Samstag, 25. Dezember 2010

weihnachtsgruß vom fußballgott

Liebe VfLeser, meine lieben beiden Martin und Maik,

gern sende ich euch auch in diesem Jahr wieder einen Weihnachtsgruß aus dem Fußballhimmel. Ich kann euch sagen: Es weihnachtet sehr. Und: Hier ist seit einigen Tage die Hölle los. [Allerdings: Verglichen mit der Situation am Bökelberg brennt unser Fegefeuerchen eher kümmerlich auf Sparflamme.] Gemeinsam mit all meinen Unterlingen und Fußballengelchen bastele ich nämlich auf Hochtouren daran, dass unser alljährliches "Himmlisches Weihnachtsturnier" wie immer morgen, am 2. Weihnachtsfeiertag, stattfinden kann, doch die Witterungsbedingungen sind auch hier oben ziemlich unwirtlich. Und das ist nicht alles: Wir haben erneut auch ein irdisches Team als Gastmannschaft eingeladen, und die Herren wissen nicht, wie sie bei dem Wetter hier hoch kommen sollen. Herrje, das ist alles sehr kompliziert.

Und ihr, wie geht es euch? In einer Zeit, in der sich immer weniger Menschen von den so genannten Weltreligionen gewinnbringende Antworten auf die großen Fragen des Lebens versprechen, dürftet ihr euch bei mir doch eigentlich ganz gut aufgehoben fühlen, oder? Ich bin ein guter Gott, die Gesetze der Logik werden bei mit nicht außer Kraft gesetzt, und ich verspreche nichts, was ich nicht auch halten kann: Einbeinige werden bei mit keine Nationalspieler, Blinde können nicht plötzlich sehen, und die Speisung der 50.000 alle 14 Tage im Borussiapark lässt sich so ohne weiteres nicht zu einem opulenten Festmahl machen; dazu bräuchte es erst einmal einen Koch, der Fisch und Fleisch tatsächlich auseinander halten kann und das nicht nur behauptet.

Mit anderen Worten: Ich bin ein guter Gott. Ich leide und jubele mit euch, also mit den VfLs. Oft biete ich euch keine Antworten, sondern ich verweigere sie, damit ihr daran wachsen und eure eigenen Schlüsse ziehen möget. Und, ihr wisst es: Nur manchmal greife ich auch direkt ins Spielgeschehen ein, ganz, ganz selten, wenn es mir gar zu ungerecht zugeht oder ich einfach mal wieder ein bisschen Spaß haben will.

Lasst uns kurz zurück schauen auf das vergangene Jahr. Osnabrück war im Frühjahr wieder in die 2. Bundesliga zurückgekehrt. Ehrlich gesagt hatte ich mir vorgenommen, nach dem Abstieg, der, wie sich immer mehr abzeichnet, zu einem Gutteil auf das Wettkonto von einem Paar zu bedauernder Pseudo-Profis geht, dem Schicksal ein bisschen auf die Sprünge zu helfen. Ich hätte gern hier ein Eigentor eingestreut oder dort eine rote Karte für den Gegner, aber das musste ich gar nicht. Osnabrück hat derart souverän den direkten Wiederaufstieg perfekt gemacht, dass man mich gar nicht gebraucht hat. Schlimmer noch: Das eine Mal, als ich wirklich etwas hätte tun können, habe ich gepatzt. Die 0:1-Niederlage im DFB-Pokal gegen Schalke habe ich nicht verhindert. Als Kuranyi in der 59. Minute das Schalker Tor schoss, war ich noch auf einen Punsch in meiner "VIG"-Lounge. Danach habe ich keinen Hebel mehr gefunden, um das Unheil abzuwenden. Sorry dafür. Nach dieser formidablen Spielzeit steht jedenfalls fest: Ihr habt einen gut bei mir.

"Wohin mit meiner Power?", diese Frage stellte sich mir, als ich anerkennen musste, dass Osnabrück mich jedenfalls nicht mehr brauchte. Tja, was soll ich sagen? Da blieb nur noch Gladbach. Da ich nun um die enormen Qualitäten des damals noch neuen Fohlen-Trainers wusste, der zuvor ja alle seine Teams, die er im Profifußball betreute, zielstrebig in den Abstieg geführt hat, wollte ich diesmal in jedem Fall auf Nummer Sicher gehen. "Mit 39 Punkten ist noch nie eine Mannschaft abgestiegen", dachte ich, "das schafft selbst Frontzeck nicht". Und ich sollte recht behalten. Am Ende trudelte die Borussia auf Platz 12 ein, besseres war man nur von einem anderen Visionär an der Seitenlinie gewohnt, von Horst Köppel. Bedauerlicherweise zog man am Bökelberg daraus die falschen Schlüsse, aber wie gesagt: Wunder passieren eben nicht immer wieder, jedenfalls nicht bei mir.

Ich wüsste jedenfalls nicht, was ich angesichts der aktuellen Situation in Gladbach noch ausrichten sollte. Es ist, im Gegenteil, sogar äußert unterhaltsam. Seitdem Andy Borg moderiert, sehe ich mir den Musikantenstadl im Fernsehen aus Solidarität mit meinem alten Kumpel Karl Moik ja nicht mehr an. Lieber labe ich mich neuerdings am Gladbacher Dilettantenstadl, der ist auch viel pointenreicher. Und auch auf dem Rasen ist ja nun unbestreitbar eine Menge los: 47 Gegentore in 17 Spielen, und der VfL selbst hat auch ein paar geschossen. Zahlte ich Eintrittsgeld, wäre die Euro/Tor-Quote bei keinem anderen deutschen Profiklub besser!

Der lila-weiße VfL überwintert dagegen jenseits der Abstiegsränge und darf sich trotz einiger misslicher Niederlagen und Unentschieden eigentlich freuen. Ihr werdet vielleicht darauf gehofft, aber doch wohl nicht damit gerechnet haben, eine sorgenfreie Saison zu spielen? Erwartet keine Wunder! Von mir nicht, und schon gar nicht von euren Jungs! Wenn es hart auf hart kommt, verspreche ich euch, werde ich der sein, der ich sein werde.

Der Rest? Was sonst noch geschah? Müssen wir ein anderes Mal drüber reden. Ich muss für das Turnier morgen noch so viel tun. Zu Weihnachten habe ich eine neue Inneneinrichtung für meine Very-important-God-Lounge bekommen, die will ich schick rausputzen für die Besucher morgen. Und dann ist da noch das Problem mit der irdischen Gastmannschaft. Roman Abramowitsch hat sich jetzt gemeldet und angeboten, mit seinem Privatjet ein Starensemble, trainiert von Alex Ferguson, hochzuschicken. Das geht nun gar nicht! Ich hatte extra eine Stümper-Truppe um Michi Frontzeck als Trainer engagiert, damit meine eigene Mannschaft zumindest mal nicht Letzter wird. Was nun? Seht's mit nach, ich muss an die Arbeit.

Hohoho,
Euer Fußballgott

Mittwoch, 22. Dezember 2010

unbespielbarkeit des verstandes

Weihnachten ist das Fest der Freude, der Liebe und der Zuversicht. Und Weihnachten ist das Fest der Geschenke. Just in dieser Sekunde hetzen Millionen Deutsche durch kalte, überfüllte Innenstädte, um irgendeinen Ramsch für ihre sogenannten Liebsten zu kaufen - und schon Weihnachten 2011 werden sich die meisten kaum mehr erinnern können, was sie im Vorjahr erhalten haben.

Wie viel schöner sind da immaterielle Gaben, kleine Gesten vielleicht, große Erlebnisse. Die vergisst man nicht. Etwa eine 0:2-Niederlage gegen Hoffenheim im DFB-Pokal. Borussia hat sich gestern Abend alle Mühe gegeben, ihren Fans zum Ende des Jahres noch einmal eine Freude zu machen. Entsprechend zufrieden äußerte man sich, nachdem auch im Rhein-Neckar-Gebiet souverän ein Spiel in die Tonne gekloppt ward.

"Wir waren eigentlich nicht schlecht", freute sich etwa Tobias Levels, und Christofer Heimeroth - ohnehin der heimliche Held des Abends - sekundiert ihm: "Wir spielen (...) gut mit." Und auch Coach Michi Mir macht absteigen gar nichts, ich bin das gewöhnt Frontzeck zeigte sich bester Laune: "Wir haben heute alles versucht und hatten ja auch die Chance zur Führung."

Zufriedenheit allenthalben, da wollen sich auch die Kollegen von borussia.de nicht lumpen lassen. Die sind ja ohnehin stets in dem nicht ganz fairen Verdacht, keinen echten Journalismus zu bieten. Doch diesmal zeigen sie sich völlig sachlich und stellen fest: "Die gleiche taktische Ausrichtung wie beim letzten Bundesligaspiel gegen den Hamburger SV war offensichtlich wieder die richtige Entscheidung." Ja, genau: Offensichtlich. Gegen den HSV hatte man knapp mit 1:2 verloren, in Hoffenheim reichte es jetzt sogar zum 0:2, das eine noch viel befriedigendere Niederlage darstellt. Die richtige Entscheidung, keine Frage.

Schade, dass andernorts zwei DFB-Pokalspiele wegen Unbespielbarkeit des Platzes ausgefallen sind. Zwei Teams ist damit das wunderschöne Erlebnis des Ausscheidens vorerst versagt geblieben, das Gladbach mit Begeisterung auskostet. Für 2011 habe ich allerdings einen Vorschlag an das Borussia-Team: Lasst doch einfach die Spielberichte und die Stimmen zum Spiel im neuen Jahr ausfallen. Wegen Unbespielbarkeit des Verstandes.


(Alle Zitate stammen wieder einmal aus den Stimmen zum Spiel von der borussia.de-Website.)

Samstag, 18. Dezember 2010

realitätsverlust

Was würde wohl ein Psychiater zu den Vertretern des VfL sagen, die nach einer rekordverdächtig desaströsen Hinrunde auch das letzte Spiel in die Tonne kloppen und danach Statements wie diese abgeben:

"Wir haben uns nicht viel vorzuwerfen, wir waren die bessere Mannschaft und hatten die besseren Torchancen."

"Viel besser kann man es gegen eine so starke Mannschaft, wie der HSV es ist, kaum lösen."

"Eine ordentliche Leistung."

"Aus meiner Sicht können wir das packen."

Ich vermute, er würde folgendes sagen: Aus meiner Sicht können Sie einpacken.

(Alle Zitate stammen aus den Stimmen zum Spiel von der borussia.de-Website.)

Freitag, 17. Dezember 2010

gegendarstellung

In kritischen Tagen wie diesen finden viele neue Leser zu unserem kleinen Familienblog, der bekanntlich im Geraune der Gladbacher Presselandschaft die mütterlich-liebevolle Stimme der Vernunft darstellt. Uns erreichen derzeit auch viele Briefe, Faxe und auch Telegramme, in denen verzweifelte Fans fragen, warum wir nicht schon viel früher in der gleichen Klarheit die Ablösung von Michi Frontzeck gefordert haben als erst jetzt, wo Gladbach Tabellenletzter ist, wenn wir doch von seiner Nicht-Eignung immer schon überzeugt gewesen seien.

Nun, liebe Leserinnen und Leser, wer diesen Eindruck hegt, wir seien opportunistisch, dem sei mit Nachdruck widersprochen. Dieses kleine Hort der Fußballkompetenz, das zweitgrößte Europas nach van Gaals Schrebergarten, hat seit jeher an seiner Einschätzung von Michi Frontzeck keinen Zweifel gelassen.

Im Vorgriff auf den bald kommenden aktuellen Anlass dokumentieren wir hier einige der schönsten Dokumente aus der frühen Zeit der, hüstel, "Ära" Frontzeck:

3.6.2009 "frontzeck, kant und eberl"
7.10.2009 "für frontzeck"
15.10.2009 "in gefahr und höchster not"
1.11.2009 "boah!"
28.11.2009 "ohne bitterkeit"
29.12.2009 "frontzinator"

Donnerstag, 16. Dezember 2010

hinreichende kläglichkeit

Gladbach, so schrieb die Süddeutsche Zeitung Anfang dieser Woche, beeindrucke derzeit nicht nur als Verein der Treue und Loyalität zu seinem Personal, sondern womöglich noch mehr als der Verein, der diese Werte so hoch hält, dass er sehenden Auges seiner eigenen Auflösung entgegenmarschiert. Nun, diese Gefahr besteht tatsächlich. Etwa, wenn der VfL am Freitag gegen Hamburg gewinnen sollte und so eine weitere todesverzögernde Maßnahme das Leiden der Borussia verlängert, ohne ihre Krankheit zu heilen. Auch ein Sieg gegen Hoffenheim im DFB-Pokal könnte diesen Effekt haben.

Doch wenn man sich die Spiele der letzten Wochen so anschaut, dann keimt Hoffnung. Denn Gladbach präsentierte sich etwa gegen Freiburg mit einer hinreichend Kläglichkeit, um nicht von allzu vielen weiteren Zuckungen des Zombies ausgehen zu müssen. Viel wahrscheinlicher ist, dass der HSV in Gladbach mindestens einen Punkt mit nach Hause nimmt und auch Hoffenheim vergleichsweise gut gelaunt in die Winterpause starten darf.

Genau dies muss man sich als VfL-Fan derzeit wohl wünschen, so hart es ist. Denn offenbar reicht der Leidensdruck im Borussiapark noch nicht aus, um sich einzugestehen, dass das mit der langfristigen Planung zwar eine schöne Idee ist, aber eben auch nur Sinn macht, wenn man das richtige Personal dafür hat. Offenbar hat man sich in dieser Frage zwar inzwischen ziemlich verrannt, aber die Erfahrung lehrt, dass irgendwann auch die größte Verblendung nicht mehr aufrecht zu erhalten ist, wenn zwischen Selbst- und Fremd-/Fanwahrnehmung eine zu große Differenz klafft.

Du musst jetzt ganz stark sein, Gladbachfan. Zweimal kriegen wir noch aufs Dach, heissa, dann ist Weihnachtstag!

Mittwoch, 15. Dezember 2010

nachtrag: bochum

Der Ausgang des Auswärtsspiels in Bochum war so erwartbar und ohne Nachrichtenwert, dass wir bis jetzt gar nicht gemerkt hatten, dass es noch keinen Niederschlag in unserem kleinen Familienblog fand. So soll es bleiben. Viel lieber zitieren wir aus dem feinen Stadionheft des VfL Bochum.


Denn hier plaudern Experten über erfreuliche Prognosen: Den ersten Auswärtssieg in Ingolstadt und den souveränen Klassenerhalt.

Montag, 13. Dezember 2010

na, wer sagt's denn?

Mit klaren Ansagen lässt sich diese Mannschaft offenbar doch noch motivieren. Zum 0:4, das Max Eberl für seine Gewissensberuhigung angesichts des bevorstehenden Rausschmisses von Michi in der Winterpause gefordert hat, fehlte dann zwar doch noch die letzte Unfähigkeit, aber ein souverän herausgespieltes 0:3, das nie wirklich in Gefahr war, dürfte doch ein hinreichender erster Schritt zur Rechtfertigung gewesen sein.

Machen wir uns also (endlich - welche Befreiung!) Gedanken über den Nachfolger. Da man in Gladbach ja traditionsreiche bzw. umzugskostenarme Lösungen präferiert, müsste zunächst recherchiert werden, ob Lothar Matthäus, Stefan Effenberg und Toni Polster derzeit verfügbar wären und zumindest noch einen Zweitwohnsitz aus dem Postleitzahlbereich 41... angemeldet haben.

Wenn wir hingegen innovativ denken, dann lässt sich feststellen, dass Hans Meyer derzeit frei ist und sich für eine Rettungsaktion bei seiner Borussia sicher nicht zu schade wäre. Da unser Sportchef ja noch die nächsten Niederlagen abwarten möchte, bevor er endlich den Auflösungsvertrag (den Michi sicher bereits im Kopfe ausformuliert hat - so ungeeignet für einen Profitrainerjob ist er auch wieder nicht) unterzeichnet, lässt sich auch noch hoffen, dass Thomas Schaaf bis dahin in Bremen hingeschmissen hat. Oder, was realistischer ist, unser altes lila Idol Pele Wollitz, der sich in Gladbach sicher nicht als "Scheiß Wessi" beschimpfen lassen müsste.

Montag, 6. Dezember 2010

kontinuität

Max Eberl hat recht. Kontinuität wird in Gladbach weiter ganz groß geschrieben, und wie konsequent das Team diese Parole umzusetzen weiß, beweist es eindrucksvoll Woche für Woche: Zuletzt 2:3, 1:4 und jetzt gegen Hannover 1:2; zum siebten Mal in dieser Saison belegen die Fohlen einen Abstiegsplatz, zuletzt war Gladbach drei Mal in Folge Letzter. Kontinuierlicher könnte die Saison kaum verlaufen.

Die Taktik des Eberl kann so durchaus zu einer langfristigen Strategie werden: In der kommenden Saison nämlich dürfte eine für Zweitligaverhältnisse üppig aufgemotzte Fohlen-Mannschaft genauso kontinuierlich an einem Ende der Tabelle stehen, dann sogar am anderen.

Jetzt allerdings könnte der Sportdirektor durch ein leichtfertiges Interview-Statement all das einreißen, was er über Monate sorgfältig aufgebaut hatte: "Wenn es keine exorbitanten Ergebnisse gibt", sagt Eberl der Rheinischen Post, "etwa dreimal ein 0:4, auch im DFB-Pokal, dann werden wir auch mit Michael Frontzeck in die Rückrunde gehen." Hoffentlich kann die Mannschaft mit diesem Druck umgehen.

Freitag, 3. Dezember 2010

kein selbstläufer

Stets auf der Suche nach einem Körnchen Optimismus, stecken wir auch nach einem 2:2 gegen Paderborn nicht den Kopf in den Sand. So darf man doch wohl feststellen: Man hat schon in wichtigeren Spiele gegen die Ostwestfalen schlechter abgeschnitten. Mit anderen Worten: Die Tendenz ist stark steigend, mindestens gegen Paderborn. Das ist doch was!

Davon abgesehen ist so ein Unentschieden daheim gegen einen direkten Abstiegskonkurrenten natürlich nicht gerade erbauend. Es ist, wenn man bedenkt, wie es wieder einmal zustande gekommen ist, sogar enttäuschend.

Etwas kann allerdings noch trösten: Bielefeld ist, wenn es nicht gerade gegen den VfL spielt, in der Liga nicht konkurrenzfähig und dürfte am Ende abgeschlagen Letzter werden. Es gilt also, nur noch ein weiteres Team hinter sich zu lassen, um sich zumindest in die Relegation zu retten.
Und: Osnabrück steht als 14. genau da, wo es hingehört. Mindestens bis übermorgen hat sich der VfL völlig leistungsgerecht in die Tabelle eingereiht, verschenkte Punkte hin oder her. Bedenklich stimmt zwar fraglos, wie leichtfertig der VfL immer und immer wieder seine Überlegenheit herschenkt; und haarsträubend sind viele individuelle Fehler im Defensivverhalten nicht erst seit dieser Saison, doch muss man, unseren Altkanzler im Hinterkopfe, auch mal die Kirche im Dorf lassen: Wenn Osnabrück im nächsten Mai als 14. die Saison abschließt, war das eine erfolgreiche Spielzeit.

Eins allerdings stimmt auch, und dass das noch der Rede wert ist, ist eigentlich das Besorgnis erregendste: Die ganze Sache ist kein Selbstläufer. Konzentration zum Beispiel könnte nicht schaden.

Montag, 29. November 2010

"niederlagen, keine demütigungen"

Ein Wochenende, an dem die drei größten Fußballmannschaften der Erde bei Auswärtsspielen derart vermöbelt werden, hat es wohl noch nie gegeben. Nach den 1:4-Niederlagen der beiden VfLs in Dortmund und Frankfurt, ging auch noch Real Madrid mit 0:5 in Barcelona unter. In einem abgestimmten Statement sprachen die drei Trainer jedoch von "leicht verdaulichen Niederlagen". Reals Coach José Mourinho gab für alle drei Teams die Richtung vor: "Wir dürfen jetzt nicht weinen, dazu fehlt die Zeit. Wir müssen Charakter zeigen."

Die Pressekonferenz hatte auch heitere Momente: Als Mourinho diesen letzten Satz besonders betonte und auf spanisch mehrfach wiederholte, kam es offenbar zu einer Übersetzungspanne. Borussia-Starcoach Michi Frontzeck erkundigte sich anschließend bei Journalisten, ob sie diesen "El Carácter" schon einmal spielen gesehen hätten. Ihm selbst sei er noch unbekannt.

Freitag, 26. November 2010

volleulen zum quadrat

Am Abend nun ist es soweit, ein Auswärtsspiel in Frankfurt. Dort steht die Commerzbank-Arena und das Volksbank-Stadion. Dass Osnabrück nun nicht dort, sondern hier mitspielen muss, dürfte die Mannschaft nach dem High-Noon von vergangenem Freitag wieder zurück auf den Boden der Realität führen, das heißt zum FSV Frankfurt.

Und wie die süßen Hessen im mittlerweile dritten Zweitligajahr und weitgehend unbeachtet von einer nennenswerten Öffentlichkeit ihrem natürlichen Schicksal ein ums andere Mal ein Schnippchen schlagen, muss man sie ja fast schon wieder sympathisch finden.

Wegen unseres VfLog-Saisonfragebogens, den 11 Freunde freundlicherweise für uns veröffentlicht hat, gibt es jedoch leichte Verstimmungen. Zwei Mal, so haben Statistiker aus der FSV-'Fan'-Szene evaluiert, sei ihr Verein in diesem "eigentlich ironisch gemeinten Fragenkatalog" negativ erwähnt worden. "Lila Volleulen zum Quadrat" - damit sind wir gemeint - hätten einiges nicht richtig verstanden, und eine ordentliche Nassrasur würde ihnen gut tun.

Es nützt also alles nichts. Das Kind ist im Brunnen, und weil die Stimmung in Frankfurt ja sonst keiner anheizt, wollen wir die inkriminierten Antworten nun noch einmal wiederholen:

Auf dieses Auswärtsspiel freust Du Dich besonders:
FSV Frankfurt. Damit sich wenigstens einer drauf freut.


Wer steigt auf?
Äh, wen kümmert's?! Wichtiger ist doch: Wer steigt ab? Frankfurt, Berlin (eins von beiden) und Aue.

Ok, zugegeben: Es hat sich ein Fehler eingeschlichen. Das mit Aue wird langsam eng.

Mittwoch, 24. November 2010

herrje, hertha

So, aufgewacht aus allen Titelträumen! Es war nur ein 2:0 gegen den Tabellenführer! Bis gerade haben wir diesen furiosen Heimsieg gegen Hertha BSC gefeiert und sind jetzt langsam wieder nüchtern. Ach, würde der VfL nur in jedem Spiel so konzentriert und gut sortiert zu Werke gehen, man könnte das ganze Leben versaufen. Ok, das halbe. Sommer- und Winterpause müssen wir abrechnen.

Bedauerlicherweise aber spielt Osnabrück das nächste Mal sozusagen gegen das genaue Gegenteil von Hertha BSC Berlin, das es aktuell allerdings - Chapeau, Chapeau! - irgendwie auf Platz Sieben geschafft hat. Beides zusammen lässt leider wahrscheinlich werden, dass ein nächster eher uninspirierter Auftritt folgt. Nicht schlecht, nicht kampflos, aber auch nicht erfolgreich. Naja, immerhin lässt sich dann ganz nüchtern die Situation analysieren.

Montag, 22. November 2010

das leben der wünsche

Wie schön haben wir uns das immer ausgemalt, in unseren Träumen: Eine Saison, in der es begeisternde Spiele gibt, die der VfL hoch gewinnt. Eine Saison, in der wir Köln auswärts schlagen, gegen die Bayern bestehen. Eine Saison ohne Zittern, in der frühzeitig klar ist: Borussia steht an herausgehobener Position in der Tabelle und kann sich dort über Wochen auch festsetzen.

Jetzt haben wir sie.

Be careful what you wish for.

Sonntag, 21. November 2010

zuversicht

Unser Trainer Michi Frontzeck sagt, er sei enttäuscht und wähnt alle Fohlen, allen voran seine Mannschaft und sich, in einer unangenehmen Situation. Das hat er recht. "Wir müssen", sagt Michi, " bis zum Winter so viele Punkte wie möglich holen [Ha! Endlich eine Philosophie!] und uns dann neu aufstellen." Da hat er schon wieder recht. Und das klingt doch, als müsse einer erfolgreichen Rückrunde bald niemand mehr im Weg stehen.

Donnerstag, 18. November 2010

neues aus der scouting-abteilung

Was viele nicht wissen: Seit einiger Zeit betreibt der VfLog für seine Vereine eine eigene Scoutingabteilung. Ehrenamtlich und kostenlos, versteht sich. Viele der zahlreichen herausragenden Neuverpflichtungen der letzten Jahre gehen auf diese Scouting-Abteilung zurück. Dass wir hier aus Gründen der Vertraulichkeit keine Namen nennen, versteht sich von selbst.

Nun aber ist uns ein Talent aufgefallen, dass wir gerne mit der Welt teilen möchten. Und wer weiß, ob es nicht ein VfL schafft, diesen Spieler aus Asien nach Deutschland zu locken:

Montag, 15. November 2010

titelkampf

Als mich mein Radiowecker heute wieder viel zu früh aus dem Schlaf riss, hörte ich eine mir bekannte Stimme: "Mit diesem deutlichen Sieg haben wir ein Zeichen gesetzt. Die Aufholjagd um den Meistertitel hat spätestens jetzt begonnen."

Das ist doch...! Ist das nicht? Spricht nicht unser Eberl-Max mit dieser leicht bayrischen Färbung? Gut, der Sieg gegen Köln war deutlich, ja begeisternd. Aber Titeljagd, ist das nicht etwas hoch gegriffen?

Nach dem Kaffee verstand ich: Es war doch nur Christian Nerlinger. Ach so!

Sonntag, 14. November 2010

alm amater

Man kann dem VfL nicht viel vorwerfen, am wenigsten, dass auf ihn kein Verlass sei. Es waren noch fünf Minuten zu spielen in Bielefeld, und ich sann kurz darüber nach, mich schon mal zum Mittagsschlaf zu betten. Dann dachte ich: Nein, das geht nicht. Osnabrück hatte schließlich überzeugend gespielt und Bielefeld gezeigt, welche der beiden Mannschaften im kommenden Mai ganz sicher absteigen wird, außerdem hatte der VfL bereits ein Eigentor ge- und einen Elfmeter verschossen. Mit anderen Worten: Viel sprach dafür, dass das 2:1-Siegtor für Arminia noch fallen würde, und so war es dann ja auch.

Der VfL erweist sich in Bielefeld als Alm Amater, was übersetzt "nährende, gütige Mutter" heißt, und man muss ja ehrlich sagen: Es gibt wohl keinen Klub in der zweiten Liga, der ein bisschen Nestwärme nötiger hat als Bielefeld. Arminia hat immerhin das erste Saisondrittel ohne Trainer bestreiten müssen, stattdessen aber mit jemandem, der sich dafür hielt, und auch gestern Nachmittag war Bielefeld über 90 Minuten nahezu im Wortsinn chancenlos; freundlicherweise erbarmten sich dann Tobias Nickenig und Niels Hansen, die beide Treffer für den Gegner erzielten.

Als Amme auf der Alm hat sich der VfL gut geschlagen. Zudem spielt Osnabrück mit nun insgesamt 19 erzielten Saisontreffern in den Top 5 der Liga mit. Das gute Zwischenzeugnis nach zwölf Spieltagen wird einzig durch die Punkteausbeute getrübt, denn nach den Spielen gegen Augsburg und Aachen hat der VfL nun in Bielefeld bereits den vierten Punkte kurz vor Schluss fahren lassen. Mit 15 Punkten wäre der VfL damit fast schon so etwas wie das Freiburg oder Hannover der zweiten Liga - als verlässlicher Abstiegskämpfer gestartet, als überraschender Spießer jedoch früh in sicheren Bahnen unterwegs.

So ein Modell scheint in Osnabrück seit Jahrzehnten völlig ausgeschlossen. Wäre es aber anders, wäre so vieles auch weniger aufregend, nicht nur die fünf Minuten vorm Mittagsschlaf.

Samstag, 13. November 2010

ein guter tag

Na, Borussiafans! Aufgeregt? Was soll denn heut schon passieren? Entweder wir gewinnen, und alles ist gut. Oder wir verlieren, und alles wird gut: wir wären dem Abschied von Michi einen großen Schritt näher und der Erkenntnis, dass es so nicht weitergeht. Also keine Bange. Und bitte kein 0:0.

Donnerstag, 11. November 2010

köln ohne uns

Um nicht aus der Übung zu kommen, schreiben Martin und ich manchmal Bewerbungen. Man weiß ja nie: Irgendwann könnte das Geld doch alle und unser Privatiers-Dasein zu Ende sein. Wir bieten also ab und zu unsere Arbeitskraft an, damit wir uns und Deutschlands Bosse sich überzeugen können, was noch in uns steckt. Zuletzt buhlten wir um einen Arbeitseinsatz in Köln. Beim Derby am kommenden Samstag wollten wir ordentlich schuften und unserem Ruf als bienenfleißige Berichterstatter alle Ehre machen. Wir hatten uns also bei unseren befreundeten Mitabsteigern vom 1. FC Köln freundlichst um zwei Pressekarten beworben.

Nun müssen wir traurig zur Kenntnis nehmen, dass wir mit Anfang 30 schon zum alten Eisen gehören. Der Arbeitsmarkt hat offenbar keine Verwendung mehr für uns. In diesem typischen BWL-Slang der studierten Personalmanager heißt es, man sei "aus Kapazitätsgründen gezwungen", unsere Anfrage "abschlägig zu bescheiden". Es lägen mehr Anfrage vor, "als Kapazitäten [...] vorherrschen, so dass wir Ihre Anfrage nicht berücksichtigen konnten." Bisher dachten wir immer, wir selbst seien die Kapazitäten, die auf diesem Feld vorherrschen. Jetzt hat man uns andere Bewerber vorgezogen.

Pustekuchen also, das Derby findet ohne uns statt. Jetzt feiern wir stattdessen eben Karneval. Das macht nicht reich, aber immerhin gute Laune.

Mittwoch, 10. November 2010

pfeifende fans

Es war nun wirklich nicht alles schlecht an diesem 0:0 gegen Karlsruhe. Hätte der KSC, wie viele erwartet hatten, einen ordentlichen Saisonstart hingelegt auf Tuchfühlung zur Spitzengruppe, wäre es sogar sehr respektabel gewesen: Osnabrück hat die erste halbe Stunde mit sehr hohem Tempo bestimmt, viel Druck gemacht und kluges Forechecking gespielt. Und über die gesamten 90 Minuten geht der VfL aus den meisten wichtigen Statistiken als deutlicher Sieger hervor: Ballbesitz, Passgenauigkeit und Zweikampfstärke - überall war Osnabrück das bessere Team.

Umgekehrt aber: Karlsruhe ist mies in die Saison gestartet, entpuppt sich - zumindest noch - als Konkurrent im Abstiegskampf, und der VfL hätte mit einem Sieg fünf Punkte entwischen können. Wenn das dann an einem 0:0 scheitert, ohne dass Osnabrück sich in der zweiten Halbzeit eine einzige nennenswerte Torchance erarbeitet hat, und wenn der VfL eingedenk der Pfosten- bzw. Lattentreffer des KSC nur glücklich mühsam den Punkt rettet, leuchtet der vereinzelte Unmut des Publikums ein. Die Pfiffe mögen den Verantworlichen beim VfL nun missfallen, doch sie sind allemal erklärbar.

Dass die VfL-Fans dabei allerdings keine undankbaren Jubel-Kaviaristen sind, die meckern, sobald nicht gewonnen wird, ist bekannt; von Verhältnissen wie beim HSV ist man glücklicherweise weit entfernt. Auch in Phasen, in denen die Mannschaft schwächelte, konnte sie sich auf die bedingungslose Unterstützung der Fans verlassen, etwa nach den zwei Auftaktniederlagen zu Saisonbeginn oder auch nach dem 2:3 gegen Fortuna Düsseldorf. Das kann sie immer noch. Niemand nimmt das 0:0 vom Montagabend übel. Jeder hat gesehen, wieviel der VfL investiert hat. Keiner in Osnabrück schimpft : "Was für eine charakterlose Truppe! Da geh ich nie wieder hin!"

Trotzdem waren die Fans enttäuscht, wahrscheinlich so enttäuscht wie die Mannschaft. Und so wenig, wie wohl die Spieler in der Kabine einander applaudieren wollten, wollten die Fans sich gegenseitig und dem Team vergewissern, was für ein schöner Abend das war.
Nach überschaubar mitreißenden und sieglosen Spielen jubeln und klatschen, das mag anderswo Sitte sein, in Osnabrück wollen wir das bitte nicht. Anfeuern und Kritik üben, Augenmaß wahren und Gespür haben für die tatsächliche Lage der Dinge: Was das angeht, macht der großen Mehrheit der Osnabrücker Zuschauer so schnell keiner was vor.

Wenn nun Trainer und Manager klagen, kompromisslose Unterstützung sehe anders aus, dann irren sie. Sehr wohl kann kompromisslos unterstützen, wer nicht stets kompromisslos applaudiert.

Dienstag, 9. November 2010

up to date

Kurz bemerkt sei: Unsere VftabelLe (rechts auf dieser Seite) war einige Zeit, nennen wir es beim Namen, inaktuell. Das hatte verschiedene Gründe, in erster Linie hofften wir, uns auf diese Weise das Elend ersparen zu können, die Fohlen auf den letzten Platz zu sortieren.

Nun kann man der Realität eine Weile aus dem Weg gehen, aber irgendwann ist jeder gute Wille aufgebraucht. Nun also steht schwarz auf weiß, was wir alle schon wussten: Galdbach ist in der stärksten Liga der Welt, in der nur honorige VfLs mitspielen dürfen, nicht ganz wettbewerbsfähig. Osnabrück hält dagegen souverän den Nichtsabstiegsplatz - mit 0,18 Punkten Vorsprung. Eine Weile wollen wir nun noch warten, bevor wir uns erneut auf die Suche nach Desaster-VfLs machen.

Sonntag, 7. November 2010

sorry, maik!

Maik jubilierte hier unlängst, er schreibe wie Nietzsche, mein Idol. Da ich nun auch meinen Griffel wiedergefunden habe (er lag unter der Suppenkelle im Besteckfach, sowas Dummes!), wollte ich sogleich wissen, wie es um mich steht. Mein gestriger Text über Rummenigges Seidenschal und Michis Unvermögen wurde sogleich als Goethe-gleich eingestuft. Mehr kann man nicht wollen. Doch mein wissenschaftlicher Skeptizismus war noch nicht gestillt. Ich gab zum Test folgenden Text ein:

"Fick Dich ins Knie. Du bist ein lausiges Arschloch. Ich könnte kotzen, wenn ich Dich nur sehe."

Und erhielt prompt folgende Huldigung, die mich freilich an der Zuverlässigkeit des Systems zweifeln lässt:

Friedrich Schiller

Samstag, 6. November 2010

der seidenschal

Endlich einmal war es wieder ein ästhetisches Vergnügen, die Zusammenfassung eines VfL-Spiels in der Sportschau zu sehen. Rummenigges Seidenschal hat es mir angetan. Zum Spiel muss man wohl wenig sagen. Ein Punkt gegen Bayern reicht, um das Gladbacher Leiden weiter zu verlängern, anstatt sich endlich einzugestehen, dass in der aktuellen Konstellation der Abstieg vorprogrammiert ist und gravierendere Schritte nötig sind, als mantraartig zu wiederholen, dass die Mannschaft doch "gut spiele". Michi verkauft es als "gutes Zeichen", dass die Spieler nach einem Punkt gegen Bayern in der Kabine unzufrieden seien. Ich fände es ein "gutes Zeichen", wenn die Borussen-Abwehr in der Lage wäre, einmal weniger als drei Tore zu kassieren.

wehe, arminia!

Mal langsam, liebe Arminia. Eine neunte Niederlage im elften Spiel, wie sich gerade abzeichnet, macht den Kohl nun auch nicht mehr fett. Wer ein Vierteljahr Chistian Ziege für einen Trainer gehalten hat, womöglich noch für einen guten, muss nun nicht plötzlich ungeduldig werden. Lasst euren Übungsleiter noch eine Woche weiter meckern, dann dürfte Osnabrück mit seinem ersten Auswärtssieg die Sache kommende Woche ein für alle mal erledigen. Das hätte Stil, das wäre standesgemäß. Und noch einen Vorteil hätte die Sache: Ziege wäre, püntklich nach Gladbachs Niederlage in Köln, frei für ein neuerliches Engagement beim Vf... nein, wir wollen nicht geschmacklos werden.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

sichere beute

Ewige Nörgler mögen nach dem jüngsten DFB-Pokal-Intermezzo nun unken, gegen Bielefeld hätte auch der VfL die dritte Runde erreicht und ein paar Mark mehr verdienen können, wäre man nicht vor Wochen gegen jene, nun über Arminia siegenden Lauterer so unglücklich ausgeschieden. Hätte, wäre, könnte: Aller Konjunktiv ist müßig.
Sehen wir die Sache etwas optimistischer: Oft landen viel umjubelte Pokalhelden im tristen Ligaalltag flugs auf dem Hosenboden oder jenem der Tatsachen. Und die größten Pokalhelden sind stets die, die den Bundesligaspitzenreiter besiegen. Und die Überflieger aus Mainz sind von Alemannia Aachen rausgeschmissen worden. Und Osnabrück spielt Sonntag: in Aachen.

Dienstag, 26. Oktober 2010

"kein Sieger glaubt an den zufall"

Friedrich Nietzsche sagt das in Die fröhliche Wissenschaft. Und der nimmermüde Optimist und seine wundervolle Poesie leben, das belegen nun brisante Enthüllungen, in unserem kleinen Familienblog weiter.
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung hat einen komplizierten Algorithmus programmieren lassen, der beliebige Textbeispiele mit den Schreibstilen berühmter deutscher Schriftsteller vergleicht. Nimmt man nun unseren kleinen Text über die Schlafenszeit zum Maßstab, spuckt der Apparat ein eindeutiges Ergebnis aus:

Friedrich Nietzsche

Dass Nietzsche selbst ein glühender Fußballfan war, liest man übrigens auch noch an anderer Stelle in Die fröhliche Wissenschaft: "Die größte Auszeichnung", schreibt Fritze, "erweist uns das Schicksal, wenn es uns eine Zeitlang auf der Seite unserer Gegner hat kämpfen lassen. Damit sind wir vorherbestimmt zu einem großen Siege." Von nun an also wehe denen, die teure Neuverpflichtungen schnell als leidenschaftslose Söldner schelten. Das Gegenteil ist der Fall.

Montag, 25. Oktober 2010

auf augenhöhe

Man muss den Hut ziehen vor dem VfL. Schließlich hat er geschafft, was nach den beiden eher jämmerlichen Auftaktniederlagen zu Saisonbeginn schon so mancher unerreichbar sah: Osnabrück hat nach dem 2:0 gegen Cottbus das untere Mittelfeld der Liga erklommen, schon sechs Punkte sind es zu den beiden Abstiegsplätzen.

Dieser Sieg gegen Cottbus zeigt nun auch dem letzten: Der VfL ist angekommen in dieser 2. Liga. Sogar gegen Cottbus, die tollen Fußball spielen nach der Art, die ihr Cheftrainer Pele Wollitz auch in Osnabrück stets im Sinn hatte: offensiven, angriffslustigen Kurzpassfußball, auch gegen diese Lausitzer hat der VfL hinten kompakt gestanden, die wichtigen Zweikämpfe gewonnen und clever seine Chancen genutzt. Wenn es so weiter geht, könnte es gar eine langweilige Saison werden. Was für eine Aussicht!

In diesem Spiel am Freitagabend zeigte sich auch, was klappen kann, wenn das Kollektiv funktioniert. Denn im Einzelspielervergleich ist Osnabrück im Vergleich mit Cottbus haushoch im Hintertreffen. Tino Berbig etwa wird kein herausragender Zweitligakeeper mehr werden, Tauer keine Rakete als Außenverteidiger, und auch die lila-weiße Offensive ist, nimmt man sich die einzelnen Spieler vor, keine 15-Tor-Maschine. Trotzdem hat der VfL die viertmeisten Tore der Liga geschossen und macht nicht mehr den Eindruck, als sei das alles irgendwie Zufall.

Nach einem Saisonviertel hat Osnabrück nun exakt so viele Punkte gewonnen wie sich das für einen souveränen Klassenerhalt gehörte, allerdings immer noch einen weniger als in den beiden letzten Zweitligajahren. Das zeigt trotz aller Zuversicht: Erst wenn der VfL Mitte März nach dem 26. Spieltag und dem Rückspiel in Cottbus 30 Punkte auf dem Konto hat, mag man sich einigermaßen entspannt zurücklehnen dürfen. Vorher leider nicht.

Freitag, 22. Oktober 2010

hip, hip

Ehe man sich versieht, ist die Länderspielpause vorbei und Osnabrück gewinnt ein wunderbares Fußballspiel 2:0 unter Flutlicht. [Über das schäbige 0:3 in Fürth wollen wir schweigen.] Viele Emotionen waren drin, ein rühriger Ex-Trainer, eine rote Karte und ein verschossener Elfer. Kann das Wochenende schöner beginnen?

Freitag, 8. Oktober 2010

schlafenszeit

Osnabrück hat wieder verloren, Gladbach ist auch ohne Niederlage Viertletzter. Das sind beruhigende Zeichen dafür, dass die Welt noch in den Fugen ist. Auf diesem weichen Polster der Erwartbarkeit können wir uns wohlig betten und die Länderspielpause abwarten. Zu diesem Anlass wiederholen wir noch einmal den guten Witz, den MDR-Intendant Udo Reiter jüngst twittere:

"Einheitstag 2030: Bundespräsident Mohammed Mustafa ruft die Muslime auf, die Rechte der deutschen Minderheit zu wahren."

Dieses heitere Scherzlein hat hat ja eine enorme Medienkarriere hingelegt und eine Menge empörte politcal correctness freigesetzt. Nun wurden allerdings noch keine MDR-Fahnen verbrannt oder Regionalstudios demoliert. Alles ist weiter, wie es sich gehört. Zeit also, sich wieder hinzulegen.

Freitag, 1. Oktober 2010

fortune!

Die Sache mit der Deutschen Einheit ist ja im Detail bekanntermaßen nicht unbedingt perfekt gelaufen. Man hätte nicht unbedingt Milliarden verbrennen müssen, nur um einen Umtausch von DDR- zu D-Mark im Verhältnis 1:1 (und einen Wahlsieg der CDU) zu gewährleisten; und man hätte auch nicht unzählige Betriebe und Unternehmen in Ostdeutschland forsch und ohne viel Federlesens westdeutschen Kapitalisten unterwerfen müssen. Viele Probleme und Sorgen der Menschen und der Wirtschaft in der ehemaligen DDR haben also ihre bekannten Ursachen, und die Verantwortlichen sind recht klar benennbar. Und trotzdem: Die Wiedervereinigung ist eine geschichtliche Fügung, die glücklich ist und die alles berechtigte Klagen kleinlaut werden lässt. Die Sache ist so groß, dass die Menschen bereit sind, so manche bittere Pille dafür zu schlucken.

Was das alles mit Fußball zu tun hat? Sagen wir so: Die Sache mit dem Stadionbauen, -ausbauen und -renovieren in Osnabrück ist im Detail bekanntermaßen nicht unbedingt perfekt gelaufen. Die sagenumwobene Lücke zwischen den Tribünenteilen Nord und West an der Bremer Brücke ist seit Jahr und Tag schon eine amüsante Geschichte, eine Posse um einen ambitionierten Fußballklub und eine unerbittliche Eigentümerin aus Hildesheim (sic!), liebenswürdig und doch bitter. Nun kann diese Lücke offenbar bald geschlossen werden, weil der VfL nach Jahrzehnten des Streits der Verhandlungen das Nachbargrundstück kaufen kann. Auch dies ist eine geschichtliche Fügung, die glücklich ist, groß und niemand mehr für möglich hielt, so dass sie alles gegenwärtige Klagen zum Verstummen bringen mag. Das Klagen zum Beispiel über eine Niederlage gegen Düsseldorf.

Der VfL trifft nämlich zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt auf die Fortuna, die sicher nicht deshalb punktlos Tabellenletzter ist, weil sie so irre schlechten Fußball spielt und dahin gehört. Die Wut ist groß in Düsseldorf, fast so groß wie der Wille, es jetzt erst recht allen zeigen zu wollen. Osnabrück könnte dank dieser besonderen Umstände - wann startet schon mal eine Mannschaft mit sechs Niederlagen in die Saison? - unter die Räder kommen. Es mag seltsam klingen, doch womöglich ist Düsseldorf in dieser Situation noch mehr Favorit als sie es mit einem normalen Saisonstart ohnehin gewesen wären.

Mittwoch, 29. September 2010

fachwissen

Die Rede von Tiefs und tieferen Tiefs ist ja immer so eine Sache, insbesondere wenn es um Fußball-Gewinnspiele geht. Doch heute Abend fragt Sat.1 den geneigten Champions League-Zuschauer: 'Wer trainiert Werder Bremen?' Und bietet als Antwortalternativen: 'Thomas Schaf oder Otto Reh'.
Natürlich habe ich angerufen, immerhin geht es um ein schickes Auto, und vielen potenziellen Konkurrenten ist diese Art von Gewinnspiel bestimmt zu albern. Wie dumm!

Dienstag, 28. September 2010

da hab

"Da Hab, da Hab, da Hab ist da!", singt die kleine Tochter meiner Kollegin begeistert. Recht hat sie, der Herbst hat auch die VfLs in seinen Bann gezogen. Da kann das gräuliche Gekicke vom Wochenende nicht groß überraschen: Unentschieden gegen den Tabellenletzten, Niederlage gegen Oberhausen - bei dem Wetter hat doch keiner Lust nach draußen. Nächste Woche gibt's dann wieder Fußball. Michis Fußballartisten spielen gegen Wolfsburg, Osnabrück darf dem Tabellenletzten Düsseldorf die siebte Niederlage zufügen: Das kann doch wieder heiter werden.

Freitag, 24. September 2010

aus dem keller nach oberhausen

Neun Tore in drei Spielen. (Geschossen wohlgemerkt, nicht kassiert, das muss man ja dazu sagen in diesen Tagen auf dieser Seite.) Das ist allerhand. Hatten wir noch vor knapp vier Wochen gezweifelt, ob diese Osnabrücker Offensive ligatauglich ist, stellt sie diese Tauglichkeit nun anscheinend regelmäßig unter Beweis. Zuletzt 4:1 gegen Union Berlin. (Sozusagen im direkten Vergleich ist der VfL damit sogar besser als Tabellenführer Hertha BSC, denn der FC Union ist bisher der einzige Klub, gegen den sowohl die Hertha als auch der VfL in dieser Saison schon gespielt haben, und Hertha hatte nur ein Unentschieden geschafft.)
Der Torreigen vom Mittwochabend war nun keine spielerische Glanztat, mitunter waren sogar die Gäste fußballerisch das gefälligere Team. Weil aber zählt, was hinten rauskommt, darf man erleichtert notieren: Der VfL nutzt seine Chancen. Er schießt Tore, wenn der Gegner Fehler macht, und gerade das war in der Vergangenheit ja nicht unbedingt eine Osnabrücker Stärke. (Vergessen sei dabei jedoch nicht, dass der VfL noch immer auf das erste Stürmer-Tor in dieser Saison wartet, denn der womöglich nominelle Angreifer Nicky Adler schießt seiner Tore ehrlicherweise aus einer Mittelfeldposition.)

Sieben Punkte stehen nun schon zu Buche, der Abstand nach ganz oben ist kleiner als der nach ganz unten, und in Oberhausen steht der VfL vor einem Angriff auf die Spitzengruppe. Ja, das stimmt: Mit einem Sieg wäre das nicht mehr zu verhindern.

Dienstag, 21. September 2010

neuer wind? frische luft!

Martin phantasiert. Gestern tickerte er knapp per SMS: "Funkel her!"
Dabei steht der noch bis morgen Abend bei Bochum unter Vertrag.
Heute fiebert er: "Neues von Funkel? Oder macht sich Eberl endlich selbst zum Coach? Warten wir gar, bis Soldo frei wird?"
Dabei ist doch nach dem Kantersieg gegen St. Pauli morgen alles wieder gut.

Montag, 20. September 2010

spiel ohne ball

Nach dem beachtlichen 0:7 beim VfB Stuttgart und nunmehr 14 Gegentoren in den letzten drei Spielen meldet sich nach Monaten sogar Martin - ältere Stammleser unseres Familienblogs mögen sich noch an ihn erinnern - aus seinem selbst verordneten Exil in Südfrankreich wieder und bittet mich, leise Zweifel an der Kompetenz der sportlichen Leitung in Gladbach zu streuen. Das wiederum dürfte viele, jedoch nicht unsere älteren Stammleser überraschen, waren wir doch immer schon schäbige Opportunisten, die ihr Fähnchen mit dem Wind drehen.

[Heiter ist übrigens der Spielbericht von Christoph Ruf heute in der Frankfurter Rundschau, der "fußballerische Totalverweigerung" attestiert. "Menschen, die gerne Leichen sezieren", schreibt Ruf, "wollen dabei beobachtet haben, dass die zweite Halbzeit noch schlechter als die erste gewesen sei." Und Erfolgskeeper Logan Bailly habe "bei mindestens zwei Treffern das Niveau seiner Vorderleute" erreicht. So schön kann Katastrophen-Berichterstattung sein.]

Nun warten wir aber zunächst mal die Gala am Mittwoch gegen St. Pauli ab. Wenn dann der Erfolg zurück ist, sieht die Welt schon wieder anders aus.

Freitag, 17. September 2010

auf jos geht's los

Am Sonntag um zwanzig nach Drei dürfte das Torverhältnis des VfL schlechter sein als heute. Mit nach wie vor drei Punkten wird Osnabrück deshalb ein klein bisschen abgerutscht sein in der Tabelle. Von alles anderem als diesem Lauf der Dinge auszugehen, wäre doch arg vermessen. Eine Niederlage in Augsburg ist erwartbar, nicht zuletzt weil dort Jos Luhukay Chef-Trainer ist, unser lieber Jos, scharfer Analytiker und Ex-VfLer. Niemand wird sich darüber wundern. Beklagen werden sich - ebenso erwartbar - Karsten Baumann und einige Spieler, die zetern, es sei mehr drin gewesen, was ja irgendwie auch immer richtig ist. Mit anderen Worten: Am Ende wird Osnabrück unglücklich, aber leistungsgerecht gegen die Aufstiegsfavoriten aus Bayern verloren haben.

Nun ist aber auch Schluss mit dem tristen Blick auf die ernüchternde Realität: Vielleicht läuft die Sache ja mal nicht normal. Vielleicht erwischt Osnabrück einen Bombentag, und Augsburg lässt sich von erfrischenden VfLern überrollen. Vielleicht gelingt Lila-Weiß, was es bisher nur im Pokalspiel gegen Kaisersleutern phasenweise andeutete: Ideenreicher Offensivfußball. Vielleicht wird es also doch ein unvergesslicher Sonntag. Vielleicht bleibt wenigstens die Tordifferenz gleich, so dass immerhin die Finanzexperten aus Bielefeld weiter aufschauen müssen nach Osnabrück.

Donnerstag, 16. September 2010

11 freunde director's cut

Es ist ja schon etwas älter, unser Interview im charmanten 11 Freunde-Sonderheft zur neuen Saison. Was allerdings gar nicht alt, sondern im Gegenteil brandneu ist, sind die Fragen und Antworten des Interviews, die 11 Freunde nicht gedruckt hat bzw. haben. Hier sind sie:

Aus der alten Saison wird in Erinnerung bleiben...
...dass der HSV ein professionell geführter Weltklasse-Klub auf Augenhöhe mit den ganz Großen ist, der ganz, ganz sicher bald auch mal ein wichtiges Spiel gewinnt. Toi, toi, toi für die Pokal-Auslosung!!

Welche Schlagzeile würdest Du gerne in der kommenden Saison verfassen?
Theo Z. exklusiv im VfLog-Interview: "Ja, Manfred und ich waren drei Jahre lang ein Paar!"

Drei Wünsche frei:
1. Willi kommt frei! [Das ist der kleine, weiße Mann im Bundesliga-Logo, der von der DFL gefangen gehalten wird.]
2. Osnabrück schafft schon am 33. Spieltag den Klassenerhalt.
3. Eine Wunschmaschine [vgl. Herr Taschenbier/Das Sams]

Dein größter Albtraum:
Thomas Cichon wettet mal wieder schlecht [CL-Sieger: Omonia Nikosia], der VfL hilft seinem Südafrika-Scout mal wieder aus der Patsche, Cichon kann mal wieder nicht zurückzahlen - und am Ende fehlen Osnabrück 500 Euro für die Lizenz für die nächste Zweitliga-Saison.

Messer zwischen den Zähnen! Dein Lieblingsfeind:
Autoritätsdusel! Denn Albert Einstein sagt: "Autoritätsdusel ist der größte Feind der Wahrheit." Und der VfLog ist bekanntlich voll von Wahrheit.

Wo stehst oder sitzt Du im Stadion? Und warum?
Meistens ein Presseplatz auf der neuen Nordtribüne, weil der VfL das freundlicherweise auch unserem kleinen Familienblog ermöglicht. Das ist mutig, weil die DFL eigentlich findet, dass das nie, nie, nie sein darf. Mal sehen, wie lange wir noch Glück haben.

Montag, 13. September 2010

hauptsache gewonnen

Hurra, nun ist es endlich soweit. Osnabrück erscheint, wie man beim Snooker sagt, auf dem Scoreboard: Mit drei Punkten. Das sind drei mehr als Arminia Bielefeld aufweist [allerdings, zugegeben, ohne Trainer], und wenn es dabei bleibt, steigt der VfL immerhin nicht direkt wieder ab: Denn was Aue an Spielwitz und Durchschlagskraft nicht aufbringen kann, dürfte trotz der sechs schon zu Buche stehenden Punkte am Ende nicht genügen, um die Saison vor Osnabrück zu beenden. Das Problem: Was Osnabrück an Spielwitz und Durchschlagskraft aufbringt, dürfte nicht genügen, um besonders viele weitere Mannschaften der zweiten Liga hinter sich zu lassen. Besonders in der Vorwärtsbewegung, im Toreschießen, macht der VfL doch viel zu oft einen hilflosen und, womöglich fataler, planlosen Eindruck.

Unzählige hoch nach vorn geschlagene Bälle waren dafür ein eindrückliches Zeugnis. Wieder wechselte Karsten Baumann ausschließlich offensiv: Andersen, Kotuljac und Schmidt ersetzten Adler, Bencik und Lindemann. Vorn hakt es offenkundig.
Tröstlich ist, dass der VfL schon in der ersten Halbzeit trotzdem zu ein paar guten Chancen kam: Nach der ersten gefährlichen Ecke der Saison scheiterte Engel nach einer guten halben Stunde. Ein 30m-Hammer von Adler sah schick aus, war aber doch nur eine dankbare Aufgabe für Aue-Keeper Männel. Nur eine Minute später erwischte Bencik den Ball gefährlich per Kopf, und Nickenig drosch ihn an die Latte. In der 38. Minute nutzte Siegert einen der wenigen lichten Momente von Lindemann, nahm dessen Traumpass mit und scheiterte doch an Männel.
Alles in allem hätte der VfL zur Halbzeit führen müssen, was er dann vier Minuten verzögert ja auch tat: Heidrich gelang nach einer nächsten guten Ecke das erlösende 1:0.

Irgendwann stand es 2:0, die Nummer war durch, Osnabrück stellte das Fußballspielen ein. Plötzlich stand es 2:2, das Spiel war wieder offen, Aue bekam Aufwind. Dann fiel das 3:2, Aue war schockiert, Osnabrück jubelte. Und ein wirklich rühriger Journalist aus Aue erkundigte sich irritiert: "Osnabrück - das ist doch Westfalen, oder?"

Dieser erste Saisonsieg hat nun allen Osnabrückern einen Riesenstein vom Herzen gestoßen. Aus vollem Herzen zuversichtlich sind dennoch nur wenige: Zu offensichtlich brauchte der VfL den Zufall als Lohn für einen leidenschaftlichen Kampf. Zu wenig wusste die Mannschaft mit fußballerischen Mitteln schlicht zu überzeugen. Das kann noch werden. Und das muss noch werden, sollen am Ende nicht nur Aue und Bielefeld hinter Lila-weiß abschneiden.

Mittwoch, 8. September 2010

die ersten punkte: aue

Nun sind fast zwei Wochen um, und wir haben es bis hierhin vortrefflich geschafft, den kompletten Fehlstart in diese Zweitligasaison kognitiv und - vor allem und für alle (un)sichtbar - kommunikativ auszublenden. Das zweite 1:3 in München hatte bis gerade gar nicht stattgefunden. Sowas mögen Psychologen eigentlich ganz gern, den bewussten Umgang mit Erinnerung, aber würden diese Erinnerungen nicht irgendwann doch wieder aufploppen, wären sie arbeitslos, die Psychologen. Und so viel Trost sei ihnen gewiss: So lange Osnabrück Fußball spielt, wird keiner von euch Hunger leiden müssen.

Nun darf man den bisherigen Saisonverlauf, sofern davon nach zwei Spielen überhaupt die Rede sein kann, nicht missverstehen. In München, davon schrieben wir schon vor dem Spiel, war eine leistungsgerechte Niederlage einkalkuliert. Mit Duisburg hatte der VfL vorher gegen einen weiteren Aufstiegsfavoriten verloren. Nun also stehen null Punkte zu Buche, so wenig wie zu erwarten war. Bedauerlicherweise setzt das die Mannschaft dennoch unter gehörigen Druck. Gegen Aue, trotz des fabelhaften 6-Punkte-Starts ein Mitkonkurrent im Abstiegskampf, ist nun vielerorts schon von einem "Pflichtsieg" die Rede. Ganz falsch ist das nicht. Weil aber nun wichtige Spiele in Osnabrück selten verloren gehen, unter Flutlicht gar fast nie, steht dem ersten Saisonsieg nichts mehr entgegen. So gesehen ist doch alles nahezu optimal gelaufen.

Donnerstag, 26. August 2010

realität, aufprall, verfüht

Leute, die von der ganz schnellen Sorte sind, können dem Auftritt des VfL bei der 1:3-Auftaktniederlage gegen Duisburg partout nichts Positives abgewinnen. Allerdings: Wer sich etwas mehr Zeit lässt für ein fundierteres Urteil, kommt zu demselben Ergebnis. Lange nicht mehr hatte sich eine VfL-Mannschaft so mittel- und hilflos vorführen lassen, wahrscheinlich nicht mehr, seit dem 1:4 gegen ebenjene Duisburger am letzten Zweitligaspieltag vor eineinhalb Jahren. Unterm Strich stand nach 90 Minuten ein Aufsteiger auf dem Rasen, der in dieser Form der erste Absteiger ist: Einen halbwegs gefährlichen Schuss des ansonsten schwachen Lindemann und ein zu hoch gezielter Kopfball von Diabang mag der wohlgesonnene Beobachter zu einer einzigen Torchance addieren. Meinte man es weniger gut mit den Osnabrückern, steht am Ende nicht einmal die zu Buche.

Dabei kann man dem VfL kämpferisch keinen Vorwurf machen. Doch "Hat sich bemüht" steht ja bekanntlich auch in den Zeugnissen jener, die schließlich doch auf der Strecke bleiben. Wie ratlos der VfL dem nicht überragenden, doch gut sortierten Duisburger Spiel nichts entgegen zu setzen hatte, liest sich am besten an den Auswechslungen ab: Karsten Baumann wechselte ausschließlich offensiv; am Ende hatten alle verfügbaren Stürmer mitgewirkt, und es standen mit Kotuljac/Diabang, Schmidt, Adler und Lindemann, der von Beginn an gewissermaßen zweite Spitze spielte, vier von ihnen gleichzeitig auf dem Platz, die doch - unterstützt von Spielmacher Tyrala - allesamt zwei Dinge nicht vermochten: Dem Angriffsspiel des VfL in irgendeiner Weise Kreativität und Durchschlagskraft zu verleihen.

Frappierend war auch, wie wenig Gefahr von Osnabrück bei Standardsituationen ausging. Ob Ecken oder Freistöße, in der Regel verpufften diese 'Chancen' völlig folgenlos. Es darf doch verwundern, dass, wenn der Ball schon still darauf wartet, ungestört getreten zu werden, niemand vermag, ihn aussichtsreich abzuschießen. Anders Duisburg, denen das ununterbrochen gelang.

Nun ist es völlig verfrüht, aus diesem Spiel voreilig irgend etwas zu schließen; auch Krisengeheul wirkt nach dem ersten Spieltag doch arg lächerlich. Aber der VfL hat nach dem erfrischenden Pokalspiel immerhin die Chance verpasst, gelassen in die Saison zu starten. Eine erwartbare, wohl leistungsgerechte Niederlage in München einkalkuliert, steht Osnabrück dann nämlich vor dem Heimspiel gegen Aue mit null Punkten schon gehörig unter Druck. Dass es irgendwann soweit kommen würde: Auch das kann nicht überraschen, auch das war von vornherein erwartbar. Nur ein paar mehr Wochen ohne akute Sorgen und Sechs-Punkte-Spiele hätten sicher allen gut getan.

Freitag, 20. August 2010

auftakt nach maß: duisburg

Wenn wir an das letzte Pflichtspiel gegen Duisburg denken, kann einem angst und bange werden. Andererseits: Wenn der VfL nur halb so inspiriert wie damals auftritt, ist schon mindestens ein Unentschieden drin. Aber ehrlich gesagt: Im Spiegel Online-Tippspiel, das unser kleiner Familienblog bereichert, haben wir uns mit einem 2:1-Auftaktsieg weiter aus dem Fenster gelehnt.

Die Euphorie wird an diesem ersten Spieltag den Ausschlag geben: "Zweite Liga", das lässt das Feuer in den Osnabrücker Augen lodern, man spürt die Begeisterung, die Freude darüber, wieder dazu zu gehören. Duisburg hat das nicht, im Gegenteil: Eher wiederwillig spielen die Zebras mit. Eigentlich, finden und - wichtiger: - fühlen sie, müsste man sie eine Liga höher mitkicken lassen. Dieses Quentchen mehr Überzeugung wird vielleicht zwei, drei Spieltage ein guter Vorteil sein. Spätestens dann muss der VfL auch fußballerisch voll auf der Höhe sein.

Übrigens und an all jene, die ihre Anreise für Sonntag auch schon vorbildlich organisiert haben, um pünktlich um 14 Uhr im Stadion zu sein: Anstoß ist jetzt wieder um 13:30 Uhr.

Freitag, 13. August 2010

endlich zurück auf los: kaiserslautern

"Unser Baby ist schon so alt geworden", meinte Martin heute fast melancholisch am Telefon.

(Unser Baby, das ist unser kleiner Familienblog. Es kommt jetzt bald zur Schule, mit knapp sechs Jahren. Und wie das so ist mit Heranwachsenden, sie werden flügge. Sie lassen sich nicht mehr alles sagen und, schlimmer noch: Sie wollen nicht, dass man sich jeden Tag um sie kümmert, als wären sie noch Babys. So werden wir also künftig öfter mal den Mund halten müssen: Tägliches Tätscheln und Hätscheln wird unser Baby nicht mehr mit sich machen lassen, oder nur noch, wenn es krank ist.)

Das stimmt, und manchmal brauchen Eltern Jahre, um Wesentliches zu begreifen. Wir haben erst in diesem Jahr wirklich begriffen, dass die Sommerpause etwas ist, das keiner großen Worte bedarf. Für sie trifft zu, was auch auf Trainingsauftakte und Testspiele zutrifft: Allesamt sind sie völlig bedeutungslos. Gottlob gibt es noch genügend hauptamtliche Sportjournalisten, die es sich angewöhnt haben, sich von einer Saisonvorbereitung nicht langweilen zu lassen, und allerlei Mutmaßungen über die Qualität des Kaders oder die Flugeigenschaften des neuen Balls anstellen. Aus dieser Sache können wir uns getrost raushalten. Wir haben uns, von wenigen Ausnahmen abgesehen, tot gestellt. Was für ein wunderbarer Sommer das war!

Heute nun ist die Sommerpause endlich vorbei. Der VfL startet gleich mit einem Leckerbissen in die neue Spielzeit, einem teuflischen noch dazu. Die neuen Erstligisten aus Kaiserslautern sind gleich an der Bremer Brücke zu Gast, es geht um den Einzug in die zweite DFB-Pokal-Runde. Ein Sieg wäre schön, aber unwahrscheinlich, wie eigentlich immer, wenn Osnabrück im Pokal mitmischt.
Aber wie spielt der VfL nun? Wer von den Neuzugängen darf von Beginn an ran? Wie frenetisch bejubeln die Fans ihre Aufsteiger? Und welches Gefühl entsteht, was die viel wichtigere Mission angeht, den Klassenerhalt?
Gleich endlich gibt es die Antworten auf diese Fragen zu sehen. Endlich macht es wieder Spaß, über den VfL zu plaudern. Endlich steigt die Spannung.

Sonntag, 25. Juli 2010

einwurf #6: petition für willi

Mit unserer Sommerpause ist es ja so eine Sache. Sie währt schon eine ganze Weile, aber kaum dass man mal die Klotten hinschmeißt, erinnert man sich erst recht an diejenigen, denen es so viel schlechter geht. Unseren Willi etwa. Das ist das kleine weiße Männchen im DFL-Logo, ein armer Mann, den die DFL seit langer Zeit gefangen hält. Wir haben viel probiert und alle Register der stillen Diplomatie gezogen, doch selbst der US-Sondergesandte Richard Holbrooke konnte nicht einmal eine Verbesserung der Haftbedingungen erwirken. Wir alle gemeinsam müssen weiter kämpfen! Schließen Sie sich deshalb dieser Petition an den DFL-Vorsitzenden Christian Seifert an! Unterschreiben Sie - und sagen Sie, wenn Sie mögen, Willi die besten Wünsche. Er freut sich immer so über Post!

Sehr geehrter Herr DFL-Vorsitzender Seifert,

wir begrüßen dankbar die Entschliessung des Europäischen Parlaments vom 14. Juli 2010, die auf die unverzügliche Freilassung des Ersten Sekretärs des Fußballgotts, Willi, aus der Gefangenschaft der DFL hinwirken möchte. Wir wenden uns an Sie mit der dringenden Bitte, dass Sie als Vorsitzender des GmbH im Namen der Deutschen Fußball Liga - und der Gerechtigkeit! - dieser Entschliessung sich anschliessen. Willi, der junge, weiße Mann in Ihrem - zugegeben - schicken Logo ist, wie Sie wissen, von einem Kommando der DFL entführt worden. Er wird seitdem - es sind jetzt zehn Jahre - gegen jegliches humanitäre Völkerrecht in Geiselhaft gehalten. Entgegen den internationalen Konventionen wurde ihm jeglicher Besuch von Außen verweigert. Auch Organisationen wie das Internationale Rote Kreuz hatten bisher keinen Zugang zu ihm. Das - mit Verlaub - menschenverachtende Verhalten der DFL muss als solches international geächtet werden. Auch Ihr Poker mit dem Fußballgott um einen Gefangenenaustausch hat jegliches internationale Recht gegen sich.

Wir bitten Sie, Ihr Gewicht in Sachen der Menschenrechte zur Unterstützung des Europäischen Parlaments in diesem Fall einzusetzen: Free Willi!

Für Ihre wohlwollende Prüfung unseres Anliegens danken wir Ihnen bestens.
Sincerely,
The Undersigned

Donnerstag, 22. Juli 2010

einwurf #5: keine rabatte, leider!

Liegengebliebenes aufarbeiten oder einfach selber liegen bleiben - dazu taugt unsere kleine Sommerpause. Doch kaum ist die Nacht vorbei, plagen einen die großen Niederlagen der letzten Saison: Zu gern etwa hätten wir unseren Lesern satt rabattierte Bundesligatickets angeboten. Dafür hätten wir, wieder einmal, auch unsere Seele verkauft und Werbung für eine irre gute Sache gemacht. Aber schon wieder hat es nicht geklappt. Lest selbst:

"Hallo", hieß es vor einiger Zeit in einer freundlichen Mail eines Herrn H. "Als ich das Internet nach interessanten Fußball-Blogs durchsuchte, bin auf deine Seite gestolpert und fand sie sehr unterhaltsam." (Nett, oder?) Herr H. ist, wie er schreibt, Redakteur einer Webseite, die Gutscheine und Rabattaktionen "des ganzen Internets" (Hut ab!) an einem Ort zu sammeln gesucht.

"Wir haben im Moment", kündet Herr H., "einen tollen Rabatt auf Bundesligakarten und dachten, es wäre vielleicht etwas, wofür sich deine Leserschaft interessieren würden." (Wenn wir das immr so genau wüssten.) Mit dem Gutschein jedenfalls sei es möglich, 10% Rabatt auf Bundesligakarten bei einem Online-Ticket-Dienst zu bekommen. Wenn wir noch Fragen hätten, dürften wir uns jederzeit melden, schreibt Herr H., ausweislich seiner Mail-Signatur nennt er sich "Site Editor".

Selbstverständlich ist das eine tolle Sache gewesen mit den Rabatten, trotzdem hatten wir noch eine Frage. Dies ist unsere Antwort:


Hallo,

danke für deine Nachricht, die mir von unserem Site-Editor leider erst spät weitergeleitet wurde. Sorry dafür. Dass du wegen eurer Bundesligakarten-Rabattaktion an unseren kleinen Familienblog gedacht hast, ist sehr freundlich.

Als grundsätzlich kritisches Verbrauchermagazin machen wir allerdings nur dann Werbung für Produkte und Dienstleistungen, wenn wir uns vorher von deren Seriosität und Qualität überzeugen konnten. Wie wäre es, uns zu Testzwecken zwei Tickets kostenlos zukommen zu lassen? Dann könnten wir uns so ein Bundesligaspiel mit Karten von XXX [des Online-Ticket-Dienstes] einmal ansehen.

Meld dich doch kurz, wie die Dinge stehen.
Viele Grüße,
Maik

--
Maik Gizinski
Senior Editor



Wir sind untröstlich. Herr H. hat sich nicht mehr gemeldet.

Montag, 19. Juli 2010

einwurf #4: neuzugänge

Unser Sommerpäuschen ist noch nicht zu Ende. Doch kaum sind drei, vier Wöchlein ins Ländchen gegangen, naht der nächste Anstoß im Hexenkesselchen. Da wird man sich doch kurz Gedanken machen dürfen um den Fortgang der Dinge.

"Viel hilft viel", lautet bekanntlich eine alte Apothekerweisheit, und wer, wenn nicht der VfL, wüsste davon ein Lied zu singen?! Zur vergangenen Saison vermochten es Manager und (neuer) Trainer gar, 16 Neuzugänge zu vermelden. Das konnte ja nur gutgehen. Entsprechend souverän ist das Team zurück in die zweite Bundesliga gestürmt.

Aber was für Drogen und gute Medikamente gilt, trifft eben auch auf neue Spieler zu: Sie sind teuer, und irgendwann fehlt das Geld, den Rausch weiter befeuern zu können. Das sind meist traurige, melancholische Momente, schließlich könnte alles so einfach und schön sein.
Zählen wir also: Benjamin Gorka, Innenverteidiger, und Manuel Riemann, Torwart, beide aus Burghausen, Sebastian Tyrala, Mittelfeld, von Dortmund II verpflichtet, Kristoffer Andersen, ebenfalls Mittelfeld, und Stürmer Nicky Adler aus Duisburg, und schließlich Altsternchen Momo Diabang (das ist nicht das Psychowrack aus der Lindenstraße!), Angreifer aus der schönsten Stadt der Erde, Wien. Macht sechs: Sechs Neuzugänge.

Um diese Statistik etwas zu schönen, zählen wir noch Alexander Krük (Abwehr) dazu, der zwar letzte Saison schon da war, aber eben nur als Ausgeliehener, und auch die drei Osnabrücker Jungprofis, denen, um die DFL-Regularien zu erfüllen, ein Profivertrag angeboten werden musste: Christian Pauli (Sturm), Daniel Latkowski (Mittelfeld) und Robin Twyrdy (Abwehr). Macht immerhin schon zehn. Und: Den neuen Co-Trainer Heiko Nowak lassen wir als Nummer Elf durchgehen. Das müsste doch reichen. "Oh wack'rer Apotheker, dein Trank wirkt schnell", sagt Shakespeares Romeo. Wir wollen hoffen, dass er recht hat.

Donnerstag, 15. Juli 2010

einwurf #3: keine nackten spieler, leider!

Jaja, offiziell machen wir immer noch Sommerpause. Aber kaum ist mal etwas Zeit zum Zurücklehnen, taucht so manche vergebene Chance der letzten Saison vor dem inneren Auge auf: Neulich etwa hatten wir wieder einmal Post bekommen, und wir kümmern uns immer sehr persönlich um Leser-Zuschriften. Ein Herr M. von einer großen deutschen Boulevardzeitung hatte uns geschrieben - mit einer dollen Idee. Und damit nicht genug: Wir hatten noch dollere Ideen! Doch irgendwie ist der Kontakt dann trotzdem abgebrochen. Lest selbst:

Der Herr M. schrieb, er sei "auf der Suche nach qualitativen nicht kommerziellen Fußballseiten" auf unseren kleinen Familienblog gestoßen. (Bis dahin hat Herr M. gut recherchiert.) "Sicher", schreibt er, "interessiert Sie die Möglichkeit aktuellste News und Videos zu Ihrem Lieblings-Bundesliga-Verein Borussia Mönchengladbach als embeded Code in Webseiten integrieren zu können". (Da irrt Herr M. nun.) Jedenfalls: Es gebe seit kurzem irgend so ein "Widget", vermittels dessen die große weite Fußballwelt Einzug in unseren kleinen Familienblog halten könnte, und das ganze auch noch im Bewegtbild. (Wenn wir das richtig verstanden haben.)

Herr M. würde sich nunmehr "sehr freuen", wenn wir in unserem süßen VfLog über sein "Widget" berichten würden (was wir hiermit gerne tun!) und stellt in Aussicht, dass die Online-Plattform des großen Boulevardblatts, für das er arbeitet, wiederum bald berichten wird, wie ihr "Widget" so im Internet aufgenommen wurde. (Man stelle sich das vor: Unser kleiner Familienblog verlinkt in den Leitmedien dieses Landes.)

Jedenfalls, schreibt Herr M. schließlich, mögen wir uns mit Fragen und Anregungen gern an ihn wenden. "Wir sehen Qualitäts-Blogger, wie Sie, als wichtigen Teil des Web2.0", lobt Herr M. aufrichtig, deshalb freue er sich auf unser Feedback und unsere Meinung zu diesem "Widget".

Natürlich haben wir geantwortet:


Sehr geehrter Herr M.,

verzeihen Sie bitte, dass ich mich erst so spät auf Ihre Nachricht melde, aber Ihre Mail war versehentlich automatisch in meinen Spam-Ordner sortiert worden; ich bin erst jetzt darauf aufmerksam geworden. Haben Sie herzlichen Dank für Ihren freundlichen Hinweis auf das "mein Klub"-Widget und die Möglichkeit, es auf unserer Website einzubinden. Wir halten zwar nicht besonders viel von embedded journalism, doch den embeded [sic!] codes gehört die Zukunft!

Erlauben Sie mir noch wenige Fragen:
Ihr Vorstandsvorsitzender bastelt derzeit bekanntlich eifrig an einer premium-content-Kampagne für Online-Medienangebote aus Ihrem Hause. Ausgewählte Blätter haben ja bereits damit angefangen, Geld für einen Teil ihres Angebots zu verlangen. Wird es die "mein Klub"-News und Videos auch künftig kostenlos geben?

Außerdem bietet die iPhone-App der Bildzeitung neuerdings das Bild-Girl zum Schütteln: am Anfang noch komplett eingekleidet, entblättert sich das Bild-Girl mit jedem Schütteln des iPhones ein bisschen mehr. Ist etwas Ähnliches künftig womöglich auch mit den Lieblingsspielern des jeweiligen Lieblingsvereins via "mein Klub"-Widget denkbar?

Und wie Sie wissen, widmet sich unser Familienblog ja nicht nur Borussia Mönchengladbach, sondern auch dem VfL Osnabrück. Selbstverständlich müssten wir auch aktuellste News und Videos vom VfL auf unserer Seite integrieren dürfen.

Melden Sie sich doch bitte kurz, ob das möglich ist oder wo es Schwierigkeiten geben könnte.



Bis heute haben wir dann jedoch nichts mehr von Herrn M. gehört.

Montag, 12. Juli 2010

einwurf #2: ehingen

Unsere kleine Sommerpause dauert an. Aber kaum hat sich die Weltmeisterschaft in Wohlgefallen aufgelöst (Naja, also außer für die 1.000 Beschäftigungslosen, die an einem schönen Montagmorgen - offenbar noch dazu einem Urlaubsmorgen! - nichts besseres zu tun haben, als zum Flughafen Frankfurt zu pilgern, um der heimgekehrten Nationalmannschaft nicht dabei zusehen zu können, wie sie das Gelände durch den Hinterausgang verlässt.), wollen wir uns gern endlich denjenigen zuwenden, die eine aufrichtige Gratulation schon so lange verdient haben: Nämlich der ersten Herrenmannschaft des VfL Ehingen 1947 e.V.!

Die Franken mit ihrem mitreißenden Tiki-Taka haben den lange zähen Kampf mit dem VfL Sindelfingen am Ende doch deutlich gewonnen und sich mit 0,12 Punkten Vorsprung die Krone der VftabelLe gesichert. (Die VftabelLe, rechts auf dieser Seite, ist die stärkste Liga der Welt. Logischerweise dürfen nur VfLs mitspielen. Die Punktzahl der teilnehmenden VfLs errechnet sich vermittels eines komplizierten Rechenverfahrens, an dessen Ende der Quotient aus gewonnen Punkten und absolvierten Ligapartien steht.) Der VfL Ehingen ist damit die stärkste Vereinsmannschaft der Welt. Herzlichen Glückwunsch, liebe Ehinger! (Übrigens misst sich Ehingen in seiner bayrischen Kreisliga "Nürnberg/Frankenhöhe" mit 14 anderen Teams. Dass der VfL in dieser 15er-Liga auf 29 Saisonspiele kommt, verdient gleich den nächsten Orden!)

Der Abstiegskampf in der VftabelLe war dieses Jahr schnell entschieden. Oldenburg, Bochum und leider auch Nürnberg, dessen Coming-out als VfL wir seinerzeit durch investigative Recherchen enthüllten, müssen absteigen und werden in der kommenden Spielzeit nicht mehr dabei sein. Wir wollen keine großen Worte mehr darüber verlieren. (Übrigens auch nicht über den Verbleib der gastgebenden VfLs, obwohl Gladbachs souverän errungener Klassenerhalt und Platz 15 knapp hinter Halle 96 aller Ehren wert ist!)

Wir suchen nun also drei Aufsteiger, denn der Fußballgott hat für die kommende Saison erneut zugestimmt, die VfLiga mit 18 Mannschaften zu bestreiten. Jeder VfL, der an einem regelmäßigen Spielbetrieb teilnimmt und mutig genug ist, kann mitspielen. Es winken viele, viele Lorbeeren! Kurze Mail an vftabelle@vflog.de reicht, ordentliche Bewerbungsunterlagen mit – wie üblich – Anschreiben, VfLebenslauf und möglichst auch Mannschaftsfoto machen natürlich einen besseren Eindruck.
Der Fußballgott strebt eine Erhöhung des Frauenanteils in der VftabelLe an und fordert daher qualifizierte Frauen zur Bewerbung auf. Auch VfLs mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen, die die geforderten Qualifikationskriterien erfüllen, werden ausdrücklich zur Bewerbung aufgefordert.

Samstag, 19. Juni 2010

einwurf #1: rüttgers

Unsere kleine Sommerpause dauert an: Aber kaum ist mal ein bisschen Zeit zum Durchatmen, fliegt hier ein Ideechen vorbei und zwitschert dort ein Vögelchen die dollsten Nachrichten. Bis es wieder los geht mit Fußball und diese so genannte Weltmeisterschaft vorbei ist, halten wir uns ab und an mit diesen Canapées bei Laune; bestenfalls auch unsere geneigten LeserInnen. Heute etwa...

... ist der nächste zurückgetreten: Jürgen Rüttgers. Er mag bald nicht mehr Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen sein (eröffnet aber stattdessen womöglich mit dem Papst eine Herrenboutique in Wuppertal (für 500.000 Euro) oder eine Logopädieschule, man weiß es nicht). Wenn das jedenfalls so segensreich weiter geht mit den Rücktritten, erwägen wir, unsere Sommerpause noch auszudehnen: Merkel könnte lauern, Westerwelle ist heißer Kandidat, und spätestens im September ist dann ja auch schon wieder Friedhelm Funkel dran.

Dienstag, 8. Juni 2010

rücktritt

Da sich die Nachfragen besorgter Leserinnen mehren, sei das Schweigen des VfLogs kurz erläutert: Wie unsere aufmerksamen und treuen Fans richtig bemerkt haben, hat der VfLog wieder einmal einen zukunftsweisenden, innovativen und folgenreichen Schritt unternommen. Wir haben unsere Arbeit niedergelegt. Erste Erfolge sind unübersehbar: Koch ist zurückgetreten. Köhler ist zurückgetreten. Nicht mehr lange, und auch Jogi Löw wird zurückgetreten sein. Alle folgen sie unserem Beispiel, und nach und nach wird die Welt ein schönerer Ort.

Doch machen wir uns nichts vor: Koch wird wiederkommen, als Berater der Deutschen Bank. Köhler wird wiederkommen, als Altbundespräsident, und spätestens wenn er 90 wird, werden Elogen auf seine Afrikapolitik verbunden mit einer allgemeinen Sehnsucht nach einer wichtigeren Rolle dieses klugen elder statesmen allüberall zu lesen sein. Löw wird wiederkommen, als Trainer von Hoffenheim. Und, na logo, auch wir werden wiederkommen. Und zwar noch vor all den anderen Rückkehrern, denn unserem eigenen Anspruch entsprechend werden wir auch hier die Vorreiter sein.

Nur gerade, gerade müssen wir mal durchatmen. Uns neu aufstellen. Neue Ideen entwickeln. Besser denn je werden. Schließlich ist so ein Familienblog ein Marathon, kein Sprint. Und nach über fünf Jahren ist einmal eine Sommerpause fällig. Bleiben Sie uns gewogen, schauen Sie bald wieder vorbei. We'll be back. Spätestens zur neuen Saison.

Und die WM? Geh, bitte! Schon vergessen? Wenn es kein VfL ist, ist es kein Fußball.

Dienstag, 18. Mai 2010

der echte mose

Alle Welt spricht von Syndes' Mose, doch wir zitieren lieber das Original. Im 4. Buch, Kapitel 32, Vers 6 etwa spricht er, an allerlei wehleidige Weicheier gewandt: "Eure Brüder sollen in den Kampf ziehen und ihr wollt hier bleiben?"

Dienstag, 11. Mai 2010

zweikampf an der spitze, abstiegskampf entschieden

Längere Zeit war sie nicht up to date, unsere VftabelLe (rechts auf dieser Seite). Irgendwie ging die stärkste Liga der Welt im Trubel des Osnabrücker Aufstiegsrennens unter. Aber jetzt ist alles wieder picobello.
Und der Zweikampf an der Spitze ist spannender denn je: Niemals vorher lagen so kurz vor Toreschluss zwei Teams so eng beieinander. Ehingen und Sindelfingen trennen nur 0,06 Punkte! Der Kampf um die Krone, den Titel 'Stärkster VfL der Welt" nämlich, dürfte die beiden Mannschaften am Wochenende ziemlich unter Druck setzen: Ehingen beim Auswärtsspiel gegen die Zweite von Dombühl, Sindelfingen beim VfL (!) Pfullingen. Herrje, das wird eine ziemlich aufregende Angelegenheit.

Der Abstiegskampf dagegen ist entschieden. Auch wenn einzelne VfLs ihre Saison noch nicht beendet haben, werden Nürnberg, Bochum und Oldenburg den unvermeidbaren Gang in die Bedeutungslosigkeit antreten müssen. Das ist, was den 1. FC Nürnberg angeht, besonders bitter, hatte unser kleiner Familienblog doch überhaupt erst exklusiv enthüllt, dass Nürnberg auch ein VfL ist. Wie dem auch sei: Selbst wenn der aktuelle Tabellenvierzehnte Halle 96 - das Team, das im Saisonverlauf am tiefsten gefallen ist - alle vier ausstehenden Saisonspiele verliert, ist Nürnbergs Marke von 0,91 Punkten nicht mehr zu unterbieten. Zum Abschied sagen wir leise servus.

Zwei Sonderlobe gehen nach Osnabrück und Gladbach: Gladbach hatte ausnahmsweise mal gar nichts mit dem Abstieg zu tun und rangiert mit 1,15 Punkten, hüstel, souverän über dem Strich. Und die Zweite aus Osnabrück kämpfte sich nach einem Besorgnis erregenden Desaster-Start noch ins sichere Mittelfeld. Erstmals seit Bestehen der VftabelLe mussten wir nicht zum Saisonende hysterisch Desaster-VfLs suchen, um die unteren VftabelLenregionen aufzustocken, damit alle Teams aus Osnabrück und Gladbach den Klassenerhalt schaffen. Hut ab dafür!

Ach, was die Zählweise angeht, die Anfänger verwirren dürfte: Die Punktzahl der teilnehmenden VfLs errechnet sich nach wie vor vermittels eines komplizierten Rechenverfahrens, an dessen Ende der Quotient aus gewonnen Punkten und absolvierten Ligapartien steht.

Montag, 10. Mai 2010

gewürzspekulatius II

Im Küchenschrank weit hinten habe ich vorhin eine angebrochene Packung Gewürzsspekulatius gefunden und geleert. Warum auch nicht? Alles fühlt sich derzeit an wie trüber November (wenn nur dieses selige Aufsteiger-Gefühl nicht wäre), und was passt da besser als der ein oder andere Adventskeks?

Im übrigen: Bevor wir uns, wie so mancher vermeintlich seriöse Berichterstatter, in Spekulationen ergehen was Neuverpflichtungen oder Vertragsverlängerungen angeht, essen wir sie doch lieber, die Spekulatius. Wenn das so weiter geht mit dem Herbstwetter, werden wir in der Sommerpause auch unseren sporadischen Adventskalender fortführen. Da ist dann wirklich die ein oder andere Überraschung drin, vielleicht sogar ein neuer Spieler.

Sonntag, 9. Mai 2010

guter rat, billig

"Journalisten", schreibt Kurt Kister in seiner segensreichen Wochenendkolumne in der Süddeutschen Zeitung, seien "leider Leute, die einem unablässig mitteilen müssen, was zu tun ist. Noch schlimmer in dieser Hinsicht sind nur noch Linkspartei-Aktivisten, FDP-Spitzenpolitiker, manche Beamte, vor allem pensionierte, und natürlich Blogger."

Die von allerlei Bürgergesellschafts-Gefasel geschwängerte sogenannte Blogosphäre schert uns bekanntermaßen einen Dreck. Oder Teufel, je nachdem, wenn es etwa gegen Kaiserslautern geht. Deshalb machen wir sowas auch nicht: Leuten sagen, was zu tun ist. Im Gegenteil: Wir haben viel zu viel damit zu tun, uns selbst zu sagen, was zu tun ist: Freuen über den sensationellen Aufstieg/Klassenerhalt unserer VfLs und das maßgebliche Zutun unserer Zwillingstrainer Michi und Karsten. Zu einer anderen Bewertung dieser zu Ende gegangenen Spiel kann ein vernünftiger Beobachter freilich auch gar nicht kommen.

Samstag, 8. Mai 2010

aufgestiegen

Der VfL ist tatsächlich aufgestiegen. Das große Desaster vor nicht einmal einem Jahr ist damit zum Betriebsunfall verkommen, der sich im Nu korrigieren ließ, wenn auch mit einer nahezu komplett ausgestauschten Belegschaft. Mit Kunststück ist diese Leistung der VfL-Verantwortlichen um Trainer Karsten Baumann und Manager Lothar Gans nur unzureichend beschrieben. Osnabrück hat etwas geschafft, was - siehe Wiesbaden in Liga 3 oder Cottbus und Karlsruhe in der zweiten Bundesliga - alles andere als selbstverständlich ist: den direkten Wiederaufstieg.

De Art und Weise, wie die Mannschaft schließlich die Meisterschaft in der 3. Liga errungen hat, ist bemerkenswert und verhältnismäßig souverän. Taktisch und spielerisch war dieses Osnabrücker Team zu stark, um an seiner mitunter mangelnden Konstanz schließlich doch zu scheitern. Was für eine Aussicht: Im kommenden Jahr gibt es wieder Auswärtsfahrten nach Bochum, Berlin, Bielefeld und München. Es wird Zeit, dass die Sommerpause vorbei ist!

Mittwoch, 5. Mai 2010

seitenwechsel #114

Die Saison nähert sich dem Ende, da treten nicht nur auf dem Platz Abnutzungserscheinungen auf. Auch der Seitenwechsel, den wir uns Woche um Woche mit unseren lieben Kollegen von der Seitenwahl schreiben, liest sich in dieser Woche nicht ganz so funkensprühend wie sonst. Martin fing mit Tendeleien an, nachzulesen wie immer auf Seitenwahl. Und was macht Joachim? Statt dem lustlosen Martin sechs Hütten einzuschenken, stimmt er unten in das große Lamento ein. Wir fordern daher an dieser Stelle: Nächste Woche müssen wieder drei Punkte her!

Lieber Martin,

ich habe auch keine Lust. Du hängst Dich nicht rein, dann mache ich das auch nicht. Ich habe ohnehin heute nacht schlecht geschlafen. Die ganze Feierei nach der erfolgreichen letzten Woche ist mir irgendwie nicht gut bekommen. Und mein Frühstück war zu viel und zu fett. Ich laß mich hier gleich auswechseln und geh erst mal dahin, wo selbst John Wayne vom Pferd steigt.

Dumm für unsere Leser, die von weither gekommen sind, um sich vorfreudig an den PC zu setzen und diesen SEITENwechsel zu öffnen. Ey, Ihr Penner, beschwert Euch nicht. Ihr bezahlt mich nicht, das macht meine Bank. Mein Berater hat mir das wohl neulich etwas länger erklärt, aber ich habe das nicht kapiert. Ich feuer den Penner sowieso, wenn er mich nicht schnell bei der FAZ unterbringt.

Der Laktatpinscher aus der Redaktion macht mir auch keinen Druck. Ich hab ihm gesagt, nächstes Jahr strenge ich mich wieder an. Dann bin ich auch reifer. Hält ja keiner aus, 34 SEITENwechsel in nur einem Jahr. Wenn ich erst mal bei der FAZ bin, lassen sie mich nur dreimal im Jahr ne Kolumne füllen. Das erscheint mir, so beim näheren nachdings… rhm -denken meinen Ambitionen angemessen, mehr merkt sich sowieso kein Leser.

Ach ja, nächste Woche schreib ich noch mal was, dann ist schon fast WM. Irgendeiner meiner Opas war mal in Neuseeland, da kann ich immer behaupten, er war da mal verheiratet, und ich bin das Ergebnis. Obwohl, dafür musse ja gar nich verheiratet sein, hehe. Oder so. Buchführung kennen die da unten sowieso nicht, und der Heini mit den Blattern im interbationalen Schriftstellllerverband prüft das sowieso nicht nach. Paß auf und schalt die Kiste an, Alter, im Sohmer sieht Du mich als Berichterstatter bei der WM, und dann halte ich Hof und suche mir die Angebote aus – Reuters, BBC, Financial Times, was kostet die Welt. Dann baruch ich die FAZ nicht mehr, geschweige denn diesen VfBlock oder wie dat Ding heißt, der wo ich hier gerade am Schreiben bin.

Rülps, jetzt krieg ich auch schon diese roten Rechtschreibfehlerdinger. Ich sitz gerade so weit von meinem Duden weg, und wie gesagt, ich bin sowieso nicht motiviert.

Schließ ich heut mal ohne Gruß, und Du mich auch,

Dein Joachim

Freitag, 30. April 2010

live von woanders: sheffield, crucible theatre

Es ist eine andere Welt, und sogar eine wunderbare. The "Jester from Leicester" und the "Thunder from Downunder" spielen hier die Hauptrollen, ausserdem ist natuerlich "The Rocket" in aller Munde, obwohl laengst ausgeschieden. Wenn der Stadionsprecher, der hier ein ja Theatersprecher ist, Ronnie O'Sullivan als den "most naturally talented player who ever graced the game" vorstellt, dann ist man schon mittendrin in diesem aussergewoehnlichen Auswaertsspiel und will gar nicht wieder weg.

Meine kurze Reise zur Snooker-WM in Sheffield duerfte fuer laenger die legendaerste Auswaertsfahrt in meiner Groundhopper-Karriere bleiben. Wer jenseits der Weltmeisterschaft hierher kommt, wird die Magie eines in die Jahre gekommenen 80er Jahre-Baus nicht spueren koennen, aber das Crucible ist fuer zwei Aprilwochen im Jahr ein Mekka fuer wirklich grossen Sport. Wenn der Prophet Mohammed das Snookerspielen - nein, lassen wir diese Vergleiche, sonst geht unser kleiner Familienblog bald gar in Flammen auf.
Wer auf Fernsehgottesdienste steht, kann nachher auf Eurosport den "Thunder von Downunder" kennen lernen. Gegner ist dann der "Captain Ali Carter". Die Predigerrolle auf Eurosport uebernimmt seit Jahren schon Rolf Kalb, auch der ist mittlerweile legendaer. Aber all das ist kein Vergleich zum Sitzplatz in Reihe G, Purple Door, Nummer 27.

Uberigens stand gestern selbstverstaendlich auch ein kurzer Besuch an der Bramall Lane und in Hillsborough auf dem Programm. Letzteres bereitet sich schon auf das alles entscheidende Spiel von Wednesday gegen Crystal Palace am Sonntag vor. Aber Sonntag, ja, Sonntag wird im Crucible zum Finale angestossen. Und wer erst einmal hier ist, fuer den sind Fussball und Kiel und alles Weltliche sehr weit weg.

Donnerstag, 29. April 2010

seitenwechsel #113

In der vergangenen Woche kam es im Seitenwechsel zum Eklat. Joachim schrieb uns einen Brief, engagiert und liebevoll wie immer. Doch Martin blieb ihm eine Antwort schuldig. Diese Woche nun hat er bei den lieben Kollegen von der Seitenwahl sein Schweigen erläutert. Und Joachim ist nicht nachtragend, sondern antwortet umgehend, wie wir es von ihm gewohnt sind. Nämlich hier:


Lieber Martin,

Du hast Dich zwar bemüht, Deine jüngste Unpäßlichkeit wortreich zu erklären, und ich verzeihe Dir natürlich. Dennoch beschleicht mich das Gefühl, daß jetzt, wo der SEITENwechsel kurz vor dem Saisonabschluß steht und bereits den Klassenerhalt gesichert hat, der Schlendrian einkehrt. Verschollen, kein Internet, soso. Gibt es denn keine Brieftauben mehr? Zumindest die traditionelle Schneckenpost sollte noch funktionieren. Oder warst Du einfach in südlichen Gefilden und hast Dir die Sonne auf den Pelz brennen lassen, wie Du an späterer Stelle in Deinem Brief andeutest? Gegönnt sei es Dir, doch Disziplin muß sein. Frag mal van Gaal. Ein wenig Geduld noch, dann ist Sommerpause (eine besonders lange dazu) und Zeit für den wohlverdienten Urlaub.

Schön, daß immerhin Borussia sich nicht hängen läßt, wenngleich noch zwei Spiele ausstehen und man vorher nicht zu viel Lob versprühen sollte. Mir kam beim Betrachten des Bayern-Spiels in Lyon in den Sinn, daß ich Ivica Olic am Samstag im Spiel gegen uns gar nicht gesehen habe. Ich weiß ehrlich nicht, ob der da in der Startaufstellung war oder nicht. Gegen Lyon schießt er dann einen Hattrick, so kann Fußball sein. Sollte er am Samstag mitgespielt haben, ist es natürlich eine Auszeichnung für unsere Mannschaft, daß er so unauffällig war. Andererseits möchte ich das Resultat gegen die Bayern auch nicht überbewerten. Die Bayern sind ein Meister darin, dosiert das Nötigste zu machen. Ich denke also jetzt nicht, daß wir besser sind als Lyon, vielmehr reichte den Bayern gegen uns ein Punkt, und den haben sie erzielt. Schön für uns, schön für die Bayern, aber das war es dann schon.

Im übrigen verstehe ich, warum sich Leverkusen jüngst die Bezeichnung Vizekusen hat schützen lassen, denn Schalke könnte bald ebenfalls auf solche Bezeichnungen aus sein. Vizekirchen statt Gelsenkirchen wird bald Konjunktur haben, warte es nur ab. (Und siehe da: Meine Rechtschreibkontrolle zeigt mir Vizekusen als Fehler an, nicht jedoch Vizekirchen – dies ist also bereits ein feststehender Begriff!)

Meine Lieblings-Champagnermarke, lieber Martin, möchte ich Dir derzeit nicht nennen: Das Produkt ist zwar lecker, aber ich kenne die Leute, die es herstellen, und die sind nicht lecker, daher möchte ich hier nicht kostenlos werben. Ich versteigere hiermit vielmehr den Werbeblock im folgenden SEITENwechsel. Gegen Zusendung einer Bootsladung Prozentbeladenem könnte hier IHRE Werbung stehen, selbst wenn es Weißbier wäre.

Dafür verrate ich Dir auf Deine Nachfrage hin, was man sonst noch von Frankreich lernen kann (Fußballspielen ist es nicht). Beispielsweise, wie man drei Wochen zur besten Sendezeit Werbung für die eigenen Tourismusregionen macht, indem man die schönsten Landschaftsbilder filmt, ein paar Radfahrer hinzunimmt und das Ganze Tour de France nennt – bald wieder im Lehnsessel mit einer Bouteille Rotem und einer Palette stinkigem Schimmel herrlich zu genießen. Denn eines ist klar, lieber Martin: Wir werden diesen Sommer viel Zeit haben, spätestens nachdem Deutschland im Achtelfinale der WM gegen Algerien durch einen Hattrick Karim Matmours ausgeschieden ist. Den verkaufen wir dann für € 53 Millionen nach Madrid, legen das Geld bei der Sparkasse an und kaufen für die Zinsen Griechenland, Portugal und Irland, einschließlich der jeweiligen Nationalmannschaften. Zumindest zwei oder drei Spieler könnten es davon in unsere erste Elf schaffen, mit dem Rest werden wir Regionalligameister und steuern auf eine große Zukunft zu.

Es grüßt Dich im Hintergrund die Fäden spinnend und im Vordergrund die Marseillaise auf Deutsch trällernd

Dein Joachim

Sonntag, 25. April 2010

spröde borussia

Man tut sich schwer, das Spiel der Borussia richtig einzuordnen: Mit fehlendem Selbstvertrauen ließe sich dieses 1:1 gegen den FC Bayern erklären, genauso mit mangelnder Motivation, überschaubarer Lust und einfach freundlicher Harmlosigkeit gegenüber dem gestressten Rekordmeister.

Die gute Nachricht ist: Schalke 04 wird wieder nicht Meister, diesmal weil sie nicht genug Tore geschossen haben. Wünschenswert wäre jetzt nur noch, dass Bayern am letzten Spieltag gegen die dann schon abgestiegene Hertha nicht gewinnt - Schalke aber auch in Mainz nur unentschieden spielt, möglichst mit dem Mainzer Ausgleich durch ein Abseitstor in der Nachspielzeit.

Die schlechte Nachricht ist: Gladbach wirkt nicht locker, nicht beschwingt und nicht leidenschaftlich. Obwohl die Borussia ganz gut gespielt hat, taktisch klug sortiert war und Bayern gar nicht erst die Chance ließ, das Spiel zu bestimmen, machten die Fohlen auch nicht den Eindruck, als wollten sie dieses Spiel unbedingt gewinnen. Manchmal schien es, als glaubten sie, sie könnten es auch gar nicht gewinnen. Nach gewonnenen Zweikämpfen fielen die Fohlen in Lethargie, das Aufbauspiel blieb unenergisch und vielversprechende Angriffssituationen, sogar in Überzahl, verpufften einfach so ohne große Mühe. Das war befremdlich, erst recht weil regelmäßige Beobachter im Borussia-Park versichern, das gehe schon die ganze Saison so.

Nach der Führung dachte man, jetzt aber! Jetzt müsste Gladbach doch merken, dass hier eine Sensation möglich ist. Jetzt müssten sie doch selbstbewusst dafür rackern, den Tabellenführer zu stürzen. Doch statt dessen ging es weiter wie vorher: Ganz ansehnlich und organisiert, aber nicht übermäßig engagiert. Am Ende machte Bayern das 1:1.

Sicher, das Unentschieden gegen das Star-Ensemble ist ein beachtliches Ergebnis. Es reicht ja auch. Gladbach steigt nicht ab und hat sich damit offenbar ganz gut arrangiert. Nach den vielen Desastern der Vergangenheit gibt es dafür sogar stehende Ovationen. Es soll also wohl alles richtig sein.

Samstag, 24. April 2010

sieg wie bestellt

Dass Osnabrück das Spiel in Dortmund 2:1 gewinnen würde, hatten wir ja schon früh gemeldet. Nur in einer Sache haben wir uns geirrt: Es war kein Auswärtsspiel. 8.000 Osnabrücker sorgten im Westfalenstadion für eine lila-weiße Invasion. Entsprechend ging der VfL auch nicht, wie immer bei Auswärtsspielen, in Führung, sondern geriet, wie immer bei Heimspielen, in Rückstand. Der Rest lief dann wie erwartet.

Jetzt steigt Osnabrück vielleicht wirklich auf, womöglich gar direkt als Tabellenzweiter. Bedauerlich daran wäre allein, dass ein heiteres Relegationsduell gegen die Unsympathen aus Rostock ausfallen müsste. Aber darauf könnten wir auch getrost noch ein Jahr warten.

Donnerstag, 22. April 2010

seitenwechsel #112

Woche um Woche steht an dieser Stelle der Seitenwechsel, den wir uns mit den lieben Kollegen von Seitenwahl schreiben. Nur in dieser Woche, da stand er hier nicht. Denn Martin hat versagt. Immerhin steht er jetzt hier, quasi ex post. Und unsere asiatischen Leserinnen dürfen gespannt sein, in der nächsten Ausgabe viele Demuts- und Entschuldigungsfloskeln zu lernen. Heute aber gilt es Nachhilfe in Sachen Feiern uns Selbstbewusstsein zu nehmen. Wie das geht, weiß Joachim:

Lieber Martin,

ich bin empört. Meine Empörung resultiert daher, daß Du meinst, ein Klassenerhalt sei kein Grund zum Feiern. Falsch. Ich habe von einer früheren Chefin gelernt, daß kein Anlaß nichtig genug ist, um eine Flasche Champagner zu öffnen (sie war Französin – von Französinnen lernen heißt Feiern lernen, wie wir alten Preußen sagen). Natürlich, wenn man obskure Derivate nimmt wie Altbestände von Rotkäppchen-Sekt, die seit Hans Meyers Zeiten noch in den Katakomben des Borussia-Parks verrotten, dann magst Du recht haben. Ich saufe jedoch das, mit dem der Schumi immer feiert (bald wieder, wart's ab), daher sage ich Dir: "Santé!"

Natürlich weiß ich, woher Deine Entsagung kommt, und in gewisser Hinsicht verstehe ich Dich sogar. Als ich jung war, also als die Kanzler noch Helmut hießen und wir Island präventiv zerbombt hätten, bevor irgendein Vulkan Asche auf uns hätte spucken können, da gab es drei Arten von Spielzeiten. In einer guten Saison wurden wir Meister, in einer erträglichen spielten wir bis zum letzten Spieltag um die Meisterschaft mit, und in einer schlechten war bereits vorher der Titel nicht mehr drin. Heute gibt es ebenfalls drei Arten von Spielzeiten. In einer schlechten steigen wir ab, in einer erträglichen retten wir uns am letzten Spieltag, und in einer guten sind wir bereits vorher gesichert. Das ist sicherlich ein Rückschritt, aber innerhalb dieses Rückschritts stehen wir derzeit gut da.

Ich gestehe zu, daß man den Jubel auch nicht übertreiben muß. Auf dem Briefkopf stehen nach wie vor Titel und nicht Klassenerhalte, insofern haben wir in den vergangenen Monaten nicht gerade Sportgeschichte geschrieben. Es ist in diesem Zusammenhang übrigens instruktiv, sich geballt die Abschlusstabellen der letzten anderthalb Jahrzehnte anzuschauen, also seit wir zuletzt im Europapokal vertreten waren. In rund der Hälfte der Fälle standen wir so ähnlich da wie diesmal, also irgendwo zwischen 36 und 42 Punkten und auf oder knapp unterhalb von Rang 10. Irgendwie scheint dies inzwischen die Spitze der Fahnenstange für uns zu sein, und ich teile den Frust, der hieraus resultiert. Ich hoffe wohl, daß wir inzwischen so weit sind, endlich diese Grenze nach oben zu durchbrechen. Die nächste Saison wird das weisen.

Bis dahin aber feiere ich den Klassenerhalt durchaus, und dann fange ich an, mich über jeden weiteren Platz zu freuen, den wir nach oben klettern. Und jedes Mal öffne ich einen guten Schluck. Wer kurbelt in diesen Zeiten die Wirtschaft an, wenn nicht wir, lieber Martin? Wir, die wir überlegen, den FC Liverpool zu kaufen, der gerade auf den Markt gekommen ist, ihn aber erst mal zur Begutachtung vorspielen lassen, man vertraut ja schließlich seit Moris und Kahês Zeiten nicht mehr auf diffuse DVDs. Und so sage ich Dir: Gegen Bayern müssen drei Punkte her, dann ist feiermäßig alles paletti auf der Andrea Doria. Oder so.

Ich habe übrigens gerade entdeckt, daß der van Bommel gegen uns gesperrt ist, das ist genau die Position, wo wir bei Kontern… Das stecke ich jetzt mal ganz schnell dem Trainer, dann kann er sich schon mal auf unseren Sieg freuen. Ich muß also mal schnell weg, sonst erzählt ihm das der Typ von Fohlen-Herpes oder wie dieses famose Investigativ-Portal da heißt, und dabei habe ich es zuerst gewußt! Over and out,

Dein Joachim

Mittwoch, 21. April 2010

vfl wieder zweiter

So kann es weitergehen. Der VfL spielt gar nicht und klettert dennoch unermüdlich weiter in der Tabelle. Mittlerweile, unseren Freunden aus Kiel sei Dank, ist Lila-weiß gar wieder auf einem Aufstiegsplatz angekommen. Damit die Saison sich nun nicht vorzeitig in Wohlgefallen auflöst, dürfte man eigentlich darauf bauen, dass der nächste, verlässliche Rückschlag schon am Samstag kommt, weil der VfL dann mal wieder bei einem der heiß geliebten Auswärtsspiele mitmachen muss. Andererseits: Es geht eben gegen Dortmund, die einzige Mannschaft, gegen die Osnabrück in dieser Saison schon zwei Mal gewonnen hat. Und weil bekanntlich aller guten Dinge drei sind, ist ein - Achtung! - Auswärtssieg (!) mehr als wahrscheinlich. Herrje, langsam geht der Stoff zum Nörgeln aus.

Dienstag, 20. April 2010

entwarnung: keine vfl-profis in sexskandal verwickelt

Wenn auch Franck Ribéry offenbar mittenmang dabei war beim Sex mit einer minderjährigen Prostituierten, ermitteln die französischen Staatsanwälte nicht gegen andere Superstars in Deutschland. Alle aktuellen und ehemaligen VfL-Profis sind fein raus! Es wurden weder Haftbefehle ausgestellt noch Wohnungen durchsucht! Auch Welt Online meldet nichts Gegenteiliges!

Montag, 19. April 2010

tendenz steigend

Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist klar: Das nächste Auswärtsspiel in Dortmund wird der VfL 2:1 gewinnen. Alles andere wäre statistisch unwahrscheinlich. Nach dem 2:3 in Aue Sandhausen und dem 2:2 in Regensburg muss - das dürften schon Kleinkinder durchschauen - das 2:1 folgen, natürlich wieder nach 2:0-Führung. [Und weil es Fußballspielern immer mehr Spaß macht zu gewinnen, wenn viele Fans dabei sind, sei den Jungs verziehen, dass sie im fernen Aue und Regensburg die Punkte liegen ließen.
Sicher, sie hätten am Ende auch alle drei Spiele gewonnen haben können, aber das wäre dann doch arg vermessen gewesen: Der VfL ist so wenig wie alle anderen Teams in dieser dritten Liga eine dominierende Mannschaft.
Aber sei's drum: Wenn es denn so käme, das die Festung Westfalenstadion genommen wird, dann wäre doch alles gut und ein Saisonfinale nicht mehr zu verhindern, mit dem vor einem Dreivierteljahr nicht im entferntesten zu rechnen war: Der VfL könnte zwei Spieltage vor Schluss immer noch direkt wieder aufsteigen.