Sonntag, 20. September 2015

luciens autumn leaves

The falling leaves / Drift by my window
The falling leaves / Of red and gold
I see your lips / The summer kisses
The sunburned hands / I used to hold 
Since you went away / The days grow long
And soon I'll hear / Old winter's song
But I miss you most of all / My Favre
When autumn leaves / Start to fall
Während die Borussia-Website noch etwas von "nicht auseinander dividieren lassen" schrieb, von "gemeinsam schaffen wir es", konnten Gladbach-Fans über dpa ganz andere Zeilen lesen: Lucien Favre tritt zurück. Inzwischen hat der Verein unumwunden vermeldet, dass dieser Schritt eine einseitige Entscheidung von Favre war. Max Eberl lässt sich gar noch im Präsens zitieren, er sei "nach wie vor total davon überzeugt, dass Lucien der perfekte Trainer für Borussia ist", während Präsident Königs schon konzidiert, dass der "gemeinsame Weg nun offenbar zu Ende ist".

Wer uns noch aus aktiveren Zeiten kennt, der weiß, dass der VfLog kein Ort des Fan-Maulens ist, sondern immer eine positive Stimme sein wollte in Krisenzeiten. Das hat es uns in den hervorragenden letzten Jahren so leicht gemacht zu schweigen: es war ohnehin alles – oder besser: vieles – wunderbar.

Nun hat die Krise den VfL wieder – ein wenig durch die kuriose Niederlagenserie, vollends und mit heute noch gar nicht abzuschätzender Wucht durch diesen einsamen Schritt von Lucien Favre. Einiges spricht dafür, dass Favres Entscheidung einen jedenfalls nicht völlig falschen Kern hat: Nach dem dramatischen Fehlstart fingen die ersten Medien bereits an (insgesamt ziemlich dämliche) Vergleiche etwa zu Favres Ende bei Hertha zu ziehen, kurzum: in die reflexhaften Krisen-Klischees zu greifen, die im Fußball-Journalismus so verlässlich wie ermüdend Saison um Saison reproduziert werden. Favre schützt womöglich seine Erfolge der letzten Jahre mit dem heutigen Abschied davor, in ein größeres Narrativ eingebettet zu werden, das da lautet: "nach großem Erfolg bricht bei ihm immer alles völlig ein". Er schützt auch die Mannschaft davor, nun womöglich Woche um Woche Fragen ertrage zu müssen, ob denn nicht doch der Trainer ratlos sei, oder aber womöglich frustriert oder oder... Wäre die Gladbacher Krise eine der üblichen Bundesliga-Krisen – wahrscheinlich wäre der Abgang gar nicht so falsch.

Doch Gladbach ist kein Verein wie jeder andere. Mehr als glaubhaft versicherte Eberl noch vor wenigen Tagen, Favre sei "unrausschmeißbar". Dieses Vertrauen mit Füßen zu treten und die Mannschaft wie auch das Management in einer Krisensituation völlig überraschend allein zu lassen, trübt die Ära Favre womöglich nachhaltiger als eine verkorkste Saison dies je getan hätte. Es wird interessant sein, in den nächsten und Wochen zu beobachten, wie die Deutungen des heutigen Tages sich entwickeln. Aktuell scheint es nicht vorstellbar, dass Favre auf ähnliches Verständnis stoßen wird wie etwa Jürgen Klopp bei seinem Rückzug in der vergangenen Saison.

Für den Verein stellt sich die Frage, ob es irgendeine Chance gibt, aus dieser Situation dennoch etwas Positives zu schaffen. Es kann eigentlich nur der Mut der Verzweiflung sein, aus dem nun Erfolgserlebnisse entstehen könnten. Sollten die sich einstellen – womöglich kann dann Favre gar tatsächlich in einigen Wochen oder Monaten behaupten, sein Schritt sei richtig gewesen. Bleiben kontinuierliche Erfolge nun aber weiter aus, könnte der heutige Tag der Anfang einer Trauerphase sein, die mindestens so lange dauern dürfte, wie die erfolgreichen Jahre der Ära Favre, die heute so seltsam-traurig zu Ende zu gehen scheinen.

er geht, wir sind zurück

Lange war es hier still. Lange gab es auf unserem kleinen Familienblog nichts zu schreiben, denn der VfLog war immer vor allem und zuerst ein therapeutisches Medium der VfLiebe: wo Schmerz war, gibt es viele Wunden zu lecken. Dann kam die (zumindest für den grünschwarzweißen VfL) erfolgreichste Phase seit Menschengedenken – jedenfalls für Menschen, die wie ich 1977 geboren worden sind. Und wir schwiegen, denn der Kenner genießt und schweigt.

Heute gibt es wieder etwas zu schreiben. Und wir sind zurück. Da, wenn man uns braucht.