Mittwoch, 31. Dezember 2008

das dramulett-silvester: vergangenheit und zukunft

Auch in dieser Winterpause zeigt das VfLog-Ensemble wieder mit kleinen Dramuletten seine Extraklasse auf der anderen Bühne, die die Welt bedeuten mag. Ab nächster Woche wie immer dienstags, geht es zunächst mit einer Sondervorstellung zu Silvester los – passend zwischen Dinner for One und dem morgigen Traumschiff-Abend.

Eine nur schwach beleuchtete Bühne. Von der Decke hängen Pyjamas und Putzeimer in großer Zahl. Schemenhaft erkennt man Kristian Lisztes und Paul Stalteri. Beide jonglieren mit je einem in der Dämmerung grün leuchtendem Fußball und versuchen, den Ball hochzuhalten.

Lisztes' Ball fällt hin.

KL: "Au! Aua! Meine Leiste! Mein Knie! Meine Rippen! Meine Ferse! Meine Wirbelsäule! Au! Mein Nacken! Aua!"

Er bückt sich, offenbar unter großen Schmerzen und hebt den Ball auf. Er jongliert weiter. Stalteri scheint KL nicht zur Kenntnis zu nehmen.

Lisztes' Ball fällt erneut hin.

KL: "Aua! Au! Mein Knie! Meine Hüfte! Meine Leiste! Mein Nacken! Au! Meine Wirbelsäule! Meine Leiste! Au!"
PS: "Die Leiste hattest Du schon, die war jetzt zweimal."
KL: "Die hat auch zweimal wehgetan."
PS: "Reiß Dich halt zusammen. Mir tut auch alles weh, aber ich lass es nicht so raushängen."
KL: "War denn die ärztliche Untersuchung noch nicht?"
PS: "Doch, aber da bist Du ja auch durchgekommen damals."
Beide lachen.

Black.

Dienstag, 30. Dezember 2008

borussias einkäufe


In der Winterpause geht Borussia bekanntlich gerne shoppen. Wir haben beinhart recherchiert und in einer Gladbacher Kneipe diesen Einkaufszettel gefunden. Ganz offensichtlich haben hier einige Kicker eine Liste für die bevorstehende Silvesterparty verloren. Die zu besorgenden Utensilien sind einschlägig und lyrisch zugleich:
"Sangria (Putzeimer)" lässt den Abstiegskampf vergessen, ebenso wie Sekt und Schnäpschen. Doch was verbirgt sich hinter "Normales"? Geheimnisvolle Zaubertränke? Gladbacher Dopingmittel? Oder einfach nur Bier?

Auch die Mottosuche scheint noch unabgeschlossen, kreist jedoch um eher melancholische Themen zum Jahreswechsel. Eine verschlafene Pyjama-Party für die Schlafmützen in der Abwehr? Oder lieber eine Hartz IV-Party in Andenken an die entlassenen Kollegen (und in Antizipation des eigenen Schicksals)? Man darf gespannt sein, wie am Niederrhein das neue Jahr eingeleitet wird. Für Putzeimer ist jedenfalls gesorgt. Während der Party werden sie sicher ebenso nützlich sein wie danach.

Montag, 29. Dezember 2008

der sporadische adventskalender: türchen 33

Erst am 30. Januar rollt der Ball wieder. Bis dahin sind es noch 33 lange Tage. In dieser herzlosen Zeit öffnen wir ab und zu, also: sporadisch ein virtuelles Türchen. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was für ein Leckerli drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar? Heute: Thomas Mann.

Nichts kann das Jahr besser zum Ende geleiten als die Tagebücher von Thomas Mann. Bestürzend und heiter zugleich schreibt er etwa zum "Jahresausklang 1951" am 29. Dezember:

"10 Uhr zu Dr. Wolf zur Untersuchung. Natürlich liegt organisch nichts vor. Für Mittwoch Erprobung des Verdauungstrakts angesetzt - notorisch lästig und bestimmt überflüssig, da alles nervös und psychisch. Früher stimmte die Bestätigung meiner körperlichen Tüchtigkeit mich heiter, ich glaube, sie tut das nicht mehr."

Und nur als Beleg, dass dies keine Eintagsfliege ist und die Lektüre wirklich lohnt: Am 26. Dezember desselben Jahres schrieb Mann schon:

"Champagner. Appetitlos, müde und leidend. Früh hinauf. Am besten ist schlafen. Wache ungern."

Sonntag, 28. Dezember 2008

kommt er oder kommt er nicht?

Wir glauben: Er kommt nicht. Schließlich hat er sich seit eineinhalb Jahren wohl nicht mal ein Bisschen weiter entwickelt. Er stagniert. Er steht seit Mai 2007 auf der Bremse, und das in einem Alter, in dem permantetens An-sich-Arbeiten unter Wettkampfbedingungen - siehe Andreas Schäfer - Gold wert ist. Richtig ist zwar auch: Er versteht sich bestens mit Pele Wollitz und schaut seit seinem Wechsel immer mal wieder in Osnabrück vorbei. Doch wir glauben trotzdem: Das wird nicht reichen. Normalerweise nämlich nimmt Wollitz, was seine Mannschaft angeht, keine Rücksicht auf Sentimentalitäten. Ein "Könnte-Einschlagen-Transfer", auf die Schnelle in der Winterpause, wird ihn nicht sehr reizen. Addy-Waku Menga wird also, obwohl Rostock ihn loswerden will, nicht zurück nach Osnabrück kommen.

Samstag, 27. Dezember 2008

jubiläum

Ist eigentlich irgendjemandem klar, dass wir mit dem Post vom 23. Dezember ganz unscheinbar den 1.500 Beitrag auf unserem kleinen Familienblog geschrieben haben? Nein? Uns auch nicht. Jetzt fällt es auf, und zum Feiern ist es eigentlich zu spät. Müssen wir wohl noch 1.500 mehr schreiben und dann den 3.000 feiern. Ihr seid dabei? Dann ist ja gut.

Ansonsten: Gladbach kauft und kauft. Das will gewürdigt werden. Aber man traut sich ja gar nicht recht, Kommentare abzugeben, weil eh am nächsten Tag schon der nächste Transfer kommt. Und es geht doch ums Gesamtpaket. Daher heute erst einmal nur tentativ: Die ersten drei stimmten skeptisch. Dante gut, alles gut. Ein Stürmer aber fehlt noch. Toni Polster ist unseres Wissens derzeit ablösefrei zu haben.

Freitag, 26. Dezember 2008

weihnachtsgruß vom fußballgott

Liebe Freunde der Leibesübungen,

verzeiht, ich bin einen Tag später dran als gewöhnlich, aber was hier oben im Fußballhimmel los war, könnt ihr euch nicht vorstellen. Irgend einer meiner Pappenheimer von Engeln hat sich kurz vor Weihnachten klammheimlich eine neue Versandoption für mein Demagogen-Shirt ausgedacht. "Lieferung garantiert bis zum Heiligen Abend", stand da auf einmal auf dem Bestellschein. Nicht genug, dass ich seit Tagen ununterbrochen Shirts nähe, nein: Jetzt musste ich auch noch bei der Auslieferung mit anpacken. Das Deluxe-Paket mit beflockter Rückennummer 20 und dem Spielernamen "Theo" habe ich vorgestern Abend höchstselbst in die Otto-Fleck-Schneise nach Frankfurt gebracht. Dabei hab ich mich schlimm erkältet. Gestern war deshalb an Schreiben nicht zu denken. Sorry nochmal, doch ich habe euch ganz bestimmt nicht vergessen.

Das war wieder ein Jahr für die VfLs, was?! Und ich kann verstehen, dass ihr viele Fragen habt. Meine Gnade und Güte mag Euch manchmal verborgen bleiben, doch seid gewiss: Ihr seid mein A und O. Der Reihe nach:

Willi. Er sitzt noch immer bei Wasser und Brot in seiner Zelle im Frankfurter Westend, dieser Tage jämmerlicher denn je, so ganz ohne Fußball und deshalb auch ohne öffentliche Aufmerksamkeit. Die Spendenmoral der Deutschen lässt zu Weihnachten alle Jahre wieder zu wünschen übrig. Alles geht an arme Kinder im Ausland, an Willi denkt niemand. Armer Tropf, das stimmt. Warum ich nichts tue? Liebe Freunde, verkennt nicht, dass ich tue, was ich kann. Vergesst nicht, dass ich der war, der ich gewesen sein wollte, als ich durch Euch vor einem Jahr die "Free Willi"-Bewegung auf den Weg brachte. Seitdem haben wir viel erreicht, auch wenn die Despoten der Fußball- und Leibesübungen (DFL) nicht locker lassen und Willi nach wie vor malträtieren. Wir müssen weiter kämpfen. Einfach in Frankfurt einmarschieren und alles platt machen, das ist meine Sache nicht. Steht mit mir auf und protestiert! Das ist unsere Wahl!

Jürgen, der Dorfverein, die EM. Manchmal sitze auch ich einfach nur auf meinem Thron, tendel ein bisschen mit meinem alten Azteca rum und amüsiere mich. Etwa wenn hochbegabte Übungsleiter wie Falko Götz wahrhaftig wieder einen nächsten Job bekommen, oder wenn der FC Bayern in Ermangelung meiner selbst einen eigenen vermeintlichen Fußballgott einkauft. Wenn sich der Transfer als weniger segensreich entpuppt als geplant, haben die Bayern glücklicherweise genug Geld, um diese Sünde mit dem ein oder andere Ablasshandel auszulöschen und Qualität nachzuverpflichten. Liebe Borussen, nehmt euch dieses goldene Kalb nicht zum Beispiel. Vertraut auf meine Kraft, das ist recht und billiger! Es schmerzt mich, das sagen zu müssen, aber nehmt euch doch ein Beispiel an dieser Mannschaft aus Haffenholm, diesem kleinen gallischen Dorf, das den Großen Paroli bietet. Dafür braucht man kein Geld, dafür reicht Leidenschaft und Engagement. Kennt Ihr diese Tugenden noch in Gladbach?
Im Sommer jedenfalls kanntet ihr sie noch. Damals, erinnert Ihr Euch, war die Borussia gerade aufgestiegen und hatte einen tollen Trainer, und auch der andere VfL sonnte sich glückselig im Erfolg. Das war schön im Sommer, so sorgenfrei, dass ich meinen ganzen Jahresurlaub auf einmal genommen habe. Ich war in Spanien, trank Rotwein in Massen und weinte vor Freude, wie damals am siebten Tage, als ich ruhte, nachdem ich am sechsten die beiden VfLs geschaffen hatte. Ich war so zufrieden, dass ich den Spaniern keinen Wunsch abschlagen konnte.

Die beiden VfLs. Ihr wart artig und sehr fromm, im ersten halben Jahr 2008! Nichts machte mich so stolz wie euch Wochenende für Wochenende zuzuschauen. Die Borussia stürmte von Sieg zu Sieg und war schneller am Ziel, als selbst ich es für möglich gehalten hatte. Und der andere VfL machte mich verlegen, so groß war das Opfer, das die Osnabrücker mir brachten. Bis zum letzten Spieltag ließen sie sich Zeit für den ganz großen Sieg. So süß war das, dass ich aus dem Bauch heraus entschied, mit Pele auf dem Balkon den Fans zuzujubeln. (Der Mann rechts auf dem zweiten Bild im, hüstel, rosa Hemd!) Ihr seid mir welche!
Und aktuell? Osnabrück ist mir nach wie vor eine helle Freude, doch Ihr Borussen, Ihr armen Tore, macht mir Kummer. Was veranstaltet Ihr bloß für Götzentänze? Für nichts und wieder nichts? Was mögt Ihr damit bezwecken? Ihr macht mich glauben, es sei Euch ernst mit Eurer Abkehr vom Guten und Richtigen. Ihr macht mich glauben, Ihr verleugnetet mich, doch ich weiß, Ihr werdet künden bald, dass Ihr irrtet. Meine Arme lassen Euch nie los. Dies wird sein in einem halben Jahr: Ich werde Euch den kleinen Finger reichen in der 2. Liga und Euch von Herzen wünschen, Ihr nähmt die ganze Hand.

Vergebung. Der Donner meines Zorns war grausam, als ich im Frühjahr von diesem Tölpel im Gotteskostüm Kenntnis bekam, und meine Hauptabteilung "XV/Inlandsaufklärung" hat schnell ganze Arbeit geleistet. Der Schuldige wurde ausgemacht und abgestraft, mit aller gebotenen Härte und ohne die Gnade, deretwegen ihr mich so schätzt. Doch jetzt ist gut. Am Ende eines Jahres möge auch dieser arme Sünder wieder leben dürfen. Er macht künftig ein Bühnenpraktikum am Berliner Ensemble.

"So sei es, und so wird es werden", sprach der Hirte Pal zum Engel Ernst. "Ich werde bei euch sein alle Tage", antwortete ich. Vertraut drauf!
Ach, und gebt nicht zu viel auf das Wort von diesem Christus. Geht lieber öfter mal ins Stadion!

Frisch auf!
Euer Fußballgott

Donnerstag, 25. Dezember 2008

um himmels willen

Von: Fußballgott
0700-38722554688

An: Martin & Maik, VfLog
0700-586437

Telegramm

Verzeihung. +++ Hier Hölle. +++ Trotz Himmel. +++ Weihnachtsgruß nicht vor morgen Nachmittag. +++ Bin im Stress. +++ Und krank. +++ Trotzdem frohes Fest! +++ LG, Fg.

Dienstag, 23. Dezember 2008

der sporadische adventskalender: türchen 39

Erst am 30. Januar rollt der Ball wieder. Bis dahin sind es noch 39 Tage. In dieser herzlosen Zeit öffnen wir ab und zu, also: sporadisch ein virtuelles Türchen. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was für ein Leckerli drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar? Heute: Die Phrasendreschmaschine.

Ach, reizend, unser Papst. Heute morgen hat er sich in seinen kleinen Benediktiner-Kopf gesetzt, mal wieder ein bisschen gegen Gott und die Welt zu moppern. Seit sein Vorgänger Johannes Paul II. verschieden ist - bekanntlich ein enger Freund unseres Schirmherrn -, ist Benedikt ja so eine Art Uli Hoeneß der katholischen Kirche.
Jüngst hat er gegen seinen Bruder Georg eine Wette verloren (Wer wird Herbstmeister?). Deshalb galt es heute, die Wettschuld einzulösen. Georg erbat sich, sein kleiner Bruder Karl müsse die traditionelle Ansprache zum Jahresende mithilfe der Phrasendreschmaschine (Link unten) bestreiten.

Das Ergebnis ist bekannt. Benedikt fabulierte vom gottgewünschten Zusammenleben von Mann und Frau und deutete sanft an, wer das missachte, befördere die "Selbstzerstörung des Menschen und so die Zerstörung von Gottes eigenem Werk". Es gelte, die "Natur des Menschen gegen ihre Manipulation zu verteidigen".
Nun sitzt er sicher mit zwei Gläschen Mariacron und seinem Bruder Georg im weihnachtlichen Kämmerlein im Petersdom und giggelt, dass sie alle reingefallen sind auf seinen greisen Blödsinn. Die üblichen Verdächtigen jedenfalls (Volker Beck, andere Schwule, eine Lesbe aus Großbritannien) sind ordentlich auf Zinne.

Probieren Sie sich doch selbst mal an einer Weihnachtsrede mithilfe eigens ermittelter Phrasen. Dann lernen Sie schätzen, wie wacker sich Benedikt geschlagen hat!

Montag, 22. Dezember 2008

der sporadische adventskalender: türchen 40

Erst am 30. Januar rollt der Ball wieder. Bis dahin sind es noch 40 Tage. In dieser herzlosen Zeit öffnen wir ab und zu, also: sporadisch ein virtuelles Türchen. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was für ein Leckerli drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar? Heute: Eine Art Gedicht.

Damit es Weihnachten Geschenke gibt, das lehren Mama und Papa vom Anfang aller Tage, muss man artig sein oder, quasi als Notablass in letzter Minute, etwas Ungewöhnliches aufführen. Ein Gedicht aufsagen zum Beispiel.
Unser Gedicht, nunja, muss man wohl unter konkrete Poesie verbuchen. Jedenfalls befindet es sich im Gewand der VftabelLe rechts auf dieser Seite. Damit es im Mai Geschenke gibt (Klassenerhalt, zwei Mal), haben wir, ganz verrückt, die Rangliste auf den Kopf gestellt. Ist mal was anderes, mutet an wie ein Akt des Protests, und Gladbach steht endlich wieder oben. Das ist gut für die Seele in der sonst so tristen, fußballfreien Winterzeit. Schön, oder?

Ach, wer es noch nicht begriffen hat: Die VftabelLe ist die stärkste Liga der Welt und listet entsprechend kohärent ausschließlich VfLs. Gezählt wird der Quotient aus gewonnenen Punkten und bestrittenen Spielen. Auch verkappte VfLs wie Lotte oder Nürnberg und die Handball-Kollegen aus Gummersbach dürfen mitmachen.Wenn auch Sie noch einen VfL kennen, der an einem regelmäßigen Ligabetrieb teilnimmt: Keine Bange, früher oder später werden wir wieder auf Desaster-VfLs angewiesen sein.

Sonntag, 21. Dezember 2008

vierter advent

Die Torwartlegende Buffon schreibt in seiner (muss es heißen: ihrer? Geht das grammatische Geschlecht vor oder das natürliche?) Autobiographie, Mönchengladbach habe stets zu seinen Lieblingsfußballklubs auf der ganzen Welt gehört. Das Wort sei so schön, so unaussprechlich, so mysteriös. Dies lese ich gerade in einer alten Süddeutschen. Und fühle mich mit einem Schlag ganz weihnachtlich. Ganz unaussprechlich schön und mysteriös. Wie dieser dumme wunderbare Verein.

Samstag, 20. Dezember 2008

endspurt

Es ist jedes Jahr das Gleiche. Ca. vier Tage vor Weihnachten rufe ich meinen Bruder an, ein alter Kölnfan. "Wir haben keine Geschenke. Nicht für die Eltern. Nicht für uns. Was machen wir jetzt bloß?!" Mein Bruder, Kölner durch und durch, bleibt locker. "Ich fahre morgen ins Centro. Hast Du eine Idee?" Und dann fallen uns innerhalb von sieben Minuten so viele tolle Geschenke für alle Welt ein, dass wir glücklich und pleite das Gespräch beenden.

Mir fällt auf, dass sich Borussia seit Jahren ganz ähnlich verhält, aber leider entscheidende Details falsch macht. Kurz vor Weihnachten ruft der Trainer den Manager an. "Wir haben keine guten Spieler. Nicht in der Abwehr, nicht im Sturm. Was machen wir jetzt bloß!?" Der Manager, Gladbacher durch und durch, schiebt Panik. "Ich hab keine Ahnung. Aber ich telefoniere mal die Spielervermittler durch. Irgendeine abgehalfterte Krampe, die wir der Presse als Hoffnungsträger verkaufen können, finde ich schon." Und dann lassen beide den Hörer traurig aus der Hand gleiten, weil sie wissen, dass sie dem Abstieg wieder einen Schritt näher gekommen sind.

Freitag, 19. Dezember 2008

casual friday

Heute lassen wir es mal locker angehen. Es ist Winterpause! Und auch der letzte Arbeitstag des Jahres ist vollbracht. Maik tummelt sich in Kopenhagen und flirtet Meerjungenfrauen an. Ich treibe mich auf einem Konzert der großartigen Mardi Gras.bb rum. Das Leben ist schön. Und es gibt keinen Fußball.

Donnerstag, 18. Dezember 2008

seitenwechsel #72

So viele Brand-, Schmäh- oder Liebesbriefe haben wir uns schon mit den lieben Kollegen von Seitenwahl geschrieben. Und wie Toni Schumacher fordert: Wir machen weiter, immer weiter. Diesmal versucht Joachim noch einmal besinnliche Stimmung aufkommen zu lassen, bevor es in die Weihnachtspause geht. Martin macht, wie es so seine Art ist, da nicht mit und flieht in den Alkohol - bei Seitenwahl.

Lieber Martin,

ich sitze auf der Terrasse. Im Schatten läßt sich das Sommerhitze gut aushalten. Gleich kommen die Steaks auf den Grill, die Kohle nimmt schon Temperatur auf, und daneben kühlt das Bier im Wasserbad. Die Vögel singen, als wüßten sie, daß Wochenende ist und Borussia spielt. Ich gehe zum Fernseher und schalte den Videotext ein, denn gerade hat das Spiel begonnen. 1:0, 2:0, 3:0, so schnell kann sich die Seite gar nicht erneuern. Nach gut zwanzig Minuten steht es 6:0; ich habe so lange vor dem Fernseher ausgeharrt, denn in mir macht sich Zufriedenheit breit. Das nenne ich richtige Einstellung. Vorsichtige Hochrechnungen laufen auf Rekordergebnisse hinaus, zumindest wird das Spiel zweistellig enden, kein Zweifel. Die Welt ist gut.

Ich hänge im Bürostuhl, und die Arbeit türmt ihren gewohnt Vorweihnachtsberg auf; er wird nicht kleiner. Vom Regenschirm perlt noch der kalte Sprühregen ab, der das Gemüt umschattet hat und die Straßen in Rutschbahnen verwandelt. Mein Chef, Dortmund-Fan, macht keine Witze mehr über die wahre Borussia; tiefer kann ein Verein nicht sinken. Die halbe Stammelf besteht inzwischen aus Milchbärten, und Hans Meyer hatte den Eindruck, er arbeitete gut mit Christian Ziege zusammen, bis der plötzlich weg war. Nun, ich hatte den Eindruck, Borussia spiele ordentlich, bis ich auf die Tabelle guckte. In mir macht sich Verdruß breit. Vorsichtige Hochrechnungen laufen auf neue Rekord-Peinlichkeiten hinaus, zumindest wird die Saison im Verderben enden. Die Welt ist schlecht.

Vier Monate liegen zwischen beiden Tagen, zwischen Fichte Bielefeld und dem Tag, an dem Borussia Mönchengladbach zu Flechte Mönchengladbach zusammengeschrumpelt ist. Der Sommertag wurde schnell zu Schall und Rauch, denn bereits nach dreißig Minuten stellte die Mannschaft das Spielen ein und hat es seitdem kaum mehr aufgenommen. Doch genauso, wie die sommerliche Gefühlslage Makulatur wurde, kann dies mit der winterlichen geschehen. Immerhin ist es das aktuelle Wunder des Hauses Brandenburg, daß nach all den verlorenen Schlachten der Abstand zum rettenden Ufer nur zwei Punkte beträgt.

Tatsächlich wundert man sich wieder einmal über manche Form der Berichterstattung. Nach der Niederlage gegen Leverkusen und somit nach weniger als der Hälfte der Spielzeit ergingen sich Reporter normalerweise seriöser Medien gleich serienweise in Weltuntergangsphrasen und provozierenden Fragen an den Trainer mit dem Tenor, wann er denn das Handtuch schmeiße (dieselben werden beim nächsten Trainerwechsel wieder entrüstet die „Kontinuität“ beschwören). Am nächsten Tag zeigte die Sportschau nach dem Rückblick auf das Leverkusen-Spiel eine Reportage über Eugen Polanski, implizit mit der These „Seht her, was für einen Weltstar die blöden Gladbacher wieder haben laufen lassen!“ Das aktuelle Team wird nebenbei zerlegt wie ein überfahrenes Reh: Marin hierhin, Baumjohann dahin, ein paar andere in den Kühlschrank, der Rest in den Müll.

Ist das alles nicht etwas voreilig? Wer hat denn einem Polanski verboten, gut Fußball zu spielen, als er noch in Gladbach war? Wie viele „Stars“ sind schon aus Gladbach abgewandert und haben anschließend Karriere gemacht in einer Form, die über ihr bisheriges Niveau hinausging? Compper, gut, das bleibt abzuwarten. Wo ist Jansen? Das Beispiel Schlaudraff, das ich immer höre, ist der Witz schlechthin. Und sonst? Das Problem ist nicht, daß Spieler gehen, sondern daß zu viele Fehleinkäufe kommen – da sind wir wohl eher bei den Themen Scouting und Management. Und selbst das ist ein Luxusproblem, denn wenn ich das mit den anderen vier derzeitigen Abstiegskandidaten vergleiche, dann weiß ich nicht, wer außer Borussia in der Winterpause noch halbwegs ordentlich nachlegen kann.

Deshalb, lieber Martin, ende ich für dieses Jahr besinnlich und friedfertig. Ich war skeptisch, als ich Hans Meyer zurückkommen sah, doch die Male, die ich ihn seitdem getroffen und angehört habe, hat er mich überzeugt. Man lasse ihn in Ruhe arbeiten; wir sind noch nicht abgestiegen. Ja, es sind sogar Träume erlaubt. Ab und an habe ich in Aachen zu tun, und da höre ich permanentes Gerede von Relegationsspielen zwischen Alemannia und Borussia. So be it: eine spannende Rückrunde, und dann fegen wir die Kartoffelkäfer vom Acker, das ist ein Vorausblick auf ein richtig schönes Fußballjahr 2009.

Es wünscht Dir Frieden im Herzen und fette Konten, ob sie Punkte im Fußball oder Euro auf der Bank enthalten,

Dein Joachim

Mittwoch, 17. Dezember 2008

der sporadische adventskalender: türchen 45

Ab dem 30. Januar rollt der Ball wieder. Bis dahin sind es noch 45 Tage. Wie es unsere gute Pflicht und Schuldigkeit schon seit Jahren ist, wollen wir in dieser herzlosen Zeit ab und zu sporadisch ein virtuelles Türchen öffnen und einen schmackhaften Leckerli zur Einstimmung auf die Rückrunde präsentieren. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar? Heute: Musiker aus New York.

{45}



[Bild aus dem Tompkins Square Park, dem ehemaligen Drogenumschlagplatz Nummer Eins in New York. Ein paar Aufputschmittel können die VfLs zum Rückrundenstart gut brauchen!]

Dienstag, 16. Dezember 2008

wolfgang sidka-gedenktag

Man wähnte sich schon Zeuge eines einmaligen Vorgangs, damals im Frühjahr 2000. Osnabrück grüßte nach einem 1:1 bei Arminia Hannover souverän von der Tabellenspitze, war nach diesem 22. Spieltag zum 21. Mal Erster. Dann entließ der VfL seinen Trainer Wolfgang Sidka.
Diese Entlassung ist bis heute ein besonders wunder Punkt in der ohnehin nicht wenig schillernden VfL-Trainerhistorie, auch wenn sich Präsidium und Mannschaft sofort alle Mühe gegeben hatten, die Posse zu rechtfertigen: Unvermeidbar sei alles gewesen, zu viel habe auf dem Spiel gestanden, und die Probleme mit Sidka seien krasser gewesen als für Außenstehende vorstellbar. Sie hatten schon Spülhände in Osnabrück vom vielen in Unschuld waschen.

Nun hat Holstein Kiel seine Trainer Peter Vollmann und Peter Zanter entlassen. Die beiden haben Holstein zum Überraschungs-Herbstmeister der Regionalliga Nord gemacht und fahren forsch auf Aufstiegskurs.
Statt ihrer übernehmen jetzt Falko Götz und Andreas Thom das Kommando an der Förde, weil die Vereinsführung sich überlegt hat, bis 2012 in der 2. Liga spielen zu wollen. Ob die Herrschaften die Neustrukturierung des Spielbetriebs verschlafen haben und noch nichts von der eingeführten 3. Liga wissen oder aus welchen Gründen dieser Parforceritt Vollmann und Zanter nicht zuzutrauen ist, bleibt unklar. "Für diese deutlich erweiterten Aufgaben und Verantwortlichkeiten eines Cheftrainers haben Aufsichtsrat und Präsidium beschlossen, personell neue Wege zu gehen", heißt es. Wenn man nun auf die Erfolgstrainer Götz und Thom zurückgreift, müssen Röber, Doll und Fringer wohl vorher abgesagt haben.

Wie dem auch sei: Diese bemerkenswerte Personalie fordert ihn zwingend heraus, unseren Wolfgang Sidka-Gedenktag.

Montag, 15. Dezember 2008

meck, meck. weg, weg.

Christian Ziege ist nicht mehr Co-Trainer beim VfL, er ist zurückgetreten. Ja, Spötter mögen unken, bald berichteten wir auch, wenn sich die Freundin von Marko Marin den Fingernagel eingerissen hat. Aber immerhin war Ziege vor längerer Zeit mal so etwas wie ein Hoffnungsträger, selbst für uns. Damals war Jos Luhukay noch Trainer, das war derjenige, der Borussia beängstigend souverän wieder in die Bundesliga geführt hatte und anschließend gehen musste, weil der Aufsteiger nach einigen Saisonspielen 'nur' im unteren Tabellendrittel strauchelte. Damals jedenfalls attestierte man Sportdirektor Ziege und seiner Borussia noch eine Philosophie, ein Konzept, mit dem anfangs eher unbekannten Trainer Luhukay in schicken Offensivfußball zu investieren, und zwar nachhaltig, mögliche Rückschläge eingerechnet. Geschenkt, man hätte es eigentlich besser wissen müssen. Nun ist jedenfalls Hans Meyer Trainer, der war vor noch längerer Zeit auch schon mal Hoffnungsträger in Gladbach. Und bis heute hieß dessen Co-Trainer Ziege. Bald wird es sicher den nächsten geben.

Sonntag, 14. Dezember 2008

der fußballgott schneidert

Ein Abgebot, das Sie nicht ausschlagen können, erreicht Sie heute aus dem Fußballhimmel. Das ideale Weihnachtsgeschenk für alle, die den Wahnsinn nicht mehr mitmachen wollen. Gladbach ist hoffnungslos Letzter, Osnabrück muss sich hinter St. Pauli, Ahlen und Oberhausen in die Tabelle einsortieren. Christi Geburt ganz im Zeichen der Liebe zu feiern, ist da nicht so einfach. Wichtig ist, all den Ärger nicht in sich reinzufressen. Es braucht ein klares, öffentliches Statement: Mit mir nicht!

Passend zum heiligen Fest gibt's deshalb jetzt Handgenähtes vom heiligen Präsidenten unseres Blogs. Der Fußballgott höchstselbst näht allen VfL-Fans ihr ganz persönliches Demagogen-Shirt. "Unglaublicher Demagoge", so nämlich schimpfen ihn die Engel im Fußballhimmel, wenn er mal wieder Osnabrück einen Elfer in letzter Minute oder Gladbach ein Abseitstor zuerkannt hat.
Nun allerdings ist die Hinrunde vorbei und der Ball ruht bis Ende Januar. Damit dem Fußballgott nicht langweilig wird, schneidert er jeden Tag einige sexy Hemdchen. "Am liebsten sticke ich das Willi-Emblem auf den linken Oberarm", kündet er begeistert aus seinem Nähzimmer. Das ganze gibt's für 25,95 Euro - ein echter Spottpreis.
Also keine Müdigkeit vorschützen: Zugreifen!

Samstag, 13. Dezember 2008

weihnachtsgeschenk für duisburg

Weil Niedersachsen gewöhnlich freundliche Menschen sind und sich diese Freundlichkeit auch durch Asi-Fans aus Duisburg nicht madig machen lassen, hat der VfL gestern Abend zwei Punkte verschenkt. Davon ist allerdings nur ein Punkt in Duisburg angekommen; wo der dritte abgeblieben ist, ist noch unklar. Dem Publikum schenkte die Mannschaft zum Jahresabschluss außerdem noch einmal ein richtig tolles Fußballspiel.

Hätte Fiete Sykora in der Schlussminute das 4:1 für den VfL geschossen, entspräche das in etwa dem Spielverlauf und Chancenverhältnis dieses Zweitligaspiels. 1:1 lautete das Ergebnis am Ende deshalb, weil es Osnabrück an Glück, doch auch an Klasse und Cleverness mangelte. Mit einer Prise mehr davon hätten Schuon, Sykora, Peitz, Grieneisen oder Braun eine ihrer Chancen genutzt. "Sykora muss kurz vor Schluss den Kopfball rein machen, das ist eigentlich ein Pflichttor", war Trainer Pele Wollitz verärgert, wie fahrlässig seine Mannschaft hier Punkte liegen gelassen hat. "Und schon in der ersten Halbzeit müssen die Laufwege der zwei Spitzen besser stimmen: Bei den vielen Flanken von Schäfer müssen die beiden Stürmer einfach den ersten und zweiten Pfosten besetzen."

Energisch, ungemein laufstark und reaktionsschnell spielte der VfL 90 Minuten auf Sieg - und geriet erst einmal wieder in Rückstand. Peitz hatte den Ball zuvor recht leichtfertig per Hackentrick verloren, dann ging alles blitzschnell, und Duisburg führte schmeichelhaft. Knapp zehn Minuten später aber sorgte Reichenberger für den Ausglich, nachdem Heidrich den Ball toll erobert hatte. Dieser Ausgleich war für den VfL der Startschuss für ein schnelles, ansehnliches Fußballspiel, wie es die Bremer Brücke vielleicht seit dem zweiten Saisonspiel gegen Freiburg nicht mehr gesehen hatte.

"Dieses Unentschieden ist völlig unverdient. Ich werde mich deshalb jetzt auch kurz halten müssen, weil meine Mannschaft nichts zum guten Spiel beigetragen hat", urteilte MSV-Coach Peter Neururer anschließend auf der Pressekonferenz. Wollitz war anzumerken, wie sehr es ihn wurmt, am Ende dieser Hinrunde mit nur 19 Punkten dazustehen, erst recht im Vergleich zu Mannschaften wie St. Pauli oder Ahlen, mit denen sich der Coach mindestens auf Augenhöhe wähnt. Dieser Ärger ist mehr als einleuchtend, offenbaren Spiele wie gestern gegen Duisburg doch, welch Potenzial in der Mannschaft steckt. "Das ist herzerfrischender Fußball, phasenweise richtig gut strukturiert. Schade ist, dass sich meine Mannschaft, die alles dafür gibt, unbedingt zu gewinnen, am Ende nicht belohnt."

In der Winterpause wird sich Osnabrück sicher auf ein, zwei Positionen verstärken. Dazu wird recht erwartbar ein rechter Verteidiger zählen, denn Marcel Schuon spielt neben Darlington Omodiagbe in der Innenverteidigung deutlich stärker als auf außen. Wenn dann eine VfL-Mittelfeldraute mit Heidrich, de Wit, Thomik und Geißler auf dem Platz stehen wird, darf man in Osnabrück einer wirklich tollen Rückserie entgegen fiebern. Schon gestern gegen Duisburg hätten de Wit und Geißler zusammen spielen sollen, hätte sich Piero nicht am Vortag verletzt. Weniger Verletzungspech übrigens wäre womöglich schon eine hinreichende Bedingung für mehr als 19 Punkte in der zweiten Saisonhälfte.

VfL-Präsident Dirk Rasch dankte schließlich Publikum und Sponsoren für ein erfolgreiches Jahr 2008, wünschte auch den Duisburgern schöne Weihnachten und hoffte, man werde das Ergebnis im Rückspiel drehen. Neururer nahm die Steilvorlage gelassen auf und raunte: "Wie? Dann wieder 1:1?"

Freitag, 12. Dezember 2008

borussia vs. borussia abgesagt

Wegen starken Regens und Schneefall in Dortmund ist der Platz im Westfalenstadion heute unbespielbar. Die Bundesligapartie Borussia Dortmund gegen Borussia Mönchengladbach musste deshalb leider abgesagt werden. Ein Nachholtermin steht noch nicht fest. Borussia-Coach Hans Meyer fiel ein Stein vom Herzen: "In unserer derzeitigen Form hätten wir hier eh 1:2 verloren!"

Donnerstag, 11. Dezember 2008

neururer beinahe madrilene

Peter Neururer wäre beinahe Nachfolger von Bernd Schuster bei Real Madrid geworden. Das bestätigte Real-Präsident Ramon Calderon auf VfLog-Anfrage. "Wenn wir ein Quiz machen würden unter den Trainern in Deutschland, wer am meisten Ahnung hat von Trainingslehre, Psychologie, und der mit den besten Ergebnissen kriegt unseren Trainerjob bei Real: Dann müssten wir den Peter nehmen", sagte Calderon. Er habe an Neururer geglaubt, "die sportliche Leitung jedoch denkt das Gegenteil".
Die spanische Zeitung "Marca" berichtet, die besseren Spanischkenntnisse hätten am Ende den Ausschlag für Juande Ramos gegeben. Der VfL jedenfalls hat großes Glück gehabt: Nicht auszudenken, hätten sich morgen Abend womöglich Matthäus oder Kohler als MSV-Trainer an der Bremer Brücke vorgestellt.

Mittwoch, 10. Dezember 2008

guter rat, umsonst

Schalke-Fans dieser Erde! Ihr wollt doch euren sympathischen Szene-Kenner Müller unbedingt loswerden, diesen blonden Engel mit dem Riesengespür für Neuverpflichtungen und der bodenständigen Attitüde. Samstag für Samstag laut "Müller raus" brüllen ist da, ehrlich gesagt, verhältnismäßig einfallslos. Außerdem bringt es nichts!

Also: Schimpft Müller doch einfach auf irgend einer halbwegs gut besuchten Internetseite einen "unglaublichen Demagogen"! Dann ein bisschen Atem haben, und die Sache läuft von ganz alleine. Noch vor Beginn der Rückserie wird es dann blau auf weiß heißen: "Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich werde meine persönliche Ehre nicht auf dem Altar des Amtes opfern!"

Nur mal so als Tipp, weil Advent ist!

Dienstag, 9. Dezember 2008

pssst...

...nicht verraten: Wir sind gestern etwas weit vorgeprescht. Sie wissen schon, diese kleine Spitze am Ende, unser Nikolausgeschenk. Hinter vorgehaltener Hand stehen wir selbstverständlich nach wie vor dazu, aber das jetzt öffentlich vor uns her zu tragen, wäre unklug.
Wir wollen doch den Addy in der Winterpause zurück, der bei Rostock ein jämmerliches Dasein fristet. Die werden unsere alte Tormaschine nun aber sicher nicht an einen direkten Konkurrenten abgegen.
Deshalb müssen wir den FC Hansa weiter im kecken Selbstverständnis bestärken. Eigentlich nämlich ist Rostock ein Aufstiegskandidat, die derzeitige Tabellensituation ist nur eine temporäre Übergangserscheinung, und der neue Trainer ist richtig super!

Montag, 8. Dezember 2008

1. auswärtssieg, 2. advent, 3 punkte

Das war ein Schritt ganz weit nach vorn. Dieser erste Auswärtssieg der Saison bedeutet nicht nur Selbstvertrauen und große Erleichterung, Osnabrück hat nun vier Punkte Abstand auf einen Abstiegsplatz. Beides zusammen, das kann man jetzt schon sagen, darf einen zu Weihnachten durchatmen lassen.

Zu Beginn war der VfL, der zur Überraschung vieler mal wieder mit Nico Frommer als Mann hinter der Spitze auflief, ein nächstes Mal kalt erwischt worden. Nach einem blitzschnellen und sehenswerten Ahlener Angriff stand es in der 19. Minute 1:0 für L, äh: RW. So blieb Ahlen auch bis zum Schluss gefährlich: mit zügigen Spielzügen, nur vier oder fünf Stationen bis zum Abschluss.
Doch die tonangebende Mannschaft blieb der VfL, ohne dass sich zwingende Chancen ergeben hätten. In einem umkämpften, bisweilen harten Spiel hatte Osnabrück zwar gefühlt 80 Prozent Ballbesitz, mehr aber auch nicht. Pierre de Wit holte sich desöfteren den Ball aus der Abwehr und versuchte, das Spiel anzutreiben, richtig gelingen wollte ihm das jedoch nicht. Thommy Reichenberger mäanderte völlig harmlos im Angriff, und auch Frommer wirkte stets engagiert, aber mindestens genauso harmlos.

In der 52. Minute hätte Ahlen dann beinahe auf 2:0 erhöht. Stefan Wessels schüttelte nur ungläubig den Kopf über die leichtfertigen Abwehrmanöver seines Mannschaftskameraden Andersen, hatte vorher schließlich aber doch klären können. Dann kam Thomik für Anderson - und mit ihm erneut die Wende.
Wie zuletzt vor einem halben Jahr gelang Nico Frommer mal wieder ein ganz wichtiges Tor. Man gönnt es ihm ja, mehr noch würde man ihm jedoch gönnen, sein offenbar vorhandenes Potenzial häufiger auf den Rasen zu bringen. Mit dem 1:1 jedenfalls war die Marschrichtung weiter klar: Mit gutem Risiko spielte der VfL voll auf Sieg und wurde endlich einmal belohnt; Marvin Braun erweist sich dabei Woche für Woche mehr als wichtiger Mann mit dem goldenen Füßchen.
Das 2:1 in Ahlen, das wunderbare "Auswärtssieg"-Transparent, mit dem die Spieler den 4.000 unermüdlichen Fans dankten, und der Trainer auf dem Zaun, das ist aller Ehren und allemal auch drei Punkte wert.

Nun stehen nach dem 16. Spieltag 18 Punkte auf dem Konto. Das ist umso bemerkenswerter, als der VfL mit einem möglichen Sieg gegen Duisburg im letzten Spiel vor Weihnachten einen Punkt mehr gesammelt haben würde als zur gleichen Zeit in der vergangenen Saison - trotz einer gefühlt sehr unbefriedigenden, sorgenvollen Hinrunde. Das kann dann doch erstaunen.
Und auch wenn es anders läuft: Osnabrück überwintert über'm Strich, selbst mit einer Niederlage am kommenden Freitagabend. Und gottlob geben die vergangenen Wochen Anlass zur Zuversicht, daran war im frühen Herbst noch zu zweifeln. Nun aber scheint sich der VfL in die Richtung weiter zu entwickeln, in die er vor Beginn der Saison schon gut unterwegs war: Hin zu einem selbstbewussten, mutigen, energischen und am Ende vielleicht auch spielstarken Fußball.
Das mag zu blumig klingen, es ist jedoch auch Advent.

Achso, ein Nikolausgeschenk haben wir noch: Glücklicherweise hat Hansa Rostock vor kurzem den Trainer gewechselt. Das sichert dem VfL erwartbar einen weiteren Konkurrenten im Abstiegskampf. Freundlich, diese Leute an der Ostsee.

Sonntag, 7. Dezember 2008

auswärtssieg!

Wie gut, dass es nicht nur einen VfL gibt. Der lilane fährt seinen ersten Auswärtssieg dieser Saison ein und sorgt dafür, dass es am heutigen 2. Advent leicht fällt, das Weihnachtsoratorium aufzulegen und beschwingt mitzusingen: "Jauchzet, frohlocket!"

Samstag, 6. Dezember 2008

endlich wieder eine serie

Einszudrei. Einszudrei. Einszudrei. So liest sich die Liste der letzten drei Ergebnisse der Borussia. Gegen Schalke durfte man. Gegen Leverkusen kann man, wenngleich der Verein zuletzt selbst zwei Niederlagen in Serie eingefahren hat. Und über Cottbus schweigen wir. Dieses Spiel hat Potential, zum Ende der Saison als Schlüsselspiel gesehen zu werden. Hier hat man weit mehr als die eh schon klassischen doppelten Punkte gegen einen direkten Konkurrenten liegen lassen.

Dass es heute gegen Leverkusen wieder zu nichts reichte, das war zumindest beinahe zu erwarten. Immerhin hätte man durchaus Chancen gehabt, mehr als den Ehrentreffer am Ende zu erzielen. Aber dennoch macht sich eine Stimmung breit, die die Hinrunde lieber heute schon, einen Spieltag ehe sie beendet ist, vollständig vergessen möchte. Gut, dass es Glühwein gibt. Das hilft.

Das letzte Spiel dieser verlorenen ersten Hälfte der Saison findet bereits am nächsten Freitag statt. Danach werden alle erleichtert sein, dass es eine Pause gibt. Gladbach wird wieder einmal auf dem winterlichen Transfermarkt zuschlagen und ein, zwei mittelmäßige Spieler holen, die dank sauberer PR-Arbeit kurzzeitig als Hoffnungsträger gelten. Wenn dann der Start in die Rückrunde glückt, besteht tatsächlich noch Hoffnung. Genug andere Clubs sind auch schlecht. Wenn nicht, dann wird die Winterpause die einzig erträgliche Zeit dieser Saison gewesen sein. Wir Borussen kennen das ja schon.

Freitag, 5. Dezember 2008

nippes am freitag

Der Fußball ist schon ein Schlingel. Wer hätte gedacht, dass Hoffenheim am vorletzten Spieltag der Hinrunde in München verliert - und Tabellenführer bleibt? Und wer hätte gedacht, dass Gladbach, der souveränste Aufsteiger seit langem, ein derartiges Desaster hinlegt? Gegen Leverkusen verliert die Borussia übrigens 2:4, sagt Adam Riese, Ergebnisbeauftragter der DFL: "Gladbach schießt gegen Bayern ein Tor mehr als Hoffenheim, Hoffenheim verliert gegen Leverkusen 2:5 - den Rest können Sie selber rechnen." Recht so? Oder schlägt der Schlingel wieder zu?

Donnerstag, 4. Dezember 2008

seitenwechsel #71

Nummer 71. So viele Brand-, Schmäh- oder Liebesbriefe haben wir uns schon mit den lieben Kollegen von Seitenwahl geschrieben. Und wie Toni Schumacher fordert: Wir machen weiter, immer weiter. Diesmal wühlt Martin, wie immer, wenn es ihm schlecht geht, im Müll anderer Leute und animiert, wie weiland Werther, zum Selbstmord - alles nachzulesen bei Seitenwahl. Joachim mimt den treuen Liebhaber und fährt trotzdem BMW. Wie das zusammen passt, weiß nur er:

Lieber Martin,

Du spielst ja ein perfides Spiel – zitierst Du doch glatt aus alten SEITENwechseln, die kein Mensch gelesen hat. Ich übrigens auch nicht. Ich lese diesen komischen SEITENwechsel nie, da unterhalten sich nur zwei alte Säcke über Kamillentee, Rheumakissen und Klampfenheinis, das ist mir intellektuell zu hoch.

Mein Freund, ich schätze an Dir den revolutionären Geist, und wie jeder Revolutionär darfst Du Dich irren. Du musst es sogar, denn der Irrtum ist die Triebfeder der Revolution. Was wäre passiert, wenn Jesus nicht in jedem korrupten Politiker einen Freund gesehen, Karl Marx etwas von Ökonomie verstanden, Che Guevara nicht die südamerikanische Pampa mit den Feldzügen eines Alexander verwechselt oder Jürgen Klinsmann eine ordentliche Trainerausbildung hätte? Insofern sehe ich Dir nicht nur nach, dass Du in Deinem heiligen Eifer – bravo, juchze ich, mein Bester, bravo! – aber so etwas von völlig daneben liegst, nein, ich sporne es sogar an. Mach den Spielern Feuer unterm Hintern, iss Deine Pressekarte auf und vertausche alle Audis gegen Autos, die wirklich ein sportliches Fahrgefühl vermitteln (BMW!). Wundervoll!

Denn, lieber Martin, dies alles ist besser, als den Spielern und dem Verein Deine Liebe zu entziehen. Erstens kannst Du das gar nicht. Schau mal in Deine Fan-Gebrauchsanleitung, Kleingedrucktes, irgendwo ganz hinten: Du musst lieben und verzeihen, sonst kannst Du gleich zu den Bayern wechseln. Zweitens ist es den Spielern scheißegal, ob Du sie liebst oder nicht, mit wenigen Ausnahmen. Schau sie Dir an, wenn sie Deinen Blick erwidern: Siehst Du Verständnis in ihren Augen, spürst Du den Glanz erwiderter Liebe? Nein? Eben! Drittens aber, und das ist das Entscheidende, musst Du es einfach so sehen wie ich: Ich bin schön, habe Erfolg in Liebe und Beruf, umgebe mich mit den Mächtigen dieser Welt und bin gesund: Wenn jetzt noch mein Fußballverein erfolgreich wäre, wäre das des Guten zu viel. So viel Glück könnte ich nicht ertragen. Deswegen sage ich Dir, Martin, die MÜSSEN schlecht sein, sonst wäre das nicht auszuhalten, und es wäre nicht mein Verein.

Nur, Martin, sie müssen nicht ganz so schlecht sein wie gegen Cottbus. Ja, ich habe mir das Spiel betrachtet wie ein Vater die unbedarften Bemühungen seines Kindes auf dem Bolzplatz, und ich sagte zu mir selbst, leise, damit das Kind es nicht hört: Das ist wirklich nix. Ganz viel nix. Doch dann erinnerte ich mich an andere Kinder, sprich: andere Borussenteams, und ich sage Dir aufrechten Herzens: Die Abstiegsmannschaften 1998/99 und 2006/07 waren schlechter. Viel schlechter. Wenn ich mir überlege, welches das schlechteste Borussenteam aller Zeiten war, dann fällt mir sofort die Rückrundenelf 2006/07 unter Jos Luhukay ein. Im Vergleich dazu sehen wir derzeit elf griechische Götter auf dem Platz. Nicht, dass sie es schon verstehen, zusammenzuspielen, aber es erinnert manchmal entfernt an Fußball. Mehr dürfen wir nicht erhoffen, Martin, mehr wollen wir nicht erhoffen.

Mich interessiert in diesem Zusammenhang auch nicht, was in den Boulevardmedien oder einzelnen Fanforen derzeit abgeht. Panik ist das Recht der Liebenden, doch man muss sie nicht noch schüren. Viele müssten ohnehin ganz still sein; so war ich recht verwundert über den schlechten Besuch der Partie gegen Cottbus. Gegen Bayern ist die Hütte voll, aber in den Spielen, in denen es um die Wurst geht, bleibt ein Drittel der Leute schon mal aus Prinzip weg, und viele meckern gerade deshalb hinterher um so lauter. Das ist kein Support, das ist das Allerletzte, schlimmer noch als Radfahrer im Berufsverkehr oder Kleinsparer, die über Bankenbosse schimpfen und selbst das Sozialamt bescheißen. Gleiches gilt auch für manche Herren Journalisten und Sachverständige: Man sollte sie zwingen, mal drei Spiele unter Horst Köppels oder Jos Luhukays Mannschaft am Stück zu betrachten; Du wirst sehen, sie lägen vor Deinen Füßen und wimmerten, dass sie endlich wieder das heutige Team sehen wollten.

Natürlich gebe ich Dir recht, Martin, Bruder im Geiste, dass in der Winterpause nachgebessert werden muss, vor allem in der Abwehr, zentral und rechts. Das wussten wir aber schon vor der Saison. Ich habe auch ein paar Leute auf dem Zettel, etwa einen wundervollen jungen Rechtsverteidiger aus der zweiten Schweizer Liga, der seinen Weg gehen wird, oder ein, zwei Belgier, zu denen ich mich aber nicht äußern werde, auch weil ich weiß, dass Borussia derzeit sehr aktiv ist und hoffentlich das richtige tut. Somit sage ich Dir nur: Fahr zum Park, hilf mit, am Samstag die Pillen zu fressen, nimm dann Kloppo hoppo und freu Dich auf Weihnachten. Alles wird gut oder auch nicht, aber sei’s drum: Es ist und bleibt Deine Borussia!

Mit Grimm im Herzen, dass es im Borussia-Park kein alkoholfreies Jever mehr gibt, sondern nur diese Frankenbrühe, grüßt Dich mit erhobener Faust

Dein Joachim

Mittwoch, 3. Dezember 2008

großes theater

Klar, so oft wie Fußball im Allgemeinen Unkultur ist, so ist VfL im Besonderen immer Kultur. Wir werben deshalb ja schon lange - mal hier, mal da, hüben und drüben - für einen Schulterschluss mit der so genannten Hochkultur. Osnabrück ist nun mal wieder Trendsetter.
Gemeinsam mit den Städtischen Bühnen Osnabrück bietet der VfL im "Doppelpass"-Kulturabo vier Mal großes Theater, nämlich die Heimspiele gegen Ingolstadt und Rostock und die Theaterstücke "Herold & Maude" und "Cabaret". Für insgesamt unter 50 Euro! Da sage noch einer "Willkommen im Weltstädtchen"...

Dienstag, 2. Dezember 2008

das kann doch unseren willi nicht erschüttern!

Uiuiui. Gladbach verliert schon das zweite Mal in dieser Saison deutlich gegen Cottbus, ohne dass die Borussia einen besonders überraschten Eindruck dabei gemacht hätte. Nun rangiert Gladbach nicht nur in der Bundesliga, sondern auch in der VftabelLe, der stärksten Liga der Welt (rechts auf dieser Seite), auf einem Abstiegsplatz.
Und Osnabrück? Sammelt Punkte wie ein fleißiges Eichhörnchen Nüsse und droht doch, am langen Arm zu verhungern. Der VfL steht mit einem Punkt pro Spiel zwar in beiden Ligen über'm Strich, besonders stabil sieht das alles aber nicht aus.

Das hatte sich Willi, unser inhaftierter Lobbyist bei der DFL (ebenso rechts auf dieser Seite), vor Saisonbeginn ganz anders vorgestellt. Willi hat deshalb heute sein Bundesverdienstkreuz an Bundespräsident Horst Köhler zurück geschickt. Das macht man ja dieser Tage so, wenn einem irgend etwas nicht passt.
Willi lässt über seinen Anwalt Gerd-Christian Heubele ausrichten, er fordere ausdrücklich keine lebenslange Haftstrafe für DFL-Chef Seifert, sondern wolle mit seinem Protest einzig eine Begnadigung der beiden VfLs im Abstiegskampf erwirken.

Unterdessen wurde klar, dass Willi seine Einzelzelle im Frankfurter Westend auch über Weihnachten nicht verlassen darf. Die Repressalien seiner Peiniger halten damit unvermindert an. Sein Gesundheitszustand sei allerdings wieder stabil, berichtete Heubele. "Das alles kann Willi nicht erschüttern", sagte der Anwalt, "er ist ein Kämpfer, eben ein echter VfLer."

Montag, 1. Dezember 2008

neineinein

Am Samstag, Punkt 17:18h, ich war noch in Barcelona, erreichten mich zeitgleich 3 SMS. Eine von meinem Vater, auch VfL-Fan. Eine von meinem Bruder, "F"C Köln-Fan. Und eine von Maik. Einmal Hass, einmal Spaß, einmal Unglaube.

Ich war auf dem Weg zum Flughafen. Ich wäre gerne umgekehrt. Einfach geblieben wo man Fußball spielt (OK, "Asociación para los ejercicios del cuerpo", wie mir Babelfish als VfL auf Spanisch angibt, klingt nicht so sexy) und seine Niederlagen immerhin mit Blick aufs Meer und lokalem Wein vergessen kann.

Allein, ich bin geflogen. Zurück in Deutschland. In Borussias Nähe. Aber sinnlos ist das alles schon. Wenn schon die PR-Kollegen auf Borussia.de ein Spiel so zusammenfassen: "In der Abwehr zu fehlerhaft, im Mittelfeld nicht präsent genug und im Abschluss zu ungefährlich" - was soll man da noch sagen? Nichts. So bleiben mir nur die Speibeutel, die ich aus dem Flugzeug eingesammelt habe. Genau 19. Für den Rest der Saison.