Samstag, 30. September 2006

alles wie immer

Im Bremer Weserstadion fand heute ein Fußballspiel statt, das der SV Werder in nur fünf Minuten mit 3:0 für sich entschied. Hunt, Schultz und Diego machten das, was in den vergangenen Jahren ihre Kollegen ebenso vortrefflich hinbekamen: Gegen Gladbach gewinnen. Umgekehrt war es zuletzt am 21. März 1987, damals immerhin mit 7:1. Dass bis zum nächsten Borussia-Sieg in Bremen mindestens 20 Jahre lang das Wasser am Weserstadion vorbei fließen muss, ahnte damals noch niemand.

Nun sind uns die Bremer aus zwei Gründen sympathisch: Erstens heißt ihr Stadion noch immer nicht Kik-Dome oder B-Win-Arena. Zweitens machen sie keinen Hehl daraus, dass sie gerne eine genauso schöne Raute als Vereinswappen hätten. Das nötigt uns aber noch lange nicht, ihnen den Sieg heynckesk zu gönnen. Im Gegenteil, die Niederlage ist mehr als ärgerlich.

Über Gründe und Sinnhaftigkeit von Auswärtsniederlagen haben wir an dieser Stelle schon oft gestritten, öfter noch. Wir lassen es heute bleiben. Wir stellen nur ganz nüchtern fest: Spielte die Borussia so wie heute auswärts auch daheim, hätte sie in der Bundesliga nichts zu suchen. Und: Wenn die VfLs in der Fremde nicht bald zu Sinnen kommen und zumindest aufopferungsvoll kämpfen, werden die Fans ohne viel Mühe eine angenehmere Wochenendbeschäftigung finden.

Wir können von Glück sagen, dass derzeit jeweils ein VfL pro Wochenende zu Hause spielt - und gewinnt. Zum Osnabrücker 2:0 gegen Hertha II morgen mehr im VfLog.

Freitag, 29. September 2006

gruppenphase

"Wenn man dieses Spiel gesehen hat, muss man sagen, dass einfach die falsche Mannschaft weitergekommen ist!" Sagte Plamen Markov, Coach von ZSKA Sofia. Jupp Heynckes traute seinen Ohren nicht, legte seine Stirn in ungläubige Falten und dachte sich seinen Teil. Der Konter folgte ein paar Minuten später, als er auf der Pressekonferenz seine Sicht auf die Dinge bot: "Wenn der Kollege meint, die bessere Mannschaft habe verloren, dann war meine Mannschaft eben nur die cleverere. Auch das soll mir recht sein."

Das 2:0 im Rückspiel gegen ZSKA Sofia war nicht hochklassig, doch es war verdient nach einem mitunter einseitigen Kick. Und: Es war ein Sieg mit zwei Toren Unterschied! Das wiederum lag daran, dass nicht nur Kahe, sondern auch Marcell Jansen traf. Die Borussia hat also die Gruppenhase im UEFA-Pokal erreicht. "Das ist zweifelsfrei das wichtigtste", befand Heynckes. "Wie wir gespielt haben, vor allem nach dem Führungstor, das hat mir nicht gefallen. Das müssen wir aggressiver nach vorn spielen, meine Mannschaft muss sich zutrauen, das Spiel zu machen." Auch damit hat er recht. Nach Kahes Kopfball in der 22. Minute passierte 75 Minuten lang sehr, sehr wenig. So wie auch schon in der Bundesliga spielt Gladbach zwar erfolgreich und effizient, aber nicht schön. Das muss Heynckes noch ändern - und glücklicherweise will er selbst das auch!

"So eine Mannschat wie Sofia, die ja schon im Hinspiel nur hinten drin gestanden hat, die spielt man nicht einfach so an die Wand. Aber wir müssen es wenigstens versuchen", haderte der Coach mit den behäbigen Seinen. Spätestens zur Rückrunde will Heynckes die Fohlen soweit haben, dass sie attraktiven Fußball spielen. Das kostet Kraft und Spielintelligenz, und dafür braucht es Training. Warten wir also geduldig ab!

Jansens 2:0 in der 85. Minute war dann die viel umjubelte Entscheidung. Beiden Toren waren individuelle Fehler von Iliev und Tunchev vorausgegangen, ansonsten stand die bulgarische Abwehr sattelfest. Von diesen beiden Szenen abgesehen, wurde es in beiden Strafräumen nur durch Standardsituationen gefährlich. Das macht Markovs Ärger wohl verständlich, verdient hatte die Borussia den Sieg dennoch. Besonders Ze Antonio und Insua überzeugten, bei letzterem hatte man den Eindruck, der Knoten habe sich noch ein bißchen mehr gelockert. Die gut und gern 43.000 Zuschauer honorierten das mit Sonderapplaus.

Jetzt warten Knaller in der Gruppenphase. Nach dem gloreichen Ausscheiden von Schalke und Hertha wollen wir nur eines nicht hoffen: Ein direktes Aufeinandertreffen mit Eintracht Frankfurt. Der Traum jedenfalls geht vorerst weiter!

Solange Eintracht Frankfurt im Europapokal mitspielt, ist für uns aus Prinzip auch die Borussia dabei. Alles andere wäre dem Ansehen des deutschen Fußballs im Ausland abträglich. Gestern abend stand für Gladbach das Rückspiel der 1. Runde daheim gegen ZSKA Sofia auf dem Spielplan.

Donnerstag, 28. September 2006

mascot launch

Gestern feierte die UEFA mit einigen Sponsoren das EM 2008 "Mascot Launch". Mit viel Tamtam und Trara und lauter, schlechter Musik. Und das gleich unter meinem Bürofenster im Wiener MuseumsQuartier.

Die Fans sind nun aufgerufen, Namen für die zwei rot-weiß-grinsenden Pseudo-Freiheitsstatuen zu finden. Eine Idee habe ich schon: "Dick und Doof". Aber wie soll dann der andere heißen?

Mittwoch, 27. September 2006

media family

Ein schwarzer Tag für den internationalen Fußball! Dieser heutige Mittwoch hat viel Leid gebracht über Europa. Nicht nur, dass wir vom VfLog uns kurzzeitig versucht sahen, unseren etwas eingerosteten, aber noch reanimierbaren Schlagzeilen-Service wieder aufleben zu lassen - u.a. "Wolf im Schaafstall" drängt sich nach dem bitteren Lastminute-Tor von Barcelonas Lionel Messi gegen den SV Werder geradezu auf!

Nein, mehr noch. Es erreichte mich heute eine E-Mail von der UEFA. Der Inhalt - höchst unfreundlich:
"Unfortunately we are unable to recognise you as a member of the media family. Before we can grant you access to the UEFA online accreditation service, we kindly ask you to send us more background information on yourself and some examples of your work in the football media."

Es stellt sich also die Frage: Was wollen die wissen? Und: Was verraten wir denen? Antwortvorschläge bitte an family@vflog.de.

Dienstag, 26. September 2006

seitenwechsel #8

Auf schillernde Juwelen kann man von vielen Seiten blicken und staunen. Seit 1997 bereits beobachtet Seitenwahl für seine Leser das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Beide Projekte haben ihren eigenen unverwechselbaren Charme. Seit Beginn der Saison 06/07 gibt es nun den SEITENwechsel: Seitenwahl und VfLog haben einen Briefwechsel begonnen, in dem alles möglich ist: Fachsimpelei, Verbalfouls, Streit und Harmonie. Solange die Tinte reicht, wird auf Seitenwahl und auf dem VfLog dienstags nach Spieltagen der Brief der jeweils anderen Seite veröffentlicht.

Unten der achte Brief von Mike an Martin, Martins Antwort gibt es bei Seitenwahl.


Lieber Martin, lieber Maik,

ein Wochenende mit gemischten Gefühlen, wahrlich. Borussia ist zwischenzeitlich Tabellenführer, der VfL aus Osnabrück verliert auswärts. Ob das am Kürzel "VfL" liegt? Vielleicht sollten wir uns einmal die Mühe machen, die Auswärtsstatistik von Mannschaften mit dem Kürzel "VfL" zu untersuchen. Letztlich werden wir merken, dass sowieso nur der Fußballgott dahinter steckt, den ich irgendwann - trotz aller bereits erlebten Strafen - durchschauen werde. Irgendwann werde ich sie haben, die große Formel des Fußballs. Ich werde alles erfahren, alles aufdecken: warum man als "VfL" auswärts nicht gewinnen kann, warum es keine homosexuellen Fußballer zu geben scheint, warum jedes Pokalspiel der Bayern im TV gezeigt wird, warum Johannes B. Kerner nicht nur Koch-, sondern auch Fußballsendungen moderieren darf und wo der tiefere Sinn von OnlineMagazinen steckt.

Auf der Suche nach DER Formel gibt es im Büchermarkt und Internet einige interessante Hinweise und Anhaltspunkte. Ich habe mich mal auf die Suche gemacht, getrieben vom Ehrgeiz, DIE Formel zu finden. Eine Studie z.B. besagt, dass eine offensivere Ausrichtung der Mannschaft durch taktische Einwechslungen seltener zum Erfolg führt, als wenn die Trainer ihrer Anfangstaktik treu blieben. Oder wusstet Ihr, dass Goethes Faust der meistzitierte deutsche Text im Sportjournalismus ist, wenn auch meist zweckentfremdet? Von "Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust" über "Grau, teurer Freund, ist alle Theorie" und "Hier bin ich Mensch" bis zu "Ein garstig Lied! Pfui! ein politisch Lied", der deutsche Sportjournalist liebe Goethe. Es finden sich herrlich viele nützliche, kuriose und unwichtige Dinge. Kaum ein Gebiet, das bis dato nicht erforscht wurde. So stellten Musikwissenschaftler beim Spiel des 1.FC Köln gegen Borussia Dortmund am 07.12.1996 verblüfft fest, dass der Kölner Fanblock den Schmähgesang gegen einen Konkurrenten im Abstiegskampf ("Wir singen Gladbach, Gladbach, zweite Liga - oh ist das schön, euch nie mehr zu sehn") sauber in Fis-Dur (mit sechs vorgezeichneten Kreuzen) zu Gehör brachte - eine Herausforderung, an die sich kaum ein Leiter eines Kirchenchors heranwagen würde. Nun, gönnen wir den Kölner ihre Sangeskunst. Heute, zehn Jahre später, wissen wir alle, wo das hingeführt hat beim Domstadtclub.

Forschen wir weiter, und kommen langsam unserem Ziel näher: Köln ist laut Sportsoziologe Hans Stollenwerk, der sich mit den Mentalitäten verschiedener Fangruppen in NRW beschäftigt hat, die Hauptstadt der Nörgel-Fans. Mehrere zehntausend Stadionbesucher wurden per Fragebogen nach ihrer Beziehung zum jeweiligen Verein, aber auch nach generellen Lebensumständen befragt. In Köln gibt es deutschlandweit die meisten Nörgler (wundert das jemanden bei diesem Verein?). Anders in Mönchengladbach (aha!): Hier gehen vor allem die unteren sozialen Ränge ins Stadion (pfui!), jedenfalls war das am alten Bökelberg so. Und die Gladbacher Fans sind besonders treu, so Stollenwerk: Der Anteil der Zuschauer, die besonders stark emotional engagiert sind, ist in Mönchengladbach so hoch wie nirgendwo sonst (klar, oder?). Diese Beobachtung geht allerdings einher mit einem extrem niedrigen Frauenanteil unter den Besuchern von nur 14 Prozent. Attraktiv finden Frauen besoders die Leverkusener BayArena. Soviel dazu!

Dann wurde ich fündig: Evolutionsbiologen von der Universität Northumbria (Newcastle) haben das Hormon Testosteron als Grund für den Heimvorteil ausgemacht. "Wie andere Tiere, die ihr Revier bewachen und beschützen, sind Fußballspieler energiegeladener, aktiver und selbstsicherer, wenn sie von auswärtigen Gruppen bedroht werden", sagt Nick Neave von der Uni in Northumbria. Die Arbeit seiner englischen Kollegen nutzte der Düsseldorfer Psychologe Clemens Kirschbaum zu dem Ratschlag an notorisch auswärtsschwache Teams, zur Erhöhung des Testosteronlevels doch einfach die Ehefrauen mitzunehmen, wenn es auf Dienstreise in fremde Stadien geht! Ha, wäre doch gelacht, wenn wir das nicht hinbekommen. Herr Heynckes, Herr Pander, Auftrag erkannt?

Eine Sache hat mich dann doch schockiert. Der Sportpsychologe Bernd Strauß hat festgestellt, dass der weit verbreitete Glaube an die Spielbeeinflussung durch Schlachtrufe nur ein Mythos sei. Eine Auswertung aller Bundesligaspiele zwischen 1963 und 1995 hat ergeben, dass der normalerweise angenommene Heimvorteil sich immer dann ins Gegenteil verkehrte, wenn besonders viele Zuschauer ins Stadion kamen. Es gebe zwar Studien, die besagen, dass die Heimmannschaften 60 Prozent der Spiele für sich entscheiden können, sich dieses Verhältnis bei wichtigen Spielen, wenn es also um Meisterschaft und Abstieg dreht, umkehre. Es ist anscheinend so, dass Anweisenheit und Lautstärke der eigenen Fans zwar dazu führen, dass sich die Spieler mehr anstrengen und vielleicht schneller laufen, aber die Konzentration nimmt deutlich ab und damit die Fehlerquelle zu.

Was sagt uns das resümierend? Borussia und der VfL Osnabrück fahren zum nächsten Auswärtsspiel mit Ehefrauen und ohne Fans. Wenn Fans mitkommen, sollen sie bitte leise sein. Achja, und rote Trikots tragen. Mannschaften oder Sportler in roten Trikots sind im Durchschnitt erfolgreicher als der Rest.

Wahrlich viele Informationen. Aber letztlich alles nur Puzzleteile, die es zusammenzulegen gilt. Wollt Ihr es versuchen?

In diesem Sinne
Euer Mike

P.S.: alle Ergebnisse sind nachzulesen in "Macht Köpfen dumm? - Neues aus der Fußball-Feldforschung", Armin Himmelrath, HERDER spektrum-Verlag

Montag, 25. September 2006

international denken, lokal handeln

Hat schonmal jemand auf die Tabelle geschaut? Nach diesem 5. Spieltag steht Gladbach auf... Platz 5! Da die Tabelle nach unten begrenzt ist, müssen wir uns kein Sorgen machen, nach 34 Spieltag auf Platz 34 zu stehen. Und warum sollte man dann nicht hoffen, naja: träumen, noch ein Weilchen in den aktuellen Gefilden zu bleiben... Darf man kurz ans internationale Geschäft denken? Nein, man darf eigentlich nicht. Das bringt Unglück, schürt überzogene Erwartungen, führt am Ende nur wieder zu Enttäuschung, wo gar keine solche sein müsste. Und doch, UEFA-Cup, einmal wieder UEFA-Cup... Der Gedanke will mir heute nicht aus dem Kopf. Getreu der Devise "international denken, lokal handeln", gehe ich jetzt in die Kneipe. Und trinke auf die Bundesliga, in der es sich nach einem Wochenende wie diesen auch ganz gut leben lässt. Und was dereinst sonst noch so kommen mag, das nehmen wir gerne mit. Am Tresen wie auf dem Fußballplatz.

Sonntag, 24. September 2006

nordlichter

Ein Kollege gestern auf der Pressetribüne der AOL-Arena sprach zwei sehr, sehr wahre Sätze. Der erste lautet: „Ist auch irgendwie langweilig, immer über den Klub zu schreiben, den man eh gut findet!“ Der Klub, den er eh gut findet, ist nicht der HSV, deshalb jubelten wir beide bei Borowskis 1:0 für den SV Werder. Bremen verdient nicht zuletzt deshalb Zuspruch, weil es seit kurzem unter Gladbacher Flagge segelt.

Das hat der VfL aus Osnabrück nun gründlich falsch verstanden. Die 1:3-Niederlage gegen die Amateure des SV Werder lässt – wir sprachen darüber – Erinnerungen an die Tour de Force der letzten Auswärtssaison wach werden. Warum nur? Warum ist es offenbar so schwer möglich, auswärts guten Fußball zu spielen? Antworten müsste einer haben: Claus-Dieter Wollitz.
Sollte er sie haben, darf er sie getrost für sich behalten, intern diskutieren und in zwei Wochen zur Wiedervorlage bringen: In Berlin muss der VfL, will er oben ein Wörtchen mitreden, von grundauf anders auftreten, mehr noch: er muss -trumphen.
Sollte er sie nicht haben, wird das in zwei Wochen und in denen danach offensichtlich werden. Das wäre schlecht.

In der AOL-Arena, im alten Volksparkstadion, nahm das Spiel für den HSV ein besseres Ende. Das 1:1 von Bastian Reinhard war einer der wenigen weiteren Höhepunkte in einem zwar temporeichen und spannenden, nicht aber hochklassigen Bundesligaspiel. Weitere waren:
In der 19. Minute tut sich Werder-Spielmacher Diego mit einem äußerst dummen Foul hervor, so dreist und dämlich, dass Schiedsrichter Wolfgang Stark nicht etwa Gelb zückte, sondern Diego mit einem wunderbar ungläubigen Blick abstrafte.
In der 24. Minute schrie der bemerkenswert jähzornige Vater ein paar Sitzreihen weiter neben seinem etwa zwölfjährigen Sohn ohne jeden Anlass die eventuell wahren Worte: „Hau ab, du Sau. Immer wieder...“
In der 43. Minute fällt auch dem letzten kundigen Zuschauer auf, dass Frank Baumann ein sehr starkes Spiel macht, dass er hinten unglaublich effektiv Zweikämpfe gewinnt und Hamburger Angriffe unterbindet, dass er nach vorn klug das Spiel aufbaut.
In der 47. Minute begann die Sonne auf die Pressetribüne zu scheinen und tauchte die versammelte Journalisten-Schar bis zum Abpfiff in güldenes Licht.

Bleibt nur noch, das Spiel, das Wochenende, womöglich das ganze Leben zusammenzufassen. Der zweite wahre Satz, den der Kollege so unbedacht wie weise sprach, lautete: „Naja, immerhin was für den Teint getan.“

Samstag, 23. September 2006

das war einmal #11

Ach, Lübeck verliert, auch Dresden endlich einmal wieder. Grunsätzlich also beste Voraussetzungen, in den Tabelle zu einen gewaltigen Srpung nach oben anzusetzen. Doch gemach, der VfL verliert auch, natürlich, mag man anfügen. Das zweite Mal in dieser Saison gegen eine Amateurmannschaft, das dritte Mal hintereinander auswärts. Das ist wirklich jämmerlich.

Angelehnt an die schöne WDR-Tradition, die 'Tageschau vor 20 Jahren' zu reanimieren, weil die alten Bänder einfach zu schön sind, um sie in den Archiven vergammeln zu lassen - diese Stücke sind immerhin holde Fernsehgeschichte -, widmen auch wir vom VfLog uns jetzt in unregelmäßigen Abständen unserer Best-of-Serie - heute aus aktuellem Anlass.

Heute: Schweigegelübde

Bisher erschienen: Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4 | Teil 5 | Teil 6 |
Teil 7 | Teil 8 | Teil 9 | Teil 10 |

Freitag, 22. September 2006

das verborgene spiel

Dies ist die Saison, in der die Freitagsspiele zurück in die erste Liga kamen. Was waren das schöne Erinnerungen! Im Stadion herrscht die berühmte "Flutlichtatmosphäre", bis heute ist es rational kaum zu erklären, warum bei kalten Temperaturen, schwarzem Himmel die Faszination steigt. Der vierfache Schatten der Spieler im künstlichen Licht jedenfalls entspricht der vierfachen Gänsehaut, die sich bei nächtlicher Atmosphäre breitmacht.

Doch auch wer nicht im Stadion sein kann, hat Freitagsspiele lieb gehabt, damals. Zwei Kicks am Freitag abend, gerad rechtzeitig im Fernsehen, dass man danach noch ausgehen konnte, vorher eine Pizza backen und ein erstes Feierabendbierchen zum Wochenende genießen. Viel mehr kann man von einem gewöhnlichen Abend nicht erwarten.

Und nun? Nun entpuppt sich das Freitagspiel der Bundesliga als wahre Mogelpackung, denn es findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Kein SAT.1, kein DSF, keine Sportschau, nur Arena darf berichten. So findet sich der stadionferne Fan zurückverbannt in die Welt des Videotexts, vielleicht noch der Internet-Liveticker, so er sich zur technophilen Avantgarde rechnen darf. Die Freitagsspiele finden nicht mehr unter Flutlicht sichtbar statt, sie werden nur noch von einem medialen Glimmen begleitet.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hat Borussia heute 1:0 gegen "Borussia" gewonnen, zumindest zwischenzeitlich die Tabellenspitze erklommen, und aus zwei Heimsiegen eine kleine Dreierserie gemacht. Kahês Siegtreffer sei wahrlich brasilianisch, so der borussia.de-Ticker, gewesen. Ach, könnte ich doch wenigstens dies Tor schon heute abend sehen, ich würde auch elende DSF-Werbeinseln hinnehmen.

Donnerstag, 21. September 2006

das vflog-fußball-abc #13: verreisen

ver|rei|sen : eine [längere] Reise unternehmen, auf Reisen gehen: An manchen Tagen gibt es auch für VfL-Fans nur noch einen Ausweg: Die Flucht. Zum Beispiel an jämmerlichen Donnerstagen, an denen nichts, aber auch gar nichts passiert. Nur fragt sich: Wie vfl-gerecht verreisen? Ganz einfach:

Sie wachen morgen auf, können nicht glauben, dass es schon so spät ist, und merken: Heute wird ein schwieriger Tag. Sie genehmigen sich eine Cola zum Frühstück. Erstmal richtig wach werden. Die Arbeit läuft schleppend an. Sie nicken mehrfach ein. Sie verschwinden kurz zu Kaffee Partner nach gegenüber und brauchen dringend einen großen Pott schwarzen Kaffee. Ihr Chef sagt, Sie sähen heute schlecht aus und schickt Sie heim. Aus einer Bierlaune raus kaufen Sie sich auf dem Heimweg im Kiosk ein herrliches Herforder. Sie haben keine Lust, Mittag zu kochen. Ein guter Homann-Kartoffelsalat tut's auch. Nachmittags schlüpfen Sie in Ihren neuen Uhlsport-Trainingsanzug und machen es sich zu Hause bequem. Sie telefonieren drei Stunden mit Ihrem besten Freund - kostet ja nichts mit Osnatel. Sie naschen die gute Björnsted-Schokolade, die Mama zum Geburtstag geschenkt hat. Und dann der Geistesblitz: Sie könnten Urlaub brauchen. Sie surfen bequem vom Sofa aus zu Travelcheck und buchen eine Woche Lastminute nach Kuba. Weil heute Ihr Glückstag ist, spielen Sie Lotto. Auf dem Weg zurück von der Annahmestelle schließen Sie schnell noch eine Reiseversicherung bei der CiV ab. Wieder daheim packen Sie geschwind Ihren Koffer. Sie drucken mit Ihrem neuen Kyocera-Drucker die Flugtickets aus, packen noch ein Wegbier, natürlich Jever, ins Handgepäck und: Ab geht's!

Bisher erschienen: Verein | Versager | verlieren | VIP | Verteidiger | verdient | Vollpfosten | Vorentscheidung | Vielflieger | Vertrag | V | Vorführung |

Mittwoch, 20. September 2006

borussia bremen

Ach, die lieben Kollegen von der Bild sind doch heimliche VfLer. Sicher, ein Duell VfL-VfB wäre in jedem Fall mitreißender als ein Auftritt der Stadtmusikanten. Durch die unverhohlene Kampagne der Bild lassen sich sicher noch ein paar mehr Stuttgarter Fans mit zum Auswärtsspiel lotsen. Immerhin geht's gegen Gladbach, gegen die Fohlen, gegen Jupp und überhaupt: Wer ist Werder?

Wie das schon anfängt! Mit "W"! Also einem doppelten "V". Überheblich eben. Unsouverän. Eben nicht das Wahre. Doch nutzt die Raute getrost, so sie euch weiterhilft! Tragt sie ruhig fett auf. Das "B" immerhin stimmt ja irgendwie. Doch zwischen "Borussia" und "Bremen" liegen mehr als gut 400 Kilometer. Aber das werdet ihr spätestens im Heimspiel gegen Gladbach merken.

Dienstag, 19. September 2006

seitenwechsel #7

Auf schillernde Juwelen kann man von vielen Seiten blicken und staunen. Seit 1997 bereits beobachtet Seitenwahl für seine Leser das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Beide Projekte haben ihren eigenen unverwechselbaren Charme. Seit Beginn der Saison 06/07 gibt es nun den SEITENwechsel: Seitenwahl und VfLog haben einen Briefwechsel begonnen, in dem alles möglich ist: Fachsimpelei, Verbalfouls, Streit und Harmonie. Solange die Tinte reicht, wird auf Seitenwahl und auf dem VfLog dienstags nach Spieltagen der Brief der jeweils anderen Seite veröffentlicht.

Unten der siebte Brief von Mike an Martin, Martins Antwort gibt es bei Seitenwahl.


Lieber Martin, lieber Maik,

ja, inzwischen glaube ich auch den Fußballgott, an seine Macht und die Tatsache, dass Er alleine die Geschicke der Fußballwelt bestimmt. Persönlich abgestraft hat er mich, und das zurecht. Großspurig und in bester Uli-Hoeneß-Manier verkündete ich im letzten SEITENwechsel, wie die Dinge zu laufen haben. Ich entschied, dass Borussia kein dankbarer Aufbaugegner mehr sein wird und dass das Duell VfL vs. VfL, wenn überhaupt, erst in Berlin stattfinden wird. Das war dem Fußballgott dann doch des Guten zuviel. Gleichwohl auch der Fußballgott, wie Minister Steinbrück, ein regelmäßiger SEITENWAHL-Leser ist (sehen wir an seiner IP), erlaubt er es auch nicht mir, mich in seine Angelegenheiten zu mischen.

Seine Antworten waren unmissverständlich. Nachdem ich am späten Samstagabend immer noch wie ein geprügelter Hund im Wohnzimmer saß, die Szenen und Gesänge des am Mittag Erlebten nicht aus dem Kopf bekommend, nahm ich die Auslosung nahezu regungslos zur Kenntnis. Ich sank sofort auf die Knie und wimmerte: "Lieber Fußballgott, es tut mir so Leid. Nie wieder werde ich mir anmaßen, die Geschehnisse im Fußball vorhersagen zu können. Ich erkenne Deine Wut und akzeptiere die Strafe einer Derbyniederlage und eines undankbaren Pokalspiels."

Als ob das alles nicht genug wäre, erreichte mich wenige Minuten später eine SMS eines guten Bekannten. Dieser junge Mann, der hier unerkannt bleiben möchte, ist glühender Anhänger der Düsseldorfer Fortuna, insofern mit dem VfL Osnabrück bestens vertraut. Der Wortlaut seiner Nachricht: 'Gratuliere zur Pokalreise nach Wollitzhausen. Da kannste das HB-Männchen mal live und in Farbe wüten sehen." - Ja um Gottes Willen! Herr Wollitz, einst mit dem Spitznamen "Pele" gesegnet, ein cholerischer Wüterich am Spielfeldrand? Was treibt ihn zur Weißglut? Die kargen Darbietungen seiner ihm Anvertrauten? Doch, keine Bange. Im VfL-Duell wird er allen Grund zur Ruhe haben. Solche Spiele pflegt Borussia in beachtenswerter Regelmäßigkeit zu verlieren. Bei einem Heimspiel gegen Schalke oder Bayern hätte ich weniger Sorgen. Schaut man ins offizielle Forum des VfL Osnabrück, muss man Sachen wie "Och, Gladbach ist auswärts keine große Nummer, die packen wir" lesen. Von Fans eines Regionalligisten, wohlgemerkt. Fußball kann so bitter sein!

Übrigens: ein geschätzter Leser schrieb bereits am Samstag besorgt in unser Forum, dass das "an sich viel versprechend begonnene Projekt SEITENwechsel nun wegen eklatanter Vorhersehbarkeit uninteressant" werde. Lieber sternburg, da ich weiß, dass Du das hier liest: Mit dem Begriff "Vorhersehbarkeit" wäre ich in diesen Tagen sehr, sehr vorsichtig.

Es grüßt
Mike

Montag, 18. September 2006

gegendarstellung

In Ihrem Artikel "zwei königskinder" vom 9. September 2006 verbreiten Sie über mich falsche Tatsachenbehauptungen.

Sie schreiben, ich hätte zur mir selbst gesprochen und zitieren mich mit den Worten: "Menschenskinder, da hat der Jürgen ausnahmsweise mal Recht gehabt."
Hierzu stelle ich fest: Das habe ich niemals gesagt, nicht einmal zu mir selbst.

Kalifornien, den 19. September 2006
Der Jogi

Wir sind nach dem Pressegesetz verpflichtet, eine Gegendarstellung ohne Prüfung der Tatsachen abzudrucken. Wir bleiben bei unserer Darstellung.

Sonntag, 17. September 2006

so viel, so viel, so viel

Heute weiß man gar nicht, wohin mit seinen Gedanken. Noch einmal nach Aachen, sich gehörig ärgern? Oder die Zeit vorspulen bis zum 24. oder 25. Oktober, wenn es zum DFB-Pokal-Freundschaftsspiel VfL-VfL kommt?

Vielleicht zuerst die gute Nachricht. Endlich einmal wieder sehen sich VfL also auf dem Fußballfeld wieder in die Augen, endlich sind die Handshakes vor dem Anpfiff keine geheuchelten Gesten der Sportlichkeit, sondern die ersehnte Chance, endlich verstohlen die Händchen zu halten, an die man jeden Abend vor dem Einschlafen denkt. Endlich wird einmal das Champions-League-Finale vorweg genommen, das dereinst kommen wird, ganz sicher. Der eine oder andere mag hadern, gewiss. Musste diese Begegnung so früh kommen? Ein VfL wird auf der Strecke bleiben, nicht in die nächste Runde einziehen. Aber wozu am Fußballgott zweifeln? Er wird sich schon etwas dabei gedacht haben, als er die Lose lenkte. Und wir freuen uns auf das Spiel des Jahres. Wenn in gut 7 Wochen das Flutlicht angeht, werden auch unsere Herzen überlaufen.

War noch was? Ach ja, Aachen. Aber jetzt sind wir so in Stimmung, hüllen wir den Mantel des Schweigens über diesen Kick. Nur so viel: Nein, es war wohl kein Elfer, aber bitte: Muss man 4:2 verlieren, wegen einer Fehlentscheidung? Und, Jupp: Ja, es war ein guter Einstieg für Frontzeck, der ein Gladbacher Jung ist, aber Du trainierst die Fohlen, nicht die Ex-Fohlen. Bitte auf einen Zettel schreiben und jeden Morgen und Abend dreimal aufsagen. Danke.

Samstag, 16. September 2006

+++ eilmeldung: fußballgott schlägt zurück +++

"Ha", dachte sich der Fußballgott, "auf billige Muslimen-Schelte habe ich kein Bock! Aber wenn der Papst meint, sich so Gehör verschaffen zu müssen, dann versau ich ihm die Tour. Und mache meinen beiden Freunden vom VfLog ein Geschenk. Mit einem Paukenschlag!"

In der zweiten DFB-Pokalrunde spielen die VfLs gegeneinander, folglich kann es nur einen Sieger geben. Weihnachten und Ostern und Silvester und so, alles auf einem Tag. Wir hatten ja schon sowas geahnt. Prosit. Welcome again, Jogi. Und: Danke.

vater der gedanken

Immer wieder nach den bestrittenen 90 Minuten das wiederkäuen, was passiert ist und zumal zigfach auch anderswo erzählt wird, ist langweilig. Erst recht, wenn vorstellbar ist, sich nach 15:45 Uhr über eine Heimniederlage ärgern zu müssen. Schließlich kommt mit dem VfB Lübeck heute kein kompletter Nobody an die Bremer Brücke. Darum spielen wir den erwartbaren und vor allem: wünschenswerten Verlauf der 90 Minuten mal schnell vorher durch.

Das bayrische Schiedsrichtergespann pfeift püntklich an, weil es am Abend noch zum zünftigen Gelage auf der Wies'n verabredet ist. Osnabrück und Lübeck fechten zu Beginn defensiv; keins der beiden Teams traut sich, ordentlich Gas zu geben. Reichenberger und Menga werden in den ersten zwanzig Minuten wunderbar freigespielt, ein Mal von Surmann, das andere Mal von Cartus, machen jedoch nichts aus den Chancen. Auf der anderen Seite steht Bärwolf frei vor Gößling, spielt aber, anstatt selbst die Lübecker Führung zu machen, den besser postieren Heun an; der steht im Abseits. Kurz vor der Halbzeit zeigt Schiedsrichter Perl auf den Punkt: Tredup hatte Baltes ungeschickt attackiert, Lübeck führt 1:0 per Elfmeter.

In der zweiten Halbzeit spielt der VfL wie verwandelt. Pele Wollitz hat in der Kabine offenbar deutliche Worte gefunden. Druckvoll und engagiert drängen die Lila-Weißen jetzt auf den Ausgleich. Der Ball wird, so er verloren ward, sofort zurück erkämpft, besonders hinten bestechen Ndjeng und Surmann. Das Spiel nach vorn ist im Vergleich zum Dortmund-Desaster nicht wieder zu erkennen. Cartus, Heidenreich und Enochs spielen klug miteinander und können auch Menga das ein oder andere Mal fein in Szene setzen. Schließlich passiert das, was nicht mehr für möglich gehalten wurde: Der VfL biegt einen Rückstand noch um, und das ganz ohne Zuhilfenahme von Standardsituationen. Im Strafraumgetümmel ergattert sich Menga in der 68. Minute das Leder und schießt trocken ins linke untere Eck - 1:1. Der eingewechselte Nouri wird in der 79. Minute zum Matchwinner. Nach einem Abwehrschnitzer von Hirsch schlenzt Nouri den Ball aus sechzehn Metern über Torwart Frech zur 2:1 Führung ins Netz. Der Endstand.

Der VfL holt drei wichtige Punkte und setzt sich oben in der Tabelle fest. Damit baut Osnabrück seine positive Bilanz gegen Lübeck aus. Im 25. Aufeinandertreffen war das der 14. Sieg - gegenüber 3 Unentschieden und 8 Niederlagen.

Sollte der Spielverlauf ein anderer sein: Schicken Sie uns Ihre Sicht der Dinge. Den zweitschönsten Spielbericht zum Lübeck-Spiel drucken wir ab. Den schönsten haben Sie soeben gelesen.

Freitag, 15. September 2006

erwachen aus dem schlummerschlaf

Früher beim Zahnarzt, da wurde noch gebohrt, gezogen, gerüttelt und geklopft ganz ohne Betäubung. Die einzig menschliche Geste war die Ankündigung "Das kann jetzt gleich kurz weh tun", bevor die Höllenqualen begannen. Die Zeiten sind vorbei. Schon lang werden kunstvoll Spritzen gesetzt vor jedem Eingriff, der auch nur entfernt einen Nerv tangieren könnte; bald wird wohl gar vor der Zahnsteinentfernung anästhesiert. Vor größeren Operationen, etwa der Entfernung von Weisheitszähnen gibt es inzwischen gar eine ganze Fülle von Ruhigstellungen, die zur Wahl stehen. Zur lokalen Betäubung und der Vollnarkose gesellt sich seit einiger Zeit der "Schlummerschlaf".

Wer meint, diesen künstlich erzeugten sedierten Zustand nicht zu kennen, der irrt. Die letzten zwei Wochen waren just dies. Man ist nicht ganz weg, aber eben bei weitem auch nicht recht da. Man ahnt noch dumpf, dass es so etwas wie eine Welt irgendwo gibt, aber wie sie ausschaut...? Achselzucken. Jetzt, wo das Erwachen einsetzt, sind viele Fragen offen. Vor zwei Wochen, war da was? Ach ja, Nationalmannschaft. Und letztes Wochenende, da war aber doch kein Fußball? Oh doch, DFB-Pokal, jaja. Alles müde Surrogate für das rechte Rennen, das nun endlich wieder startet. Aufwachen!

Und was ist am Schlummerschlaf das Schönste? Manchmal kann man sogar träumen.

Donnerstag, 14. September 2006

torlos in sofia

Solange Eintracht Frankfurt im Europapokal mitspielt, ist für uns aus Prinzip auch die Borussia dabei. Alles andere wäre dem Ansehen des deutschen Fußballs im Ausland abträglich. Heute abend stand für Gladbach das Hinspiel der 1. Runde bei ZSKA Sofia auf dem Spielplan.

Ungewöhnlich heiß war es in Sofia. Eigentlich ist es um diese Jahreszeit schon deutlich kühler hier, aber knapp 30 Grad und eine ungeheuer hohe Luftfeuchtigkeit waren schlechte Voraussetzungen für ein klasse Fußballspiel. Knapp 35.000 Zuschauer sahen dann auch ein dementsprechend standesgemäßes 0:0.

Sofia spielte von Anfang an so, wie Jupp Heynckes schon vor dem Spiel prophezeiht hatte: Hinten unglaublich dicht gestaffelt und mit wenig Drang zum Tor. Die Null sollte stehen, und sie stand.
Genau das muss man der Borussia zum Vorwurf machen. Auch wenn in der ersten Halbzeit Kahe und Ze Antonio und in der zweiten Hälfte gleich drei Mal Oliver Neuville zu sehr guten Chancen kamen – ein Tor sollte nicht fallen. Gladbach ließ sich vom behäbigen Spiel des Gegners einlullen. Auch der – so sagen Ohrenzeugen – donnernde Halbzeit-Appell von Heynckes konnte daran nichts ändern: Die Borussia spielte viel zu zurückhaltend und fabrizierte zum Teil haarsträubende Fehlpässe im Mittelfeld; hinten ließ die Abwehr gegen die wahrlich schwachen Bulgaren zwar keine nenneswerte Torchance zu, doch im Spiel nach vorn passierte viel zu wenig. Heynckes greinte. Eine zurückhaltende Borussia mag er nicht. Torlose Spiele auch nicht.

Immerhin: Unterm Strich hat die Borussia nach vielen Jahren ein europäisches Comeback zu Stande gebracht, das zuversichtlich macht. Nach einem 0:0 gegen diesen Gegner ist es mehr als machbar, daheim im Borussia-Park in die 2. Runde einzuziehen. Mit der Aussicht darauf – und rückblickend auf das Zittern, das Kribbeln, auf die glänzenden Augen von uns allen bei der Rückkehr des VfL auf die europäische Fußballbühne – kann man nur schmachtend resümieren: War das schön!

Mittwoch, 13. September 2006

aus traumstart erwacht

Langsam kommt der Schmerz zurück. Niederlagen gegen Magdeburg und Dortmund II sind keine Ausrutscher. Sie spiegeln den Leistungsstand des VfL wider. Das ist so. Die Mannschaft spielt, wenn der Anlass es gebietet, super. Das konnte sie jedoch immer. Das Problem, das es in den Griff zu kriegen gilt, ist die Konstanz, die spielerische Verlässlichkeit. Die ist (noch) nicht da.

Ohne Frage hat der Kader des VfL – anders als in der vergangenen Saison – das Potenzial, oben, ganz oben mitzuspielen. Es wird keine Mannschaft geben, die den VfL dominiert und an die Wand spielt. Gerade das jedoch ist an Abenden wie diesen eher deprimierend denn tröstlich: Ein Spiel wie das gegen Dortmund II wird nicht verloren, weil man nicht in der Lage ist, besseren Fußball zu spielen, sondern weil man es versäumt hat, mit der richtigen Einstellung, mit der unerlässlichen fußballerischen Geradlinigkeit auf den Platz zu gehen. Das schmerzt besonders.

Drei verschenkte Punkte. Drei Punkte an einen Gegner, der den Sieg verdient hat, ihn sich gewissermaßen qau Unterlassung des VfL verdient hat. Das ist bitter, und das ist Claus-Dieter Wollitz’ Baustelle. Das Gerüst steht. Für die Feinarbeit ist nicht mehr viel Zeit. Will der VfL weiter oben mitspielen, müssen Auftritte wie gegen Dresden oder Erfurt die Regel sein – nicht die Ausnahme.

Dienstag, 12. September 2006

seitenwechsel #6

Auf schillernde Juwelen kann man von vielen Seiten blicken und staunen. Seit 1997 bereits beobachtet Seitenwahl für seine Leser das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Beide Projekte haben ihren eigenen unverwechselbaren Charme. Seit Beginn der Saison 06/07 gibt es nun den SEITENwechsel: Seitenwahl und VfLog haben einen Briefwechsel begonnen, in dem alles möglich ist: Fachsimpelei, Verbalfouls, Streit und Harmonie. Solange die Tinte reicht, wird auf Seitenwahl und auf dem VfLog dienstags nach Spieltagen der Brief der jeweils anderen Seite veröffentlicht.

Unten der sechste Brief von Mike an Martin, Martins Antwort gibt es bei Seitenwahl.


Lieber Maik, lieber Martin,

es ist der 11. September! Keine Bange, ich werde im Folgenden nicht über den Anschlag 2001 und seiner Folgen für die Welt referieren. Dafür gibt´s Experten (die zur Zeit alle im TV sein müssen). Müde von den endlosen Was-haben-Sie-damals-gemacht Interviews aus TV, Print und Radio, sitze ich nun auf meinem sonnendurchfluteten Balkon, nasche ein wenig ALDI-Schokolade, schlürfe am frischen Kaffee und rauche gemütlich eine Zigarette.

Wie ich auf VfLog.de sehe, arbeitet Ihr auf eine Neuauflage des Duells VfL gegen VfL hin und Maik erinnert gar rühmlich an das desaströse 1:4 des schwarz-weißen gegen den lila-weißen VfL. Martin, da stellt sich mir die Frage, wieviel Handschuhe Dir Maik noch vor die Füße werfen muss, bis Du das Duell annimmst? Es ist doch offensichtlich, dass er den Aufstand probt. Zuerst die Diskussion um die Regionalligareform, nun das Stochern in längst verheilt geglaubte Wunden. Oder glaubt Maik allen Ernstes daran, dass der - wenn auch geschätzte - VfL Osnabrück die große Borussia aus Mönchengladbach auf ihrem Weg nach Berlin aufhalten könne?

Diesen Weg werden Werder Bremen, der Hamburger SV, Energie Cottbus, Mainz 05 und Arminia Bielefeld nur noch einmal einschlagen können: zum Auswärtsspiel gegen Hertha. Gut, die üblichen „Sensationen“, die es jedes Jahr gibt. Bremen und Hamburg schonen sich für ChampionsLeague und Meisterschaft, Cottbus und Bielefeld sind an einem durchschnittlichen bis schlechten Tag ohnehin nicht besser als ein gutes Regionalligateam und die Mainzer merken langsam, dass sie nicht mehr everybody´s darling sind. Den Kultstatus hat ihnen für diese Saison Alemannia Aachen abgenommen. Die Zutaten sind einfach: im Grunde hoffnungslos unterlegener Kader, kleines, altes Stadion, einigermaßen verrückte und leidensfähige Fans und treue Angestellte. Halt! Dieter Heckings Flucht nach Hannover passt nun gar nicht in die heile Welt des ach so kultigen Clubs aus Aachen. Kommt Borussia hoffentlich nicht unrecht, auch wenn man in den letzten Jahren sehr gerne ein prima Aufbaugegner war. Wo immer eine Mannschaft gerade kriselte oder ein neuer Trainer seinen ersten Sieg benötigte, so wollte es der Spielplan, dass just Borussia der nächste - meist dankbare - Gegner war.

Am Samstag werden zwei Fragen beantwortet sein: 1. War Borussia erneut der passende Gegner für einen kriselnden Club? 2. Kommt es zum Duell VfL vs. VfL in der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals?

Ich sage in beiden Fällen „nein“, und ich gehe gar noch weiter: Aachen wird absteigen und wir treffen uns erst im Finale! Eine schöne Vorstellung. Darauf einen tiefen Zug an der Zigarette und einen kräftigen Schluck aus dem Kaffeebecher.

SEITENwechsel!

Euer Mike

Montag, 11. September 2006

11. september

So, wer es noch nicht gemerkt haben sollte, dem kommen wir kurz vor Mitternacht mit dem Holzhammer: Heute ist der 11. September! Mit diesem Tag ist nichts mehr so, wie es einmal war. Der 11. September ist kein Tag wie jeder andere. Der 11. September entscheidet über Schicksale, er begründet Traumata und erinnert an viel Grauen.

Heute, am 11. September, ist Holger Fach als Trainer von Alemannia Aachen ins Gespräch gekommen. Sie erinnern sich? Der große schlanke Mann mit Bart. Der Mann, der mit seiner Vierer-Abwehr-Achse des Bösen so viel Schlechtes über den VfL brachte. Jetzt reichert er bald Aachen mit seinem Fachverstand an. Gibt's dort keine Aufsichtsbehörde?

Sonntag, 10. September 2006

jetzt die kür?

Das letzte und bisher einzige Duell VfL-VfL im DFB-Pokal endete 4:1 - für Osnabrück wohlgemerkt. Am 10. Oktober 1992 war das. Pele Wollitz traf zum 2:1 per Foulelfmeter, und Jürgen Gelsdorf war Trainer - bei Gladbach. Die unvergesslichen Miroslav Dreszer und Jerzy Wijas kickten für Lila-Weiß.

Nach dem 4:1 der Borussia heute beim SV Roßbach und nachdem gestern Abend schon Osnabrück seine Pflicht gegen Braunschweig erledigt hat, ist eine Neuauflage möglich. Wenngleich unseretwegen gern auch erst in der dritten Runde - wie damals.

Samstag, 9. September 2006

zwei königskinder

Jawoll. Mit dem fulminanten 3:1-Sieg gegen Eintracht Braunschweig ist dem VfL ein Paukenschlag gelungen. Genau diesen Lauf der Dinge hatten wir schon unmittelbar nach der Erstrunden-Auslosung vorhergesehen. Umso schöner, dass es wirklich so gekommen ist, und das sogar vor den Augen der neuen DFB-Doppelspitze: Bundes-Jogi und Bundes-Hansi waren auf der Suche nach einem versierten Stürmer zu Gast an der Bremer Brücke. Als letzte Amtshandlung hat Ex-DFB-Präsi Trollinger die beiden exklusiv für den VfLog verkabelt - mal wieder! Beide haben nichts gemerkt, sondern wähnten sich oben auf der Haupttribüne gut versteckt.

18:37 Uhr, Jogi (hat seinen Sitzplatz gefunden, zu sich selbst): Menschenskinder, da hat der Jürgen ausnahmsweise mal Recht gehabt. Wirklich schmuckes Kästchen, diese Neusser Brücke. Hätten die sich auch als Stadt-Wahrzeichen aussuchen können, statt ewig auf diesen Stadtmusikanten rumzureiten. Wo bleibt Hans-Dieter denn? Muss ihn anrufen!
Hansi: Flack... äh, Flick. Wer da?
Jogi: Hans-Dieter, du geiles Pferd. Wo steckst du?
Hansi: In Lotte.
Jogi: Erspar mir Einzelheiten, alter Schwerenöter. Ich dachte, mit deiner Frau ist wieder alles bueno?!
Hansi: Lotte ist ein Stadtteil von Osnabrück, Jogi. Hab mich verfahren. Gib mir noch zwanzig Minuten, dann bin ich im Stadion. Bringe dir gleich 'ne Wurst mit zum Platz.
Jogi: Hervorragend. Ciao Sescu.

19:13 Uhr, Jogi (kämmt sich den Scheitel tief ins Gesicht, zu sich selbst): Solang ich hier alleine sitze, stöber ich noch ein bißchen im Stadionheft. Gegen Braunschweig also heute. Sieh an, zweite Liga spielen die. Soll dann wohl ein spannendes Spiel werden. So, jetzt mal sehen, wie dieser Menga aussieht. Vielleicht können wir den gebrauchen. Mit Miro und Poldi, den alten Flachpfeifen, schießen wir nie 40 Tore pro Spiel. (zückt das Handy, Hansi ruft an) Ja? (...) Kein, kein Senf. Den gibst du doch gleich schon genug dazu.

19:16 Uhr, Hansi: Moinsen. Schon was passiert?
Jogi: Hans-Dieter, grüß dich. Nö, 0:0. Hab bis gerade gelesen. Diese Menga ist übrigens gar kein Deutscher, der kommt aus dem Kongo.
Hansi: Ist mir doch Wurst. Das kriegen wir schon hin. Zur Not muss Trollinger nochmal ran und Sepp mit nem Tässchen Kräuterjauche überreden. Hier, iss erstmal!
Jogi: Danke.

19:34 Uhr, Jogi (geht ans Handy): Jürgen, alte Felge, was gibt's? Schaue mir grad Osnabrück gegen Braunschweig an. (...) Ja, Hans-Dieter sitzt neben mir. (...) Nein, keine Sorge, der hält die Klappe. (...) Wieso fragst du Debbie nicht selbst? (...) Achso, verstehe. Ja, ich rufe sie an. Jetzt sofort? (...) Klaro. Meld mich. Tschüssikowski. (zu Hansi) Jürgen ist in Berlin. Will nachher noch mit uns saufen. Ich kenn 'ne geile Kneipe in Wolfsburg, da waren wir letztes Jahr schon. Muss eben mal Debbie anrufen und ihn freipressen. (wählt Debbies Nummer) Debbie? Joachim hier. Du, ich hab eine Bitte: Ich muss dringend in Ruhe mit Jürgen sprechen. Du weiß ja, mir haben fünf, sechs Co-Trainer abgesagt, und jetzt hab ich diesen Flick an der Backe. Der hat von nichts 'ne Ahnung, kann nicht mal Abseits erklären. (...) Ja, Bestnote ja. Aber weißt du, bei wem er den Lehrgang gemacht hat? (...) Ja, Rutemöller, eben. Deshalb muss ich dringend mal mit einem Fachmann sprechen. Meinst du, du kannst Jürgen noch einen halben Tag länger entbehren? Dann wär er morgen Abend zurück. (...) Das ist so nett! Dank dir, Debbie. Die Nationalmannschaft und das ganze Land danken es dir. (...) Ja, natürlich ich auch. Debbie, see you! (zu Hansi) Sorry, war nicht so gemeint. Aber anders ging es nicht.

19:49 Uhr, Hansi: Halbzeit. Ganz gutes Spiel eigentlich. Menga agnem..., äh agil, aber Buden macht der auch nicht.
Jogi: Nun warte mal ab. Mal mal nicht so schwarz. Hol doch lieber zwei Bierchen raus, dich kennt da drinnen ja keiner.
Hansi: Jo, ich häng mich einfach rasch an den VfL-Präsi dran. Der geht auch grad zur Theke.

20:08 Uhr, Jogi: Ganz schön kühl, mir läuft die Nase. Kannst du mir ein Taschentuch spenden, Hans-Dieter?
Hansi: Ha, wenn sich mit Spenden jemand auskennt, dann ich. (klopft sich auf die Schenkel) Hier!
Jogi (schneuzt): Die gehen aber ganz schön ran, die Braunschweiger da im eigenen Sechzehner. Als Schiri hätt ich da gleich mal die Schnauze voll.
Hansi: Stimmt, die Osnabrücker kämpfen aber auch wie ein Löw. (klopft sich erneut auf die Schenkel)

20:21 Uhr, Hansi: 2:0, nicht schlecht, Herr Specht.
Jogi: Ach, so ein Scheiß! Was faulen die depperten Braunschweiger da hinten immer! Elfmeter kann ich dir auch reinschießen. Würden die werten Herren den Menga vielleicht mal Tore aus dem Spiel heraus schießen lassen. Wieso bin ich sonst denn hierher gekommen?

20:29 Uhr, Jogi: Na, endlich mal. 3:0. Die Braunschweiger Abwehr erinnert auch mehr an einen Flickenteppich.
Hansi: Was? Bitte? Ich soll auf dem Teppich bleiben? Du, sorry, ich hab grad Trap 'ne SMS geschickt. Der hat den Lodda ja jetzt allein an der Backe, der Arme. War unaufmerksam. Was hast'e gesagt?
Jogi: Steht 3:0, Menga aus dem Spiel heraus. Guter Mann. Müssen wir einladen.
Hansi: Ja, finde ich auch. Die Spanier werden sich 'nen Wolf ärgern. Stell dir vor, wir spielen bei der EM gegen die, und die rufen immer "Menga, menga!"
Jogi: Hans-Dieter, komm wir hauen ab. Jürgen ist um halb Elf in Wolfsburg. Hier ist eh die Luft raus.
Hansi (beim Verlassen der Tribüne): Menga, menga!

Freitag, 8. September 2006

sturmprobleme

Wir erinnern uns: Damals, als man selbst noch die Stiefel schnürte, da war es nicht so einfach, beim Stand von 5:0 weiter Vollgas zu geben. Dass am Ende einmal ein 9:0 dabei rauskam oder gar ein 13:0 war selten. Man spielte hochüberlegen, die gegnerische Mannschaft hatte nicht den Hauch einer Chance, aber irgendwann fielen die Tore nicht mehr so regelmäßig wie zu Beginn des Spiels.

Bei der WM der Menschen mit Behinderung haben in der Gruppe D die ersten drei Mannschaften nach der Vorrunde, also nach drei Spielen, sechs Punkte auf dem Konto. Polen als Tabellendritter ist leider ausgeschieden - mit einem Torverhältnis von 27:3 (!). Für das Viertelfinale haben sich qualifiziert: Die Niederlande (55:7) und Saudi-Arabien (45:4).

Es ist mehr als bemerkenswert, wie die Jungs mit Engagement und schier unstillbarem Torhunger Fußball spielen! Das gibt auch Jogi Löw zu denken. Das 13:0 gegen San Marino ist nicht mehr als ein Anfang, gemessen an dem 50:2 der Niederlande gegen Australien oder dem 41:0 von Saudi-Arabien gegen die Känguruhs.

Auf der Suche nach neuen, guten und treffsicheren Stürmern (neben VfOli) ist Bundes-Jogi gemeinsam mit seinem neuen Intimus Hansi Flick heute zu Gast an der Bremer Brücke. Beim Pokalspiel gegen Braunschweig im Fokus der Späher: Natürlich, Addy-Waku Menga und Daniel Chitsulo. Der VfLog wird berichten.

Donnerstag, 7. September 2006

lob der raute

Mein Herz, das hat vier Ecken.
Vier Ecken hat mein Herz.
Und hätt es nicht vier Ecken,
dann wär es nicht mein Herz.


Von Gladbachfans sagt man bisweilen, sie hätten "die Raute im Herzen". Das ist ein schöner Satz, solange man ihn metaphorisch versteht. (Problematisch wäre es, wenn es sich um eine medizinische Diagnose handelte, und sicher wüde auch manche Beziehung kriseln, wenn zum Geburtstag eine Torte in Rauteform auf dem Frühstückstisch steht, serviert mit der Bemerkung: "Schau mal, Schatz, ich habe Dir einen Kuchen in Herzform gebacken".) Was ist nun das besondere am Fohlenwappen, dass es VfLern so am Herzen liegt?

Zum einen, sicherlich, die Form. Runde Wappen gibt es zu Hauf. Sie mögen die Welt bedeuten, den Ball, aber bitte: Wie platt ist das denn? Dagegen eine Raute! Sie deutet den Fußballplatz an, aber in verdichteter, geradezu zugespitzter Form. Das Feld ist hier ein Ort, der nicht von links nach rechts bespielt wird, vielmehr liegen seine Pole oben und unten. Damit symbolisiert die Raute nicht nur die Bühne, die die Fußballwelt bedeutet, sondern zugleich das Auf und Ab der Spieltage und Saisons, die ins Land ziehen. Die spitzen Winkel der Raute lassen das Wappen zugleich förmlich in prekärer Lage balancieren.

Wirklich gelungen aber ist erst die farbliche Gestaltung. Schwarz und weiß! Mehr nicht. Wie lieb ich Dich! Die ganze Welt ist grau, die Zwischentöne, wie öden sie uns an. In Gladbach aber gibt es noch gut und schlecht, Borussia und Bayern, VfL und FC. Schwarz und weiß exisitieren nebeneinander, so ist es nunmal, es stehen gar sechs schwarze Flächen gegen nur vier weiße. Aber doch: wie das weiß strahlt, sich absetzt vom schwarzen Grund. So ist der VfL. Ein heller Lichtblick in einer dunklen Welt. Wundert es noch jemanden, dass wir die Raute auch im Herzen tragen?

Mittwoch, 6. September 2006

kantersieg

Alle erwarten heute abend einen Kantersieg. Wohl zurecht, auch wenn VfOli einmal mehr nicht in dem Umfang zum Einsatz kommt, wie er es verdient hätte. Aber es ist San Marino, bitte schön. Da wird ja wohl ein 13:0 möglich sein.

Viel schwerer wäre es, gegen den Rheydter SV anzutreten. Dass selbst hier ein hoher Sieg möglich ist, hat der VfL bereits gestern bewiesen. 6:0. Geht doch.

Dienstag, 5. September 2006

seitenwechsel #5

Auf schillernde Juwelen kann man von vielen Seiten blicken und staunen. Seit 1997 bereits beobachtet Seitenwahl für seine Leser das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Beide Projekte haben ihren eigenen unverwechselbaren Charme. Seit Beginn der Saison 06/07 gibt es nun den SEITENwechsel: Seitenwahl und VfLog haben einen Briefwechsel begonnen, in dem alles möglich ist: Fachsimpelei, Verbalfouls, Streit und Harmonie. Solange die Tinte reicht, wird auf Seitenwahl und auf dem VfLog dienstags nach Spieltagen der Brief der jeweils anderen Seite veröffentlicht.

Unten der fünfte Seitenwechsel. Diesmal hat zuerst Maik an Mike geschrieben, den Brief findet ihr bei Seitenwahl.
Unten Mikes Antwort.

Lieber Maik,

da hast Du mir zu Beginn Deines Briefes einen Schrecken eingejagt!
Gleichwohl ich sofort erahnen konnte, worauf Du hinaus willst. Dass Ihr diese zugegeben komplexe und schwierige Thematik erst wenige Tage vor der eigentlichen Entscheidung aufgreift, verdeutlicht mir nur allzu sehr, wie sehr Euch dies intern beim VfLog zerreißt. Die beharrliche Schweigsamkeit von Martin zu diesem Thema nährt diesen Verdacht umso mehr.

Doch, und hier setzt mein Widerspruch an, spricht in der Tat vieles gegen die angestrebte und im Grunde schon beschlossene Reform. Es kommt eben nur darauf an, aus welchem Blickwinkel man dies betrachtet. Gerecht wird dies nicht entschieden werden können, weil die Ansätz zu verschieden sind. Ganz gleich, wie es ausgeht, es wird böses Blut und Ärger geben. Lass mich erklären, warum ich das so sehe:

Wir haben zur Zeit 9 Oberligen mit je 18 Vereinen, das ergibt 162 Mannschaften. Der Großteil dieser Vereine wandert gezwungenermaßen von der
Viert- in die Fünftklassigkeit ab. Gerecht? Wettbewerbsverzerrung? Für diese Ligen bedeutet dies auch ein Absinken des schon jetzt spielerisch armen Niveaus, weiteres Ausbleiben von Fernsehgeldern, die bereits mit heutigem Stand verschwindend gering sind. Dazu die Schwemme von Zweitvertretungen der Bundesligisten, die zwar sportlich eine Herausforderung darstellen, aber keine Leute ins Stadion ziehen. Du löst das Problem, das bereits jetzt in der Regionalliga vermeintlich herrscht, nicht, sondern verschiebst es nur eine Liga weiter. Wurden die Oberligisten, Verbandsligisten, Bezirksligisten gefragt, was sie davon halten? Haben nicht auch der VfL Osnabrück, die Eintracht aus Braunschweig oder der FC St. Pauli eine Zweitvertretung in den Niederungen des deutschen Amateurfußballs? Werden nicht auch dorthin die Spieler gesandt, die in der ersten Mannschaft zur Zeit nicht zum Zuge kommen?

Kennst Du Manfred Vobiller? Der Mann ist Geschäftsführer des sympathischen SC Pfullendorf, Regionalliga Süd. Herr Vobiller stemmt sich als Einziger gegen die Meinung und den Willen der restlichen 37 Regionalligavereine. Und womit? Mit Recht, wie ich finde. Vobiller hegt große Zweifel an der wirtschaftlichen Tragfähigkeit des angedachten Modells: "Woher das Plus an Einnahmen kommen soll, konnte vom DFB auch keiner sagen. Lediglich bei den TV-Geldern wurde jetzt mal pro Jahr und Verein die Summe von 500.000 Euro in den Raum gestellt. bisher bekommen die Regionalligisten rund 370.000 Euro.
Dieser Unterschied allein würde den Kohl also garantiert auch nicht fett machen."

Hast Du Dir über die weiteren Kosten Gedanken gemacht? Welche (bisher in keinem Etat eingeplanten) Fahrtkosten kämen auf die Vereine zu? In diesem Zusammenhang steige ich direkt in die Diskussion um die erhöhten Zuschauerzahlen einer eingleisigen Regionalliga ein. Wie viele Pfullendorfer oder Unterhachinger würden sich denn am Sonntag auf dem Weg nach Lübeck machen? Ebenso verlangt die Professionalisierung der Regionalliga, dass bisher ehrenamtlich tätige Geschäftsführungen, wie es beim schon erwähnten Sportclub Pfullendorf der Fall ist, so nicht mehr zulässig wäre. Die Spieler würden ob dieser Tatsache sicher über die ein oder andere Gehaltserhöhung Gedanken machen, wenn sie dann schon offiziell als "Profi" geführt würden.

Rettig sagt bedeutungsschwanger "Gemeinwohl schlägt Einzelinteressen". Das klingt wahnsinnig klug, ist aber ziemlich kurz und egoistisch gedacht.
Letztlich streben die Wortführer dieser Reform - im Gros die Vertreter der tatsächlichen oder selbst ernannten Traditionsclubs - ene Vereinfachung an, die ihre Vereine schneller in den wirklich bezahlten Fußball zurückführt, weil sie sich höhere Einnahmen und dadurch größeren sportlichen Erfolg versprechen. Wenn man für eine solche Reform plädiert, dann soll man ehrlich bleiben und keine fadenscheinigen Gründe á la "Wettbewerbsverzerrung"
anbringen, die in meinen Augen nicht vorliegen. Jede Saison steigen vier Vereine trotz der diversen Zweitvertretungen in die Zweite Liga auf. Es dreht sich am Ende eben doch nur ums Geld, das verteilt werden will und soll.

Als Borusse bin ich klar gegen eine Änderung des status quo. Als Fußballfan hingegen habe ich für Deine Argumente durchaus Sympathien und Verständnis.

Beste Grüße
Mike

Montag, 4. September 2006

ich schweige weiter

Vor einigen Tagen hat Maik eine Lawine losgetreten. Ein Medienthema gesetzt, das uns noch einige Zeit beschäftigen wird. Man muss kein Insider zu sein, um zu wissen: Es geht um die Regionalliga-Reform. Das Thema birgt Sprengstoff zwischen VfL und VfL, und mein bisheriges Schweigen dazu lässt selbst den Fußballdeutungs-Granden und lieben VfLog-Freund Joachim Schwerin grübeln, ob es als Solidaritätsbekundung zu interpretieren oder eher "betreten" zu nennen ist.

Nun, für heute seien zwei Versprechen abgegeben. Morgen wird es an dieser Stelle und anderswo einiges mehr zur spannenden Frage geben, ob der eine VfL messiasesk für den anderen VfL absteigen soll. Aber nicht von mir. Ich schweige vorerst weiter. Und äußere mich vielleicht am Mittwoch abend auf dem ORF und bei RTL, betreten solidarisch oder umgekehrt.

Sonntag, 3. September 2006

im gleichschritt marsch!

Sonntags gehen verheiratete Paare spazieren. Und verliebte Pärchen, wenn die Liebe frisch, sprich: noch naiv ist, auch. Suchen Sie sich aus, was für die beiden VfLs zutrifft. Nach dem Unentschieden gestern gegen Wuppertal spazieren sie jedenfalls Hand in Hand - und teilen sich in der VftabelLe schiedlich friedlich den zweiten Platz. Nur Herzberg ist besser. Aber das sehen Sie ja selbst, wenn Sie den Blick sanft nach rechts unten senken.

Die ‚kleine’ Borussia übrigens trotzt dem VfL-Mitaufstiegskonkurrenten VfB Lübeck ein Unentschieden ab. Ein süßer Liebesbeweis. Die VfLs helfen sich gegenseitig, wo sie nur können. Und: Ein weiterer Beleg dafür, dass das ‚B’ im Vereinsnamen dem ‚V’ strukturell unterlegen ist.

Samstag, 2. September 2006

kurs (ge)halten

Das erste Saisonspiel gewinnt der VfL 3:1 gegen Düsseldorf. Die erste Niederlage folgt im zweiten Spiel auswärts in Erfurt – 0:2 gegen starke Thüringer, die sich zurecht Hoffnungen machen, zur nächsten Saison wieder zweitklassig zu sein. Daheim gegen Dresen heißt es nach einem intensiven und kampfbetonten Spiel auf hohem Niveau am Ende 1:1. Auswärts in Magdeburg gewinnen die Lila-Weißen erwartungsgemäß 3:0 gegen einen Aufsteiger, der sich erst noch finden muss. Gegen Wuppertal dann heute ein souveräner 2:0-Heimsieg. Das bedeutet: Zehn Punkte aus den ersten fünf Spielen, Tuchfühlung zur Tabellenspitze. Niemand hätte sich nach einem solchen Saisonstart beklagen können, im Gegenteil: Zufriedenstellend und hoffnungsvoll wäre er gewesen.

Nach anderen Ergebnissen hat der VfL jetzt zehn Punkte aus fünf Spielen geholt. Niemand wird sich über diesen Saisonstart beklagen können. Im Gegenteil: Zufriedenstellend und hoffnungsvoll ist er.

In einem Spiel gegen selbstbewusste Tabellenführer aus Wuppertal musste der VfL ohne seinen Stammsturm spielen, ohne Thommy Reichenberger und Markus Feldhoff. Das sind nicht irgendwelche Ausfälle! Dass Addy-Waku Menga nicht der eiskalte Goalgatter ist, überrascht niemanden, genauso wenig wie man ihm das vorwerfen kann. Menga ist jung und spielt unter Druck – und ohne erfahrenen Partner im Angriff – genauso erfolgreich wie Lukas Podolski. Das 1:1 hätte ohne weiteres auch ein 2:1 oder 3:1 sein können; einen Rückstand noch in einen Sieg umzuwandeln, hätte dem Wollitz-Team sicher einen weiteren Schub gegeben. Doch dies zu fordern, ist zu früh. Die Spielzeit ist jung, ganz selbstverständlich also, dass Träume noch nicht Anfang September Wirklichkeit werden.

Deshalb ist der VfL auf Kurs, ohne Frage. Er muss nun jedoch auswärts in Dortmund gewinnen, Mitte übernächster Woche. Ein Sieg auf der Roten Erde wäre nicht nur standesgemäß, sondern ist notwendig, um den eigenen Anspruch zu untermauern. Das wissen alle. Eine neue Auswärtsmisere, wie wir sie in der vergangenen Saison erlebt haben, würde ziemlich schnell ziemlich viel über den Haufen werfen. Doch vorerst ist wichtig: Nach Braunschweig müssen 13 Punkte auf der Habenseite stehen.

Freitag, 1. September 2006

auszeit

Manchmal hat man nur ganz kurz Zeit. 10 Minuten, um einen 2-Tore-Rückstand aufzuholen. 1 Woche, um zum Champions-League-Finale wieder fit zu sein. 2 Jahre, um aus einer Gurkentruppe einen respektablen Gastgeber einer WM zu machen. All das kann glücken. Wenn man die Zeit zu nutzen weiß.

Nach einem Saisonstart irgendwo zwischen prächtig und mittelprächtig hat Gladbach jetzt 2 Wochen Zeit zur Besinnung. Ist das viel? Ist es wenig? Es ist in jedem Fall eine Auszeit, die einerseits den Fluss der Dinge stört, die Rückkehr der Bundesliga in unser Leben kurzzeitig aussetzt und das Wochenende ein wenig sinnloser macht. Andererseits aber die Pause zum Durchatmen sein könnte, um nun doch wirklich durchzustarten.

Jupp, carpe diem. Und Osnabrück lässt uns den Samstag nicht ganz fußballfrei sein. Drei Punkte müsst Ihr diesmal alleine holen!