Donnerstag, 30. April 2009

seitenwechsel #82

Freunde der VfLiebe! Zum 82. Mal verständigen wir uns mit den lieben Kollegen von Seitenwahl über die Lage der Nation, d.h. der VfLs. Joachim bringt diese Woche einiges durcheinander und navigiert sich schon nach Unterhaching - da hat er wohl die Rechnung ohne Osnabrück in der Relegation gemacht. Martin antwortet wie immer bei Seitenwahl und zitiert - wie es sich gehört, wenn vieles im Arsch ist - Goethe.

Lieber Martin,

ich wollte eigentlich mit einigen Anmerkungen über Borussia beginnen, doch die Bayern haben uns mal wieder die Butter vom Nachrichten-Brot genommen. Hast Du das verstanden? Da verlieren sie gegen Schalke, und weil Cottbus Wolfsburg schlägt, schicken sie Klinsmann in die kalifornische Wüste und verpflichten Jupp Heynckes, um die Mannschaft psychisch zu stabilisieren, so daß sie doch noch Meister werden kann.

Gehen wir das einmal zu Fuß durch. Die Ausgangslage für die Bayern hat sich nicht verschlechtert. Vielleicht ist sogar das Gegenteil der Fall, denn Wolfsburgs Siegesserie ist gerissen, und die Bayern selbst empfangen am nächsten Samstag zu Hause einen Aufbaugegner. Dennoch ist plötzlich der Drang vorhanden, entgegen allen Versprechungen (auch jüngsten Datums) ein mit gewaltigem Getöse angelegtes Projekt, das erhebliche Umschichtungen von Ressourcen mit sich brachte, holterdipolter zu beenden, um kurzfristig auf einen zweifelhaften Neuer-Trainer-Effekt zu setzen. Dieses psychische Meisterstück traut man ausgerechnet Jupp Heynckes zu (das muß man sich mal auf der Zungen zergehen lassen), der bei seinen letzten Trainerstationen nicht gerade für Abgeklärtheit, Nervenstärke und souveränen Umgang mit seinen Spielern berühmt wurde – und das alles nur, weil Jupp Heynckes ganz zufällig letztes Wochenende bei Familie Hoeneß im Urlaub war, um am schönen Tegernsee ein Weißbier zu trinken.

Ich bin ja an dieser Stelle geneigt, einen Rotkäppchen-Piccolo auf das Wohl von Rolf Königs zu köpfen. Was erscheint mir Borussia im Vergleich hierzu doch plötzlich als gut geführter Verein! Ich warte nur noch darauf, daß irgendein Vereinsvorstand demnächst in der Halbzeitpause des 34. Spieltags in die Kabine geht, sich im ARD-Videotext die Zwischenergebnisse aus den anderen Stadien anschaut und dann den Trainer feuert, weil auf einmal die Saisonziele in Gefahr sind und ein möglicher Nachfolger zufällig bereits im Stadion gesichtet wurde. Wäre das nicht wirklich konsequent?

Noch spaßiger finde ich dies alles, weil ich kurz zuvor vernehmen durfte, daß es Horst Köppel noch einmal wissen möchte und in Ingolstadt angeheuert hat. In In-gol-stadt… Gilt der Vertrag eigentlich für die Dritte Liga? Und ist das die große Fußballwelt? Bekommt Borussia in solchen Fällen noch Ablöse, und wenn nicht, wer hat da wieder gepennt? Und können wir noch andere gescheiterte Ex-Trainer an die Konkurrenz verramschen? Rausch nach Rostock, Bongartz nach Bochum, Werner nach Wuppertal, wir haben doch einen für jeden Anfangsbuchstaben (nur Advocaat geht vielleicht nach Belgien, wenn König Albert Wallonien an Abu Dhabi verkauft). Und wen kriegt dann Osnabrück? Otto, den Torhagel?

Andererseits, lieber Martin, und nun schlage ich wieder den Bogen zu den eigentlich wichtigen Dingen, nämlich der Dramatik dieser Borussen-Saison, eigentlich ist das alles doch erneut ganz großes Kino. Die Saison war ja Sonntag abend plötzlich schon fast gelaufen. Zwar herrschte im Borussia-Park nach dem Schlußpfiff eher Lethargie als die legendäre 1997er Duisburg-Katastrophenstimmung (Dus siehst, wir sammeln unsere Jahrgänge nicht beim Wein, sondern im Abstiegskampf), doch im Prinzip brach so manche Fußballwelt zusammen, und alle begannen, als letztem Strohhalm zum Cottbus-Spiel zu schauen und die Reise nach München als ärgerlichen Umweg in Kauf zu nehmen. Selbst Baumjohann hatte gerade die letzte Möglichkeit genutzt, sich selbst in München vom Platz zu entfernen. Und nun spielen wir nicht gegen die Bayern, sondern sind zu Gast bei Jupp Heynckes! Das hat doch was, zumal ich nicht glaube, daß die Bayern-Spieler auf einmal motivierter herumlaufen werden, nur weil Osram für mehr Licht sorgt. Nicht, daß ich Dir sagen könnte, wer da jetzt unsere Mannschaft inspirieren sollte, wo Baumjohann ausfällt und Marin völlig indisponiert ist, aber das ist ja egal, wir wissen, wie solche Spiele plötzlich laufen können. Und wenn nicht, müssen wir halt in Cottbus gewinnen. Und wenn wir das auch nicht tun, steigen wir halt ab – aber dann ist es ohnehin verdient, und wer bin ich, um mit dem allzeit gerechten Fußballgott zu hadern?

Übrigens, lieber Martin, ist auch Schach gerecht, und so verzehre ich – nachdem Du Deinen König auf f1 versteckt hast – mit meiner Dame genüßlich Deinen Springer auf g4 (Da steht er doch noch? Mein Zettel wird langsam unübersichtlich. Ich sollte mir mal ein Schachbrett kaufen, aber der Ewald hat mir so viele Zettel hinterlassen, als er gehen mußte, da zehre ich immer noch von.).

Es grüßt Dich in der Hoffnung, daß unser Navigationssystem uns weiter in die Allianz-Arena und nicht nach Unterhaching führt, wenn wir "München" eingeben,
Dein Joachim

Mittwoch, 29. April 2009

platzhalter II

Bis heute sind wir nicht dazu gekommen, die versprochene Analyse des Trainermarkts anzustellen. Jetzt ist es leider zu spät, denn eine wichtige Variable in dieser Rechnung, Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann, ist mittlerweile zu einer Unbekannten geworden. Nun geht die Gleichung nicht mehr auf. Dabei wäre das, mit ein bisschen Mühe aufgeschrieben, wirklich lustig geworden und auf die These hinaus gelaufen, die Bundesliga müsse aus wirtschaftlichen Gründen eine halbe Trainerstelle streichen.
In aller Kürze und für Historiker: In Schalke trainieren drei Übungsleiter eine Mannschaft. In Stuttgart hat ein halber Trainer (weil ohne Lizenz) das Kommando über den VfB. Und München schließlich muss(te) nunmehr ein Dreivierteljahr ganz ohne Trainer auskommen (Klinsmann). Im Endergebnis errechnet(e) sich damit ein Planüberschuss von einer halben Stelle, in dieser Form und Krisenzeiten nicht hinnehmbar.

Dienstag, 28. April 2009

ohne rat trotz tat

Dieser Text und das Fußballspiel, von dem er handelt, lassen den Leser des einen wie des anderen gleichermaßen zurück: Ratlos. Soviel schon jetzt. Wer sich Sinnstiftendes erhofft hatte, der sei dieses eine Mal auf jeden anderen Text dieses kleinen Familienblogs verwiesen. Oder mag Ratlosigkeit Sinn stiften können? Niemand sage jedenfalls, er sei nicht gewarnt worden.

Osnabrück spielt daheim gegen Rostock 0:0. Diese Punkteteilung ist, wenn es sowas überhaupt gibt, mehr als gerecht. Sie ist, um eine weniger voraussetzungsreiche Fußballvokabel zu nutzen, verdient. Beide Mannschaften hatten Pech, das Spiel nicht gewonnen zu haben, Rostock hatte die besseren Chancen und verschenkte mindestens zwei so genannte hundertfünfzigprozentige. Osnabrück hatte schließlich mehr Möglichkeiten, wobei der letzte, zündende Pass meist nicht gelang. Unterm Strich (für Osnabrück) und darüber (für Rostock) endete dieses Begegnung torlos und war dennoch ein tolles Fußballspiel, nach dem allerdings Osnabrück lediglich die Relegation noch aus eigener Kraft schaffen kann, mehr nicht.

Ratlosigkeit als Modalität von Krise ist sowohl Zustand als auch Prozess. Das macht sie soziologisch verhältnismäßig interessant. In Ratlosigkeit ist ihr Gegenteil und damit das Gegenteil von Krise bereits angelegt, denn andernfalls – also gäbe es nicht immerhin theoretisch eine Vorstellung von „Rat“ – machte Ratlosigkeit als Konzept keinen Sinn. Deshalb, so viel Sinn sei gestiftet, kann Ratlosigkeit auch Anlass zu Fortschritt sein, vielleicht muss sie das sogar.

Die Stimmung war blendend an der Bremer Brücke, die Zuschauer standen wie eine Eins hinter dem VfL, die Rostocker jedoch auch hinter ihrer Hansa. Die Atmosphäre war zweitligareif. Es gab, so viel Ehr sei dem Osnabrücker Publikum gern erwiesen, keine Unmutsäußerungen gegen den Trainer, was nach dieser leidenschaftlichen, fast aufopferungsvollen Leistung auch relativ lachhaft gewesen wäre, aber an Tagen, an denen Meisterschaftsanwärter, gar -favoriten, ihre Trainer feuern, weiß man ja nie. Es war jenseits des Tabellenstandes ein schöner Fußballabend in Osnabrück, diesseits aber ändert das wenig.

Zwei Dimensionen von Ratlosigkeit lassen sich sinnvoll unterscheiden. 1. Ratlosigkeit trotz Ursachenkenntnis und 2. Ratlosigkeit mangels Ursachenkenntnis.

Das 0:3 in Augsburg etwa und auch das Unentschieden in München lassen sich unter 1. subsumieren. In Augsburg erschrak der VfL ohne Einstellung und Willen, versagte den Augsburgern die Zweikämpfe und verlor ohne erkennbare Bereitschaft, die Blamage aufzuhalten. In München andererseits hatte Osnabrück die besseren Chancen, agierte schnell und willenstark, blieb aber offenkundig mittellos. Es fehlte an hinreichend viel Kreativität und Kaltschnäuzigkeit, um 1860 niederzuringen, Potenzial lag brach und blieb doch ungenutzt. Solche Erlebnisse von Ratlosigkeit führen geradezu zwingend ins extrem unbefriedigende Stadium der Fassungslosigkeit: Offenkundig zu Tage tretenden Schwächen und allseits erkennbaren Mangelerscheinungen ist mal wegen mangelnder, mal trotz reichlich Mühe nicht beizukommen.
So ein 0:0 gegen Rostock kommt anders daher. Osnabrück hatte Glück, nicht verloren zu haben, und Pech, nicht gewonnen zu haben. Rostock war gefährlich, gerade mit seinem zügigen Spielaufbau, aber der VfL nicht chancenlos, im Gegenteil. Osnabrück macht aus seinen Standardsituationen zu wenig – warum? Der letzte Pass kommt nicht nur nicht an, sondern wird oft gar nicht gespielt – warum nicht? Das Glück fehlt dem VfL vorn, hinten hat er reichlich davon.

Die Ratlosigkeit mangels Ursachenkenntnis ist für den außen stehenden Beobachter deutlich angenehmer. Vielleicht rührt das daher: Die ehrliche Einsicht in die eigene Unzulänglichkeit ist weniger schmerzhaft, als trotz vergewisserter Zulänglichkeit zu scheitern. Vielleicht geht nicht mehr, vielleicht reicht es nur zu fliegenden Fahnen. Vielleicht ist diese Mannschaft, einmal – mit viel Pech! – in den Strudel des Abstiegskampfs geraten, nicht besser als Platz 16. Druck schmälert Selbstbewusstsein. Dann immerhin wäre die Relegation keine Enttäuschung, sondern eine Herausforderung. Doch gewiss ist nichts, nicht einmal – im Guten wie im Bösen – Platz 16.

Montag, 27. April 2009

+++ eilmeldung: schweinegrippe-verdacht in deutschland! +++

Die schlimmsten Befürchtungen scheinen sich zu bestätigen. Der Schweinegrippe-Virus H1N1 ist offenbar nach Deutschland übergeschwappt. Die Behörden wiesen den gefährlichen Erreger A/H1N1 "mit hoher Wahrscheinlichkeit" in einer Seniorenresidenz in Nordrhein-Westfalen nach. Erste Untersuchungen könnten zwar belegen, dass sich weder Pflegepersonal noch Bewohner angesteckt hätten, doch die Bewohner seien trotzdem vorsorglich evakuiert worden. "Die, die sich dafür noch fit genug fühlen, haben wir gebeten, sich mittelfristig selbst zu beschäftigen", sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Düsseldorf.
Die beiden prominentesten Bewohner der Einrichtung, Horst Köppel und Jupp Heynckes, übernehmen deshalb bis auf weiteres wieder Trainerjobs. Köppel coacht Ingolstadt, Heynckes kehrt für kurze Zeit auf den Chefsessel bei Bayern München zurück. Bayern-Manager Uli Hoeneß freut sich über den Coup: "Wir spielen jetzt seit neun Monaten ganz ohne Trainer und kämpfen noch immer um die Meisterschaft. Mit Jupp können wir den Titel holen." Ein letzter medizinischer Check steht heute Nachmittag an. "Wenn Jupp nicht ansteckend ist, kann er sofort anfangen", so Bayern-Dok Rüdiger Degwert.

Nachtrag:
Horst Köppel dementiert: "Ich war nicht im Altersheim!"

Sonntag, 26. April 2009

statt eines vorberichts

Heute. VfL gegen Bielefeld. 16. gegen 15. 1 Punkt Abstand.
Morgen. VfL gegen Rostock. 16. gegen 15. 2 Punkte Abstand.
Wie soll man das denn aushalten?

Samstag, 25. April 2009

zur abwechslung: münchen

Heute war ich in München, besser gesagt: Von gestern bis heute war ich in München. Das taugt zwar nicht so gut zur Ablenkung wie Snooker, geht aber auch. Drei Fragen treiben mich seitdem um, obwohl ich die Antworten schon kenne:
1. Was wohl befindet sich in der Hotel-Minibar, wenn der Frühlings-Discount des Hauses die Minibar als Inklusivleistung anpreist? Zwei Bier, zwei stille Wasser, ein Apfelsaft und eine Packung Nicknacks.
2. Wohin setzen sich die beiden einzigen Frühstücksgäste außer mir in einem riesigen Frühstückssaal mit schätzungsweise 30 Tischen? Direkt neben mich, etwa 30 cm entfernt.
3. Wer nach mir (und den beiden Frühstücksgästen?!) bewies heute in München mit Abstand am meisten Humor? Manuel Neuer, ein Schalker. Soweit ist es schon.

Morgen, morgen endlich passiert wieder etwas Nennenswertes. Und übermorgen auch. Und überübermorgen hol ich der Königin ihr Kind.

Freitag, 24. April 2009

seitenwechsel #81

Und sie schreiben und schreiben und schreiben. Zum 81. Mal geht die Post ab. Während Martin auf Seitenwahl hadert und um seine Gesundheit fürchtet ist Joachim in dieser Woche ganz euphorisiert: alles wird gut. Dank Bielefeld und dem stinkenden Geißbock. Wenn das keine Aussichten fürs Wochenende sind.

Lieber Martin,

ich verstehe Deine Gefühlslage vollkommen: Wohin Du auch schaust, stets ist da Bielefeld. Für einen Ort, den es gar nichts gibt, ist das ganz schön bemerkenswert. Und tatsächlich, auch ich wähne mich manchmal von kleinen, ärgerlichen Bielefelds umgeben. Dennoch sollten wir nicht vergessen, daß Bielefeld durchaus praktisch und gut sein kann (ich hätte noch „quadratisch“ einfügen können, aber nicht ohne Vergütung für diese Werbung, Herr R.). Erstens als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Vor nicht allzu langer Zeit saß ich neben dem damals arbeitslosen Michael Frontzeck auf der Pressetribüne des bald nicht mehr existenten Aachener Tivolis und fragte mich, wann und wo er wieder einen Job findet. Auf einmal war er in Bielefeld, und überraschender noch, er ist da immer noch.

Zweitens dient Bielefeld vortrefflich als unschuldiges Schimpfwort. Ich schenkte meinem Chef Ende letzten Jahres einen Borussia-Adventskalender, nur um zu erfahren, daß er den an seine Frau weitergab, der die Schokolade nicht schmeckte und die sich dann noch beschwerte, am 24. sei der Schokofußball auch nicht größer gewesen als am 23. Was sagt man seinem Chef in solchen Situationen? Eben: „Du Bielefeld“ (er kommt aus Münster, da ist das vielleicht sogar eine Beleidigung; ich hätte mich vorher mal informieren sollen).

Drittens aber, lieber Martin, ist Bielefeld nahezu die einzige Mannschaft, die ab und an – und gerade, wenn es darauf ankommt – gegen Borussia zu verlieren neigt, sieht man von diesen zotteligen Stinkevierbeinern aus dem Vorort von Leverkusen ab. Allein deshalb trage ich Bielefeld im Herzen und meine, wir sollten ständig gegen Bielefeld spielen. Am besten auch in der Relegation. Ich weiß, daß das nicht möglich ist, aber wenn wir gegen Aachen spielen, was ich Dir jüngstens vorhersagte, ist das ja auch fast wie gegen Bielefeld. Ich weiß ebenfalls, daß sich bei dieser Konstellation bei vielen Fans die Zehennägel aufrollen, doch seien wir ehrlich: Das letzte Spiel, das jemals in der Kartoffelkäfer-Schachtel ausgetragen wird, ist eine historische Niederlage gegen Borussia – geht Dir da nicht wie auch mir der Steinborn ab? Alle Hände zum Himmel, und die Pfeifen sind verstummt? Nein, Martin, diese Saison verwöhnt uns Borussia bis zum Äußersten: Hans Meyer ist zurück, Spannung bis zum letzten Spieltag und dann noch ein Sieg in der Relegation, das ist wie Weihnachten, nur mit besserem Adventskalender.

Es gibt da freilich ein kleines Problem. Ich rede hier nicht von Herzinfarkten, auch wenn ich allmählich in das Alter komme, wo man auf die Pumpe achte sollte. Es gibt da vielmehr diese winzigkleine Möglichkeit, daß wir es im Fall der Fälle nicht packen. Das wäre etwas unangenehm, denn dann freuen sich die anderen, und wir reisen wieder nach Osnabrück. Wer will das schon, außer dem VfLog (wenigstens gut, daß ich dafür sicher im Schach gewinne, denn Dein letzte Zug hat wieder alle Schachtheorien überrumpelt: Meine Dame schlägt trotzdem Deinen Bauer auf e4 und sagt Schach.)?

Und so fahre ich am Sonntag mit einem kleinen Zagen, doch großer Hoffnung nach Mönchengladbach, trage öffentlich große Zuversicht zur Schau, um mich innerlich ein wenig zu gruseln, zucke bei jeder Tormeldung zusammen, denn parallel spielt Cottbus (wer hätte das besser erfinden können?), um am Ende mit 54.000 anderen den Platz zu stürmen, Rasen auszugraben, Tore abzubauen, Hans Meyer in Rotkäppchen-Sekt zu ersäufen und mit nicht mehr vorhandener Stimme „So ein Tag, so wunderschön wie heute!“ zu krächzen, nur weil wir durch ein Abseitstor (alles gleicht sich aus, lieber Martin) von Colautti in der letzten Spielminute 1:0 gewonnen haben. Und ich frage Dich erneut: Was gibt es Besseres als das?

In Tränen aufgelöst vor so viel Glück umarme ich Dich, mein Bruder in Borussia,

Dein Joachim

Donnerstag, 23. April 2009

pi mal daumen

Auf der Suche nach Rat in unserer verzweifelten Lage sind wir auf eine Seite über Faustregeln zu allen Lebenslagen gestoßen.

Unter dem Stichwort "Depression" findet man etwa diese hilfreiche Faustregel:

"The higher the percentage of cacao in the chocolate, the more effective it is as an anti-depressant."

Sucht man nach Faustregeln für die Zukunft wird es düsterer:

"The best predictor of future behavior is past behavior."

Womit alles für weitere Trainerentlassungen bei Gladbach, Chaos in der Vereinsführung und nie endendes Auf und Ab spricht. Das ließe sich aber sicher vermeiden, wenn die Mannschaft nur dieser einen genialen Faustregel für erfolgreiches Fußballspiel folgte:

"If it moves, kick it. If it doesn't move, kick it until it does."

Mittwoch, 22. April 2009

rummosern

Dass Dante ein VfL-Fan ist, steht außer Frage, spätestens seit er nun auch das Borussen-Trikot trägt. Doch auch die jüngere Geschichte hat prominente VfL-Sympathisanten hevorgebracht.

So schrieb 1766 etwa der Reichshofrat Friedrich Carl von Moser: Nie zuvor wie jetzt waren die Deutschen - gemeint sind offenkundig die VfLs - so sehr "ein Rätsel politischer - ergo: konditioneller, technischer, taktischer etc. - Verfassung, ein Raub der Nachbarn - Köln, Bielefeld etc. -, ein Gegenstand ihrer Spöttereien, uneinig unter uns selbst, kraftlos durch unsere Trennungen - Luhukay, Ziege, Cetkovic -, stark genug, uns selbst zu schaden, ohnmächtig uns zu retten, unempfindlich gegen die Ehre unseres Namens, unzusammenhängend in Grundsätzen, gewalttätig in deren Ausführung, ein großes und gleichwohl verachtetes, ein in der Möglichkeit glückliches, in der Tat selbst aber sehr bedauernswürdiges Volk".

Da spricht einer, der sehr früh sehr viel Ahnung hatte.

Dienstag, 21. April 2009

fortune, fortuna!

Heute findet im Rheinstadion Düsseldorf das Halbfinale eines Wettbewerbs statt, der so wichtig nicht sein kann, denn ein VfL ist nicht dabei. Fußball also haben die beiden Mannschaften aus Leverkusen und Mainz nicht gespielt. Doch vielleicht, vielleicht erlebt das Metropölchen nahe Köln bald mal wieder richtigen Fußball. Viel ist dazu nicht mehr nötig. Osnabrück tut ohnehin sein Allerbestes, um die Saison auf Platz 16 zu beschließen, nun muss nur noch die Fortuna dafür sorgen, dass nicht Unterhaching das Rennen um Platz 3 in der 3. Liga macht. Bestenfalls gibt's dann, wie bei den Alibi-Fußballern heute, auch Verlängerung und so.
Achja, welcher Hacker hat eigentlich seinerzeit diesen fiesen Text über Relegationsspiele in unserem kleinen Familienblog veröffentlicht? Kann nur kein Opportunist gewesen sein.

Montag, 20. April 2009

zur abwechslung: snooker

Die vielen Sorgen und Fassungslosigkeiten, die so ein Abstiegskampf mit sich bringt, sind ohne Heiterkeiten nicht zu verkraften. Da trifft es sich gut, dass im Crucible Theatre in Sheffield seit drei Tagen wieder Snooker gespielt wird.
[Wer jetzt entnervt abschenkt und die Lektüre abbricht, dem sei nur eine Stunde dieses wirklich großen Sports anempfohlen. Er wird süchtig werden nach a) dieser Mischung aus ekelhafter Arroganz, brilliantem Durchblick, kluger Taktik und konzentrierter Verve der Snooker-Heroen b) dem legendären Kommentar von Rolf Kalb c) dem diabolischen Grinsen von 'The Rocket' Ronnie O’Sullivan. Alles zusammen verhülfe den beiden VfLs jedenfalls zu unangefochtener Meisterschaft, mindestens jedoch zum souveränen Klassenerhalt.]
So eine Total Clearance etwa, wie sie Marco Fu vorhin gegen Joe Swail gelang, wird unsereinem weniger wahrscheinlich ein Mal im Leben gelingen als ein Seitfallzieher mit dem schwachen Fuß in den Winkel. In Zeiten des großen Elends und der Krise tut ein bisschen Genie ganz gut.

In aller Kürze geht es beim Snooker darum, die 15 roten und sechs farbigen Bälle abwechselnd zu versenken, zuerst immer rot, anschließend farbig, dann wieder rot etc. Wenn Spieler A nicht trifft, ist Spieler B an der Reihe. Nur die farbigen Kugeln kehren zurück auf den Tisch, nachdem sie gelocht wurden. Eine rote Kugel zählt einen Punkt, die farbigen zwei (gelb) bis sieben (schwarz). Sind alle roten Kugeln gelocht, folgen die farbigen in bestimmter Reihenfolge; dann bleiben auch sie in den Taschen und werden nicht wieder aufgelegt. Die Punktzahl des perfekten Snookerspiels beträgt 147, nämlich wenn erst abwechselnd 15 Mal rot und schwarz gelocht wird und anschließend alle farbigen Kugeln. Der Schnellkurs hierfür dauert 5:20 Minuten (Videolink). Ronnie O’Sullivan lochte dabei alle 8,9 Sekunden eine Kugel und schaffte ein so genanntes Maximum Break; etwas Analoges im Fußball gibt es nicht.

Sonntag, 19. April 2009

spiele im indikativ

Gladbach, Drittletzter. In der Relegation heißt der Gegner Mainz.
Osnabrück, Drittletzter. Am 28. und 31. Mai wartet die SpVgg. Unterhaching.

Die Top 3 im Ausreden-Contest der beiden VfLs hat währenddessen Infratest dimap ermittelt.
1. Pech gehabt.
2. Schiedsrichter schlecht in Form.
3. Spielmacher hatte eingerissenen Fingernagel.

Samstag, 18. April 2009

ein spiel im konjunktiv

Das Spiel des VfL gegen Eintracht Frankfurt war nicht ein Spiel, es waren mindestens zwei. Das Endergebnis von 4:1 erzählt die langweiligere Geschichte, die bitterere, die beängstigendere und leider die einzige, die auf Dauer zählt. Im Konjunktiv des 'Hätte, Würde, Wäre..., Aber...' lassen sich viele andere Geschichten berichten. Alle diese Varianten haben als Dreh- und Angelpunkt die desaströse, katastrophale, nicht einmal noch als amateurhaft zu bezeichnende, dramatische, unverzeihliche - und was da an negativen Adjektiven noch ist - Fehlentscheidung des Schiedsrichters, der nach einen Foul an Marin den eindeutigen Vorteil nicht erkannte, sondern voreilig einen Strafstoß pfiff und so, statt Gladbach für das Foul zu entschädigen, ein Tor stahl. Ein Tor zu einem Zeitpunkt, wie geschaffen, um aus dem 2:0 Rückstand zumindest noch ein Unentschieden zu machen.
Stattdessen folgte, was in solchen Situationen gleichermaßen klischeehaft wie unvermeidlich ist: der gewährte Elfmeter wurde verschossen, und es wird nie festzustellen sein, welchen Verlauf das Spiel genommen hätte, wäre der Schiedsrichter nur ein wenig klüger gewesen. Vielleicht ist es zu einfach, 90 Minuten an diesem einen Moment festzumachen, und es ist richtig, dass Gladbach vor allem in der ersten Hälfte versäumt hat, aggressiver, zielstrebiger und origineller die durchaus vorhandenen Möglichkeiten, das Spiel nach vorne zu suchen, zu nutzen. Es gibt also genug Grund, auch Fehler in den eigenen Reihen zu monieren.
Die zweite Hälfte jedoch ist ohne die Elfmeter-Schlüsselszene nicht zu verstehen. Dass Gladbach dennoch über weite Strecken die Frankfurter zittern ließ, spricht für die Moral dieser Mannschaft, die - auch dies zeigte das Frankfurt-Spiel leider zu deutlich - im sich weiter zuspitzenden Abstiegskampf wenig mehr zu bieten hat als eben diese Moral.
Es bleiben sechs Spiele, von denen zwei gewonnen werden müssen und vier fast hoffnungslos erscheinen mögen. Eine Perspektive, die Gänsehaut macht und das nächste Spiel spätestens jetzt tatsächlich zu einer Art Schicksalsspiel werden lässt. Wenn es im Fußball so etwas wie Gerechtigkeit gibt, wird Gladbach dennoch nicht absteigen. Mindestens drei Mannschaften sind schlechter als dieser VfL, der sich auch in widrigsten Umständen wie heute nie aufgibt. Wenn der Fußballgott etwas zu sagen hat, wird er dafür sorgen, dass diese Elf erstklassig bleibt, der heutige Schiedsrichter jedoch einen Rasen höchstens noch auf einem Golfplatz betreten darf.

frankfurter gastfreundschaft


Liveticker aus dem tabellenkeller. Los geht's.

Freitag, 17. April 2009

stimmen zum spiel

Pele Wollitz, Trainer VfL Osnabrück: "Die Geschichte mit dem Tiefpunkt, und noch mal ein Tiefpunkt. Da gibt's noch mal einen niedrigen Tiefpunkt. Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören. Das muss ich ganz ehrlich sagen."

Dr. Dirk Rasch, Präsident VfL Osnabrück, zu Schiedsrichter Markus Wingenbach, der Osnabrück einen Elfmeter verweigerte: "Dann soll er doch Freitagabend Unterhaltung machen und keinen Sport, keinen Fußball. Dann soll er 'Willkommen bei Mario Barth' machen und den Barth ablösen."

Thomas Reichenberger, Stürmer VfL Osnabrück:
"Ich kann diesen Käse nicht mehr hören nach jedem Spiel, in dem wir kein Tor geschossen haben, dann ist noch ein tieferer Tiefpunkt. Das ist das Allerletzte. Wechselt den Beruf, das ist besser. Ich spiele jetzt seit mehr als vier Jahren hier und muss mir den Schwachsinn immer anhören."

Thomas Cichon, Abwehrchef VfL Osnabrück: Wieso müssen wir denn diese Mannschaft klar beherrschen? Die Augsburger sind Tabellenzwölfter, das weißt du, oder nicht? Sind sie Tabellenzwölfter, oder nicht? Na also. Und da müssen wir den Gegner auswärts beherrschen. In welcher Welt lebt ihr denn alle?! Ihr müsst doch mal von eurem hohen Ross runter kommen, was ihr euch immer alle einbildet, was wir für einen Fußball in Osnabrück spielen müssen. Der Lothar (Gans), was die früher für einen Scheiß gespielt haben! Da konntest du doch früher überhaupt nicht hingehen, die haben doch früher Standfußball gespielt."

Martin Zierold, VfLog: "Wenn selbst dies kein Tiefpunkt war, dann steht eines fest, nämlich dass mit Jos Luhukay immerhin ein VfLer nicht absteigt nach dieser Saison!"

Donnerstag, 16. April 2009

seitenwechsel #80

Freunde der VfLiebe! Zum 80. Mal verständigen wir uns mit den lieben Kollegen von Seitenwahl über die Lage der Nation, d.h. der VfLs. Joachim zittert vor gespielter Spannung, Martin hat noch einmal in unserem alten Interview mit Thomas Broich nachgelesen und deliriert in philosophischen Floskeln, dies nachzulesen wie immer auf Seitenwahl.

Lieber Martin,

wir leben in spannenden Zeiten, sportlich und allgemein. Das Sportliche muß ich Dir nicht weiter erläutern; längst ist Dir geläufig, welches Drama (sagt Ihr beim VfLog nicht „Dramulett?) der Fußballgott diese Saison aufführen läßt. Überm Strich, unterm Strich, aufm Strich (ähem) – nahezu jedes Wochenende ändert sich nun, wo Borussia gerade steht. Erst Hamburg und Köln geputzt, dann gegen Bochum und teils in Karlsruhe gepatzt, nun gegen Wolfsburg überzeugt und dennoch verloren, was soll man davon nur halten?

Vielleicht sollte man es einfach klasse spannend finden, was es doch ist und worum es im Fußball nun mal geht. Ich persönlich habe das selbst durch stärkstes Bedenkenwälzen nicht wegzuschiebende Gefühl, daß wir uns diese Saison mal wieder in einem heroischen Last-Minute-Kraftakt retten werden. Glatt wird das freilich nicht abgehen. Borussia bereitet nun – aus meiner Sicht nicht zielführend – die Marschrichtung vor, die nächsten beiden Spiele seien vorentscheidend. Nun, natürlich wäre es schön, in Frankfurt zu punkten, doch finde ich die Partie in Cottbus am 32. Spieltag viel bedeutsamer, und was es am Ende gegen Dortmund schlägt, weiß ohnehin jeder. Ich vermag nicht zu glauben, daß nach bislang unterirdischen acht Heimniederlagen etwa gegen Bielefeld alles glattläuft, umgekehrt sehe ich aber auch niemanden, Schalke und die Bayern eingeschlossen, der dieses Jahr erhoben über den anderen Mannschaften thront. Insofern ist jedes Spiel für sich bedeutsam, und hier vor allem die nächsten beiden Spiele als zentral anzusehen, bietet sich vor diesem Hintergrund nicht an.

Wir leben aber auch anderweitig in spannenden Zeiten, und hier meine ich weniger die bereits entschiede Bundestagswahl oder unser ebenso entschiedenes Schachspiel, sondern das jüngste Rauschen im Medienwald. Da hätten wir zum einen die Mimosen-Bayern, die in Barcelona jämmerlicher auftraten, als 1860 das jemals geschafft hätte, und deren noch amtierender Ex-Trainer nun die taz verklagen möchte, wegen einer geradezu mickrigen Lappalie. Es verwundert weniger, daß an der Isar derzeit die Sicherungen herausspringen, als daß die Bayern überhaupt Medien so ernst nehmen, wie dies derzeit der taz widerfährt. Mir scheint hier ganz simpel ein Ablenkungsmanöver von den eigentlichen Problemen vorzuliegen, und wenn unsere Niederlage gegen Wolfsburg etwas Positives hatte, dann doch dies: daß somit der Drei-Punkte-Abstand der Wolfsburger an der Spitze gewahrt bleibt.

Zum anderen sehen wir gerade in Großbritannien, welche Macht Blogs entwickeln können; zwar ist Gordon Brown nicht gestürzt, aber er hängt in den Seilen. Nun, VfLog und SEITENWAHL wußten dies seit eh und je. Gleichzeitig müssen wir mit all unserer Macht natürlich verantwortungsvoll umgehen. Ich könnte jetzt hier einfach enthüllen, daß Borussia am Ende 15. wird, daß Bielefeld gegen Aachen in der Relegation die Klasse hält und daß nächste Saison in Augsburg Peter Neururer als Nachfolger von Jos Luhukay gehandelt wird, der Holger Fach in Bad Breisig beerben wird. Doch wem wäre mit der Wahrheit gedient? Borussia entgingen in den letzten drei Heimspielen im Schnitt 20.000 Zuschauer, weswegen man im Sommer zwei bis drei knieamputierte Starstürmer nicht wird verpflichten können, und in meiner Lieblingsbuchhandlung in Aachen kann ich mich auch nicht mehr sehen lassen, dabei haben sie da diesen herrlichen Himbeerkuchen mit Schlagsahne.

Darum, lieber Martin, zeige ich mich hier zitternd und zagend, bete zum heiligen Friedhelm, daß es am Samstag nicht funkelt, esse Spreegurken, bis es der Lausitz so gut geht, daß sie da keinen Fußball mehr brauchen, um sich gut zu fühlen, und bestelle hiermit vier Pressekarten für das Saisonfinale (eine für mich, drei für meinen Sarg, damit ich mich nach dem Abpfiff gleich selbst eintüten kann). Aber ist das wirklich besser? Ich weiß es nicht.

Somit weiter mit stetigem Blick den Klassenerhalt feiernd grüßt Dich, in der Hoffnung, daß Du diesmal aus meinen „daß“ keine „dass“ machst,

Dein Joachim

Mittwoch, 15. April 2009

platzhalter

Also, Maik und ich hatten eine wirklich gute Idee, was hier heute stehen sollte. Eine lustige Analyse des Trainermarkts, die Algebra und Abrakadabra vermischt und zu einer sehr originellen These geführt hätte. Aber keiner kommt dazu, sie zu schreiben. Die gute Nachricht: Unsere Leser dürfen sich noch eine Weile freuen. Die Idee war wirklich richtig gut, echt jetzt.

Dienstag, 14. April 2009

dilemma

Nichts ist einem vergönnt. Es hätte ein wunderbarer Auswärtssieg werden können gegen Augsburg, eine Mannschaft, die seit Monaten ohne Trainer spielt und mittlerweile entsprechend planlos durch den Tabellenkeller irrt; gegen ein Team, dessen Übungsleiter - und das ist das eigentlich schockierende - schon den vierten Profiklub hat glauben machen können, er verstehe etwas von Fußball. (Rühmlich für die Borussia ist dabei allein, dass sie als erste auf den faulen Zauber reinfiel.)
Jetzt ist alles nichts, und ab sofort übernimmt ein alter Freund unseres kleinen Familienblogs (und von Osnabrück-Coach Pele Wollitz) das Ruder in Augsburg: Jos Luhukay. Ausgrechnet vor dem Spiel gegen Osnabrück.
Pele Wollitz muss mit seinem VfL gewinnen, doch Jos Luhukay, dem letzten guten Geist der Borussia, ist ein guter Einstand mehr zu gönnen als jedem anderen. Ob sie sich per SMS auf Sieg und Niederlage einigen?

Auch eingedenk dieser Konstellation habe ich vorhin die vermaledeite Restsaison auf kicker.de durchgetippt. Vor dem 34. Spieltag ergibt sich folgende Tabellensituation: Freiburg ist aufgestiegen (68 Punkte), Nürnberg (62) und Mainz (60) streiten um die Plätze. Duisburg, Gegner des VfL, ist mit 55 Punkten gottlob schon abgeschlagen, denn unten sieht es folgendermaßen aus:

10. Augsburg, 39 Punkte / -2 Tore
11. Koblenz, 39 / -3
12. VfL, 37 / -12
13. Frankfurt, 37 / -12
14. Oberhausen, 37 / -19
15. Ahlen, 37 / -23
16. Rostock, 36 / -5
17. Ingolstadt, 32
18. Wiesbaden, 24

Rostock spielt in Wiesbaden und könnte bereits mit einem Unentschieden gerettet sein.
Ahlen spielt gegen Fürth.
Oberhausen spielt in Mainz.
Frankfurt spielt in St. Pauli.
Koblenz spielt in Ingolstadt.
Augsburg spielt in Aachen.
Spannender dürfte es kaum gehen.

Montag, 13. April 2009

tanz mit den teufeln

Der VfL zeigte sich sonntagnachmittags mal wieder von seiner allerbesten Seite. Sonniges Frühlingswetter, volles Stadion, tolle Atmosphäre. Dazu ein unterhaltsamer Kick, temporeicher Zweitligafußball, ein flotter Tanz mit den Teufeln. Und das alles, so scheint es, mit jeder Gewähr an die Lauterer, auch bestimmt kein Tor zu schießen.

Forsch und mit großem Eifer hatte der VfL angefangen, bereit für einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt. Dann, in der neunten und elften Minute, ließen sich die Osnabrücker zwei Mal auskontern, und das Spiel war entschieden. Zuerst verwandelte Srdjan Lakic nach einem tollen Flankenlauf von Alexander Bugera; dabei schaltete Paul Thomik auf der rechten Abwehrseite zu langsam. Anschließend spielte Dominic Peitz einen Pass in die Spitze, der, wäre er angekommen, eine verheißungsvolle Offensivaktion ergeben hätte; stattdessen setze sich Florian Dick mit dem Ball in Richtung VfL-Tor in Bewegung, und zwar so schnell, dass dem über 90 Minuten bärenstark verteidigenden Kuka Engel nicht mal mehr ein Vorwurf zu machen war, dass er nicht hinterher kam.
Vielleicht hatte der VfL in dieser Anfangsphase etwas ungestüm angegriffen. Andererseits: Genau das wollen wir ja sehen von der Wollitz-Truppe, selbst wenn es hier und da schief geht. 0:2 jedenfalls stand es bereits nach nicht einmal einer Viertelstunde – und nur wirklich große Mannschaften verlieren so ein Spiel nicht 0:4.

Im weiteren Verlauf dieses Osterkampfs hatte Kaiserslautern noch drei riesige Chancen. Erik Jendrisek vergab in der 18. Minute, Joshua Simpson kurz nach Wiederanpfiff, und der Ex-VfLer Anel Dzaka vergab das dickste Ding in der 55. Minute. Der Rest der Partie war VfL.

Mit immensem Aufwand und aufopferungsvoller Laufbereitschaft wollte Osnabrück das Anschlusstor schießen, spielte sich hier und da schick vor das Lauterer Tor, allein: Im entscheidenden letzten Moment gelang nicht viel.
Vater Gizinski, VfLog-Experte und erfolgreicher Fußballtrainer a.D., kommentierte das Geschehen denn auch so geistreich wie leider zutreffend: "Bringt euch nicht um!" Vorausgegangen waren gut und gerne fünf Kopfbälle von Peitz, die sich lediglich asymptotisch dem Tor annäherten, eine Riesenchance von Pierre de Wit, wieder eine Hundertprozentige von Peitz, der allein vor FCK-Torwart Tobias Sippel aufkreuzte, und am Ende 24 Flanken und 16 Torschüsse. Doch ein freundlicher Gastgeber blieb der VfL bis zum Schluss, ein Tor fiel nicht mehr.

Claus-Dieter Wollitz war denn am Ende unglücklich, aber nicht gänzlich unzufrieden, und so richtig er das Spiel seiner Mannen analysierte: Der jedem Berufsoptimismus unverdächtige Bebachter darf sehr fürchten, dass sie zur Gewohnheit wird, diese unglückliche Nicht-ganz-Unzufriedenheit; dann stünde am Ende der unglückliche Nicht-ganz-Klassenerhalt. Auch dass sich mit Peitz und Engel zwei Spieler, die in der vergangenen Saison noch Regional- bzw. Oberliga gespielt haben, zu verlässlichen Stützen in der 2. Bundesliga entwickelt haben, könnte im Abstiegsgeheul dann untergehen.

Gottlob ist es soweit noch nicht, und es muss auch nicht soweit kommen. Was es braucht für den Klassenerhalt ist eine Mannschaft, die wie gestern Fußball spielt; und ein Quäntchen Glück. Das wünschte dem VfL im Rahmen einer durchaus bemerkenswerten Einlassung sogar der FCK-Coach Milan Sasic. Als Sasic sein eigentliches Statement in der Pressekonferenz schon lange beendet hatte, richtete er das Wort noch einmal an "meinen Freund Pele": Viele Mannschaften, die besser in der Tabelle stehen, spielten nicht so guten Fußball wie Osnabrück, und wenn eine Mannschaft Glück verdiene, dann der VfL. Recht hat er - jedoch auch keine Sorgen mehr.

Wollitz bleibt erwartbar kämpferisch: "Die Mannschaft ist da, ist bereit, und sie wird den Kampf gewinnen." Sein Appell an die Journalisten, sich nicht in Panikmache zu ergehen, sondern das Team zu unterstützen – "jetzt, nicht erst wieder nach dem 34. Spieltag!" –, richtet sich zwar an die Falschen und zeugt nicht von besonders großem Verständnis für die, denen Journalisten verpflichtet sind, den Lesern nämlich. Doch unseren kleinen Familienblog kümmert’s wenig: Jenseits jeder Unabhängigkeit unterstützen wir stets parteilich, wo immer wir können. Also hoch die Tassen: Auf drei Punkte in Augsburg!

Sonntag, 12. April 2009

frauenfußballkultur

Wir können uns hier nicht um alles kümmern. Die Aufgabe, die Welt der VfLs hinreichend auszuleuchten (Epistemologen mögen die unglückliche Metapher verzeihen und mir eine bessere vorschlagen unter radikalerkonstruktivismus@vflog.de), nimmt uns umfassend in Beschlag und lässt kaum noch Zeit für anderes. Aber was gibt es schon auch anderes? Fußball jedenfalls nicht, denn wenn es kein VfL ist, ist es ja kein Fußball. Dies ist übrigens das entscheidende Kriterium; kein Ausschlusskriterium ist das Geschlecht der Spieler/innen. Und so möchten wir unsere Leser gerne auf einen schönen Blog zur Frauenfußballkultur aufmerksam machen, der allein schon durch seine Namensgebung Sympathie verdient: Spielfeldschnitte. Ein Problem haben die Kolleginnen allerdings noch: Es gibt kaum VfLs im Frauenfußball, in der 1. Liga bisher nur den VfL Wolfsburg, ausgerechnet.

Samstag, 11. April 2009

dickes b

Verloren. Damit musste man wohl rechnen. Nicht rechnen konnte man damit, dass diese Niederlage derart knapp, ja fast unverdient für Wolfsburg kommen würde. Gladbach hätte führen können, das verhinderte Benaglio. Wolfsburg hätte dann höher führen können, das verhinderte Bailly. Das Spiel der Bs. Dass Gladbach nach dem Rückstand gegen Wolfsburg noch das 1:1 machen würde, auch dies eine Überraschung, noch dazu durch Dante, der bis dahin (Hintermann!) nicht gerade zu den Hoffnungsträgern auf dem Platz gehört hatte. Bitter nur, dass es dann nicht beim unerwartet verdienten Ausgleich blieb. So rückt Cottbus heran, und nach oben muss man schon auf viel hoffen, wenn man jenseits von Bielefeld noch andere Abstiegsaspiranten ausmachen will, auch wenn natürlich noch jeder schliddern kann. Das nächste Spiel ist also wieder einmal ein Endspiel. Es geht gegen Frankfurt. Auswärts. Nur gut: ich habe seit Monaten meine Karten auf dem Schreibtisch liegen.

Freitag, 10. April 2009

lob der abwesenheit

Da bin ich wieder. Und was habe ich verpasst? Nichts. Kein Tor. Kein Gegentor. Gut, das Bochumspiel, lang ist's her, sah anders aus, aber dazwischen war ich ja kurz wieder daheim. Nun bin ich wieder ganz zurück, alle auswärtigen Pflichten und Freuden sind erfüllt und genossen, und der Alltag wird mich bald wieder haben. Es war schön, fort zu sein. Niemand erwartet, dass E-Mails sofort beantwortet werden. Und auch die täglichen Recherchestunden, um auf dem Laufenden zu bleiben über dies und das, über Gladbach und seine Gegner (also ebenfalls über Gladbach), all dies fällt weg, weil die Welt akzeptiert, dass Menschen, die sich nicht in der Heimat aufhalten, gehandicapt sind. Ein bißchen ist fort sein so, wie in der zweiten Liga zu spielen. Man ist etwas aus dem ganz großen Trubel raus, wird auch nicht mehr so genau beobachtet, das Tempo lässt nach. Wer zurückkommt, braucht dann Zeit, sich wieder einzufinden. Sich zu akklimatisieren. Den Jetlag verarbeiten. Deswegen belasse ich es heute dabei. Damit ich morgen fit bin für den Tabellenführer, für die erste Liga. Möge sie uns erhalten bleiben. Denn, ehrlich gesagt, zu Hause ist es doch am schönsten.

Donnerstag, 9. April 2009

gladbach steigt ab

Ich möchte nicht lange um den heißen Brei herumreden. Ich muss ehrlich sagen: Einige haben den Ernst der Lage noch immer nicht begriffen. Wenn weiter nichts passiert, steigt die Borussia ab. Vereinzelte Befreiungsschläge helfen nicht weiter.
Ich weiß nicht, was ich mehr bin - schockiert, traurig oder wütend über das, was uns Borussen droht. Wir haben eine große Verpflichtung, wir sind ein stolzer Club, dieser Stolz darf nicht weiter mit Füßen getreten werden. Wir brauchen Desaster-VfLs für die VftabelLe (rechts auf dieser Seite)!

Mittwoch, 8. April 2009

lieber klinsi,

...was die wunderliche Marotte der Torwartwechsel nach einschneidenden Niederlagen und vor wichtigen Spielen angeht: Erkundige dich besser nochmal bei jemandem, der sich damit auskennt und was versteht von Bauchgefühl.

Dienstag, 7. April 2009

neuer manager für die vfls

Gute Nachrichten für die VfLs: Erfolgsmanager Uwe Schwenker ist wieder auf dem Markt. Den Handballern vom THW Kiel hatte Schwenker in den vergangenen Jahren eine Menge Gutes gebracht, jetzt gibt er auf und tritt mit sofortiger Wirkung zurück. "Grund hierfür", teilte der THW mit, "ist ausdrücklich nicht der gegen Uwe Schwenker erhobene Vorwurf von Spielmanipulationen, für die es auch nach Einsicht in die Ermittlungsakten keine belastbaren Beweise gibt". Selbstverständlich nicht. Nur auf den ersten Blick scheint es, als hätten ihn undankbare Unkenrufer wegen der Bestechungsvorwürfe zum Rücktritt gedrängt, aber in Wahrheit ist alles ganz anders. Wie genau, das muss uns nicht kümmern.

Fakt ist: Schwenker hat keinen Job mehr. Fußballgott sei Dank! Denn bekanntlich ist das Ziel unseres kleinen Familienblogs das Champions-League-Finale unserer beiden VfLs - und genau damit kennt sich Schwenker ja bestens aus. Wie man es anstellen muss, am Ende eines langen, steinigen Weges den Europapokal zu gewinnen: Wer weiß das besser als er? Deshalb wird Schwenker zu Beginn der neuen Saison voraussichtlich Max Eberl und Lothar Gans als VfL-Manager ablösen. Wer dann am Ende im Konfetti-Regen jubelt und welcher VfL sich mit der zweiten Geige in Europa begnügen muss, auch das soll uns vorerst nicht kümmern.

Montag, 6. April 2009

geisterstunde

Noch bereitwilliger werden die VfLs auswärts wohl nicht mehr zum Siegen eingeladen wie in München und Karlsruhe. Gewonnen haben sie trotzdem nicht. Das Spiel der Borussia sei so mitreißend, wie einer Osterglocke beim Wachsen zuzusehen, gab ein Radioreporter zum Besten. In München ging es durchaus agiler zur Sache, allerdings genauso erfolglos. Der Druck wird größer, und wenn Thomas Cichon recht hat mit seiner Mutmaßung, die er am Wochenende allerdings bestritt, dass nämlich die Mannschaft jede Woche wieder einen Arschtritt brauche, um hochkonzentriert Leistung zu bringen, dann könnte das gefährlich weiterspukende Abstiegsgespenst zum nächsten Sieg beitragen.

Gladbach und Osnabrück, das immerhin ist die Prise Gutes im Schlechten, marschieren trotz Ligaabstand Seit an Seit, können sich gegenseitig trösten und, wie man das macht unter Liebenden, Wunden lecken. Aber um bei Adorno zu bleiben: Was nützt einem die Gesundheit, wenn man ansonsten ein Idiot ist? Mit anderen Worten: Unklug ist, wer sich fahrlässig in die Not bringt, jetzt gegen den Tabellenführer und -fünften als Ghostbuster zu überzeugen.

Sonntag, 5. April 2009

dissoziation

Bevor der Ärger verfliegt, sei kurz notiert:

Im Prinzip ist alles wie zuletzt, nur dass sich die Lage zuspitzt. "Gut gespielt", "Pech gehabt", "Siegeswillen gezeigt", "Auswärts das Spiel bestimmt", "Viele Chancen rausgespielt", "Zwei Punkte verschenkt", "Wieder nicht verloren", "Einen wertvollen Punkt mitgenommen".
Zutreffend übersetzt dürfte diese Melange heißen: "Wie ein Absteiger gespielt." Wer Spiele wie heute nicht gewinnt und den Klassenerhalt bis zum vorletzten Spieltag unter Dach und Fach haben will, spaltet wenigstens seine Persönlichkeit; vielleicht hat er sogar einen kleinen Knall.

Samstag, 4. April 2009

mein lieber herr gesangverein

Es ist zu lesen, dass der neue 1860-Coach Uwe Wolf seine Spieler auf dem Weg ins Stadion Fan-Gesänge anstimmen lässt. Als so genannte Teambuilding-Maßnahme. Das ist derart verstörend, dass es womöglich nicht einmal die Wirkung verfehlt.

Trotzdem zwei Anmerkungen: 1. Sollten mehr als sechs Leute mitsingen, ist es schlecht bestellt um Mündig- und Hellsichtigkeit des deutschen Profifußballers. 2. Sollten Schmähgesänge auf den VfL geprobt werden und um phonetische Vollkommenheit zu gewährleisten: Osnabrück spricht sich mit der Betonung auf der letzten Silbe "brück", nicht etwa, wie fälschlicherweise häufiger vorgetragen, auf der ersten Silbe "Os".

PS. Auch anderswo wird gern gesungen (siehe Link unten). Wäre ein Choraustausch denkbar?

Freitag, 3. April 2009

etikette

Aus aktuellem Anlass bitten wir vor dem Spiel in Karslruhe alle VfL-Fans, sich was Ordentliches anzuziehen. Es wird eng!

Donnerstag, 2. April 2009

seitenwechsel #79

Freunde der VfLiebe! Zum 79. Mal verständigen wir uns mit den lieben Kollegen von Seitenwahl über die Lage der Nation, d.h. der VfLs. Überschattet wird unser Palaver auf höchstem Niveau vom Schachbrett der Nation. Trotzdem dreht sich natürlich alles um Borussia. Maik freut sich bei Seitenwahl über Spielmacher, die nicht knittern, und steht Seit an Seit mit Heracles. Joachim will neuer Bahnchef werden und antwortet deshalb mit einer Ode auf Peer Steinbrück.

Lieber Maik,

ich war schon etwas schockiert, als Martin und Du plötzlich Hartmut Mehdorn die Borussia-Präsidentschaft antrugen, für den Fall, dass Ihr unser nettes Schachspiel gewinnt. Fein, dachte ich, kann ich ignorieren – bis der besagte Herr nichts anderes zu tun hatte, als im Vertrauen auf Eure Fertigkeiten frühzeitig zurückzutreten. Voreilig, möchte ich sagen, denn ihm entging im Gegensatz zu mir die Brillanz Eurer Strategie: Ihr wollt mich nur motivieren. Nun, gewinne ich, trage ich bekanntermaßen Peer Steinbrück die Präsidentschaft an (ich dachte mir: Warum soll er beim FC Vaduz versauern?), weswegen ich jetzt schon mal Frau Steinbrück ins Spiel bringe: Dame auf d4. Ready to rock ´n roll!

Darin sieht man wieder die Fallstricke der direkten Demokratie. Rund die Hälfte derjenigen Leser, die sich bei Euch an der Abstimmung beteiligten, wählten einen verlockenden, doch verhängnisvollen Zug, während sich die qualifiziertere andere Hälfte in Alternativen verzettelte. Zwar stimmten sowohl die Herren Kasparow, Anand und Fisher für die kleine Rochade, doch da die Absprache anonym war und zudem die Regeln des preußischen Dreiklassen-Wahlrechts krass missachtete, fruchtete das nicht.

Ich befürchte, beim Schach ist es wie beim Fußball: Einer muss allein entscheiden. Schau auf Wolfsburg, da haben sie es kapiert. Bei Mönchengladbach, und hier muss ich erneut von brillanter Strategie sprechen, machen sie es inzwischen genauso, nur steht es nicht im Organigramm. Kompetenzteam? Wo denkst Du hin! Meyer bestimmt, doch ist er so klug, Ämterhäufung zu vermeiden. Aber kannst Du Dir vorstellen, dass er sich von irgendjemandem sagen lässt, welche Schachfigur er verwenden und wohin stellen soll? Eben.

Ich will jetzt nicht „DDR“ raunen, obwohl das ein historisch faszinierender Gegenstand ist. Wirtschaftlich und politisch scheiße, ohne Frage, aber fußballhistorisch bemerkenswert. Ich verbrachte einige der letzten Sunden mit der Lektüre von Jörg Bergers Biographie. Eigentlich wollte ich nur kurz hineinschmökern, doch Potzblitz, auf einmal war ich schon am hinteren Buchdeckel angekommen. So lernte ich, dass Jürgen Raab bereits Co-Trainer bei Berger in der Türkei war, wie Hans Meyer nach dem Pokalsieg aussah und dass sie den Berger neben ihm – damals Teil seines Trainerteams – auf dem Siegerfoto einfach wegretuschiert haben, nachdem er rübergemacht hatte. Was ich ebenfalls interessant finde, ist, dass er ansonsten mit keinem Wort auf Meyer eingeht. Nun, das muss nicht unbedingt verwundern, denn es ist kein Fußballbuch im eigentlichen Sinne. Trotzdem würde mich interessieren, was der eine vom anderen hält. Ich denke freilich nicht, dass es etwas Schlechtes ist, denn seine Lieblingsfeinde listet Berger durchaus akribisch auf.

Vielleicht sollten wir also zusammen eine Retro-Party schmeißen, lieber Maik: Du hast ein Sofa, und ich habe ein Buch. Jetzt fehlt nur noch einer mit einem Kasten Bier. Könnte Martin der dritte Mann sein? Doch wo ist der eigentlich? Keine SMS mehr, zuletzt in Südtirol gesehen, ungefähr da, wo der Ötzi verschwand (sagte nicht Erich Rutemöller: „Ötzi, mach et!“, und schon war der Ötzi weg vom Fenster?), und dann war nur noch Stille? Oder gräbt er gerade das Wildparkstadion um, um drei Punkte zu finden, die er dann triumphierend mitbringt? Du siehst, es ist wie jede Woche: Fragen über Fragen. Nur, dass Du jetzt auch noch ein Mehdorn-Problem hast. Aber da darfst Du Dich bei Deinen Lesern bedanken.

Es grüßt Dich mit der Raute im Herzen, der Sonne auf der Birne und den Weltpokal im Sinn:

Dein Joachim

Mittwoch, 1. April 2009

der sonne hinterher

Nun am Sonntag in München. In der vergangenen Saison war das ein schöner, sonniger Pfingstausflug mit mäßigem Erfolg. Und diesmal? Gut zwei Wochen wird der VfL schließlich Zeit gehabt haben, sich auf das Auswärtsspiel in der Allianz-Arena vorzubereiten. Die zuletzt Verletzten werden wieder an Bord sein, Omodiagbe in der Innenverteidigung, Tom Geißler und Gaetano Manno für die Offensive. Vielleicht schaffen es die Osnabrücker gar, ein elfmeterreifes Foul so zu inszenieren, dass der Schiedsrichter pfeift. (Diese Schiri-Debatte reklamiert nämlich nach wie vor enorme Relevanz; es wäre vielleicht hilfreich, das Thema vermittels eines zugesprochenen Strafstoßes abzukürzen.) Unabhängig von allen Nebenkriegsschauplätzen: Ein Unentschieden wäre toll und ein kühles Augustiner im Biergargen an der Arnulfstraße. Und gutes Wetter.