Mittwoch, 31. Dezember 2008

das dramulett-silvester: vergangenheit und zukunft

Auch in dieser Winterpause zeigt das VfLog-Ensemble wieder mit kleinen Dramuletten seine Extraklasse auf der anderen Bühne, die die Welt bedeuten mag. Ab nächster Woche wie immer dienstags, geht es zunächst mit einer Sondervorstellung zu Silvester los – passend zwischen Dinner for One und dem morgigen Traumschiff-Abend.

Eine nur schwach beleuchtete Bühne. Von der Decke hängen Pyjamas und Putzeimer in großer Zahl. Schemenhaft erkennt man Kristian Lisztes und Paul Stalteri. Beide jonglieren mit je einem in der Dämmerung grün leuchtendem Fußball und versuchen, den Ball hochzuhalten.

Lisztes' Ball fällt hin.

KL: "Au! Aua! Meine Leiste! Mein Knie! Meine Rippen! Meine Ferse! Meine Wirbelsäule! Au! Mein Nacken! Aua!"

Er bückt sich, offenbar unter großen Schmerzen und hebt den Ball auf. Er jongliert weiter. Stalteri scheint KL nicht zur Kenntnis zu nehmen.

Lisztes' Ball fällt erneut hin.

KL: "Aua! Au! Mein Knie! Meine Hüfte! Meine Leiste! Mein Nacken! Au! Meine Wirbelsäule! Meine Leiste! Au!"
PS: "Die Leiste hattest Du schon, die war jetzt zweimal."
KL: "Die hat auch zweimal wehgetan."
PS: "Reiß Dich halt zusammen. Mir tut auch alles weh, aber ich lass es nicht so raushängen."
KL: "War denn die ärztliche Untersuchung noch nicht?"
PS: "Doch, aber da bist Du ja auch durchgekommen damals."
Beide lachen.

Black.

Dienstag, 30. Dezember 2008

borussias einkäufe


In der Winterpause geht Borussia bekanntlich gerne shoppen. Wir haben beinhart recherchiert und in einer Gladbacher Kneipe diesen Einkaufszettel gefunden. Ganz offensichtlich haben hier einige Kicker eine Liste für die bevorstehende Silvesterparty verloren. Die zu besorgenden Utensilien sind einschlägig und lyrisch zugleich:
"Sangria (Putzeimer)" lässt den Abstiegskampf vergessen, ebenso wie Sekt und Schnäpschen. Doch was verbirgt sich hinter "Normales"? Geheimnisvolle Zaubertränke? Gladbacher Dopingmittel? Oder einfach nur Bier?

Auch die Mottosuche scheint noch unabgeschlossen, kreist jedoch um eher melancholische Themen zum Jahreswechsel. Eine verschlafene Pyjama-Party für die Schlafmützen in der Abwehr? Oder lieber eine Hartz IV-Party in Andenken an die entlassenen Kollegen (und in Antizipation des eigenen Schicksals)? Man darf gespannt sein, wie am Niederrhein das neue Jahr eingeleitet wird. Für Putzeimer ist jedenfalls gesorgt. Während der Party werden sie sicher ebenso nützlich sein wie danach.

Montag, 29. Dezember 2008

der sporadische adventskalender: türchen 33

Erst am 30. Januar rollt der Ball wieder. Bis dahin sind es noch 33 lange Tage. In dieser herzlosen Zeit öffnen wir ab und zu, also: sporadisch ein virtuelles Türchen. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was für ein Leckerli drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar? Heute: Thomas Mann.

Nichts kann das Jahr besser zum Ende geleiten als die Tagebücher von Thomas Mann. Bestürzend und heiter zugleich schreibt er etwa zum "Jahresausklang 1951" am 29. Dezember:

"10 Uhr zu Dr. Wolf zur Untersuchung. Natürlich liegt organisch nichts vor. Für Mittwoch Erprobung des Verdauungstrakts angesetzt - notorisch lästig und bestimmt überflüssig, da alles nervös und psychisch. Früher stimmte die Bestätigung meiner körperlichen Tüchtigkeit mich heiter, ich glaube, sie tut das nicht mehr."

Und nur als Beleg, dass dies keine Eintagsfliege ist und die Lektüre wirklich lohnt: Am 26. Dezember desselben Jahres schrieb Mann schon:

"Champagner. Appetitlos, müde und leidend. Früh hinauf. Am besten ist schlafen. Wache ungern."

Sonntag, 28. Dezember 2008

kommt er oder kommt er nicht?

Wir glauben: Er kommt nicht. Schließlich hat er sich seit eineinhalb Jahren wohl nicht mal ein Bisschen weiter entwickelt. Er stagniert. Er steht seit Mai 2007 auf der Bremse, und das in einem Alter, in dem permantetens An-sich-Arbeiten unter Wettkampfbedingungen - siehe Andreas Schäfer - Gold wert ist. Richtig ist zwar auch: Er versteht sich bestens mit Pele Wollitz und schaut seit seinem Wechsel immer mal wieder in Osnabrück vorbei. Doch wir glauben trotzdem: Das wird nicht reichen. Normalerweise nämlich nimmt Wollitz, was seine Mannschaft angeht, keine Rücksicht auf Sentimentalitäten. Ein "Könnte-Einschlagen-Transfer", auf die Schnelle in der Winterpause, wird ihn nicht sehr reizen. Addy-Waku Menga wird also, obwohl Rostock ihn loswerden will, nicht zurück nach Osnabrück kommen.

Samstag, 27. Dezember 2008

jubiläum

Ist eigentlich irgendjemandem klar, dass wir mit dem Post vom 23. Dezember ganz unscheinbar den 1.500 Beitrag auf unserem kleinen Familienblog geschrieben haben? Nein? Uns auch nicht. Jetzt fällt es auf, und zum Feiern ist es eigentlich zu spät. Müssen wir wohl noch 1.500 mehr schreiben und dann den 3.000 feiern. Ihr seid dabei? Dann ist ja gut.

Ansonsten: Gladbach kauft und kauft. Das will gewürdigt werden. Aber man traut sich ja gar nicht recht, Kommentare abzugeben, weil eh am nächsten Tag schon der nächste Transfer kommt. Und es geht doch ums Gesamtpaket. Daher heute erst einmal nur tentativ: Die ersten drei stimmten skeptisch. Dante gut, alles gut. Ein Stürmer aber fehlt noch. Toni Polster ist unseres Wissens derzeit ablösefrei zu haben.

Freitag, 26. Dezember 2008

weihnachtsgruß vom fußballgott

Liebe Freunde der Leibesübungen,

verzeiht, ich bin einen Tag später dran als gewöhnlich, aber was hier oben im Fußballhimmel los war, könnt ihr euch nicht vorstellen. Irgend einer meiner Pappenheimer von Engeln hat sich kurz vor Weihnachten klammheimlich eine neue Versandoption für mein Demagogen-Shirt ausgedacht. "Lieferung garantiert bis zum Heiligen Abend", stand da auf einmal auf dem Bestellschein. Nicht genug, dass ich seit Tagen ununterbrochen Shirts nähe, nein: Jetzt musste ich auch noch bei der Auslieferung mit anpacken. Das Deluxe-Paket mit beflockter Rückennummer 20 und dem Spielernamen "Theo" habe ich vorgestern Abend höchstselbst in die Otto-Fleck-Schneise nach Frankfurt gebracht. Dabei hab ich mich schlimm erkältet. Gestern war deshalb an Schreiben nicht zu denken. Sorry nochmal, doch ich habe euch ganz bestimmt nicht vergessen.

Das war wieder ein Jahr für die VfLs, was?! Und ich kann verstehen, dass ihr viele Fragen habt. Meine Gnade und Güte mag Euch manchmal verborgen bleiben, doch seid gewiss: Ihr seid mein A und O. Der Reihe nach:

Willi. Er sitzt noch immer bei Wasser und Brot in seiner Zelle im Frankfurter Westend, dieser Tage jämmerlicher denn je, so ganz ohne Fußball und deshalb auch ohne öffentliche Aufmerksamkeit. Die Spendenmoral der Deutschen lässt zu Weihnachten alle Jahre wieder zu wünschen übrig. Alles geht an arme Kinder im Ausland, an Willi denkt niemand. Armer Tropf, das stimmt. Warum ich nichts tue? Liebe Freunde, verkennt nicht, dass ich tue, was ich kann. Vergesst nicht, dass ich der war, der ich gewesen sein wollte, als ich durch Euch vor einem Jahr die "Free Willi"-Bewegung auf den Weg brachte. Seitdem haben wir viel erreicht, auch wenn die Despoten der Fußball- und Leibesübungen (DFL) nicht locker lassen und Willi nach wie vor malträtieren. Wir müssen weiter kämpfen. Einfach in Frankfurt einmarschieren und alles platt machen, das ist meine Sache nicht. Steht mit mir auf und protestiert! Das ist unsere Wahl!

Jürgen, der Dorfverein, die EM. Manchmal sitze auch ich einfach nur auf meinem Thron, tendel ein bisschen mit meinem alten Azteca rum und amüsiere mich. Etwa wenn hochbegabte Übungsleiter wie Falko Götz wahrhaftig wieder einen nächsten Job bekommen, oder wenn der FC Bayern in Ermangelung meiner selbst einen eigenen vermeintlichen Fußballgott einkauft. Wenn sich der Transfer als weniger segensreich entpuppt als geplant, haben die Bayern glücklicherweise genug Geld, um diese Sünde mit dem ein oder andere Ablasshandel auszulöschen und Qualität nachzuverpflichten. Liebe Borussen, nehmt euch dieses goldene Kalb nicht zum Beispiel. Vertraut auf meine Kraft, das ist recht und billiger! Es schmerzt mich, das sagen zu müssen, aber nehmt euch doch ein Beispiel an dieser Mannschaft aus Haffenholm, diesem kleinen gallischen Dorf, das den Großen Paroli bietet. Dafür braucht man kein Geld, dafür reicht Leidenschaft und Engagement. Kennt Ihr diese Tugenden noch in Gladbach?
Im Sommer jedenfalls kanntet ihr sie noch. Damals, erinnert Ihr Euch, war die Borussia gerade aufgestiegen und hatte einen tollen Trainer, und auch der andere VfL sonnte sich glückselig im Erfolg. Das war schön im Sommer, so sorgenfrei, dass ich meinen ganzen Jahresurlaub auf einmal genommen habe. Ich war in Spanien, trank Rotwein in Massen und weinte vor Freude, wie damals am siebten Tage, als ich ruhte, nachdem ich am sechsten die beiden VfLs geschaffen hatte. Ich war so zufrieden, dass ich den Spaniern keinen Wunsch abschlagen konnte.

Die beiden VfLs. Ihr wart artig und sehr fromm, im ersten halben Jahr 2008! Nichts machte mich so stolz wie euch Wochenende für Wochenende zuzuschauen. Die Borussia stürmte von Sieg zu Sieg und war schneller am Ziel, als selbst ich es für möglich gehalten hatte. Und der andere VfL machte mich verlegen, so groß war das Opfer, das die Osnabrücker mir brachten. Bis zum letzten Spieltag ließen sie sich Zeit für den ganz großen Sieg. So süß war das, dass ich aus dem Bauch heraus entschied, mit Pele auf dem Balkon den Fans zuzujubeln. (Der Mann rechts auf dem zweiten Bild im, hüstel, rosa Hemd!) Ihr seid mir welche!
Und aktuell? Osnabrück ist mir nach wie vor eine helle Freude, doch Ihr Borussen, Ihr armen Tore, macht mir Kummer. Was veranstaltet Ihr bloß für Götzentänze? Für nichts und wieder nichts? Was mögt Ihr damit bezwecken? Ihr macht mich glauben, es sei Euch ernst mit Eurer Abkehr vom Guten und Richtigen. Ihr macht mich glauben, Ihr verleugnetet mich, doch ich weiß, Ihr werdet künden bald, dass Ihr irrtet. Meine Arme lassen Euch nie los. Dies wird sein in einem halben Jahr: Ich werde Euch den kleinen Finger reichen in der 2. Liga und Euch von Herzen wünschen, Ihr nähmt die ganze Hand.

Vergebung. Der Donner meines Zorns war grausam, als ich im Frühjahr von diesem Tölpel im Gotteskostüm Kenntnis bekam, und meine Hauptabteilung "XV/Inlandsaufklärung" hat schnell ganze Arbeit geleistet. Der Schuldige wurde ausgemacht und abgestraft, mit aller gebotenen Härte und ohne die Gnade, deretwegen ihr mich so schätzt. Doch jetzt ist gut. Am Ende eines Jahres möge auch dieser arme Sünder wieder leben dürfen. Er macht künftig ein Bühnenpraktikum am Berliner Ensemble.

"So sei es, und so wird es werden", sprach der Hirte Pal zum Engel Ernst. "Ich werde bei euch sein alle Tage", antwortete ich. Vertraut drauf!
Ach, und gebt nicht zu viel auf das Wort von diesem Christus. Geht lieber öfter mal ins Stadion!

Frisch auf!
Euer Fußballgott

Donnerstag, 25. Dezember 2008

um himmels willen

Von: Fußballgott
0700-38722554688

An: Martin & Maik, VfLog
0700-586437

Telegramm

Verzeihung. +++ Hier Hölle. +++ Trotz Himmel. +++ Weihnachtsgruß nicht vor morgen Nachmittag. +++ Bin im Stress. +++ Und krank. +++ Trotzdem frohes Fest! +++ LG, Fg.

Dienstag, 23. Dezember 2008

der sporadische adventskalender: türchen 39

Erst am 30. Januar rollt der Ball wieder. Bis dahin sind es noch 39 Tage. In dieser herzlosen Zeit öffnen wir ab und zu, also: sporadisch ein virtuelles Türchen. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was für ein Leckerli drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar? Heute: Die Phrasendreschmaschine.

Ach, reizend, unser Papst. Heute morgen hat er sich in seinen kleinen Benediktiner-Kopf gesetzt, mal wieder ein bisschen gegen Gott und die Welt zu moppern. Seit sein Vorgänger Johannes Paul II. verschieden ist - bekanntlich ein enger Freund unseres Schirmherrn -, ist Benedikt ja so eine Art Uli Hoeneß der katholischen Kirche.
Jüngst hat er gegen seinen Bruder Georg eine Wette verloren (Wer wird Herbstmeister?). Deshalb galt es heute, die Wettschuld einzulösen. Georg erbat sich, sein kleiner Bruder Karl müsse die traditionelle Ansprache zum Jahresende mithilfe der Phrasendreschmaschine (Link unten) bestreiten.

Das Ergebnis ist bekannt. Benedikt fabulierte vom gottgewünschten Zusammenleben von Mann und Frau und deutete sanft an, wer das missachte, befördere die "Selbstzerstörung des Menschen und so die Zerstörung von Gottes eigenem Werk". Es gelte, die "Natur des Menschen gegen ihre Manipulation zu verteidigen".
Nun sitzt er sicher mit zwei Gläschen Mariacron und seinem Bruder Georg im weihnachtlichen Kämmerlein im Petersdom und giggelt, dass sie alle reingefallen sind auf seinen greisen Blödsinn. Die üblichen Verdächtigen jedenfalls (Volker Beck, andere Schwule, eine Lesbe aus Großbritannien) sind ordentlich auf Zinne.

Probieren Sie sich doch selbst mal an einer Weihnachtsrede mithilfe eigens ermittelter Phrasen. Dann lernen Sie schätzen, wie wacker sich Benedikt geschlagen hat!

Montag, 22. Dezember 2008

der sporadische adventskalender: türchen 40

Erst am 30. Januar rollt der Ball wieder. Bis dahin sind es noch 40 Tage. In dieser herzlosen Zeit öffnen wir ab und zu, also: sporadisch ein virtuelles Türchen. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was für ein Leckerli drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar? Heute: Eine Art Gedicht.

Damit es Weihnachten Geschenke gibt, das lehren Mama und Papa vom Anfang aller Tage, muss man artig sein oder, quasi als Notablass in letzter Minute, etwas Ungewöhnliches aufführen. Ein Gedicht aufsagen zum Beispiel.
Unser Gedicht, nunja, muss man wohl unter konkrete Poesie verbuchen. Jedenfalls befindet es sich im Gewand der VftabelLe rechts auf dieser Seite. Damit es im Mai Geschenke gibt (Klassenerhalt, zwei Mal), haben wir, ganz verrückt, die Rangliste auf den Kopf gestellt. Ist mal was anderes, mutet an wie ein Akt des Protests, und Gladbach steht endlich wieder oben. Das ist gut für die Seele in der sonst so tristen, fußballfreien Winterzeit. Schön, oder?

Ach, wer es noch nicht begriffen hat: Die VftabelLe ist die stärkste Liga der Welt und listet entsprechend kohärent ausschließlich VfLs. Gezählt wird der Quotient aus gewonnenen Punkten und bestrittenen Spielen. Auch verkappte VfLs wie Lotte oder Nürnberg und die Handball-Kollegen aus Gummersbach dürfen mitmachen.Wenn auch Sie noch einen VfL kennen, der an einem regelmäßigen Ligabetrieb teilnimmt: Keine Bange, früher oder später werden wir wieder auf Desaster-VfLs angewiesen sein.

Sonntag, 21. Dezember 2008

vierter advent

Die Torwartlegende Buffon schreibt in seiner (muss es heißen: ihrer? Geht das grammatische Geschlecht vor oder das natürliche?) Autobiographie, Mönchengladbach habe stets zu seinen Lieblingsfußballklubs auf der ganzen Welt gehört. Das Wort sei so schön, so unaussprechlich, so mysteriös. Dies lese ich gerade in einer alten Süddeutschen. Und fühle mich mit einem Schlag ganz weihnachtlich. Ganz unaussprechlich schön und mysteriös. Wie dieser dumme wunderbare Verein.

Samstag, 20. Dezember 2008

endspurt

Es ist jedes Jahr das Gleiche. Ca. vier Tage vor Weihnachten rufe ich meinen Bruder an, ein alter Kölnfan. "Wir haben keine Geschenke. Nicht für die Eltern. Nicht für uns. Was machen wir jetzt bloß?!" Mein Bruder, Kölner durch und durch, bleibt locker. "Ich fahre morgen ins Centro. Hast Du eine Idee?" Und dann fallen uns innerhalb von sieben Minuten so viele tolle Geschenke für alle Welt ein, dass wir glücklich und pleite das Gespräch beenden.

Mir fällt auf, dass sich Borussia seit Jahren ganz ähnlich verhält, aber leider entscheidende Details falsch macht. Kurz vor Weihnachten ruft der Trainer den Manager an. "Wir haben keine guten Spieler. Nicht in der Abwehr, nicht im Sturm. Was machen wir jetzt bloß!?" Der Manager, Gladbacher durch und durch, schiebt Panik. "Ich hab keine Ahnung. Aber ich telefoniere mal die Spielervermittler durch. Irgendeine abgehalfterte Krampe, die wir der Presse als Hoffnungsträger verkaufen können, finde ich schon." Und dann lassen beide den Hörer traurig aus der Hand gleiten, weil sie wissen, dass sie dem Abstieg wieder einen Schritt näher gekommen sind.

Freitag, 19. Dezember 2008

casual friday

Heute lassen wir es mal locker angehen. Es ist Winterpause! Und auch der letzte Arbeitstag des Jahres ist vollbracht. Maik tummelt sich in Kopenhagen und flirtet Meerjungenfrauen an. Ich treibe mich auf einem Konzert der großartigen Mardi Gras.bb rum. Das Leben ist schön. Und es gibt keinen Fußball.

Donnerstag, 18. Dezember 2008

seitenwechsel #72

So viele Brand-, Schmäh- oder Liebesbriefe haben wir uns schon mit den lieben Kollegen von Seitenwahl geschrieben. Und wie Toni Schumacher fordert: Wir machen weiter, immer weiter. Diesmal versucht Joachim noch einmal besinnliche Stimmung aufkommen zu lassen, bevor es in die Weihnachtspause geht. Martin macht, wie es so seine Art ist, da nicht mit und flieht in den Alkohol - bei Seitenwahl.

Lieber Martin,

ich sitze auf der Terrasse. Im Schatten läßt sich das Sommerhitze gut aushalten. Gleich kommen die Steaks auf den Grill, die Kohle nimmt schon Temperatur auf, und daneben kühlt das Bier im Wasserbad. Die Vögel singen, als wüßten sie, daß Wochenende ist und Borussia spielt. Ich gehe zum Fernseher und schalte den Videotext ein, denn gerade hat das Spiel begonnen. 1:0, 2:0, 3:0, so schnell kann sich die Seite gar nicht erneuern. Nach gut zwanzig Minuten steht es 6:0; ich habe so lange vor dem Fernseher ausgeharrt, denn in mir macht sich Zufriedenheit breit. Das nenne ich richtige Einstellung. Vorsichtige Hochrechnungen laufen auf Rekordergebnisse hinaus, zumindest wird das Spiel zweistellig enden, kein Zweifel. Die Welt ist gut.

Ich hänge im Bürostuhl, und die Arbeit türmt ihren gewohnt Vorweihnachtsberg auf; er wird nicht kleiner. Vom Regenschirm perlt noch der kalte Sprühregen ab, der das Gemüt umschattet hat und die Straßen in Rutschbahnen verwandelt. Mein Chef, Dortmund-Fan, macht keine Witze mehr über die wahre Borussia; tiefer kann ein Verein nicht sinken. Die halbe Stammelf besteht inzwischen aus Milchbärten, und Hans Meyer hatte den Eindruck, er arbeitete gut mit Christian Ziege zusammen, bis der plötzlich weg war. Nun, ich hatte den Eindruck, Borussia spiele ordentlich, bis ich auf die Tabelle guckte. In mir macht sich Verdruß breit. Vorsichtige Hochrechnungen laufen auf neue Rekord-Peinlichkeiten hinaus, zumindest wird die Saison im Verderben enden. Die Welt ist schlecht.

Vier Monate liegen zwischen beiden Tagen, zwischen Fichte Bielefeld und dem Tag, an dem Borussia Mönchengladbach zu Flechte Mönchengladbach zusammengeschrumpelt ist. Der Sommertag wurde schnell zu Schall und Rauch, denn bereits nach dreißig Minuten stellte die Mannschaft das Spielen ein und hat es seitdem kaum mehr aufgenommen. Doch genauso, wie die sommerliche Gefühlslage Makulatur wurde, kann dies mit der winterlichen geschehen. Immerhin ist es das aktuelle Wunder des Hauses Brandenburg, daß nach all den verlorenen Schlachten der Abstand zum rettenden Ufer nur zwei Punkte beträgt.

Tatsächlich wundert man sich wieder einmal über manche Form der Berichterstattung. Nach der Niederlage gegen Leverkusen und somit nach weniger als der Hälfte der Spielzeit ergingen sich Reporter normalerweise seriöser Medien gleich serienweise in Weltuntergangsphrasen und provozierenden Fragen an den Trainer mit dem Tenor, wann er denn das Handtuch schmeiße (dieselben werden beim nächsten Trainerwechsel wieder entrüstet die „Kontinuität“ beschwören). Am nächsten Tag zeigte die Sportschau nach dem Rückblick auf das Leverkusen-Spiel eine Reportage über Eugen Polanski, implizit mit der These „Seht her, was für einen Weltstar die blöden Gladbacher wieder haben laufen lassen!“ Das aktuelle Team wird nebenbei zerlegt wie ein überfahrenes Reh: Marin hierhin, Baumjohann dahin, ein paar andere in den Kühlschrank, der Rest in den Müll.

Ist das alles nicht etwas voreilig? Wer hat denn einem Polanski verboten, gut Fußball zu spielen, als er noch in Gladbach war? Wie viele „Stars“ sind schon aus Gladbach abgewandert und haben anschließend Karriere gemacht in einer Form, die über ihr bisheriges Niveau hinausging? Compper, gut, das bleibt abzuwarten. Wo ist Jansen? Das Beispiel Schlaudraff, das ich immer höre, ist der Witz schlechthin. Und sonst? Das Problem ist nicht, daß Spieler gehen, sondern daß zu viele Fehleinkäufe kommen – da sind wir wohl eher bei den Themen Scouting und Management. Und selbst das ist ein Luxusproblem, denn wenn ich das mit den anderen vier derzeitigen Abstiegskandidaten vergleiche, dann weiß ich nicht, wer außer Borussia in der Winterpause noch halbwegs ordentlich nachlegen kann.

Deshalb, lieber Martin, ende ich für dieses Jahr besinnlich und friedfertig. Ich war skeptisch, als ich Hans Meyer zurückkommen sah, doch die Male, die ich ihn seitdem getroffen und angehört habe, hat er mich überzeugt. Man lasse ihn in Ruhe arbeiten; wir sind noch nicht abgestiegen. Ja, es sind sogar Träume erlaubt. Ab und an habe ich in Aachen zu tun, und da höre ich permanentes Gerede von Relegationsspielen zwischen Alemannia und Borussia. So be it: eine spannende Rückrunde, und dann fegen wir die Kartoffelkäfer vom Acker, das ist ein Vorausblick auf ein richtig schönes Fußballjahr 2009.

Es wünscht Dir Frieden im Herzen und fette Konten, ob sie Punkte im Fußball oder Euro auf der Bank enthalten,

Dein Joachim

Mittwoch, 17. Dezember 2008

der sporadische adventskalender: türchen 45

Ab dem 30. Januar rollt der Ball wieder. Bis dahin sind es noch 45 Tage. Wie es unsere gute Pflicht und Schuldigkeit schon seit Jahren ist, wollen wir in dieser herzlosen Zeit ab und zu sporadisch ein virtuelles Türchen öffnen und einen schmackhaften Leckerli zur Einstimmung auf die Rückrunde präsentieren. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar? Heute: Musiker aus New York.

{45}



[Bild aus dem Tompkins Square Park, dem ehemaligen Drogenumschlagplatz Nummer Eins in New York. Ein paar Aufputschmittel können die VfLs zum Rückrundenstart gut brauchen!]

Dienstag, 16. Dezember 2008

wolfgang sidka-gedenktag

Man wähnte sich schon Zeuge eines einmaligen Vorgangs, damals im Frühjahr 2000. Osnabrück grüßte nach einem 1:1 bei Arminia Hannover souverän von der Tabellenspitze, war nach diesem 22. Spieltag zum 21. Mal Erster. Dann entließ der VfL seinen Trainer Wolfgang Sidka.
Diese Entlassung ist bis heute ein besonders wunder Punkt in der ohnehin nicht wenig schillernden VfL-Trainerhistorie, auch wenn sich Präsidium und Mannschaft sofort alle Mühe gegeben hatten, die Posse zu rechtfertigen: Unvermeidbar sei alles gewesen, zu viel habe auf dem Spiel gestanden, und die Probleme mit Sidka seien krasser gewesen als für Außenstehende vorstellbar. Sie hatten schon Spülhände in Osnabrück vom vielen in Unschuld waschen.

Nun hat Holstein Kiel seine Trainer Peter Vollmann und Peter Zanter entlassen. Die beiden haben Holstein zum Überraschungs-Herbstmeister der Regionalliga Nord gemacht und fahren forsch auf Aufstiegskurs.
Statt ihrer übernehmen jetzt Falko Götz und Andreas Thom das Kommando an der Förde, weil die Vereinsführung sich überlegt hat, bis 2012 in der 2. Liga spielen zu wollen. Ob die Herrschaften die Neustrukturierung des Spielbetriebs verschlafen haben und noch nichts von der eingeführten 3. Liga wissen oder aus welchen Gründen dieser Parforceritt Vollmann und Zanter nicht zuzutrauen ist, bleibt unklar. "Für diese deutlich erweiterten Aufgaben und Verantwortlichkeiten eines Cheftrainers haben Aufsichtsrat und Präsidium beschlossen, personell neue Wege zu gehen", heißt es. Wenn man nun auf die Erfolgstrainer Götz und Thom zurückgreift, müssen Röber, Doll und Fringer wohl vorher abgesagt haben.

Wie dem auch sei: Diese bemerkenswerte Personalie fordert ihn zwingend heraus, unseren Wolfgang Sidka-Gedenktag.

Montag, 15. Dezember 2008

meck, meck. weg, weg.

Christian Ziege ist nicht mehr Co-Trainer beim VfL, er ist zurückgetreten. Ja, Spötter mögen unken, bald berichteten wir auch, wenn sich die Freundin von Marko Marin den Fingernagel eingerissen hat. Aber immerhin war Ziege vor längerer Zeit mal so etwas wie ein Hoffnungsträger, selbst für uns. Damals war Jos Luhukay noch Trainer, das war derjenige, der Borussia beängstigend souverän wieder in die Bundesliga geführt hatte und anschließend gehen musste, weil der Aufsteiger nach einigen Saisonspielen 'nur' im unteren Tabellendrittel strauchelte. Damals jedenfalls attestierte man Sportdirektor Ziege und seiner Borussia noch eine Philosophie, ein Konzept, mit dem anfangs eher unbekannten Trainer Luhukay in schicken Offensivfußball zu investieren, und zwar nachhaltig, mögliche Rückschläge eingerechnet. Geschenkt, man hätte es eigentlich besser wissen müssen. Nun ist jedenfalls Hans Meyer Trainer, der war vor noch längerer Zeit auch schon mal Hoffnungsträger in Gladbach. Und bis heute hieß dessen Co-Trainer Ziege. Bald wird es sicher den nächsten geben.

Sonntag, 14. Dezember 2008

der fußballgott schneidert

Ein Abgebot, das Sie nicht ausschlagen können, erreicht Sie heute aus dem Fußballhimmel. Das ideale Weihnachtsgeschenk für alle, die den Wahnsinn nicht mehr mitmachen wollen. Gladbach ist hoffnungslos Letzter, Osnabrück muss sich hinter St. Pauli, Ahlen und Oberhausen in die Tabelle einsortieren. Christi Geburt ganz im Zeichen der Liebe zu feiern, ist da nicht so einfach. Wichtig ist, all den Ärger nicht in sich reinzufressen. Es braucht ein klares, öffentliches Statement: Mit mir nicht!

Passend zum heiligen Fest gibt's deshalb jetzt Handgenähtes vom heiligen Präsidenten unseres Blogs. Der Fußballgott höchstselbst näht allen VfL-Fans ihr ganz persönliches Demagogen-Shirt. "Unglaublicher Demagoge", so nämlich schimpfen ihn die Engel im Fußballhimmel, wenn er mal wieder Osnabrück einen Elfer in letzter Minute oder Gladbach ein Abseitstor zuerkannt hat.
Nun allerdings ist die Hinrunde vorbei und der Ball ruht bis Ende Januar. Damit dem Fußballgott nicht langweilig wird, schneidert er jeden Tag einige sexy Hemdchen. "Am liebsten sticke ich das Willi-Emblem auf den linken Oberarm", kündet er begeistert aus seinem Nähzimmer. Das ganze gibt's für 25,95 Euro - ein echter Spottpreis.
Also keine Müdigkeit vorschützen: Zugreifen!

Samstag, 13. Dezember 2008

weihnachtsgeschenk für duisburg

Weil Niedersachsen gewöhnlich freundliche Menschen sind und sich diese Freundlichkeit auch durch Asi-Fans aus Duisburg nicht madig machen lassen, hat der VfL gestern Abend zwei Punkte verschenkt. Davon ist allerdings nur ein Punkt in Duisburg angekommen; wo der dritte abgeblieben ist, ist noch unklar. Dem Publikum schenkte die Mannschaft zum Jahresabschluss außerdem noch einmal ein richtig tolles Fußballspiel.

Hätte Fiete Sykora in der Schlussminute das 4:1 für den VfL geschossen, entspräche das in etwa dem Spielverlauf und Chancenverhältnis dieses Zweitligaspiels. 1:1 lautete das Ergebnis am Ende deshalb, weil es Osnabrück an Glück, doch auch an Klasse und Cleverness mangelte. Mit einer Prise mehr davon hätten Schuon, Sykora, Peitz, Grieneisen oder Braun eine ihrer Chancen genutzt. "Sykora muss kurz vor Schluss den Kopfball rein machen, das ist eigentlich ein Pflichttor", war Trainer Pele Wollitz verärgert, wie fahrlässig seine Mannschaft hier Punkte liegen gelassen hat. "Und schon in der ersten Halbzeit müssen die Laufwege der zwei Spitzen besser stimmen: Bei den vielen Flanken von Schäfer müssen die beiden Stürmer einfach den ersten und zweiten Pfosten besetzen."

Energisch, ungemein laufstark und reaktionsschnell spielte der VfL 90 Minuten auf Sieg - und geriet erst einmal wieder in Rückstand. Peitz hatte den Ball zuvor recht leichtfertig per Hackentrick verloren, dann ging alles blitzschnell, und Duisburg führte schmeichelhaft. Knapp zehn Minuten später aber sorgte Reichenberger für den Ausglich, nachdem Heidrich den Ball toll erobert hatte. Dieser Ausgleich war für den VfL der Startschuss für ein schnelles, ansehnliches Fußballspiel, wie es die Bremer Brücke vielleicht seit dem zweiten Saisonspiel gegen Freiburg nicht mehr gesehen hatte.

"Dieses Unentschieden ist völlig unverdient. Ich werde mich deshalb jetzt auch kurz halten müssen, weil meine Mannschaft nichts zum guten Spiel beigetragen hat", urteilte MSV-Coach Peter Neururer anschließend auf der Pressekonferenz. Wollitz war anzumerken, wie sehr es ihn wurmt, am Ende dieser Hinrunde mit nur 19 Punkten dazustehen, erst recht im Vergleich zu Mannschaften wie St. Pauli oder Ahlen, mit denen sich der Coach mindestens auf Augenhöhe wähnt. Dieser Ärger ist mehr als einleuchtend, offenbaren Spiele wie gestern gegen Duisburg doch, welch Potenzial in der Mannschaft steckt. "Das ist herzerfrischender Fußball, phasenweise richtig gut strukturiert. Schade ist, dass sich meine Mannschaft, die alles dafür gibt, unbedingt zu gewinnen, am Ende nicht belohnt."

In der Winterpause wird sich Osnabrück sicher auf ein, zwei Positionen verstärken. Dazu wird recht erwartbar ein rechter Verteidiger zählen, denn Marcel Schuon spielt neben Darlington Omodiagbe in der Innenverteidigung deutlich stärker als auf außen. Wenn dann eine VfL-Mittelfeldraute mit Heidrich, de Wit, Thomik und Geißler auf dem Platz stehen wird, darf man in Osnabrück einer wirklich tollen Rückserie entgegen fiebern. Schon gestern gegen Duisburg hätten de Wit und Geißler zusammen spielen sollen, hätte sich Piero nicht am Vortag verletzt. Weniger Verletzungspech übrigens wäre womöglich schon eine hinreichende Bedingung für mehr als 19 Punkte in der zweiten Saisonhälfte.

VfL-Präsident Dirk Rasch dankte schließlich Publikum und Sponsoren für ein erfolgreiches Jahr 2008, wünschte auch den Duisburgern schöne Weihnachten und hoffte, man werde das Ergebnis im Rückspiel drehen. Neururer nahm die Steilvorlage gelassen auf und raunte: "Wie? Dann wieder 1:1?"

Freitag, 12. Dezember 2008

borussia vs. borussia abgesagt

Wegen starken Regens und Schneefall in Dortmund ist der Platz im Westfalenstadion heute unbespielbar. Die Bundesligapartie Borussia Dortmund gegen Borussia Mönchengladbach musste deshalb leider abgesagt werden. Ein Nachholtermin steht noch nicht fest. Borussia-Coach Hans Meyer fiel ein Stein vom Herzen: "In unserer derzeitigen Form hätten wir hier eh 1:2 verloren!"

Donnerstag, 11. Dezember 2008

neururer beinahe madrilene

Peter Neururer wäre beinahe Nachfolger von Bernd Schuster bei Real Madrid geworden. Das bestätigte Real-Präsident Ramon Calderon auf VfLog-Anfrage. "Wenn wir ein Quiz machen würden unter den Trainern in Deutschland, wer am meisten Ahnung hat von Trainingslehre, Psychologie, und der mit den besten Ergebnissen kriegt unseren Trainerjob bei Real: Dann müssten wir den Peter nehmen", sagte Calderon. Er habe an Neururer geglaubt, "die sportliche Leitung jedoch denkt das Gegenteil".
Die spanische Zeitung "Marca" berichtet, die besseren Spanischkenntnisse hätten am Ende den Ausschlag für Juande Ramos gegeben. Der VfL jedenfalls hat großes Glück gehabt: Nicht auszudenken, hätten sich morgen Abend womöglich Matthäus oder Kohler als MSV-Trainer an der Bremer Brücke vorgestellt.

Mittwoch, 10. Dezember 2008

guter rat, umsonst

Schalke-Fans dieser Erde! Ihr wollt doch euren sympathischen Szene-Kenner Müller unbedingt loswerden, diesen blonden Engel mit dem Riesengespür für Neuverpflichtungen und der bodenständigen Attitüde. Samstag für Samstag laut "Müller raus" brüllen ist da, ehrlich gesagt, verhältnismäßig einfallslos. Außerdem bringt es nichts!

Also: Schimpft Müller doch einfach auf irgend einer halbwegs gut besuchten Internetseite einen "unglaublichen Demagogen"! Dann ein bisschen Atem haben, und die Sache läuft von ganz alleine. Noch vor Beginn der Rückserie wird es dann blau auf weiß heißen: "Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich werde meine persönliche Ehre nicht auf dem Altar des Amtes opfern!"

Nur mal so als Tipp, weil Advent ist!

Dienstag, 9. Dezember 2008

pssst...

...nicht verraten: Wir sind gestern etwas weit vorgeprescht. Sie wissen schon, diese kleine Spitze am Ende, unser Nikolausgeschenk. Hinter vorgehaltener Hand stehen wir selbstverständlich nach wie vor dazu, aber das jetzt öffentlich vor uns her zu tragen, wäre unklug.
Wir wollen doch den Addy in der Winterpause zurück, der bei Rostock ein jämmerliches Dasein fristet. Die werden unsere alte Tormaschine nun aber sicher nicht an einen direkten Konkurrenten abgegen.
Deshalb müssen wir den FC Hansa weiter im kecken Selbstverständnis bestärken. Eigentlich nämlich ist Rostock ein Aufstiegskandidat, die derzeitige Tabellensituation ist nur eine temporäre Übergangserscheinung, und der neue Trainer ist richtig super!

Montag, 8. Dezember 2008

1. auswärtssieg, 2. advent, 3 punkte

Das war ein Schritt ganz weit nach vorn. Dieser erste Auswärtssieg der Saison bedeutet nicht nur Selbstvertrauen und große Erleichterung, Osnabrück hat nun vier Punkte Abstand auf einen Abstiegsplatz. Beides zusammen, das kann man jetzt schon sagen, darf einen zu Weihnachten durchatmen lassen.

Zu Beginn war der VfL, der zur Überraschung vieler mal wieder mit Nico Frommer als Mann hinter der Spitze auflief, ein nächstes Mal kalt erwischt worden. Nach einem blitzschnellen und sehenswerten Ahlener Angriff stand es in der 19. Minute 1:0 für L, äh: RW. So blieb Ahlen auch bis zum Schluss gefährlich: mit zügigen Spielzügen, nur vier oder fünf Stationen bis zum Abschluss.
Doch die tonangebende Mannschaft blieb der VfL, ohne dass sich zwingende Chancen ergeben hätten. In einem umkämpften, bisweilen harten Spiel hatte Osnabrück zwar gefühlt 80 Prozent Ballbesitz, mehr aber auch nicht. Pierre de Wit holte sich desöfteren den Ball aus der Abwehr und versuchte, das Spiel anzutreiben, richtig gelingen wollte ihm das jedoch nicht. Thommy Reichenberger mäanderte völlig harmlos im Angriff, und auch Frommer wirkte stets engagiert, aber mindestens genauso harmlos.

In der 52. Minute hätte Ahlen dann beinahe auf 2:0 erhöht. Stefan Wessels schüttelte nur ungläubig den Kopf über die leichtfertigen Abwehrmanöver seines Mannschaftskameraden Andersen, hatte vorher schließlich aber doch klären können. Dann kam Thomik für Anderson - und mit ihm erneut die Wende.
Wie zuletzt vor einem halben Jahr gelang Nico Frommer mal wieder ein ganz wichtiges Tor. Man gönnt es ihm ja, mehr noch würde man ihm jedoch gönnen, sein offenbar vorhandenes Potenzial häufiger auf den Rasen zu bringen. Mit dem 1:1 jedenfalls war die Marschrichtung weiter klar: Mit gutem Risiko spielte der VfL voll auf Sieg und wurde endlich einmal belohnt; Marvin Braun erweist sich dabei Woche für Woche mehr als wichtiger Mann mit dem goldenen Füßchen.
Das 2:1 in Ahlen, das wunderbare "Auswärtssieg"-Transparent, mit dem die Spieler den 4.000 unermüdlichen Fans dankten, und der Trainer auf dem Zaun, das ist aller Ehren und allemal auch drei Punkte wert.

Nun stehen nach dem 16. Spieltag 18 Punkte auf dem Konto. Das ist umso bemerkenswerter, als der VfL mit einem möglichen Sieg gegen Duisburg im letzten Spiel vor Weihnachten einen Punkt mehr gesammelt haben würde als zur gleichen Zeit in der vergangenen Saison - trotz einer gefühlt sehr unbefriedigenden, sorgenvollen Hinrunde. Das kann dann doch erstaunen.
Und auch wenn es anders läuft: Osnabrück überwintert über'm Strich, selbst mit einer Niederlage am kommenden Freitagabend. Und gottlob geben die vergangenen Wochen Anlass zur Zuversicht, daran war im frühen Herbst noch zu zweifeln. Nun aber scheint sich der VfL in die Richtung weiter zu entwickeln, in die er vor Beginn der Saison schon gut unterwegs war: Hin zu einem selbstbewussten, mutigen, energischen und am Ende vielleicht auch spielstarken Fußball.
Das mag zu blumig klingen, es ist jedoch auch Advent.

Achso, ein Nikolausgeschenk haben wir noch: Glücklicherweise hat Hansa Rostock vor kurzem den Trainer gewechselt. Das sichert dem VfL erwartbar einen weiteren Konkurrenten im Abstiegskampf. Freundlich, diese Leute an der Ostsee.

Sonntag, 7. Dezember 2008

auswärtssieg!

Wie gut, dass es nicht nur einen VfL gibt. Der lilane fährt seinen ersten Auswärtssieg dieser Saison ein und sorgt dafür, dass es am heutigen 2. Advent leicht fällt, das Weihnachtsoratorium aufzulegen und beschwingt mitzusingen: "Jauchzet, frohlocket!"

Samstag, 6. Dezember 2008

endlich wieder eine serie

Einszudrei. Einszudrei. Einszudrei. So liest sich die Liste der letzten drei Ergebnisse der Borussia. Gegen Schalke durfte man. Gegen Leverkusen kann man, wenngleich der Verein zuletzt selbst zwei Niederlagen in Serie eingefahren hat. Und über Cottbus schweigen wir. Dieses Spiel hat Potential, zum Ende der Saison als Schlüsselspiel gesehen zu werden. Hier hat man weit mehr als die eh schon klassischen doppelten Punkte gegen einen direkten Konkurrenten liegen lassen.

Dass es heute gegen Leverkusen wieder zu nichts reichte, das war zumindest beinahe zu erwarten. Immerhin hätte man durchaus Chancen gehabt, mehr als den Ehrentreffer am Ende zu erzielen. Aber dennoch macht sich eine Stimmung breit, die die Hinrunde lieber heute schon, einen Spieltag ehe sie beendet ist, vollständig vergessen möchte. Gut, dass es Glühwein gibt. Das hilft.

Das letzte Spiel dieser verlorenen ersten Hälfte der Saison findet bereits am nächsten Freitag statt. Danach werden alle erleichtert sein, dass es eine Pause gibt. Gladbach wird wieder einmal auf dem winterlichen Transfermarkt zuschlagen und ein, zwei mittelmäßige Spieler holen, die dank sauberer PR-Arbeit kurzzeitig als Hoffnungsträger gelten. Wenn dann der Start in die Rückrunde glückt, besteht tatsächlich noch Hoffnung. Genug andere Clubs sind auch schlecht. Wenn nicht, dann wird die Winterpause die einzig erträgliche Zeit dieser Saison gewesen sein. Wir Borussen kennen das ja schon.

Freitag, 5. Dezember 2008

nippes am freitag

Der Fußball ist schon ein Schlingel. Wer hätte gedacht, dass Hoffenheim am vorletzten Spieltag der Hinrunde in München verliert - und Tabellenführer bleibt? Und wer hätte gedacht, dass Gladbach, der souveränste Aufsteiger seit langem, ein derartiges Desaster hinlegt? Gegen Leverkusen verliert die Borussia übrigens 2:4, sagt Adam Riese, Ergebnisbeauftragter der DFL: "Gladbach schießt gegen Bayern ein Tor mehr als Hoffenheim, Hoffenheim verliert gegen Leverkusen 2:5 - den Rest können Sie selber rechnen." Recht so? Oder schlägt der Schlingel wieder zu?

Donnerstag, 4. Dezember 2008

seitenwechsel #71

Nummer 71. So viele Brand-, Schmäh- oder Liebesbriefe haben wir uns schon mit den lieben Kollegen von Seitenwahl geschrieben. Und wie Toni Schumacher fordert: Wir machen weiter, immer weiter. Diesmal wühlt Martin, wie immer, wenn es ihm schlecht geht, im Müll anderer Leute und animiert, wie weiland Werther, zum Selbstmord - alles nachzulesen bei Seitenwahl. Joachim mimt den treuen Liebhaber und fährt trotzdem BMW. Wie das zusammen passt, weiß nur er:

Lieber Martin,

Du spielst ja ein perfides Spiel – zitierst Du doch glatt aus alten SEITENwechseln, die kein Mensch gelesen hat. Ich übrigens auch nicht. Ich lese diesen komischen SEITENwechsel nie, da unterhalten sich nur zwei alte Säcke über Kamillentee, Rheumakissen und Klampfenheinis, das ist mir intellektuell zu hoch.

Mein Freund, ich schätze an Dir den revolutionären Geist, und wie jeder Revolutionär darfst Du Dich irren. Du musst es sogar, denn der Irrtum ist die Triebfeder der Revolution. Was wäre passiert, wenn Jesus nicht in jedem korrupten Politiker einen Freund gesehen, Karl Marx etwas von Ökonomie verstanden, Che Guevara nicht die südamerikanische Pampa mit den Feldzügen eines Alexander verwechselt oder Jürgen Klinsmann eine ordentliche Trainerausbildung hätte? Insofern sehe ich Dir nicht nur nach, dass Du in Deinem heiligen Eifer – bravo, juchze ich, mein Bester, bravo! – aber so etwas von völlig daneben liegst, nein, ich sporne es sogar an. Mach den Spielern Feuer unterm Hintern, iss Deine Pressekarte auf und vertausche alle Audis gegen Autos, die wirklich ein sportliches Fahrgefühl vermitteln (BMW!). Wundervoll!

Denn, lieber Martin, dies alles ist besser, als den Spielern und dem Verein Deine Liebe zu entziehen. Erstens kannst Du das gar nicht. Schau mal in Deine Fan-Gebrauchsanleitung, Kleingedrucktes, irgendwo ganz hinten: Du musst lieben und verzeihen, sonst kannst Du gleich zu den Bayern wechseln. Zweitens ist es den Spielern scheißegal, ob Du sie liebst oder nicht, mit wenigen Ausnahmen. Schau sie Dir an, wenn sie Deinen Blick erwidern: Siehst Du Verständnis in ihren Augen, spürst Du den Glanz erwiderter Liebe? Nein? Eben! Drittens aber, und das ist das Entscheidende, musst Du es einfach so sehen wie ich: Ich bin schön, habe Erfolg in Liebe und Beruf, umgebe mich mit den Mächtigen dieser Welt und bin gesund: Wenn jetzt noch mein Fußballverein erfolgreich wäre, wäre das des Guten zu viel. So viel Glück könnte ich nicht ertragen. Deswegen sage ich Dir, Martin, die MÜSSEN schlecht sein, sonst wäre das nicht auszuhalten, und es wäre nicht mein Verein.

Nur, Martin, sie müssen nicht ganz so schlecht sein wie gegen Cottbus. Ja, ich habe mir das Spiel betrachtet wie ein Vater die unbedarften Bemühungen seines Kindes auf dem Bolzplatz, und ich sagte zu mir selbst, leise, damit das Kind es nicht hört: Das ist wirklich nix. Ganz viel nix. Doch dann erinnerte ich mich an andere Kinder, sprich: andere Borussenteams, und ich sage Dir aufrechten Herzens: Die Abstiegsmannschaften 1998/99 und 2006/07 waren schlechter. Viel schlechter. Wenn ich mir überlege, welches das schlechteste Borussenteam aller Zeiten war, dann fällt mir sofort die Rückrundenelf 2006/07 unter Jos Luhukay ein. Im Vergleich dazu sehen wir derzeit elf griechische Götter auf dem Platz. Nicht, dass sie es schon verstehen, zusammenzuspielen, aber es erinnert manchmal entfernt an Fußball. Mehr dürfen wir nicht erhoffen, Martin, mehr wollen wir nicht erhoffen.

Mich interessiert in diesem Zusammenhang auch nicht, was in den Boulevardmedien oder einzelnen Fanforen derzeit abgeht. Panik ist das Recht der Liebenden, doch man muss sie nicht noch schüren. Viele müssten ohnehin ganz still sein; so war ich recht verwundert über den schlechten Besuch der Partie gegen Cottbus. Gegen Bayern ist die Hütte voll, aber in den Spielen, in denen es um die Wurst geht, bleibt ein Drittel der Leute schon mal aus Prinzip weg, und viele meckern gerade deshalb hinterher um so lauter. Das ist kein Support, das ist das Allerletzte, schlimmer noch als Radfahrer im Berufsverkehr oder Kleinsparer, die über Bankenbosse schimpfen und selbst das Sozialamt bescheißen. Gleiches gilt auch für manche Herren Journalisten und Sachverständige: Man sollte sie zwingen, mal drei Spiele unter Horst Köppels oder Jos Luhukays Mannschaft am Stück zu betrachten; Du wirst sehen, sie lägen vor Deinen Füßen und wimmerten, dass sie endlich wieder das heutige Team sehen wollten.

Natürlich gebe ich Dir recht, Martin, Bruder im Geiste, dass in der Winterpause nachgebessert werden muss, vor allem in der Abwehr, zentral und rechts. Das wussten wir aber schon vor der Saison. Ich habe auch ein paar Leute auf dem Zettel, etwa einen wundervollen jungen Rechtsverteidiger aus der zweiten Schweizer Liga, der seinen Weg gehen wird, oder ein, zwei Belgier, zu denen ich mich aber nicht äußern werde, auch weil ich weiß, dass Borussia derzeit sehr aktiv ist und hoffentlich das richtige tut. Somit sage ich Dir nur: Fahr zum Park, hilf mit, am Samstag die Pillen zu fressen, nimm dann Kloppo hoppo und freu Dich auf Weihnachten. Alles wird gut oder auch nicht, aber sei’s drum: Es ist und bleibt Deine Borussia!

Mit Grimm im Herzen, dass es im Borussia-Park kein alkoholfreies Jever mehr gibt, sondern nur diese Frankenbrühe, grüßt Dich mit erhobener Faust

Dein Joachim

Mittwoch, 3. Dezember 2008

großes theater

Klar, so oft wie Fußball im Allgemeinen Unkultur ist, so ist VfL im Besonderen immer Kultur. Wir werben deshalb ja schon lange - mal hier, mal da, hüben und drüben - für einen Schulterschluss mit der so genannten Hochkultur. Osnabrück ist nun mal wieder Trendsetter.
Gemeinsam mit den Städtischen Bühnen Osnabrück bietet der VfL im "Doppelpass"-Kulturabo vier Mal großes Theater, nämlich die Heimspiele gegen Ingolstadt und Rostock und die Theaterstücke "Herold & Maude" und "Cabaret". Für insgesamt unter 50 Euro! Da sage noch einer "Willkommen im Weltstädtchen"...

Dienstag, 2. Dezember 2008

das kann doch unseren willi nicht erschüttern!

Uiuiui. Gladbach verliert schon das zweite Mal in dieser Saison deutlich gegen Cottbus, ohne dass die Borussia einen besonders überraschten Eindruck dabei gemacht hätte. Nun rangiert Gladbach nicht nur in der Bundesliga, sondern auch in der VftabelLe, der stärksten Liga der Welt (rechts auf dieser Seite), auf einem Abstiegsplatz.
Und Osnabrück? Sammelt Punkte wie ein fleißiges Eichhörnchen Nüsse und droht doch, am langen Arm zu verhungern. Der VfL steht mit einem Punkt pro Spiel zwar in beiden Ligen über'm Strich, besonders stabil sieht das alles aber nicht aus.

Das hatte sich Willi, unser inhaftierter Lobbyist bei der DFL (ebenso rechts auf dieser Seite), vor Saisonbeginn ganz anders vorgestellt. Willi hat deshalb heute sein Bundesverdienstkreuz an Bundespräsident Horst Köhler zurück geschickt. Das macht man ja dieser Tage so, wenn einem irgend etwas nicht passt.
Willi lässt über seinen Anwalt Gerd-Christian Heubele ausrichten, er fordere ausdrücklich keine lebenslange Haftstrafe für DFL-Chef Seifert, sondern wolle mit seinem Protest einzig eine Begnadigung der beiden VfLs im Abstiegskampf erwirken.

Unterdessen wurde klar, dass Willi seine Einzelzelle im Frankfurter Westend auch über Weihnachten nicht verlassen darf. Die Repressalien seiner Peiniger halten damit unvermindert an. Sein Gesundheitszustand sei allerdings wieder stabil, berichtete Heubele. "Das alles kann Willi nicht erschüttern", sagte der Anwalt, "er ist ein Kämpfer, eben ein echter VfLer."

Montag, 1. Dezember 2008

neineinein

Am Samstag, Punkt 17:18h, ich war noch in Barcelona, erreichten mich zeitgleich 3 SMS. Eine von meinem Vater, auch VfL-Fan. Eine von meinem Bruder, "F"C Köln-Fan. Und eine von Maik. Einmal Hass, einmal Spaß, einmal Unglaube.

Ich war auf dem Weg zum Flughafen. Ich wäre gerne umgekehrt. Einfach geblieben wo man Fußball spielt (OK, "Asociación para los ejercicios del cuerpo", wie mir Babelfish als VfL auf Spanisch angibt, klingt nicht so sexy) und seine Niederlagen immerhin mit Blick aufs Meer und lokalem Wein vergessen kann.

Allein, ich bin geflogen. Zurück in Deutschland. In Borussias Nähe. Aber sinnlos ist das alles schon. Wenn schon die PR-Kollegen auf Borussia.de ein Spiel so zusammenfassen: "In der Abwehr zu fehlerhaft, im Mittelfeld nicht präsent genug und im Abschluss zu ungefährlich" - was soll man da noch sagen? Nichts. So bleiben mir nur die Speibeutel, die ich aus dem Flugzeug eingesammelt habe. Genau 19. Für den Rest der Saison.

Sonntag, 30. November 2008

komik, ahnungslos

Weil wir uns den heiligen Sonntag nicht sehenden Auges versauen lassen und bevor mit Martin morgen ein stets pflichtbewusster Protestant und Preuße das leidige Thema Cottbus angeht, noch ein Aphorismus zum Stadionbesuch von Freitag:

Was unentrinnbares Leiden ist und zugleich verlässlicher Trost: Das Jämmerlichste, die größte Qual steht nie auf dem Platz, sondern macht sich breit, wo Journalisten sitzen. Das Maß an Kenntnislosigkeit und bräsiger Fachsimpelei ist schmerzlich, desöfteren fast anrührend: Wenn der eigenen Texte müde gewordene Augen etwa Einwechselspieler kommen sehen, die gar nicht im Kader stehen, ist Lars Fuchs schnell mit Paul Thomik verwechselt. Lachen tun sie dann, auffällig demonstrativ, damit jeder ihr verächtliches Urteil über den Coach, der so einwechselt, zur Kenntnis nehme. Und es stimmt: Sie sind komisch, ganz freiwillig sogar.

Samstag, 29. November 2008

geschlossene mannschaftsleistung

Dieser Ausgleich könnte Flügel verleihen. Hoch verdient bugsiert Marvin Braun das, was anderswo Leder oder Spielgerät heißt, über die Linie, in der Nachspielzeit mal wieder. Was Osnabrück vorher zu Wege brachte, war ansehnlich und Welten entfernt vom Besorgnis erregenden letzten Heimspiel gegen Wehen. Der VfL spielte druckvoll vorwärts, energisch und mit spielerisch guten Ideen.

Nach dem bitteren Rückschlag in der 8. Minute, als eine Mixtur aus Abwehr- und Torwartfehler das Nürnberger Führungstor einleitete, stellte Wollitz schnell von seinem 4-2-3-1-System auf ein klassisches 4-4-2 um, gewissermaßen als Weckruf an sein Team, jetzt nicht aufzustecken. Konstantin Engel musste deshalb schon nach 29 Minuten duschen gehen, der bis dahin im defensiven Mittelfeld sehr starke, umsichtige Mathias Surmann spielte fortan rechter Verteidiger, damit sich Fiete Sykora als zweite Spitze einsortieren konnte.
Richtig gute Chancen gab es für den VfL in der ersten Halbzeit trotzdem nicht. Nürnberg spielte sehr geordnet, lauerte stets auf Konter und hatte mit den Osnabrücker Angriffsbemühungen keine großen Probleme. Das änderte sich peu à peu erst im zweiten Durchgang.

62 Prozent Ballbesitz für Osnabrück sprechen ein recht deutliche Sprache. Eine Menge dieser Bilanz verdankt der VfL der zweiten Halbzeit, und das lässt Rückschlüsse darauf zu, wie Nürnburg immer mehr unter Druck geriet. Die Moral der Wollitz-Truppe ist trotz einiger Rückschläge und unglücklicher Niederlagen ungebrochen. Das Publikum dankte es dem Team mit ununterbrochenem Support; nach dem Pausenpfiff gab es gar trotz Rückstand Applaus.
Besonders bemerkenswert war dann, wie viel Qualität ein einziger Spieler ausmachen kann: Die Einwechslung und das lang ersehnte Comeback von Paul Thomik gab der Mannschaft einen weiteren Schub. Surmann hatte den Rechtsverteidiger-Posten für Thomik wieder geräumt, und dennoch belebte der besonders die Offensive der Lila-Weißen; hinten ließ Wollitz nach dem Wechsel nämlich weitgehend mit Dreierkette zu Ende spielen.
Alles zusammen - energisches Bemühen, volle Unterstützung und Paul Thomiks Vorwärtsgang - führte zu einigen recht hochkarätigen Chancen, mehrmals durch Sykora, und schlussendlich auch zum Ausgleich. Solche Spiele kann es gar nicht genug geben, Mannschaft und Fans werden nach diesem Finish noch enger zusammengerückt sein; das ist nicht überzubewerten.

Beide Trainer fanden das Ergebnis schließlich verdient, allerdings war der eine tief enttäuscht und der andere sichtlich zufrieden. Michael Oenning haderte damit, das zweite Tor nicht geschossen zu haben, Pele Wollitz bedankte sich allen voran beim Publikum für die tolle Unterstützung, die seinem Team auch nach dem Rückstand Selbstvertrauen gegeben habe.
Ganz nah dran sei seine Truppe übrigens am ersten Auswärtssieg der Saison. Der wäre Gold wert, zumal auch allerlei Komplimente nach den Spielen in Aachen und jetzt gegen Nürnberg dem VfL im Abstiegskampf nicht helfen. 15 Punkte aus 15 Spielen sind, nüchtern betrachtet, immer noch zu wenig.
Ahlen also, Aufsteiger, nächsten Sonntag.

Freitag, 28. November 2008

cottbus

Ich stehe am Meer. Der Wind bläst stark, meterhohe Wellen türmen sich auf. Vor mir stehen frisch gebratene Calamaris und ein spanischer Weißwein. Ich bin in Barcelona. Warum nur denke ich immerzu an Cottbus?

Donnerstag, 27. November 2008

seitenwechsel #70

Siebzig Mal haben wir uns nun schon mit den lieben Kollegen von Seitenwahl einen unserer Brand-, Schmäh- oder Liebesbriefe geschrieben. In dieser Woche wendet sich Joachim schon ganz weihnachtlich an Maik. Der lässt sich jedoch nicht einlullen und mag zwar Sex, Drugs & Rock'n'Roll, aber keine Harmonie – nachzulesen auf Seitenwahl.

Lieber Maik,

Weihnachten steht vor der Tür. Ich gebe zu, daß das jetzt keine Exklusivmeldung des VfLog ist, aber so langsam wird es ernst, und daher spreche ich es hier an. Sonntag ist der erste Advent. Nicht, daß ich weiß oder daß es mich interessiert, warum die Marketingabteilung der Kirche den Advent erfunden hat, doch die damit einhergehenden Gefühle – draußen Sturm und Matsch, drinnen ich bei Kerzenschein, Plätzchen und Jagertee, dazu singen die Augsburger Domwachteln – empfinde ich stets als einen Höhepunkt des Jahres.

Nun ist es jedoch so, daß auch hier philosophische Grundströmungen aufeinanderprallen. Ich bin Naturkerzler, und für mich muß zum Beispiel der Weihnachtsbaum schlicht sein: Naturtanne, weiße Naturkerzen, ein paar Kugeln (einfarbig), etwas Lametta, obendrauf ein Stern, das ist es. Ich lebe jedoch seit geraumer Zeit in einer Welt voller Elektrokerzler: Plastikbaum, gefühlte fünfzig Meter Schnur mit Hunderten elektrischer Mikrokerzen, Kugeln einmal die Farbpalette rauf und runter, 27 verschiedene Sterne, alle von diversen Tanten handgeflochten, und weil der Baum eben Plastik ist, kommen noch ein paar Plastiktannenzapfen dran.

Gerne gestehe ich zu, daß das Vorteile hat, und gemütlich ist es trotzdem (gerade nach drei Glas Jagertee). Der Baum nadelt nicht, die Kerzen müssen nicht ständig ausgetauscht und wegen der Brandgefahr überwacht werden, der wenig dekorative Wassereimer zum Sofortlöschen entfällt, und die Tanten freuen sich. Dennoch: Sex, Drugs and Rock’n Roll gibt es nur für Naturkerzler. Ich will nicht sagen, daß für Elektrokerzler allein Tofu, Rheumakissen und Helmut Lotti auf dem Programm stehen (die haben auch ihre Vorteile, auch wenn ich das – zunehmend weniger glaubhaft – leugne), aber das Feeling ist vom Gefühl her anders.

Das alles ist natürlich unmittelbar auf Borussia anwendbar. Elektrokerzler lieben das gesicherte Mittelfeld, Abstiegskampf (oder Kampf um die oberen Plätze, aber das wäre hier „Thema verfehlt“) ist hingegen etwas für Naturkerzler. Und trotzdem lieben wir zwar den Kitzel des Abstiegskampfs, wollen aber eigentlich nicht in ihn verwickelt sein. Zwar stehen wir wie nahezu immer vor Weihnachten (es sei denn, wir haben gerade einen Abstieg hinter uns) gesichert am Hintern der Tabelle, doch im Kerzenschein flackert die Hoffnung, daß wir vielleicht doch so viele Punkte holen, daß wir mit Optimismus in die Rückrunde gehen dürfen. Das könnte schon am Wochenende so sein: Sieg gegen Cottbus, tags darauf der erste Advent und als Zugabe noch zwei Sahnespielchen plus eine Mannschaftswallfahrt zu Monty Python’s Brian, das hat was.

Lieber Maik, ich würde es Martin gegenüber nie erwähnen, denn ihm gegenüber hänge ich immer den toughen Revoluzzer raus (er braucht das), doch Dir kann ich es anvertrauen: Ich bin ja wieder etwas milder gestimmt und daher optimistisch. Borussias Grundproblem bleibt zwar, daß es im Sturm zu viele Elektrokerzler und in der Abwehr zu viele Naturkerzler gibt, während es in einer guten Mannschaft umgekehrt sein muß: vorne Sex, Drugs und Rock’n Roll, hinten Tofu, Rheumakissen und Helmut Lotti (oder gleichermaßen: vorne Dahlin, hinten Andersson, nicht umgekehrt). Auch ist die Mannschaft häufig noch reichlich unbedarft, und warum sie stets erst im fortgeschrittenen Spielverlauf erkennt, was sie kann, bleibt mir rätselhaft, dürfte sich aber durch Verunsicherung und mangelnde Erfahrung erklären lassen.

Das Wichtigste aber ist: Es sieht wieder nach Fußball aus. Hans Meyer tut das einzig Richtige, er läßt ohne große Veränderungen eine Mannschaft zu sich finden, und man merkt in den letzten Spielen zunehmend, daß das Verständnis unter den Spielern zunimmt und jeder mehr und mehr seinen richtigen Platz findet. Ich war ja selbst nach der Niederlage auf Schalke ungemein milde gestimmt, weil zwar die Gegentore auf strunzdoofes Verhalten zurückgingen, ansonsten aber durchaus ein wettbewerbsfähiges Team auf dem Platz stand (und ich wurde die ganze Woche im Büro auf die eine Aktion Marko Marins angesprochen, als er dem Neuer das Ding aus spitzem Winkel fast um die Ohren gedonnert hätte, so ganz lässig: fantastisch!). Das einzige, was mich daher derzeit bekümmert, ist die Tatsache, daß unser nächster Gegner ausgerechnet Cottbus heißt. Ich glaube in diesem Spiel nicht unbedingt daran, daß wir den spielerischen Aufwärtstrend fortsetzen, weil der Gegner einfach zu graupig ist, doch wünsche ich mir von unseren Fans, daß sie gerade in diesem Spiel zur Mannschaft stehen: Die Punkte müssen her, egal wie, glänzen kann man dann wieder gegen Leverkusen und Dortmund.

Laß mich somit versöhnlich enden, lieber Maik: Wir machen es dieses Wochenende so, wie Osnabrück es neulich vorgemacht hat, als Dein VfL den Trainer von Rostock entlassen hat. Wir entlassen jetzt den Trainer von Cottbus. Es grüßt Dich, eine neue offene Stelle für das Arbeitsamt Cottbus ankündigend,

Dein Joachim

Mittwoch, 26. November 2008

gemein!

Wie wir aus der Zuschrift vieler Fans wissen, erfreut sich der VfLog dieser Tage besonderer Beliebtheit, weil Edelfeder Maik die ganze Arbeit alleine stemmt. Ich hingegen sonne mich in Barcelona. Was ich gegenüber der Redaktion als Recherchereise ausgegeben habe, erweist sich als Schlag ins Wasser. In vier Tagen spielt der FCB zweimal. Auswärts. Wer hat denn diesen Spielplan gemacht?

Dienstag, 25. November 2008

nebenbei bemerkt #2

Was ist eigentlich vom deutschen Profifußball zu halten, wenn binnen einer Woche Peter Neururer, Dieter Eilts und Markus Babbel als Cheftrainer anheuern?
Und sorgend fragen wir: Wo steckt unser Rekordnationalspieler? Lothar: Sandy Meyer-Wölden kannst du später noch trösten, schalt dein Handy an. Nie war die Not größer auf deutschen Trainerbänken!

nebenbei bemerkt #1 |

Montag, 24. November 2008

das war einmal #23: ja. nein. danke.

Manchmal schmort man gern im eigenen Saft, giert nach mitreißend geschriebenen Fußballgeschichten, schmökert also in alten Blog-Texten. Manche haben an Aktualität nichts eingebüßt. Oder fast nichts. Hans Meyer ist mittlerweile nicht mehr Coach in Nürnberg, sondern woanders, doch sonst liegt noch immer alles im Argen, wie schon vor gut zwei Jahren im Oktober 2006.

Montage nach Fußballwochenenden bieten Zeit und Gelegenheit, das sportive Treiben beiseite zu lassen und sich der Metaebene zu widmen: den geschlossenen Fragen.

Sportreporter sind seltsame Menschen. Zumeist haben auch sie Journalismus von der Pike auf gelernt, in Politik- oder Lokalressorts, bei Zeitungen oder sonstwo. Sie wissen also, dass sich geschlossene Fragen mit ja oder nein beantworten ließen. Sie wissen auch, dass das bei offenen Fragen unmöglich ist. Beispiel: „Sie haben heute ziemlich gut gespielt, oder?“ – „Ja.“ – „Wie schätzen Sie Ihre Leistung heute ein?“ – „Ich glaube schon, dass ich heute ein ganz gutes Spiel gemacht habe.“

Eingedenk dieser grundsätzlichen Befähigung, zwischen offenen und geschlossenen Fragen unterscheiden zu können, ist es doch verwunderlich, a) dass die geschlossene Frage unangefochten die Lieblingsfrage der Sportjournalisten ist und b) dass die Fußballer die wunderbare Chance, die darin schlummert, ungenutzt lassen, obwohl es eine hundertprozentige ist.

Die Vorliebe für die geschlossene Fragen greift immer mehr um sich. Ob Lierhaus oder Beckmann, besonders eklatant jedoch die unbekannteren Gesichter, die direkt am Spielfeldrand „interviewen“ – überall lauert sie. Und wird leider beantwortet. Es fehlt der geniale Fußballer, der antwortet, wie es sich eigentlich gehörte: Mit ja oder nein. Punkt.

Die Salve an vorbereiteten Fragen wäre schnell zu Ende: „Eine Klasseleistung, oder?“ – „Ja.“ – „Ist so ein Tor dann die Krönung?“ – „Nein.“ – „Wahrscheinlich hätten Sie sich nicht erst in der 73. Spielminute eingewechselt, oder?“ – „Doch.“ – „Und nächstes Wochenende geht’s nach Bochum?“ – „Ja.“

Das Ergebnis wäre ein entweder reichlich verdatterter Fragenonkel oder – umso schöner – ein kompetenter Journalist, der sich aus der Situation heraus zu manövrieren wüsste. Doch viel zu selten, nein: nie müssen die Journalisten ihre gedankenlose Fragetechnik ausbaden. Sie können gemeinhin damit rechnen, dass der Spieler schon reden wird. Schade. Allein Nürnberg-Coach Hans Meyer deutet manchmal in die richtige Richtung. Machte das Schule, würden die ohnehin komplett sinnfreien Spielschlussgespräche immerhin enorm heiterer.

Sonntag, 23. November 2008

sie haben da was!

Die VfLs zaubern mehr schlecht als recht und wieder mal im Gleichschritt. Beide stehen mit souveränem Punktabstand über'm Strich und geben mal mehr, mal weniger Anlass zur Hoffnung. Es wird viel geredet, und die Hoffnung stirbt zuletzt. Fast schon Szenen einer Ehe.

Samstag, 22. November 2008

bürgschaft für borussia?

Der kriselnde Fußball-Klub VfL Borussia Mönchengladbach hofft auf eine staatliche Bürgschaft für Kredite in Höhe von rund einer Milliarde Euro. Die Anfrage bei der Bundesrepublik will der VfL als reine Vorsichtsmaßnahme verstanden wissen, falls der Wind im Abstiegskampf rauer werden sollte. Der Verein will davon notfalls Gebrauch machen, um sein Überleben zu sichern.
Bislang erhielt Borussia das notwendige Geld vom Druckmaschinenhersteller Kyocera und führte im Gegenzug Gewinne dorthin ab. Wegen der akuten Spielkulturverluste und den vielen Pleiten seit August könnte der VfL jedoch darauf angewiesen sein, Kredite von Banken zu bekommen. In diesem Fall soll der Staat dafür bürgen. Noch ist aber unklar, ob Borussia überhaupt diese Hilfe in Anspruch nähme.
Im Fall einer Staatsbürgschaft müsste der Fußballverein den Banken den Kredit vertragsgemäß zurückzahlen. Nur falls dies nicht gelingt, müsste der Staat und damit der Steuerzahler das geliehene Geld bezahlen.

Die Bundesländer machen unterdessen Druck für eine Bürgschaft für den VfL. Der nordrhein-westfälische Landtag ermächtigte die Landesregierung, Bürgschaften und Garantien von bis zu 500 Millionen Euro für Mönchengladbach, und zwar nur für Mönchengladbach, nicht auch für andere durch die Spielkulturkrise bedrohte Klubs zu übernehmen.

Der Verein selbst kündigte unterdessen als Reaktion auf die Torflaute an, die Produktion zurückzufahren. "Wir bereiten uns auf schlechte Zeiten vor und korrigieren unsere Tabellenplanung für 2009 um gut zehn Prozent nach unten", sagte Borussia-Chef Königs der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Als Folge werde über eine 30-Punkte-Saison diskutiert, sagte VfL-Gesamtbetriebsratschef Sascha Rösler der Zeitung.
Borussia produziert in zehn Bundesländern. Der traditionsreiche Fußballverein beschäftigt mehrere Millionen Fans. Bund und Länder wollen in der kommenden Woche gemeinsam mit dem VfL beraten, wie mögliche Hilfsmaßnahmen aussehen und die Lasten verteilt werden könnten.

Freitag, 21. November 2008

das gute a

Es ist zugegebenermaßen gefährlich, aus einer Niederlage Zuversicht zu schöpfen, wenn die Lage ohnehin schon ernst ist. Dass Osnabrück noch immer nicht auf einem Abstiegsplatz steht, ist nur der Dümmlichkeit der Konkurrenz geschuldet, der VfL darf sich mittlerweile der schlechtesten Abwehr der Liga rühmen (28 Gegentreffer), und wer weiter im Schnitt einen Punkt pro Spiel holt, wird am Ende mit 34 Punkten (r)untergehen. Trotzdem: Es ist ein Fünkchen Hoffnungen, der in Aachen gezündet wurde.

Das äußerst bittere 1:3 war der erste VfL-Auftritt seit langem, bei dem die Mannschaft wieder einmal spielerisch zu überzeugen wusste. Das ist in einer Phase der großen Verunsicherung womöglich mehr wert, als es ein schnöde erstolpertes Unentschieden wäre.
Der Druck auf das Team wird dadurch selbstverständlich nicht kleiner: In den drei Spielen vor der Winterpause gegen Nürnberg, beim Überraschungsaufsteiger Ahlen und gegen Duisburg sollte der VfL noch sechs Punkte holen. Fünf wären notfalls auch ok. Gibt es allerdings nur noch einen Sieg oder gar weniger in der Hinrunde, wäre das womöglich mehr als nur eine gewaltige Hypothek für die "Mission 33".

Achja, heitere Anekdoten braucht es gerade auch in bekümmerten Zeiten: Im Kabinentrakt nach dem Spiel in Aachen war eine Zeitlang ein beherzt fluchender und schimpfender Pele Wollitz zu hören. VfL-Spieler, nach den impulsiven Ausbrüchen ihres Coaches befragt, wussten sich später an nichts zu erinnern, waren ahnungslos oder wollten nichts gehört haben. Und sie hatten recht. Es stellte sich raus: Wollitz war allein in der Kabine.

Donnerstag, 20. November 2008

det er et nødstilfælde

Von Hamburg, der bekanntlich schönsten Stadt im ganzen Land, zum Tivoli, diesem Hort des Trubels und der oft schon nervigen Heiterkeit, sind es nur 335 Kilometer. Zum Tivoli nach Kopenhagen wohlgemerkt.
Nach Aachen, zum anderen Tivoli, sind es 487 Kilometer. Zwar geht die Reise immerhin an Osnabrück vorbei, aber das ist zu weit. Deshalb wird der Tivoli in Aachen auch am Saisonende abgerissen, weil, vor die Wahl gestellt, ja jeder lieber nach Kopenhagen fährt.
Vorher aber muss der VfL morgen Abend noch ein Pünktchen dort holen. In diesem Sinne: Sov godt!

Mittwoch, 19. November 2008

unbelehrbar

In etwa so überraschend wie die Monat für Monat aus den Rippen geschnittenen Arbeitsmarktzahlen ist unsere Leier vom VfL, das macht die elende Lage aber weder hier noch da besser: Löw! Mit Marin spielt ihr 1:1 gegen England, ohne ihn verliert ihr 0:1. Mit Neuville wärt ihr Weltmeister, ohne ihn Aschenputtel in einem drögen Sommermärchen. Das kann doch alles nicht so schwer sein! Mannmannmann.

Dienstag, 18. November 2008

nebenbei bemerkt

Man hätte Oliver Neuville im leidigen WM-Halbfinale gegen Italien 111 Minuten früher bringen können.
Und man hätte das Spiel nicht in Dortmund austragen müssen.

Montag, 17. November 2008

vereinsausschlussverfahren?

Es kommt immer dicker: Marcel Schuon und Henning Grieneisen waren die Ersten. Jetzt hat der VfL auch gegen Gaetano Manno und Marvin Braun ein Vereinsausschlussverfahren eingeleitet. Schuon kündigte an, er werde sich wehren. Neutrale Beobachter sprechen von "Treibjagd".

Der Vorstand des VfL stimmte einstimmig für die Eröffnung eines Vereinsordnungsverfahrens gegen die vier Abweichler, wie der Geschäftsführer des VfL, Ralf Heskamp, dem VfLog bestätigte. "Es gibt Grundsätze innerhalb eines Klubs, die jedes Mitglied eingeht, wenn es aufgenommen wird", betonte Heskamp. Dazu gehöre auch der Grundsatz der Solidarität. Wenn die Entscheidung der Spieler dazu führe, dass der Frieden im Klub gestört werde, "dann ist ein Verein gezwungen, da auch zu handeln".

Die Spieler können für den VfL nicht mehr beim nächsten Ligaspiel in Aachen auflaufen. Sie haben zudem an Trainingstagen künftig weder Schuss- noch Zweikampfrecht. Begründet wird das Verfahren mit vereinsschädigendem Verhalten der Kicker.

Schuon erklärte am Donnerstag, er wolle alles daran setzen, weiter Mitglied des VfL zu bleiben. Er werde gegen das Vereinsordnungsverfahren vorgehen. Er erhalte "nicht nur von den Fans, sondern auch massenhaft aus dem Verein" Aufforderungen, sich gegen den drohenden Ausschluss zur Wehr zu setzen, sagte Schuon. Er hoffe, dass sich das Klima beim niedersächsischen Zweitligisten wieder demokratisiere und "wir nicht mehr so viel über links spielen".

Sonntag, 16. November 2008

bayern zweiklassig

Eine schöne Kleinigkeit am Rande des gestrigen Spiels muss noch berichtet werden. Bayern hat sich bekanntlich vom ewig jungen Mediziner Müller-Wohlfahrt getrennt und es wird wild spekuliert, ob denn nun wirklich zeitliche Überlastung, Animositäten mit Klinsmann, finanzielle Verbandelungen des Arztes mit Dietmar Hopp oder aber dessen Desinteresse, bei Ligaspielen und Training zur Verfügung zu stehen der wirkliche Grund für die Trennung war. Vor allem, dass manche Spieler den Assistenzarzt im Hause nutzen, andere in die schicke Praxis MWs in der Innenstadt vorgelassen werden, war den Oberen beim FCB angeblich ein Dorn im Auge. Und so treffend dann auch die Bemerkung eines VfL-Fans gestern, der sinnierend wie zu sich selber sprach: "Das passt doch zur Finanzkrise, dass es jetzt selbst bei den Bayern eine 2-Klassen-Medizin gibt."

Samstag, 15. November 2008

hoeneß schimpft

Nach dem 2:2 der Bayern im Borussia Park hat Manager Uli Hoeneß sich in einer Wutrede (mal wieder!) an die Gladbach-Fans gewandt. "Das ist doch populistische Scheiße", reagierte Hoeneß empfindlich auf die jubelnden VfL-Fans, die sich über den überraschenden Punktgewinn freuten. Auf internationaler Ebene werfe das Ergebnis ein schändliches Licht auf den deutschen Fußball, "ein guter FC Bayern ist in der Welt Gold wert". Hoeneß weiter:

"Was glaubt ihr eigentlich, was wir das ganze Jahr machen, um für euch Fußball auf höchsten internationalen Niveau zu bieten? Euch und eure Borussia finanzieren doch wir, die wir jedes Jahr Champions League spielen und in Deutschland für reichlich Fernsehgelder sorgen. Warum glaubt ihr eigentlich, warum wir uns mit euch Amateurfußballern noch abgeben? Euer Bradley hat knapp drei Millionen Euro gekostet - das ist nicht mit ein paar Tausend Zuschauern bei euren Heimspielen zu finanzieren!
Was glaubt ihr, wer euch finanziert? Die Premiere-Abonnenten, denen wir das Geld aus der Tasche ziehen. Wenn es um Opfer geht, seid ihr gefordert und nicht wir! Es kann nicht sein, dass wir uns jahrelang den Arsch aufreißen und dann hier noch zwei Tore eingeschenkt bekommen. Wer glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid? Dass ihr uns dafür kritisiert, dass wir uns dafür den Arsch aufreißen, euch diesen Bradley und den Alberman hinzustellen? Das könnt ihr alleine doch gar nicht refinanzieren. Hört auf zu erzählen, ohne uns ist alles besser. Dann ist gar nichts besser, eure Borussia wäre praktisch pleite. Ihr wollt nix geben und alles haben, aber kosten darf es nix - das ist unser Problem in diesem Land!"

Freitag, 14. November 2008

herbst im herzen

Demut und Opferbereitschaft, auch das sind Haltungen, die man einüben muss gegenüber einem Fußballverein. Es ist nicht immer alles eitel Sonnenschein, im Leben so wenig wie im Fußball. Wer Vergnügen sucht, der jedenfalls sollte sich dieser Tage vom VfL fernhalten. Es gibt Schwarzbrot, schwer verdaulich, bei fiesem Nieselregen und Kälte, die von unten langsam in wehrlose Körper kriecht. "Wir müssen im Moment damit zufrieden sein, auch wenn es schwer fällt", sagt der Trainer.

Nach wie vor unklar ist, wie sich der VfL aus dieser teils hilf-, teils mittellosen Situation befreien will. Irgend etwas stimmt immer nicht im Spiel der Osnabrücker, gestern nahm sich die Kreativabteilung eine Auszeit. Relativ dazu sah die Defensive zwar automatisch besser aus, und dennoch gab es gerade in der Innenverteidigung die ein oder andere fahrlässige Unaufmerksamkeit.
Im Einzelfall heißt das: Schuon im Spielaufbau überfordert, Cichon und Omodiagbe mit regelmäßigen Abstimmungsschwierigkeiten, Heidrich ohne ordnende Hand, de Wit fahrig, Fuchs und Grieneisen durchsetzungsschwach. Einzig Schäfer, Sykora und Reichenberger hatten einigermaßen Normalform. Alles in allem seit Wochen unverändert, mit kleinen Ausreißern nach oben und nach unten.

Nach wie vor fehlen auch Alternativen, eklatant im Sturm und in der Defensive. Der Ruf nach neuen Spielern in der Winterpause ist so angemessen wie die Antwort des Trainers ehrlich: "Jetzt muss ich wirklich aufpassen, was ich sage. Weil: Wenn ich jetzt das Falsche sage, dann knallt's hier aber richtig in Osnabrück. Die Botschaft der Jahreshauptversammlung letzte Woche war: Entschulden, entschulden, entschulden! Das ist wichtig." Sein Präsident dankte ihm so viel Loyalität sichtlich aufrichtig, und trotzdem ist eines klar: Auf Dauer wird der VfL auch mal in Beine investieren müssen.

Bis dahin jedoch muss Wollitz mit Bordmitteln auskommen, und er ist überzeugt, dass die hinreichen werden. "Wir werden das gemeinsam schaffen. Meine Spielern brauchen meine tiefste und vollste Überzeugung - und die kriegen sie!" Und auch das Publikum scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben: Mit Pfiffen und Unmutsäußerungen hielten sich die Zuschauer auffällig zurück, nur ein paar ganz Naive wollten sich vom tristen November-Realismus nicht bändigen lassen.
Das 1:1 gegen Wehen wird den Ansprüchen des Trainers, des Teams und der Zuschauer nicht gerecht, dafür aber den tatsächlichen Gegebenheiten. Mehr gibt es derzeit nicht in Osnabrück. Und trotzdem: Noch paddelt der VfL am rettenden Ufer.

Donnerstag, 13. November 2008

seitenwechsel #69

Wie jede Woche haben wir uns auch diese Woche mit den lieben Kollegen von Seitenwahl einen unserer Brand-, Schmäh- oder Liebesbriefe geschrieben. Martin kennt den wankelmütigen Joachim gut genug um ihn vor zu viel Harmonie zu warnen – natürlich auf Seitenwahl. Joachim kontert mit einem Blümchentext, der doch voller Kampfesmut strotzt.

Lieber Martin,

zehn SEITENwechsel mit Dir, und schon kannst Du perfekt vorhersagen, wie ich reagiere werde: Respekt! Ich hatte mir tatsächlich überlegt, jetzt gleich wieder einzuknicken und ein süßliches Gehölz zu raspeln, so nach Art von: Sie können es doch, laßt sie nur mal weiter in Ruhe zu sich finden, das wird schon wieder. „Nein!“ rufst Du und grätschst mich ab, „die Revolution muß weitergehen!“ Recht hast Du. Gut, daß Revolutionäre, Internet-Guerilleros, Anti-Schäubles wie wir immer in Gruppen auftreten (genauso wie Soldaten, Polizisten oder Terroristen, die soziologischen Strukturen sind überall sehr ähnlich): Wenn einer schlapp macht, schreiten die anderen ein und sorgen für etwas Motivation, indem sie an die gemeinsame Sache erinnern oder auch mal einen Klaps auf den Hinterkopf austeilen.

Tatsächlich ist nichts gewonnen: Nun kommen noch fünf Spiele, und nur gegen Cottbus zu Hause sieht es auf dem Papier „leicht“ aus (wenn man nicht drei Elfmeter verursacht). Einzig im Ruhrpott können sie etwas entspannter sein, weil sie selbst zum Rechnen zu doof sind; so zitiert der Montags-„kicker“ Bochums Zdebel mit den Worten: „Aus den sieben Spielen bis zur Winterpause brauchen wir noch mindestens drei Siege.“ Nun, alle anderen Teams haben nur noch fünf Spiele bis Weihnachten, da wird das enger mit den neun Punkten. Und deshalb müssen weiterhin Punkte her, auch gegen die vermeintlich schwereren Gegner, ansonsten stehen wir unter dem Weihnachtsbaum mit vierzehn oder fünfzehn Zählern da, und es wird ungemütlich.

Ich bin zwar gegen die Bayern keineswegs pessimistisch, möchte aber hier heute nicht weiter damit drohen, Pferde von der Weide zu entführen, Maulwürfe in den Borussia-Park umzusiedeln oder mich an meinem Fanschal vor dem Eingang der Geschäftsstelle anzuketten und tausend IKEA-Windlichter anzuzünden. Ich warte vielmehr ab, was am Samstag von Borussia selbst kommt, also freiwillig. Liebt mich Borussia noch, so daß es auch ohne Wutausbrüche, Theater und Drohungen geht, oder ist die Beziehung ernsthaft gefährdet? Ich vergleiche das mal mit einer langjährigen, etwas eingeschliffenen Ehe. Sie sagt zu ihm; „Du hast mir schon lange keine Blumen mehr geschenkt.“ Er ist sich zwar nicht sicher, daß ein Jahr „lange“ ist, erkennt aber den Unterton in ihrer Stimme und geht am nächsten Tag nach Büroschluß zum Blumenladen. Zufrieden mit sich kehrt er mit zehn weißen Astern zurück, etwas anderes gab es um diese Uhrzeit nicht mehr. Sie registriert natürlich innerhalb von einer Millisekunde, daß man erstens keine geraden Stückzahlen verschenkt, zweitens seiner Liebsten keine weißen Blumen mitbringt, drittens vor allem keine Astern (sie haßt Astern, deswegen stellt sie zu Allerseelen immer Tante Elfriede welche aufs Grab), und viertens schon gar nicht auf Zuruf. Trotzdem zeigt sie sich überrascht und erfreut, weil sie sich denkt, er hat mir wenigstens zugehört, das ist für einen Mann nicht selbstverständlich.

Ist die Ehe nun in stabilerem Fahrwasser? Ich kenne viele Männer, die an dieser Stelle „ja“ sagen würden, doch das ist natürlich falsch. Wenn sie jetzt wieder ein Jahr darauf warten muß, daß er ihr eine Freude macht, und dann erneut erst von sich aus etwas sagen muß, dann wird die Lage ernst. Sehr ernst. Wenn er aber in sich geht und sie in nächster Zeit mit etwas Unerwartetem überrascht (und, liebe Männer, es ist egal, was das ist, Hauptsache, es macht ein winziges bißchen Mühe und ist mit ein klein wenig Nachdenken verbunden), dann brechen bessere Zeiten an.

So ist das auch hier. Vor Bielefeld mußte der SEITENwechsel als Polterforum herhalten. Daß Borussia siegt, war nicht unerwartet; wenn gar nichts mehr geht, sind wir traditionell immer schon nach Bielefeld gefahren und haben da gewonnen. Nun möchte ich mal überrascht werden, und zwar positiv. Gerne schon am Samstag, spätestens in der Woche darauf. Dann zeige ich mich auch wieder charmant.

Ach ja, lieber Martin, Du fordertest mich auf, in Deinem Text drei abgegriffene Redewendungen zu finden. Im Zusammenhang mit Borussia kommt mir da erstens in den Sinn, daß Du auf „Punkte“ verweist, zweitens redest Du von „Punkten“, und drittens erwähnst Du sogenannte „Punkte“. Das ist wirklich angegriffen. Wir lieben Borussia doch nicht wegen „Punkten“. Natürlich brauchen wir welche, aber wir lieben Borussia für Offensivfußball, Drama, glorreiche Schlachten. Die habe wir zwar seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen, aber wir Alten erinnern uns doch noch!?

Sich fragend, was Peer Steinbrück am Samstag in Bielefeld in seinem Becher hatte (Kamillentee?), grüßt Dich mit einem virtuellen Fleurop-Strauß

Dein Joachim

Mittwoch, 12. November 2008

der vflog-schlagzeilen-sevice #6: wehenleiden

Manchmal sind wir gute Menschen. Dann bieten wir interessierten Journalisten unsere Dienste als Headline-Agentur an - kostenlos und ohne Copyright. Die kleinen Schmankerl sind gewöhnlich kurz, prägnant oder schlechte Kalauer.

Heute widmen wir uns einiger Zoten zum anstehenden Heimspiel gegen den SV Wehen. Für die Vorberichterstattung in lokalen Osnabrücker Medien reichen wir an: "Letzte Zweifel vom Winde verwehen!" oder "Gewinnen! Wehe nicht!"
Nach einer Heimniederlage möge sich jeder bedienen an: "Mit wehenden Fahnen untergegangen" oder "Oh weh! Endstation Abstiegsplatz".
Passen müssen wir allerdings bei einem Sieg. Aber wer wird denn auch zu träumen beginnen?

Dienstag, 11. November 2008

schon wieder: borussia gratuliert allen menschen

Toll! Das Verlautbarungsorgan borussia.de wird nicht müde, dieselben guten Scherze in unregelmäßigen Abständen zu wiederholen. Wie schon Mitte Juli gibt's auch heute wieder reichlich Geburtstagsglückwünsche.

"An dieser Stelle möchten wir heute allen VfL-Fans, die Geburtstag haben, herzlich gratulieren und alles Gute wünschen."

Erneut ein Sonderlob an den Internet-Redakteur, der das "heute" sinnfällig zwischen "wir" und "allen" platziert hat. Damit ist unbestritten sämtlichen Erdenbürgern ordentlich Ehr erwiesen. Mögen sie es dem VfL danken!

Montag, 10. November 2008

osnabrück feuert pagelsdorf!

Schon vorher hat er es womöglich kommen sehen, nachher war dafür keine prophetische Gabe mehr nötig; es reichte eine gute Portion Menschenver..., nein, das wäre unkorrekt: Rostocker Verstand. Osnabrück feuert Pagelsdorf, das 2:2 gegen den VfL reicht dem Hansa-Coach nicht, um seinen Job zu retten. Das wird den angesichts der - vorsichtig formuliert - amateurhaften Vereinsführung in Rostock zunehmend entnervt wirkenden Pagelsdorf nicht mehr gewundert haben, alle anderen mögen sich dennoch getrost an den Kopf fassen. Rostock hat sich tatsächlich mit dem Selbstverständnis eines direkten Wiederaufsteigers ausgestattet, stärkere Konkurrenz aus Mainz, Freiburg, Aachen, Fürth, München und Nürnberg hin oder her. Darüber darf lachen, wer fertig ist mit einem Moment Mitleid für den geschassten Trainer. Jetzt gönnt man der Hansa Erfolgstrainer wie Thomas Doll oder Jürgen Röber.

Abgesehen davon, dass der VfL nun ein zweites Mal den Rausschmiss des grummelnden Sympathen Pagelsdorf forciert hat, hat Osnabrück im Ostseestadion einen Achtungserfolg erzielt. Das ist immerhin ehrenwert und dürfte der Moral der Truppe (→ Jung, Franz-Josef) gut tun. Es entbindet sie jedoch nicht von lästigen Pflichten im Süden Afghan... Nein, nicht abschweifen. Nur am Freitag das Heimspiel gegen Wehen gewinnen.

Sonntag, 9. November 2008

denn dann fahren wir zum auswärtsspiel

"Und geht das Spiel / auch mal verlor'n / dann macht uns das gar nichts aus / denn dann fahren wir zum Auswärtsspiel / und machen einen drauf!"

So singen wir Borussen, Woche für Woche, und über Jahre war dieses Lied Zeichen des unendlichen Stoizismus der Fohlenfans. Denn auswärts, das war Synonym für: Keine Chance! Vergesst es! Ha, ha, netter Versuch!

Klar, man konnte einen drauf machen. Aber gut drauf war man selten, auswärts, als Gladbacher. Nun zieht sich die zuvor noch recht desolate Meyerelf am eigenen Schopfe aus dem Dreck mit einem Spiel, das Hoffnung macht. Und dies: ausgerechnet auswärts!

Gerade weil niemand damit gerechnet hat, fühlen sich jetzt alle Gladbacher so gut, und auch die Tabelle hat mitgespielt und zeichnet ein gnädiges Bild. Dies wird sich potentiell nach dem Bayernspiel schon wieder ändern. Gleich bleibt aber auch hier: In diesem Spiel rechnet sich niemand etwas aus. Sicher ist nur: Die Fans werden wieder singen. Doch das nächste Auswärtsspiel ist gegen Schalke. Ob wir da einen draufmachen?

Daher muss der Blick schon weiter schweifen: Bis Weihnachten folgen noch Cottbus (3 Punkte!), Leverkusen (1 Punkt) und Dortmund (1 Punkt). Wir gehen mit 15 Punkten in die Winterpause. Im neuen Jahr muss mehr drin sein. Im neuen Jahr müssen wir nicht einen drauf machen, sondern viele!

Samstag, 8. November 2008

hilfe für den schurkenstaat

Angesichts des deprimierenden Zustands des sog. "Fußballs" kommt auch der festeste Glaube manchmal ins Wanken. Aber vielleicht ist der Fußballgott derzeit ja mit Weltpolitik so beschäftigt, dass er in Amerika weilt und sich nicht mehr um die Bundesliga kümmern kann? Ob er dann zum Frauenfußball geht? Zum American Football? Oder gar zur NBA?

Auf der Suche nach einem Zeichen durchforsten wir die Nachrichten aus dem Sport in aller Welt. Und lesen im Kicker diese Schlagzeile aus dem Land, in dem es Mavericks gerade nicht leicht haben: "Dallas sucht Konstanz". Immerhin da können wir behilflich sein: Schaut einfach mal am Bodensee nach!

Freitag, 7. November 2008

reichenberger nicht mehr kapitän?

Ein beispielloser innerparteilicher Machtkampf könnte VfL-Kapitän Thommy Reichenberger sein Amt als Spitzenkandidat und Spielführer kosten. Noch am Morgen war Reichenberger überzeugt, dass ihm der Verein trotz schwieriger Auseinandersetzungen in der Vergangenheit folgen werde. Er zeigte sich zuversichtlich, mit "einem zufrieden stellenden Ergebnis" in Rostock am kommenden Sonntag den Klub hinter sich zu stellen. Wenige Stunden später steht Reichenberger vor dem fußballerischen Aus. Die sicher geglaubte Mehrheit in den eigenen Reihen ist zerfallen. Reichenberger nahe stehende Genossen sprachen von einem "Genickschuss", andere waren vollends sprachlos.

In einer eigens angekündigten Pressekonferenz im Osnabrücker Dorint-Hotels begründeten die vier Abweichler Marcel Schuon, Henning Grieneisen, Marvin Braun und Gaetano Manno ihren Schritt so kurz vor dem Krönungsgipfel in Rostock. Alle vier werden dem rechten Vereinsflügel zugerechnet. Sie erklärten, eine Zusammenarbeit mit der Vereinslinken, insbesondere mit den Genossen Schäfer und Reichenberger, sei mit ihrem Gewissen nicht vereinbar. Schuon sagte anschließend: "Jetzt kann ich wieder in den Spiegel gucken!"

Immer wieder hatte es in den vergangenen Wochen Streit um den Kurs des Klubs gegeben. Die jüngsten Entwicklungen haben gleichwohl auch Experten überrascht. Der Putsch gegen Reichenberger, bislang unumstrittene Spitze und Kapitän, und das nachhaltige Torpedieren einer klugen Angriffsstrategie stößt auf ein geteiltes Echo.
Nicht verwundern dürfte, dass sich der fußballerische Gegner in Schadenfreude und Genugtuung ergeht. Rostocks Trainer Pagelsdorf jedenfalls hatte den 12. Tabellenplatz schon geräumt, packt die Kartons nun allerdings wieder aus. "Es sieht ja nicht so aus, als würde die 'Pagel muss weg'-Kampagne verfangen", sagte das Rostocker Schwergewicht. Das Schicksal von Thomas Reichenberger sei zwar vorauszusehen gewesen, tue ihm jedoch "aufrichtig leid". Ob Reichenberger wirklich aufgibt oder ein zwölftes Mal als Spitze antritt, war bis zum Nachmittag noch nicht klar.

Donnerstag, 6. November 2008

seitenwechsel #68

Wie jede Woche haben wir uns auch diese Woche mit den lieben Kollegen von Seitenwahl einen unserer Brand-, Schmäh- oder Liebesbriefe geschrieben. Die letzten Tage haben Joachim und seinem Tisch arg zugesetzt. Martin gießt fröhlich Öl ins Feuer – natürlich auf Seitenwahl.

Lieber Martin,

hat das Betrachten von Fußballspielen eigentlich etwas mit Spaß zu tun? Und sollte es das überhaupt? Entschuldige, daß ich so mit der Tür ins Haus falle (aber gegrüßt habe ich Dich wenigstens, siehe oben), doch diese Fragen beschäftigen mich momentan. Da habe ich mir am Sonntag gedacht, es ist sowieso so viel zu tun, da kannst Du mal richtig arbeiten, abends guckst Du dann erst das Formel 1-Finale und anschließend auf Fohlen-TV das Spiel gegen Frankfurt und hast Spaß. Darauf habe ich mich doch tatsächlich gefreut (ich Depp). Ich schaue also Formel 1 und denke: Hammer! Es war zwar dumm, daß ausgerechnet dieser Kurvenabschneider am Ende noch Weltmeister wurde, aber die Dramatik davor war aller Ehren wert. Ja, und dann bewegte ich mich immer noch vorfreudig und zudem inzwischen leicht euphorisiert die drei Meter fünfzig zu meinem PC, darauf hoffend, daß ich nicht wieder wie kurz vor dem 1:0 gegen den KSC in Schlaf falle (da war ich im Stadion, aber das hat mich leider am Einschlafen nicht gehindert; auf einmal sagte mein Nachbar „Tor!“, ich konnte nur antworten „Hä?“, Zeitlupe gab’s vor Ort auch nicht, scheiße alles). Und dann das. DAS!

Da gehen wir früh in Führung, endlich einmal, und Du denkst, nun kommt da Ruhe rein, und vier Minuten später diese Ansammlung von Fehlern, erst dieser hochnotpeinliche Einwurf, dann die Aneinanderreihung von Slalomstangen, schließlich ein Torwart, der diesen Ball durchaus nicht halten muß, aber auch mal darf. Da kriege ich schon Ausschlag. Dann, es steht ja immerhin 1:1, dieses zunehmend hühnerhafte Panikspiel vor der eigenen Abwehr, wo schon jeder zweite Ball hängenbleibt, und was dann nach vorne geht, verliert sich entweder irgendwo im Mittelfeld oder spätestens zwanzig Meter vor dem gegnerischen Tor, wo jeder nur zu denken scheint, er muß noch drei Gegner ausspielen, anstatt mal den einfachen Ball zum Mitspieler fünf Meter daneben zu wählen oder gar – hört, hört – nach außen zu spielen. DAS soll Spaß machen? Denen auf dem Feld macht es ja schon keinen Spaß. Wie soll es dann mir Spaß machen?

Ich weiß, daß Du mir jetzt vermutlich mit dem Hinweis auf fernöstliche Weisheit oder weitere mir unbekannte Klampfenheinis aus den 60ern klarmachen wirst, daß ich mich nicht so anstellen soll, aber ich war lange genug vernünftig. Martin, bitte, ich brauche Punkte, dringend. Nicht ein, nicht zwei, nein, gleich drei oder am besten vier (einen für die Tordifferenz extra, haha). Wenn schon nicht das, dann möchte ich wenigstens, daß irgendwer in Frankfurt und Cottbus Bilanzen gefälscht hat. Zwangsabstiege, her damit. Ich stelle hiermit den Antrag, daß wir uns in 1. FC Kaiserslautern umbenennen. Dann kann der DFB wenigstens wieder mauscheln. Statt dessen kriegen wir ein Länderspiel gegen Wales. Was hilft uns denn das für die Bundesliga?

Ja, und dann muß ich auch noch hören, daß Hans Meyer mal wieder drei Spieler gedingst hat. Wie heißt das doch gleich offiziell? Gemeuchelt, abgesägt, ans Kreuz genagelt? Nein, bei borussia.de heißt das immer anders – freigestellt oder so, glaube ich. Dem Spieler frühzeitig geholfen – richtig, jetzt hab ich’s – einen neuen Job zu finden. Weißt Du, Martin, ich will das gar nicht inhaltlich beurteilen. Zwar gibt es da jede Menge Kandidaten im tatsächlich überdimensionierten Mittelfeld, die mir wesentlich eher als Rumpelfüßler erscheinen als die drei, die es nun erwischt hat. Aber das ist ja auch gar nicht der Grund, und so muß man es vielleicht doch dem Trainer überlassen zu erkennen, wer ein Stinkstiefel ist oder nicht. Das einzige, was mich stört – und zwar richtig – ist freilich, daß wir vor einem halben Jahr mit einem Team aufgestiegen sind, in dem angeblich alles super war, weil der Mannschaftsgeist ach so toll war und jeder für jeden gekämpft hat, und nun haben wir bereits wieder ein Sammelsurium an Einzelkämpfern, teils angeblich verbittert, teils unbedarft, der eine motzt hier, der andere da, und Besserung ist nicht in Sicht. Na, wie konnte man das denn wieder innerhalb von Rekordzeit gegen den Baum fahren? Waren die Jungs nicht oft genug gemeinsam raften oder Plätzchen backen, oder hat hier vielleicht nur jemand einen aufgeblähten Kader hingestellt, der zunehmend ohne Hierarchien auswucherte und schließlich wie ein alter Ballon geplatzt ist?

Ich lasse es vorerst hierbei. Ich könnte jetzt noch etwas zu dieser Israel-Reise sagen, aber das wäre dermaßen politisch inkorrekt, daß ich mir das für den weihrauchseligen Advent aufhebe. Ach ja, in einem dieser Schurkenstaaten wurde gestern ja tatsächlich gewählt. Interessiert mich das? Nein. Mich interessieren drei Punkte, jetzt. Spätestens in Bielefeld. Formel 1 ist fertig bis nächstes Frühjahr, als muß mein Kick vom Fußball kommen. Hans Meyer, übernehmen Sie: Drei Punkte bitte, sonst frage ich den Bonhof, ob er noch mal Trainer werden möchte. Chelsea hat ihn ja gerade wegrationalisiert…

Mit stierem Blick in den Tisch beißend und durch den Allerwertesten die „Elf vom Niederrhein“ pfeifend grüßt Dich

Dein Joachim

Mittwoch, 5. November 2008

michelle obama auf die bank

Ein Klinsmann allein reicht nicht: Es fehlt noch eine Menge, bis der deutsche Fußball verdient, fortschrittlich genannt zu werden. Willi ist nach wie vor in Haft, und auch an anderer Stelle liegt einiges im Argen: An der Seitenlinie.

Wir haben eine Frau an der Regierungsspitze, nun bekommt Amerika erstmals einen Schwarzen zum Präsidenten, und der sonst so spießige deutsche Karneval feierte gar schon in den 70ern mit einem echten Neger an der Spitze. Nur im Fußball will derlei Weltoffenheit nicht Einzug halten.
Wir fordern deshalb zum nächsten Trainerwechsel (vgl. change) beim VfL im Frühjahr 2009, wenn Hans Meyer wegen Erfolglosigkeit entlassen werden wird, die erste Frau/den ersten Schwarzen auf der Trainerbank eines Bundesligisten. Yes, we can!

Dienstag, 4. November 2008

ein pünktchen hoffnung

Es war besser als erwartet und doch nicht ausreichend. Auch wenn es Pflichtsiege nicht gibt und es vermessen wäre, ein Unentschieden gegen Augsburg als Niederlage zu verkaufen: Ein Punkt und ein Tor aus den vergangenen drei Spielen sind zu wenig für die Mission 33, bei Licht besehen sogar für die Mission 34. Entsprechend sorgenvoll, bisweilen sogar ratlos, beobachete Coach Pele Wollitz das nicht einmal gänzlich unansehnliche Treiben seiner Jungs am Sonntagnachmittag an der Bremer Brücke.

Wieder geriet der VfL sehr früh selbstverschuldet in Rückstand. Mit dem Tempo des ersten Augsburger Angriffs war die Osnabrücker Defensive überfordert. Rechtsverteidiger Marcel Schuon war in der zweiten Minute nicht zur Stelle, statt seiner verlor Kollege Cichon das entscheidende Kopfballduell, und anschließend verzichtete Darlington Omodiagbe darauf, den Torschützen Michael Thurk bei seinem feinen Schuss zu stören. Die Wiedergutmachung nach den enttäuschenden Spielen gegen München und Kaiserslautern war gleich nach Anpfiff zu einem noch härteren Stück Arbeit geworden.

Augsburg spielte teilweise so nach vorn, wie Wollitz das gerne hätte: schnell mit diagonalen Pässen in die Spitze, die es der gegnerischen Abwehrkette schwer machen; desöfteren half nur, auf Abseits zu hoffen. Dass das Offensivspiel der Augsburger trotz ihres Trainers oft gefällig aussah, zeigt umso mehr, wie viel Potenzial im bayrischen Kader steckt.
Osnabrück versuchte ein Menge. Mangelnde Einstellung ist dem VfL denn auch nicht vorzuwerfen, aber Wille allein schießt noch keine Tore. Erfrischend auf das Spiel des VfL wirkten sich immerhin die wieder genesenen Henning Grieneisen und Gaetano Manno aus. Gemeinsam mit Pierre de Wit und dem stärksten Mann des Spiels, Fiete Sykora, sorgten sie schließlich für den Ausgleich Ende der ersten und ein fast schon fulminantes Feuerwerk am Ende der zweiten Halbzeit. Ein zweites Tor gelang Osnabrück trotzdem nicht.

Dass es beim 1:1 blieb, hatte hüben wie drüben zwei Gründe: fehlendes Glück und wenig Mut. Auf der einen Seite vereitelte Wessels drei, vier tolle Möglichkeiten der Augsburger, auf der anderen Seite weigerten sich gleich einige Osnabrücker vehement, einfach mal abzuziehen: Heidrich etwa, Schäfer oder de Wit.

Manches macht aber Hoffnung für bald: Nach der Auswechslung vom mit Gelb verwarnten Thomas Cichon in der 58. Minute wurde sichtbar, dass das Heulsüschen nicht notwendige Bedingung für eine stabile Defensive ist. Sollte Cichon weiter schwächeln, dürften Anderson und Omodiagbe das auch ganz gut alleine können.
Außerdem erweist sich Fiete Sykora mehr und mehr als tolle Neuverpflichtung. Er war an nahezu jedem gefährlichen Angriff beteiligt und versteht es, blitzschnell den richtigen Mitspieler in Szene zu setzen. Damit schafft er das, was Nico Frommer seit knapp zwei Jahren meist vergeblich versucht.

Gemessen an der schwierigen Phase, in der Osnabrück gerade Fußball arbeitet und nicht spielt, war das Unentschieden gegen Augsburg eine ordentliche Leistung. Spielerisch lassen die Jungs nach wie vor einiges zu wünschen übrig, trotzdem dürfen sie erhobenen Hauptes nach Rostock fahren. Fakt bleibt allerdings: Am Ende zählen nur gewonnene Punkte, und davon hat der VfL zuletzt einige liegen lassen.