Donnerstag, 31. August 2006

zweiund-zwanziger

Vollzug gemeldet hatten wir früh, früher als die meisten anderen. Bereits am 27. April diesen Jahres stand fest, dass es in naher Zukunft eine eingleisige Regionalliga ohne Profi-Amateure geben wird. Was vom Außerordentlichen Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes nur noch abgenickt werden sollte, scheint jetzt erst einmal wieder auf Eis gelegt - wie das eben immer so ist mit visionären Reformprogrammen, die nah dran sind an einem großen Wurf.

Eine tragende Rolle-Rückwärts mimte diesmal unser Präsitheo. Derzeit noch auf Sommerurlaub in Lodz, verkündet Zwanziger: "Es ist nicht so, dass der Fußball unterginge, wenn wir bei einer zweigleisigen dritten Liga bleiben würden."

Die Exegese dessen überlassen wir VfLothar, der Zwanzigers Vorstoß als voll und gans "unverschämt" bewertet. Der VfL-Manager denkt, Zwanziger "will bei dem Bundestag, bei dem er zum alleinigen DFB-Präsidenten gewählt wird, keine Konflikte und keine Gegenstimmen. Seine Krönung soll störungsfrei verlaufen." Wahrlich, dieser Verdacht liegt nah.

Als Kompromiss darf da Gans' ganz eigener Vorschlag gelten: 22 Teams in einer eingleisigen Regionalliga mit vier Amateur-Mannschaften von Erst- bzw. Zweitligisten, außerdem Kooperationen zwischen Regional- und benachbarten Bundesligisten. Das hört sich klug an - und ist gleichsam ein unverkennbares Indiz dafür, dass es so ganz bestimmt nicht kommt.

Beachtlich - und dennoch nicht verwunderlich - ist nämlich die Lobby der Rummenigges und Allofs' dieser Welt. Diese Fußball-Heuschrecken machen einen glauben, eine ganze Herrschar an Fußball-Fans stünde hinter ihren Protesten gegen die ursprünglich auch von Zwanziger befürwortete Reform. Wer, fragt man sich, sind diese Protestierenden? Wo sind die Fußballfans, die mit den Großen für einen Verbleib der Amateurklubs streiten? Respekt jedenfalls an diejenigen, die es offenbar zumindest vorerst zu verhindern wissen, die Regionalliga noch attraktiver, spannender und den ersten beiden Ligen ebenbürtiger zu machen.

Mittwoch, 30. August 2006

petermännchen

Achja, es währte nicht allzu lange, da ist Peter Neururer um einen Rausschmiss reicher. Das heißt auch, wir müssen unsere ohnehin schlampig recherchierte Vielflieger-Statistik anpassen.

Mit vier Flügen neben Felix Magath (Hamburg, Nürnberg, Bremen, Frankfurt) im erweiterten Kreis:
Friedhelm Funkel, 52 Jahre alt, entlassen in Uerdingen, Duisburg, Rostock, Köln.

Bisher zu vernachlässigende sechs Mal gefeuert:
Ewald Lienen, 52 Jahre alt, mit den Stationen Duisburg, Rostock, Teneriffa, Köln, Gladbach, Hannover.

Mit sieben Flügen abgeschlagener Dritter:
Jürgen Gelsdorf, 53 Jahre alt, mit den Stationen Leverkusen, Gladbach, Bochum, Fortuna Köln, Uerdingen, Gütersloh und Essen. (Der VfL darf hier nicht auftauchen - Gelsdorf ging freiwillig nach sensationellem Aufstieg!)

Mit 11 Entlassungen, auch altersbedingt, in Lauerstellung:
Rolf Schafstall, 69 Jahre, mit dem MSV Duisburg, Rot Weiss Essen, VfL Bochum, Schalke 04, Fortuna Düsseldorf, Uerdingen, VfL Osnabrück, Stahl Brandenburg, Dynamo Dresden, Stuttgarter Kickers und Hannover 96.
Jörg Berger, 61 Jahre alt, bisher unfreiwillig gegangen worden bei Darmstadt 98, Fortuna Düsseldorf, Hessen Kassel, Freiburg, Frankfurt, Köln, Schalke, Basel, Karlsruhe, erneut Frankfurt und Rostock.

Mit zwölf Demissionen seit heute unangefochten vorn:
Peter Neururer, 52 Jahre alt, mit Rot Weiß Essen, Aachen, Schalke, Hertha, Köln, Saarbrücken, Hannover, Fortuna Düsseldorf, Offenbach, Ahlen, Bochum und Hannover.

Lass Dich jedenfalls von alldem nicht stressen, Peter, und gönn dir von der Abfindung mal ein leckeres Petermännchen Pils. Oder auch zwei.

Dienstag, 29. August 2006

seitenwechsel #4

Auf schillernde Juwelen kann man von vielen Seiten blicken und staunen. Seit 1997 bereits beobachtet Seitenwahl für seine Leser das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Beide Projekte haben ihren eigenen unverwechselbaren Charme. Seit Beginn der Saison 06/07 gibt es nun den SEITENwechsel: Seitenwahl und VfLog haben einen Briefwechsel begonnen, in dem alles möglich ist: Fachsimpelei, Verbalfouls, Streit und Harmonie. Solange die Tinte reicht, wird auf Seitenwahl und auf dem VfLog dienstags nach Spieltagen der Brief der jeweils anderen Seite veröffentlicht.

Unten der vierte Brief von Mike an Martin, Martins Antwort gibt es bei Seitenwahl.


Lieber Martin,

vielen Dank für Dein leckeres Rezept. Ich habe es zwar bis dato nicht ausprobiert, bin mir aber sicher, dass es Wirkung zeigen wird. An diesem Wochenende war eher Trost angesagt, nach der jämmerlichen Leistung Ihres Vereins in Jena. Doch genug der Worte über belanglose Zweitligisten!

Borussia gewinnt ihr zweites Spiel und steht nun auf dem vierten Tabellenplatz. Der VfL Osnabrück verlor zwar, doch sind neun Punkte aus vier Spielen immer noch genug, um von einem gelungenen Saisonstart zu sprechen. Friede, Freude, Eierkuchen also? Mitnichten, aber man soll die schönen Momente auch einfach mal genießen können.

Lass uns den Blick auf den Rest der Bundesliga werfen! Es ist irritierend, was sich in den letzten Wochen auf dem Transfermarkt ereignete. Da jagt der HSV in halb Europa jeden Stürmer, der nicht bei Drei auf den Bäumen war, um dann in bester Kurt-Beck-Manier der Region eine dicke Finanzspritze in Form des Transfers von Sanogo zukommen zu lassen. Immerhin profitierten hier beide Seiten von diesem Geschäft. Eine andere Entwicklung jedoch lässt aufhorchen. Waren es früher die bösen, großen Vereine, die auf dem Transfermarkt und außerhalb dessen herumwilderten, sind es in diesem Jahr die Spieler selber, die für Unruhe sorgen. Der HSV lässt seine komplette Innenverteidigung ziehen, da die Herren Boulahrouz und van Buyten die bessere „sportliche Perspektive“ bevorzugten. Selbst die großen Bayern erleben eine solche Rebellion, denn der Sportskamerad Hargraeves will nicht mehr in München, sondern möglichst bald in Manchester spielen, trotz Vertrags, ätsch! Ja, meine Herren, wo kommen wir denn da hin?

Die einzigen, die über Kommen und Gehen entscheiden, sind die Manager. Oder die Präsidenten. Manchmal auch die Mannschaft, wie man in Hannover zur Zeit beobachten kann. Dumm ist dabei vor allem, dass es meist die falschen Spieler sind, die um Ihren Transfer betteln. Oder ist Euch bekannt, dass vor einigen Wochen folgendes Gespräch im BorussiaPark stattfand: „Trainer, es reicht mir. Ich suche eine neue Herausforderung. Racing Straßburg will mich, das weiß ich. Seht zu, wie Ihr das regelt. Ich will weg!“

Beste Grüße
Mike

Montag, 28. August 2006

neuzugänge

Wenn es kein VfL ist, ist es auch kein Fußball. Unsere Leser wissen das, doch leider ist dies eben nur ein kleiner Familienblog für einen elitären Kreis. Die meinungsmachenden Massenmedien drucken und senden fleißig weiter unter der Rubrik "Fußball", selbst wenn Hannover 96 gegen Bielefeld spielt. Entsprechend erbärmlich sieht denn auch die Tabelle aus: Es wimmelt nur so von überflüssigen Einträgen. Ich sage nur: Frankfurt! München! Leverkusen! Cottbus! Usw. usf.

Daher haben wir die VftabelLe ins Leben gerufen (siehe rechte Spalte), mit der sich alle VfLs der ersten drei Ligen mit ihren Durchschnittspunkten pro Spiel untereinander messen können. Jeder VfL, der an einem regelmäßigen Ligabetrieb teilnimmt, ist eingeladen mitzumachen. Kurze Mail an vftabelle@vflog.de reicht, so wie es Christian G. für den VfL Herzberg 08 gemacht hat:

Liebe VfLogger,
spontan fällt mir da mein Heimatverein ein, für den ich selbst zwar nur in der E-Jugend gekickt habe, der mir aber natürlich als Leuchtturm meiner Heimatstadt am Herzen liegt.

Der VfL Herzberg 08!

Als Mannschaft schlage ich die 1. Herren vor. Nachdem diese tolle Truppe gerade so den Verbleib in der Bezirksliga sichern konnte, wurde sie leider zurückgezogen und spielt nun in der 1. Kreisklasse Staffel-ID 011138.
Grund genug, die Jungs aufzubauen, anzuspornen und in den VfLog aufzunehmen. Die Ergebnisse lassen sich problemlos über www.fussball.de einsehen. Momentan haben sie 6 Punkte aus 2 Spielen.

Herzberg liegt übrigens im wünderschönen Südniedersachsen und schmiegt sich anmutig mit seinen Fachwerkhäusern an den Harzrand. (So oder ähnlich steht es in den Reiseführern.) Nach dem Abitur zog es mich dann auch in die weite Welt.
Auf eine Zusage hofft daumendrückend
Euer C.G.


Gemacht! Ab heute ist der VfL Herzberg dabei, und dies gleich als Tabellenführer. Außerdem findet nach intensiver Lobbyarbeit auch der VfL Jesteburg Aufnahme in unser kleines Meisterschaftsrennen. Die Jesteburger sind ebenfalls herzallerliebste Leibesübungskollegen, die durch ihren begeisternden Einsatz in der Bezirksliga 2 in Lüneburg mit bislang 2 Punkten pro Spiel auch noch alle Chancen auf einen der oberen Plätze in der VftabelLe haben. Viel Erfolg!

Sonntag, 27. August 2006

erste niederlage

Für den einen VfL kam es früher, schon vergangenes Wochenende gegen Frankfurt, für den anderen etwas später. 0:2 ging die Partie gestern gegen Magdeburg verloren. Und alles war so absehbar.

Schön wäre es schon gewesen, hätte der VfL als letzte Mannschaft der Regionalliga seine niederlagenlose Weste beschmutzt. Nun jedoch währt die Serie für Union Berlin etwas länger. Das aber ist streng genommen auch egal.

Entscheidender ist, dass die Lila-Weißen gestern nicht überzeugend gespielt haben. Nach vorn gelang über weite Strecken des Spiels gar nichts, hinten stand man einfach zwei Tore lang zu unsicher. Die Durchschlagskraft, die Effizienz der ersten drei Spiele fehlte - was kein Wunder ist. Schließlich hat man Düsseldorf, Erfurt und Dresden nicht besinnungslos an die Wand gespielt, was auch gar nicht zu erwarten war. Peles Jungs haben solide und verhältnismäßig sicher, teilweise sogar begeisternd souverän die ersten drei Spiele gewonnen. Jetzt haben sie genauso solide ein Spiel verloren. So ist Fußball.

Hätte vor der Saison jemand neun Punkte aus den ersten vier Spielen prophezeiht, man hätte bedenkenlos einschlagen können in diesen Vorschlag. Man kann es getrost immer noch.

Samstag, 26. August 2006

dialog

Martin: Wie hat denn der VfL gespielt?
Maik: 2:1 verloren.
Martin: Gegen Bielefeld?
Maik: Und Magdeburg!
Martin: So'n Scheiß! Nichtmals ein Punkt?
Maik: Doch, eineinhalb.

Freitag, 25. August 2006

der feige hund

Dieses ist, nach dem allerersten vor langer, langer Zeit, erst der zweite Post, den Martin und ich zusammen schreiben. Dieses ist ein Festtag!

Das nächste VfL-Wochenende naht. Morgen spielt Lila-Weiß in Magdeburg und will die Tabellenführung verteidigen. Was für ein Gefühl! An der Spitze am Platz an der Sonne - das ist lang her. Leztmals stand der VfL am 24. Mai 2003 dort, nach dem 32. Spieltag in der Regionalliga Nord. Damals verlor der VfL 1:2 daheim gegen Verl. Im Tor der Ostwestfalen stand dereinst - Frederic Gößling. Das waren selige Zeiten, und jetzt haben wir sie wieder. Vielleicht bleibt's ja noch ein bißchen länger so.

Der andere VfL spielt morgen gegen Bielefeld. Und der feige Hund heißt: Ahanfouf. Er hat sich verletzt, und das ist ein Beinbruch, denn zum zweiten Mal binnen weniger Wochen geht es gegen einen VfL - und schon wieder fehlt er. Damit entzieht er sich zum zweiten Mal der gerechten Rache für sein brutales Foul an VfL-Torwartlegende Uwe Brunn, den er vor Jahren zum Invaliden machte. Wohl sollten wir dem Fußballgott danken, dass er mit seiner Ahanfouf zugefügten Fraktur ex machina die Fohlen davor bewahrte, sich mit dem Blut des Unwürdigen zu besudeln.

Donnerstag, 24. August 2006

das war einmal #10

Die Bundesliga geht langsam in ihre entscheidende Phase. Und Aachen wie Bochum haben noch keinen Punkt geholt. Da ist es verlockend, eine italienische Lösung zu suchen. "Wir prüfen bereits, welche Schiedsrichter uns am liebsten wären", sagt Aachens Coach Dieter Hecking. Kollege Koller aus Bochum pflichtet bei: "Wir können uns eine schwarze Null nicht länger leisten!" Ach, dabei hatten wir all das schon mal.

Angelehnt an die schöne WDR-Tradition, die 'Tageschau vor 20 Jahren' zu reanimieren, weil die alten Bänder einfach zu schön sind, um sie in den Archiven vergammeln zu lassen - diese Stücke sind immerhin holde Fernsehgeschichte -, widmen auch wir vom VfLog uns in unregelmäßigen Abständen unserer Best-of-Serie.

Heute: "Manipulation verschoben" vom 12. April 2005:

Die Nachverhandlungen über den Ausgang des heutigen Regionalligaspiels in Osnabrück sind gescheitert, der VfL trifft nun hoch motiviert auf den SC Paderborn. This Waterink, Verhandlungsführer der Paderborner Delegation und geübt im kleinschrittigen Manipulationgebaren, biss auf Granit: Letztlich soll der Deal daran gescheitert sein, dass der VfL neben einer ihm bereits zugesicherten siebenstelligen Eurosumme forderte, die Ex-VfLer und Hochverräter Guido Spork und Benjamin Schüßler dürften an der Bremer Brücke unter keinen Umständen auflaufen. Dies war für Waterink nicht verhandelbar. "Wer", so Waterink, "soll den dann das nötige eine Tor schießen? Die anderen sind doch zu blöd dafür."

In Expertenkreisen wird vermutet, der VfL sei von vornherein an keiner Einigung interessiert gewesen. "Wir verhandeln gar nichts mehr, damit haben wir nur schlechte Erfahrungen gemacht", wird Manager Lothar Gans von einem Vorstandsmitglied zitiert. Waterink kündigte derweil Verhandlungen mit dem VfB Lübeck und Eintracht Braunschweig an.

Wir dem auch sei: Um 19:30 Uhr wir die Partie angepfiffen, für den VfL geht es mal wieder um alles. Da reicht nicht die Unterstützung aus Kattenvenne, da müssen wir alle live dabei sein.

Mittwoch, 23. August 2006

die ruhige hand des peter pander

Die Süddeutsche berichtet heute von einer neuen Sitte, dass Spieler sich aus Verträgen mogeln möchten, um ihrem öden Dasein bei den Bayern oder anderswo zu entkommen, um sich einem ebenso öden Dasein in Manchester oder London zuwenden zu können. Da werden gerne einmal Verletzungen erfunden und das Wort Kopf-Grippe bekommt einen psychosomatischen Unterton.

Nicht so in Gladbach. Dort wollen die Spieler bleiben, aber Peter Pander sagt ihnen Adieu. Jeff ist weg. Milan wird gehen. Kommen neue Spieler als Ersatz für die dann dünne Defensivdecke? Nö. Sagt Pander auf borussia.de: "Die Frage stellt sich nicht, denn wir haben entschieden, nichst mehr zu machen." Und "nichst", der sogenannte Pandersche Superlativ des Nichts, das ist wirklich wenig.

Dienstag, 22. August 2006

seitenwechsel #3

Auf schillernde Juwelen kann man von vielen Seiten blicken und staunen. Seit 1997 bereits beobachtet Seitenwahl für seine Leser das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Beide Projekte haben ihren eigenen unverwechselbaren Charme. Zu Beginn der Saison 06/07 kommt es nun zum SEITENwechsel: Seitenwahl und VfLog beginnen einen Briefwechsel, in dem alles möglich ist: Fachsimpelei, Verbalfouls, Streit und Harmonie. Solange die Tinte reicht, wird auf http://www.seitenwahl.de/content/view/170/62/ und auf dem VfLog künftig dienstags nach Spieltagen der Brief der jeweils anderen Seite veröffentlicht.

Unten der dritte Brief von Mike an Martin, Martins Antwort gibt es bei Seitenwahl.


Lieber Martin,

ich fühle mich betrübt. Ich mag die vielen Lobeshymnen nicht lesen, die auf Borussias Leistung an der Noris gesungen werden. Wir haben verloren, wieder einmal. Das Frustrierende daran ist, dass man eine Woche warten muss. Wie sehr wünschte man sich das nächste Heimspiel am folgenden Tag, auf dass alle Nörgler und Pessimisten verstummen, wenn man eine solch langweilige Gurkentruppe wie Arminia Bielefeld mit 5:0 aus dem Stadion schießt. Die Regeln sind anders, so quält man sich das Wochenende hindurch und wird in Leserbriefen seiner mathematischen und geschichtlichen Unkenntnis erinnert. Grausam.

Das Wochenende! Privat ein wundervolles, harmonisches seiner Art, sportlich ein durchwachsenes. Nachdem mich meine wundervolle Freundin am Freitag abend in meinem Leid begleitete, schauten wir am Sonntag ihren FC, der Wacker Burghausen deklassierte. Nun, das überlegene Lächeln meiner Freundin lässt mich in solchen Momenten kalt. Allein die Tatsache, gegen Wacker Burghausen spielen zu müssen, ist schon Strafe genug, da kann dieser Karnevalsverein von mir aus 10:0 gewinnen (Schatz, wenn Du das liest: Sowas schreibe ich für die Leser, natürlich respektiere ich Deinen FC! Soll ich heute abend kochen?).

Doch, ein heller Punkt erleuchtet den dunklen Auswärtshimmel. Die U23 fährt den ersten Sieg der Regionalligasaison ein, der VfL Osnabrück erklimmt gar die Tabellenspitze. Hurra! Rechnet Maik schon die durchschnittliche Kilometerzahl der bevorstehenden Auswärtspartien in der Zweiten Liga aus? Ein weiterer kleiner Schritt in Richtung Eures großen Traums; dem Champions-League-Finale zwischen dem VfL Borussia Mönchengladbach und dem VfL Osnabrück. Wenn die Lila-Weißen in der nächsten Saison in Köln gastieren, meldet Euch bei mir. Und keine Bange, wenn es nicht klappen sollte. Eine Saison warten, dann habt Ihr Euer Spiel gegen den FC. (Schatz, vergiss die Frage: Ich werde kochen!)

SEITENwechsel!
Beste Grüße
Mike

Montag, 21. August 2006

vftabelle

Jede glückliche Beziehung, ja sogar jede leidenschaftliche Affäre ist dann am schönsten, wenn die Harmonie nicht grenzenlos ist. Ein bißchen frozzeln hier, etwas genüssliche Hochnäsigkeit dort – das tut immer gut, selbst bei uns im heimeligen Familien-Blog. Und weil die Bundesligatabelle von unwürdigen Ligakonkurrenten wie Wolfsburg oder Bielefeld unverhältnismäßig verzerrt wird, weil die Regionalligatabelle durch die vielen Profi-Reserve-Mannschaften keinen rühmlicheren Überblick über den Leistungsstand unserer VfLs gibt, rufen wir heute die VftabelLe ins Leben.

Jede Tabelle braucht Kanonenfutter, darum listen wir auch andere VfLs auf, vorerst nur aus den ersten drei Ligen. Das macht den Platz an der Sonne noch komfortabler, und am VftabelLenende könnte man sich im Zweifel sagen: „Wir sind zwar schlecht, aber wir sind nicht Bochum.“

Für die VftabelLe gilt: Anzahl der Punkte geteilt durch Spiele. Es ergibt sich ein repräsentativer VfüberbLick:

1. Osnabrück – 3
2. Gladbach – 1,5
3. Wolfsburg – 1
4. Gladbach II 0,75
5. Bochum – 0

Damit nicht genug – auch Sie dürfen mitmachen! Sind Sie begeisterter Anhänger eines ganz anderen VfL? Schnüren Sie gar noch selbst die Stiefel - vielleicht in der Bezirksliga von Sachsen-Anhalt oder der Kreisliga Hessens? Dann bewerben Sie sich, und auch Ihr VfL wird bald in der VftabelLe auftauchen! Ihre Bewerbungsunterlagen schicken Sie bitte – wie üblich – mit Anschreiben, Lebenslauf und möglichst auch Mannschaftsfoto an vftabelle@vflog.de.

Sonntag, 20. August 2006

es fügt sich

Als Pele Wollitz im großen VfLog-Interview den Satz "Am meisten gefreut habe ich mich..." ergänzte mit: "...dass Klinsmann jetzt den Erfolg hatte, den er sich gewünscht hat, den er sich hart erarbeitet hat und dass viele sich jetzt in den Allerwertesten beißen müssen, die ihn kritisiert haben. Das war nicht unter der Gürtellinie, sondern noch viel tiefer." – Da hatten einige aufgehorcht: Spricht da einer mit einer gehörigen Portion Ärger im Bauch, auch was seine eigene Situation angeht? Ja, bestimmt sogar.

Als Pele Wollitz in demselben Interview verraten hat, was ihm am Spiel der Lila-Weißen in der verganenen Saison nicht gepasst hat und warum er das nicht abzustellen vermochte, als er die Wichtigkeit von Standardsituation unterstrich, inbesondere in Zeiten, in denen die Leistungsdichte der Regionalliga-Mannschaften immer größer wird – da konnte man erkennen: Der Mann hat erstens Ahnung, zweitens einen Plan und drittens eine Menge ahnungs- wie planlose Kritiker.

Kaum jemals zuvor hat man lieber dabei zugesehen, wie ein Trainer des VfL seine Kritiker Lügen straft. Den Auftritt gestern gegen Dresden darf man souverän nennen. Die Defensive stand – abgesehen vom Anschlusstreffer – sicher, der Spielaufbau wirkte überlegt. Bayern München hätte ein solches Spiel a) nicht weniger berauschend und b) ähnlich kaltblütig gewonnen. Was für ein Kompliment!

Umso erheiternder die nach wie vor vielerorts lesbare Kritik, die nur kümmerlich ihre Lächerlichkeit kaschieren kann: Die Spiele bisher seien kein Hochgenuss gewesen, die Abwehr stehe nicht sicher genug, vorn gehe nur etwas bei Standardsituationen, die schweren Brocken kämen noch usf. Das, ehrlich gesagt, lesen wir gelassen: 9 Punkte aus 3 Spielen und 6:2 Tore heißen auch: Weiße Weste und Tabellenführer.

Samstag, 19. August 2006

dresden

Im Mittelpunkt des aufwändigen Zweiteilers um die Tabellenführung der Regionalliga steht die Liebesgeschichte der Osnabrücker Stürmer Thomas Reichenberger und des afrikanisch-stämmigen Bombers der Nation Addy-Waku Menga.

Osnabrück im August 2006: In der vom harten Ligaalltag bislang kaum versehrten Osnabrücker Mannschaft künden die Kampfrecken aus dem Osten vom Näherrücken der Tabellensitze. Auch wenn die lila-weiss.de-Propaganda ungerührt von der "absehbaren Kapitulation" tönt, sollen die wenigen Gelegenheiten zum Sieg bis dahin noch eiligst genutzt werden. Eine unbestimmte Anspannung liegt in der Luft.

Das grausame Gesicht dieses Aufstiegskampfes erfährt auch der junge Addy-Waku Menga, der sich als Stürmer der Lila-Weißen um die täglich wachsende Zahl an Torchancen kümmert. Er fühlt sich hingezogen zu dem Oberstürmer Thomas Reichenberger, der seine Kollegen während des Dresden-Spiels nach hinten in die Defensive schickt und vorn mit Addys Hilfe tollkühn weiter operiert.

Addy, der sein Faible für kontrollierte Defensive wegen der höheren Ziele in Osnabrück aufgegeben hat, imponieren Thomas' fußballerische Kompetenz und Entschlossenheit. Mit seinem Heiratsantrag stellt Thomas sich jedoch eher unbeholfen an. Addy ist verletzt, dass Thomas bereits das Einverständnis ihres Chefs, des Trainers Pele Wollitz, eingeholt hat, sagt aber dennoch ja.
In dem von unzähligen Dresdner Fernschüssen entfachten Feuersturm werden Addy und Thomas mit allen lila-weißen Mannschaftskameraden einen ganzen Nachmittag lang verzweifelt um ihr Leben kämpfen.

Freitag, 18. August 2006

nürnberg

Nürnberg, das ist Hans Meyer und Lebkuchen. Hans Meyer war der letzte Trainer, der Gladbach glücklich gemacht hat. Lebkuchen ist das Gebäck der heimelig-zimtenen Weihnachtszeit. Wie soll man da nicht melancholisch werden... (Mit einem Auswärtssieg?)

Donnerstag, 17. August 2006

verwirrungen

Manche Tage beginnen harmlos, nicht unbeschwert, aber doch in der schlussendlich zuversichtlichen Gewissheit, dass wir sie rumkriegen. Manche von diesen Tagen enden grausam. Der VfL gewinnt sein Pokalspiel gegen einen Oberligisten gestern im Elfmeterschießen. Nicht grausam, aber auch nicht gerade souverän. Immerhin gewonnen. 6:4, nach einem langen Kampf. Soll man gratulieren nach einem Kampf, der zwar nie aussichtslos war, von dem man aber nicht so recht weiß, ob der Sieg am Ende Sieg ist oder doch irgendwie auch Niederlage?

6:4 ist knapp, es hätte auch in letzter Sekunde noch anders ausgehen können. Hätte eine Niederlage mehr Kraft, mehr Konzentration bedeutet für die wirklich wichtigen Ziele? Oder gilt umgekehrt: Mit einem gewonnen engen Pokalfight im Rücken nimmt man auch die Alltagshürden leichter, selbstverständlicher; der Sieg beschwingt also, ermuntert?

Manchmal sind auch die Tage grausam, die mit einem 6:4 enden. Immerhin, sie enden. Unwiderbringlich. Das ist tröstlich. Sieg, Niederlage, Scheitern oder Fortschritt – das klärt ohnehin erst die Retrospektive, und zwar nach dem nächsten 6:4 oder 4:6 oder 3:0.

„Was war und ist, kommt und bleibt, es tut uns nicht leid. So sieht’s aus unterm Strich.“ Singen Kettcar. „Also was ist? Zu erkennen, dass man glücklich war, ist leicht. Na also, was wird? Zu erkennen, dass man glücklich ist, ist Kunst.“ Recht haben sie. Samstag geht’s gegen Dresden.

Mittwoch, 16. August 2006

helden

Am Abend spielt sie wieder, unsere Nationalmannschaft. Das komplett bedeutungslose Freundschaftsspiel gegen Schweden ist die Premiere von Jogi, dem neuen Klinsi, und zugleich die Neuauflage des WM-Achtelfinals. Es interessiert trotzdem keinen. Wir vertreiben uns die Zeit besser mit anderen Dingen, zum Beispiel mit Heldenverehrung: Wir gedenken der lila-weißen Nationalspieler.

Matthias Billen war 1936 der erste Osnabrücker Kicker im DFB-Dress, nur drei Jahre später, immer noch in der "guten alten Zeit" (G. Grass) folgte ihm Heinz Flotho. Jaja, das war großer Fußball damals. Aber es sollte noch besser kommen: Nicht nur wurde Adenauer neuer Kanzler, 12 Jahre später fiel auch das erste lila-weiße Tor für Deutschland. Hans Haferkamp hieß der glücklich Schütze, der eine bis heute nur von wenigen Auswahlspielern erreichte Trefferquote aufweist: der Hafer(kamp) stach in jedem zweiten Spiel. Anders gesagt: Er machte in den Jahren 1951/52 zwei Tore in vier Spielen. Der letzte stolze VfL-Nationalspieler war 1956 Theo Schönhöft. Schönhöft stellt sogar Haferkamp in Sachen Effizienz in den Schatten. Er machte nur ein Spiel für Deutschland - durfte aber fortan behaupten, in jedem Länderspiel getroffen zu haben.
Wann gibt es wieder goldene Jahre für die deutsche Nationalmannschaft? Wann spielen die nächsten Osnabrücker im DFB-Team?

Ach, übrigens gibt es heute abseits von melancholischen Rückblicken und langweiligen Länderkämpfen auch sinnhaften Fußball: Der VfL spielt im niedersächsischen Pokal gegen Eintracht Nordhorn. Besser als gar nichts.

Dienstag, 15. August 2006

seitenwechsel #2

Auf schillernde Juwelen kann man von vielen Seiten blicken und staunen. Seit 1997 bereits beobachtet Seitenwahl für seine Leser das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Beide Projekte haben ihren eigenen unverwechselbaren Charme. Zu Beginn der Saison 06/07 kommt es nun zum SEITENwechsel: Seitenwahl und VfLog beginnen einen Briefwechsel, in dem alles möglich ist: Fachsimpelei, Verbalfouls, Streit und Harmonie. Solange die Tinte reicht, wird auf http://www.seitenwahl.de/ und auf dem VfLog künftig dienstags nach Spieltagen der Brief der jeweils anderen Seite veröffentlicht.

Unten der zweite Brief von Mike an Martin, Martins Antwort gibt es bei Seitenwahl.


Lieber Martin,

welch erfolgreiches Wochenende! Osnabrück und Borussia starten mit Siegen in die neue Saison, wenn auch beide etwas holprig. Die Floskel „Hauptsache drei Punkte“ kommt mir als Ästheten zwar schwerlich über die Lippen, doch möchte ich mich nicht vollends der Realität entziehen. Zum Sieg benötigt man eben nicht nur das eigene Glück, sondern oft auch das Unvermögen des Gegners.

Dein Wunsch, dass das Umfeld ruhig bleiben solle, hatte bis zur Halbzeitpause am Samstag Bestand, als ein Pfeifkonzert die Spieler in die Kabine begleitete. Man muss sich damit abfinden, dass in Mönchengladbach die Ansprüche gestiegen sind. Auf welcher Grundlage sie stiegen, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis. Wer sich noch vor einigen Jahren fußballerischen Größen der Marke van Houdt, Pletsch, Korzynietz, Stassin und Carnell angetan hat, der müsste heute in Ehrfurcht erstarren, sähe er den aktuellen Kader. Doch Zufriedenheit ist, so weiß der Betriebswirt, lediglich der Quotient aus Erwartung und Erfüllung. Hat das Ergebnis ein negatives Vorzeichen, so nennen wir es Enttäuschung. Doch ist der Fan im Allgemeinen sehr leicht zufrieden zu stellen. Gewinnt die eigene Mannschaft, und darum dreht es sich schließlich, wird der Frust der just erlebten Grausamkeiten schnell vergessen. Der Fußball ist wahrlich faszinierend! Er füllt inzwischen gar Feuilletons, erweckt Nationalgefühle, schafft pseudo-intellektuelle Weblogs und Online-Magazine und am Ende beschränkt sich alles auf die Differenz zweier Zahlen, die durch einen schlichten Doppelpunkt getrennt werden.

Und der Rest der Liga? Das Wochenende verhieß anfangs nichts Gutes, als die DFL den Zuschauer mit einer „Eröffnungsfeier“ konfrontierte, die peinlicher nicht hätte sein können. Das pathetische Abspielen der Nationalhymne, die tanzenden Gestalten auf dem Rasen, das Feuerwerk zu den Klängen von Robbie Williams´ „Let me entertain you“, all dies sind böse Ankündigungen eines Zustandes, den die Liga und das Fernsehen so dringend, die Fans aber umso weniger wollen: das Fußballspiel wird ein „Event“!
Doch solange die Schnoors und Strassers der Liga weiter über den Rasen rennen, grätschen und fehlpassen, bleibt ein Stück echter Fußball erhalten. Borussia hat seinem Strasser, Jeff Strasser, nun den Laufpass gegeben. Ein Mann für den anderen VfL?
Honi soit, qui mal y pense!

SEITENwechsel !
Mike

Montag, 14. August 2006

wirre nachrichtenlage

Die Deutsche Presseagentur meldete soeben, um 14:37, folgendes:

Mannschaften und Statistik Fußball-Bundesliga
2. Spieltag:
1. FC Nürnberg - Bor. Mönchengladbach 1:3 (0:1)
1. FC Nürnberg: Stephan - Wolf, Glauber, Heffernan, Huber -
Kristiansen, Mintal, Mnari - Reinhardt, Pagenburg, Saenko
Bor. Mönchengladbach: Melka - Strasser, Helveg - Degen, Delura,
El Fakiri, Fukal - Neuville, Rafael, Sonck, Sverkos
Schiedsrichter: Fleischer (Sigmertshausen) - Zuschauer: 40 000
Tore: 0:1 Degen (34.), 1:1 Mintal (56.), 2:1 Glauber (78.)
Gelbe Karten: Glauber (1) / -

Was mag das bedeuten? Ist die dpa von VfL-Sehern unterwandert? Haben sich Strasser und Melka zurück ins Team geputscht? Welches Endergebnis stimmt denn nun? Alles sehr mysteriös.

Sonntag, 13. August 2006

so'nntag, so wunderschön wie heute

Faust geht am (Oster-)sonntag spazieren. Doch glücklich wird er nie. Wir aber genießen diesen Sonntag und rufen heute "Augenblick, verweile doch, Du bist so schön!" Der Ball rollt wieder, beide VfLs gewinnen, da kann man die freien Stunden genießen und die gute Laune des ersten Fußballkomplettwochenendes der Saison umarmen. Hoffen wir, die blendende Stimmung bleibt noch länger bestehen. Aber warum sollte sie nicht? Heute ist nicht der Tag zum Grübeln.

Samstag, 12. August 2006

blühende landschaften?

Es waren Zeiten der Träumer, der Hans-Guck-in-die-Lufte: "Nur der Staatsvertrag gibt die Chance, dass Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Sachsen bald wieder zu blühenden Landschaften werden können, in denen es sich für jeden zu leben und zu arbeiten lohnt."

Helmut Kohl sprach diesen denkwürdigen Satz. Am 21.06.1990, bei einer Debatte im Bundestag. Offenbar hat er fortan bei den Falschen Geld gesammelt. Zumindest in Thüringen und Brandenburg kann man auch 16 Jahre später nicht mithalten mit dem westdeutschen Fortschritt. 2:1 gegen Erfurt und 2:0 gegen Cottbus - das sind die Antworten der VfLs. Und Kohl? Guckt in die Röhre. Ehrenwort.

Freitag, 11. August 2006

ohne worte

Erinnern Sie sich noch an den 24. August 2005? Nicht? Dann wollen wir mal nicht so sein: Hier! Das war bis heute Abend der letzte Auswärtssieg des VfL, wenn wir mal den ein oder anderen Pokalkick außer Acht lassen.

Und jetzt? Jetzt ist alles anders, und mir fehlen die Worte. Mal wieder. Das Sprechen über Auswärtsauftritte der Lila-Weißen hatte der VfLog im Februar eingestellt, weil es einfach nichts mehr Neues zu sagen gab. Der Ärger, der Frust, das Unverständnis, das Hoffen - alles war redundant geworden. Sogar die Klage über die Redundanz war redundant geworden. Also haben wir geschwiegen.

Und jetzt? Jetzt gewinnt der VfL 2:1 in Erfurt. Letztlich souverän, unangefochten. Einfach so. 2 Spiele, 6 Punkte. 2 Tore durch einen Neuzugang, durch Standardsituationen. Ein Traum? Vielleicht. So wenig, wie es Worte gab, die vielen Enttäuschungen adäquat zu beschreiben, so schwer fällt es mir, diesem Sieg gebührend Respekt zu zollen. Jungs, heute Abend seid ihr Spitze gewesen!

Wie die Saison jetzt weitergeht, steht in den Sternen am Fußballhimmel. Dass sie so perfekt begonnen hat, stimmt zuversichtlich. Die Mannschaft ist beileibe (noch) nicht so gefestigt, so stark, dass der Galopp unvermindert anhält oder der VfL gar die Liga beherrschen könnte. Aber das muss er auch gar nicht. Der VfL muss auch nicht aufsteigen. Er muss einfach nur mitreißenden Fußball spielen, sich reinhängen, alles probieren für ein gutes Ergebnis - jede Woche aufs Neue. Der Anfang ist gemacht. Wenn es so ähnlich weitergeht, dann ziehen wir nicht nur heute den Hut vor Peles Team, sondern noch ganz oft in dieser Saison.

Übrigens: Sogar für die Unkenrufer, die Haar-in-der-Suppe-Sucher, die notorischen Kritiker wird heute Abend gesorgt. Warum singt Reamon "Supergirl" zur Bundesliga-Eröffnung? Warum hofft Wolfgang Nadvornik nassforsch schon vor Saisonbeginn, die Schale möge in München bleiben? Was ist mit Werner Hackmann passiert? Also: Zerreißt euch das Maul!

Donnerstag, 10. August 2006

jeff, mein jeff!

Gestern schon war es zu lesen. Ich wollte es nicht wahrhaben. Und habe mich betrunken. Heute kann ich nicht schreiben. Der Kopf. Das Herz. Ich weiß, er ist kein großer Fußballer. Kein Brasilianer, wie die ewig Ironisierenden sagen und dabei kichern, als hätten sie diesen Ausspruch just erfunden.
Jeff hat gekämpft. Jeff hat gegeben, was er konnte. Das war mal mehr, mal weniger, aber immer alles. Und das wiederum ist sehr viel mehr, als viele andere leisteten, die zwar aus einem größeren Bottich Talents schöpfen konnten, sich aber meist einer kleinen, löchrigen Kelle bedienten. Nicht so er. Jetzt spielt er keine Rolle mehr. Ist freigestellt. Soll sich einen anderen Verein suchen. Unsere Abwehr wird vielleicht sicherer dadurch, ich geb's zu. Aber in meinem Herz wird eine Lücke klaffen, die noch größer ist, als jene, die Jeff an schlechten Tagen in unsere Defensive riss.

Mittwoch, 9. August 2006

erfolgreicher auftakt

Das war ein Start nach Maß. Das 1:0 gegen Fortuna Düsseldorf ist in seiner Bedeutung für den weiteren Saisonverlauf gar nicht überzubewerten. Der Kaltstart gegen die schon Samstag warmgelaufenen Düsseldorfer ist geglückt.

Die erste Halbzeit war mehr als man erwarten konnte: Druckvoller, in Teilen toller Offensivfußball, eine gut organisierte lückenlose Abwehr. Das war gut!
In der zweiten Halbzeit passierte das, was man - mit einem 1:0 im Rücken und nach dem furiosen Start - erwarten konnte: Eine der jüngsten Mannschaften der Liga wurde nervös. Mindestens 12.000 Fans an der Bremer Brücke freuen sich über die Führung, da beginnt man, sich Gedanken zu machen: "Wir spielen super, wir liegen 1:0 vorn, wir sind eine neu zusammengewürfelte, junge Mannschaft, wir spielen gegen einen (Mit-)Aufstiegsfavoriten - halten wir das durch?" Und schwupps, ist die Nervosität da. Es klappt nicht mehr viel, Fehlpässe häufen sich. Gleichzeitig erhöhte natürlich Düsseldorf die Schlagzahl. Raus kommt eine 2. Halbzeit, die auf lila-weiss.de, dem noch nur inoffiziellen Freizeit-Bundestrainer-Forum, in einer Art besprochen wird, dass man sich Sorgen macht um die Zurechungsfähigkeit so mancher VfL-'Fans'. Dass Markus Feldhoff, ein erfahrener Mann, in einer Phase, in der die Osnabrücker Defensive enorm unter Beschuss steht und dringend Entlastung braucht, für Jan Schanda eingewechselt wird, sollte man den Hobby-Bundestrainern womöglich noch einmal als sinnvollen Schachzug nahelegen.

Düsseldorf gehört trotz Fehlstart ohne Frage zu den stärkeren Mannschaften der Liga. Der VfL hat 1:0 gewonnen. Für höhere Ziele muss er an Sicherheit, an Selbstbewusstsein und Konstanz gewinnen, ohne Frage. Aber das Tor hat mit Bilal Aziz ein Neuzugang geschossen, dazu aus einer Standardsituation. Darüber darf man sich ohne Abstriche freuen.
Notorische Kritiker kritisieren natürlich trotzdem notorisch. Sie wollen, wenn die Saison doch nicht so traumhaft läuft wie erhofft, immerhin noch sagen können, sie hätten es ja von Anfang an gewusst. Das ist überall so, nicht nur in Osnabrück. Darauf kann man überall verzichten, nicht nur in Osnabrück. Aber auch gilt: Sie darf man überall belächeln, erst recht in Osnabrück. Das nächste Mal hoffentlich am Freitag, in Erfurt.

Dienstag, 8. August 2006

seitenwechsel #1: der anfang

Auf schillernde Juwelen kann man von vielen Seiten blicken und staunen. Seit 1997 bereits blickt Seitenwahl für seine Leser auf das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Beide Projekte haben ihren eigenen unverwechselbaren Charme. Zu Beginn der Saison 06/07 kommt es nun zum SEITENwechsel: Seitenwahl und VfLog beginnen einen Briefwechsel, in dem alles möglich ist: Fachsimpelei, Verbalfouls, Streit und Harmonie. Solange die Tinte reicht, wird auf www.seitenwahl.de und auf dem VfLog künftig dienstags nach Spieltagen der Brief der jeweils anderen Seite veröffentlicht.

Unten der erste Brief von Mike an Martin, Martins Antwort gibt es bei Seitenwahl.


Lieber Martin,

zack, da war es geschehen ! Nach einem im eigenen Befinden konzentrierten und äußerst professionell gehaltenen Beginn watschte Jupp Heynckes mich ab. Ich spürte sofort, wie der Fan in mir und mit mir durchgegangen ist, der Journalist in mir wich. Ein schlichtes „Wo ?“ schallte mir entgegen, als ich von „begeisternden und offensiv geführten Spielen“ in der letzten Saison sprach und ich hatte Mühe, meinen Faden wieder zu finden. Im Grunde hatte er ja Recht mit dem, was er sagte. Doch musste er mir so deutlich zeigen, dass ich wie viele andere schlicht ein Ahnungsloser bin ? Meine letzte Hoffnung blieb Markus Aretz, dem ich die Abschrift einen Tag später per Email zusandte. Doch Pustekuchen, der Passus wurde nicht gestrichen. Und zur Krönung wurde dieses Interview gar in den Pressespiegel von Borussia.de aufgenommen. Somit konnte die halbe Welt lesen, welch Ahnungsloser ich bin. Ja, ich bin ahnungslos, aber ja, ich vertraue ihm, Josef Heynckes, meinen Verein an, der eigentlich mehr seiner ist als meiner.

In meiner Redaktion nehme ich – wie jede Saison – den Part des Optimisten ein. Den Spott, den man damit erntet, nehme ich locker hin. Das überlegende Grinsen zeige ich zwar, aber man sieht es nicht. Pessimismus und Skepsis galten schon immer als Zeichen der Gebildeten, der Intellektuellen. Nur Dummköpfe verfallen in Jubelarien. Pah, da lobe ich mir den VfLog! Ihr unterstützt die einzig wahren VfL (Achtung: das Pluralisieren von Abkürzungen ist verboten !) bedingungslos und das für jeden ersichtlich. Konsequent, wie Ihr Thomas Broich von der Startseite verbannt habt! Soll er doch nach Köln gehen und sich dort mit den üblichen Floskeln einschleimen! Wir kommen nun in den Genuss von Insua, wir werden No-Look-Pässe sehen, in Gladbach! An dieser Stelle frage ich mich, ob der Begriff „No-Look-Pass“ nicht inhaltlich falsch ist, denn der Spieler guckt ja schon in eine Richtung, nur nicht in die richtige. Aber gut, lassen wir das.

Es wird Zeit, dass es beginnt. Nein, es wird nicht Zeit, dass sich was dreht. Das ist Gott sei Dank vorbei. So einnehmend der sportliche Wettkampf während der Weltmeisterschaft war, so nervend war die Wir-müssen-jetzt-jeden-Tag-feiern-Stimmung in Deutschland. Während dieser Zeit wurden aus Fußballfans Ahnungslose, aus sonst-nicht-Fußballfans noch größere Ahnungslose („Wo spielt Podolski eigentlich ?“ – „Ist mir egal, der ist sooooo süß !“) und in den Medien war Sammelpunkt der Ahnungslosen. Und das sage ich, der Ahnungslose.

SEITENwechsel, lieber Martin.
Beste Grüße,
Mike

Montag, 7. August 2006

(im)perfekte geschichten

Mit einem durchaus legendär bezeichenbaren Auftritt nutze 'Star'-Friseur Gerhard Meir gestern Abend die Unterhaltungssendung 'Sabine Christiansen' als Sprungbrett für eine ganz große Fernsehkarriere.

Mit seinem Wechsel zu Al-Wahda in Abu Dhabi ebnete Ex-VfL-Coach Hotte Köppel den Weg für einen absehbar gloriosen Abtritt von der 'großen' Fußballbühne.

Mit dem ersten Saisonspiel morgen gegen Fortuna Düsseldorf bestreitet der 'kleine' VfL den Auftakt zu einer großen, zu einer fabelhaften Saison.

Im Präteritum klänge der letzte Satz noch schöner.

Sonntag, 6. August 2006

tippelbrüder, vereinigt euch

Der VfLog ist - durch seine gelebte Leidenschaft für den Ballsport aus Gladbach und Osnabrück quasi per definitionem - immer auch Ombudsblog für die einfachen Leute und sonstwie Benachteiligte. Mit unserem Tippspiel, dem Trollinger-Championat, bieten wir künftig auch Tippelbrüdern eine Heimstatt.

Erinnern wir uns: Das Tippeln war im Mittelalter eine notwendige Voraussetzung, um Meister werden zu können. Für dieses große Ziel dürfen weder Kosten noch Mühen gescheut werden. Der Vorteil hier im VfLog: Ein polizeiliches Führungszeugnis ohne Einträge - gewöhnlich übliche Voraussetzung - ist für das Mittippeln nicht erforderlich. Auch müssen Mittippelbrüder nicht um jeden Preis in der Öffentlichkeit immer ihre Kluft tragen bzw. stets gepflegt erscheinen und sich einer rechtschaffenen Lebensweise befleißigen - wenngleich das wünschenswert wäre. Sind das Argumente genug? Dann melden Sie sich an!

Samstag, 5. August 2006

sommerpause vorbei

Sie rollt wieder, die Kugel. Es ist endlich vorbei, das Warten. Wenn sich auch die prominentesten Gäste immer etwas bitten lassen, der VfL also am ersten Regionalliga-Spieltag noch aussetzt, hat das Fußvolk schon wieder zu spielen begonnen. Und wie!

Zwei Überraschungen gab es gleich zum Auftakt, zumindest auf den ersten Blick: St. Pauli (1:3 in Wuppertal) und Düsseldorf (0:3 daheim gegen Ahlen) verlieren auffällig deutlich. Damit zeichnet sich womöglich gleich zu Beginn ab, was unser kleiner Familienblog immer schon gesagt hat: St. Pauli hat alles, aber keine Mannschaft, die absehbar aufsteigen oder – was einzelne Tagträumer schon dachten – die Liga dominieren kann. Und Düsseldorf ist ein recht wagemutiger Geheimtipp. Bei beiden Teams hat sich im Vergleich zur letzten Saison vielleicht personell etwas getan; beide Teams stehen aber, was die Saisonprognose angeht, an genau der gleichen Stelle: St. Pauli steigt auf, wenn alles perfekt läuft – und wann tut es das schon mal? Und Düsseldorf steigt nicht auf.

Leider hat der Borussia heute bereits zum zweiten Mal binnen weniger Tage gegen RWE verloren. Zwar steht das „E“ heute für Erfurt, nicht für Essen, trotzdem schmerzt das 0:1 für die Wohlers-Truppe – erst recht, weil das Gegentor bei der Regionalliga-Premiere der Föhlchen durch einen Foulelfmeter fiel. Sei’s drum: Der Ball rollt wieder, und ein gleich ganz anderer Zauber weht durch die Hochsommer-Luft! Bald greifen auch die großen Fohlen ein, und vorher schon der lila-weiße VfL: Im Heimspiel gegen Düsseldorf können Peles Jungs den ersten Klub in den Tabellenkeller schießen – und einem vermeintlichen Mitkonkurrenten den Saisonstart so richtig versauen.

Freitag, 4. August 2006

sommerpause

Was ist nur mit diesem Sommer los? Eine weitgehend fußballfreie WM feiert er mit Traumwetter ab, zersengt jede Chance einer kurzen Atempause nach dem Großevent mit Höllengraden, aber auf einmal wird er nervös. Jetzt, wo die Sonne im Herzen bald endlich wieder aufgehen wird, geht die Sonne draußen auf Sommerpause. Im Spontan-Oktober sitzen wir im Kämmerlein und zählen: Noch 7 Tage. Dann – !

Vorher gilt es für Gladbach noch den FC Fulham zu schlagen, um die peinliche RWE-Schlappe zumindest ein wenig vergessen zu machen. Aber letztlich sind die Vorbereitungsspiele auch wurscht. Bald ist Cottbus, und darauf freuen wir uns. Wer hätte das einmal gedacht?

Donnerstag, 3. August 2006

das vflog-fußball-abc #12: vorführung

Vor|füh|rung, die; -, -en: das Vorführen: die V. eines Vereins. Irgendein schlauer Fußballlehrer hat einmal gesagt, wer jede Woche Theater sehen wolle, der solle in den Zirkus gehen und nicht ins Fußballstadion. So ähnlich verhält es sich auch mit der V. Wer regelmäßig eine V. sehen will, möge ins Theater oder in den Zirkus gehen; beim Fußball ist sie sehr selten.

Vorführungen sind Bedingung und Folge einer klassischen win-lose-Situation: Einer Mannschaft gelingt nur dann eine V., wenn das gegnerische Team bereit ist, dieselbe zu ertragen. Leider waren die VfLs in der jüngeren Vergangenheit eher das gegnerische Team. Beispiele sind das Osnabrücker 0:5 in Bielefeld oder der Gladbacher 2:8-Albtraum gegen Leverkusen. Eine V. braucht demnach die eklatante Überlegenheit einer Mannschaft, die sich zusätzlich in einem überdeutlichen Spielergebnis niederschlagen muss.

In Sonderfällen können auch einzelne Spieler vorgeführt werden. Der Schritt zum Vollpfosten ist dann nur noch ein kleiner. Wer die Einzel-V. gegnerischer Verteidiger liebt, kommt deshalb am verlässlichsten mit einer Dauerkarte in Bremen (Klose), Gladbach (Oli) oder Osnabrück (Thommy) auf seine Kosten.

Das Wesen und der Charakter der V. sind eng verwandt mit dem Phänomen des Versagers. Hier wie dort entstehen Mythen und unvergessliche Erinnerungen, hier wie dort treffen schlimme Schmerzen auf schier unfassbare Freude. Vorführungen sind außergewöhnliche Ereignisse, die durch ihre Seltenheit ihren unschätzbaren, auch kulturellen Wert gewinnen. Theater und Zirkus gibt es jeden Tag – die V. im Fuball ist kostbarer.

Bisher erschienen: Verein | Versager | verlieren | VIP | Verteidiger | verdient | Vollpfosten | Vorentscheidung | Vielflieger | Vertrag | V |

Mittwoch, 2. August 2006

von der lippe

Wenn jemand sein journalistisches Handwerk bei der Lippischen Rundschau und Radio Lippe gelernt hat, dann bei VIVA Redakteur war, schließlich als Moderationsware durch die Fernsehfleischtheken der Gammelsender von VOX bis SAT1, von RTL2 bis ProSieben gereicht wurde, wenn jemands größter Erfolg heute bei 9 Live als Wiederholung läuft, dann kann man sicher sein: Dieser Jemand wird sich für eine große Bereicherung der deutschen Medienlandschaft halten. Denn die Gelassenheit fängt sehr viel weiter oben an, und die Demut hört in diesem Geschäft schon sehr viel weiter unten auf. Dazwischen regiert die Arroganz, die sich vor laufenden Kameras gern als Selbstironie tarnt.

Solche Menschen müssen dann schon ein besonderes Merkmal haben, um doch sympathisch zu wirken. Zum Beispiel könnten sie Stadionsprecher bei Borussia Mönchengladbach sein. Ab dieser Saison muss ich Matthias Opdenhövel nicht mehr sympathisch finden. Mir wird das leicht fallen. Sollte ihn jemand vermissen: Von nun an verkauft er sein breites Lächeln bei Arena.

PS. Dass eine Karriere, die bei Radio Lippe beginnt, auch ganz anders verlaufen kann, beweist Kay-Sölve Richter. Aber das hatten wir ja schon...

Dienstag, 1. August 2006

neue unbekannte

0:2 hat der VfL sein vorletztes Testspiel gegen Arminia Bielefeld verloren und in der ersten Halbzeit eine ansprechende Leistung gezeigt. Bielefeld war so clever, keine alten Bekannten einzusetzen. Kein Jörg Böhme, kein Abdelaziz Ahanfouf - kein Ex-Borussen-Versager also und kein Uwe-Brunn-zum-Invaliden-Treter, nur ein durch und durch friedlicher Bernd Korzynietz.

Das hat unsere VfLer enorm Motivation gekostet. Denn: Warum gegen eine graue Erstliga-Maus alles geben? Weshalb gegen Arminia Bielefeld das ganze Regionalliga-Können aufblitzen lassen? So dürfen wir mit dem Ergebnis schlussendlich zufrieden sein und haben allerlei Grund zur Hoffnung, das Pele auf dem besten Weg ist, eine schlagkräftige Truppe für die neue Saison zu formen.