Sonntag, 31. Januar 2010

goldenes wochenende

Man traut Augen und Ohren kaum. Die Wochenenden, an denen die VfLs in erfolgreicher Eintracht sechs Punkte eingefahren haben, lassen sich seit fünf Jahren, seit Bestehen unseres kleinen Familienblogs, gefühlt immer noch an einer Hand abzählen. Nun ist es wieder soweit. Nach dem spektakulären Sieg der Fohlen gestern, die allerdings in den entscheidenden Phasen des Spiels ohne Gegner parlieren durften, legte Osnabrück heute mit einem knappen, umkämpften und doch hoch verdienten Sieg gegen Offenbach nach. Die VfLs stehen, früher noch als die Schneeglöckchen, in voller Blüte.

Mit Oliver Stang war es heute symbolischerweise einer aus der sonst zweiten Reihe, der kurz nach Wiederanpfiff in der zweiten Halbzeit das entscheidende Tor schoss. Jener Stang spielte mit Koka Engel zum ersten Mal in dieser Saison in der Innenverteidigung, und symbolischerweise sah das über weite Strecken so aus, als sei es nie anders gewesen. Und, um der Schwärmerei nach diesem wunderbaren Start ins neue Jahr kein Ende zu setzen: Jan Tauer und Ricky Pinheiro traten auf, als seien sie nie Neuzugänge gewesen. Auch das darf man symbolisch dafür nehmen, dass Karsten Baumann es offenbar wirklich vermochte, binnen Wochen eine echte Mannschaft, man muss es sagen: für den VfL zusammen zu kaufen. Das ist eine Leistung, die der seiner Spieler auf dem Platz in nichts nachsteht, eher im Gegenteil.

Nun ist Osnabrück Tabellenführer - mit fünf Punkten Vorsprung auf einen Nichtsaufstiegsplatz! Der VfL ist nun definitiv eine Spitzenmannschaft, mindestens in den Augen der Konkurrenz. Der Druck steigt, schon Ende Januar. Man traut Augen und Ohren kaum.

Samstag, 30. Januar 2010

wer ist bremen?

Es ist immer etwas bitter, wenn man die vierte Mannschaft ist, die in Folge gegen Werder Bremen gewinnt. Das klingt dann schnell nach 'Bremen steckt eh in der Krise - und verliert Spiele, die es sonst nicht verlöre'.
Und es ist immer etwas bitter, wenn alle Tore im Spiel nach haarsträubenden Totalausfällen der jeweiligen Abwehrreihen zustande kommen. Das klingt dann schnell nach 'Fußball sieht anders aus, doch wer weniger oft patzt, gewinnt trotzdem'.

Wie dem auch sei: Wir gehen heute Abend ein saftiges argentinisches Rindersteak essen. Und Raul Bobadilla bekommt ein Denkmal. Das ist jawohl das mindeste.

Freitag, 29. Januar 2010

kranke

"Gesund ist ein Mensch, der nicht ausreichend untersucht wurde", hat ein rennomierter Internist einmal gesagt. Davon schreibt der Psychiater Manfred Lütz in seinem launigen Kassenschlager "Irre! Wir behandeln die Falschen. Unser Problem sind die Normalen." Da hat er natürlich völlig recht, der Internist.
Wünschen wir also den paar Fans von Werder Bremen und Kickers Offenbach, die ihren hanebüchenen Auswärtsreisen am Wochenende noch immer voll Hoffnung entgegenfiebern, dass sie nie ausreichend untersucht werden.

Donnerstag, 28. Januar 2010

seitenwechsel #102

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Aber irgendwann ist die Saison dann auch vorbei. Martin ist im Kopf schon fast am letzten Spieltag angekommen und zieht auf Seitenwahl ein Fazit dieser Spielzeit. Aber eigentlich sucht er Lebenshilfe von Joachim -- nachzulesen bei Seitenwahl. Joachim antwortet wie immer abgeklärt auf unserem kleinen Familienblog.

Lieber Martin,

Kaffee und Kamillentee, das ist das ganze Geheimnis. Wovon ich rede? Nun, Du fragtest mich, wie ich den Slalom zwischen den roten Fahnen der Fußballeidenschaft mit allem dazu gehörenden Engagement und den blauen Fahnen der abgeklärten Gelassenheit bewältige. Es gibt eine Zeit für beides, lieber Martin, auch wenn beide Zeiten oftmals sehr nahe beieinander liegen. Im Winter beispielsweise gehe ich oft in die Cafeteria in meinem Büro und bestelle einen Kaffee und einen Kamillentee. Den Kaffee trinke ich, damit ich (kurzzeitig) wach werde, der Kamillentee hält wach, beugt Krankheiten vor und beruhigt.

Anders kann ich nach weit mehr als drei Jahrzehnten des Fan-Seins auch das wöchentliche Auf und Ab meines Vereins nicht mehr ertragen. Es gibt eben während des Spiels den emotionalen Aufruhr mit all seinen liebgewonnenen Ungerechtigkeiten, danach, mit etwas zeitlichem Abstand, die Analyse und das Verzeihen der vielen kleinen Unzulänglichkeiten (und das sind stets viele) der Akteure auf und neben dem Platz. So schaffe ich es, einen Spieler samstags für einen Versager zu halten und Dir am Mittwoch zu erklären, warum er eine echte Verstärkung ist. Kaffee und Kamillentee eben, die Mischung macht's.

Mir hilft in dieser Abgeklärtheit natürlich, daß ich nach all diesen Jahren eine gewisse Ahnung vom Fußball habe (aufgemerkt, liebe Internetverächter: Hier bloggt ein Kompetenzteam.). Das ist durchaus schwierig, denn man kann hunderte von Fußballspielen betrachten, ohne wirklich das Gefühl zu bekommen, man verstünde etwas von diesem Sport. Ein Spiel zu lesen ist nicht einfach, etwas zu prognostizieren noch viel diffiziler. Und doch, es gibt Teilbereiche, bei denen man nach so langer Zeit wirklich sachkundig wird. Vieles hat mit Psychologie zu tun: Körpersprache, Bewegungen, das Umgehen mit den Knackpunkten, die jedes Spiel aufweist. (Übrigens sind dies Erkenntnisse, die auch ansonsten im Leben weiterhelfen. Seit ich etwa in Sitzungen viel mehr auf non-verbale Kommunikation achte, habe ich den meisten Kollegen gegenüber einen beträchtlichen Erkenntnisvorsprung, der sich regelmäßig auszahlt.)

Ein herausragendes Beispiel sind Elfmeter. Ich kann Dir selbstverständlich nicht bei jedem Schützen voraussagen, ob er trifft oder nicht, dafür sind zu viele Faktoren im Spiel. Beispielsweise kann ein Torwart mit Glück auch einen gut geschossenen Strafstoß halten. Ich kann Dir aber bei einem normal verlaufenden Elfmeterschießen im Durchschnitt ein- bis zweimal vorhersagen, daß jemand verschießen wird, und ich habe mich bei diesen Prognosen zu meinem eigenen Erstaunen seit Jahren nicht mehr geirrt. Du siehst das einfach am Gang, an der Art, wie der Schütze jeden Blick aufs Tor vermeidet, wie er hektisch bemüht ist, den Schuß einfach nur hinter sich zu bringen. Dead man walking.

Seit Samstag weiß ich nun, daß das sogar am Radio geht. Ja, am Radio, denn ich war auf Verwandtenbesuch, und alles, was es da gibt, ist ein altes Dampfradio. Mir macht das nichts, ich liebe Radio, denn ich bin aufgewachsen mit den Schlußkonferenzen der Bundesliga, und ich höre sie heute noch gerne (ich kann Dir sogar sagen, wer ein Tor erzielt hat, bevor der Schrei "Tor in ..." beendet ist, denn ich höre am Wort "Tor", wer der Reporter ist, und der Geräuschpegel im Hintergrund verrät, ob es für die Heim- oder die Gastmannschaft gefallen ist). Ich hörte also ruhigen Geistes einem etwas indisponierten Lokalreporter zu, der ausführlich über unser Spiel in Berlin berichtete, als es den Elfmeter gab. Dann sagte der Mann, Arango stehe bereit. Haha, dachte ich, setz mal Deine Brille auf. Ich weiß zwar, daß Arango schon Elfmeter geschossen und auch verwandelt hat, aber das war ein anderer als der, der derzeit im Arango-Trikot herumläuft. Daems schießt Elfmeter, Bradley schießt Elfmeter, aber nicht Arango. Der Reporter blieb aber beharrlich bei seiner Namensnennung, und als er sagte "Arango läuft an", da wurde ich böse. Sehr böse sogar. Ich dachte mir nämlich, der verschießt, und die anschließende Bestätigung dieser unvermeidlichen Tatsache nahm ich schon wieder gelassen zur Kenntnis. So etwas weiß man einfach: Im Januar 2010 läßt man einen Spieler, der derart neben sich steht, einfach keinen Elfmeter schießen, dafür brauche ich keine Trainingseindrücke oder was auch immer zu Rate zu ziehen.

Du siehst, lieber Martin, heute rede ich schon wieder ganz ruhig darüber (der Kamillentee-Part). Schließlich gibt es keine Garantie, daß ein anderer getroffen hätte oder wir nach einem 1:0 wirklich als Sieger vom Platz gegangen wären. So nehmen wir den Punkt als positives Ergebnis mit, aber am Samstag, oh, da hätte ich den Arango an die Wand titschen können, vor allem als ich später in der Sportschau seinen schlafmützigen Nachschuß sah.

In diesem Zusammenhang fällt mir mein aktuelles Lieblingsschimpfwort ein, nach dem Du mich fragtest, lieber Martin. Ich hörte es vor einiger Zeit beim Testspiel in Koblenz, an den Schiedsrichter gerichtet: "Du Eierdieb!" Wie viel origineller wären Sportgerichtsurteile, wenn der Spieler zum Schiri „Sie Eierdieb“ oder „Sie sind heute ja wieder degoutant inkontinent“ sagen würde anstatt „Disch Wixxa mach isch platt“.

Es grüßt Dich ein Schaaf auf der Weide rupfend

Dein Joachim

Mittwoch, 27. Januar 2010

zahlemann und söhne

Borussia Mönchengladbach bezahlt seine Rechnungen durchschnittlich elf Tage vor dem vereinbarten Termin. Das hat ein Wirtschaftsanalyst festgestellt. Damit ist die Borussia, was die Zahlungsmoral angeht, Spitzenreiter unter den Bundesligisten. (Schlusslicht ist Stuttgart, das sich 20 Tage Verzug leistet, international aber immer noch blendend dasteht, wenn man den AC Mailand mit 81 Tagen Terminverschleppung zum Maßstab nimmt.)

Doch verstehen wir diese Analyse nicht falsch. Sie ist kein Grund zur Freude, sondern legt den Finger in die Fohlenwunde. Man muss das Geld doch arbeiten lassen! Das haben ja sogar wir Edelsozialisten mittlerweile verstanden. Doch den braven Zahlemännern aus der Hennes-Weisweiler-Allee fehlt die Kaltschnäuzigkeit:
Hätte man im vergangenen Juli etwa die drei Millionen Euro Ablösesumme für Juan Fernando Arango nicht wieder voreilig elf Tage zu früh an Real Mallorca überwiesen, sondern nur, sagen wir, 20 Tage später (vgl. Stuttgart), hätte Borussia bei nur 2,5 Prozent Zinsen am Tagesgeldmarkt im Nu und ohne Mühe 6250 Euro verdient, also ein Monatsgehalt von Michi Frontzeck, hüstel.
Nicht auszudenken, was man sich leisten könnte, wenn man mal einen Monat auf Mailand machte.

Sonntag, 24. Januar 2010

oh jemine

Wenn noch jemand zweifeln sollte, wie langweilig so eine Saisonvorbereitung sein kann: Gestern hat der VfL ein Testspiel (!) gegen den 1. FC Köln (!) II (!) bestritten.

Aber immerhin gewonnen.

Samstag, 23. Januar 2010

schlechte zeit für fußball**

Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seinen Schuss
sieht man gern. Sein Fuß ist schön.

Der versagende Verteidiger hinten links
Zeigt auf den schlechten Rasen, aber
Die Zuschauer schimpfen ihn einen Versager
Doch mit Recht.

Die grünen Fohlen und die lustigen Fans der Borussia
Sehe ich nicht.

Von allem
Sehe ich nur der Berliner rissiges Tornetz.
Warum rede ich nur davon
Daß die vierzigjährige Herthanerin gekrümmt geht?
Die Brüste der Mädchen
Sind warm wie ehedem.

In meinem Lied ein Reim
Käme mir fast vor wie Übermut.

In mir streiten sich
Die Begeisterung über den mitreißenden Offensivfußball
Und das Entsetzen über die Fehler in der Abwehr.
Aber nur das zweite
Drängt mich zum Schreibtisch.


**Das Gedicht ist in der vergangenen Woche im Nachlass von Bertolt Brecht aufgetaucht. Er hat es offenbar als dramaturgische Skizze und Vorlage für sein später erschienenes Gedicht "Schlechte Zeit für Lyrik" genutzt. Wir veröffentlichen es exklusiv und anlässlich des Auswärtsspiels in Berlin.

Freitag, 22. Januar 2010

seitenwechsel #101

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Gerade noch jubelten wir über den 100. Briefwechsel mit unseren lieben Kollegen von Seitenwahl, schon zieht die Karawane weiter: In der 101. Ausgabe unserer Wochenschau über die Lage der Nation, d.h. der VfLs, schreibt heute Joachim seinen VfLiebesbrief an Maik. Dabei outet sich Joachim völlig zwanglos, öfter mal nach Köln zu fahren. Maik ist auf dem Esoterik-Trip und antwortet etwas benebelt bei Seitenwahl.

Lieber Maik,

ich bin ein wenig verwundert über die gefühlte Lage der Nation. Damit meine ich natürlich nicht das Land an sich (alles bestens, selbst Züge sind vereinzelt wieder unterwegs), sondern die Borussen-Nation. Vielleicht hatte ich mich auch nur zu sehr eingelullt in das behagliche Gipfelpanorama auf Platz elf. Die Vergangenheit schien bewältigt, die Gegenwart unter Kontrolle, die Zukunft rosig. Dann verloren wir gegen Bochum, und prompt habe ich gefühlte 1848 e-mails erhalten und Postings gelesen, in denen mir gleichsam mitten ins Gesicht in Großbuchstaben entgegensprang: FRUST!!! Seitdem schleicht sich bereits wieder diese Diskussions-Unkultur ein, die selbst in unserem esoterischen Forum zu Diskussionen über – halt Dich fest – mögliche Neuverpflichtungen wie Harakiri Altinschrott geführt haben.

Nun, ich empfand diese letztgenannte Diskussion als darmreinigend (in meinem Alter ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt), aber ebenso wie die meisten anderen Diskussionen der Sache nicht dienlich. Gewiß verstehe ich Frust: Einerseits bin ich häufiger in Köln und damit ständig mit frustrierten Fußballfreunden konfrontiert, zweitens darf, ja muß man nach dem Bochum-Spiel kurzzeitig übellaunig sein. Jedoch bin ich nunmehr, mit kurzem zeitlichem Abstand, weder selbst frustriert noch sehe ich hierzu wirklichen Anlaß. Zu deutlich ist schließlich, wo die Problembereiche lagen, und zu sehr erscheinen sie von kurzfristiger Natur.

Da ist zum einen die Spielweise von Bochum selbst: erfreuliches Engagement in Halbzeit eins, aber letztlich nur zwei seriöse Torschüsse, leider beides Tore. Das ist wie mit diesem Asusack oder wie der heißt aus dem Hinspiel, eine solche Effizienz erreichen die einmal pro Fünfjahresplan (gegen uns diese Saison leider zweimal). Dann zum zweiten die Stürmermisere. Ich denke nicht, dass wir ein Stürmerproblem haben, selbst wenn der Großteil der Herren gerade unpäßlich ist, denn Tore schießen wir durchaus nicht zu knapp, und zudem ist das ein Resultat der gesamten Mannschaftsleistung, wie man weiß (und wir haben am Samstag ja sogar ein Stürmertor erzielt, das ist überdurchschnittlich, wenn man es genau nimmt). Daß Bobadilla blaß blieb und sich zudem manchen Unmut ob einiger Kapriolen zuzog, ist nachvollziehbar, doch ich nehme ihn hier bewußt in Schutz: Für mich lief er einfach zu sehr auf den Flügeln herum (vor allem links), weil Arango seinen Job nicht gemacht hat, und Arango selbst war schlechter als sonst, weil die ganze linke Seite nicht funktioniert hat, was ich leider an Filip Daems festmachen muß. Drittens kommt der Kopf hinzu, sprich die laxe Haltung in Halbzeit eins, und schon hat man das bekannte Ergebnis.

Nichts von dem ist permanent. Jetzt fahren also nach Berlin, ein ganz schwerer Gegner, wie wir hören, nach den ganz schweren Hannoveranern und den ganz schweren Bochumern. Ich will das hier gar nicht weiter durch den Kakao ziehen, denn als Trainer oder Funktionär würde ich auch so reden. Andererseits kann uns niemand ernsthaft verklickern, dass Hertha nun vor heimischem Publikum vor Selbstbewußtsein sprüht, weil sie in Hannover gewonnen haben (gegen die sie in der Hinrunde ebenfalls siegreich waren, als hätt's was gebracht). Bleibt somit abzuwarten, wie Michael Frontzeck die Mannschaft aufstellt und mit welcher Einstellung sie auf den Platz geht. Ich glaube, diesbezüglich können wir uns nach den bisherigen Erfahrungen entspannt zurücklehnen.

Und wenn nicht, lieber Maik, dann nehmen wir einfach Martin als Motivator. Kaum jemals in der Geschichte des SEITENwechsels hat jemand eine solch motivierende Pausenansprache verfaßt wie er – Tenor: "Die Welt braucht uns, weil wir die Besten sind!" Vielleicht hält ja Michael Frontzeck seine ähnlich lautende Pausenansprache diesmal gar vor dem Anpfiff, das sorgt für den richtigen Ton und erspart uns hoffentlich weiteren Frust. Wie schön wäre das: Wir müßten nächste Woche nicht mehr über Fußball reden, sondern könnten sinnfrei über das Gipfelpanorama auf Platz zehn schwärmen!

Es grüßt Dich Afrika-Cup schauend und sieben Matmours gegen einen halben Pitroipa tauschend:
Dein Joachim

Donnerstag, 21. Januar 2010

themenkarriere

Gestern noch war es nur die Vereinshomepage des VfL, die meldete, Abwehrchef Angelo Barletta laboriere an "einer Stauchung des linken Fußgelenks, die ein Knochenmarködem zur Folge haben kann". Heute taucht das Ödem schon bei Kicker und auf anderen Sportseiten auf. Weil nun sicherlich keiner der beteiligten 'Journalisten' einen blassen Schimmer hat, was ein Knochenmarködem ist, wollen wir ein bisschen Grundlagenforschung betreiben.

Also: Allgemein handelt es sich bei einem Ödem um eine Einlagerung von Flüssigkeit aus dem Gefäßsystem im Gewebe. Dass sich dafür das Gleichgewicht zwischen Filtration einerseits und Reabsorption plus Lymphabfluss andererseits zugunsten der Filtration verschieben muss, lassen wir mal außen vor. Der Laie wird auch so verstehen, dass sich beim Knochenmarködem Flüssigkeit im Knochenmark anlagert. Zur Diagnose reicht oft der einfache Klopftest mit dem Reflexhammer.

Jedenfalls gilt es dann zu unterscheiden zwischen ischämischen, reaktiven und mechanischen Knochemarködemen, und ohne den Leser, also den 'Journalisten', zu sehr mit Details zu quälen, weil er das gar nicht mag, sei vorweg genommen: Beim (möglichen) Knochenmarködem von Angelo Barletta handelte es sich um ein mechanisches.
Es gibt dann in der Regel zwei therapeutische Auswege: Die Bohrung mit einem parallel gelegten Richtungsbohrdraht, die die eingelagerte Flüssigkeit abfließen lässt und zu einer schlagartigen Schmerzreduktion führt, allerdings anschließend auch eine mehrwöchige Entlastung erfordert. Oder, weniger gefährlich, doch gewöhnlich auch weniger wirkungsvoll: Medikamente, etwa Nifedipin, Stanozolol oder Bisphosphonate.

Weil diese Ödem-Recherche an diesem Punkt schon anstrengend genug ist und noch nicht mal richtig begonnen hat, wollen wir also für alle beteiligten 'Journalisten' und für Angelo Barletta hoffen, dass es bei einer Stauchung des linken Fußgelenks bleibt.

Mittwoch, 20. Januar 2010

die milch macht's

Potzblitz. Kühe aus Osnabrück, melden heute übereinstimmend mehrere Nachrichtenagenturen, haben im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 9.600 Kilogramm bundesweit am meisten Milch gegeben. Die Ergebnisse basieren auf einer landesweiten Milchleistungsprüfung auf 10.677 Betrieben. Die "Schallmauer" von durchschnittlich 8.500 Kilo pro Tier ist damit schon zum wiederholten Mal überschwemmt worden.

Und Milch macht müde Männer munter, melden übereinstimmend Bauernregel und Volksmund. Damit ist das Eröffnungsspiel gegen Offenbach nächstes Wochenende trotz des anstrengenden Marbella-Trainingslagers zu einem Selbstläufer geworden. Muh!

Sonntag, 17. Januar 2010

hertha gewinnt

Die eigentliche Nachricht des gestrigen Spieltags lautete nicht, dass Gladbach verloren hat. Die Niederlage gegen den VfL Bochum war bitter, keine Frage. Borussia hat gegen emsig verteidigende und glücklich konternde Bochumer weder die Fortune noch das zwingende Können gehabt, um nach einer mediokren ersten Halbzeit die Partie noch zu drehen. Aber, seien wir ehrlich: Das kann vorkommen.
Wichtig ist nun, dass aus der einen Niederlage kein Fehlstart wird, der die mühsam erarbeitete gute Stimmung der letzten Spiele vor Weihnachten schnell zunichte machen könnte. Bis gestern hätte man noch entspannt auf das kommende Spiel in Berlin geblickt. Doch die Hertha scheint zu in dieser Spielzeit ungeahnten Kräften zurückgefunden zu haben. Unter diesen Vorzeichen wird das Auswärtsdebut 2010 eine schwierige Aufgabe. Wenn auch diese Spiel ohne Punkte endet, könnte sich Gladbach schnell wieder tief im Abstiegskampf wiederfinden. Dann gilt doch wieder: Ein Spiel wie gestern kann man verlieren, aber wahrscheinlich werden wir erst am Ende der Saison wissen, ob man es auch verlieren darf.

Samstag, 16. Januar 2010

glückwunsch!

Udo Lattek wird heute 75. Wir gratulieren. Auch das muss mal gesagt werden. Bis 15:30h nehmen wir noch Wetten an, mit welchen Worten Wonti morgen im Doppelpass das Lebenswerk von Udo würdigen wird. Wir setzen 10 VfLog-T-Shirts, dass die Worte "Urgestein", "Philosoph" und "Haudegen" vorkommen. Und in einer Stunde gibt es dann endlich wieder Wichtigeres.

Freitag, 15. Januar 2010

morgen, kinder...

...wird's was geben! Die Adventszeit ist schon wieder vorbei, so kurz war sie noch nie. Zum Fest darf der VfL gegen einen VfL spielen, da macht es gleich doppelt Spaß. Die Bochumer bringen sogar einen ehemaligen Gladbacher als Coach mit. Gut, dass es bei Borussia derzeit prima läuft. Sonst müsste man ja glatt befürchten, dass das Management bei einer Niederlage den VfaLumni Heiko Herrlich gleich dabehält. Weil es doch so schön ist in der Familie, wie jeder aus der Adventszeit weiß.

Donnerstag, 14. Januar 2010

seitenwechsel #100, teil 3/4

Juchu!! Dies ist immer noch der 100. Seitenwechsel! Beinahe jede Woche schreiben wir uns mit den lieben Kollegen von Seitenwahl Briefe über die Lage der Nation, d.h. der VfLs. Mike Lukanz und wir hatten vor dreieinhalb Jahren damit begonnen, mittlerweile hat sich Joachim Schwerin eingewechselt. Das Jubiläum feiern wir mit einer ausgiebigen Briefparty. Was bisher geschah: Mike hatte mal wieder vorgelegt und sich als alter Saufkumpan von Don Jupp geoutet. Maik, der alte Mann, wetterte über Gott und die Welt bei Seitenwahl. Nun folgt Teil drei an dieser Stelle, in der Joachim wieder das ganze große Rad dreht und Fußball mit Oper und Zwergenweitwurf vergleicht. Martin antwortet voll Demut und Bescheidenheit – auf Seitenwahl.

Lieber Maik, lieber Martin, lieber Mike (in alphabetischer Reihenfolge, kurz „liebe 3Ms“),

ich bin entzückt, um das Wort eines Stammesbruders von Wickie zu entlehnen, daß wir beim hundertsten SEITENwechsel angelangt sind. Wer schreibt heutzutage noch Briefe, sieht man vom Finanzamt, den Versicherungen und Tante Hilde ab? Ich finde es daher um so wundervoller, daß auch hier das Medium Internet nicht der Totengräber alter Bräuche ist, sondern sie vielmehr in modernisiertem Gewand fortentwickelt. Es ist das Verdienst der geschätzten Kollegen vom VfLog und gerade auch meines verehrten Mitstreiters Mike (der nicht nur selbst auf ansehnlichem Niveau Fußball gespielt, sondern auch sachkundig gelernt hat, wie man darüber schreibt, was ihn inzwischen gar entspannt mit Jupp Heynckes und Michael Frontzeck parlieren läßt, wer hätte das vor vier Jahren gedacht?), daß hier ein Format entstanden ist, das weiterbestehen wird.

Ist es nicht merkwürdig, daß sich erwachsene Menschen, erfolgreich im Beruf, mit vollen Terminkalendern und jeder Menge wichtigerer und ähnlich spannender Dinge zu tun, jede Woche zumindest eine Stunde Zeit nehmen, um über Fußball zu schreiben, auch wenn es fast niemand merkt? Nein, liebe Internet-Nichtversteher in den Uralt-Medien und zum Teil in den Vereinen, das hat nichts mit Besserwisserei zu tun. Es ist vielmehr der Drang, die Faszination, die Fußball auf uns selbst nach Jahrzehnten noch ausübt, zu verarbeiten, indem wir sie in Worte fassen (was wir besser können als ihr, so viel Realismus muß sein). Denn Fußball mag vieles sein, aber eines ist er nie: langweilig.

Nehmen wir zum Vergleich die Oper (ich könnte auch Zwergenwerfen nehmen, aber ich hatte zuletzt keinen Zwerg zur Hand). Ich gebe zu, daß ich mit fortschreitendem Alter durchaus die Vorzüge der Oper zu schätzen weiß: Man geht abends nett aus, kuschelt sich in den warmen Plüschsessel, köpft zur Halbzeit eine Pulle Schampus und läßt sich ansonsten von der dicken Frau vorne auf der Bühne besingen. Ich las kürzlich, daß La Traviata und die Zauberflöte zu den beiden beliebtesten Opern gewählt wurden. Zufällig habe ich beide in den letzten Monaten gesehen und muß sagen, daß ich diese Wahl nachvollziehen kann und im Laufe der Zeit erkenne, wie faszinierend es ist, das feststehende Werk, wie es ursprünglich in die Welt gesetzt wurde, sich durch Inszenierung, Bühnenbild und stimmliche Eigenheiten zu einem stets neuen, oft spannenden Ereignis entfalten zu sehen.

Und trotzdem, liebe 3Ms: Die Oper kommt an Fußball nicht heran, was vor allem daran liegt, daß man vorher weiß, wie es ausgeht. Ähnlich geht es mir etwa mit Fernsehkrimis – man weiß nicht nur, wie es endet, sondern es siegt stets das Gute, was weder faszinierend noch besonders realistisch ist. Wie anders ist der Fußball! Alles kann passieren, und oftmals siegt das Gute (also unsere VfLs) eben nicht.

Nehmen wir nur den derzeitigen Afrika-Cup, stets ein Höhepunkt und nie zu missen. Da führt Angola gegen Mali eine Viertelstunde vor Schluß und fängt sich noch vier Gegentore ein. Am nächsten Tag liegt Malawi gegen Algerien mit drei Treffern in Front, und trotzdem hat man jederzeit das Gefühl, die Partie könnte kippen, wenn der erste Gegentreffer fällt. Einmal passiert das „Wunder“ (das natürlich keines ist, sondern reine Psychologie), einmal nicht, und wir kleben vor dem Fernseher, fast als würden unsere VfLs gegeneinander spielen. Nein, auch mit der Abgeklärtheit des Alters darf man sagen, daß der Fußball unter den sinnfreien Freizeitbeschäftigungen unangefochten auf Platz eins liegt. Und deshalb verspüren erwachsene Menschen eben den Drang, mit ähnlich sachkundigen Bekloppten darüber zu reden, was bei uns aber halt durch Schreiben passiert.

Liebe 3Ms, ich wünsche daher uns allen, den sieben verbliebenen Lesern und den 1,5 Milliarden Teilnehmern des Online-Kurses „Wie spleche ich Bolussia Mönchengladbach aus?“ der staatlichen chinesischen Volkshochschule Roter Blechnapf noch viel Freude in der Zukunft und allzeit die Inspiration, mit eigentlich nichts ein halbes Dutzend Absätze zu füllen.

Euer Joachim

Mittwoch, 13. Januar 2010

das war einmal #31: seitenwechsel #1

Morgen geht das 100. Seitenwechsel-Jubiläum. das wir mit vier feierlichen Briefen zelebrieren, in die letzte Runde. Eine gute Gelegenheit, heute noch einmal an die Anfänge zu erinnern. Mit dem 1. Seitenwechsel vom, seufz, 8. August 2006...

Auf schillernde Juwelen kann man von vielen Seiten blicken und staunen. Seit 1997 bereits blickt Seitenwahl für seine Leser auf das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Beide Projekte haben ihren eigenen unverwechselbaren Charme. Zu Beginn der Saison 06/07 kommt es nun zum SEITENwechsel: Seitenwahl und VfLog beginnen einen Briefwechsel, in dem alles möglich ist: Fachsimpelei, Verbalfouls, Streit und Harmonie. Solange die Tinte reicht, wird auf www.seitenwahl.de und auf dem VfLog künftig dienstags nach Spieltagen der Brief der jeweils anderen Seite veröffentlicht.

Unten der erste Brief von Mike an Martin, Martins Antwort gibt es bei Seitenwahl.


Lieber Martin,

zack, da war es geschehen ! Nach einem im eigenen Befinden konzentrierten und äußerst professionell gehaltenen Beginn watschte Jupp Heynckes mich ab. Ich spürte sofort, wie der Fan in mir und mit mir durchgegangen ist, der Journalist in mir wich. Ein schlichtes „Wo ?“ schallte mir entgegen, als ich von „begeisternden und offensiv geführten Spielen“ in der letzten Saison sprach und ich hatte Mühe, meinen Faden wieder zu finden. Im Grunde hatte er ja Recht mit dem, was er sagte. Doch musste er mir so deutlich zeigen, dass ich wie viele andere schlicht ein Ahnungsloser bin ? Meine letzte Hoffnung blieb Markus Aretz, dem ich die Abschrift einen Tag später per Email zusandte. Doch Pustekuchen, der Passus wurde nicht gestrichen. Und zur Krönung wurde dieses Interview gar in den Pressespiegel von Borussia.de aufgenommen. Somit konnte die halbe Welt lesen, welch Ahnungsloser ich bin. Ja, ich bin ahnungslos, aber ja, ich vertraue ihm, Josef Heynckes, meinen Verein an, der eigentlich mehr seiner ist als meiner.

In meiner Redaktion nehme ich – wie jede Saison – den Part des Optimisten ein. Den Spott, den man damit erntet, nehme ich locker hin. Das überlegende Grinsen zeige ich zwar, aber man sieht es nicht. Pessimismus und Skepsis galten schon immer als Zeichen der Gebildeten, der Intellektuellen. Nur Dummköpfe verfallen in Jubelarien. Pah, da lobe ich mir den VfLog! Ihr unterstützt die einzig wahren VfL (Achtung: das Pluralisieren von Abkürzungen ist verboten !) bedingungslos und das für jeden ersichtlich. Konsequent, wie Ihr Thomas Broich von der Startseite verbannt habt! Soll er doch nach Köln gehen und sich dort mit den üblichen Floskeln einschleimen! Wir kommen nun in den Genuss von Insua, wir werden No-Look-Pässe sehen, in Gladbach! An dieser Stelle frage ich mich, ob der Begriff „No-Look-Pass“ nicht inhaltlich falsch ist, denn der Spieler guckt ja schon in eine Richtung, nur nicht in die richtige. Aber gut, lassen wir das.

Es wird Zeit, dass es beginnt. Nein, es wird nicht Zeit, dass sich was dreht. Das ist Gott sei Dank vorbei. So einnehmend der sportliche Wettkampf während der Weltmeisterschaft war, so nervend war die Wir-müssen-jetzt-jeden-Tag-feiern-Stimmung in Deutschland. Während dieser Zeit wurden aus Fußballfans Ahnungslose, aus sonst-nicht-Fußballfans noch größere Ahnungslose („Wo spielt Podolski eigentlich ?“ – „Ist mir egal, der ist sooooo süß !“) und in den Medien war Sammelpunkt der Ahnungslosen. Und das sage ich, der Ahnungslose.

SEITENwechsel, lieber Martin.
Beste Grüße,
Mike

Dienstag, 12. Januar 2010

der sporadische adventskalender: türchen 5

Ab dem 16. Januar rollt der Ball wieder. Dann gewinnt Gladbach daheim gegen Bochum. Bis dahin aber sind es noch lange fünf Tage. Wir öffnen, wie immer in dieser herzlosen Zeit, ab und zu sporadisch ein virtuelles Türchen und präsentieren einen schmackhaften Leckerli zur Einstimmung auf die Rückrunde. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar?
Heute: Ein Gruß aus dem Skiurlaub - besser ist die Winterpause nicht überbrückbar.


{5}

[La Plagne. Frankreich.]

Montag, 11. Januar 2010

investigativ enthüllt: die nächste vfl-lüge

Vor einiger Zeit haben wir, beinharte (C. Jobatey) Journalisten die wir sind, enthüllt, dass der "1. FC Nürnberg" in Wahrheit ein VfL ist, der sich nicht zu erkennen gibt. Derartige Verbrechen gegen die Herrlichkeit des VfL-Seins gehören bestraft, und, seien wir ehrlich, gestraft ist der sog. "Club" ja auch zu genüge.

Doch das war nur der Anfang. Unsere emsigen Rechercheure haben geahnt, dass Nürnberg nur die Spitze des Eisbergs ist. Und sie haben Recht behalten. Jahre in den dunklen Kellern deutscher Amtsgerichte, wo Vereinsregister vor sich hinschimmeln, haben sich gelohnt: Seit Kurzem wissen wir, auch in Schweinfurt ist man sich der VfL-Ehre nicht bewusst. Wieder müssen wir seufzen: Ja, wir fassen es nicht! Da hat ein Club den Zugang zum Allerheiligsten des Fußballs und verschweigt es. Als schämte man sich dafür.

Denn auch der 1. FC Schweinfurt 05 heißt mit vollem Namen "1. Fußball-Club Schweinfurt 05 Verein für Leibesübungen". Immerhin gesteht man dies in Schweinfurt im Impressum ein, doch nirgendwo sonst wird der Verein mit seinem korrekten, wunderschönen Namen geführt.

Auch wenn sich Schweinfurt nun eigentlich für die VfTabelle qualifiziert hat, werden sie in dieser Spielzeit strafeshalber nicht aufgenommen. Die Namens-Lüge rächt sich: Denn mit 52 Punkten aus 22 Spielen ist der VfL Schweinfurt nicht nur souveräner Herbstmeister der Landesliga Nord in Bayern, er stünde auch auf einem beachtlichen dritten Platz in der VfTabelle, mit allen Chancen auf die Meisterschaft.

Wir fordern: Bekenne, VfL! Damit Du 2011 vielleicht gar Fußball-Weltmeister werden kannst. Denn wenn es kein VfL ist, ist es ja auch kein Fußball.

Sonntag, 10. Januar 2010

winnercup

Wir halten fest: Gegen Cottbus verloren. Gegen Dortmund gewonnen. Gegen Wolfsburg gewonnen. Gegen Düsseldorf gewonnen. Wintercup gewonnen. Ja, was soll ich denn da schreiben, wo ich doch nur im Meckern gut bin?

Der Kenner genießt und schweigt.

Samstag, 9. Januar 2010

mit daisy in paderborn

Heute ist Daisys großer Tag. Hamsterkäufe wurden empfohlen, man solle mit Stromausfällen rechnen, das Auto stehen lassen. Ich bin in Paderborn, um meinen Chip tunen zu lassen, und muss noch nach Hause kommen. Immerhin gibt es keine Sportschau, die man verpassen könnte. Bis nach Kassel-Wilhelmshöhe geht alles gut, der dortige Anschlusszug wird dann aber auf der Anzeigetafel "ca. 45 Minuten später" angekündigt. Genug Zeit für einen Kaffee im angrenzenden, seelenlosen Einkaufszentrum. Derart koffeingestärkt und doch seelisch ausgelaugt kehre ich zurück in die Empfangshalle, 15 Minuten vor der angekündigt verspäteten Abfahrt. Der Zug wird auf der Anzeigetafel nicht mehr aufgeführt. Verzweifelte Nachfrage am Infopoint: "Nee, der war gerade da, der ist jetzt weg. Das sind immer nur Schätzungen."

Noch nie, nie, nie, nie in meinem Leben hatte die Bahn weniger Verspätung, als sie selbst geschätzt hat.

Und so war es dann auch: Bald stand der Zug wieder da, mittlerweile "ca 55 Minuten später", die sich dann noch bis zu 80 Minuten pushen ließen. Alles war in Ordnung. Mehr kann ich heute nicht berichten.

Freitag, 8. Januar 2010

der sporadische adventskalender: türchen 9

Es schneit und wintert und erst am 16. Januar rollt der Ball wieder. So lange dauert es noch, bis Gladbach gegen Bochum ran darf - noch lange 9Tage. Wir öffnen, wie immer in dieser herzlosen Zeit, ab und zu sporadisch ein virtuelles Türchen und präsentieren einen schmackhaften Leckerli zur Einstimmung auf die Rückrunde. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar?
Heute: Ein Witz, der beweist, dass Martins Chip-Probleme immer noch nicht ganz behoben sind.


Treffen sich zwei Kerzen: "Ich habe gehört, Wasser soll gefährlich sein?" - "Davon kannste ausgehen!"

Donnerstag, 7. Januar 2010

seitenwechsel #100, teil 1/4

Juchu!! Dies ist der 100. Seitenwechsel! Beinahe jede Woche schreiben wir uns mit den lieben Kollegen von Seitenwahl Briefe über die Lage der Nation, d.h. der VfLs. Mike Lukanz und wir hatten vor dreieinhalb Jahren damit begonnen, mittlerweile hat sich Joachim Schwerin eingewechselt, weil Mike die Doppelbelastung mit der Trainerausbildung in Köln nicht gewuppt bekam. Wie dem auch sei: Zum Jubiläum spielen wir gemischtes Doppel: Mike hat mal wieder vorgelegt und outet sich als alter Saufkumpan von Don Jupp. Maik, der alte Mann, antwortet bei Seitenwahl. Komplettiert wird unser 100. Seitenwechsel in der kommenden Woche von den beiden Haudegen Joachim und Martin.

Meine lieben Freunde,

kennt Ihr das Gefühl, das einen überkommt, wer alte Bilder betrachtet? Gleichwohl es nur eine Momentaufnahme ist, die man sieht, so ruft einem das Gehirn sogleich alle Begleitumstände ins Gedächtnis. Es ist, als ob man sogar spürt, welches Wetter es an diesem Tag gab (sofern es auf dem Bild nicht ohnehin erkennbar ist), welcher gute Song morgens im Radio lief oder welche Stimmung an diesem Tag Besitz von einem nahm. So ähnlich ging es mir eben, als ich ihn las, den ersten SEITENwechsel zwischen unseren wundervollen Angeboten VfLog und Seitenwahl, vom August 2006. Herrje, das ist fast 3,5 Jahre her!

Damals sprach ich von der Ahnungslosigkeit, die mir der damalige Gladbacher Trainer Jupp Heynckes indirekt attestierte, als ich von guten Spielen der Borussia in der Vorsaison sprach. Und heute, am Tag unseres ersten großen Jubiläums, schließt sich der Kreis in wundervoller Weise. Denn am vergangenen Wochenende stimmte Jupp Heynckes mir endlich zu: „Ja“, so bestätigte er, „Borussia spielt einen guten, einen klugen Fußball“ und seine Augen strahlten dabei. Dazwischen liegen zwei mehr (Hans Meyer) oder weniger (Luhukay) erfolgreiche Trainer, ein Ab- und ein Wiederaufstieg, eine gemeinsame Saison unserer VfL mit zwei Generalproben des großen Ziels, dem Champions-League-Finale zwischen dem VfL Borussia Mönchengladbach und dem VfL Osnabrück und nicht zuletzt meine ehrbare, aber letztlich erfolglose Suche nach der großen Liebe.

Dass mein über alle Maßen geschätzter Kollege Joachim dieses Format inzwischen fortführt, erfüllt mich mit großer Freude, denn von Beginn an outete er sich als großer Fan der SEITENwechsel und, das gestehe ich ein: Er ist der bessere, weil klügere und weisere Briefeschreiber. Sicher, in Zeiten des Web x.0 (wo sind wir eigentlich inzwischen? 2.0, 3.0?) würde jede Redaktion dieser Welt dieses Format mit Blick auf die Klickzahlen aus dem Programm schmeißen, aber interessierte uns je die öffentliche Anerkennung? Zu wissen, dass Michael Frontzeck diese unsere Zeilen zur wöchentlichen Lektüre vorgelegt bekommt, ist eine schöne Bestätigung. Michael Frontzeck? Ja, der ist inzwischen unser Trainer und Jupp Heynckes sprach die eingangs zitierten Worte als Verantwortlicher des aktuellen Herbstmeisters Bayer 04 Leverkusen. Heynckes in Leverkusen, Osnabrück in Liga 3, Wollitz in Cottbus, Frontzeck in Gladbach und Westerwelle im Außenministerium – was in dreieinhalb Jahren alles passieren kann; verrückte Welt!

So schließe ich meinen Beitrag mit einem neujährlich-harmonischen Gefühl und übergebe wieder an Joachim. Dir, lieber Michael, wenn Du dies liest, gratuliere ich zur erfolgreichen Hinrunde und bitte Dich, das Internet nicht per se als Hort des Bösen abzutun. Vielleicht haben wir Anfang des kommenden Jahres Gelegenheit, dies zu vertiefen, wenn Borussia zum obligatorischen Empfang der Medienvertreter lädt. Dann wieder im „St. Vith“ in Mönchengladbach. Falls ich Maren dort wiedertreffe, lasse ich es Euch, Martin und Maik, natürlich wissen.

Herzliche Grüße,
Mike

Mittwoch, 6. Januar 2010

osnabrücker tabelle 2010

Durch alle Nachrichtensendungen der Republik geisterte heute Abend die so genannte "Düsseldorfer Tabelle 2010". Sie dient seit 1962 zur einfacheren Berechnung der Unterhaltssätze für Trennungskinder, hat keine Gesetzeskraft, stellt aber eine Richtlinie dar.

Ähnlich verhält es sich mit der "Osnabrücker Tabelle 2010". Sie dient in diesem Jahr erstmals zur einfacheren Berechnung der Aufsteiger in die zweite Bundesliga, hat keine Gesetzeskraft, stellt aber eine Richtlinie dar. Sie sieht so aus:

1. egal
2. Osnabrück
3.-20. egal

Dienstag, 5. Januar 2010

in eigener sache #12: martin defekt

Wer sich wundert, warum der geschätzte Kollege bisher so beharrlich schweigt: Seit Jahresbeginn funktionieren Teile seines Hirns nicht richtig. Ursache der Probleme ist ein Programmierfehler eines vor kurzem dort eingebrachten goldfarbenen Chips. Martin erweist sich als unfähig, den Jahreswechsel auf 2010 zu bewältigen. Über Details und Ausmaß der Probleme informiert er mehr als schleppend.

Zumindest aber ist nun der Urheber des Programmierfehlers bekannt. Der Chiphersteller Gemalto übernahm die Verantwortung für die Panne. Es werde versucht, den falsch programmierten Chip in Martins Hirn durch eine Neukonfiguration zu reparieren, sagte eine Sprecherin. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner warf dem Hersteller indes mangelnde Sorgfalt vor. Die Ministerin appellierte an die Programmierer, "unverzüglich dafür zu sorgen, dass der VfLog wieder einwandfrei funktioniere". Schließlich seien die Verbraucher auf diesen Service angewiesen.

Montag, 4. Januar 2010

der sporadische adventskalender: türchen 13

Es schneit und wintert und erst am 16. Januar rollt der Ball wieder. So lange dauert es noch, bis Gladbach gegen Bochum ran darf - noch lange 13 Tage. Wir öffnen, wie immer in dieser herzlosen Zeit, ab und zu sporadisch ein virtuelles Türchen und präsentieren einen schmackhaften Leckerli zur Einstimmung auf die Rückrunde. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar?
Heute: Lebenshilfe für notorische Nicht-Entscheider: Gehört Neuville doch mal wieder in Startelf? Jetzt schon ein Monatsgehalt auf den Klassenerhalt wetten? Ist Michi Frontzeck der beste Fohlen-Trainer seit Menschengedenken?


{13}

[Würfel. Öl auf Holz. Gebeizt.]

Sonntag, 3. Januar 2010

klappe halten: feierabend

Heute ist hier Feierabend. Es ist kalt, und an Fußball ist nicht zu denken. Außerdem hat der Chefredakteur Geburtstag. Die Feier findet im kleinsten Kreis statt. Die Delegationen aus Gladbach und Osnabrück werden gebeten, den Park-and-ride-Service zu nutzen. Geschenke sind selbstredend erwünscht, bitte bloß keine Spenden für den guten Zweck.

Samstag, 2. Januar 2010

das war einmal #30: fußball-abc

Wir machen keinen Hehl draus: Keine Menschenseele hat derzeit Substanzielles zu den VfLs zu sagen, wir auch nicht. Deshalb schreiben wir, was wir schon mal geschrieben haben. Dieser zweite Aufguss ist immer noch schmackhafter als die dünnen Süppchen, die dieser Tage überall in den Zeitungen stehen. Es handelt sich um eine feine Episode aus unserem VfLog-Fußball-ABC, erstmals erschienen im Januar 2007.

ver|wan|deln: Die Chance, ein Tor per Strafstoß vom Elfmeterpunkt zu erzielen, erfolgreich nutzen. Seltener auch in Verbindung mit anderen Standardsituationen (Freistoß, Eckball) oder für Torerfolge durch Direktabnahmen nach Flanke oder Pass verwendet.

Bisweilen bringt der Fußball geradezu Poesie in die harte deutschen Sprache. Wenn ein Spieler einen Elfmeter "verwandelt", dann geschieht eigentlich ja gerade keine Mutation, keine sensationelle Veränderung, es geschieht das erwartbare. Es wird keine Raupe zu einem Schmetterling, sondern es wird recht bürokratisch ein entstandener großer Nachteil (etwa nach einem Foul im Strafraum) ausgeglichen. Dennoch spricht der Volksmund, die Fankurve von einer Verwandlung, so als habe ein Zauberer zunächst die Jungfrau im Käfig vorgezeigt, und nach einem lauten Knall und viel Rauch kommt an selber Stelle ein Löwe zum Vorschein. Es handelt sich bei dem "verwandelten" Elfmeter um eine geradezu melodramatische Metaphorik für einen recht schnöden Vorgang.

Weniger dick aufgetragen ist die Verwandlungs-Metaphorik bisweilen auch für ganze Mannschaften in Verwendung, die (vorzugsweise nach der Pause oder einem anderen einschneidenden Ereignis wie einem Platzverweis) i. d. R. als "wie verwandelt" bezeichnet werden, wenn sie entweder einen drastischen Leistungsabfall oder eine signifikante Leistungssteigerung erkennen lässt. Unsere Hoffnung ist zweifellos, dass es sich auch bei der Winterpause um ein einschneidendes Ereignis handelt, und hernach Borussia "wie verwandelt" auftreten wird.

Freitag, 1. Januar 2010

prost neujahr!

Ein kluger, sympathischer Mensch mit Augenmaß und dem Herz am linken Fleck. Aber wer ist die Frau rechts?