Der Fußballgott hat uns verarscht. Gestern Nachmittag, kurz vor 16 Uhr, rief er an, lachte und kündete, er sei natürlich nicht wie abgemacht in die Ferien gefahren. Die Regie des letzten Regionalliga-Spieltags habe er nicht aus der Hand geben wollen. Gott sei Dank.
Der Anfang eines Fußballfests, das zwar so schon mal da gewesen, das diesmal aber so richtig niemand mehr für möglich gehalten hatte. Das Stadion voll, die Stimung prächtig, den Kopf voller Fragen: Behält Stanislwaski recht? Was anschließend Mama sagen? Schaffen sie's doch noch?
Der VfL zu Beginn hypernervös. Vereinzelte Pfiffe sogar zur Halbzeit. Erschreckende 70 Minuten lassen den Traum in weite Ferne rücken, nach Magdeburg, zwischenzeitlich sogar nach Wuppertal. St. Pauli führt zwar, doch der VfL liegt hinten. Haarsträubende Fehler von Tredup und Beer hatten Ahlen die Führung ermöglicht. Und Osnabrück? Chitsulo trifft die Latte. Reichberger tänzelt nach Zuckerpass von Cichon einen Abwehrspieler aus, schießt aus sieben Metern aber vorbei. Mehr lila-weiße Chancen? Fehlanzeige. Stattdessen trifft auch Ahlen Aluminium, hat Chancen, auf 2:0 zu erhöhen, kriegt den Ball jedoch nicht ein zweites Mal über die Osnabrücker Torlinie. Plötzlich Eckball für den VfL. Wenn hier noch ein Tor fällt, dann nach einer Standardsituation. Die Flanke kommt, Cichon trifft den Ball, und wahrhaftig: Flugkopfball ins Tor! Der Fußballgott hat Cichons Kopf geführt, den er so tief zuletzt vielleicht in der C-Jugend zuhilfe genommen haben dürfte. 1:1. Danach kommt Reichenberger mit links an den Ball. 2:1. Schluss.
Stop! In Magdeburg läuft das Spiel noch, lange Minuten sogar. Ein Tor würde Magdeburg reichen, dann wären zig VfL-Fans zum Trauern auf den Platz gerannt. Pele Wollitz bahnt sich direkt nach dem Schlusspfiff den Weg in den VIP-Raum; dort wird Magdeburg gegen St. Pauli live gezeigt. Doch nicht nur dort - ein Notebook mit DVB-T-Empfang tut wacker seinen Dienst.
Magdeburg hat Chancen, als das Spiel in Osnabrück längst abgepfiffen ist. Ein Kind fragt: "Wo ist mein Vater?" Ein Mann antwortet: "Das ist doch jetzt scheißegal, wo dein Vater ist!" Recht so. St. Pauli wehrt sich, stemmt sich gegen die Niederlage, muss dennoch immer wieder Schüsse zulassen, die nur knapp ihr Ziel verfehlen. Auch der letzte dieser Magdeburger Versuche scheitert.Endlich zweitklassig! Die Bundesliga der Herzen kommt! Unsere VfLiebe wird wunderbarer denn je. Gladbachs Abstieg macht plötzlich unheimlich viel Sinn. Osnabrück feiert, und vom heiligen Land gehört jedem ein Stück!
Sonntag, 3. Juni 2007
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
Eine Bitte: Pflegt ihn gut, Euren Aufstiegsrasen! Ich hatte auch mal einen Aufstiegsrasen, liebevoll ausgegraben 2001 nach dem letzten Spiel gegen Chemnitz in der Zweiten Liga, als Borussia gerade wieder aufgestiegen war. Ich bettete ihn, damals mangels Garten, in einen großen Topf, hegte und pflegte ihn, doch - ach! - es war ein heißer Sommer, man ist ja auch nicht die ganze Zeit zu Hause, jedenfalls, was soll ich sagen, nach einigen Monaten war er verkümmert. Unheilbar.
Ich ahnte natürlich, was der Fußballgott darüber denken würde, zermahlte die braunen Strünke und pfiff mir ein Prischen durch die Nase, jedes Wochenende, an dem Borussia spielte. Ja, und dann, nach sechs Jahren, war das Säckchen Rasenmehl leer. Was folgte, ist bekannt.
Hegt und pflegt ihn daher, den Aufstiegsrasen! Denn eines Tages, wenn Euer Verein abgetakelt in die Dritte Liga zurückkehren sollte (was der Fußballgott verhindern möge), so werden kein Präsident, keine Sportdirektoren, sechs Trainer und gefühlte dreihundertzwölf Söldner auf dem Platz die Schuld targen, sondern allein ihr, wenn ihr vergeßt, ab und zu mal an ein bißchen Wasser oder ein Düngestäbchen zu denken...
Kommentar veröffentlichen