Dienstag, 31. Oktober 2006

aber was?

Eigentlich müsste man ja längst mal etwas mehr über die Lage am Niederrhein sagen.

Montag, 30. Oktober 2006

härter gegen hertha

Eine Fahne hält der VfL hoch, stolz und tapfer. Die Fahne des letzten verbliebenen Regionalligisten im DFB-Pokal. Das nächste Mal weht kurz vor Weihnachten ein spannungsgeladenes Pokal-Lüftchen durch die Bremer Brücke, der Gegner heißt dann: Hertha BSC Berlin.

Stammleser unseres kleinen Familien-Blogs wissen, dass die Berliner uns alles andere als sympathisch sind; sie sind uns auch nicht unsympathisch; gleichgültig trifft es womöglich am besten. Das Gegenteil von Leidenschaft, das Gegenteil von Tradition, Stil und Charme - all das vereint die Hertha aufs Beste. Damit taugt sie trefflich als Antipode zum VfL und mimt einen fast perfekten Gegner, jedenfalls insofern es nach dem VfDuell in Runde Zwei noch einen perfekten Gegner gibt.

Einmal hat der VfL ja in dieser Saison bereits gegen Hertha BSC gewonnen, wenngleich das auch nur die kleinen Berliner waren. Wenn die Mannen um Kapitän Thomas Reichenberger nun beim zweiten Aufeinandertreffen noch konzentrierter und ballsicherer und auch härter zu Werke gehen, dann schmecken vielleicht, vielleicht ja auch die großen Berliner. Auf ein Live-Spiel im Fernsehen kann Osnabrück indes wohl nicht hoffen, schließlich spielt auch noch Offenbach gegen Burghausen oder Fürth gegen Wolfsburg.

"Gegen wen ist mir egal. Viel gravierender ist, dass wir schon Anfang Dezember unser letztes Meisterschaftsspiel haben und ich mir überlegen muss, wie die Mannschaft dann noch so lange die Spannung bewahren kann", sagte Pele Wollitz schon am Mitt woch nach dem Gladbach-Spiel. Bitteschön, gegen den Bundesligisten aus Berlin wird das jawohl machbar sein.

Wer an dieser Stelle etwas über das beklagenswerte Rasentreiben in Gladbach lesen möchte, der sei vertröstet. Noch trauen wir uns an diese Baustelle nicht ran, die Wunden sind zu frisch und man neigt zu Überreibungen. Doch spätestens am Mittwoch gibt's dazu Neues: Im Seitenwechsel, der in der vergangenen Woche dem Feiertag zum Opfer fiel.

Sonntag, 29. Oktober 2006

spitzenreiter

Derzeit sind Erfolg und Misserfolg ziemlich einseitig verteilt zwischen den VfLs. Der 2:1-Auswärtssieg in Leverkusen war für Osnabrück ein Riesenschritt nach vorn und bedeutet gleichzeitig die Tabellenführung - wenn auch erst einmal nur nach VfLog-Rechnung: Wer das Spiel weniger, das der VfL bisher absolviert hat, als gewonnen wertet, der findet die Mannschaft sogleich am Platz an der Sonne wieder.

Langsam, doch stetig, scheint Wollitz' Rechnung aufzugehen. Nach dem Pokaltriumph gegen den VfL war Wollitz noch besorgt um die Motivation seiner Mannen beim nicht nur vermeintlich weniger aufregenden Spiel gegen die Werkself - auf einem Nebenplatz an der Bayarena. Ihn ängstigte ein erneuter Anfall von Auswärtsschwäche mindestens so, wie ihn der dann absehbare Schmähgesang so genannter Fans sichtlich nervt. "Das geht nur gegen mich persönlich", gab Wollitz direkt nach dem Pokalspiel zu Protokoll. Nun mag man hoffen, dass der Trend zur Trainerschelte mit zunehmendem Erfolg proportional abnimmt.

Das 2:1, der neuerliche Treffer von Torgarant Menga, die Art und Weise, wie der VfL nach dem katastrophalen Start und dem Gegentreffer kurz nach Anpfiff zurückgekommen ist - das ist wirklich beachtlich. Erst recht nach dem emotionalen Highlight vom vergangenen Mittwoch muss man der Mannschaft umso höher anrechnen, wie sie sich auch in ein Schwarzbrotspiel reingebissen hat. Jetzt steht Osnabrück da, wo alle den Verein hinhaben wollten.

Ein Leser schrieb uns diese Woche folgende Zeilen: "Im Übrigen muss man wohl sagen, dass die derzeitige Entwicklung der Mannschaft ja Anlaß zu Optimismus gibt. Ich war mit Pele W. ja durchaus auch ein wenig auf Kriegsfuß, aber der Mann besitzt offenbar den längeren Atem und die besseren Argumente. Worüber ich mich aber letztlich nur freue." Es wäre schön, wenn das immer mehr Fans so sähen.

Und Gladbach? Wir schweigen darüber an einem ohnehin schon genügend melancholischen Sonntag. Das 0:2 daheim gegen Leverkusen war auf alle Fälle jedoch nicht Teil des Plans, die Saison mit durchschnittlich 1,5 Punkten abzuschließen. Jetzt ist ein Auswärtserfolg nötiger denn je. Osnabrück hat es vorgemacht.

Samstag, 28. Oktober 2006

leverkusen


Wenn man sich auf manche Dinge doch verlassen könnte...

Freitag, 27. Oktober 2006

goldfische und paracetamol

Was tun am Tag zwei nach dem Himmel (der, zugegeben, bei aller VfL-Familienliebe in Osnbarück als noch himmlischer empfunden worden sein dürfte als in Gladbach)? Nun, wir hatten schon am Dienstag auf den Kater danach vorbereitet, und unter anderem Paracetamol empfohlen. Dies hat sich gestern als wirksame Hilfe erwiesen, zugleich ist es ein feiner Seitenhieb nach Leverkusen, wo man ja eher der Acetylsalicylsäure zugeneigt ist.

Leverkusen also ist die Mannschaft, gegen die sich die Fohlen nun wieder aufrichten sollen, und mit jeder Auswärtsniederlage wächst der Druck für die Heimspiele, die auch in dieser Saison die allein selig machenden Events sein müssen, da es ja andernorts rein gar nichts zu holen gibt. Die Erwartungen werden also hoch hängen am Samstag, und damit verbindet sich die Gefahr, mit einem Patzer wieder einmal ganz tief in die Depression zu sinken. Auch der liebe Jupp wäre dann nicht mehr sicher vor bösen Anfeindungen: Was dann dräut, kann jeder sich vorstellen, dessen Gedächtnis ca. 12 Monate zurückreicht. Hoffen wir also, dass es so nicht kommt, hoffen wir auf einen Sieg gegen die Pharmazeuten. Zugleich sollten wir uns aber nicht zuviel erwarten, denn wie sang schon Catatonia in "Goldfish and Paracetamol": "Expectancy will always spoil a party."

PS. Ein weiterer schöner Wink des Fußballgottes will es, dass auch die Lila-Launebären an diesem Wochenende gegen Leverkusen spielen. Aber um die Jungs muss man sich ja keine Sorgen machen.

Donnerstag, 26. Oktober 2006

die offenbarung

Es war wie erwartet, wie ein langer Traum, der nicht vergehen möge. Es ist wie erwartet. Für die einen dauert der Traum noch ein paar Momente an, für die anderen auch, jedoch mit dem Präfix "Alb". Doch der Moment des Spiels, die Atmosphäre, das Flutlicht, das die VfL-Stars erleuchtete, die heiligen Stollen, die sich in den nassen, erdigen Rasen bohrten - das Eigentliche des Traums also, das ist vorbei. Unwiderbringlich und für alle.

Ein Foto vom Spiel, das wäre was. Dachten wir zuerst. Doch pfui, Teufelszeug. Auch der Fußballgott hat es nicht gern, wenn man sich ein Bildnis von ihm macht. Bzw. von seinen Jüngern auf Erden. Von den Mengas und Cichons und Kluges und Soncks. Deshalb kein Foto. Nur (un)geschönte Erinnerung.

VfL-Coachs Jupp Heynckes fasste am Ende zusammen: Man habe gegen einen VfL verloren, der sehr geschickt aus einer starken Defensive gespielt und die Räume eng gemacht habe. Das Stadion sei ein Hexenkessel gewesen, das habe das Spiel nach dem neuerlichen Rückstand in der zweiten Hälfte natürlich nicht einfacher gemacht. Wieder müsse man über das alte Lied klagen, immer in den entscheidenen Momenten zu patzen, besonders bei Kontern des Gegners, die Osnabrück oft gefährlich vorgetragen habe.

VfL-Coach Pele Wollitz zollte Heynckes eine Menge Respekt, meinte, es stünde ihm nicht zu, der Analyse eines derart erfahrenen und exzellenten Trainer etwas hinzuzufügen. "Da möchte ich gern einmal hin, wo Herr Heynckes schon war!" Er bat wieder einmal darum, Geduld mit der Mannschaft zu haben, auch und gerade dann, wenn es wieder einmal Rückschläge zu verarbeiten gebe. Er dankte aufrichtig allen voran dem VfL-Vorstand, dass man ihm Zeit gegeben habe für sein Projekt, mit dem er aber noch nicht am Ende sei. Die Mannschaft stehe erst am Anfang einer Entwicklung.

Was war vorher geschehen? Zwei Mal habe ich ungehemmt und unglaublich euphorisch gejubelt. Emotionen, die bei mir nur der Fußball, nur der VfL auslösen kann. Nur der. Schließlich ist der VfL aus Osnabrück der Teil, den ich in die VfLog-Ehe einbrachte, und in so einem Spiel wie dem heute bricht diese Leidenschaft vollkommen durch. Was für ein zauberhaftes Happyend. Im vorletzten Jahr schied Osnabrück unglücklich in der 93. Minute gegen den FC Bayern aus, im vergangenen Jahr im Elfmeterschießen gegen Mainz. Und nun, im Spiel, das uns der Fußballgott geschenkt hat, das späte Glück.

Addy Menga war der Mann des Abends. Beim sehenswerten 2:1-Siegtreffer in der 58. Minute setzte er sich nach einem hohen Ball gleich gegen zwei Gladbacher durch, besonders Tobias Levels sah schlecht aus. Er gewann den Dreikampf. Menga sah Gladbach-Keeper Heimeroth da stehen, wo ein Torwart stehen muss, wenn die eigene Mannschaft angreift, nämlich ein paar Meter vor dem Tor; wenn die eigenen Kollegen dann plötzlich den Ball verlieren, der Gegner schnell kontert, steht der Keeper natürlich immer noch dort, und auf einmal sagen alle, dass er falsch stehe. Menga jedenfalls sah das, schoss, und versenkte den Ball aus gut 20 Metern rechts oben im Eck. Beim 1:0 in der 16. Minute nahm Menga eine Aziz-Flanke von links an, die schon Thijs (Gladbach) und Reichenberger (Osnabrück) vergeblich zu erreichen veruschten, spielte das erste Mal folgenreich Levels aus und versenkte abgebrüht ins lange Eck.
Das 1:1, der zwischenzeitliche Ausgleich, fiel in der 19. Minute nach einer Ecke, der ersten für Gladbach. Sonck stand grundlos frei, köpfte und traf ins recht Eck.

Das waren die zählbaren Höhepunkte eines nicht eben besonders guten, aber gerade in der Schlussphase ungeheuer intensiven Fußballspiels. Selten zuvor war ich bei einem VfL-Spiel derart nervös. Das lag am oft schnellen und gefälligen Gladbacher Spiel. Die Heynckes-Elf brachte es sicher auf 70 Prozent Ballbesitz, und über die Dauer des gesamten Spiels trieb einen die Angst um, die Osnabrücker Abwehr könnte irgendwann einmal einen Moment lang unachtsam sein. Doch sie war es nicht. Im Gegenteil, die Innenverteidigung stand bombensicher, Dominique Ndjeng und Thomas Cichon verstehen sich offenbar blendend. Besonders aber die Außenverteidiger Andreas Schäfer und Marko Tredup spielten stark. Gemeinsam ließen sie nicht eine einzige Gladbacher Chance aus dem Spiel heraus zu. Schulbuchmäßig machten sie die Räume dicht, sie verschoben sich auf die Seite, auf der das Spiel stattfand, und griffen das ballführende Fohlen meist immer zu zweit an. Das war ausgezeichnete Abwehrarbeit.

Gladbach zeigte oft, dass sie zurecht zwei Ligen höher spielen. Das Zweikampfverhalten im Mittelfeld war besser, der Ball lief gut und durchdacht und vor allem: schnell. Jedoch nur bis 25 Meter vor dem Osnabrücker Tor. Der lila-weiße VfL war besonders in der ersten Hälfte unglaublich nervös, was bei der jungen Mannschaft nicht weiter verwundert. Viele leichte Abspielfehler, viel zu ungestüm im Aufbauspiel. Gladbach drückte in vielen Spielphasen, schnürte den Gegner mehrfach in der eigenen Hälfte ein. Oft wusste sich Osnabrück nur mit Befreiungsschlägen zu helfen. Bis zum Schluss jedoch erfolgreich, und das spricht eindeutig gegen Gladbach. Und für einen verdienten Sieger.

Die sechs Minuten Nachspielzeit waren der Wahsinn. Belagerungszustand vor dem Osnabrücker Tor. Bei einer Abseitsentscheidung rannten schon Fans, Betreuer und Ersatzspieler auf den Platz, weil sie Schiedsrichter Gräfes Pfiff für den Schlusspfiff hielten. Doch nein: Letzter Freistoß für Gladbach, Torhüter Heimeroth mit vorn. Vorbei. Der Fußballgott mochte nicht mehr, er wollte schlafen, er hatte uns genug verwöhnt.

Was bleibt? Zwei Trainer, die in ihren Vereinen latent dieselben Probleme haben - ein ungeduldiges Umfeld und (über)hohe Erwartungen. Heynckes lässt sich in stoischer Manier davon (noch) nichts anmerken. Wollitz ja, und das stimmt nachdenklich. Wenn sich der Trainer gerade nach so einem Spiel nicht ausgelassen öffentlich freuen kann, weil er fürchtet, nach einem nächsten Rückschlag sofort wieder zerrissen zu werden, dann bereiten uns die so genannten Fans, die ihn so weit bringen, bald ein nachhaltiges Problem. Das schmälert schon wieder die Freude über ein Gottesgeschenk, das ist ärgerlich. Denn dass Wollitz ein Konzept hat und eine Mannschaft, die sich dafür aufopfert, dass sollte selbst der tumbeste Zuschauer erkennen; es ist nicht anzuerkennen, ist eine Frechheit.

Angefangen hat der Abend übrigens wegweisend: Drei Anwohner in Hörweite der Bremer Brücke, offenbar am Treiben im Stadion weitgehend uninteressiert, sprachen folgendes: "Was ist denn heute hier los?" - "Osnabrück spielt gegen Gladbach." - Ach, Gladbach, das ist doch Bundesliga, oder?" - "Ja, schon. Aber heut spielen die ja wieder auswärts!"

Mittwoch, 25. Oktober 2006

heute und: sabbat


Dies hier sieht aus wie ein aktueller Artikel. Es ist aber keiner. Er ist alt, von gestern. Heute ist nämlich ein Fußballfeiertag, und weil wir gläubige Menschen sind, wird heute nicht gearbeitet. Heute huldigen wir dem Fußballgott und seinen Erdensöhnen, also den 22 Kickern der beiden VfLs, die am Abend miteinander Fußball spielen.

Feiern kann man jedoch auf verschiedene Weise. Erst recht an Tagen wie heute, wo schon vorher feststeht, dass der Sieg im Sack ist, muss man sich wappnen. Ein hilfreiches Utensil dafür mag unsere VfLog-Boxershort sein. Sie leuchtet sogar im Dunkeln, denn manchmal ist es wichtig, dass man auch bei Dunkelheit nicht die Orientierung verliert. Wenn Sie dann diese Short tragen, kann die Siegesfeier lang werden...

Nun mögen Sie sagen, dass das alles zu spät kommt, weil Sie es veräumt haben, sich pünktlich zu rüsten, und dass Sie nun unten ohne feiern müssen. Da haben Sie recht. Und der Fußballgott findet das gar nicht gut, schließlich hätten Sie es besser wissen können. Im Klartext: Sie haben gesündigt. Doch keine Sorge: Sie können sich Ablass erkaufen. Denn wie jeder gute Gott ist auch der Fußballgott nachsichtig und verhandlungsbereit. Wir als seine Stellvertreter auf Erden bieten Ihnen in unserem VfLog-Shirtshop eine Vielzahl moderner Ablass-Artikelchen. Pro zehn Euro Umsatz dürfen auch Sie heute eine Stunde feiern. Also: Beeilen Sie sich!

Dienstag, 24. Oktober 2006

noch ein tag und: was tun danach?

Morgen ist es soweit, VfL und VfL stehen auf einem Rasen, 18.000 Fans werden beide Teams mit dem gleichen schallenden Ruf "VfL, VfL!" anfeuern. Doch wir wären nicht als melancholischer Familienblog bekannt und beliebt, würden wir nicht schon heute darauf hinweisen: Nach morgen kommt noch ein Tag, und dann wird das Spiel der Spiele Vergangenheit sein.
Auch dann werden wir morgens aufstehen müssen, werden uns durch den Alltag kämpfen müssen, und der große Highlight, auf den wir über Wochen hingearbeitet haben, der uns motiviert hat, Sinn schenkte, er ist nicht mehr. Schlimmer noch: ein VfL wird ausgeschieden sein.

Kurzum: es wird Katerstimmung herrschen. Dafür sollten wir uns heute schon rüsten, denn morgen wollen wir feiern. Also, zunächst in den Supermarkt und saure Gurken, saure Heringe oder sonstwas saures kaufen. Auch Tomatensaft kann nie schaden, und ein paar Magnesiumtabletten sind auch nicht schlecht. Einschlägige Ratgeber schwören außerdem wahlweise auf Äpfel, Artischockensaft oder fette Hühnerbrühe. So versorgt, sollte man auf dem Rückweg nur noch schnell in die Apotheke springen und ein paar Paracetamol kaufen (und immer dran denken: viel hilft viel!). Dann kann der Donnerstag kommen. Denn er wird kommen. Leider.

Montag, 23. Oktober 2006

noch zwei tage und: die familie wächst

Zwei Mal werden wir noch wach, heißa, dann ist Pokalspieltag. Wir können es kaum noch erwarten, bis sich Kasey Keller und Thomas Reichenberger endlich die Wimpel überreichen, bis aus 18.000 Kehlen "Vau-Ääff-Äähell" durch die Bremer Brücke schallt. Angesichts dieser wunderbaren Aussicht wollen immer mehr Mannschaften zur VfL-Familie gehören - zumindest ein bißchen. Auch dafür haben wir die VftabelLe ins Leben gerufen, zu finden rechts auf dieser Seite. Zwei neue Bewerbungen können wir heute positiv bescheiden.

Gregor aus Osnabrück empfiehlt folgenden Neuzugang:
"Wenn schon Bückeburg dabei und Gladbach II dabei, warum dann nicht auch Osna II dabei? Die quälen sich in der Oberliga, leider 4. Liga, nach dem Motto "Hauptsache die Klasse gehalten" und "Hauptsache vor Meppen".
Keine Frage: Das ist ehrenwert. Darum ist künftig auch die VfL-Reserve dabei.

Damit nicht genug. Sven schreibt folgende Zeilen:
"Ich möchte hier auch nochmal einen Verein für die VfTabelle vorschlagen, und zwar nicht aus persönlicher Verbundenheit, sondern eher - sorry - aus persönlicher Abneigung. Denn wie hinlänglich bekannt ist, sind der VfL Osnabrück und seine Fans Vereinen aus dem wunderschönen Örtchen namens Oldenburg nicht gerade wohlgesonnen. Und genau deshalb möchte ich hiermit den VfL Oldenburg vorschlagen, der momentan in der Niedersachsenliga West kickt. An dieser Stelle möchte ich nochmal betonen, dass ich dem VfL Oldenburg trotz der Rivalität mit Osnabrück von ganzem Herzen den Aufstieg gönne, auf ein baldiges Wiedersehen in der 3.Profiliga..."
Nun, soweit wollen wir nicht gehen, schließlich wird der lila-weiße VfL diese dritte Profiliga hoffentlich nur noch von oben besehen. Dennoch: Auch Oldenburg ist dabei.

Schuld an der VftabelLe sind - Stammleser wissen es - die meinungsmachenden Massenmedien. Sie drucken und senden fleißig weiter unter der Rubrik "Fußball", selbst wenn Hannover 96 gegen Bielefeld spielt, obwohl klar ist: Wenn es kein VfL ist, ist es auch kein Fußball. Entsprechend erbärmlich sieht denn auch die Tabelle aus: Es wimmelt nur so von überflüssigen Einträgen. Ich sage nur: Frankfurt! München! Leverkusen! Cottbus! Usw. usf.

Daher haben wir die VftabelLe ins Leben gerufen, mit der sich alle VfLs der ersten drei Ligen mit ihren Durchschnittspunkten pro Spiel untereinander messen können. Jeder VfL, der an einem regelmäßigen Ligabetrieb teilnimmt, ist eingeladen mitzumachen. Kurze Mail an vftabelle@vflog.de reicht.

Sonntag, 22. Oktober 2006

noch drei tage und: zwischen prekariat und bourgeoisie

Ein "Schnäppchen" sei dieser Munteanu gewesen, der gestern die Wende für Cottbus gegen Aachen einläutete, befand die Kommentatorin des Sportstudios, und sogleich schallte ihr von Coach Petrik Sander entgegen: "Für uns war das eine Menge Geld", überhaupt sei dies eben das Problem seines und anderer Clubs der Liga, "dass es in der Bundesliga zwei, wenn nicht drei unterschiedliche Welten gibt".

Dem kann man wohl wenig entgegen setzen: Auch die Bundesliga hat ihr Prekariat (wie jüngst die Unterschicht von den professionellen Weltendeutern allenthalben genannt wird, damit sichergestellt ist, dass die, über die da gesprochen wird, von vorneherein von der Diskussion ausgeschlossen sind).

Seit geraumer Zeit nun hält sich Gladbach im Niemandsland der sich öffnenden sozialen Schere der Bundesliga auf, und wahrscheinlich ist es das, was die letzten Monate so kräftezehrend macht: Dass der Blick immer wechselnd angstvoll nach unten schweifen muss, wie auch sehnsüchtig nach oben schaut, letztlich aber doch einfach gar nichts passiert.

Im Mittelmaß haben sich die Borussen auch gestern wieder fein behaglich eingerichtet. Eine Auswärtsniederlage mehr, wer will überhaupt noch zählen? Richten wir den Blick also vorerst weder nach oben noch nach unten, sondern nach vorn. Jetzt geht es nach Osnabrück, um dort nicht gegen, sondern mit dem anderen VfL zu spielen. Diese Begegnung ist ein Fußballgottesgeschenk. Möge sie die beteiligten Kicker erleuchten.

Samstag, 21. Oktober 2006

sind wir nicht alle ein bißchen tschechow

"Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin", dieser beliebte Ruf der Sehnsucht hallt in ein paar Tagen wieder durch viele Stadien, wenn Amateure wie Profis darum kicken, im DFB-Pokal eine Runde voran zu kommen. Für den VfL führt der Weg nach Berlin über den VfL, und selten hat das Diktum, im Leben sei der Weg das Ziel, soviel Berechtigung wie in diesem Falle.

Borussia fährt allerdings auch heute schon nach Berlin, zu einem ganz normalen Auswärtsspiel gegen die Hertha. Wenn man das verliert, ist man nicht sofort ausgeschieden, ansonsten wären die Fohlen ja ohnehin bereits seit Jahren jeweils am spätestens zweiten Spieltag vom Spielbetrieb der Bundesliga ausgeschlossen worden. Ob wir nachher gewinnen? Keiner weiß es, aber, was schlimmer wiegt: Keiner glaubt es! Wenn Peter Pander einen Sieg ankündigt, dann hat dies viel gemein mit Figuren in Tschechow-Dramen, die in der tiefsten russischen Provinz versauern, stets davon reden "nach Moskau, nach Moskau!" zu reisen, aber doch immer dort bleiben, wo sie sind: Ob sie selbst noch glauben, jemals nach Moskau zu kommen?

Andererseits: Wären sie glücklicher, wenn sie aufhörten zu träumen? Vielleicht wären sie nicht einmal glücklicher, wenn sie irgendwann wirklich in Moskau wären (auch nach einem Auswärtssieg findet der gemeine Fan sicher noch genug zum meckern...). Der Witz bei Tschechow: Er schreibt melancholisch-traurige Dramen und nennt sie Komödien, aus tiefster Überzeugung. Diesen Geist sollten wir in Gladbach kultivieren: Schreiben wir über unsere Auswärtsspiele einfach "Komödie" und zelebrieren wir unsere nie erfüllten Sehnsüchte.

Freitag, 20. Oktober 2006

spitzengruppe

Kaum 24 Stunden sind vergangen, das spielt nicht nur die Borussia in einer Spitzengruppe mit; auch der lila-weiße VfL hat sich in einer solchen festgesetzt. Mehr noch: Nach dem 2:0 gegen Wilhelmshaven und der Berliner Niederlage in Düsseldorf ist der VfL bis auf einen Punkt an einen Aufstiegsplatz rangeklettert. Kompliment.

Addy Menga scheint sich zum verlässlichen Goalgatter zu entwickeln, der mittlerweile auch die wichtigen Tore macht. Daniel Chitsulo zum agilen, agressiven Sturmpartner. Und Thommy Reichenberger stellt den beiden die Erfahrung zur Seite, die sie so stark macht. Das ist eine vielversprechende Mischung in der Osnabrücker Offensive. Und auch hinten steht man dieser Tage stabil. Zu Null gespielt, keine wirklich gefährlichen Chancen zugelassen, auch das klingt gut. "Naja, war ja auch gegen einen Aufsteiger", mögen manche einräumen. Doch das ist nicht zwangsläufig ein gutes Argument, wie wir vergangene Saison gesehen haben.

Die alte Auswärts-Leier kommt jetzt nicht: Erstens, weil jedem, auch ohne darüber zu sinnieren, klar sein wird, dass ohne Auswärtspunkte aller Heimnimbus nichts ist. Zweitens weil als nächstes kommenden Mittwoch ein weiteres Heimspiel ansteht. Und zwar nicht irgendein Heimspiel, sondern das Heimspiel schlechthin. Der VfL kommt. Zu uns, zum Freudenfest, zum Fußballgipfel an die Bremer Brücke. Mit einem schöneren Geschenk können sich die VfL-Kicker nach dem Sieg heute nicht belohnen. Denn schon jetzt steht fest: Mittwoch gewinnen die richtigen!

Donnerstag, 19. Oktober 2006

heiße spur

Was für ein Anfang! Ausverkauftes Stadion, Klassestimmung, englische Fangesänge auf den Tribünen. Man fühlte sich um Jahre zurückversetzt. Nie zuvor wehte dieser Hauch internationalen Flairs durch den Borussia-Park; und der Tag, an dem der Bökelberg zuletzt so berauscht wurde, ist auch schon lange her. Der erste Spieltag der Gruppenphase im UEFA-Cup, der Fohlen-Ritt gegen die Tottenham Hotspurs heute Abend, macht Lust auf mehr. Auch, wenn am Ende "nur" ein 1:1 stand.

Der Gegner war nicht irgendeiner. Die Spurs, in der Liga nach acht Punkten aus acht Spielen nur auf Platz 14, haben sich für diesen UEFA-Cup viel vorgenommen! Die Jungs von der High Road in London wollen endlich zeigen, dass sie mehr sind als nur die Nummer Drei in der Stadt - hinter den schier übermächtigen Arsenal und Chelsea. Dementsprechend hat Coach Martin Jol das Team vor Saisonbeginn ordentlich verstärkt. Besonders der Sturm um Dimitar Berbatov und Robbie Keane ist Extraklasse, aber auch die Abwehr vor Nationaltorhüter Paul Robinon dürfte stärker sein als bisher in der Premier League gezeigt.

Gemessen daran hat sich die Borussia gut aus der Affäre gezogen, sehr gut sogar. Besonders auffällig spielten Bernd Thijs im defensiven Mittelfeld und der wirklich überragende Peer Kluge auf der linke Seite. Gemeinsam mit dem immer spielfreudigeren Oliver Neuville machte der VfL besonders kurz vor der Halbzeit und dann bis zur 70. Minute richtig viel Druck. "Da hat meine Mannschaft gezeigt, was sie kann. Da müssen wir weiter arbeiten, damit wir das irgendwann einmal 90 Minuten schaffen", sagte ein sichtlich zufriedener Jupp Heynckes.

Dann, in der 73. Minute schoss Hossam Ghali aus heiterem Himmel das 0:1. Marvin Compper sah dabei nicht gut aus und hätte die Flanke von Berbatov nicht zulassen dürfen. Hat er aber. Die Borussia war merklich geschockt. Und hatte Glück, dass a) Oliver Neuville gute Freistöße schießen kann und b) der gute Schiedsrichter Vollquartz aus Dänemark drei Minuten nachspielen ließ. "Das war kein Glück. Meine Mannschaft wollte eben unbedingt noch den Ausgleich machen", grinste Heynckes.

Zufrieden kann er sein. Daheim schafft er es regelmäßig, die Borussia gut aufzustellen. Mit dem begeisterten Publikum im Rücken färbt die Spielfreude auf jeden einzelnen Spieler ab. Gerade im UEFA-Cup kommt es jetzt jedoch darauf an, auswärts nicht einzubrechen. Siege zu Hause vorausgesetzt, muss Gladbach gegen die anderen Gruppengegner - Brügge, Bukarest und unsere Freunde aus Leverkusen - mindestens ein Mal auch auswärts punkten. Bis das klappt oder fehlschlägt, baden wir aber noch ein bißchen im UEFA-Cup-Gefühl.

Solange Eintracht Frankfurt im Europapokal mitspielt, ist für uns aus Prinzip auch die Borussia dabei. Alles andere wäre dem Ansehen des deutschen Fußballs im Ausland abträglich. Die Gruppenphase erreichte Gladbach, weil es in der ersten Runde ZSKA Sofia ausschaltete. Am Abend hieß der erste richtige Gegner heute Tottenham Hotspurs.

Mittwoch, 18. Oktober 2006

seitenwechsel #11

Auf schillernde Juwelen kann man von vielen Seiten blicken und staunen. Seit 1997 bereits beobachtet Seitenwahl für seine Leser das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Beide Projekte haben ihren eigenen unverwechselbaren Charme. Seit Beginn der Saison 06/07 gibt es nun den SEITENwechsel: Seitenwahl und VfLog haben einen Briefwechsel begonnen, in dem alles möglich ist: Fachsimpelei, Verbalfouls, Streit und Harmonie. Solange die Tinte reicht, wird auf Seitenwahl und auf dem VfLog immer dienstags der Brief der jeweils anderen Seite veröffentlicht.

Unten der elfte Seitenwechsel, diesmal hat wieder Mike zuerst geschrieben. Martins Antwort findet ihr bei Seitenwahl.


Lieber Martin, lieber Maik,

Journalisten sind so einfach zu durchschauen. Am heutigen Montag sind wirklich alle Kollegen auf den "Jugend"-Zug aufgesprungen, den Heynckes mit seiner Aufstellung und seinen Einwechslungen am Samstag gestartet hatte. Auch wenn zwei junge Spieler erst gegen Ende eingewechselt wurden, die Überschriften waren schneller verfasst als die Spielberichte. Man hatte seine Schlagzeile (irgendetwas mit "Fohlen"), die im Falle einer Niederlage natürlich ebenso gut zur Geltung gekommen wäre. Es ist schade, dass kaum Journalist distanziert und kritisch genug ist, um sich nicht von der allgemeinen Hysterie um den Jugendwahn anstecken zu lassen, sondern um das Spiel objektiv zu kommentieren. Die Geschichten interessieren eben mehr als das reine Geschehen.

Apropos Geschichte: als Peter Pander mir und einigen anderen Journalisten ein lockeres "Wir werden in Berlin gewinnen" in die Notizbücher zitierte, hätte Kim Jong Il ebenso "Ich gebe die Atombombe zurück" sagen können, die Gesichtsausdrücke wären wohl gleich gewesen. Es ist witzig zu beobachten, welche Maßnahmen inzwischen getroffen werden, um der im Grunde überflüssigen Auswärtsreise doch einen Sinn zu geben. Dumm ist nur, dass nach fast 90 Auswärtsspielen so ziemlich jede Maßnahme schon einmal da war. Aber das weiß Peter Pander natürlich nicht, insofern verzeihen wir ihm seinen löblichen Versuch.

Es wird mein vorletzter Brief, bevor es zum Duell unserer VfLs kommt. Das bedeutet für uns aber auch, dass wir zwei Auswärtsspiele in Folge haben. Vor dem Hintergrund, dass Borussia Heimspiele gegen Bayer Leverkusen nicht gewinnen kann, könnten nun vier sieglose Spiele folgen (zumal es nach dem Leverkusen-Spiel nach Hamburg geht; brauchen die nicht bald einen Aufbaugegner?). Eine ziemlich trübe Aussicht. Hatte ich schon erwähnt, mit welch toller und junger Mannschaft Borussia am Samstag gewonnen hat?

Beste Grüße
Mike

Dienstag, 17. Oktober 2006

in eigener sache #10: angst

Es gibt Spiele, die man nur verlieren kann. Prüfungen, an denen man wahrscheinlich scheitert. Vorhersehbare Überforderung. Immer wenn die VfLs auswärts auftreten zum Beispiel, neigt man schon im Vorwege zum Abschenken; wenn Kanzlerin Merkel als Marschroute die Politik der kleinen Schritte ausgibt und sich nichtsdestotrotz an der Gesundheitsreform messen lassen will, staunt man angesichts so viel Übermut; wenn das VfDuell im DFB-Pokal für uns das Spiel des Jahres ist, ahnen wir, dass wir uns daran überheben könnten.

VfL gegen VfL, das ist kein normales Fußballspiel. Das ist eine Sensation, eine Offenbarung im eigentlichen Sinne. Die Freude steigt nicht mehr nur langsam. Am kommenden Mittwoch treffen 22 Helden aufeinander, 90 Minuten lang, im ausverkauften Stadion an der Bremer Brücke. Die Zeit wird schneller vergehen als uns lieb ist, sie wird rasen bis nächste Woche, erst recht jedoch, wenn das Spiel erst einmal angepfiffen ist.

Jeder kennt das: Im Erleben wünscht man sich, alles Schöne möge von längerer Dauer sein. Jeder Minute, die vergeht, trauert man hinterher. Nicht mehr zurückholbar. In der Halbzeit wird man denken, diesem Spiel unmöglich gerecht werden zu können, jetzt, wo es schon halb um ist. Unbändige Freude mischt sich mit melancholischer Wehmut. Über allem lastet das Wissen, dass nur kleine Bruchstücke dieser seltenen Begegnung hinübergerettet werden können in die Ewigkeit. An weniges vermag man sich zu erinnern, und in Worte kleiden kann man es ohnehin nicht.

Dadurch droht ein Highlight wie Normalität behandelt zu werden. Weil die Worte fehlen. Weil das Unbegreifliche auch mit viel Vorlauf nicht begreifbar wird. Es wird wabern in unseren Köpfen und all die nicht erreichen, die nicht dabei waren; jedenfalls nicht mehr als wir sie mit Berichten von anderen VfL-Spielen errreichen.

Um es kurz zu machen: Wir haben Angst davor. Wir bitten um Mithilfe und Unterstützung. Mögliche Aufstellungen der beiden VfLs, auch den Spielverlauf und Stimmen zum Pokalfight sammeln wir schon von heute an, um auf alles vorbereitet zu sein. So vorbereitet, lässt sich kommenden Mittwoch womöglich ein wenig mehr hinüberretten, weil man länger Zeit hat, sich auf dieses Spiel einzulassen, es auszukosten. Darum schreiben Sie uns: Wie lautet das Endergebnis? Wer schießt die Tore? Gelbe oder rote Karten? Was sagen die Trainer nach dem Match? Schreiben Sie all das und was noch wichtig ist an vfduell@vflog.de.

Montag, 16. Oktober 2006

geschlossene fragen

Montage nach Fußballwochenenden bieten Zeit und Gelegenheit, das sportive Treiben beiseite zu lassen und sich der Metaebene zu widmen: Den geschlossenen Fragen.

Sportreporter sind seltsame Menschen. Zumeist haben auch sie Journalismus von der Pike auf gelernt, in Politik- oder Lokalressorts, bei Zeitungen oder sonstwo. Sie wissen also, dass sich geschlossene Fragen mit ja oder nein beantworten ließen. Sie wissen auch, dass das bei offenen Fragen unmöglich ist. Beispiel: „Sie haben heute ziemlich gut gespielt, oder?“ – „Ja.“ – „Wie schätzen Sie Ihre Leistung heute ein?“ – „Ich glaube schon, dass ich heute ein ganz gutes Spiel gemacht habe.“

Eingedenk dieser grundsätzlichen Befähigung, zwischen offenen und geschlossenen Fragen unterscheiden zu können, ist es doch verwunderlich, a) dass die geschlossene Frage unangefochten die Lieblingsfrage der Sportjournalisten ist und b) dass die Fußballer die wunderbare Chance, die darin schlummert, ungenutzt lassen, obwohl es eine hundertprozentige ist.

Die Vorliebe für die geschlossene Fragen greift immer mehr um sich. Ob Lierhaus oder Beckmann, besonders eklatant jedoch die unbekannteren Gesichter, die direkt am Spielfeldrand „interviewen“ – überall lauert sie. Und wird leider beantwortet. Es fehlt der geniale Fußballer, der antwortet, wie es sich eigentlich gehörte: Mit ja oder nein. Punkt.

Die Salve an vorbereiteten Fragen wäre schnell zu Ende: „Eine Klasseleistung, oder?“ – „Ja.“ – „Ist so ein Tor dann die Krönung?“ – „Nein.“ – „Wahrscheinlich hätten Sie sich nicht erst in der 73. Spielminute eingewechselt, oder?“ – „Doch.“ – „Und nächstes Wochenende geht’s nach Bochum?“ – „Ja.“

Das Ergebnis wäre ein entweder reichlich verdatterter Fragenonkel oder – umso schöner – ein kompetenter Journalist, der sich aus der Situation heraus zu manövrieren wüsste. Doch viel zu selten, nein: nie müssen die Journalisten ihre gedankenlose Fragetechnik ausbaden. Sie können gemeinhin damit rechnen, dass der Spieler schon reden wird. Schade. Allein Nürnberg-Coach Hans Meyer deutet manchmal in die richtige Richtung. Machte das Schule, würden die ohnehin komplett sinnfreien Spielschlussgespräche immerhin enorm heiterer.

Sonntag, 15. Oktober 2006

gebissen

Natürlich ist ein Heimsieg gegen Wolfsburg das Mindeste. Wenn Traditionsklubs nicht mal mehr gegen Wolfsburg gewännen, müsste man sich ernste Sorgen machen. Aber man kann gegen Wolfsburg auch leidenschaftslos 1:0 gewinnen. Das würde dem Gegner sogar gerecht, nur den eigenen Fans nicht. Der 3:1-Sieg der Borussia gestern war mehr als so ein Pflichtsieg.

Wenngleich auch gegen Wolfsburg in einigen Situationen spielerische Mängel offenbar wurden und schneller, sicherer Kombinationsfußball weitestgehend anders aussieht, ist die Stoßrichtung doch vielversprechend. Die Mannschaft spielt energisch nach vorn, sie kämpft und will Tore schießen – und sie strahlt Sicherheit und Selbstvertrauen aus. Deshalb gewinnt sie ihre Heimspiele hochsouverän, und deshalb wird sie alle 14 Tage von ihren Fans gefeiert.

Man muss indes erwarten, dass sich die Borussia bereits jetzt schön macht für das kommende Wochenende, um beim Spiel in Berlin ihr anderes, ihr Auswärtsgesicht zu zeigen. Und um sich hernach auch die dort zu vergebenden Punkte wieder abzuschminken. Die alte Leier eben. Sie bekümmert deswegen so sehr, weil man sich nur noch über, aber nicht mehr auf etwas freuen kann. Die gewonnen Punkte im Borussiapark sind zwar nicht nichts wert, aber doch deutlich weniger, wenn in der Ferne Spiel um Spiel verloren wird. Freude ohne Perspektive ist denn auf Dauer bedrückend. So ähnlich wie viele sich freitags nicht auf das Wochende freuen können, weil schon bald wieder der Montag dräut, verleidet die Auswärtsmisere vielen Fans die Heimspiele. Nichts vollends, aber latent.

Schließlich ist es emotional extrem anstregend, jede Woche aufs Neue die Hoffnungen, Träume, Ängste und Traumata neu zu justieren, zu allem Überfluss noch nicht einmal ganz neu, sondern im 14-Tages-Wechsel redundant. Eine Liebe, derer man sich alle 14 Tage aus denselben Gründen vergewissern muss, die so etwas wie nachhaltige Zuversicht nicht erlaubt, die stresst. Leidenschaft wird auf diese Weise zwar nicht zerstört, doch der Gedanke daran, wie einfach alles sein könnte, stimmt melancholisch. Und das ist kein gutes Zukunftsrezept.

Eheberater Heynckes könnte den gordischen Knoten zerschlagen. Aber so einfach geht das nicht. Vielmehr sind es die Kicker, die ihn kommende Woche zertreten müssen. Mit jedem gewonnenen Heimspiel, mit dem starken Wolfsburg-Auftritt im Rücken müsste das doch klappen können. Mag man meinen.

Samstag, 14. Oktober 2006

berliner dus(s)el

Auch von Ferne besehen muss man sich erstmal ärgern. Alle werden sich ärgern über dieses 2:2, besonders Andreas Schäfer, der den Endstand durch sein Eigentor kurz vor Schluss erst „ermöglichte“. Ein Dreier in Berlin hätte den VfL immerhin ganz weit nach vorn katapultiert, gerade weil Dresden gestern Abend schon gegen Lübeck verlor. Ein Auswärtssieg, ein nach einem 0:1-Rückstand umgebogenes Spiel, das wäre sehr viel wert gewesen für die junge Mannschaft. Das hätte klar vor Augen geführt, was sie zu leisten imstande ist.

Jetzt prägt Ärger und Frust das Bild. Aus den Versatzstücken „Typisch VfL!“, „Wichtige Spiele gewinnen die nie!“ und „Wollitz raus!“ lassen sich alle erdenklichen Meinungen zum Spiel zusammenflicken. Daran beteiligen wir uns nicht! Wir haben gestern schon mit dem Schlimmsten gerechnet, können nun also mit Bedacht und Augenmaß das 2:2 einordnen.

Sicher, man wünschte sich, dass das Klima in Osnabrück entspannter wäre. So entspannt, dass man sich nach einem Spiel wie dem heute einmal so richtig ärgern dürfte. Aber das geht nicht. Emotionen gehören zwar zum Fußball, und unmittelbar nach Abpfiff sollte man mal laut „Scheiße“ rufen dürfen, doch das ist in Osnabrück leider nicht geboten. Hier tummeln sich derzeit zu viele Nörgler und Ahnungslose, die jedes Wort gern mit Gold aufwiegen und anschließend womöglich meinten, sogar im VfLog bröckelte jetzt auch die Front der grundsätzlichen Zuversicht. Dem ist beileibe nicht so, deshalb zetern wir im Stillen.

Die Mannschaft ist hungrig, jung und unerfahren. Das ist in Spielen wie dem heute Fluch und Segen zugleich. Dass sie sich von dem erneut frühen Gegentreffer und mit der Auswärtsmisere im Gedächtnis nicht hat unterkriegen lassen, spricht für sie. Dass diese Leistung mit einer auf den ersten Blick merkwürdig anmutenden Aufstellung möglich gemacht wurde, spricht auch für sie – und ihren Trainer. Dass es am Schluss trotz Überzahl nicht zu einem Sieg reichte, spricht gegen ihre Cleverness.

Der VfL hat gezeigt, dass Berlin keine Übermannschaft ist. Klar ist aber auch, dass er nicht Woche für Woche erneut versäumen darf, die definitiv verlorenen Punkte gegen Magdeburg und Dortmund zurück zu erobern. Mit sechs Punkten mehr nämlich wäre der VfL Tabellenführer. Wenn Spitzenteams straucheln, muss Osnabrück auch einmal punkten. Sonst erntet die Mannschaft zwar Respekt für starke Leistungen, wird das ganz große Ziel aber verfehlen. Das wäre schade. Zumal es den Dauerpartisanen mit ihren „Typisch VfL!“-, „Wichtige Spiele gewinnen die nie!“- und „Wollitz raus!“-Parolen damit zu leicht gemacht würde.

Freitag, 13. Oktober 2006

therapie

Achja, die Herbstpause ist vorbei. Morgen jedenfalls. Nachdem wir mal wieder 14 Tage Däumchen gedreht und der Nationalmannschaft bei ihrem „Fußball“ gegen drittklassige Mannschaften aus Osteuropa zugeschaut haben, ist jetzt Gott sei Dank Schluss mit dem Tamtitam. Die VfLs sind zurück – gegen Wolfsburg und in Berlin.

Gehen wir mal vom schlimmsten aus, damit wir darauf vorbereitet sind: Die Fohlen versäumen es, gegen den „VfL“ Wolfsburg dreifach zu punkten. Und Osnabrück schreibt seine gloriose Auswärtsserie fort und verliert wehrlos 0:2 an der „Alten Försterei“. Man ist geneigt, derlei Spekulationen einfach so zu überlesen, böse Gedanken zu vertreiben. Doch nein, das wäre zu einfach. Drum noch einmal: Die Fohlen versäumen es, gegen den „VfL“ Wolfsburg dreifach zu punkten. Und Osnabrück schreibt seine gloriose Auswärtsserie fort und verliert wehrlos 0:2 an der „Alten Försterei“.

An diesem schmerzvollen Punkt angekommen, ist Hoffnung und Zuversicht fern. Um wieder Fuß zu fassen, braucht man etwas Abstand. Damit wir zu messerscharfen und zugleich ausgewogenen Analysen nach Spielende als erste fähig sind, fangen wir mit der Rosskur schon einen Abend eher an und gewinnen Zeit. Sollte der Gipfel der Enttäuschung morgen wirklich erklommen werden, wären wir also vorbereitet.

Jaja, soweit ist es schon gekommen. Die Gewöhnung an Rückschläge zwingt uns zu ungewöhnlichen Maßnahmen. Aus Selbstschutz gewissermaßen. Und sollten schlussendlich doch sechs Punkte dabei rauskommen, feiern wir mit. Logo.

Donnerstag, 12. Oktober 2006

horst köppel muss weg!

Diese Erkenntnis, die sich in Gladbach erst nach langen lautstarken Rufen nicht zuletzt von uns durchsetzte, hat sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten nach nur vier Spielen breit gemacht. Erst schickte der VfL Hotte in die Wüste, jetzt will ihn selbst dort niemand mehr haben. Ein wenig leid kann der Mann einem schon tun. Kopf hoch, Horst, das wird schon wieder. Nur bitte, bitte nicht in Gladbach...

Mittwoch, 11. Oktober 2006

schwergewichter

Bei der Arbeit stieß ich heute auf ein Stück Fernsehgeschichte. Ein schlecht vorbereiteter Moderator traf im Studio auf die beiden damals noch mäßig prominenten Klitschko-Brüder Vitali und Wladimir. Erster Höhepunkt war die Bemerkung, die beiden Boxer sähen ja außerhalb des Rings richtig elegant aus, so als könnten sie zum Beispiel in einem Krimi mitspielen, bestenfalls als Bösewichter. Richtig amüsant wurde es, als die beiden anschließend gefragt wurden, ob sie langfristig wieder zurück in die Ukraine wollten oder ob sie sich vielleicht in Deutschland einbürgern ließen. Die Klitschkos antworteten, sie seien in Kiew zu Hause und das bleibe auch so. "Wir sind Ukrainer!" Abgenommen wurde dieses Statement so lapidar wie wunderbar unbeholfen mit den Worten: "Ja, das merkt man auch."

Dass diese Episode mich bis in den Abend hinein erheitert, zeigt auch, dass heute kein Fußball ist. VfOli und Marcell sind wieder nicht dabei; mit ihnen würde die deutsche Mannschaft nach einer Halbzeit sicher höher führen als 3:0. Außerdem überkommt einen der Verdacht, Trollinger habe den DFB bei seinem Abgang vor wenigen Wochen um einiges Geld gebracht. Immerhin kann sich der Verband nicht einmal mehr ordentliche Trikots leisten, musste, wie es scheint, Bayer Leverkusen um einen Satz Leibchen aus den 90er Jahren bitten. Auch symbolisch zollt die Mannschaft dem geschiedenen Präsidenten Respekt: Keinen Trauerflor trägt sie, sondern gleich einen ganzen Trauerarm.

Das alles ist so traurig, dass unsere beiden Fohlen froh sein sollten, nicht dabei zu sein. Freuen wir uns auf Wolfsburg und Berlin am Wochenende. Und wünschen wir dem DFB den nächsten Jackpot - er kann ihn brauchen.

Dienstag, 10. Oktober 2006

seitenwechsel #10

Auf schillernde Juwelen kann man von vielen Seiten blicken und staunen. Seit 1997 bereits beobachtet Seitenwahl für seine Leser das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Beide Projekte haben ihren eigenen unverwechselbaren Charme. Seit Beginn der Saison 06/07 gibt es nun den SEITENwechsel: Seitenwahl und VfLog haben einen Briefwechsel begonnen, in dem alles möglich ist: Fachsimpelei, Verbalfouls, Streit und Harmonie. Solange die Tinte reicht, wird auf Seitenwahl und auf dem VfLog immer dienstags der Brief der jeweils anderen Seite veröffentlicht.

Unten der zehnte Seitenwechsel. Diesmal hat zuerst Maik an Mike geschrieben, den Brief findet ihr bei Seitenwahl.
Unten Mikes Antwort.

Lieber Maik,

melancholisch werde ich, wenn ich Deine Geschichte von Amateurplätzen, Bratwurstgeruch und philosophischen Gesprächen von in drei Generationen anwesenden Fans lese. Ich erwähnte bereits, dass Goethe der meistzitierte Dichter im Sportjournalismus sei. Und womit? Mit Recht, will ich meinen.
Fiel nicht auch Dir folgendes ein, als Du an der Bremer Brücke warst: "Ich höre schon des Dorfs Getümmel,/ Hier ist des Volkes wahrer Himmel,/ Zufrieden jauchzet groß und klein,/ hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!"?

Die Bezeichnung "wahrer Fußball" hat durchaus etwas Charmantes. Ist es nicht immer so, dass man sich nach Vertrautem, nach Bewährtem sehnt, wenn Dinge sich schneller entwickeln, als man es je gewünscht hat? Jede Entwicklung verursacht auch meist eine Wiederauferstehung längst vergessenen geglaubter
Dinge: Wir schwärmen von alten Autos, voll mit Chrom, großen Lenkrädern, ohne Kopfstützen und betörender Schönheit, während wir im vollklimatisierten, aerodynamischen und mit Airbags vollgestopften 08/15-Autos durch den Verkehrssumpf fahren; wir legen mit einem zufriedenen Lächeln alte Vinyl-Platten von Queen, Barclay James Harvest oder Bob Dylan auf, während im TV die üblichen Popsternchen rumhüpfen; und wir fühlen uns eben wohl, wenn wir, Bratwurst essend und Bier trinkend, auf einem kleinen Rasenhügel hocken und ein Kreisliga-B-Spiel des heimatlichen Dorfvereins schauen, während wir am Tag vorher inmitten von 50.000 pfeifenden und gröhlenden Modefans sitzen (oder stehen), dabei wahlweise von Deckenstrahlern beheizt werden, während wir am Arbeitsplatz mit WLAN-Anbindung einen Spielbericht in den Laptop hacken. Solche Erfahrungen, wie Du sie an der Bremer Brücke machst und ich heute Abend bei einem Meisterschaftsspiel einer Betriebssportgemeinschaft mache, erden, holen einen zurück.

Natürlich weiß Jupp Heynckes, wie es geht. Er bat heute Präsident Königs um Geduld, doch diese ist in Möchengladbacher noch seltener anzutreffen als Fans, die sich an Auswärtssiege erinnern können. Das große Ganze sieht keiner, will keiner sehen. Ich habe mit fast jedem Arbeitskollegen gewettet, der es wollte oder auch nicht wollte: Borussia wird in spätestens fünf Jahren in der Champions League spielen. Alle Voraussetzungen stimmen. Das Stadion, das Umfeld, die Jugendarbeit, die Sponsoren, die (Anzahl der) Fans, alles. Es wird Früchte tragen, da bin ich ganz sicher. Wird man Geduld haben? Bei einem etwaigen Platz 12 am Ende dieser Saison? Einen ersten Vorgeschmack auf das, was dann kommen könnte, konnte man bereits nach dem Spiel in Aachen erleben. Die blinde und krankhafte Hetzjagd nach Schlagzeilen und Stimmungen widert mich an, und man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, welche Schlagzeilen folgen werden, sofern der (vorausgesetzte) Erfolg ausbleibt.

Objektivität und Fußball sind zwei kaum in Einklang zu bringende Dinge.
Damals, als in den 80ern bei manchen Heimspielen im Schnitt 15.000 Zuschauer zum Bökelberg kamen, wurden auch Fehler gemacht, Spiele verloren, Grottenkicks geboten und Fehleinkäufe getätigt. Doch damals pfiff man im Stadion, schluckte seine Wut mit ein paar Bechern Bier hinunter und ging nach Hause. Heute beginnt dann erst das eigentliche Spektakel. Internet, Flatrates und DSL sei Dank, tauchen Stimmen auf, die man früher nie gehört hätte. Über die Presse werden Geschichten und Schlagzeilen forciert, die durch vermeintliches Insiderwissen auf der einen Seite, eigenem Beobachten auf der anderen Seite zu Tatsachen werden. Auf einmal will jeder wissen, welches Verhältnis der Sportdirektor zu Spieler X hat und dass Spieler Y sowieso schon einen neuen Verein sucht. Ein anderer sieht sich am zweiten Spieltag bestätigt, dass sich "gar nix geändert" habe und dass er das "sowieso schon wusste", als er die "Flaschen" gesehen hat, die der "blinde Manager" im Sommer verpflichtet hat.

Sofern ich nicht selber im Stadion bin, um den Spielbericht zu verfassen, meide ich seit Beginn dieser Saison sämtliche Foren oder Presseberichte der ersten Tage. Oder ich gehe zum Sportplatz um die Ecke, esse eine Bratwurst und sitze auf Grashügeln. Das öffnet den Blick für das Wesentliche und erdet, garantiert!

Beste Grüße
Mike

Montag, 9. Oktober 2006

vorteil der ferne

In Wien zu leben ist herrlich. Sicher, Köln, Berlin, Hamburg sind auch alles feine Orte. Aber Wien schlägt sie doch alle! Denn in Wien kann man ab dem 21.10. das Top-Spiel der deutschen Fußball-Bundesliga im Free-TV sehen, jeden Samstag ab 15:30 Uhr.

Diesen Deal mit der DFL hat jetzt der österreichische Privatsender ATV bekanntgegeben, und man kann sich denken, dass mein Herz höher hüpft seither. Besonders charmant war auch die Pressekonferenz, zu der ATV eigens DFL-Chef Christian Seibert und (warum auch immer) Hansi Müller gebeten hatte. Beide hatten substanzielle Demütigungen beizutragen. Seibert verkündete lächelnd, es sei doch fein, dass Franz Beckenbauer nun in seiner österreichischen Wahlheimat die Bundesliga im kostenlosen Fernsehen anschauen kann. Dass Seibert seine Liebe zum Free-TV entdeckt hat, davon profitiert ja bereits die Sportschau auf Kosten von Premiere, eben jenes Senders, dem Beckenbauer als Werbefigur und Experte exklusiv dient. Ein Schelm, dieser Seifert.

Noch eine Spur gemeiner wurde dann Hansi Müller. Er verkündete gar, der österreichische Fußball werde von der Übertragung der Bundesliga profitieren und könne nun endlich wieder erfolgreicher werden: "Mit Sicherheit werden sich viele Fußballer die Spiele ansehen. Es ist wichtig, dass man sich da was abschaut." Hoffen wir, dass wir in Österreich wirklich viel Fußball, also viel VfL, zu sehen bekommen.

Sonntag, 8. Oktober 2006

was weiß urs?

Wieder einmal müssen wir uns durch ein weitgehend fußballfreies Wochenende quälen, und natürlich schaut man da auch mal in die Länderspiele hinein. Zwei Beobachtungen: Österreichs 2:1 Zittersieg gegen Liechtenstein hat einmal mehr verdeutlicht, dass die Entscheidung, eine EM in dieses Land zu vergeben, sportlich der Entscheidung gleich kommt, eine Cricket-WM in Deutschland auszurichten.

Und die ZDF Übertragung des Deutschland-Spiels einschließlich anschließender Analyse durch den wie immer geradezu anstrengend sympathischen Mainzcoach Klopp, den wie immer ekelerregenden JBK und den wie immer völlig deplatziert wirkenden Urs Meier ließ einmal mehr die Frage aufkommen, welches dunkle Geheimnis der Schweizer von Kerner kennt, dass er immer noch seine zweifelhafte Visage in die Kameras halten darf, ohne je Substanzielles beitragen zu können. (Oder dient er nur dazu, dass im Vergleich Kerner kompetenter wirkt? Das, liebe Mainzer, klappt leider auch nicht.)

Samstag, 7. Oktober 2006

frei-tag

Manchmal sehen Martin und ich gemeinsam fern, Martin in Wien, ich in Hamburg. So trafen wir am vergangenen Montag Herrn Mohn auf der Mattscheibe, der - das nur nebenbei - irgendwo irgend etwas mit seiner Frau Liz zum besten gab. Am Dienstag hatten wir Dienst. Am Mittwoch war Mitte der Woche. Am Donnerstag donnerte es, zumindest in Hamburg. Darum mussten wir uns gestern, am Freitag, frei nehmen. Wenn alles gut geht, kommt dann heute das Sams zurück. Was wir uns wünschten, sollte klar sein.

Donnerstag, 5. Oktober 2006

flagge und königs-bild

Die Klubspitze von Borussia Mönchengladbach fordert Fohlenfahne, Präsidenten-Portrait und Niederrheinisch als Pflichtfach auch bei den Profis daheim. "Es ist viel über Integration geredet worden, aber nichts Konkretes bei rausgekommen", findet auch Coach Jupp Heynckes. Deshalb soll nicht nur auf dem Klubgelände, sondern auch in der Wohnzimmern der Profis Niederrheinisch "einzige Umgangssprache" sein und "an zentraler Stelle eine Gladbach-Flagge sowie das Bild unseres Vereinspräsidenten" aufgehängt werden.

"Wir denken, dass jeder sich mit dem Verein identifizieren muss, in dem er spielen will", begründet Heynckes das ungewöhnliche Vorgehen. Er sehe Flagge und Königs-Portrait als "ersten Schritt, Gladbacher Kulturgut zu vermitteln".

Die Gefahr: Der zweite Schritt kommt vor dem ersten. Unsere willkommenen ausländischen Mitspieler wie Bögelund, Insua oder auch Kahe müssen vor dem VfL-Feintuning erst einmal die deutsche Kultur assimilieren. Deshalb, so gewöhnlich gut informierte Kreise, werde darüber nachgedacht, "künftig das Deutschlandlied zum Trainingsauftakt zu singen, die Spielführerbinde wieder in den alten Farben rot-schwarz-weiß anzulegen und Adolfo [Valencia, die Red.] als Ehrenpräsidenten zu installieren".

Mittwoch, 4. Oktober 2006

neuzugang aus bückeburg

So schnell wie der VfL sich für DFB-Pokal-Hauptrunden qualifiziert, kann kein Pokalwettbewerb ausgespielt werden. Noch in freudiger, gespannter, würdevoller Erwartung des VfDuells gegen Mönchengladbach, dauert es nach dem 5:0 gegen den VfL Bückeburg nun schon wieder nur noch ein Spiel, bis der neuerliche Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals 2007/2008 perfekt ist.

Weil uns die Bückeburger so wehrlos einen "Auswärtssieg" geschenkt haben und zudem noch VfL heißen, wollen wir sie als Ehrenmitglied in die VftabelLe (siehe rechte Spalte) aufnehmen. Bückeburg spielt in der Niedersachsenliga West.

Schuld an der VftabelLe sind - Stammleser wissen es - die meinungsmachenden Massenmedien. Sie drucken und senden fleißig weiter unter der Rubrik "Fußball", selbst wenn Hannover 96 gegen Bielefeld spielt, obwohl klar ist: Wenn es kein VfL ist, ist es auch kein Fußball. Entsprechend erbärmlich sieht denn auch die Tabelle aus: Es wimmelt nur so von überflüssigen Einträgen. Ich sage nur: Frankfurt! München! Leverkusen! Cottbus! Usw. usf.

Daher haben wir die VftabelLe ins Leben gerufen, mit der sich alle VfLs der ersten drei Ligen mit ihren Durchschnittspunkten pro Spiel untereinander messen können. Jeder VfL, der an einem regelmäßigen Ligabetrieb teilnimmt, ist eingeladen mitzumachen. Kurze Mail an vftabelle@vflog.de reicht.

Dienstag, 3. Oktober 2006

seitenwechsel #9

Auf schillernde Juwelen kann man von vielen Seiten blicken und staunen. Seit 1997 bereits beobachtet Seitenwahl für seine Leser das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Beide Projekte haben ihren eigenen unverwechselbaren Charme. Seit Beginn der Saison 06/07 gibt es nun den SEITENwechsel: Seitenwahl und VfLog haben einen Briefwechsel begonnen, in dem alles möglich ist: Fachsimpelei, Verbalfouls, Streit und Harmonie. Solange die Tinte reicht, wird auf Seitenwahl und auf dem VfLog dienstags nach Spieltagen der Brief der jeweils anderen Seite veröffentlicht.

Unten der neunte Brief von Mike an Martin, Martins Antwort gibt es bei Seitenwahl.


Hallo Martin,

es ist einer dieser faden und langweiligen Tage. Am Wochenende wie erwartet verloren, heute ein Brückentag, an dem ich arbeiten gehe, und dazu noch zwei Wochen Bundesligapause, weil Länderspiele auf dem Programm stehen. Ich fühle mich leer, gelangweilt und müde.

Die fast resignierende Haltung, die man nach einer neuerlichen Auswärtsniederlage an den Tag legt, könnte schon beängstigen. Inzwischen hat man schon alle Haltungen nach einem solchen Tag gezeigt und sie auf Papier gebracht: von reißerischen Artikeln über zynische Kommentare bis zu sachlichen Analysen. Inzwischen gehen mir und der Redaktion die Ideen aus. Faszinierend bleibt für mich, dass diese Misere schon seit Jahren anhält. Wir haben inzwischen mehrmals den kompletten Kader samt Trainer, Co-Trainer und sogar den Stadionsprecher gewechselt. Liegt es am Trikot? Ist es der Status "Spieler von Borussia Mönchengladbach", der einem verbietet, auch auswärts Fußball zu spielen? Liegt ein Fluch über diesem Verein? Sollte man vielleicht den Busfahrer austauschen?

Je mehr ich jetzt darüber nachdenke, desto mehr steigt die Wut in mir wieder hoch. Ein Gefühl, das ich an den Spieltagen selber kaum mehr verspüre. Scheint ein Schutzmechanismus meiner Seele geworden zu sein. Ich habe das Gerede der Fans in den Foren der vergangenen Jahre oft abgetan, wenn über Borussias mangelnde Fähigkeit, die emotionalen BigPoints zu setzen, gesprochen wurde. Doch es ist die Wahrheit. Reflektiert man die vergangenen Saisons, so stellt man fest, dass im Prinzip jedes wichtige Spiel vergeigt wurde. Der Klassenerhalt wurde mit einigen Unentschieden und brav herausgespielten 1:0-Heimsiegen bewerkstelligt. Wie gerne hätte ich auf manchen Heimsieg verzichtet, wenn dafür zwischendurch ein 4:2-Auswärtssieg gelungen wäre. Aus heiterem Himmel! Einfach so! Ein solcher Auswärtssieg, dem eine 1:4-Heimklatsche folgt, wo man jedoch selber noch fünfmal den Pfosten getroffen hat. Spiele, die einen emotional berühren. Das bietet Borussia nicht und nicht mehr, und das gilt auch und speziell für den Kader. Wo sind die Spieler, an denen man sich reiben kann? Dass jede Saison ein Spieler von den Fans zerrissen wird, so what? Aber man vermisst förmlich einen Marek Heinz, einen Arie van Lent, einen Jörg Stiel, natürlich auch einen Stefan Effenberg oder Martin Dahlin. Die Dich begeistert haben, aber auch zum Fluchen brachten. Was ist heute? Wann hat Borussia zuletzt fünf Tore in einem Spiel geschossen? Wo ist das Wilde, das Unberechenbare, das mich einst zur Borussia trieb? Wenn die Mannschaft verliert, dann verliert sie kollektiv. Dann versagen alle, und zwar komplett. Braver, bieder Durchschnitt, mehr nicht. Man könnte fast von der "El-Fakirisierung" der Mannschaft oder des Fußballs sprechen.

Am Donnerstag läuft Sönke Wortmanns "Deutschland. Ein Sommermärchen" in den Kinos an. Sehe ich den Trailer, sehe ich Klinsmanns Ansprachen in der Kabine und denke danach an das Spiel am Samstag (oder das Auswärtsspiel davor oder davor oder....), tut es nochmal richtig weh.

In diesem Sinne: auf ein 1:4-Debakel gegen Wolfsburg.
Es grüßt
Mike

Montag, 2. Oktober 2006

tabellenletzter

Es ist soweit, jetzt auch bei uns: Nach dem vergangenen Wochenende ist die Borussia unwiderruflich Tabellenletzter. Ausweislich der unbestechlichen VftabelLe (siehe rechte Spalte) rangiert der Fohlen-Nachwuchs mit nur 0,60 Punkten pro Spiel noch hinter Wolfsburg und Bochum.

Herzberg führt das Ranking unangefochten an, und die beiden erwachsenen VfLs kabbeln sich um Platz Zwei - je nachdem wer gerade zu Hause spielen durfte...
Wenn Ihr VfL auch noch mitmachen will: Kein Problem. Nur Mut!

Sonntag, 1. Oktober 2006

eine ehrliche haut

Es waren nicht einmal drei Minuten gespielt gestern im Regionalliga-Match gegen Hertha II, da ermahnte der gute Schiedsrichter Josef Maier VfL-Coach Pele Wollitz erstmals zur Ruhe. Wollitz zeigte sich reumütig, streckte die Hand zum Shakehands, und Maier schlug ein. In diesem Moment, den einige Zuschauer im Gedenken an einen anderen Meier als willigen Anlass für „Kopfnuss“-Sprechchöre nahmen, war bereits klar: Es geht um viel, und Wollitz steht unter Hochspannung. Wie immer. Zugleich konnte jeder, der wollte, hier bereits zum ersten Mal sehen, dass Wollitz genau weiß, wann er Grenzen überschritten hat und dass er dafür sofort „Sorry“ sagt.

Anschließend konnten 5.500 Zuschauer, darunter 27 Fans aus Berlin, ein ganz launiges Regionalliga-Spiel mit ansehen. Vieles von dem, was sich ganz zu Anfang abzeichnete, sollte sich bis zum Schluss nicht ändern: Die erste Chance für Daniel Chitsulo zum Beispiel führte in der 14. Minute nicht zum Tor: Nouri hatte sehenswert auf Menga gepasst, der sich – zweite Konstante – unglaublich zweikampfstark durchsetzte und traumhaft auf Aziz weitergab, letzterer flankte – und Chitsulo verwertete nicht. Außerdem trat der VfL auffällig offensiv auf. Die beiden Außen in der Viererkette – Marko Tredup und Andreas Schäfer – stießen immer wieder mit in die Offensive vor und sorgten oft für genau das Überzahlspiel, aus dem dann sehenswerte Chancen resultierten.

Diese drei Konstanten führen notwendig zum Endergebnis: Chitsulo versuchte unermüdlich, ein Tor zu schießen, was ihm teilweise haarsträubend misslang; der VfL gewann deshalb nur 2:0. Menga machte folgerichtig beide Tore. Und hinten war der VfL das ein oder andere Mal anfällig für Konter, weil gerade im Umschalten von Angriff auf Abwehr noch nicht alles so funktioniert, wie Wollitz sich das vorstellt.

So weit, so gut. Das darf man trotzdem sagen, denn der VfL gewann das Spiel gegen die Hertha Amateure hochverdient und eigentlich zu knapp. Menga schoss in der 19. Minute ein Traumtor, als er den Ball mit dem Rücken zum Tor am Sechzehnmeterraum zugepasst bekam und in die Luft hob, sich tänzelnd um einen Gegner drehte, volley abzog und zusehen konnte, wie der Ball links unten im Tor einschlug. Menga schoss in der 82. Minute makaayesk das 2:0, nachdem er fabelhaft von Aziz freigespielt wurde und von halblinks allein auf Torhüter Pellatz zulief. Das war eine Gala-Vorstellung. Sie zeigte, wie stetig und doch auch explosionsartig sich Menga seit der vergangenen Saison entwickelt hat. Hertha-Trainer Karsten Heine sagte anschließend in der Pressekonferenz, die beiden Angriffsspitzen des VfL seien für Regionalliga-Verhältnisse erste Sahne. Die hätten gewirbelt, „das war schon toll!“

Die Rückkehr von Alexander Nouri ins lila-weiße Team ist außerdem gar nicht überzubewerten. Wie er als Schnittstelle zwischen Abwehr und Angriff die Fäden wenn einmal nicht selbst zieht, so doch zumindest immer in der Hand hält, wie er aufmuntert und als Führungsspieler anerkannt wird, das ist mehr als offensichtlich. Gut, dass er zurück ist. Mit ihm und mit den starken Bilal Aziz, Jo Enochs und Dominique Ndjeng hatte der VfL, abgesehen von einigen wenigen Aussetzern, stets die Oberhand. Teilweise wurde im Spiel nach vorn gar schon ansehnlich, klug, sicher und schnell kombiniert. Hier muss Wollitz anknüpfen, die Unsicherheiten hinten muss er abstellen, und er muss dafür sorgen, dass all das künftig auch auswärts funktioniert.

Schwach agierte gestern einzig Jan Schanda, bei dem man sich noch immer fragt, ob die Position im defensiven Mittelfeld für ihn die richtige ist. Vielleicht ist die taktische Variante aber auch nur mangelnder Alternativen geschuldet. Mathias Surmann und Daniel Cartus wurden nicht eingesetzt, und Pele Wollitz stellte im Nachhinein klar: „Die habe ich geschont. Wäre es wirklich um etwas gegangen, hätten beide gespielt!“ Rechnung aufgegangen.

Am Ende steht ein Sieg, der den VfL auf Tuchfühlung zur Tabellenspitze nach Berlin fahren lässt. Die Tabelle rein gerechnet, steht Osnabrück vier Punkte hinter Union und drei hinter Dresden auf Platz Drei. Nicht so schlecht. Dazu passt Wollitz’ Bitte in der Pressekonferenz. Man möge der Mannschaft Zeit geben, nicht mit jedem Rückschlag immer gleich alles in Frage stellen, man solle sachlich Kritik üben und nach Niederlagen nicht sofort einen so enormen Druck aufbauen. „Das ist nur eine Bitte.“ Gerade die jüngeren Spieler hatte in der Vorbereitung auf das Hertha-Spiel „überrascht, wie schwankend das alles ist“. Dieser enorme Druck sei ein Problem, sagte Wollitz. Und zudem sei er gänzlich umsonst, denn es gebe nun einmal keine Übermannschaft in dieser Regionalliga, es gebe viele gute Mannschaften, „dazu gehören auch wir“.

„Wenn diese Mannschaft Zeit bekommt, dann können wir hier einiges Großes erreichen. Dann können wir mindestens unter die ersten Sechs kommen!“ Keiner lacht. Man merkt, es ist ihm ernst. Für ihn wäre nicht nur ein Aufstieg am Ende ein Erfolg, sondern unter bestimmten Umständen auch weniger. Das ist ehrlich, und das tut gut.