Samstag, 12. Mai 2012

sommerpause

Mit einem 10:1 verabschiedet sich Borussia in die Sommerpause und sagt zugleich Reus, Dante und Neustädter Adieu. Wir hätten dieser Mannschaft noch lange zuschauen können, doch nun beginnt unweigerlich eine Zeit des Darbens, eine Zeit ohne VfL, also ohne Fußball.

Wir haben uns in den letzten Wochen und Monaten rar gemacht. Dies hatte viele Gründe. Der vielleicht wichtigste: Es ging uns so gut mit Gladbach, wir wollten durch Reden nichts kaputtmachen, sondern schweigen und genießen. Nun gehen auch wir ganz offiziell in die Sommerpause. Ob wir zurückkommen? Na klar! Wir haben noch Vertrag bis 2013.

Freitag, 11. Mai 2012

die kleine nummer



Am Ende dieser langen Spielzeit hatte die Borussia gerade noch genug Körner, um Siege gegen antriebslose Mainzer und eine Liga zu hoch versetzte Kölner einzufahren. Die tristen Unentschieden daheim gegen Hertha oder Augsburg hatten zuvor schon gezeigt, dass Gladbach am Limit war, körperlich und mental. Das kann niemanden verwundern, der diese furiose Saison, die erfolgreichste des Jahrtausends, richtig einzuordnen weiß. Dass den Fohlen schon vier, fünf Spieltage vor Schluss die Champions League-Qualifikation quasi nicht mehr zu nehmen war, ist der eigentliche Ausweis für eine außerordentliche Leistung.

Lucien Favre, der Vater dieses Erfolgs, badet ungern darin. Dafür ist er zu akribisch und zu bescheiden. Und, ehrlich gesagt, einfacher ist es auch, sich zurückzunehmen. Nach großen Siegen mag es schwerfallen, sich nicht dafür feiern zu lassen, wer jedoch dem Tänzchen vor den Fans widerstehen kann, profitiert spätestens davon, wenn es mal nicht so gut läuft.
Genau das dürfte nach Favres Geschmack sein. Er will in Ruhe gelassen werden, und schließlich lässt sich auch diese Ruhe ja ganz gut als Eigenart inszenieren. Die Spieler feiern, der Coach genießt still oder ärgert sich oder tüftelt bereits auf's Neue. Dieser Mix, diese Ausgeglichenheit funktioniert nun eineinhalb Jahre favrelhaft.

Nach dem letzten Heimspiel gegen Augsburg mokierten sich einige Fans, wie sehr Favre sich hatte bitten lassen, bevor er nach dem Abpfiff noch einmal zu den Fans ging - und wie schnell er wieder in den Katakomben war. Die Anhänger wollten länger mit ihrem Coach feiern, aber ihm war es lieber, zügig wieder drinnen zu sein. Dort verweigerte er jedes flammende Bekenntnis, künftig als Coach in Gladbach weiterzuarbeiten. Auch das missfiel vielen, die sich genau so ein Bekenntnis erhofft hatten. Doch so tickt Favre nicht. Er verweigert sich öffentlich aller Sentimentalitäten. Auch dieses demonstrative Fokussieren nur auf das nächste Spiel dient seiner Auffassung von Glaubwürdigkeit.

Nun darf man getrost annehmen, dass Favre schon recht lange einen Plan hat, unter welchen Bedingungen er auf einen anderen Trainerstuhl wechseln würde und wann er bleibt. Genauso spricht schon seit einigen Wochen viel dafür, dass er bleibt. Seit klar ist, dass Gladbach um die Champions League mitspielt, fehlen nahezu allen anderen Klubs die Argumente. Nicht nur, dass an allen anderen Standorten eine Mannschaft nach Favres Wünschen erst geformt werden müsste, während das Grundmuster - trotz der Abgänge - in Gladbach steht und seine Spielidee verstanden ist. Auch was den internationalen Ehrgeiz angeht, ist Leverkusen in der kommenden Saison nicht konkurrenzfähig, und Köln und Berlin sind ohnehin keine Alternativen mehr, sondern allenfalls Lachnummern. Einzig ein Rücktritt von Jupp Heynckes in München könnte die Vorzeichen ändern. Sehr viel wahrscheinlicher ist aber, dass Favre noch ein Jahr in Gladbach dranhängt.

Diese nächste Saison dürfte recht wahrscheinlich weniger erfolgreich werden als die vergangene. Dann zahlt sich aus, dass Favre sich nicht als Held hat feiern lassen. Im Mai 2013 kann er das dann nachholen, wenn Borussia Siebter ist, erneut mitspielen darf im internationalen Wettbewerb - und Favre den nächsten Schritt macht.