Die Sommerpause ist lang und unerbittlich. Sie lässt kaum mehr verbergen, dass es Zeiten gibt in diesem Lande, in denen selbst die Androhung einer Neuwahl die Lethargie der größten unorganisierten Minderheit nicht aufbrechen kann: Die VfL-Fans darben! Was tun? Wohin mit den mühsam für Fußball reservierten Freiräumen im sonst so durchgeplanten Alltag? Transfer-Sensationen bleiben aus, der Trainingsauftakt lässt nur die pathologisch infizierten Übungseinheitengucker mehr als nachhaltig aufmerken. Warum also dann nicht gleich aus der Not eine Tugend machen!
Unser kleiner Familienblog kümmert sich ab heute in einer unregelmäßigen Serie um diejenigen Zeitgenossen, denen der entscheidende Deut VfLthusiasmus fehlt, er wendet sich an jene Mitmenschen, zu denen "der letzte Funke, der das Fass zum Überlaufen bringt" (diverse), noch nicht übergesprungen/-gelaufen ist. Wenn also die Freundin die Augen verdreht, die Tochter meckert, der Tennispartner abwinkt oder die Kino-Freunde ungeduldig auf die Uhr schauen - das VfLog-ABC mag mithelfen, eine Leidenschaft zu begreifen.
Ver|ein, der; -[e]s, -e [rückgeb. aus vereinen; frühnhd. vereine = Vereinigung, Übereinkommen]: Der Verein ist, will er angemessene Relevanz beanspruchen, nur als Fußballverein denkbar. Er ist eine makrosoziologische Organisationsform und wird gemeinhin als ein System verstanden, das aus verschiedenen Subsystemen, nämlich den Mannschaften eines Vereins, besteht. Vereine tragen Namen wie "Optik Rathenow" oder "FV Motor Eberswalde". Mitglieder eines Vereins können aktiv (Spieler, Schiedsrichter, Trainer etc.) oder passiv (Spielerfrauen, Schiedsrichterfrauen, Trainerfrauen, Sponsoren und Fans sowie deren Frauen) sein. Gute Fans beziehen einen Großteil ihrer Identität durch die Identifikation mit 'ihrem' Verein, der Verein wird zur legitimen Lebensgrundlage 'seiner' Fans. Um Fan eines Vereins zu sein, ist die Mitgliedschaft jedoch nicht vonnöten - vielmehr zeichnen sich besonders tolle Vereine dadurch aus, dass sie extrem viel mehr Fans als Mitglieder haben.
Eine Menge Mitglieder und viele Fans sind jedoch nur notwendige Bedingungen für den 'reinen' Verein - zur hinreichenden Bedingung wird der Namenszusatz "Verein für Leibesübungen (VfL)". Doch auch hier ist Vorsicht geboten. So mischen sich immer öfter Blender und Trittbrettfahrer unter die reinen Vereine. Werksklubs wie der VfL Wolfsburg nennen sich schamlos ebenso "VfL" wie die Inselanimateure vom VfL Bergen 94. Als "reine Vereine" zertifiziert sind bisher hingegen nur der VfL Borussia Mönchengladbach und der VfL Osnabrück. Die Anhänger dieser Vereine zeichnen sich durch ihre außergewöhnliche Begeisterung und aufopferungsvolle Hingabe aus. Einen VfLer von seiner Passion abbringen zu wollen, ähnelt dem Unterfangen, einen Schlafwandelnden zu wecken, und endet nicht selten im mentalen wie emotionalen Tod.
Außerdem erschienen: Versager |
Samstag, 25. Juni 2005
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