Montag, 31. Dezember 2007

erklärung zur befreiung von willi

Seit einigen Wochen treibt uns das Schicksal von Willi um, der kleinen weißen Figur im Logo der DFL. Als politischer Gefangener und abgeschirmt von seinesgleichen muss er ein elendes Dasein fristen. Das soll nun ein Ende finden.
Mit unserem "Free Willi"-Logo appelieren wir an alle Deutschen: Solidarisieren Sie sich mit Willi und zeigen Sie seinen Kidnappern die Rote Karte! Tragen Sie dieses Emblem! Platzieren Sie es auf Ihren Homepages! Drucken Sie es in Ihren bürgerlichen Zeitungen! Zeigen Sie allen, wie Willi sich freute, wenn er frei wäre. (Ein kleiner Link zum VfLog, eine kurze Quellenangabe sollte selbstverständlich sein.)
Viele prominente Deutsche wie Roger Willemsen, Mike Krüger und Ursula von der Leyen haben schon ihre Hilfe angeboten, doch die allein reicht nicht: Willi braucht Sie!
Die "Erklärung zur Befreiung von Willi", von mutlosen Schreiberlingen verfasst, richtet sich an die potenziell wirklich revolutionären Teile des Fußballvolkes.



PS: Ein großes Dankeschön an die Künstlerin Hean Jung Lee, die uns den Willi gemacht hat.

Sonntag, 30. Dezember 2007

der vflog-jahresrückblick

Seit gefühlten 7 Monaten sind wir nun allenthalben mit den endgültigen, ultimativen Jahresrückblicken der Johannes B. Kerners, der SPIEGELs, Süddeutschen, ja, der ganzen Medienbagage konfrontiert. 1 Tag bevor das Jahr nun wirklich um ist, wollen auch wir einen kurzen Rückblick wagen. Und stellen fest: Ein Abstieg, ein Aufstieg. Eine erfreuliche Halbzeit Bundesliga der Herzen, ohne dass sich irgendwer davon etwas kaufen könnte. Alles in allem also ein okayes Jahr, manches hätte uns erspart bleiben können, anderes wollen wir nicht missen. Dennoch: Ein Aufstieg, ein Klassenerhalt, mit diesem Ziel sollte sich 2008 morgen warmlaufen und dann 2007 vergessen machen. Und viel mehr ist doch auch nicht zu sagen über die letzten 12 Monate, oder?

Samstag, 29. Dezember 2007

das war einmal #18

Die Welt ist dieser Tage an vielen Stellen tragisch. Auch das Ende eines Jahres ist unter Umständen ein tragisches Ereignis. Trotz unserer lieben Mühe vom 29. September 2005, den Gebrauch des Wortes "tragisch" zu disziplinieren, bleibt alles wie gewohnt: Unbelesen und falsch. Ein guter Grund, es im Rahmen unserer Best-Of-Reihe und stellenweise aktualisiert noch einmal zu versuchen:

Die Tapete ist rot, das Bier schmeckt. Das Lokal ist halb gefüllt, ein schönes Lokal. Die Musik ist angenehm nebenbei. Beim Chinesen eben lief keine Musik, auch gut. Im Fernsehen vorher im Hotel spielte Hertha gegen Nikosia. Irgendwie hat Hertha gewonnen. Drei zu eins, vielleicht auch vier zu eins. Vielleicht auch zu null. Wen interessiert das schon.

Hertha gegen Nikosia oder Leverkusen irgendwo anders sind grundsätzliche Gründe für einen Abend ohne Fußball. Angesichts dieser Tragödien ziemte sich ein angemessener Umgang mit dem Wort "tragisch". Stattdessen muss man sich wundern, wie tragisch gemeinhin Mitmenschen mit dem Wort "tragisch" umgehen. (Ich sagte übrigens gestern zu Martin: Der Mensch an sich ist ein eher unangenehmer Zeitgenosse.)

Wie dem auch sei: Tragisch ist ein solcher Abend allemal. Die bewusste Entscheidung gegen Fußball ist notwendig auch eine bewusste Entscheidung gegen die Freuden des Lebens. Trotzdem ist Fußball nicht Berlin oder Leverkusen. Es wird aber suggeriert, es müsste so sein. DSF tut zum Beispiel so, aber auch Berti Vogts, der sogar mal in Leverkusen Trainer war. Tragisch also die Einsicht, dass Fußball und Freude sich in manchen Fällen abstoßen. Tragisch, trotz des schönen Lokals.

Genau genommen können Menschen aus Leverkusen und Berlin das Wort "tragisch" gar nicht korrekt gebrauchen. Sie sind davon erlöst. Tragik nämlich erfordert ja generelle Ausweglosigkeit. Generelle Ausweglosigkeit ist ein Stadium, das in Leverkusen und Berlin schon Lichtjahre überschritten ist. Fußball ist keine Kategorie mehr, in der dort gedacht wird. Wo VfL ist, wird noch Fußball gedacht. Wo Fußball als Leverkusen oder Hertha verpackt wird, ist Ausweglosigkeit bei den anderen. Und Tragik. Ob in einem schönen oder unschönen Lokal, ob mit Musik oder ohne. Der Abend ist ohnehin nicht mehr zu retten. Und die Tage bis Anfang Februar auch nicht.

Freitag, 28. Dezember 2007

addy hopp

Bald schallen sie womöglich wieder duch das weite Rund, zutreffender: durch das nahe Eck an der Bremer Brücke, die "Menga, Menga"-Sprechchöre. Addy-Waku Menga hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass der VfL heute in der Liga der Herzen spielt, bescherte uns ein wunderbares VfduelL - und war zu Saisonbeginn in die schnöde Bundesliga zu Hansa Rostock gewechselt. Dort ist Menga seit einigen Spielen nicht mal mehr im Kader der Hansa-Besatzung. Er spielte zuletzt am 22. September beim Sieg gegen Duisburg, ganze 17 Minuten lang. Insgesamt summiert sich seine Bundesligaeinsatzzeit auf 66 Minuten: Zu wenig für einen, der auszog, um sich ganz oben durchzusetzen. Das alles ist ohnehin ein Trugschluss, denn ganz oben ist, unabhängig vom Tabellenplatz, dort, wo VfL ist. Solange sich Menga und VfL-Coach Wollitz regelmäßig wohlgesonnene SMS schicken, gibt es Unwahrscheinlicheres als ein Leihgeschäft noch in der Winterpause.

Donnerstag, 27. Dezember 2007

der sporadische adventskalender: türchen 38

Ab dem 1. Februar rollt der Ball wieder. Bis dahin sind es noch 38 Tage. Nicht jeden Tag, aber doch immer wieder, wollen wir in dieser herzlosen Zeit sporadisch ein virtuelles Türchen öffnen und einen schmackhaften Leckerli zur Einstimmung auf die Rückrunde präsentieren. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar? Heute: Ein Buch, das unter den Weihnachtsbaum gehört hätte.



Jean-Philippe Toussaint hat bereits mit einigen Büchern auf sich aufmerksam gemacht. Allen voran wohl der schöne Roman "Das Badezimmer", das, kurz gesagt, von einem jungen Mann handelt, der irgendwann beschließt, den Rest seines Lebens in der Badewanne verbringen zu wollen. Und so nachvollziehbar selbstverständlich wie dieser schöne Wunsch für jeden fühlenden und denkenden Menschen ist, so nüchtern ist auch dieser Roman geschrieben.
Was ein Glück, das Toussaint beim WM-Finale 2006 im Stadion war! Das erlaubte ihm nun "Zidanes Melancholie" vorzulegen, ein kurzer Text über Zidanes Kopfstoß und seinen Hintergrund, diesen Kopfstoß, den im Stadion niemand gesehen hat, am TV-Bildschirm aber die ganze Welt. 15 Minuten Lektüre sind es nur, doch sehr viel länger Glück.

Mittwoch, 26. Dezember 2007

der sporadische adventskalender: türchen 39

Ab dem 1. Februar rollt der Ball wieder. Bis dahin sind es noch 39 Tage. Nicht jeden Tag, aber doch immer wieder, wollen wir in dieser herzlosen Zeit sporadisch ein virtuelles Türchen öffnen und einen schmackhaften Leckerli zur Einstimmung auf die Rückrunde präsentieren. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar? Heute: Brot für Willi.

Viele Menschen sind einsam an Weihnachten. Sie bekommen von niemandem Besuch, keiner schenkt ihnen Liebe und Geborgenheit. Wenn sie Glück haben, klingeln die Nachbarn ausnahmsweise und wünschen ein frohes Fest. Den langen Rest der Weihnachtszeit verbringen sie alleine, schlimmstenfalls mit der Erinnerung, dass früher auch sie schöne Weihnachten hatten, früher, als es noch andere Menschen in ihren Leben gab. So geht es auch Willi.

Willi fristet seit langer Zeit ein karges Dasein als Gefangener der DFL. Der Kleine hat niemanden, der mit ihm spielt. Nahe dem Wahnsinn hämmert er tagein tagaus einen weißen Fußball an die vier Wände seines kleinen roten Käfigs. Lange hat sich um Willi keiner gekümmert. Sein Schicksal war Millionen Bundesbürgern bekannt, gestört hat sich niemand an den unmenschlichen Lebensumständen des Jungen. Im VfLog läuft seit einigen Wochen die Aktion "Free Willi". Wir fordern: Lassen Sie Willi frei!

Zur Weihnachtszeit haben viele Leser Brot für Willi gespendet. Zusammen mit einer Petition haben wir heute zwei Säcke voll in der DFL-Zentrale in der Guiollettstraße in Frankfurt abgegeben. Einen offiziellen Termin wollte man uns nicht gewähren, auch durften wir Willi nicht in seinem Käfig besuchen.

Auch Sie können helfen: Schreiben Sie bitte höflich formulierte Briefe an das amtierende Staatsoberhaupt der DFL, in denen Sie dazu auffordern, Willi freizulassen. Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Persisch, Englisch, Französisch oder auf Deutsch.

Dienstag, 25. Dezember 2007

weihnachtsgruß vom fußballgott

Hallo liebe Freunde zur Weihnachtszeit, hier bin ich wieder, euer guter alter Fußballgott.

Was für ein Jahr nunmehr zu Ende geht. Wir haben gemeinsam viel gearbeitet, und gezeigt hat sich wieder eines: Wer viel sät auf dem Acker des Herrn, also auf meinem, der erntet auch viel. Seit nunmehr knapp drei Jahren sätet ihr, lieber Martin und lieber Maik, unentwegt und kümmertet euch mitsamt vieler anderer VfLer unermüdlich um das Gedeihen der VfLiebe. Einen Deut dieser Liebe möchte ich guter, alter Fußballgott euch nun zurückgeben.

Viel Leid war zwischenzeitlich über die beiden VfLs gekommen, als im April der eine VfL mit eleganter Wehrlosigkeit gen 2. Liga steuerte, während der andere den sicher geglaubten Aufstieg auf den letzten Kilometern schon fast vertendelt hatte. Dann kam alles anders. Zuerst schenkte ich dem lila-weißen VfL sein großes Ziel und uns allen damit die Bundesliga der Herzen, später bekamen die Fohlen eine bis heute nicht mehr enden wollende Bescherung. Seit an Seit erfreuen sich die beiden VfLs nun auf Augenhöhe, und beide arbeiten kräftig, unentwegt und mit euer aller Hilfe an ihren Zielen. Wie viel Freude es mir macht, dabei zuzusehen!

Warum der VfL Wolfsburg indes in der vergangenen Saison wieder nicht abgestiegen ist: Fragt mich bitte nicht! Ich weiß es nicht! Irgend etwas war erneut falsch gelaufen. Offenbar war mein neuer Abteilungsleiter der Sektion "VfL-Bastarde, deutsch" eine Fehlbesetzung; er stammte, wie er in den Berwerbungsunterlagen verschwiegen hatte, gebürtig aus Groß Twülpstedt, was direkt neben Wolfsburg liegt. Ich habe ihn bereits zum 15. Dezember von seinen Aufgaben entbunden und übernehme das Amt vorerst kommissarisch selbst. Ob das Chaos, was er angerichtet hat (Der 'VfL' hat schon 20 Punkte!), noch auszumerzen ist - hoffen wir's!

Ein besonderer Glückwunsch geht in diesem Jahr an die Kicker vom VfL Halle 96, dem Herbstmeister in der VftabelLe (rechts auf dieser Seite). Dass die monatelange Übermacht des VfL Herzberg kurz vorm Jahreswechsel noch gebrochen wurde, ist aller Ehren wert. Der unglaublich spannende Kampf um die VftabelLenspitze wird uns im neuen Jahr eine Menge Freude machen. Vielleicht kann gar die Borussia noch in den Titelkampf in der stärksten Liga der Welt eingreifen.

Ein besonderes Geschenk zu Weihnachten habe ich euch, lieber Martin und lieber Maik, auch mitgebracht: Mein Freund Helmut Schmidt ist neuerdings VfL-Fan und möchte zum nächsten VfDuelL an die Bremer Brücke kommen. Für noch ein bisschen mehr Rauch im Hexenkessel ist also gesorgt. Als ich ihm erzählte, was ihr vorhabt, dass ihr langfristig daran arbeitet, die beiden VfLs ins Champions-League-Finale zu bringen, war er völlig begeistert und meinte: "Wer keine Visionen hat, sollte zum Arzt gehen!" Vielleicht nehmt ihr ihn ja nach dem Spiel mit zur Pressekonferenz.

Habt schöne Weihnachten, lasst euch nicht von diesem Christus täuschen und drückt uns allen die Daumen für eine wunderbare Rückserie.
Euer Fußballgott

Sonntag, 23. Dezember 2007

durchschwingen lassen

Es sind noch 40 cm zum Tor, der Ball rollt auf schwarz. Erneut die Gelegenheit für den spielstarken Rechtsaußen, die Kugel mit geschicktem Spin auf die Sechzehnmeterraum-Markierung zu legen und den Mittelstürmer ungehindert in Schussposition zu bringen. Doch der Versuch misslingt. Der schnelle Konter rollt. Ein weiter Pass auf links, schon hat sich der Außenspieler zur Grundlinie durchgetankt, die Abwehrbeine sind zu kurz und können auch gegen die Flanke nichts machen. Knapp 15 Meter vor dem Tor, halbrechte Position, kommt der Stürmer zum Schuss - und netzt mit einem gekonnten Heber zum 8:6 ein. Tipp-Kick ist die schönste vorstellbare Weihnachtsbeschäftigung.

Von vielen belächelt, üben sich mein Bruder und ich seit nunmehr Jahrzehnten in der Perfektion dieses großen Sports. Das kleine Spielfeld mit den nur zu den Seiten kippenden Torhütern, längst ad acta gelegt: Auf dem großen Filzparkett lassen sich die schöneren Spielzüge ausführen, die Paraden der Keeper, die sich auch nach vorn auf den Ball schmeißen können, sind legendär. Die Sentimentalitäten mit den handbemalten Spielfiguren, womöglich noch in lilaweiß, auch passé: Sie wurden bereits vor vielen Jahren von High-Tech-Kickern mit verschieden dick geformten Aluminium-Waden abgelöst, die ganz einfach die präzisere und verlässlichere Schusstechnik beherrschen. Alles in allem führt das zu einer beachtlichen Spielkultur und hochspannenden Auseinandersetzungen, die nicht schon nach 90 Minuten ein Ende finden. Mit dem erst vor kurzem angeschafften Tipp-Kick-Flutlicht-Set sind den Derbies auch nachts keine Grenzen gesetzt.

Inzwischen steht es nur noch 8:7. Einem Handspiel 30 Meter vor dem Tor folgte einer dieser stets gefährlichen Freistöße, der vom Mittelfeld-Regisseur trotz zulässiger Ein-Mann-Mauer direkt verwandelt wurde. Der Torwart hatte keine Chance. Es wird spannend.
Aus erahnbaren Gründen und Tradition ist morgen, an Heiligabend, hier im VfLog Funkstille. Doch keine Sorge: Wie eh und je meldet sich der Fußballgott am 1. Weihnachtsfeiertag zur Weihnachtsansprache.
8:8 jetzt. Was sich nun einstellt, ist Torschusspanik. Alles wie im richtigen Leben.

Samstag, 22. Dezember 2007

der sporadische adventskalender: türchen 42

Ab dem 1. Februar rollt der Ball wieder. Bis dahin sind es noch 42 Tage. Nicht jeden Tag, aber doch immer wieder, wollen wir in dieser herzlosen Zeit sporadisch ein virtuelles Türchen öffnen und einen schmackhaften Leckerli zur Einstimmung auf die Rückrunde präsentieren. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar? Heute: Ein Trainerschein.

Als im Juli der neue Hieronymus-Streifen "Die Lizenz zum Trainieren" in die deutschen Kinos kam, war den meisten Cineasten schon vorher klar, dass der Film ein Kassenschlager wird. Die wahren Begebenheiten, auf die der Western in verschiedenen Szenen fragmentarisch Bezug nahm, konnten jedoch nur die findigsten Experten durchschauen.

Claus-Dieter Wollitz hat pünktlich zu Weihnachten seinen Fußballlehrerschein bekommen, ist jetzt Mann vom Fach und darf rechtmäßig einen Liga der Herzen-Klub trainieren. Vielleicht läuft es dadurch endlich besser für den Aufsteiger aus Osnabrück, der nur enttäuschende 20 Punkte aus den ersten 17 Spielen holte und damit abgeschlagen von der Tabellenspitze auf Platz 13 rangiert. Herzlichen Glückwunsch, Pele! Und danke an den Mann mit süßem Bart und Ruthe!

Hieronymus arbeitet mittlerweile am zweiten Teil seiner Western-Trilogie: Das Projekt mit dem Arbeitstitel "Die glorreichen Drei" soll schon im kommenden Sommer abgedreht sein. Worum es geht und ob wieder die Sunnyboys Stanislawski, Hock und Wollitz die Hauptrollen übernehmen, darüber wird Stillschweigen gewahrt.

Freitag, 21. Dezember 2007

der unterschied

Wir vermissen noch ein paar Artikel aus den letzten Tagen, die zwar ausführlich geschrieben worden sind, aber nie im Fax unserer Redaktionssekretärin angekommen sind. Ärgerlich das. Können wir uns nur entschuldigen bei unseren Lesern. Waren echte Kleinode dabei, ehrlich.

Aber jetzt nahen die Feiertage und wir können nacharbeiten. Und schön besinnlich werden. Wer noch nicht in Feierlaune ist, dem hat gestern die Süddeutsche Zeitung nochmal hübsch erklärt, was in den nächsten Tagen auf uns zukommt. Die Frage nach dem Unterschied zwischen Weihnachten und Silvester erklärte das Streiflicht treffend so: Weihnachten macht melancholisch, Silvester depressiv.

Donnerstag, 20. Dezember 2007

zwei schwestern

Am Tag, an dem bekannt wird, dass die Schwester Britney Spears schwanger sei, ist schwer etwas Substanzielles zu sagen. Zu allem Überfluss tritt auch noch Klaus Toppmöller von seinem, also keinem Job beim Liga der Herzen-Konkurrenten aus Kaiserslautern zurück. (Stehen womöglich beide Ereignisse in einem ursächlichen Zusammenhang?)

Martin und ich werden morgen jedenfalls von unseren ehrenamtlichen Beratertätigkeiten bei der Bundesregierung, der Spiegel-Chefredaktion und beim 1. FC Köln zurücktreten.
Und: Vielleicht ist die Schwester von Yvonne Catterfeld schwanger. Vielleicht hat sie auch gar keine.

Mittwoch, 19. Dezember 2007

seitenwahl, zum 10jährigen

Liebe Freunde von Seitenwahl.

Ein Kind ward geboren vor vielen Jahren, klein und in einer Raute liegend, behütet nur von wenigen Aufrechten, die es in damals stürmischen Zeiten gegen die Mordgelüste so mancher vermeintlicher Heroen und Kaiser zu verteidigen wussten. Der Stall, in dem es das Licht der Welt erblickte, war kärglich, und den meisten war schleierhaft, woher diese Brut stammen mochte. Völlig unbe(f)leckt empfingen auch die Fohlen, die damals wie heute Statthalter in Gladbach waren, das neue Erdenkind. Nun ist es zehn Jahre alt geworden.

Von uns, von den Söhnen Gottes, einen ganz herzlichen Glückwunsch zu diesem Geburtstag! Uns, den VfLog, hat die Welt schon nicht verdient, Euch, die ihr schon eine lange Weile länger für Frieden auf Erden streitet, erst recht nicht - und wir machen trotzdem weiter! Habt Dank für eine Menge toller Seitenwechsel, die uns auch künftig Woche für Woche ein Quell der Freude sein mögen! Und, wie es zu ähnlichen Anlässen schon oft, aber oft auch unangemessener hieß: Bleibt, wie ihr seid!
Es ist immer leichter, gemeinsam gegen die Lüge der Welt zu kämpfen. Wir wagen es für die einzige Wahrheit: Unsere VfLs!

Feiert ordentlich, auch wenn die Luft dünn ist an der Tabellenspitze!
Seid gegrüßt von
Martin, Maik - und dem Fußballgott, der Wert darauf legt, an diesen Zeilen mitgeschrieben zu haben.

Dienstag, 18. Dezember 2007

der sporadische adventskalender: türchen 46

Ab dem 1. Februar rollt der Ball wieder. Bis dahin sind es noch 46 Tage. Nicht jeden Tag, aber doch immer wieder, wollen wir in dieser herzlosen Zeit sporadisch ein virtuelles Türchen öffnen und einen schmackhaften Leckerli zur Einstimmung auf die Rückrunde präsentieren. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar? Heute: Die Ostkurve.

{46}



[Bild vom Heimspiel gegen Ahlen, etwa 100 Minuten, bevor der Wahnsinn Wirklichkeit wurde und der VfL doch noch aufgestiegen war.]

Sonntag, 16. Dezember 2007

ausgleich ohne gerechtigkeit

Auch Gladbach spielt nur Unentschieden. Nicht ganz so unglücklich wie der andere VfL, aber irgendwie auch unnötig. Mein Herz will meckern. Mein Kopf sagt mir: Maul halten! Drüber schlafen. Auf die Tabelle schauen. Doch sehr zufrieden sein.

Also werde ich jetzt: Maul halten. Auf die Tabelle schauen. Weiter sehen.

Gute Nacht.

Samstag, 15. Dezember 2007

bald stehen die füße still

Uwe Wandrey schreibt:

Weihnachten
das ist Feuerpause
um danach
pausenlos zu feuern.

Hoffentlich behält er recht.

Freitag, 14. Dezember 2007

um haaresbreite

Wahrhaftig sah es einige bange Minuten lang so aus, als klaute der VfL uns maßgebliches Futter für immerhin vermeintlich inhaltsschwangere Berichterstattung in der Winterpause; lange schien es, als schickten die Lila-Weißen sich an, ihren Auswärtsfluch zu besiegen; um ein Haar hätten sie dieser wunderbar liebgewonnenen (Mi)Serie im letzten Spiel des Jahres ein Ende zu setzen. Doch soeben noch pünktlich hatten erst Henning Grieneisen, dann Dino Toppmöller ein Einsehen. 3:3 also, kein Auswärtssieg. Nun hat Osnabrück in einer sehr ordentlichen Hinrunde 20 Punkte gesammelt. Das ist toll, und wir würdigen das irgendwann nächste Woche. Vordringlich aber bleibt die Frage: Warum, verdammt noch mal, ist es nicht möglich, irgend so ein Scheißspiel in der Ferne zu gewinnen??

Donnerstag, 13. Dezember 2007

seitenwechsel #46

Einmal in der Woche, immer mittwochs, manchmal aber auch donnerstags, gibt es eine Institution im VfLog: Den Seitenwechsel mit den lieben Kollegen von Seitenwahl. Seit der vergangenen Saison schreiben wir uns Brand-, Schmäh- oder Liebesbriefe - mit noch immer wachsender Leidenschaft. Diesmal fordert Maik unverhohlen Weihnachtsgeschenke, nämlich bei Seitenwahl, Mike verteilt Komplimente und macht ihn im Gegenzug zur Marietta Slomka der Fußballberichterstattung.

Mein lieber Maik,

Du bist mir ein Schelm! Versteckt zwischen (wenngleich klugen) Vergleichen zwischen Frauenbüchern und Bielefelder Problemen, Bewunderung über Borussias Leistung und süßlich-klingenden Weihnachtsgrüßen forderst Du von mir, Nebenkriegsschauplätze zu eröffnen! Nun, dies zu tun, wäre ein Leichtes. Aber ich möchte weder die Arbeit der Boulevard-Kollegen noch ihnen den Job streitig machen. So überlese ich diese kleine Spitze geflissentlich und gehe über zum eigenen Text.

Ich ergänze Deine Bewunderung: es ist nicht die einfache Souveränität Borussias, die beeindruckt, es ist der Zeitpunkt ihrer Darbietung. Immer dann in dieser Hinrunde, wenn der Beobachter geneigt war, eine seitliche oder gar abwärts führende Tendenz zu erkennen, schlug die Mannschaft mit beachtlicher Wucht zurück. Hierbei sind insbesondere die Siege in Fürth und der just erlebte in Freiburg zu nennen. Beiden sind Unentschieden vorausgegangen, in beiden Spielen hätte man als Außenstehender, getrieben von berufsbedingtem Hang zum Kritischen, durchaus Ansatzpunkte von Kritik finden können. Insofern ist es für mich nicht das nackte Ergebnis, das beeindruckt, sondern die Umstände, unter denen die Siege zustandegekommen sind. Ich gebe zu, dass ich selber das ein oder andere Mal diesem Irrglauben verfallen bin. Meine mehr als schlechte Platzierung im Redaktionstippspiel belegt diese Äußerung. Ist es ein Irrglaube? Oder ist es immer noch die wunde und gepeinigte Gladbacher Seele der vergangenen Jahre, die nach wie vor diese Souveränität und Dominanz nicht anerkennen will, weil Rückschläge in der Vergangenheit nicht nur eingeplant, sondern ungeschriebenes Gesetz waren. Die beiden Siege in Fürth und Freiburg waren "Big Points", und diese Spiele neigte Borussia mit gelassener Selbstverständlichkeit zu verlieren. Bei den Stichwörtern DFB-Pokal-Halbfinale und Aachen wird ein jeder wissen, was ich meine.

Beängstigend ist auch der VfL Osnabrück, zumindest seine zwei Gesichter in dieser Saison. Es ist ja nicht so, als ob man dieses Phänomen in Gladbach nicht kennen würde. Was mir bei den Lila-Weißen jedoch besonders auffällt, ist, dass die jeweiligen Heimsiege in einer spielerisch und kämpferischen Deutlichkeit eingefahren werde, die vor allem Trainer Wollitz verwundern muss. Borussia war in den vergangenen Jahren auf dem Bökelberg und auch im BorussiaPark zwar deutlich heimstärker als auf des Gegners Platz, Siege in dieser Dominanz und Deutlichkeit waren indes seltener. Die Diskussion, die in Osnabrück geführt wird, kenne ich demnach. Die Optimisten sagen: "Wenn wir das auswärts in den Griff bekommen, ist der Klassenverbleib gesichert!", die Pessimisten entgegen: "Wehe, wenn zu Hause nicht mehr gewonnen wird." Da ich mich grundsätzlich zum ersten Lager zähle, bitte ich höflichst darum, dass der VfL auch auswärts das Punkten beginnen möge, denn spätestens beim Heimspiel gegen Borussia wird es mit der Heimfröhlichkeit vorbei sein.

Der Chefposten beim "Spiegel" scheint es Euch angetan zu haben. Ich gebe zu, dass Eure Referenzen und Voraussetzungen großartig sind! Aber, meine lieben Freunde, wollt Ihr Euch tatsächlich solch banalen Dingen wie Geld, Ruhm und Karriere hingeben? Dafür Euren freien Geist opfern, Eure Unabhängigkeit? Bitte bedenkt: Ihr müsstet Interviews mit Angela Merkel führen! Mit Manfred Schell! Mit - um Gottes Willen - Roland Profalla! Ich denke, dass Dr. Claus Kleber, der Noch-Anchorman des "heute-journals", eine gute Besetzung wäre. Die Frauen in Deutschland würden zwar seine blauen Augen vermissen, dafür könnten wir Männer berechtigt hoffen, Marietta Slomka öfter zu sehen. Nein, anders: Ihr bewerbt Euch stattdessen beim "heute-journal" um den freien Platz, den Claus Kleber hinterlassen wird. Zwar erreicht Ihr weder die optische Qualität einer Marietta Slomka noch den namentlichen Kultstatus einer Gundula Gause, aber Ihr könntet jeden Abend etwas zur VfLiebe erzählen. Oder Mittwochabends den jeweiligen SEITENwechsel vorlesen.

Was wünsche ich mir nun von Euch? Boah, wie formuliere ich dies nun, ohne schwülstig zu werden? Ich habe es mir einfach gemacht und bei Amazon den Buchtitel des Mädchens eingegeben, die Du auf Deiner Zugfahrt getroffen hast. Beim Blick auf die jeweiligen Titel der Bücher Anna Gavaldas merkte ich, dass selbst banale Titel oft mehr sagen können, als man denkt. Auch ich stehe - wie jeder andere - am Ende eines durchaus turbulenten Jahres. Ich blicke mit drei Titeln der Autorin zurück. In dieser Reihenfolge: "Ich habe sie geliebt", "Das Wetter ist schön, das Leben auch", "Ich wünsche mir, dass irgendwo jemand auf mich wartet."

In der Hoffnung, drei Bücher unter'm Weihnachtsbaum liegen zu haben.
Euer
Mike

Mittwoch, 12. Dezember 2007

suchbild

Wir haben heute Abend im Fernsehen einen kleinen Blog versteckt. Wer ihn findet, möge sich bitte melden.

Dienstag, 11. Dezember 2007

rückruf-aktion

Was soll man davon halten? Zunächst kommt eine Mail ins Postfach, etwas früh vielleicht, aber doch mit schönen Wünschen und guter Stimmung. Es umweht sie ein wenig Zimtduft, ein Hauch Weihnachtszeit, der sonst nirgends so recht aufzukommen vermag. Da wünscht jemand "Euch/Ihnen bereits jetzt ein gesegnet, fröhliches Weihnachtsfest und das Allerbeste für 2008!"

Das ist schön. Eine Minute später allerdings erhalte ich diese Mail:
Von: S.M. [s...@t...]
An: Zierold Martin
Gesendet: Di 11.12.2007 10:55
Betreff: Rückruf: Merry Christmas

S.M. möchte die Nachricht "Merry Christmas" zurückrufen.
Ich bin immer noch beeindruckt. Das Fest der Liebe als Mobbingmittel, dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin. Und deswegen muss ich jetzt noch einigen Lieblingsfeinden einen Weihnachtsgruß schicken, den ich unverzüglich zurückrufen werde. Und kann nicht über Gladbachs und Osnabrücks Aufstieg in der VftabelLe schreiben, wie der Chefredakteur es mir aufgetragen hat. Es sei denn, er ruft gleich diesen Post zurück.

Montag, 10. Dezember 2007

schon wieder gewonnen

Man muss sich doch immer wieder wundern. Schlimmstes war zu befürchten, da Serien gemeinhin reißen, wenn es nun gar nicht in den Kram passt. Doch statt beim SC Freiburg die zweite Saisonniederlage zu kassieren, hat Gladbach schon wieder gesiegt und nunmehr acht Punkte Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz.

Höchstwahrscheinlich hat Jos Luhukay seine Truppe besonders damit motivieren können, dass sie - trotz souveräner Tabellenführung in der Bundesliga der Herzen - in der VftabelLe nur den fünften Platz einnimmt. Deshalb haben sie sich also richtig ins Zeug gelegt, die Fohlen. Bitter für Freiburg, dass es stets gegen hoch motivierte VfLs ran muss.
Besonders ein überragender Oliver Neuville, der alle drei Treffer vorbereitete, und die beiden anderen nominell offensiven Spieler Rob Friend und Sascha Rösler haben heute den Unterschied gemacht gegen Freiburg, das ansonsten genauso gut war. Die Borussia führt jetzt mit 18 Punkten die Auswärtstabelle noch deutlicher an als zuvor, hüstel. (Ja, von Gladbach ist die Rede.)

Nächste Woche, im letzten Spiel vor Weihnachten, kommt mit dem SC Paderborn der Klub in den BorussiaPark, den Holger Fach 'trainiert'. Was für eine schönste Bescherung kündigt sich da an?!
Ach, unsere VfLs machen uns schon eine Menge Freude. Dafür brauchen wir nicht mal einen Jahrhundertrainer.

Sonntag, 9. Dezember 2007

ein stückchen wahnsinn

Man muss sich doch immer wieder wundern. Schlimmstes war zu befürchten, da Serien gemeinhin reißen, wenn es nun gar nicht in den Kram passt. Aber stattdessen bleibt der VfL daheim eine so verlässliche Größe wie auswärts, wenn auch unter umgekehrten Vorzeichen. Alles drei zusammen, das nominelle Auswärtsdesaster, das 3:0 gegen 1860 München und das nunmehr 27. ungeschlagene Meisterschaftsheimspiel in Folge, ist Abbild eines gewissen Wahnsinns.

Ohne die beiden Gesichter, ohne das mutig spielende und doch immer um allen Lohn gebrachte Auswärts-Osnabrück und ohne den atemberaubend starken Heim-VfL stünden unterm Strich womöglich die gleichen 19 Punkte, knüpften aber lange keine so emotionalen Bande mit dem lila-weißen Schicksal.
Nun ist es eine neuro-physiologische Binse, dass Emotionen notwendig sind, um eine - wörtlich verstanden - sinnvolle Identität zu stiften, so richtig erleben kann man derzeit aber nicht nur theoretisch: Welch ein Auf und Ab, welch ein Ärger und Frust alle 14 Tage, immer abwechselnd mit Freude und Stolz! Das Miteinander, das auf diese leidenschaftliche Weise in den vergangenen Monaten entstanden ist, wäre wohl durch keinen Auswärtssieg auszulösen gewesen. Das gemeinsam zelebrierte „Vau-Ääff-Äähell!“ schmetterte die Sitzplatztribüne heute so donnernd, dass die Ostkurve mit den vermeintlich saturierten Spaßbremsen fortan einen einmaligen Schulterschluss demonstrierte - und sich versammelt hinsetzte.

Das Spiel gegen die Sechziger ist - das ist das eigentlich Bemerkenswerte - schnell erzählt: Der erneut kluge und druckvolle VfL spielt (nicht nur daheim) erneut besseren Fußball als die (meisten) Gegner und erntet dafür (daheim) leckere Früchte. Ohne individuelle Fehler und mit etwas Glück steht ein solches Spiel dann irgendwann 3:0.
Das alles ist schön und befriedigend, fast schon mehr als das. Nun, wo alles so wunderbar angerichtet ist, machen wir uns auf zum nächsten Schritt, ja, richtig: Einen Auswärtssieg in Offenbach.

Ah, ein schüchternder Tipp noch, um den leidgeprüften Gottlosen aus Bielefeld ein bisschen Mut zu machen: Ewald Lienen dürfte morgen als neuer Trainer vorgestellt werden.

Samstag, 8. Dezember 2007

blonde frauen haben deutschen fußball gerettet

Blondinen machen Männer dumm. So meldet das eine internationale Studie, die natürlich von den Boulevardmedien von BILD bis Telepolis längst durchgekaut und abgenudelt wurde. Die Kurzversion: Männer haben von Wissenschaftlern Testfragen gestellt bekommen. Dazwischen bekamen sie Fotos von Frauen zu sehen. Nach Ansicht blonder Frauen verzeichneten sich bei den Probanden deutlich sinkende kognitive Leistungen. Ergo: Blondinen machen Männer dumm. Bzw. in der Interpretation der Forscher: Männer passen sich kommunikativ Stereotypen an, da sie davon ausgehen, dass Blondinen dumm sind, benehmen sie sich selbst dumm, wenn sie eine sehen.

Hier lassen sich nun viele Fragen anschließen: Erstens und am offensichtlichsten: welche Haarfarbe haben wohl die Ehefrauen der Studienurheber? Zweitens, und dies fragt Telepolis: Welche Möglichkeiten bieten sich klugen blonden Frauen (und erst recht Gefärbten!), diese Studie kennend, Männer auszutricksen? All dies interessiert uns jedoch nicht.

Uns interessiert ein anderer Zusammenhang: Nach Ansicht einiger zufällig gewählter Spieler (Matthäus, Effenberg, Podolski) stellen wir die These auf, dass Intelligenz und fußballerischer Erfolg sich antiproportional verhalten. Zugleich wissen wir, dass in den letzten Jahren der Anteil weiblicher Stadienbesucher deutlich zugenommen hat, dies gilt somit auch für weibliche blonde Stadienbesucher. Dies wiederum kann den Fußballern auf dem Rasen nicht verborgen geblieben sein, folglich müssen die Fußballer in den letzten Jahren in der Ausübung ihres Sports dümmer, also (siehe das Podolski-Theorem) sportlich besser gespielt haben. Mithin lässt sich eine Verbesserung des spielerischen Potentials des deutschen Fußballs konstatieren (nicht zuletzt ja auch zu beobachten an der Nationalmannschaft), die sich direkt kausal auf die Anwesenheit blonder Frauen im Stadion zurückführen lässt. Kurzum: Blonde Frauen haben unseren Fußball gerettet. Und dafür lieben wir sie.

Freitag, 7. Dezember 2007

herrgottsbscheißerle

Am Montag geht es gegen Freiburg. Die Stadt ist wunderschön, der Verein sympathisch. Aber wir können uns gerade keine Freundschaftsdienste leisten. Also befeuern wir die Spannung vor dem Spitzenspiel. Jeder von uns kann etwas tun: Ich zum Beispiel essen das ganze Wochenende Maultaschen. Die schwäbische Leibspeis neben Spätzle, und somit das offizielle Badenser-Triez-Essen. Ein pikantes (sic!) Detail am Rande: Auch wenn Maultaschen in Schwaben auch "Herrgottsbescheißerle" genannt werden, der Fußballgott isst auch nichts lieber!

Donnerstag, 6. Dezember 2007

nikolaus

Die Stiefelchen ordentlich vor die Tuer gestellt, zumindest die vergangenen Tage brav und artig gewesen, dann wollen wir jetzt mal abwarten, was der Nikolaus so mitbringt. Noch scheint er gar nicht da gewesen zu sein, vielleicht hat er in diesem Jahr auch die Schnauze voll, weil ihn immer mehr Kinder sorglos Weihnachtsmann schimpfen und nicht Nikolaus. Vielleicht hat er sich in diesem Jahr gedacht: Dann komme ich eben gar nicht, wenn man mich nicht mal mehr mit richtigem Namen anspricht. Jedenfalls: Wenn er noch kommt, hoffe ich, dass sein Sack ordentlich voll ist.

A propos, mein Vater hat im Verlaufe seiner recht erfolgreichen Fussballtrainer-Karriere eine typische Geste geschaffen: Die Arme weit ausgestreckt rumfuchtelnd, hat er seine Haende dann zu seinen beiden Leisten gefuehrt. Immer, wenn ihm das Spiel seiner Mannschaften nicht gepasst hat, sollte das heissen: "Spielt ueber die Fluegel, dann haben wir sie im Sack!"

Damit der VfL seine Talfahrt nicht noch weiter fortsetzt und schlimmstenfalls nicht nur in der VftabelLe einen Abstiegsplatz erklimmt, sei Coach Pele Wolitz zum Nikolaustag diese gewinnbringende Geste geschenkt. Moege er am Sonntag im letzten Heimspiel des Jahres gegen 1860 gar nicht so reichlich Gebrauch davon machen muessen, aber wenn, Gaetano Manno, Rouwen Hennings, Paul Thomik und Andreas Schaefer, dann spurt!

Uebrigens: Die Abwesenheit von Umlauten zeichnet nicht nur in New York, sondern auch in Kopenhagen die Computertastaturen aus. Das Esszett fehlt ebenso. Da verschwørt sich doch wieder die Welt gegen uns Deutsche.

Mittwoch, 5. Dezember 2007

user generated content

Web 2.0 ist ja schon lange nicht mehr der neuste Kracher, aber da wir auf Hypes nichts geben, sind wir im Timing unserer Themen so frei wie nur sonst wer. Der Clou an diesem albern bezeichneten Web 2.0 ist der "user generated content", also wenn jetzt quasi Du, lieber Leser, nicht mehr nur Leser bist, sondern auch zugleich den Inhalt erst selbst herstellen musst. Und das finden wir super. Normalerweise schreibt mittwochs unser Leser Mike von Seitenwahl hier user generated content, dafür helfen wir ihm bei sich zu Hause mit einem kleinen Brief aus. Irgendwie haben wir das aber diese Woche verbaselt, wussten nicht wer anfangen soll, waren alle zu beschäftigt. Das Vorweihnachtssyndrom. Deswegen musst jetzt Du, lieber Leser, mal wirklich ran. Wir machen ernst. VfLog 2.0. Los geht's!

Raum für Notizen, Anmerkungen, Anekdoten, Aphorismen
(Bitte nur mit non-permanent Folienstiften auf den Bildschirm schreiben, Lothar)
















Danke für die gute Zusammenarbeit.

Dienstag, 4. Dezember 2007

abstiegsplatz

Jetzt ist es soweit. Der VfL rangiert in der eben neu errechneten VftabelLe (rechts auf dieser Seite) erstmals in dieser Saison auf einem Abstiegsplatz. Nach dem sowohl desaströsen wie unglücklichen 3:6 in Fürth kommen die Osnabrücker auf nur noch 1,07 Punkte pro Spiel. Das hätte in der vergangenen Saison locker zu einem Platz im gesicherten Mittelfeld gereicht, doch die stärkste Liga der Welt ist noch stärker geworden.
(Bevor wir Panik schüren und ganz offiziell zur Suche nach neuen Desaster-VfLs aufrufen, warten wir den Ausgang der Hinrunde und die verbleibenden Spiele gegen 1860 und in Offenbach ab. Man weiß ja nie. Andererseits: Untere Ligen nach mäßig erfolgreichen VfLs abzugrasen, damit kann man nicht früh genug beginnen.)

Wie konnte es dazu kommen, dass der VfL so tief fällt? Und: Wieso grüßen die Gladbacher plötzlich als ehrbarer VftabelLenfünfter mit realistischer Aussicht auf den Platz an der Sonne? Beides hängt zusammen mit vermaledeiten Serien: Die einen verlieren nicht mehr, die anderen gewinnen nie auswärts. Um den Lieblings-Letzten-Satz eines jeden halbbegabten Journalisten zu gebrauchen: Wie sich das weiter entwickelt, bleibt abzuwarten. Jedenfalls: Vorjahresmeister VfL Herzberg scheint gewillt, den Titel zu verteidigen.
Viele Entwicklungen, die so nicht zu erwarten waren. Spätestens ab Weihnachten gilt es, daran zu arbeiten.

Montag, 3. Dezember 2007

zu viele törchen

Allenthalben gibt es nun Adventskalender, die auf den großen Tag verweisen, der im Dezember bevorsteht. Ich habe auch so einen. Er hat 24 Törchen. Dabei ist der große Tag doch schon am 10.12., wenn Gladbach gegen Freiburg siegt. Ich habe also 14 Törchen über, und schenke alle Gladbachs Stürmern. Herbstmeister, Herbstmeister, bitte, bitte!

Sonntag, 2. Dezember 2007

spiel, satz und sieg: fürth

"90 Minuten für ein 6:3? Das muss ein umkämpfter Satz gewesen sein! Es war mehr als das: Es war ein Satz mit X, jedenfalls für den VfL Osnabrück. Zwar waren die Jungs von Trainer Pele Wollitz nicht so schlecht, dass es heißt: 'Sechs, setzten!' Trotzdem hätten die tollen Fans des VfL nach den vielen erfolglosen Auswärtsfahrten langsam Schadenersatz verdient. Gemeinsam mit den Spielern haben sie immerhin eins: Einen Vorsatz für das neue Jahr."
Mit diesem Moderationsvorschlag bewarb sich Gerhard Delling am Abend um Co-Autorenschaft im VfLog.

Wäre Sisyphos und sein ewiges Steinrollen damals im Fernsehen übertragen und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden, ist die Frage, ob der Zuschauer mitfühlend das fortdauernde kreative Bemühen geschätzt oder, mit Blick auf das Ergebnis, bestenfalls mitleidig das permanente Scheitern belächelt hätte. Es wäre wohl auch damals abhängig davon gewesen, ob man sich Sisyphos eher nah fühlte oder nicht.
Einem leidlich interessierten Liga-der-Herzen-Fan, und damit auch den meisten professionellen Beobachtern, wird man nicht weiß machen können, dass Osnabrück auswärts nicht so schlecht spielt, dass es immer und immer wieder mal mehr und mal weniger deutlich verlieren müsste - ob es dafür nun gute Argumente gibt oder nicht. Sicher, nach drei Standardsituationen inklusive zweier Sonntagsschüsse drei Tore in zwölf Minuten kassieren, das ist bitter. Andererseits und auch, damit sich beim Stammtisch schon vor dem ersten ersten Wacholder das beige-farbene Blouson etwas lockert: "Wenn man immer nur verliert, kann da irgendwas nicht stimmen!"

Übrigens, der längste Satz in der Tennisgeschichte endete 2006 im Wimbledon-Doppelfinale nach 193 Minuten 23:21. Bis dahin ist es noch ein Stück. Und was den Vorsatz angeht: Auswärts gewinnen wäre mal was! Eine Chance bleibt sogar noch im alten Jahr, in Offenbach. Wegen dieser Recherche-Panne haben wir das Ansinnen Dellings vorerst abgelehnt.

Samstag, 1. Dezember 2007

jos jungs

Na gut, die vermaledeite Serie hat etwas für sich. Bevor sie bricht, soll sie lieber kurz vor Schluss noch halten. So gesehen ist angesichts des gestrigen Spielverlaufs doch alles gut, denn langer Rückstand, ein später Treffer, eine nie endende Serie, das hat etwas Bayerneskes, und Bayern ist bekanntlich zumeist dort, wo oben ist. Schön, wenn Borussia dies die ganze Saison in Liga zwei verkörpern könnte.

Auch sollte man sich hüten, zu viel zu früh zu verlangen. Die 40 Punkte zur Winterpause, das mag schon Hybris gewesen sein. Hier wurden sie auch nie gefordert. Irgendwoher kommt dennoch das Gefühl, dass es nicht mehr ganz so rund läuft gerade. Ist das Teil der ungewohnten Situation? Fühlt sich einfach so Erfolg an? Mag sein.

Hätte man mir zu Saisonbeginn gesagt, dass Gladbach eine derartige Serie spielen würde, oben stehen, gute Chancen auf die Herbstmeisterschaft haben würde, ich hätte auf der Stelle jede unüberlegte Wette angenommen. Und den ganz leisen Zweifeln zum Trotz: Gerne würde ich Jos Luhukay eine kleine Weihnachtsfeier ausrichten. Mit Karaoke und Nikolaus, oder wie auch immer man das in Holland gerne begeht. Eigentlich ist nämlich immer noch alles super. Danke, Jos, danke Jungs!

Freitag, 30. November 2007

knacken in der leitung

"Diese vermaledeite Serie hält weiter an, ohne dass wir irgendwie vorankommen." Diese kurze Nachricht noch vermochte Martin telefonisch zu übermitteln, ehe die Leitung kurz knackte und dann starb. Pointierter immer noch, das ist sicher, als die Analyse so mancher Berichterstatter, deren Leitungen, obgleich länger als Interkontinentalkabel, niemals zu sterben scheinen.

Donnerstag, 29. November 2007

seitenwechsel #45

Einmal in der Woche, immer mittwochs, manchmal aber auch donnerstags, gibt es eine Institution im VfLog: Den Seitenwechsel mit den lieben Kollegen von Seitenwahl. Seit der vergangenen Saison schreiben wir uns Brand-, Schmäh- oder Liebesbriefe - mit noch immer wachsender Leidenschaft. Diesmal hat Mike mal wieder vorgelegt, mit einem thematischen Rundumschlag nach zwei Wochen Pause. Martin steigt voll ein und offenbart selbst seine Vorstellung einer guten Ehe – aber das steht ja bei Seitenwahl.

Lieber Martin,

wie schön, dass ich mal wieder mit Dir ein paar Gedanken austauschen kann! Dass wir dies in sportlich so ruhigen Zeiten tun können, erfüllt mich mit Freude. Zwar entstehen die besten Gedanken unter Druck und Ärger (also zumindest bei mir), doch will ich die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, mit Dir einige Dinge zu besprechen, die sich seit dem letzten Briefwechsel unserer bescheidenen Online-Auftritte zugetragen haben.

Mit Erstaunen stellte ich in den vergangenen Tagen fest, dass Ihr Bücher zitiert. Was sage ich Bücher?, kommende Klassiker, deren Worte schon jetzt wie in Stein gemeißelt sind. Es ist kurios, dass ich gerade das seichte Reportage-Magazin "37 Grad" des ZDF sah, das "Sex mit dem Ex" thematisierte, und wenige Minuten später bei Eurem Weblog die subtilen Gedanken der Michaela Schaffrath lesen durfte. Zudem Euer Outing, ein Paar zu sein. Ich konstatiere demnach, dass der VfLog sich langsam, aber sicher von der kühlen und harten Berichterstattung und Kommentierung der Ereignisse verabschiedet und sich zu einem Becken der Emotionen entwickelt. Ich kann dies nur begrüßen, zumal sich in Mönchengladbach zurzeit ebenso alle lieb haben. Der Jos, der Christian, der Olli und wie sie alle heißen.

Lieb haben sich die Beteiligten in München derzeit eher weniger. Uli Hoeneß' Rede ist in den Tagen danach entsprechend durchgenudelt (Huch!) worden und dass Maik sich eine kleine Spitze in meine Richtung nicht verkneifen konnte, habe ich ihm natürlich verziehen. Weiß ich doch die Kollegen nahezu aller renommierter Medien argumentativ auf meiner Seite. Nun, ich kann Maiks angespannte Stimmung durchaus verstehen, schafft es der kleine VfL nicht so richtig, sich dem Tabellenkeller zu entziehen. Insofern sucht er nach Profil und liegt damit in Mode (die Grünen machen es vor). Solange Du in dieser Folge nicht den Oswald Metzger gibst und den Ausstieg verkündest, sollte das aufzufangen sein.

Ein letzter Blick auf unsere Borussia: Wie gefährlich die aktuelle Situation ist, zeigt der erneut dümmliche Versuch des Boulevards, Leben in seine in den vergangenen Wochen erlahmtes Blätter zu bekommen. Marcel Ndjeng wird in die Nationalmannschaft geschrieben, jetzt peilt Borussia die einst vom 1.FC Köln erzielte Marke von 40 erreichten Punkten in der Hinrunde an. Ein durchaus ehrenwertes Ziel, denn welche Mannschaft kann schon Weihnachten behaupten, den Klassenerhalt gesichert zu haben? Dennoch, es gilt, wachsam und konzentriert zu bleiben. Auch wenn zurzeit wenig nach Ernüchterung und sportlicher Tristesse aussieht, die Ratten in Mönchengladbach sind zwar ruhig in diesen Zeiten, aber sie leben noch.

Es grüßt wachsam vom Platz an der Sonne,
Mike

Mittwoch, 28. November 2007

das kleine bisschen gar nichts

"Fällt euch jetzt gar nichts mehr ein?" Dieser reizende Leserkommentar anlässlich unserer Herbst-Rezensionen (jaja, anderen geht's da schlimmer, die haben zur gleichen Zeit Depressionen) hat uns sehr erheitert, transportiert er doch vielschichtig gleich mehrere mögliche Interpretationsansätze.

a) Die Gattung "Buchrezension" ist an und für sich weniger als nichts. Setzte sich diese Einsicht flächendeckend durch, wäre das in der Tat ein Segen für so manchen Feuilletonteil vermeintlich ambitionierter Tageszeitungen.
b) Unser kleiner Familienblog ist schon seit jeher ein Quell der Langeweile. Schon vorher ist uns nicht viel eingefallen. Äh: Im Unterschied zu allen anderen Medien, die vorgaukeln, es gebe Neues, halten wir uns eben mit Gina Wild bei Laune. Was ist ehrlicher?
c) Womit wir beim "jetzt" sind, auf das wir souverän antworten müssen: Schon ewig nicht. Aber Kritik daran ist noch immer nicht erlaubt.

Und die VfLs? Trainieren. Geben Radiointerviews. Wählen Leute in Gremien. Toll.

Dienstag, 27. November 2007

seitenaus

An meinem 27. Geburtstag hielt ich ein ganz besonderes Geschenk in der Hand: meinen ersten Pornoschwanz. Es war der Schwanz von Rocco Siffredi, dem größten Männerstar der internationalen Pornoszene. Das war am 6. Dezember 1997. Am Nikolaustag.
Rocco Siffredi ist ein Bild von einem Mann. Der bestaussehende Pornodarsteller, den es gibt. Und er hat einen wunderschönen Schwanz. Groß und mächtig, nicht schief, sondern wohlgeformt.

Diese und viele wunderbare Zeilen mehr finden sich in der Autobiographie "Ich, Gina Wild. Eine Enthüllung" von Michaela Schaffrath. Sie ist erschienen im Heyne Verlag und wird von Amazon unter der Rubrik empfohlen: "Kunden, die 'Nummer eins' von Oliver Kahn gekauft haben, kauften auch:".

Montag, 26. November 2007

abseits

Auf der Terrasse eines guten Restaurants sitzen, mit wundervoller Aussicht und dem friedlichen Wunsch, alleine zu essen - das hätte schön sein können. Stattdessen nun konfrontiert mit einem jungen Mann, der die Ehe als Irrweg und glatte Überforderung der menschlichen Natur sieht und immerzu einräumt, die Wahrheit in irgendeiner Mitte zu suchen. Ich bat ihn, mich mit der Mitte zu verschonen, ich bin zu alt für sie. Ich sollte ihn so schnell nicht wieder loswerden.

Die Stufen der ehelichen Lustlosigkeit seien absehbar, sagt er. Ein durchsichtiges Negligé oder ein verzweifelter Tanga sorgten vielleicht noch für ein paar letzte Funken, dann komme unwiderbringlich die Stunde des Anwalts.
Ich kam ihm empirischer: Wie traurig schaut eine Zahnbürste aus, die einsam im Zahnglas steht, und wie oft fehlt mir am Abend ein Grund, um einzuschlafen, eine Umarmung etwa, ein Kuß, ein Streit meinetwegen, kurz etwas, das es mir erlauben würde, mich zur Wand zu drehen und als wohlig oder renitent Verkrümmter zu versinken?

(Nebenbei: Ist Ihnen auch schon aufgefallen, daß uns, sobald wir in die Toilette eines Hotelzimmers treten, die sogenannten Hygienebeutel für Damensachen empfangen? Und, wo wir schon einmal beim Thema sind: Die normalen Männerunterhosen sind systematisch von unzweckmäßigen Slips verdrängt worden, die keinen Eingriff mehr aufweisen und sich von den Damenslips kaum noch abheben, so daß in Sachen männlicher Unterwäsche von einer schleichenden Femininisierung und also Abschaffung der Differenz gesprochen werden muss.)

Immerhin konnte man über all das fabelhaft mit ihm plaudern. Als ich fragte, ob das Konzept von der Treue nicht notwendig, um real und wertvoll zu sein, der Versuchung bedürfe, oder noch besser: der vollzogenen Treulosigkeit, da verfing er sich wieder in seinem Sowohl-als-Auch. Was ich in meiner Freizeit tue, interessiere ihn, und er staunte, als ich antwortete, ich tue das, was mir vorschwebt seit meiner Geburt, nämlich nichts.

Er fragte mich, ob ich die Welt hasse, und ich antwortete ohne das geringste Zögern: Von ganzem Herzen. Wer soll noch wittern, was vorgeht, wenn die Jungen vor lauter fahriger Betriebsamkeit, das heißt vor Apathie verblöden und die Alten vor lauter Nachsicht? Die Wahrheit ist, um Kleist zu berichtigen, dass sich auf dieser Erde nur Lumpen heimisch fühlen. Doch wo wir schon mal hier sind: Auf die Revolution der Schnecken! Auf ein Krachen im Gebälk!

Keine Geschichte ist aus und zu Ende. Es gibt nur den willkürlichen Abbruch an einem beliebigen Punkt. Und zum Glück kann man auch über Fußball reden.

Diese und viele wunderbare Zeilen mehr finden sich im Roman "Am Hang" von Markus Werner. Er ist erschienen im Fischer Verlag.

Sonntag, 25. November 2007

schnellleser

Unser Grundvertrauen in die VfL-Führung ist zwar nahezu unerschütterlich, aber manchmal wundert man sich trotzdem: Auf der nahenden Jahreshauptversammlung sollen nämlich die VfL-Mitglieder über eine neue Satzung abstimmen - und Satzungen sind für gewöhnlich einige umfangreiche Seiten lang. Um sich adäquat darauf vorbereiten und mitdiskutieren zu können, wird jedem Mitglied gar ein Exemplar der alten wie der neue Version ausgehändigt.
Nun will der VfL stets begierig lernen von der großen Politik und anderen Riesen, die ihre Abstimmungsvorlagen immer derart kurzfristig in die Runde werfen, dass sie möglichst niemand mehr lesen kann. Spät, das heißt direkt vor Versammlungsbeginn bekommt deshalb auch jeder VfL-Wahlberechtigte seine Informationen - der VfL bittet "aus diesem Grund um Verständnis dafür, dass Ihre Mitgliedschaft bei der Verteilung der Satzungen am Eingang geprüft wird". Herrlich. Fehlt nur noch, dass Manager Lothar Gans den Fans am Ende einer heißen Diskussion den Hoeneß machen muss.

Samstag, 24. November 2007

wie nennt man das gegenteil von beredtem schweigen?

Einfach mal Feiern. Freuen. Maul halten. So macht der Samstag nach so einem Freitag Spaß.

Freitag, 23. November 2007

ein bisschen barcelona

Sicher ärgert man sich über ein verdientes 1:1, wenn genauso auch ein glücklicher Sieg möglich war. Man ärgert sich auch, weil das bittere Ende einjeder absehen konnte. In der Halbzeit schrieb ich meinem Bruder im Stadion eine SMS: "Elfer u. Rot muss man nicht geben. Kann man aber. Trotzdem zu wenig, was?! Viele dümmliche Fouls." Gut 45 Minuten später ist der Ausgleich die logische Folge aus einem letzten dümmlichen Foul.

Vor dem Spiel musste gelten: Das Wichtigste ist, nicht zu verlieren, zur Not reicht auch ein Unentschieden.
Nach dem Spiel gilt: Das Elend errang gegen eben jene Not ein Unentschieden. Der Ärger bleibt noch ein paar Tage.
Andererseits: Das schwächste und über weite Strecken erbärmlichste Saisonspiel selbst gegen zehn Mann nicht zu verlieren, ist auch eine Leistung. Wer sich noch mehr freuen will, schaue nach Gladbach: Business as usual und Mission erfüllt.

Donnerstag, 22. November 2007

nur ein bisschen berghfest

So ziehen die Tage ins Land, und abgesehen von den wunderbaren Misserfolgen des Fußballzwergs England ist von nichts Mitreißendem zu berichten. Wie auch, die Liga der Herzen hat pausiert.
Ok, Johannes van den Bergh hat einen Profivertrag bei der Borussia bekommen, Jens Lehmann will offenbar dritter Torwart in Osnabrück sein, und Stefan Aust, die arme Wurst, kann einem wie mir nicht leid tun.
Sie alle haben nichts anderes verdient: Van den Bergh spielt gut und beim richtigen Verein, für Lehmann gilt das gleiche zur Hälfte, und Aust, tja, Aust: Wird beim Spiegel hinter vorgehaltenen Händen Mogulchen genannt muss sich bald nicht mehr mit konservativen Phrasendreschern vom Schlage eines Gabor Steingart rumschlagen. Alle drei sind also dabei, eine Menge zu erreichen. Aber richtig mitreißen kann uns das nicht.
Morgen hat das Warten ein Ende, wenn die Enkel Carl Zeiss' zu Besuch nach Osnabrück kommen und Gladbach von den Offenbacher Kickers heimgesucht werden.

Mittwoch, 21. November 2007

zensiert

Ich hatte so einen schönen Post geschrieben. Maik hat ihn wieder entfernt. Vielleicht kommt er nochmal wieder. Vielleicht nicht. In jedem Fall ist das ein starkes Stück. Es rumort schon in der Belegschaft. Auch die Erbengemeinschaft des Fußballgotts und die Manager des weltweit tätigen Verlagshauses, das eine stille Beteiligung an unserem Blog hält, begehrt langsam auf. Zudem wird Maik eine zu große Nähe zu einem großen, konkurrierenden Medienunternehmen in Norddeutschland nachgesagt. Wird er sich dennoch halten können? Endet er wie Stefan Aust? Bald wird man hier mehr lesen. Aus Respekt vor seinem Lebenswerk jedoch schweige ich jetzt. Vorerst.

Dienstag, 20. November 2007

für die gerichtsakten: hier ist satire

Die Titanic rühmt sich seit langem, das "endgültige Satiremagazin" zu sein. Damit hat sie lange recht gehabt und mühsamst Komik simulierende Blättchen wie den Eulenspiegel oder das kurzzeitig wiederbelebte Pardon in Schach gehalten. Selbst die von Ex-Titanic-Chef Sonneborn produzierte Spiegel-SPAM-Konkurrenz scheint mehr Spin-Off denn wirkliche Bedrohung zu sein.

Dies ist, erfahrene VfLog-Leser wissen es schon lange, natürlich längst vorbei. Als philosophisch gestählte Besserdenker wissen wir um die Endgültigkeit der Vorläufigkeit, und beanspruchen ab sofort und vorläufig endgültig den Status des "endgültigen Satiremagazins" für uns. Das schöne daran: das gibt noch mehr Rechtssicherheit als die Pressefreiheit. Endlich dürfen wir jetzt alles. Satire! Und wenn uns die Titanic verklagt, weil wir ihren Slogan klauen? Sorry, Jungs, Satire! (Und wenn uns die DFL verklagt, weil wir ihren Willi befreien? Tut leid, Kollegen, Satire!) Und in jedem Fall treffen wir die richtigen: Wirklich lustig ist die Titanic doch schon lange nicht mehr. Wir haben das mal mithilfe des wirklich lustigen Karikaturen-Baukasten verdeutlicht. Den haben wir übrigens, äh, auf der Homepage der Titanic gefunden:

Montag, 19. November 2007

redundanz bringt relevanz

Generell sind Leser dieses Familienblogs im Vorteil, schon seit knapp drei Jahren. Wir schreiben Wahres und nur Dinge, die die Welt bewegen. Manchmal wiederholen wir uns, aber nur, wenn es wirklich Not tut. Einen Artikel vom 9. September 2005 zum Beispiel können gar nicht so viele Leute gelesen haben, als dass es sich nicht lohnte, ihn aus aktuellem Anlass zu relaunchen. Am Wochenende nämlich spielt der VfL erneut gegen Carl Zeiss Jena:

Carl Zeiss wurde am 11. September 1816 in Weimar geboren. Der Mechaniker gründete die bekannte Firma Carl Zeiss Jena, die sich heute das 'Jena' im Namen spart. Die korrekte Schreibweise des Nachnamens lautete damals Zeiß.

Carl Zeiss hat schon während seiner Gymnasialzeit Lektionen an der Großherzhoglichen Gewerkschule besucht. Von 1834 bis 1838 geht Carl Zeiss als Mechanikerlehrling in die Lehre beim Universitätsmechaniker Dr. Friedrich Körner. Nachdem er seine vierjährige Lehre beendet und er sein Abgangszeugnis der Universität erhalten hatte, ging er, wie damals üblich, auf Wanderschaft. Von 1838-1845 war er in Stuttgart, Wien, Berlin und Darmstadt. Nach Osnabrück oder Mönchengladbach verschlug es ihn nicht. 1845 absolviert Carl Zeiss dann ein Studium in Chemie und Mathematik in Jena.

1846 gründete er eine feinmechanisch-optische Werkstatt in Jena. Ende 1847 wurden die ersten Mikroskope in der Werkstatt gefertigt. 1848 heiratete Carl Zeiss die Pfarrerstochter Bertha Schatter, die 1850 den Sohn Roderich Zeiss gebar und dabei starb. Im Jahr 1852 beschäftigte Zeiss bereits 10 Mitarbeiter in seiner Werkstatt, die hauptsächlich Mikroskope fertigten.

Carl Zeiss heiratete 1853 ein zweites Mal, und zwar erneut eine Pfarrerstochter. Mit Ottilie Trinkler hatte er in der 35jährigen Ehe noch einen Sohn namens Karl Otto und zwei Töchter: Hedwig und Sidonie.
Ab 1857 fertigte Zeiss die ersten zusammengesetzten Mikroskope. Für seine Leistungen wurde Carl Zeiss am 27. Oktober 1860 zum Universitätsmechanikus ernannt. 1866 wurde das 1000. Mikroskop gefertigt.

Da Carl Zeiss erkannte, dass eine weitere Verbesserung der von ihm produzierten Mikroskope nur auf Basis solider Berechnungen erfolgen konnte, arbeitete er ab 1866 über viele Jahre mit Ernst Abbe zusammen. Trotz anfänglicher Rückschläge verlor Carl Zeiss dabei nie die Geduld und legte damit die Grundlage für den späteren Aufstieg seiner Firma zum führenden Produzenten für Mikroskope und andere feinmechanisch-optische Geräte. Bis 1875 stieg die Anzahl der Beschäftigten auf etwa 60 Mitarbeiter.

1880 erhält Carl Zeiss die Ehrendoktorwürde der Universität Jena. Die Fertigung des 10.000. Mikroskops 1886 wurde kurz nach seinem 70. Geburtstag mit einem Fest gefeiert.
Ab März 1888 wurden auch fotografische Objektive bei Zeiss gefertigt. Im September des gleichen Jahres wuchs die Belegschaft auf 327 Mitarbeiter an.

Nach mehreren Kuraufenthalten und qualvollen Wochen starb Carl Zeiss am 3. Dezember 1888 in Jena. Er wurde auf dem Alten Friedhof, dem Johannisfriedhof, am Philosophenweg in Jena beigesetzt.

Das Spiel des VfL gegen den FC Carl Zeiss Jena beginnt Freitagabend um 18.00 Uhr an der Bremer Brücke.

Sonntag, 18. November 2007

"ja, wir sind ein paar!"

Ob es nun Not tat, weil es Publicity bringt, oder ob es erforderlich wurde, weil der Boulevard andere Leichen im Keller gefunden hat und sich sein Schweigen teuer bezahlen lässt, verraten wir nicht. Martin und ich jedenfalls machen dem Versteckspiel ein Ende und stellen ganz nüchtern fest: Ja, wir sind ein Paar!

Es ist die Liebes-Sensation des Jahres. In festlichen dunklen und figurbetonenden Abendkleidern tuschelten der bernsteinblonde Martin und ich, der schöne Maik, bei Rotbarsch und Scherfel vom Ochsen miteinander, und wir lächelten uns an. Künftig aber wollen wir unser Privatleben privat halten.

Der Programmdirektor des VfLog, der Fußballgott, sagte zum Liebesbekenntnis seiner Moderatoren: "Mit wem die beiden ihr Leben teilen, ist ganz und gar ihre Privatsache. Mich interessiert nur, wie sie ihren Job machen - und den machen sie grandios."

Samstag, 17. November 2007

unterstützer

Etwas unbeholfen noch und orthografisch nicht ganz einwandfrei, aber doch aller Ehren wert ist das Commitment einer international agierenden Juwelierkette, gemeinsam mit uns den armen Willi aus den Armen der DFL zu befreien. Danke dafür! Nur so kann es gehen!

Freitag, 16. November 2007

ohne macht kein spaß

Ohne kostet extra. Nerven und Lebensfreude zum Beispiel. Denn ohne fehlt einfach der besondere Kick, das Innehalten, gespannt warten, ob's gut geht oder alles schief läuft, ob man ohne jede Sorge richtig vergnügt sein darf oder sich schämen und über Tage geknickt sein Leben fristen muss.

Von wegen ohne seien die Gefühle intensiver! So ein Wochenende ohne Fußball ist einfach langweilig.

Donnerstag, 15. November 2007

betr.: uli hoeneß

"Das wird einem doch abgewöhnt", antwortet Felix Magath im
11 Freunde-Interview auf die Frage, wann er mal richtig ausflippe. "Der Trainer darf heute keine negativen Emotionen in der Öffentlichkeit zeigen. [...] Wenn dann ein Kraftausdruck fällt, wird sofort von den Medien die Moralkeule geschwungen."
Wie recht er hat, sieht man dieser Tage, denn die Moralkeule schwingt und schwingt und schwingt. Zwar ist Uli Hoeneß nicht Trainer, sondern Manager, trotzdem gilt der von Magath treffend erkannte Mechanismus auch für ihn.

Die Hoeneß'sche Brandrede war wunderbar, hatte Witz, war höchst unterhaltsam und traf völlig der Kern. Auch ist davon auszugehen, dass Hoeneß klug genug ist, den Sturm, der jetzt über ihn hereinbricht, leicht amüsiert ertragen zu können. Ähnlich wie José Mourinho hat auch Hoeneß die wunderbare Gabe, erst richtig auszuteilen und dann beim Einstecken sich selbst und die Aufregung der anderen zu belächeln. Und ja: Das alles macht ihn zu einem Typen. Man muss nicht Kleingeist sein, um ihn dafür als arrogant misszuverstehen, das passiert auch Leuten, die sonst recht klug sind.

"Das ist eine populistische Scheiße!" Jemandem, der diesen Satz seinen eigenen Leuten sagt, müsste man eigentlich einen Preis verleihen. Viel zu selten wird in Deutschland Klartext gesprochen. Wer sagt, was er denkt, ist der Dumme, nicht der Held. Anders wäre alles viel unterhaltsamer.
Hans-Christian Ströbele, als der Bundestag über den Kriegseinsatz im Kosovo abstimmt, zu seinem grünen Außenminister: "Das ist eine populistische Scheiße!"
Michael Ballack, als die Nationalmannschaft berät, nach dem gewonnenen Spiel den 3. Platz bei der WM noch nach Berlin zum Feiern zu fahren: "Das ist eine populistische Scheiße!"
Josef Ackermann zu einigen FDP-Abgeordneten, die ihn für sein unverschämtes Gehalt kritisieren: "Das ist eine populistische Scheiße!"
Allesamt wären das große Worte gewesen!

Nun bleiben sie Uli Hoeneß vorbehalten, und das ist eigentlich standesgemäß. Man muss ihn nicht mögen und man muss die Bayern nicht mögen, man muss auch nicht - wie ich - mögen, welche Worte er für seine Schelte wählte, aber man darf durchaus schätzen, dass Uli Hoeneß kein Blatt vor den Mund nimmt - ob es um fremde oder die eigenen Leute geht. Und man muss feststellen, dass Hoeneß nie ganz ohne Grund lospoltert. Auch neuerdings steht eines außer Frage: Hoeneß hat mit allem, was er sagt, recht.
Zu WM-Zeiten war in der Münchener Arena die Stimmung spitze, obwohl das Verhältnis Logengäste zu kleinem Mann so war wie heute bei den Bayern-Heimspielen; vermutlich saß gar auch auf den normalen Plätzen noch eine Menge Business-Publikum mehr. Wenn nun bei Bayern-Auftritten keine rechte Stimmung aufkommen will, gibt es dafür unter anderem einige tausend Gründe, die 7 Euro für ihr Ticket ausgegeben haben.

Schätzen wir uns glücklich, dass unsere VfLs zusammen mit ihren Fans immer für eine tolle Kulisse sorgen. Und sparen wir uns, was diesen Hoeneß-Streit angeht, bitte die künstlich reanimierte Debatte über Tradition und Kommerz im deutschen Fußball, sparen wir sie uns für Anlässe, bei denen es lohnt, darüber zu streiten. Freuen wir uns lieber mit Uli Hoeneß, dass er wieder einen aus dem Hut gezaubert hat, denn derlei Hüte passen nur noch wenigen im Fußballgeschäft.

(Achja: Wer anderer Meinung ist, möge schweigen und kicker lesen oder Bild der Frau. Denn es kann nicht sein, dass wir dafür kritisiert werden, dass wir uns hier den Arsch aufreißen.)

Mittwoch, 14. November 2007

seitenwechsel #44

Einmal in der Woche, immer mittwochs, gibt es eine Institution im VfLog: Den Seitenwechsel mit den lieben Kollegen von Seitenwahl. Seit der vergangenen Saison schreiben wir uns Brand-, Schmäh- oder Liebesbriefe - mit noch immer wachsender Leidenschaft. Weil dort, wo Borussia ist, derzeit offenbar oben ist, erkundigt sich Maik nach Hilfe für die gebeutelte SPD. Dies und natürlich auch Vernünftiges lest ihr bei Seitenwahl. Mike antwortet im Stile eines Topjournalisten.

Mein geschätzter Maik,

welch überraschenden Anfang hast Du diesmal gewählt! Ein kleiner Ausflug in die deutsche Politik, gespickt mit einigen Spitzen. Daher will ich mich natürlich nicht lumpen lassen, sondern direkt einsteigen. Nun, die Sozialdemokraten können einiges vom großen VfL lernen. Immerhin dürften die Gladbacher mehr Punkte gesammelt haben als die SPD in Prozenten bei den Umfragewerten. Für die Roten ist der Abgang Franz Münteferings sicherlich ein Verlust, wenn nicht gar für die gesamte Sozialdemokratie in Deutschland. Kurt Beck, den "ich-rette-meinen-Lieblingsclub-mit-Steuergeldern"-Landesfürsten aus der (oder dem?) provinziellen Rheinland-Pfalz, wird diesen Abgang sicherlich verschmerzen. Auch wenn seine ersten Reaktionen mit heuchlerischer Boshaftigkeit etwas anderes suggieren könnten. Tja, der liebe Kurt soll ruhig lachen, denn in die Bundestagswahl als Kanzlerkandidat geht er ganz sicher nicht. Und was heißt hier "lernen"? - Die SPD hat in ihren Reihen nicht nur mindestens einen hervorragenden Politiker, sondern dazu einen leidenschaftlichen Gladbach-Fan, und das in einer Person. Ob Scholz uns allerdings den Rösler macht? Eher den Ivo Ulich: dabei sein, ohne aufzufallen und am Ende fragen sich alle, was er eigentlich in der Truppe gemacht hat.

Doch genug der politischen Ausflüge, kommen wir zum Kern: ganz unverblümt forderst Du Schützenhilfe, wenn ich das richtig erkannt habe zu später Stunde. Nun, zuerst wird und sollte Borussia auf sich selber gucken. Dafür wirst Du und werden alle Anhänger der Lila-Weißen Verständnis haben. Wenn als Nebenprodukt eine echte Schützenhilfe herausspringt, umso besser. Wobei Du die Leistungen der Osnabrücker nicht zu sehr in den Himmel loben solltest, vor allem nicht vor dem Hintergrund des Themas "Schützenhilfe". Von Deinen recht großspurigen Ankündigungen zum Spiel in Kloppo-Town ist nicht viel übrig geblieben. Da gab´s nur Kloppe (entschuldige dieses schlechte Wortspiel!), und ein Mainzer Punktverlust hätte der Borussia in die Karten gespielt. Aber es spricht für Dich und Deinen Mut, dass Du die völlig verdiente Niederlage der Osnabrücker im BorussiaPark als Grundlage für den Aufschwung der vergangenen Wochen siehst.

Der Aufschwung hält also weiter an. Das 0:0 in München geht in Ordnung. Die "Löwen" hatten die meisten, Gladbach die besseren Chancen. So ähnlich verlief das Spiel in Fürth, oder auch in Koblenz. Hätte man diese Maßstäbe umgesetzt, wären sowohl Toumas Schuss als auch Friends Kopfball iin die Maschen geflogen. Prädikat: nicht besser gewesen, aber gewonnen. Das pragmatische "Wir-müssen-auch-mal-mit-einem-Punkt-zufrieden-sein"-Gefasel kommt natürlich reflexartig. Bei einer Niederlage wäre sowas wie "Irgendwann musste es ja passieren. 1860 war ein starker Gegner. Jetzt müssen wir uns die Punkte im Heimspiel holen. Der Aufstieg ist noch drin!" gekommen. Austauschbar, das alles. Insofern messe ich dem weniger Bedeutung zu. Was allerdings zu beobachten war: entweder haben sich die Gegner inzwischen besser auf Borussia eingestellt, oder die Fohlen durchleben zurzeit ein kleines Formtief. Ich höre die Schreie der Leser schon jetzt, aber bereits im Heimspiel gegen Jena stockte die vorher so treff- und kombinationssichere Offensive merklich. Wäre dies nach diesen Wochen so verwunderlich?

Aber, ich möchte nicht mit schlechten Gedanken diese Zeilen beenden: der status quo tut nach wie vor sehr gut. Als Lokalreporter mögen diese Wochen relativ langweilig sein (was das völlig übertriebene Stilisieren der "Disko-Affäre" eindrucksvoll bewies), ich hingegen genieße das sehr. Arbeitssieg gegen Jena, gutes Unentschieden beim Verfolger. In der vergangenen Saison wäre diese Spiele bei gleicher (nämlich abnehmender) Form aller Wahrscheinlichkeit nach verloren gegangen. Mit Degen und mit Insua, diesen Weicheiern! Aber jetzt sind wir Tabellenführer, und das ist gut so, liebe Genossinnen und Genossen.

Womit ich meiner journalistischen Pflichtaufgabe, einen Artikel thematisch so enden zu lassen, wie er angefangen hat, mal wieder vollends nachgekommen bin.

Zufriedene Grüße
Mike

Dienstag, 13. November 2007

der bart des propheten

Wehe dem, der heute jammert. Wehe dem, der auch nur eine Sekunde mit dem Gedanken spielt, wir hätten gestern auch gewinnen können. Hätten wir, ja. Wir hätten aber auch verlieren können. Also lassen wir die Konjunktive.

Ein Punkt ist ein Punkt ist nicht nur ein Punkt. Gestern haben wir das 10. Spiel in Folge nicht verloren. 1860 ist Tabellenvierter. Es war ein Auswärtsspiel. Allein dieses Wort hat vor nicht allzu langer Zeit noch zu Schlottern, Weinen und Zähneklappern geführt. Ein Fohlenteam zu sehen, das in München auf Sieg spielt - und sei es auch "nur" gegen die Löwen in Liga 2, ist keine Selbstverständlichkeit. Es ist beeindruckend wie Jos Luhukay seine Linie verfolgt und schön zu sehen, wie seine Arbeit fruchtet. (Bitte als Satz für meine posthum zu veröffentlichende Aphorismen-Sammlung vormerken: Manche Männer sollte man nicht nach ihrem Bart beurteilen.)

Zwei hochkarätige Chancen hat Gladbach zwar gestern knapp vergeben (1860 hat eine ganze Menge gute Gelegenheiten eher fahrlässig vergeben), aber die ganz große Chance wurde genutzt: realistisch und entspannt im Saisonfahrplan voranzukommen. Jetzt ist wieder einige Zeit bis zum nächsten Spiel und der Blick auf die Tabelle macht Spaß. Es geht ja nicht nur um die Tabellenführung, die 5 Punkte zu Rang 4 sind das, was letztlich zählt. Überhaupt: Gladbach, Freiburg, Mainz – wenn man das liest, wer wünscht da nicht, die Saison wäre schon zu Ende? Diese Aufsteiger würden der sogenannten ersten Liga gut tun.

(Und nun? Fordern wir unsere Leser auf, sich endlich einen Jos-Bart wachsen zu lassen. Die Zeit bis zum Spiel gegen Kickers Offenbach sollte reichen. Wenn genug mitmachen, kann Luhukay nach dem Sieg dann ein Bart in der Menge nehmen. Ok, diesen Satz bitte nicht in meine Aphorismensammlung aufnehmen. Ich höre jetzt besser auf.)

Montag, 12. November 2007

einkehr statt auswärts

Wenn Freunde sich beschämt abwenden und Bekannte mitleidig die Augen verdrehen, sobald die Rede auf Leidenschaften kommt, die die längst nicht mehr postmoderne Gesellschaft zu disziplinieren sucht, ist es wichtig, einen Rückhalt in der eigenen Familie zu finden: Eine Mutter, die schützend die Hand über einen legt, einen Vater, der milde lächelnd Aufmerksamkeit immerhin erahnen lässt, oder einen sorgenden Bruder. Sie alle sind in schweren Zeiten ein großes Geschenk.

Die VfLeidenschaft ist so eine Sache: Von vielen als heilbares Übel abgetan, dessen man sich vermittels psychologischer Hilfe ohne weiteres entledigen könne. Verständnisvolle Mittäter sind rar gesät, und oft lernt man sie gar nicht kennen, weil nur die Mutigsten sich trauen, damit hausieren zu gehen, was von den meisten als Makel indiziert wird.
Ein Glück, wie gesagt, wer einen großen Bruder hat, der manchmal mit ins Stadion kommt und Händchen hält, grundsätzlich im Stande, das, was wie um sich greifender Wahnsinn aussieht, gütig als menschliche Schwäche anzunehmen: "Dennoch bewegt mich die große Sorge", schreibt er dieser Tage, "der VfL könnte Deinem Verstande mehr und mehr abträglich sein. Die Kunde von Deiner Anwesenheit bei einem über 500 Kilometer entfernten Auswärtsspiel ließ mich jedenfalls zusammenzucken."

Dieses Zusammenzucken muss aufhorchen lassen. Wenn selbst die engsten Fahrensmänner zweifeln, ist Vorsicht geboten. Es könnte wirklich etwas im Argen liegen. Gemach also die nächsten Spiele angehen! Erstmal eine Woche Pause machen! Die Auswärtsfahrten nach Jena, Aue und Fürth jedenfalls sind bereits storniert.

PS: München ist übrigens eine tolle Stadt. Stadion auch cool. Schon seit drei Stunden voll was los in der Arena...

Sonntag, 11. November 2007

da ist mein hut

Am Sonntag soll man ruhen. Das ist schön. Das macht mir so viel Spaß, dass ich fortan viel mehr ruhen möchte. Meine aufreibende, zeitintensive und nervenraubende Tätigkeit als Chefredakteur des VfLog und Stellvertreter des Fußballgottes auf Erden muss dran glauben: Ich werfe meinen Hut. Aber natürlich nicht zu Boden, dafür ist es ein viel zu schöner Hut. Ich werde ihn mit einem grazilen Schwung in die Arme von Maik, der ihn sich – hepp! – schon aufgesetzt hat. Was sich für unsere Leser ändert? Natürlich nichts. Nur die DFL wird eben künftig Maik verklagen, wenn wir mit unserer "Free Willi"-Aktion richtig durchstarten. Glück gehabt. Aber heute ist ja auch Martinstag.

Der Posten des Chefredakteurs ist im VfLog seit jeher ein sensibles Thema. Anfang 2005 schon gab es eine üble Schmutzkamapgne, die simoniseske Züge trug. Im Sommer desselben Jahres, zur Zeit, als Gerhard Schröder die Vertrauensfrage stellte, trugen wir den gewaltigen Umbrüchen, die dem Blog bevor standen, Rechnung und ordneten Neuwahlen an.

Samstag, 10. November 2007

mainz singt und lacht

Wer so spielt wie Osnabrück gestern Abend in Mainz, verliert die zweite Halbzeit völlig verdient mit 0:3. „Viereins“, antwortet schließlich ein stolzer Mainz-Fan auf dem Heimweg einem noch ahnungslosen Passanten auf die Frage „Wie hamse gespielt?“, und er erntet, nachdem geklärt ist, „für wen“, ein anerkennendes „Boah!“. Für den VfL heißt das: Einsvier bei Nullfünf und die sechste Auswärtsniederlage in Folge – bei der man dem Gegner in der ersten Halbzeit noch gezeigt hat, wie richtig guter Fußball aussieht. Aber wer mag das schon glauben angesichts dieses Endergebnisses? „Der Gesamteindruck ist verheerend“, befand dann auch Trainer Claus-Dieter Wollitz, „und dafür, dass mir jetzt alle sagen, wie toll wir Fußball spielen, kann ich mir nichts kaufen.“ Insgesamt nichts Neues also. We call it a ‚Klassiker’.

Mainz war stark angefangen und der VfL geriet in den ersten Minuten ordentlich unter Druck. Daniel Gunkel hatte gleich zu Beginn nach einer Mainzer Ecke die Chance zum 1:0, schoss aber knapp vorbei. Bis dahin spielte Osnabrücks Rouwen Hennings noch neben Thommy Reichenberger die zweite klassische Spitze, danach ordnete sich die Mannschaft von Wollitz als 4-1-4-1-Formation neu: Vor der Abwehrkette, in der Uwe Ehlers als rechter Innenverteidiger debütierte, spielte Mathias Surmann im defensiven Mittelfeld, davor eine zweite Viererkette aus Hennings, Mathias Heidrich, Marcel Schuon und Bilal Aziz, einziger Stürmer blieb Reichenberger.
Diese Umstellung zeigte sofort Wirkung. Osnabrück besann sich auf seine Heimstärken: Schnelle und flache Pässe in den Fuß, zweikampfstark, dabei variables Flügelspiel und variantenreiche Kombinationen. Zwar blieb Mainz gerade über die rechte Seite, wo Tim Hoogland und zuerst Miroslav Karhan, später Damit Vrancic, gut mit den beiden Stürmern Felix Borja und Ranislav Jovanovic harmonierten, stets gefährlich, doch das Spiel machte der VfL – die besseren Chancen waren logische Folge: Schuon vergab eine gut und gern Hunderprozentige, und Reichenberger versenkte den Ball nach schönem Schuon-Zuspiel sogar im Mainzer Tor, stand aber knapp im Abseits. Dann fiel das 1:0 für Mainz. We call it…

Anschließend zeigte Gößling mal wieder eine Glanzparade, als sich Andreas Schäfer von Hoogland düpieren ließ, dessen Flanke den Kopf von Jovanovic erreichte – nur fast das 2:0. Nach diesen Schockmomenten war Osnabrück weiter das bessere, klüger spielende Team. Gerade die Mainzer Innenverteidigung war anfällig, sobald der VfL schnell und kurz in die Spitze spielte, und das klappte einige Male ganz gut. Dementsprechend fassungslos war Mainz’ Präsident Harald Strutz nach dem Spiel: Osnabrück hätte nach der ersten Hälfte schon 3:1 führen müssen, ihm sei völlig schleierhaft, wie dieses Endergebnis zustande kam. Es lag daran, dass der VfL nur ein Tor schoss: In der 44. Minute wieder durch einen Kopfball von Reichenberger, Hennings hatte zuvor den Freistoß getreten.

„Das einzige, was nicht stimmt, ist das Ergebnis“, sagte Wollitz seinen Jungs in der Halbzeit. „Da gebe ich Pele 100 Prozent Recht“, entgegnete Jürgen Klopp nach Spielende. Klopps Mannschaft allerdings hatte die zweite Hälfte alles das besser gemacht, was ihnen nach den ersten starken zehn Minuten nicht mehr gelingen wollte, und spielte nun Fußball. Wollitz’ Truppe dagegen stellte das Fußballspielen im zweiten Durchgang über weite Strecken ein. Sofort nach Wiederanpfiff vergab der eingewechselte Wellington millesk die Mainzer Führung; Schäfer hatte zuvor erneut einen Zweikampf verloren, der diese Chance erst möglich machte. Überhaupt verlor der VfL jetzt öfter einfache Bälle und wichtige Zweikämpfe. So ergab sich das erneute Mainzer Führungstor aus einer Situation, als der VfL in Ballbesitz war: Schuon und Aziz passten nicht auf, Thomik musste Wellington passieren lassen, der Borja bediente: Nicht ein schöner Mainzer Angriff, sondern individuelle Osnabrücker Fehler bahnten den Weg zur Niederlage. We call it…

Wollitz wechselte und brachte mit Alexander Nouri (für Schuon) und Nico Frommer (für Hennings) zwei frische Kräfte, die sich leider nur nominell als frisch erwiesen, ihr Kurswert war mehr als mäßig. „Die beiden waren natürlich sauer, dass sie nicht von Anfang an spielen, das kann ich auch verstehen. Aber wenn sie dann kommen, dann müssen sie brennen, Bälle fordern, was kreiieren. Das habe ich alles nicht gesehen“, kritisierte Wollitz seine Einwechselspieler. Dass nach dem 2:1 für Mainz Nouri im zentralen Mittelfeld ‚agierte’, Aziz auf links und Heidrich auf rechts wechselte und dass Wollitz wieder auf ein klassisches 4-4-2 mit den zwei echten Spitzen Reichenberger und Frommer umstellte, verpuffte dementsprechend.
Der VfL brach in dieser Phase einigermaßen zusammen, und Mainz entdeckte im gleichen Zug die Freude am Spiel. (Es war auch der Zeitpunkt, als man sich fragte, wieso das tolle Publikum im Stadion am Bruchweg eines Stadionsprechers bedarf, der als Wochenmarkt-Schreihals sicher eine tolle Nummer wäre. Die Stimmung jedenfalls wäre ohne sein ständiges „Auf geht’s“ und „Jetzt aber“ auch nicht schlechter gewesen.) Wellington, Chadli Amri und Borja vergaben die größten Mainzer Chancen, ehe Heidrich den entscheidenden Zweikampf verlor und Amri das 3:1 schoss. Allein weil es für VfLs in Mainz zum guten Ton gehört, 4:1 zu verlieren, zeigte Schiedsrichter Sippel in der Nachspielzeit noch einmal auf den Punkt, damit Gunkel per Elfmeter den obligaten Endstand herstellen konnte.

Thommy Reichenberger war nach dem Abpfiff völlig ratlos. „Das ist unheimlich bitter, wie wir hier am Ende untergehen. Eine Kopfsache kann das eigentlich nicht sein. Wie sollten wir sonst zu Hause Spiele umdrehen und Siege über die Zeit retten können, wenn das ein Kopfproblem wär?“, fragte er, sich selbst nicht sicher, was jetzt zu tun sei. „Weitermachen, immer weitermachen“, hat Oliver Kahn mal gesagt, und er hat natürlich Recht. Irgendwann wird das Auswärtsspiel kommen, währenddessen der VfL nicht wegen eines individuellen Fehlers in Rückstand gerät und die Mannschaft ihr sehenswertes Fußballspiel über 90 Minuten zeigen kann. Vielleicht würde sogar schon reichen, die sich bietenden Chancen zu nutzen. Bis dahin muss man sich Sorgen machen.

Freitag, 9. November 2007

und 5 meerschw.

An einem Tag, an dem über das heutige Spiel in Mainz schon alles und das Gegenteil gesagt worden ist, über das Montagsspiel von Gladbach noch nicht viel zu sagen ist, kann man einmal wieder in Archiven wühlen. Gerade in Gladbach hat Tradition ja Tradition. Manche empfinden sie als Last, für andere ist sie das letzte, was den Club noch von anderen Profiballfirmen unterscheidet. Ein Hoffenheimer kann eben nicht seufzend sinnieren über, ach!, Netzer, Bökelberg, die Meisterjahre... Selbst wir Jüngeren haben inzwischen eine lange Geschichte mit Patrick Anderssons, Uwe Kampsens, Toni Polsters.
A propos Toni Polster: Über diesen Gladbacher Heroen, der unsere Liebe nicht zuletzt durch seine Fahnenflucht aus Köln verdiente, ist uns nun ein brisantes Papier zugespielt worden, in dem private Details aus dem Leben des österreichischen Superstars zu erfahren sind. In einem Schreiben aus Gladbacher Zeiten, das er an eine von ihm unterstützte Tierschutzorganisation verfasste, erklärt er nicht nur unter Bedauern, dass er "diesmal" nicht hilfreich sein könne, man aber gern ein Autogramm und Zitat von ihm nutzen dürfe ("Spruch können Sie jeden nehmen" - so "schreibt" Franz Beckenbauer sicher bis heute seine Kolumnen...), er zeigt sich auch als praktizierender Tierfreund: "P.S. Haben 1 Katze und 5 Meerschw." Ein echter Polster! So wie er auch auf dem Feld jeden überflüssigen Weg scheute, setzt er auch sprachlich auf Effizienz und Verknappung. "Meerschw." wird von mir hiermit als Wort des Jahres vorgeschlagen. Und wir werden uns künftig auf diesem Blog an Toni ein Beisp. nehmen. Es leb. di. Abkürz.

Donnerstag, 8. November 2007

der sieg ist mainz

Morgen um kurz nach halb Acht, in der 83. Spielminute, schießt Markus Feldhoff das goldene Tor zum 2:1-Sieg in Mainz. Anschließend feiert der VfL das überwundene Auswärtstrauma. Nach Freiburg und Köln hat man einen weiteren Aufstiegsfavoriten knapp geschlagen. (Diese wahnsinnigen Zeilen seien Beleg, dass wir auch anders können!)

Die lange Leidenszeit von Feldhoff könnte indes wirklich zu Ende gehen. Nachdem er beim Heimspiel gegen Köln erstmals wieder im Kader stand, naht morgen das Comeback auf dem Rasen, denn dass Osnabrück gegen die heim- und spielstarken Mainzer in Rückstand gerät und sodenn umso kompromissloser offensiv spielen muss, ist so unwahrscheinlich nicht. Es ist jedenfalls wahrscheinlicher als, wie gegen Köln, schnell 2:0 in Führung zu gehen, um diesen Vorsprung anschließend zu verteidigen.

"Wir dürfen uns auswärts bei den Eins-gegen-Eins-Situationen einfach keine Fehler leisten und müssen hinten stabiler stehen", bringt Trainer Pele Wollitz das Rezept gegen eine anhaltende Auswärtsflaute auf den Punkt. "Außerdem brauchen wir eine bessere mentale Vorbereitung und eine größere Überzeugung!" Wenn es nur so einfach wäre: Sollen sich seine Spieler entscheiden, sich auf dem Platz die teilweise phantastischen Leistungen an der Bremer Brücke oder doch lieber die nachlässige Harmlosigkeit der bisherigen Auftritte in der Ferne zu vergegenwärtigen, fällt ihnen letzteres offenbar deutlich leichter, so dass Osnabrück auf dem besten Weg ist in eine Endlosschleife von sich selbst erfüllenden Prophezeihungen: Auswärts können wir einfach nicht!

Damit sich daran morgen wirklich etwas ändert, braucht es nicht nur hochkonzentrierte Verteidiger. Hilfreich wäre auch, wenn Mainz das Fußballspiel der Osnabrücker unterschätzt. "Eigentlich sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass Osnabrück eine sehr gute Spielphilosophie hat", sagt Pele Wollitz, "darum wundere ich mich schon, wie manche Mannschaften gegen uns spielen!" Mit etwas Glück wundert sich morgen nicht nur Wollitz, sondern auch sein Kollege Klopp, nachdem Feldhoff...

Mittwoch, 7. November 2007

seitenwechsel #43

Einmal in der Woche, immer mittwochs, gibt es eine Institution im VfLog: Den Seitenwechsel mit den lieben Kollegen von Seitenwahl. Seit der vergangenen Saison schreiben wir uns Brand-, Schmäh- oder Liebesbriefe - mit noch immer wachsender Leidenschaft. Diesmal hat Mike mal wieder vorgelegt: Er will sich gelassen über rein sportliche Themen unterhalten. Ob Martin das mit sich machen lässt? Martins Antwort lest ihr bei Seitenwahl.

Meine verehrten Kollegen,

nach einer längeren Pause unseres familiären Gedankenaustausches melde ich mich wieder bei Euch. Zwischen meinem letzten Brief an Euch und diesem ist einiges passiert, das es aufzuarbeiten gilt. Nun, Borussia ist nach wie vor Tabellenführer. Ein souveräner Sieg in Fürth, eine unglückliche Niederlage nach gutem Spiel in München, nun der just erlebte Arbeitssieg gegen Carl Zeiss Jena. Was bleibt in der Summe? Die Borussia agiert mit einer erstaunlichen Konstanz, und alle Zeichen stehen auf Wiederaufstieg, wenngleich dieses Wort in dieser frühen Phase der Saison noch mit Vorsicht zu genießen ist. Dennoch: Beobachtet man die Darbietungen der Elf vom Niederrhein in den vergangenen Wochen, so muss konstatiert werden, dass sie zurzeit alle Kriterien einer Spitzenmannschaft erfüllt. Ein 2:1-Sieg gegen den Tabellenvorletzten aus Thüringen ist in der Bedeutung noch höher anzusetzen als das beeindruckend coole 3:1 in Fürth. Die Jungs von Jos Luhukay haben sich in diesen Tagen zum Top-Favoriten in der Bundesliga der Herzen gemausert, und dies wird von allen Konkurrenten so akzeptiert. Es gibt Städte, da wird so etwas mit "elitärer Arroganz" bezeichnet. Aber in diesen Städten spricht man auch verächtlich über die Lila-Weißen, indem man die Wollitz-Truppe als "besseres Regionalliga-Team" bezeichnet. Eine seltsame Form von Selbstbewusstsein beim FC, der seit 1,5 Zweitligajahren im grauen Mittelfeld der Liga herumdümpelt.

In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob und mit welcher Deutlichkeit Borussias Weg zurück in die Bundesliga beschritten werden wird. Die Duelle gegen 1860 München und den SC Freiburg sind insofern richtungsweisend, als dass man hier weitere Ausrufezeichen setzen kann. Bei Niederlagen rückt das obere Tabellendrittel näher zusammen. Werden diese Spiele offen oder gar siegreich gestaltet, winkt uns Gladbachern die Tabellenführung in der Weihnachtszeit.

Welches Geschenk wünscht man sich in Osnabrück? Ein erstes hat man dem größeren VfL schon bereitet, als man den 1.FC Köln mit 2:1 hat schlagen können. Eine wahrlich beeindruckende Heimbilanz, die der VfL Osnabrück damit untermauert hat! An dieser Stelle würde mich eine Bewertung Eurerseits interessieren. Wie sieht das erste Zwischenfazit aus? Der kleine VfL kann sich bislang nicht entscheidend von der Abstiegszone absetzen, rutscht aber auch nicht richtig rein. Sieben von zwölf Spielen wurden nicht verloren, und hält man den bisher erzielten Punkteschnitt, dürfte es am Ende recht sicher für den Klassenverbleib reichen.

Es gab Zeiten, in denen unsere Worte voller Wirrungen, Ängste, Nöte und Sorgen waren. Borussia befand sich im Abstiegskampf, der VfL Osnabrück bangte um den Aufstieg. Es gab Trainerdiskussionen, Streit in den und über die Medien. Es ist mitunter angenehm, wenn man sich aus einer Position der Gelassenheit heraus über rein sportliche Themen unterhalten kann. So beende ich diese Zeilen unaufgeregt und freue mich auf Eure Antwort!

Beste Grüße
Mike

Dienstag, 6. November 2007

niederlagen in mainz und münchen absehbar

Eine positive Lebenseinstellung, damit trauen sich dieser Tage Wissenschaftler aus den USA und den Niederlanden hinter dem Ofen hervor, schütze vor Krankheit und verlängere somit das Leben. (Über dieses "somit" allein ließe sich schon stundenlang diskutieren.) Notorische Pessimisten oder chronische Bedenkenträger, so die beiden Studien weiter, forderten hingegen den Tod heraus. Die niederländischen Forscher errechneten gar, bei ihren knapp 1.000 Probanden sei die Sterberate von Optimisten nur halb so groß wie die der Zweifler und Skeptiker.

Eines muss man den Wissenschaftlern lassen: Einen besseren Zeitpunkt hätten sie nicht wählen können, um sich mit diesem alten Hut zu schmücken. Der eine VfL ist Tabellenführer, der andere grüßt von einem mehr als achtbaren zehnten Tabellenplatz.

Das indes macht der Forscher naives Ansinnen nicht ehrenwerter. Genauso schick und hip wie ein anderer großspuriger Spinner, der Neoliberal-, schmückt sich der Optimismus gar noch im Kleide des ewigen Lebens. Wie jämmerlich! Wer in Ruge'scher 'Alles wird gut'-Zuversicht dümpelt, mag selig lächelnd alt werden, doch diese Lebensbejaher machen uns bessere Menschen eben unser Leben zur Hölle. Das subtile Glück des Pessimisten ist eine Form des Protests der feinen Geister.

Außerdem: Wie langweilig eintönig allein schon die Vorstellung ist, künftig immer vom guten Ende auszugehen. "Osnabrück? Steigt nicht ab: Wir schaffen das!" "Gladbach? Auch, wenn's nochmal Niederlagen gibt: Wir steigen auf!" Bah, das ist unsere Sache nicht. Nicht nur, dass wir uns ungern von Gegnern verhöhnen lassen, die - dann für uns unerwartet - gegen die VfLs gewonnen haben; das Maß an Freude ist im - für uns immer unerwarteten - Erfolgsfall ungleich größer. Rechnen wir also damit, dass Osnabrück am Freitag in Mainz wieder nicht punkten wird. Und Gladbach wird es bei den Münchener Löwen auch nicht leicht haben - irgendwann müssen sie ja mal wieder verlieren.
Was die Statistik angeht, die uns die 1.000 Probanden glauben machen wollen, gehen wir einfach mal fest davon aus, dass wir ihr ein Schnippchen schlagen.

Montag, 5. November 2007

wenn ich mal kurz zwischendurch schwärmen darf

Was ein Tor. Was ein Tor! WAS EIN TOR! WAAAAASSSSS EIN TOOOOOOOOOOOR!

Danke, Oli! Kaum zurück im Sendegebiet vom DSF macht Fußballschauen wieder richtig Spaß.

Sonntag, 4. November 2007

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Der Himmel. Das Wasser. Rauschen. Endloses Kommen und Gehen der Wellen. Spaziergänge gegen den Wind, durch leichten Regen, dann heiße Duschen, Tee, Lebkuchen, Kerzenschein, ein gutes Buch.

Auf Dauer ist das sehr langweilig.

Deswegen bin ich von meiner Kurzkur in Holland zurückgekehrt und werde mich wieder ganz dem VfLeben widmen. Morgen schon gilt es gegen Jena, die Bundesliga-der-Herzen-Serie, die der alberne DFB-Pokal nicht brechen kann, fortzusetzen. Natürlich habe ich über all die Fußballabstinenz ein wenig den Anschluss verloren. Kann jetzt nicht so recht mit(fach)simpeln, ob es wohl sinnvoll wäre, Colautti zu bringen oder nicht. Ich weiß nicht einmal so genau, ob wir Jena jetzt dafür bestrafen sollten, dass sie den armen Meyerhans, undankbares Pack, aus dem Pokal gekickt haben, oder ob wir sie vor unserem Sieg zumindest dafür ein wenig beglückwünschen sollen. Irgendwie geht mir dies ewige Idol inzwischen ziemlich auf die Nerven. Seine Dauerironie, sein unwirsches Poltern, die Verehrung allenorten, für den, der sich den Medien scheinbar widersetzt und doch gerade damit inzwischen zum Darling zumindest der besserdenkenden Journaille von SZ bis FAZ geworden ist, puh! Was einst charmant wirkte, hat für mich heute vor allem den Ruch des alten Mannes, der es sich erlauben kann, nach Lust und Laune rumzuraunzen. Eigentlich nicht schlimm, dass er ausgeschieden ist. Und irgendwie schön, dass Jena deswegen morgen Abend nach der Niederlage nicht allzu traurig sein muss. Schließlich sind sie im Pokal eine Runde weiter als wir. Aber was ist schon der Pokal?! Da zitiere ich gern den stets klugen, witzigen, sympathisch-ironischen Trainergenius Hans Meyer nach seinem Ausscheiden gegen Jena: "Man kann nicht jedes Jahr Pokalsieger werden. Und wenn man es nicht wird, dann ist es eigentlich egal, ob man jetzt ausscheidet oder drei Runden später. Aber stell dir vor, du verlierst das Endspiel. Dann hast du richtig die Brille auf." Guter Mann! Und, nein, ganz auf der Höhe fühle ich mich immer noch nicht, Danke der Nachfrage.