen müssen. Das ist es am Fußball, was es kaum anderswo gibt: In einer halben Stunde ändert sich nicht nur das Resultat auf der Anzeigetafel, in einer halben Stunde kann sich der gesamte Bezugsrahmen, das Deutungsmuster für ein halbes Jahr ändern. Oder phrasenschweinverdächtiger ausgedrückt: Welch ein Wechselbad der Gefühle, wie nah liegen doch manchmal Freud und Leid beieinander!

Im Lichte des Endergebnisses des Frankfurtspiels, im Lichte auch der beglückenden zweiten Halbzeit sind nun friedlichste und fröhlichste Weihnachtstage angesagt. Wo standen wir noch vor einem Jahr, wo stehen wir jetzt! Wir können dankbar sein und uns glücklich schätzen! Über viele spielfreie weiße Wochen hin, können wir uns am siebten Tabellenplatz ergötzen und jedesmal leise seufzen, "wer hätte das gedacht...".

So erscheint das Frankfurtspiel für Gladbach als eine Miniatur des Jahres 2005: Frustrierender Start, gerade noch rechtzeitig der Anschlusstreffer vor der Pause und in der zweiten Hälfte wurd' gerockt. Mein Gefühl sagt mir: auch 2006 ist für Borussia Musik drin.

Sonntag, 18. Dezember 2005

die einschläge kommen näher

Andreas Brehme musste man kurzzeitig über sich ergehen lassen. Thomas Berthold hatte in Düsseldorf zwar nicht den Trainingsanzug an, aber doch die Fäden in Hand. Gleiches gilt für Thomas Strunz in Wolfsburg. Toni Schumacher war in Köln nicht zu verhindern. Mario Basler ist in der Rückschau nur ein weiterer Tiefpunkt auf dem Weg nach ganz unten.

Die Akquise von Trainern mit Nationalmannschaftsvergangenheit, deren hinreichende Tauglichkeit und kognitive Stärke jedoch für mindestens fragwürdig befunden werden darf, nimmt verstärkt Fahrt auf. Nun ist Jürgen Kohler Trainer in Duisburg. Wenn bald womöglich auch Lothar Matthäus - in Nürnberg im letzten Moment verhindert - Einzug in die Bundesliga hält, dann hat der deutsche Fußball definitiv begonnen, langfristig den Anschluss zu verlieren.

Samstag, 17. Dezember 2005

trainerkarussel

Die Winterpause naht, und das bringt gewöhnlich ein bißchen Hitze in die sonst nur heimeligen Bundesligastuben. Nach dem heutigen Spieltag zum Beispiel werden sechs Klubs neue Trainer suchen. Zu den Scouts aus Schalke und Duisburg gesellen sich nämlich pünktlich vor Weihnachten noch die Herren aus Wolfsburg, Köln, Kaiserslautern und Stuttgart. Warum? Der VfLog erklärt es Ihnen:

Wolfsburg: Nach dem 0:0 in Kaiserslautern wird Holger Fach aufgegeben / gibt Holger Fach auf. Man trennt sich in gegenseitigem Einvernehmen, weil "ich an die Mannschaft offenbar nicht mehr rangekommen bin", weil "jetzt der Punkt gekommen war, wo wir etwas unternehmen mussten" o.ä. In jedem Fall "ist uns dieser Schritt nicht leicht gefallen", aber sei's drum. Fach ist weg, und seien wir ehrlich: Es schmerzt nur begrenzt.

Kaiserslautern: Nach dem 0:0 gegen Wolfsburg und einem gellenden Pfeifkonzert von den eigenen Fans - schließlich war das Spiel schauderlich - tritt Wolfgang Wolf entnervt und nach einem sehr kurzen Intermezzo zurück. Blass und unspannend wie er nunmal ist, wäscht er keine schmutzige Wäsche. Das einzige, was er sich traut, ist einzugestehen, dass "sich hier im Klub seit meiner aktiven Zeit einiges verändert hat" und dass "es eben nicht richtig passt zwischen dem Vorstand und mir, darum gehe ich lieber jetzt als zu spät. Denn natürlich hängt mein Herz noch immer am FCK, und das wird auch immer so bleiben." Wolf ist weg, und seien wir ehrlich: Es schmerzt nur begrenzt, schmerzlicher ist die Aussicht, dass er bald einen neuen alten Job in Wolfsburg haben könnte.

Köln: Nach dem 1:3 in Bielefeld ist Uwe Rapolder nicht mehr zu halten. Niemand gibt sich große Mühe, das gegenseitige Missfallen zu kaschieren und allen Beteiligten sieht man die Erleichterung an, allen voran Uwe Rapolder, der jetzt endlich zu einem Klub mit Perspektive wechseln kann.

Stuttgart: Nach dem 1:0 über Schalke hat Stuttgart in der gesamten Saison erst zwei Spiele verloren und spielt noch immer im UEFA-Cup. Die Anlaufschwierigkeiten von Giovani Trapattoni sind zwar keinen Galavorstellungen gewichen, aber immerhin kicken die Schwaben erfolgreich, so erfolgreich wie ihr Kader es eben erlaubt. Trapattoni hat die Mannschaft in den Griff bekommen und bastelt an einem Neuaufbau. Sein Pech: Uwe Rapolder ist nicht mehr Trainer in Köln, er ist der deutlich jüngere und spricht besser deutsch. In Stuttgart trennt man sich "nach einem sehr herzlichen Gespräch" noch einvernehmlicher als in Wolfsburg, Giovani gibt zu, "haben Heimweh isse niche schönn unne meine Frau unne ich in Italien wollen weiter äääh wollen weiter äääh wollen weiter!" Trapattoni ist weg, und das ist wirklich traurig, denn er kommt sicher kein viertes Mal zurück in die Bundesliga.

Das Trainerkarussel dreht sich also, und das schöne ist: Hochkaräter wie Werner Lorant oder Rolf Schafstall sind auf dem Markt.

Freitag, 16. Dezember 2005

hüa!

Über mangelnde Besucherzahlen können wir uns nicht beklagen. Manchmal aber müssen selbst wir uns wundern, auf welch verschlungenen Pfaden offenbar doch viele Wege zu unserem kleinen Familienblog führen. So begrüßen wir herzlich den Besucher, der gestern auf seine Google-Anfrage "Was tun wenn Fohlen am Strich nicht weiter geht" uns als besten Treffer erhalten hat. Unser Rat: Vielleicht den Reiter entlassen?

Donnerstag, 15. Dezember 2005

opa hotte, der schreckliche

10.000 Euro Strafe drohen Borussia nach dem Heimspiel gegen Nürnberg, bei dem Stefan Kießling aus der Nordkurve am Boden liegend mit Bierbechern und Feuerzeugen beworfen wurde. Wo der Meier-Kopfstoß noch Anlass für Satiren sein kann, weil sich hier vor allem ein hochbezahlter Profi selbst blamiert und sonst niemand recht zu größeren Schaden gekommen ist, ist das Bewerfen von Spielern mit Gegenständen derart dümmlich, dass wir darüber keine großen Worte verlieren wollen. Zwar heißt es, der Mensch sei gut, die Menschen aber ein Gesindel – doch wir vertrauen darauf, dass die Nordkurve so gut und klug ist, künftig die paar Deppen mit Feuerzeugüberschuss und Pfandindifferenz zu zügeln.

Wenden wir uns also dem Bericht über den Vorfall auf borussia.de zu. Dort heißt es, Borussia drohe eine "drakonische" Geldstrafe. Der Duden wiederum lehrt uns, das Wort "drakonisch" leite sich ab von "dem altgriech. Gesetzgeber Drakon, dessen Gesetze sehr hart u. grausam waren". 10.000 Euro für die unterlassene Verhinderung mehrfach versuchter Körperverletzung sind also hart und grausam? Aber, aber liebe Kollegen! Das wirft ein ganz neues Licht auf unseren sonst so oft als zartfühlend und sanftmütig beschriebenen Cheftrainer. Hat der doch eine ebenso hohe Geldstrafe gegen Giovane Elber wegen eines Interviews verhängt. Was lernen wir daraus? Horst Köppel wird hier fortan den Ehrenbeinamen "Drakon" führen dürfen. Und: Gladbach kann dank Elber die DFB-Strafe kostenneutral finanzieren und einfach den brasilianischen Scheck 1:1 an den DFB weiterleiten. So hat Giovanes Köppel-Schelte die Nordkurven-Randale gleich refinanziert.

Mittwoch, 14. Dezember 2005

im werden

Nun sieht doch alles finster aus. Hagen Boßdorf darf doch nicht Sportchef beim NDR werden, so scheint es. Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik kann nicht alle Zweifel ausräumen, im Gegenteil: Sie sieht deutliche Hinweise auf eine Tätigkeit von Boßdorf als Inoffizieller Mitarbeiter "Florian Werfer", und zwar in den Jahren 1988 und 1989. Boßdorf selbst hat Kontakte zur Stasi eingeräumt, aber immer bestritten, als IM aktiv gewesen zu sein.

Martin und ich erklären hierzu: Während unserer aktiven Zeit als IM "Abseitsfalle" und IM "Keller" hatten wir nie Kontakt mit Boßdorf. Auch unsere Bekannten und Freunde IM "Stadion", IN "der DDR", IN "Schutt und Asche" und IM "Sommerloch" wissen von nichts.

Dienstag, 13. Dezember 2005

düdeldü

Was man so manchmal in der Post hat!
Hallo Fußballfan,

mein Name ist M.B. [Name gekürzt]. Ich bin schon seit einigen Jahren im Partymusik-Bereich tätig. Von mir stammen einige Mallorca Hits wie zB. "Düdeldü" oder der Roland Kaiser Cover "Ich glaub es geht schon wieder los" mit Willi Herren (RTL Dschungelcamp, Lindenstraße). Meistens findest Du meine Songs auf Samplern, wie Ballermann Hits und Apres Ski Hits.
...schreibt da zum Beispiel ein Musikus, der seinen neuen Song "Wir holen den Titel" über uns promoten will, bevor er "2006 auf vielen CD-Fußballsamplern erscheinen" wird. Wir haben uns den Song für Euch schonmal angehört. Unser Rat: Finger weg von allen Fußballsamplern!

Montag, 12. Dezember 2005

die neue langeweile

Falls es jemand noch nicht weiß: Ralf Rangnick wurde heute von einem Verein aus Gelsenkirchen entlassen. Ich gähne. Persönlich habe ich nichts gegen den Herrn, im Gegenteil. Doch was gerade auf Schalke passiert (Trainer im Management unbeliebt, Trainer will Vertrag nicht verlängern, damit es nicht heißt, sein Vertrag sei vom Management nicht verlängert worden, Management entlässt Trainer vorzeitig), ist so absehbar wie der Kopfschmerz nach einer durchzechten Nacht, und die Knappen demonstrieren einmal mehr, dass in und um die Diebels-, Warsteiner-, Veltins- oder wie-sie-auch-gleich-heißt-Arena nicht weniger Chaos herrscht als am Gelsenkirchener Hauptbahnhof. Doch während der gerade fit für die WM gemacht wird, ist mit einer Fertigstellung des Assauerschen Größenwahnprojekts S04 wohl niemals zu rechnen.

Doch nicht nur das Ruhrpott-Chaos der Zigarilleros und Gossen-Machos verliert an Unterhaltungswert. Ausgerechnet, während alle Welt von unserer WM-Euphorie spricht, während die Fernsehrechte an der Bundesliga wieder Rekordpreise erzielen werden, ausgrechnet da möchte ich anmerken: Ich bin bisher ein wenig enttäuscht vom Saisonverlauf 2005/2006.

Als Fohle habe ich natürlich keinen Grund zu klagen. Oder doch? Dieses Wochenende gab es wieder ein Unentschieden. Warum denn auch nicht. Wir verlieren nur sehr selten (und nur dann, wenn ich es ausdrücklich vorher genehmige). Und wir stehen auf Platz 6, neun Punkte von einem Abstiegsrang entfernt, neun Punkte auch entfernt vom ewigen Rivalen Köln. Hätte man mir dies vor einem Jahr als Vision angedient, ich hätte sofort angenommen. Aber, seien wir ehrlich: Von der Euphorie der Siegesserie, dem Sturm-und-Drang der neuen Borussia ist nur noch wenig zu spüren. Stattdessen: Kein Grund zu Klagen. Aber auch noch kaum ein Grund, zuzuschauen. Lähmende Sicherheit macht sich breit, wenn man samstags um 1530 auf die Uhr schaut und weiß, irgendwo in Deutschland treten gerade meine Borussen an. Die Sicherheit, dass man nicht verpassen wird, wenn man nicht dabei ist, dass man auch bei einer Niederlage nicht in Gefahr ist, die Ahnung, dass auch diesmal wieder kein Sieg herausspringen wird und dass das scheinbar im Gladbach vielen ganz egal ist.

Doch während die Raute im Herzen das totale Desinteresse ewig verhindern wird und dafür sorgt, dass ein guter Teil der hier behaupteten Gladbach-Ödnis nur rhetorisch vorgetäuscht ist, weil die grüne-schwarz-weiße-Liebe auch in ruhigen Zeiten Herzklopfen verursachen kann, lässt mich der Rest der Liga derzeit wirklich kalt. Auf Platz 1: Bayern. Natürlich. Gefolgt von genau den Klubs, denen man auch schon vor der Saison die Verfolgerrolle zugedacht hatte, im vollen Bewusstsein, dass sie alles es einmal mehr nicht packen werden. Die erste Überraschung in der Tabelle sind denn auch die Fohlen, und von denen wussten wir Gladbacher doch auch schon immer, dass sie mindestens auf Platz sechs gehören. Oben also nichts, was besondere Spannung verheißt.

Und selbst dem guten, alten Abstiegskampf, ohnehin in den letzten Jahren der hinkenden Titel"rennen" so etwas wie eine Ersatz-Meisterschaft, fehlt derzeit der Zunder. Auch unten steht niemand, der dort nicht auch hingehörte, und wenn die Plätze 15-18 unter sich ausmachen, wer der ersten Liga Adieu sagen muss, dann kann eigentlich sportlich niemand etwas dagegen haben. Aber wo bleibt da die Spannung?

Kurzum: Ich gratuliere Bayern München heuchelnd zur Herbstmeisterschaft, verabschiede mich mental bereits in die Winterpause, wünsche noch nette Kicks bis Weihnachten – und der Bundesliga für 2006 dann wieder einen echten Kick. Wenn Bayern nochmal richtig strauchelt, Ballack zu Leverkusen zurückgeht, Köln in der 93. Minute des letzten Spieltags die Klasse erhält (um uns am Niederrhein weiterhin differenztheoretisch aufzuwerten) und Gladbach in die Champions-League einzieht, bin ich auch mit dieser Saison wieder versöhnt.

Sonntag, 11. Dezember 2005

live von woanders: volksparkstadion, hamburg

Wäre man nicht leidenschaftsbedingt mit seinen Gedanken woanders; könnte man sich freimachen von einer tief durchdrungenen Antipathie gegen die Alibi-Kicker aus der Hauptstadt; hätte man nicht das Eigeninteresse, über einen Hamburger Sieg die Hertha in VfL-Nähe zu halten; dann wäre der HSV mit seinem schmucken Stadion etwas, in das man hineingeworfen wird und mit dem man sofort und gern beginnt mitzufiebern. Das ist ein Kompliment.

Das Spiel war recht gut, was ja beileibe nicht der Regelfall ist, wenn ich meinen schmalen Fuß in ein Stadion setze. Es war vor allem schnell. Der HSV führte nach sieben Minuten 2:0 und hatte ein Mal den Pfosten getroffen, die Hertha war überrannt worden. Bis Mitte der ersten Halbzeit blieb Hamburg am Drücker, bissig und überzeugend. Hertha war geschockt und agierte viel zu zögerlich. Schließlich aber wendete sich das Blatt. Die Berliner gewannen mehr und mehr Spielanteile, konnten jedoch bis nach der Gelb-Roten-Karte für Marcelinho nie den Eindruck erwecken, sie wollten daraus wirklich Kapital schlagen; ausgenommen vielleicht der Pantelic-Kopfball direkt vor der Halbzeit, der aus vier Metern gekonnt das Tor verfehlte. Wie gesagt: Eben ein Pantelic-Kopfball.

Hamburg spielte von nun an Konterfußball, und das machten sie bisweilen klasse. Besonders und ausdrücklich Demel, aber auch Mpenza überzeugten, einzig das letzte entscheidende Zusammenspiel mit Lauth scheiterte in den meisten Fällen.
Hertha spielte besonders nach der Hinausstellung von Marcelinho wirklich guten Fußball, sie spielten Powerplay in der Fremde und schnürten den HSV in der eigenen Hälfte ein. Einzig muss es in Berlin als verpönt gelten, über rechts den Weg nach vorn zu finden: Friedrich, von mir zwar nicht als maßlos begabter Kicker geschätzt, hätte durchaus öfter einbezogen werden dürfen. Dennoch: In dieser Phase merkte man dann, das Thomas Doll ohne vier Stammspieler und ohne van der Vaart auskommen musste, und der 2:1-Anschlusstreffer fiel folgerichtig. Sogar ein Unentschieden wäre allemal verdient gewesen. Umso schöner, dass es dazu nicht kam. Mit diesem Ergebnis bleibt der HSV weiter Bayern-Jäger, und der VfL kann sogar noch einen Punkt auf Hertha gutmachen.

Amüsant nebenbei übrigens die "Rothosen aktuell", das HSV-Pressemäppchen mit allerlei Informationen zum jeweiligen Spiel. Gesammelt werden sie offenbar von einem Fachmann aus Wolfsburg. In der Rubrik "Die Torjäger" steht Roy Maakay als Stürmer des VfL Wolfsburg ausgewiesen. Das, liebe Freundinnen und Freunde aus der VW-Stadt würde euch so passen; erspart es euch einfach deshalb, weil ihr hernach merktet, dass ihr auch mit Maakay nur wie immer Achter würdet. Denn dafür seid ihr ja Wolfsburg.

Samstag, 10. Dezember 2005

bitte vervollständigen!

2:1 - 4:1 - 3:2 - 1:2 - 2:3 - 1:2 - 1:2 - 1:5 - 0:4 - 0:3 - ?:?

steilvorlage

Wenn in zwei Spielen null Tore fallen, wenn an diesen beiden Matches mit Essen, Lübeck und Kiel drei Spitzenmannschaften der Regionalliga Nord beteiligt sind, alle also zwei Punkte abgeben, dann darf man durchaus von einer Steilvorlage für den VfL sprechen, die es nachher in Oberhausen zu nutzen gilt.

Dagegen spricht a) die eklatante Auswärtsschwäche der Wollitz-Truppe und b) die traumwandlerische Sicherheit, mit der wichtige Spiele nach hinten losgehen, so in der vergangenen Saison in Uerdingen und Münster. Dafür spricht die Hoffnung und die Tatsache, dass jede Serie einmal zu Ende geht.

Freitag, 9. Dezember 2005

zurück auf staat

Es wäre schön, wenn wir heute abend auf eine kleine Titanic-Aktion hoffen könnten. Zum Beispiel, wenn Nigeria doch auf einmal im Lostopf wäre. Oder Spanien nicht. Oder wenn "Zwölfenbeinküste" im Topf wäre. Irgend sowas. Oder wenn Heidi Klum so tut, als sei sie von Pele betatscht worden und für einen Eklat auf der Bühne sorgt. Martin und ich würden eine Kugel mit dem Inhalt "SpVgg. Gladbach-Osnabrück" füllen. Aber nichts wird daraus werden.

Es wird stattdessen wohl eine mäßig unterhaltsame Gala mit einem mäßig launigen Reinhold Beckmann, einer mäßig intelligenten Assistentin Klum, einer mäßig kurzweiligen Auslosungzeremonie und, wenn es ganz schlecht läuft, einer mäßigen Vorrundengruppe. Befürchten muss man Tunesien, Polen und Iran. Immerhin, schon fest steht: Deutschland wird Weltmeister!

Donnerstag, 8. Dezember 2005

der nussknacker

Alles eine große Oper. Beziehungsweise großes Zebra-Balett. Sicher wurde Duisburg-Klubchef Walter Hellmich schon vieles gescholten, tun wir ihm den Gefallen und fügen "Nussknacker" hinzu. Denn nichts anderes ist er. Nachdem Norbert Meier für eine der unterhaltsameren Szenen des letzten Spieltags gesorgt hat, merkt er nun schmerzlich, dass die anderen keinen Spaß verstehen.

Horst Hilpert - Deutscher Meister Nonnenhockey (1987), Europameister Halma (1994) - mag das nämlich gar nicht gern, wenn man in der festlichen Vorweihnachtszeit Nüsse verteilt und sich dabei auch noch schmutzig macht. Einzig Felix Magath in München besaß die Courage, der Siegerjustiz in Frankfurt die Stirn bieten zu wollen. Doch zu spät. Die Nuss ist geknackt.

Nun gilt Norbert Meier in vielerlei Hinsicht höchster Respekt: Selten zuvor hat sich ein Übungsleiter so gekonnt und zielsicher selbst aus dem Amt gekegelt. Nach dem etwas enttäuschenden - wenngleich doch absehbaren - Bundesligastart ohnehin nicht mehr unumstritten, war sein kleiner Nicker mehr als eine Steilvorlage für die Klubführung, die nun also heute souverän einnetzte. Meiers Selbstdemission sucht ihresgleichen. Chapeau dafür.

Und außerdem: Was war das eine schöne Szene, diese kleine Kopfnuss. Was habe ich gelacht! Das - liebe Freundinnen und Freunde des gepflegten Spiels - war einer der wenigen Momente wirklich großen Fußballs vom vergangenen Spieltag. Genauso wie die paar süßen Feuerwerkskörper am Vorabend bei Dresden-Cottbus.

Nun bedarf meine Vorliebe für diese Art Amusement natürlich der allumfassenden Entrüstung, sonst wäre alles nur halb so komisch. (Darum erscheint dieser kleine Post auch nicht im Spiegel oder der Süddeutschen Zeitung, sondern in unserem kleinen Familienblog.) Schließlich will ich auf das versammelte Kommentatoren-Salbader à la "Sowas hat bei einem Fußballspiel nichts verloren", "Das sind jetzt ganz unschöne Szenen, die sich hier abspielen, das hat dieses Spiel nicht verdient", "Das hat mit Fußball nichts, aber auch gar nicht mehr zu tun" keinesfalls verzichten. Genau das ist ja das Salz in der kleinen Nusssuppe. Chapeau also.

Und all ihr anderen: Womöglich müssen doch die Furiosen Fünf zurückkommen, damit wir mal wieder etwas mehr Spaß bekommen an Spieltagen, an denen auf dem Platz nichts los ist. Jedenfalls solange, bis die versammelte Sportjournalie einen etwas seriöseren und weniger opportunistischen Umgang mit derlei Themen gelernt hat.

Mittwoch, 7. Dezember 2005

wie konnte ich mich nur so irren?

Am Samstag habe ich verkündet, mit einer Niederlage gegen Nürnberg könne ich leben. Der Blick auf die Tabelle tröstet, soviel ist richtig. Aber vier Tage danach tut es immer noch weh. Nie wieder werde ich derart Albernes behaupten. Entschuldigung.

Dienstag, 6. Dezember 2005

fair witch project

18:23 Uhr: Um 19 Uhr geht es weiter. Das Projekt publishing by writing geht in eine neue Runde. Vielleicht sind die heiligen drei Könige ja auch wieder dabei. Seien Sie gespannt!

19:03 Uhr: Noch ist nicht viel los im Hexenkessel an der Bremer Brücke. Erst knapp 4.000 Fans. Was aber wird Pele heute für einen Zaubertrank anrühren? Wird es mehr als vier rote Karten geben? Welche illustren Zaungäste werden das bunte Treiben verfolgen? Fragen über Fragen...

19:16 Uhr: Immerhin: Der personifizierte Gewalttäter Markus Feldhoff ist wieder mit von der Partie und dürfte als heißestes Eisen im Hinblick auf eine rote Karte im Feuer sein. Grobes Foulspiel und Tätlichkeit hatten wir schon in dieser Spielzeit. Wie wäre es einmal mit einem Handspiel als Notbremse oder einer gepflegten Schiedsrichter-Beleidigung. Vielleicht übernimmt Björn Joppe das aber auch gewohnt verlässlich.

19:24 Uhr:
Jetzt sind auch die Ehrengäste da. Auf der VIP-Tribüne tummeln sich: Wolfgang Sidka mit roter Nase, leicht blass und erkältet; Michael Lorkowski mit roter Nase, überhaupt nicht blass und auch nicht erkältet; legendary Werner Biskup, bei bester Laune und Gesundheit, der sich diebisch freut, Lorkowski einen kalten Grog als Apfelsaft verkauft zu haben; Rolf Schafstall, der angesichts des Rasenzustands von Topbedingungen philosophiert; Frank Pagelsdorf, der mit Sidka Bahrain-Erfahrungen austauscht und zwei Sitze reserviert hat; einzig Hubert Hüring wurde von den Ordnern vor dem Stadion wieder nach Hause geschickt. Was wird dieser Ehrengarde geboten werden?

19:30 Uhr: Die Kugel rollt. Etwas enttäuschende Kulisse von wohl nicht einmal 7.000 Zuschauern. Hüring ist nunmehr in der Nordkurve aufgetaucht, steht an der kleinen Wurstbude an der Grenze zu den Gästefans und isst eine Curry. Arme Sau! Pagel hat ihn natürlich sofort erkannt und kann sich kaum halten. Auch Schafstall ist völlig aus dem Häuschen, als Dr. Dirk ihm die Ordner-Posse erzählt. Wenn einem so viel gutes widerfährt...

19.45 Uhr: Die Bagage fängt an, sich zu langweilen, auf dem so genannten Rasen geht nicht viel, obwohl das Spiel auch nicht schlecht ist. Aber: Noch keine Tore, und noch alle 22 Akteure dabei. Vielleicht nehmen sich wenigstens die Fans ein Beispiel an dem Fußballfeuerwerk, dem Zweitliga-Knaller gestern in Dresden...

19:58 Uhr:
Sidka geht kurz nach drinnen, er hat etwas Husten. Zu allem Überfluss hat ihm eben noch ein Lübeck-Hool ins Gesicht gesagt, er solle sich verpissen. Sidka konterte forsch, so etwas zu sagen sei aber nicht sehr nett. Der Lübecker zeigte ihm den Mittelfinger. Jetzt muss er sich erst einmal einen Moment setzen, drinnen, wo es warm ist.

20:04 Uhr: Eher ein müder Kick, das weiß auch Werner Biskup, der den Akteuren seinerzeit gern mal den Pausentee verweigerte - durstig könnten sie ja eigentlich nicht sein. Biskup jedenfalls folgt Sidka in den VIP-Bereich, um Lorko noch einen Saft zu besorgen. Wenn sonst schon keiner Gas gibt... Draußen im Stadion wähnt sich Lorko übrigens noch immer am Herforder Pils-Promitisch und spricht mit sich selbst. Dass das Spiel läuft, scheint er noch nicht gemerkt zu haben.

20.11 Uhr: High Noon in der Nordkurve. Hüring versucht, über den Zaun zu klettern. Geht da was? Nein, er wird von den Ordnern überwältigt und abgeführt. Hochstimmung im ganzen Stadion. Das Spiel steht immer noch 0:0. Es ist kalt. Halbzeit.

20:35 Uhr:
Das ist es: 1:0 für den VfL, Reichenberger. Biskup, Lorko und Schafstall im Chor: "Dass ich das noch erleben darf!" Pagel: "Das hab ich ja noch nie erlebt!" Sidka: "Alles wie bei mir damals!"

20:53 Uhr:
Unglaublich. Der VfL macht seiner Heimstärke alle Ehre. 2:0, diesmal Feldhoff, der noch spielt. Eine Fünfer-Polonaise auf der Ehrentribüne macht sich auf den Weg. Nicht dass Werner in all dem Überschwang auch noch wieder zum Glas greift. Dr. Dirk jedenfalls ziert sich noch etwas mitzuziehen.

21:16 Uhr:
Das Spiel ist aus. Seine Spannung verbot jeden weiteren Kommentar. Außerdem drohte man mit jeder Bewegung in den Dunstkreis der Kombo zu geraten. Biskup hatte zwischenzeitlich Hüring angerufen, gemeinsam haben sie dem Inhaftierten "Wir sind alle ein Stück VfL Osnabrück" auf die Mailbox gesungen. Die Nacht wird lang, so viel steht fest. Erst recht, wenn Pele nachher noch dazu stößt; es geht wohl ins Palais. Zu feiern gibt es ja einiges: Zum Beispiel den siebten Heimsieg in Folge.

21:27 Uhr: Der VfL ist damit übrigens immer noch Siebter in der Tabelle und steht im gesicherten Mittelfeld. Jena als Fünfter ist drei Punkte entfernt. Ohne Auswärtsspiele hätten wir noch kein Mal verloren.

Montag, 5. Dezember 2005

elber auf elba?

Er sei fit gewesen und habe spielen können. Der Trainer habe ihm gesagt, er spiele, weil er wieder gesund sei. Dann hat er ihn nicht spielen lassen, weil er nicht gesund gewesen sei. Er hat seine Geschichte erzählt und den Trainer einen Lügner geschimpft. Jetzt hat er Urlaub, und er ist zurück. Auf Elba schwanken die Temperaturen derzeit zwischen 5 und 14 Grad, es ist sonnig.

Sonntag, 4. Dezember 2005

mal wieder freude

Diese Saison ist wie ein einziger April. Den schönsten Sonnentagen folgt mieses Regenwetter und umgekehrt. Gestern war es wieder mild und strahlend in Osnabrück. Mit 5:0 fertigte der VfL Fortuna Düsseldorf ab und wahrt damit seinen Heimnimbus mit 6 Siegen und 3 Unentschieden.

Der Unterhaltungswert der Begegnung war - wie immer, wenn der VfL aufläuft - sensationell. Gewöhnlich fallen viele Tore, mal gegen, mal für uns. Wenn nicht, regnet es wenigstens einige rote Karten. Bestenfalls gelingt beides. Gestern war so ein Tag. Insgesamt sind in dieser Saison schon geschätzte drei Profimannschaften vom Platz gestellt worden, wenn der VfL mit von der Partie war.

Was der Sieg gegen Düsseldorf nun bedeutet, wird sich womöglich schon Dienstag zeigen, wenn der VfB Lübeck an der Bremer Brücke gastiert - zum letzten Heimspiel des Jahres. Das böse A-Wort verbietet sich natürlich jedem Beobachter, der nicht gänzlich für realitätsblind gehalten werden will. Aber vielleicht gelingt es ja, in den verbleibenden Spielen wenigstens wieder den Spaß und die Spielfreude aus der letzten Saison zu reanimieren. Dann könnten wir uns noch auf das ein oder andere Fußballfest freuen und denen da oben ein Bein stellen - vielleicht auch mal wieder auswärts. Und dann blieben Trainer, Mannschaft und Fans auch eine Einheit, wenn im nächsten Jahr eine Ehrenrunde in der Regionalliga folgt.

Samstag, 3. Dezember 2005

kaffeesatz im kaffeehaus

Noch drei Stunden. Und ich bin in der einerseits traurigen Lage, fast 1000 Kilometer vom Borussiapark entfernt zu sitzen, in der andererseits entspannten Situation, die Kaffeesatzleserei vieler Experten aus der Ferne im Kaffeehaus betrachten zu können. Meyer hin, Jansen her, Elbertrubel mei, Durststrecke ach, Erwartungsdruck hüben, Rücken zur Wand drüben – geh, jetz is auch mal gud. Nachher werden wir's doch wissen.

Meine Prognose ist auch ganz entspannt: Die Fohlen der letzten Wochen haben gezeigt, dass auch kleine Widrigkeiten, die man böswillig als Rückschläge, wohlwollend als Normalität interpretieren könnte, ihnen wenig anhaben. Dieses Team ist intakt und erfrischend wie schon lange keine Gladbacher Elf mehr. Was also soll denn heute schon passieren? Wir gewinnen und freuen uns. Ich halte dies für den wahrscheinlichsten, aber bei weitem nicht selbstverständlichen Fall. Oder wir spielen unentschieden und manch einer, der vorher von Pflichtsieg faselte, wird vielleicht Klagen anstimmen, aber na und? Selbst wenn wir verlieren: Ein Blick auf die Tabelle dieser Saison und aller vorherigen wird auch dann noch unglaublich entspannen. Das soll nicht heißen, dass mir eine Niederlage egal wäre. Aber auch dann noch würde ich genießen wollen, dass es uns endlich einmal so komfortabel gut geht, dass Katastrophenalarme derzeit nicht abzusehen sind. Wann war dies zuletzt in einem Dezember so?

Freitag, 2. Dezember 2005

freitag

Am Freitag hat Herr Taschenbier frei. Er freut sich schon auf morgen, denn morgen, am Samstag, kommt der Sams zurück. Schon beim letzten Besuch hatte er sich gewünscht, dass das Sams, wenn es das nächste Mal wiederkommt, als Fußball verkleidet im Regionalligaspiel VfL Osnabrück gegen Fortuna Düsseldorf erscheinen möge. Und einen zweiten blauen Wunsch-Punkt aus dem Samsgesicht hatte er investiert, indem er sich wünschte, das Sams dürfe erst dann wieder seine gewohnte Form annehmen, wenn es als "Tor" mindestens vier Mal hinter die Torlinie von Fortuna-Keeper Deuß gerollt sei. Am Sonntag scheint in Osnabrück übrigens voraussichtlich die Sonne. Und gestern donnerte es.

Donnerstag, 1. Dezember 2005

grund zur freude

Gladbachs Vizepräsident Siegfried Söllner wird heute auf borussia.de mit diesen Worten zitiert: "Ich wünsche Hans Meyer für seine Aufgabe beim 1. FC Nürnberg alles Gute und viel Erfolg. Am Samstag allerdings soll er keinen Grund zur Freude haben, die Punkte sollen im BORUSSIA-PARK bleiben."

Mal ehrlich, Hans: Drei Punkte für Gladbach wären doch ein Grund zur Freude für Dich, oder?

Mittwoch, 30. November 2005

man wird alt

Wenn man abends ausgeht, in ein kleines nettes Lokal mit einer umfangreichen Weinkarte und akzeptablen Preisen, und auf der Karte stehen neben Speisen und Getränken seit an seit Bonmots wie "Eine Flasche im Keller ist zu wenig, eine im Vorstand ist zuviel" und die ewig gleichen "lustigsten" Fußballerzitate ("Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien"), und man stellt fest, dass man diese Sprüche aber so was von gar nicht amüsant, sondern einfach nur ausgelutscht findet, hat man dann eine Flasche zu viel oder zu wenig im Bauch?

Dienstag, 29. November 2005

aggregatzustände

Aus Rücksicht auf die Eingeschlossenen von Ochtrup verlegt der VfL sein Heimspiel gegen den VfB Lübeck erneut. Die Bewohner des neuen Tals der Ahnungslosen im Münsterland sollen nicht darauf verzichten müssen, wenn der VfL das nächste Mal die Massen elektrisiert. Als nächstes steht dann am kommenden Samstag das spannungsgeladene Heimspiel gegen Düsseldorf an. Hoffen wir, dass sich in Ochtrup dann mehr als nur mitfiebern lässt. Bis Samstag jedenfalls können sich unsere VfL-Helden die Zeit mit Voltigieren vertreiben. Hauptsache, sie stehen am Wochenende auf dem grünen Rasen wieder mächtig unter Strom.

Nebenbei: Am Abend hat Nationalspieler Per Mertesacker das Krisengebiet in Westfalen besucht. Die Eingeschlossenen sind sich jedoch einig: "Am Per liegt es nicht, dass wir immer noch im Dunkeln hocken!"

Montag, 28. November 2005

zurück

Borussia ist seit Monaten endlich wieder da, ich bin es seit heute. Eine knappe Woche Auszeit am Meer hat mir den Beginn der großen Koalition erspart, aber auch die Ansicht bewegter Bilder der sich gegen Leverkusen und Hertha fortsetzenden grün-schwarz-weißen "Wir verlieren nie mehr"-Serie verwehrt. Alles in allem ein akzeptabler Deal, zumal ich verspreche, alles zu tun, damit mit mir auch die drei Punkte wieder zurückkehren. Gegen Nürnberg sollte das gelingen, schließlich ist HM bekanntlich dort angetreten, um Gladbach aus dem Abstiegskampf herauszuhalten.

Sonntag, 27. November 2005

glückskinder

Die Krake hat heute einmal mehr einen Punkt gerettet, mit Kahé jubelt die Borussia nunmehr auch brasilianisch, und sogar der Gegner spielt mit: Mit dem Eigentor von Arne Friedrich ist schließlich sogar das Glück zur Borussia zurück gekehrt. Auch wenn am Ende 'nur' ein 2:2 steht.

So ähnlich wie dem HSV oder - aufgepasst: den Bayern geht es mitunter auch uns VfLern mal wieder. Der Erfolg ist zurück. Das Standard-Anti-Bayern-Argument - das schrieb schon Axel Formeseyn in der 11 Freunde - will nicht mehr so richtig ziehen: "Die gewinnen doch eh immer!", das stimmt derzeit fast auch für die Borussia. Zumindest umgekehrt gilt: "Die verlieren nicht mehr!"

Vor der Saison hat der VfL ziemlich viel richtig gemacht. Ein konkretes Saisonziel wurde demonstrativ nicht ausgegeben, einzig Teil des Abstiegskampfes wollte man nicht mehr sein. Das - so weit aus dem Fenster darf man sich lehnen - ist schon jetzt geschafft. Das Team wurde dafür - auch das darf gesagt werden - mit zumindest fragwürdigen Mitteln ergänzt, die Transferpolitik unterschied sich nicht mehr sehr von Vereinen wie Schalke oder Dortmund. Dieser Kaufrausch hat zwar weniger Geld, trotzdem aber auch einige Sympathien gekostet. Die Fohlen wuchsen nicht mehr in der eigenen Jugend, stattdessen wurden vermehrt (über)reife Hengste eingekauft.

Das kann man kritisieren, man kann es in Kauf nehmen oder als echt und billig preisen. Wenn zählt, was hinten rauskommt, dann steht unterm Strich, dass die Rechnung offenbar aufgeht. Dazu gehört maßgeblich ein Architekt mit dem Anlitz eines Tischlermeisters: Horst Köppel darf sich dieses Verdienst zuerst anrechnen.
Das Unentschieden in Berlin ist nach der frühen Zweitoreführung womöglich etwas ärgerlich, sogar zurecht. Dennoch ist auch dieses Spiel ein Zeugnis des neuen Borussen-Geistes. Der VfL ist fester Bestandteil eines Zirkels von Vereinen, gegen die es sich nicht leicht gewinnen lässt, die mit ein bißchen Glück im nächsten Jahr nicht nur Ligaspiele austragen. Das gilt nicht für Leverkusen und auch nicht für Stuttgart. Wer hätte dass schon vor der Saison gedacht?

Nun darf nur eines nicht passieren, nämlich die Korrektur der Ziele. Offiziell einen einstelligen Tabellenplatz zu fordern, wäre arg blauäugig. In Nürnberg würde bereits der Meistertitel gefordert, anderswo bereits über die nächsten UEFA-Cup-Gegner gestritten. Ersparen wir uns das, denn Trainerwechsel und Trouble hatten wir in den vergangenen Jahren genug. Was jetzt zählt, ist der Mut, beständig und beharrlich weiterzuarbeiten. Auch, wenn in einigen Wochen wieder einmal Niederlagen folgen.

Samstag, 26. November 2005

was sind gute fans?

An sich ist das keine schwere Frage. Was sind schon gute Fans? Für meine Freundin Judith - gänzlich ohne Ballinteresse - zum Beispiel steht fest: Es gibt keine guten Fußballfans! Dagegen bezieht mein Freund Torben Stellung für den perfekten Fan: Mit voller Leidenschaft ohne jegliche Einschränkung! Irgendwann jedoch hilft all das nicht mehr weiter. Was tun, wenn die Mannschaft nicht mehr so tickt wie man es als Fan gern hätte, wenn Enttäuschungen sich häufen und auf eine 1:5-Auswärtsniederlage mit einem 0:4 nicht einmal vermeintlich Besserung folgt? Was tun also als VfL-Fan?

Kurzer Exkurs in die ruhmlose Vergangenheit: Vor nunmehr knapp zwei Jahren kam es in der Arena auf Schalke, wie heute, zum Spiel Schalke gegen Bremen. Bremen spielte damals gewöhnlich großen Fußball, führte mit 9 Punkten Vorsprung die Tabelle an, und auch Schalke begeisterte oftmals die Massen. Fußballdeutschland schaute an diesem Nachmittag nach Gelsenkirchen. Mein Bruder René und ich konnten ganz kurzfristig noch zwei Karten für das Spiel ergattern, in der allerletzten Reihe der Arena, und wir waren richtig gespannt. Was folgte war - wie immer, wenn ich einmal einen Fuß in ein Bundesliga-Stadion setze - eines der schlechtesten Bundesliga-Spiele, die ich je sah. Es endete 0:0, und skandalöserweise wurde dieser Grottenkick im Fernsehen noch relativ gut geheißen.

Was mich an diesem Erlebnis zusätzlich maßlos geärgert hat, war die nahezu haltlose Affimation der königsblauen Fans. Die zuvor gesehenen 90 Minuten duften nun zu vielem Anlass sein, zu Applaus und "Schalke, Schalke"-Sprechchören aber sicher nicht. Schauerlicher Fußball wurde aber wider Erwarten von den Rängen bejubelt, und die Schalker Spieler ließen sich von den Ovationen auf dem Rasen feiern. Wie weit darf nun Fanliebe gehen, oder: Was sind gute Fans?

Schalke-Fans sicher nicht. Sie sind einfach nicht mehr ernst zu nehmen. Wie aber - diese Frage stellt sich für meinen VfL derzeit sehr virulent - einerseits kritischer Begleiter sein, der Missstände nicht unter den Teppich kehrt, andererseits aber dennoch mit Leidenschaft? Nicht dass es schon soweit gekommen wäre: Aber darf man sich beispielsweise über eine weitere Niederlage freuen, trüge sie dazu bei, die vereinsfarbene Brille endlich abzulegen und gegen eine realistischere Sicht auf die Dinge einzutauschen? Ehrlicher als die Schalker Hudelei wäre dies allemal. Heißt das aber nicht auch immer, die eigene Leidenschaft zu verleugnen?

Kritischer Dialog - so nennen das Politiker oder Eheberater. Aber taugt ein solches Konzept für einen Fußballfan? Das hieße ja, einen Teil der eigenen Identität, die notwendig immer auch emotional besetzt ist, parallel kritisch, also unemotional, nämlich rational, zu begleiten. Ist das möglich? Es muss möglich sein. Auch fortan, sogar gerade fortan, wenn der Erfolg auf dem grünen Rasen einmal ausbleibt. Wenn der Versuch scheitert, man wäre nichts weiter als ein jämmerlicher Schalker, und das kann keiner wollen.

Daher ein weiterer erster Versuch: Ein Sieg gegen Lübeck wäre großartig. Probleme lösen wird er vermutlich trotzdem nicht. Zauberfußball am Dienstagabend wäre eine Offenbarung. Daran, dass in dieser Spielzeit einiges gehörig schief gelaufen ist und womöglich noch läuft, ändert das gar nichts.

Freitag, 25. November 2005

flutlicht am dienstag

Die Regionalliga-Partie VfL Osnabrück gegen VfB Lübeck ist wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt und auf den Dienstagabend verlegt worden. Ist das nicht schön? Allein diese Meldung spiegelt den Reiz des unterklassigen Fußballs unmissverständlich wider. Früher war das der Regelfall: Es schneite oder regnete zu stark und lange, schon musste das Spiel abgesagt werden. Im Zeitalter moderner, womöglich sogar überdachter Arenen und verlässlicher Rasenheizungen ist dieser Fauxpas passé, er ist ein Relikt. Zumindest in der Bundesliga. Schade eigentlich, denn über die unvorhersehbaren Naturgewalten kommt der VfL nun zu einem Abendspiel, zu einem Spiel mit Flutlicht-Atmospähre. Ein wenig wehmütig mag nur werden, wer bedenkt, was dies für ein Kracher hätte sein können, wenn der VfL wirklich noch oben mitspielte. Aber auch so: Ein Hoch auf das Tief, das Niedersachsen derzeit kreuzt.

Donnerstag, 24. November 2005

herbstnachtstraum

Ein kalter Herbsttag in Deutschland, dazu noch einer ohne Fußball, stattdessen mit UEFA-Cup Spielen von Stuttgart und Hertha BSC. Das kann eigentlich keiner wollen, und müsste der VfL nicht am kommenden Sonntag gegen die Berliner ran, wäre das Spiel gänzlich bedeutungslos; so können wir immerhin noch auf eine gleichermaßen kräfte- wie selbstbewusstseinzehrende Niederlage der Hauptstädter in letzte Minute hoffen. Ach, irgendwann gestern in einigen Jahren wird es zu einem wirklichen Spitzenspiel, einem europäischen Leckerbissen, einem wirklichen Kracher kommen. Nämlich dann, wenn sich unsere beiden VfLs im Champions-League-Finale gegenüber stehen. Und das wird auch wieder ein warmer, sonniger Frühjahrstag sein.

Mittwoch, 23. November 2005

gast-kolumne: christmas-collection connection

Von Tim

Nicht nur der VfLog besitzt einen erstklassigen Fan-Shop. Auch die Borussia bietet ihren Anhängern ein phänomenales Textilien- und Utensilien-Repertoire. So freuen wir uns dieser Tage unter dem Motto „Grün-Weiße Weihnacht“ über Borussias Weihnachtskollektion. Große Freuden zu relativ kleinen Preisen. So wird dem Fan noch wärmer ums derzeit ohnehin recht wohl temperierte Herz.
Dem geneigten Betrachter wird allerdings schnell klar, dass es sich bei diesen Kleinoden nicht nur um Artikel für den Fan handelt. Es sind vielmehr sorgfältig ausgewählte, auf tiefenpsychologischen Erkenntnissen fußende und nicht in erster Linie zum Zwecke der Umsatzsteigerung produzierte Motivationswerkzeuge für die Spieler. Lesen Sie anhand einiger Beispiele, was die Connection um Köppel und Ex-Pander mit der Christmas-Collection bezweckt:

Der Borussia-Eiskratzer wird für den stets glasklaren Blick Richtung internationale Fußball-Bühne sorgen.

Der Borussia Adventskalender ist das Symbol für die 24 zu erzielenden Tore in den drei Dezember-Spielen gegen Nürnberg, Hannover und Frankfurt.

Die Borussia Christbaumkugeln sind eine Warnung an die Spieler, sich über die Feiertage nicht hängen zu lassen.

Der Borussia Nikolaus-Strumpf ist ein Heimtrainer für die Spieler, mit dem sie auch zu Hause üben können, wie man anderen erfolgreich einen einschenkt.

Der Borussia Fleecehandschuh ist das Prunkstück der Kollektion. Er dient als Fehdehandschuh, den es dem FC Könntichniemalsaussprechen vor dem Rückspiel im Februar vor die Füße zu werfen gilt.

Und wenn alles klappt wie geplant, gibt es in der Weihnachtskollektion 2006 als Belohnung die Borussia Ohrenschützer, mit denen unsere Spieler das Rumgeheule ihrer unterlegenen Gegner nicht mehr ertragen müssen.

Dienstag, 22. November 2005

7:5

Ein Tag wie dieser zeigt, dass Fußball das Wichtigste ist im Leben. Angela Merkel wurde zur ersten Kanzlerin unseres Vaterlandes gewählt. König Fußball muss fortan mehr sein als stille Opposition.
Der VfLog wagt einen Blick in die eigenen Reihen und zählt mit Blick auf die Kabinette des vergangenen Wochenendes die Mehrheiten aus. Wer hat wen gewählt?

Die Borussia spielte gegen Leverkusen mit:
Keller - nicht wahlberechtigt
Jansen - Grüne
Strasser - nicht wahrberechtigt
Zé Antonio - nicht wahrberechtigt
Fukal - nicht wahrberechtigt
Thijs - nicht wahrberechtigt
Kluge - SPD
El Fakiri - nicht wahrberechtigt
Polanski - CDU
Neuville - FDP


Der VfL beging das Emdener Debakel mit folgendem Gespann:
Berbig - Grüne
Koch - Linkspartei
de Jong - - nicht wahrberechtigt
Kügler - CDU
Enochs - nicht wahrberechtigt
Reichenberger - SPD
Nouri - SPD
Schäfer - FDP
Waku-Menga - nicht wahrberechtigt
Heidenreich - CDU
Wedau - Grüne


Ergebnis:
SPD - 3
CDU - 3
Grüne - 3
FDP - 2
Linkspartei - 1


Die linke Mehrheit steht. An einem Tag wie diesem darf man sich nicht der Realität geschlagen geben. Was zählt, ist die Zuversicht!

Montag, 21. November 2005

die liga der sympathen

Die Zeiten sind jämmerlich, und nach einem sieglosen VfL-Wochenende, schlimmer noch: Nach einer auch in der Höhe verdienten 0:4-Niederlage gegen Kickers Emden ist der Ruf nach Besserung laut. Nicht so laut jedoch, dass wir Positives überhört hätten, dass die gute Nachricht nicht mehr unser Ohr erreichen könnnte. Die Liga ist mehr denn je eine der Sympathen.

Soll heißen: Wenn wir schon Kaiserslautern in der ersten Liga ertragen müssen, dann nicht länger mit Michael Henke. Wenn Nürnberg sich nun bereits in der zweiten Spielzeit nacheinander am Heiligen Rasen der Liga versündigt, dann bitteschön mit Hans Meyer an der Seitenlinie. Und schließlich: Wenn der Hannover’sche Provinzsportverein sich mit der Entlassung des ehrenwerten Ewald Lienen verzettelt, hat er immerhin die Chuzpe, nicht auf Wolfgang Wolf oder Wener Lorant als Nachfolger zurückzugreifen; nein, er verpfichtet Peter Neururer.

Wann jemals zuvor arbeiteten bei den 18 Bundesligisten so viele tendenziell akzeptable, geradezu sympathische Coaches, die zugleich noch Sachverstand und Konzepte erkennen lassen? Ausreißer nach unten sind lediglich Eintracht Frankfurt und – hier jedoch als maßgeblicher Teil einer besonderen corparate identity nur konsequent – der VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen. Das ist eine insgesamt hervorragende Ausbeute.

Man denke an Zeiten zurück, in denen sich die Friedel Rauschs, Kurt Jaras und Rainer Bonhoffs die Klinke in die Hand gaben, um schließlich Otto Rehhagel in aller Öffentlichkeit schamlos als modernen Fußballtrainer anzupreisen. Die alle wollen wir nicht mehr sehen. Aber die Liga verschont uns derzeit sogar von so schmerzhaften Dauerbrennern wie Wolfgang Wolf oder Huub Stevens. Die Trainerneuzugänge der jüngsten Vergangenheit sind nahezu alle respektabel, einzig die Verpflichtung Michael Skibbes ist wirklich schmerzhaft. Schließlich jedoch wurde Skibbe von einem äquivalenten Klub angeheuert, der sich mit Schmerzen bestens auskennt.

Es macht Spaß, der Liga zuzuschauen. Auch der obligatorische Kamera-Blick auf die Trainerbänke ist kein Graus mehr, vielleicht nur dann, wenn Hertha gegen Frankfurt spielt und Falko Götz mit Friedhelm Funkel gleichzeitig im Bild ist. Ansonsten auffällig viel Sympathie, auffällig viele Typen. Steigerbar eigentlich nur noch durch ein neuerliches Engagement von Rolf Schafstall oder Eduard Geyer.

Nachtrag, 23:35 Uhr: Wolfgang Wolf ist neuer Trainer in Kaiserslautern. Das ist geschmacklos. Niemand konnte etwas dagegen unternehmen. Damit steht Kaiserslautern schon frühzeitig als erster Absteiger der Saison fest - aber das ist ja auch ganz angenehm.

Sonntag, 20. November 2005

erfolgsspuren

Noch immer ist nicht so richtig klar, warum. Aber der VfL kletterte nahezu unbesehen auf Rang 6, hat weniger Tore kassiert als Bremen und mehr geschossen als Schalke. Das alles unter Trainer Horst Köppel, einem Coach, dem im Sommer noch niemand mehr wirklich zugetraut hatte, eine Saison unter Echtzeitbedingungen, das heißt jenseits des akuten Abstiegskampfes, durchzustehen.

Köppel hat beachtliches geleistet, und - zugegeben - das geht mir schwer über die Lippen. Man mag immer noch ein vorsichtiges "scheinbar" einstreuen. Dazu aber gibt es derzeit absolut keinen Anlass. Eher im Gegenteil: Köppel hat aus einem eben nur scheinbar inhomogenen Haufen eine Mannschaft geformt und das geschafft, was Dick Advocaat nicht gelingen wollte. Köppel hat vollendet, was sein Vorgänger zumindest im Kopf hatte. Die Fohlen spielen wieder Fußball.

Wie konnte das passieren? Mit Geduld, und eben mit einem Papa wie Horschtl einer ist. Nicht immer zurückhaltend, auch mal aufbrausend und streng, aber fair und stets mit Blick auf das große Ganze. Das kann er offenbar, und damit hat er uns überrascht. Der VfL steht hinten robust, beängstigend fast, nach vorn spielt er direkt und mit dem nötigen Selbstbewusstsein vor dem Tor. Das sieht nicht immer klasse aus, das ist nur selten Zauberfußball. Aber was zählt, sind Punkte. Davon hat der VfL schon 20, gefühlt sind das mehr als in den vergangenen fünf Jahren zusammen. Das Patriachat trägt Früchte. Solange es nicht seine Kinder frisst, besteht Anlass zu Freude. Ohne Vorbehalt.

Samstag, 19. November 2005

0:4

Noch Fragen? Nein? Danke!
Vielleicht Vorschläge? Ratschläge? Auswege?

Freitag, 18. November 2005

hauptsache gesund

Morgen geht es also gegen Leverkusen. Die wirklich unnötigste Mannschaft am Rhein hat nichts zu holen im Borussiapark, soviel ist klar. Aber für die armen Menschen, die wegen eines widrigen Schicksals zu Fans der Werkself geworden sind, haben wir ein paar Tips, wie sie das Spiel besser ertragen werden. Bitte in folgender Reihenfolge einnehmen – und keine Sorge, es ist alles von Bayer:

Vor dem Spiel
Aspirin plus C
Fluanxol
Neurocil

Mit Anpfiff
Bepanthen Augensalbe
Atosil
Baymycard

Zur Halbzeitpause
Talcid
Lefax

Nach Abfiff
Aktren

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Am Abend nach der Niederlage
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Am nächsten Morgen
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Donnerstag, 17. November 2005

deutschland wird weltmeister

Das Feld hat sich gelichtet, und zum Vorschein kommt Zuversicht. Denn: Ein erneuter Durchmarsch der deutschen Nationalmannschaft bis ins WM-Finale ist nunmehr erwartbarer denn je. Jetzt, da die Konkurrenz von Klinsis Zauberkünstlern de facto feststeht.

Schauen wir einmal auf das Teilnehmerfeld und sondieren zuerst die potenziellen 8:0-Kantersieg-Gegner, als da wären: Saudi-Arabien (zum wiederholten Male), Elfenbeinküste, Togo (evtl. auch neun Tore denkbar), Angola, Trinidad&Tobago, Costa Rica, Ecuador, Iran und die Schweiz.

Übrig bleiben eine ganze Schar von Teams, die wir entweder bereits beim letzten Mal rausgekegelt haben oder qua nationalem nicht zu mehr taugen als zu Kanonenfutter. Wir zählen dazu: Australien, Tunesien, Ghana, Mexiko, USA, Paraguay, Südkorea, Japan, Serbien-Montenegro, Polen, Kroatien und die Ukraine.

Brasilien und Argentinien treffen im Viertelfinale aufeinander, der Sieger verliert im Halbfinale gegen die Niederlande. Somit sind keine außereuropäischen Teams mehr vertreten, die WM wird standesgemäß zur inoffiziellen Euro 2006.

Nun, im Feld sind nun noch die Elfmeter-Stars aus England, die wir - so viel Spaß muss sein - im Achtelfinale selbst und natürlich wieder vom Punkt aus besiegen; außerdem Spanien, das leider nicht einmal die Vorrunde übersteht; Tschechien, das zum Spanien des neuen Jahrtausends wird und niemals irgendeinen großen Titel gewinnen wird; Frankreich, diese vermeintlich große Fußballnation, gegen die wir ja schon in der Vorbereitung kein Tor kassierten und die immer noch von ihrem Triumph 1998 zehrt, währenddessen in der Folgezeit längst andere, große Mannschaften aktueller Vize-Weltmeister geworden sind, als man selbst mit null geschossenen Toren frühzeitig wieder abreiste; Schweden und Portugal, die einfach nicht Turniersieger werden, weil Schweden und Portugal als Weltmeister scheiße klingt und ungehörig ist, schließlich wird Feuerland auch nicht Südamerika-Meister; Italien, das leider wieder im entscheidenden Spiel entscheidend zu viele Fehler macht, nämlich im Halbfinale gegen uns, das wir - in memoriam 1970 - mit 4:3 gewinnen.

Das Finale gegen die Niederlande nun ist ein einziges Déjàvu und bedient alles, was ein Fußballspiel an Emotionen bedienen kann. Trotzdem ist der deutsche Sieg natürlich Formsache. Denn: Spielt im deutschen Team ein Eike Immel? Oder ein Gunnar Sauer? Nein? Eben!

Mittwoch, 16. November 2005

t & t

Trinidad/Tobago ist bei der Weltmeisterschaft in Deutschland dabei. Das ist Sprengstoff für das Turnier, und zwar allerbester. Nach einem mitreißenden Fußballspiel hat sich die Mannschaft gegen das Königreich Bahrain mit 1:0 durchgesetzt und das Deutschland-Ticket gelöst. Das Tor des Tages in Manama erzielte Dennis Lawrence (50.) per Kopfball.

Der Sieg war bereits im Vorfeld absehbar, weil Ex-VfL-Trainerlegende Wolfgang Sidka seinen Trainerjob in Bahrain Ende Juni abgegeben hatte. Trotzdem ist das Ausscheiden für die Königskinder bitter: Im Erfolgsfall hätte die Mannschaft aus Bahrain umgerechnet vier Millionen Euro erhalten. Zusätzlich hätte es 50.000 Euro pro Spieler, ein Haus, ein Auto und eine Sofortrente ab Juni 2006 von umgerechnet 2000 Euro gegeben. Das war im Vorfeld vom Parlament beschlossen worden.

Dienstag, 15. November 2005

fakten und fiktionen

Warum lese ich sie eigentlich noch, die Bild-"Zeitung" (natürlich nur online...!)? Manchmal ist sie unterhaltsam, ja, und manchmal weiß sie Dinge zuerst, die bald in aller Munde sind, gerade im Sport. Sehr oft aber behauptet sie auch, Dinge zu wissen, die niemand sonst je hörte. "Aussortiert und weg", so vermeldet das Blättchen nun, sei das Motto in vielen Vereinen vor der nahenden Winterpause. In Gladbach, so die Autoren, werde es Giovane Elber treffen: "Wird er bis Januar nicht fit, will Gladbach ihn unbedingt abschieben".

Was steht denn dazu im Kicker, fragte ich mich. Dies:
"Wir hatten eine hohe Fluktuation, aber in dieser Saison ist die Mannschaft gut zusammengestellt. Sportlich sind wir auf dem richtigen Weg, und es kommen auch noch einige Spieler zurück, die uns in der Rückrunde weiterhelfen können", so Königs.
Im Blick dürfte der Präsident dabei nicht nur Giovane Elber haben, der beim 5:1 im internen Duell gegen die Oberliga-Mannschaft drei Tore markierte (zudem trafen Kluge und Kahe) und weitere Fortschritte macht.
Aussortiert und weg, das sollte das Motto für die deutschen Kioske sein. Aber ach, die Zeiten sind nicht so.

Montag, 14. November 2005

die geburt der schönen bilder

Ullrich Tour-de-France-Sieger. Osnabrück in Liga 2. Deutschland Weltmeister. Gladbach in der ersten UEFA-Cup-Runde gegen Benfica Lissabon. Goleo Liebling des Monats. Der VfLog den Preisbloggen-Award-Titel verteidigt.

Sonntag, 13. November 2005

realitätsdiffusion & kontingenztremor

Dieses unabänderliche Zittern, ohne Kontrolle und Einhalt, vor allem ohne Ausweg. Noch schlimmer: Ohne sinnhaften Anfang, ohne eine bewusste Entscheidung dafür. Wissend, alles könnte genauso gut auch anders sein. Unvorstellbar. Nürnberg wäre auch denkbar. Oder Fürth. Gott sei Dank kann man sich auf das Zittern verlassen, es kommt jede Woche, eigentlich sogar öfter. Sogar dann, wenn die VfLs nicht spielen.

Mit der Gesamtsituation noch so unzufrieden, lässt es sich nicht abstellen. Das ist gut zu wissen. Ohne Zittern wäre die Welt behäbiger, ruhiger, nicht so spannend. Die Gnade wes Geburts auch immer hat es vermocht, uns das beste zu schenken, was der deutsche Fußball zu bieten hat: Zittern mit Gladbach und Osnabrück, Liebe und Zuneigung.

Die einen stehen relativ weit oben, ausnahmsweise gefahrlos und ohne genau zu wissen, wieso und was sie dort zu suchen hätten. Die anderen stehen relativ zu weit unten, gemessen an dem, was sie vor Saisonbeginn als Ziel ausgegeben hatten. Bei genauerem Hinsehen droht beiden Teams in diesem Jahr erstmals seit langem mal wieder ein typisches Wolfsburg-Dasein, nämlich ein absehbarer Platz im Tabellenniemandsland. Trotzdem oder womöglich gerade deswegen bleibt das Zittern. Und es macht stolz.

Samstag, 12. November 2005

kalte faszination

Ungemütliches Wetter, der Jahreszeit angemessen kalt, bewölkt. Herbst eben. So ein 2:0 gegen verunsicherte und schwache Erfurter kommt unter den gegebenen Umständen enorm karg daher. Besonders überzeugend ist es auch nicht. Natürlich freuen wir uns pflichtschuldig, wir saugen den hoch verdienten Sieg dankbar in uns auf und verbuchen ihn auf dem schmal bestückten Punktekonto. Mehr nicht.

Fußball ist derzeit nicht mehr der, der er mal war, und nicht der, der er sein sollte. Nicht an Tagen, an denen der VfL gegen Erfurt gewinnt und gleichzeitig Markus Feldhoff mehr und mehr seinen Ruf als intelligenter, fairer Vorzeigeprofi einbüßt. Auch nicht an Tagen, an denen zu allem Überfluss dann auch noch Deutschland ein Freundschaftsspiel in Frankreich bestreitet; immerhin können wir uns in Paris mal wieder als Friedensbringer profilieren, vielleicht ein bißchen erfolgreicher als beim letzten Mal.

Der Faszination des runden Leders aber kann diese Mission nichts anhaben: Sie ist derzeit so oder so arg beschädigt. Mindestens bis zum nächsten Wochenende. Dann spielen die VfLs in Emden und gegen Leverkusen.

Freitag, 11. November 2005

ästhetische prozesse

Angela Merkel wird nun also - nie waren die Anzeichen dafür deutlicher - Kanzlerin unseres schönen Heimatlandes.
Der VfL wird morgen endlich einmal wieder ein Spiel gewinnen, und zwar deutlich. Das absehbare, wenngleich auch annähernd bedeutungslose 4:1 gegen Rot-Weiß Erfurt wird ein Schmankerl der Saison und zugleich großer Regionalliga-Sport. Es wird die Bremer Brücke zum brodeln bringen.
Klinsis Helden von Paris werden am Abend dann erstmals seit vielen Jahrzehnten wieder gegen eine zumindest vermeintliche Spitzenmannschaft gewinnen. Das 2:1 im Stade de Frace macht Mut für die WM, es macht uns ein für allemal zum Titelfavoriten, der Doppelpack von Thomas Brdaric wird nicht der letzte in einem wichtigen Länderspiel gewesen sein.
Morgen bezaubert uns wieder die Schönheit des runden Leders. Bestimmt.

Donnerstag, 10. November 2005

die zähmung des blicks

"Everybody wants to be the man at the top", singt Bruce Spingsteen, "aim your gun, son, and shoot your shot". Jeder möchte immer oben stehen. Viele sind davon überzeugt, dass sie das auch schaffen können. Unter die ersten Zwei kommen, aufsteigen in die Zweite Liga, im zweiten Versuch zurück ins Profi-Geschäft.

Manche werden enttäuscht. Ziel verfehlt, Schuss daneben. Es zerplatzen Träume, man findet sich nach nicht einmal der Hälfte der Spiele näher an einem Abstiegs- denn an einem Aufstiegsplatz. Der Blick in der Tabelle wandert nach oben, er stockt schon bei Platz Sieben. Fünf Plätze zu früh. Weiter nach oben geht's nicht. Weiter oben schmerzt jedes Blinzel, Jena und Hertha BSC verursachen Schmerzen, merkliche, in der Brust und im Rücken. Die Luft wird knapp, man atmet kurz. Oben wird der Blick zu einem tödlichen. Er muss stehen bleiben, ziemlich genau in der Mitte. Stillstand ist manchmal notwendig. Um sich wieder zu finden. Manchmal dauert das länger. Manchmal ist Stillstand, obwohl alles andere schon marschiert. Es fällt nicht schwer, den Blick dann abzuwenden. Ihn zu zähmen, will gelernt sein.

Mittwoch, 9. November 2005

zwiespältige begierden

Eben noch wollten wir einen Artikel darüber schreiben, was es für unser Erfolgsduo Köppelandersen wohl bedeuten würde, wenn der Assistent der vermeintlichen Begierde aus Nürnberg nachgeben würde, um den Job anzutreten, den Peter "Verbalerotik" Neururer in schönstem Stil per Mailbox ablehnte. Der langmähnige Skandinavier Andersen, zuletzt gegen Hamburg für eine kleine auf Elber zeigende Geste in der 70. Minute gefeiert, hat wohl nicht unbedeutenden Anteil am Erstarken der Borussia. Und er bleibt. Nun, da sich abzeichnet, dass er nie ernsthaft Kandidat in Nürnberg war, hinterlässt seine leicht anbiedernde Sprechblasen-Stellungnahme ("eine reizvolle Aufgabe") allerdings einen fahlen Nachgeschmack: Hat da einer Ambitionen, bald Cheftrainer zu sein, möchte er lieber den ersten Mann im Sumpf als den zweiten auf dem Olymp geben?

Durch den Nürnberger Sumpf jedenfalls soll nun ein anderer, in Gladbach gleichfalls wohlbekannter Mann stapfen: Hans Meyer. Gottgleiche Figur und Idol auch unseres kleinen Familienblogs. Was bewegt einen solchen Mann nur, nach Nürnberg zu gehen? Ich kann nicht anders, ich wünsche Hans Meyer Glück! Aber vielleicht heißt Glück ja in diesem Fall doch: Abstieg und schnell zurück in den heimischen Rosengarten. Keine Schmach im Frankenland wird vergessen machen, was Du am Niederrhein erreicht hast, Hans!

Dienstag, 8. November 2005

sicht und einsicht

Geht es eigentlich nur mir so? Dieses seltsame Gefühl, in diesem Jahr finde die Bundesliga nur behelfsmäßig, sozusagen amputiert statt? Kaum hat sie begonnen, gibt es eine Spielpause nach der anderen, und kaum hatte man gedacht, die Zeit der vielen Unterbrechungen sei vorbei ... gibt es wieder eine Spielpause. Es scheint, als habe man beim DFL nach einem Prinzip gesucht, glücklichen Fans den Rhythmus zu nehmen, mit immer neuen tristen Nationalmannschafts-Werbeunterbrechungen im prickelnden Programm der Bundesliga.

Allein: Wer zu derlei depressiven Gedanken neigt, dem sei ein Blick auf die Tabelle empfohlen. Immer noch Platz sechs. Ja, das bleibt jetzt so für mindestens 10 Tage. Und aus Unglück wird doch so etwas wie Glück.

Montag, 7. November 2005

wie wirklich ist die wirklichkeit?

Wir hatten es schon: 'Die Wirklichkeit', es gibt sie nicht, jedenfalls nicht 'objektiv' für alle gleichermaßen. Oder anders mit Egon Friedell: "Die Wirklichkeit ist überall gleich, nämlich unbekannt." So kann man auch über das gestrige Spiel der Borussia gegen den HSV viele Geschichten erzählen, viele Wirklichkeiten beschreiben.

Nur knapp sei eingestanden, dass sich auch die Geschichte zweier verlorner Punkte formulieren ließe, die gegen eine fast durchweg unterlegene Hamburger Mannschaft verschenkt wurden. Aber nach Jahren, in denen so viel so viel schlechter lief, wer möchte nicht die sich mindestens ebenso bietende Gelegenheit verstreichen lassen, all die schönen Narrationen auszuformulieren, die da zeugen von Hoffnung, von Erfolg, von Spielfreude, von Erfüllung?

Da wäre also die Geschichte von einer Borussia, die Hamburg mit dem Anpfiff unter Druck setzt, die sich gegen den Tabellenzweiten grandiose Torchancen nicht nur erkämpft, nein: erspielt! Auch die Rückkehr des Giovane Elber, das noch glanzvollere Spiel des Eugen Polanski, das Antreiben und Fighten des Peer Kluge, die Schlenzkünste des Oliver Neuville, das Selbstbewusstsein des jungen und doch schon so großen Marcell Jansen, sie waren gestern eigene Novellen wert.

Viele der zu singenden Lobeshymnen wurden bereits gesungen, gestern abend auf den Rängen, heute in den Medien. Doch zwei exklusive Meldungen wollen wir noch anfügen: Gut gefiel mir der frustrierte Ruf eines Fans, gerichtet an den jungen, fast hoyzeresk stylishen Linienrichter, der sich ab und an nicht ganz auf der Höhe des Spiels, wohl aber stets auf der Höhe der Frisurenmode zeigte: "Nimm datt Gel aussem Jesischt, dann siehsse au watt!"

Und, nun muss es raus: Ich will mich, nach vielen impliziten Huldigungen, nun auch ausdrücklich entschuldigen bei Horst Köppel. Nicht nur sah er gestern, adrett mit Hemd, Pullover und Jackett so richtig gut aus; seine Mannschaft sieht schon lange gut aus wie lange nicht. Es ist bekannt: Nach dem Desaster des desolaten Kölnspiels habe ich eine solche Wandlung unserem Coach nicht zugetraut. Auch die erste Halbzeit gegen Bremen schien mir recht zu geben. Doch inzwischen hat er mich Lügen gestraft. Ich bin beeindruckt und sage sorry! Horst, die Spieler, die zu großen Teilen noch vor wenigen Wochen wie orientierungslose Legionäre wirkten, sie sind unter Dir ganz offensichtlich zu einer Mannschaft gewachsen, die willensstark, kämpferisch, spielstark und selbstbewusst ist. Hut ab, und: Danke, Horst Köppel!

Sonntag, 6. November 2005

abwärts

Solidarität sieht anders aus. Gewöhnlich streikt die Regionalliga geschlossen, heute aber haben sich einzig die VfL-Spieler an die Abmachungen gehalten, als sie ein Zeichen gegen die durch soziale Missstände ausgelösten Straßenrandalen in Frankreich setzten. Das Ergebnis ist eine leistungsgerechte 1:5-Niederlage bei Bremen II.

Der Spielbetrieb, über die Dauer nahezu der gesamten 90 Minuten eingestellt, wird voraussichtlich am kommenden Samstag gegen Erfurt wieder aufgenommen, jedenfalls, wenn nichts dazwischen kommt. Ein bißchen bitter, dass das Ost-West-Aufeinandertreffen dann vollends jenseits jeder Bedeutsamkeit stattfindet, das aber immerhin vor einer absehbaren Minuskulisse.

Warum die Lila-Weißen scheinbar unbeeindruckt von den ernsthaften Auftritten und erfolgreichen Ergebnissen der Konkurrenten geschlossen in der Streik getreten waren, ist noch unklar. Eine Aussperrung durch den Arbeitgeber war am Abend immer noch Thema in der Führungsetage. Manager Lothar Gans gab dem VfLog zu Protokoll, man wolle die Spieler jedoch in jedem Fall erst einmal zum Training kommen lassen, denn "dann hätten sie immerhin schon mehr gelaufen als heute auf dem Platz". Nicht nur für ihn war die Leistung der Wollitz-Mannen unerklärlich und nicht mal mehr ärgerlich.

Samstag, 5. November 2005

live von woanders: awd-arena, hannover

Was wird einem nicht alles präsentiert in Hannover. Eckbälle werden präsentiert, Tore auf anderen Plätzen, die aktuelle Zuschauerzahl wird präsentiert - das alles gibt es auch anderswo. Jedoch: In der AWD-Arena, wie wir das Hannoveraner Stadion redaktionsintern zärtlich nennen, wird sogar jeder noch so uninspirierte Freistoß im Mittelkreis präsentiert (und davon gab es heute eine Menge!), und zwar von einer städtischen Gebäude-Reinigungsfirma. Treffender als mit diesen vollends unsinnigen Placements lässt sich der provinzielle Charme der Expo-, Messe- und Nochkanzlerstadt nicht beschreiben, nicht einmal mit einer gehörigen Portion (erwartbarer) Fußballmagerkost von der Marke Hannover-Mainz.

Das Spiel war über weite Strecken grausam und in etwa so beschämend wie die Fans von 96. Hannover stand hinten eigentlich recht sicher, ohne Frage. Kopfballtore nach Ecken passieren, und wenn man versucht, einen Rückstand auszugleichen, fallen manchmal Konter-Tore, unbenommen. Irritierend war allein die wirklich erschreckende Ideenlosigkeit im Spiel nach vorn. Mainz war auch nicht viel besser, hat aber immerhin zwei Tore geschossen und sollte am Ende nicht unvedient mit 2:0 gewinnen. Ewald Lienen durfte als Hannover-Coach seinen Hut nehmen. Mit diesem Fazit werden jedenfalls eine Menge Hannover-Fans vor dem Schlusspfiff das Stadion verlassen haben. Wohl zu früh.

Den Lienen-Mannen gelang in fünf Minuten der Ausgleich, an den vorher gut 70 Minuten niemand mehr geglaubt hatte. Warum auch, es gab schlicht keinen Anlass für Zuversicht. Mit ein bißchen Glück endete das Spiel also 2:2, Lienen bleibt Trainer - jedenfalls vorerst -, und die einzigen wirklichen Verlierer ist die Handvoll Mainz-Fans, die sich schon im Gefühl des sicheren Sieges auf einer feucht-fröhlichen Rückfahrt wähnte. Jetzt wird sie eben nur feucht.

Was bleibt?
a) Das Spiel wird defintiv in meine persönliche Top 10 der fußballerisch besorgniserregendsten Spiele aufgenommen, bei denen ich live dabei sein durfte.
b) Der Pressebereich in Hannover ist eher enttäuschend. Nicht nur Yogi war nicht da, auch die Kollegen der BILD waren weit schüchterner als gewohnt, trotzdem: Das Catering war dem Spiel angemessen.
c) Hannover 96 hat bei der Bewerbung um die schlechtesten Fans der Liga heute gehörig zugelegt. Wo andere Teams bei Rückständen und mäßigen Leistungen angespornt werden, bedient man sich in Hannover schamlos und ohne Scheu des Holzhammers: Pfiffe, Trainer-Raus-Rufe, nicht zu vergessen natürlich das obligatorische Vom-Spielfeld-Abwenden. Einzig die Tribünengäste auf den Geraden ziehen bei dem beschämenden Prozedere noch nicht so überzeugt mit. Umso beachtlicher einige Transparente in der Nordkurve, die dem Vernehmen nach auch schon vor 65 Jahren unsere Truppen angefeuert haben. Zwischenzeugnis: Alles in allem noch nicht ganz so professionell wie in Berlin oder Kaiserlautern, aber auf dem richtigen Weg!
d) Wäre Ewald Lienen nicht und wäre man selbst nicht gefühlter Niedersachse, man hätte keine Argumente mehr, in einem Spiel gegen Mainz die Daumen für Hannover zu drücken.

Freitag, 4. November 2005

ein herz und ach zwei seelen

"Borussias Fans wünschen Mainz Glück", so berichten die lieben Kollegen von borussia.de heute. Eine Umfrage hat ergeben, dass sich Borussen im Abstiegskampf, an dem wir derzeit endlich einmal nicht teilhaben, am ehesten den Mainzer Kickern Glück wünschen. Diese Verbundenheit zu den Mannen von Trainer Klopp spüren wir schon lange, und schicken daher morgen Korrespondent Maik nach Hannover zum Spiel der 96er gegen Mainz. Doch dann schlagen zwei Seelen, ach, in unserer Brust. Denn auch des Nun-Niedersachsen Lienen gedenken wir immer wieder gern. Zerrissen zwischen diesen Gefühlen wird Maik aus der "AWD-Arena", wie wir das Hannoveraner Stadion redaktionsintern zärtlich nennen, berichten. Vielleicht trifft er sogar Yogi. Und am Sonntag ist dann wieder klar, wo unser Herz schlägt.

Donnerstag, 3. November 2005

zurück aus elba

Man will es ja gar nicht wieder aufwärmen. Der Coup des Elberkaufs, die Hoffnungen, die immer neuen Ankündigungen bald werde er aber spielen, die Enttäuschung nach dem Einsatz an der Elbe in der vergangenen Saison, die OP, die Krankschreibung, die Vorwürfe.

Wir haben darüber kaum berichtet, denn es war zu traurig. Traurig für den Bestenausländischenbundesligastürmerallerzeiten, traurig für die, die ihn verpflichtet haben, traurig für die, die auf den Rängen auf ihn hofften. Vorbei! Elber ist zurück, hat in der Nachwuchsrunde der Borussia Beachtliches geleistet (1 Tor, 2 Assists) und wird wohl am Sonntag gegen den HSV "schon" im Kader sein, erneut gegen die Hanseaten vielleicht gar einen Kurzauftritt haben.

Und warum sollte nicht alles diesmal besser laufen. 10 Minuten auf dem Platz, ein Schuss, ein Tor? In der letzten Saison hätte ich es auch kaum geglaubt. Aber in dieser Spielzeit, so scheint es ja schon länger, geht vieles auf einmal, was lange reine Träumerei war.

Mittwoch, 2. November 2005

winterzeit

"Eigentlich ist es ja jetzt schon 21 Uhr", pflegt eine Bekannte von mir entschuldigend zu murmeln, wenn sie am Sonntag der Umstellung von Sommer- auf Winterzeit pünktlich zur Tagesschau (wie an jedem anderen Tag auch) eindöst. Es ist also wieder Winterzeit. Das heißt auch, dass ab sofort Sonntagsspiele der Bundesliga von Beginn an Flutlichtspiele und gegen Ende wahre Nachtkicks sind, denn es dunkelt schon merklich um 17.30.

Und gleich in dieser Woche dürfen wir ran, daheim im Borussiapark, antreten zu einem Flutlichtspiel gegen den HSV, neben Bremen vielleicht die Mannschaft, die zur Zeit die sehenswerteste der Liga ist, sieht man von unserem geliebten VfL einmal ab. Viele Flutlichtspiele werden wir nicht haben in dieser Saison ohne DFB-Pokal und internationalen Wettbewerb und ich freue mich auf jede Gelegenheit, diese besondere Atmosphäre einzusaugen.

Wenn jeder Spieler vier Schatten wirft, wenn der Blick gen Himmel statt einer sengenden Sonne tausend Augen des pantheistischen Fußballgotts funkelnd zeigt. Dann sind die Gänsehaut-Poren auf den Armen noch kesser als bei anderen Pflichtspielen, der Schauer auf dem Rücken fröstelt noch mehr, der Herzschlag geht noch drei, vier BPM schneller. Ich freue mich auf Sonntag!

Dienstag, 1. November 2005

rasch dementiert

+++ EILMELDUNG +++ EIMELDUNG +++ EILMELDUNG +++

VfL-Präses Dr. Dirk Rasch hat heute morgen energisch Gerüchten widersprochen, er werde bei der nächsten Mitgliederversammlung nicht mehr als Präsident kandidieren. Die Ereignisse überschlugen sich gestern, als immer neue Meldungen verlauteten, Rasch werde als Reaktion auf das verhältnismäßig knappe 3:0 gegen den HSV nicht mehr kandidieren. Rasch wurde vor dem Spiel und als Antwort auf die Frage, was die Folge eines womöglich nicht so hohen Sieg gegen Hamburg sein könne, mit den Worten zitiert: "Ihr wisst, was das für mich bedeutet." Beobachter schlossen daraufhin einen sofortigen Rücktritt nicht aus, rechneten aber spätestens mit einem Rückzug auf der nächsten Vollversammlung.

Rasch erklärt hierzu: "Ich habe nie an Rücktritt gedacht. Alle, die sowas behaupten, haben keine Ahnung. Bei der Aussagen stand im Mittelpunkt, dass ich mit Pele um 30 Liter Bier gewettet habe, dass wir Hamburg mit mindestens vier Toren Unterschied schlagen. Pele hatte daraufhin gesagt, bevor das passiere, wechsele er Wolfgang Schütte ein. Dann entstand das Zitat von mir, das einige hier gründlich missverstanden haben. Noch einmal: Ich bleibe, bis zum Champions-League-Finale."

Montag, 31. Oktober 2005

wo wir hingehören

Verloren. Zweimal in Folge, rechnet man den DFB-Pokal mit. Das ist nicht schlimm, im Gegenteil, es war unvermeidlich, irgendwann. Wir sind jetzt wieder da, wo wir hingehören: Emotional zurechtgestutzt von ungläubiger Euphorie auf wohlige Gemütlichkeit. Und in der Tabelle immer noch auf Platz fünf. Ich bin's zufrieden, genieße und: schweige.

Sonntag, 30. Oktober 2005

vorschau

Der VfLog feiert im Februar 2006 einjähriges Bestehen. Es ist uns bereits jetzt eine besondere Freude, Sie zu unserer großen Jubiläumsgala einzuladen. Als Gäste haben bereits einige Hochkaräter zugesagt. Nicht nur Theodor W. Adorno und der Fußballgott haben angekündigt, mal vorbeizuschweben. Auch Klinsi, Oliver und Yogi, Dietmar Hamann, Jörg Wontorra, Bundespräsident Horst Köhler, Star-Trainer Dick Advocaat, Thomas Berthold, Manolo, Josè Mourinho, DFB-Wettbeauftragter This Waterink, VfL-Evergreen Jürgen Gelsdorf, DFB-Boss Theo Zwanziger, DFL-Ost-Beauftragter Michael Henke, CDU-Sprachgenie Jürgen Rüttgers und sogar Pommes Fritze werden dabei sein.