Samstag, 25. Dezember 2010

weihnachtsgruß vom fußballgott

Liebe VfLeser, meine lieben beiden Martin und Maik,

gern sende ich euch auch in diesem Jahr wieder einen Weihnachtsgruß aus dem Fußballhimmel. Ich kann euch sagen: Es weihnachtet sehr. Und: Hier ist seit einigen Tage die Hölle los. [Allerdings: Verglichen mit der Situation am Bökelberg brennt unser Fegefeuerchen eher kümmerlich auf Sparflamme.] Gemeinsam mit all meinen Unterlingen und Fußballengelchen bastele ich nämlich auf Hochtouren daran, dass unser alljährliches "Himmlisches Weihnachtsturnier" wie immer morgen, am 2. Weihnachtsfeiertag, stattfinden kann, doch die Witterungsbedingungen sind auch hier oben ziemlich unwirtlich. Und das ist nicht alles: Wir haben erneut auch ein irdisches Team als Gastmannschaft eingeladen, und die Herren wissen nicht, wie sie bei dem Wetter hier hoch kommen sollen. Herrje, das ist alles sehr kompliziert.

Und ihr, wie geht es euch? In einer Zeit, in der sich immer weniger Menschen von den so genannten Weltreligionen gewinnbringende Antworten auf die großen Fragen des Lebens versprechen, dürftet ihr euch bei mir doch eigentlich ganz gut aufgehoben fühlen, oder? Ich bin ein guter Gott, die Gesetze der Logik werden bei mit nicht außer Kraft gesetzt, und ich verspreche nichts, was ich nicht auch halten kann: Einbeinige werden bei mit keine Nationalspieler, Blinde können nicht plötzlich sehen, und die Speisung der 50.000 alle 14 Tage im Borussiapark lässt sich so ohne weiteres nicht zu einem opulenten Festmahl machen; dazu bräuchte es erst einmal einen Koch, der Fisch und Fleisch tatsächlich auseinander halten kann und das nicht nur behauptet.

Mit anderen Worten: Ich bin ein guter Gott. Ich leide und jubele mit euch, also mit den VfLs. Oft biete ich euch keine Antworten, sondern ich verweigere sie, damit ihr daran wachsen und eure eigenen Schlüsse ziehen möget. Und, ihr wisst es: Nur manchmal greife ich auch direkt ins Spielgeschehen ein, ganz, ganz selten, wenn es mir gar zu ungerecht zugeht oder ich einfach mal wieder ein bisschen Spaß haben will.

Lasst uns kurz zurück schauen auf das vergangene Jahr. Osnabrück war im Frühjahr wieder in die 2. Bundesliga zurückgekehrt. Ehrlich gesagt hatte ich mir vorgenommen, nach dem Abstieg, der, wie sich immer mehr abzeichnet, zu einem Gutteil auf das Wettkonto von einem Paar zu bedauernder Pseudo-Profis geht, dem Schicksal ein bisschen auf die Sprünge zu helfen. Ich hätte gern hier ein Eigentor eingestreut oder dort eine rote Karte für den Gegner, aber das musste ich gar nicht. Osnabrück hat derart souverän den direkten Wiederaufstieg perfekt gemacht, dass man mich gar nicht gebraucht hat. Schlimmer noch: Das eine Mal, als ich wirklich etwas hätte tun können, habe ich gepatzt. Die 0:1-Niederlage im DFB-Pokal gegen Schalke habe ich nicht verhindert. Als Kuranyi in der 59. Minute das Schalker Tor schoss, war ich noch auf einen Punsch in meiner "VIG"-Lounge. Danach habe ich keinen Hebel mehr gefunden, um das Unheil abzuwenden. Sorry dafür. Nach dieser formidablen Spielzeit steht jedenfalls fest: Ihr habt einen gut bei mir.

"Wohin mit meiner Power?", diese Frage stellte sich mir, als ich anerkennen musste, dass Osnabrück mich jedenfalls nicht mehr brauchte. Tja, was soll ich sagen? Da blieb nur noch Gladbach. Da ich nun um die enormen Qualitäten des damals noch neuen Fohlen-Trainers wusste, der zuvor ja alle seine Teams, die er im Profifußball betreute, zielstrebig in den Abstieg geführt hat, wollte ich diesmal in jedem Fall auf Nummer Sicher gehen. "Mit 39 Punkten ist noch nie eine Mannschaft abgestiegen", dachte ich, "das schafft selbst Frontzeck nicht". Und ich sollte recht behalten. Am Ende trudelte die Borussia auf Platz 12 ein, besseres war man nur von einem anderen Visionär an der Seitenlinie gewohnt, von Horst Köppel. Bedauerlicherweise zog man am Bökelberg daraus die falschen Schlüsse, aber wie gesagt: Wunder passieren eben nicht immer wieder, jedenfalls nicht bei mir.

Ich wüsste jedenfalls nicht, was ich angesichts der aktuellen Situation in Gladbach noch ausrichten sollte. Es ist, im Gegenteil, sogar äußert unterhaltsam. Seitdem Andy Borg moderiert, sehe ich mir den Musikantenstadl im Fernsehen aus Solidarität mit meinem alten Kumpel Karl Moik ja nicht mehr an. Lieber labe ich mich neuerdings am Gladbacher Dilettantenstadl, der ist auch viel pointenreicher. Und auch auf dem Rasen ist ja nun unbestreitbar eine Menge los: 47 Gegentore in 17 Spielen, und der VfL selbst hat auch ein paar geschossen. Zahlte ich Eintrittsgeld, wäre die Euro/Tor-Quote bei keinem anderen deutschen Profiklub besser!

Der lila-weiße VfL überwintert dagegen jenseits der Abstiegsränge und darf sich trotz einiger misslicher Niederlagen und Unentschieden eigentlich freuen. Ihr werdet vielleicht darauf gehofft, aber doch wohl nicht damit gerechnet haben, eine sorgenfreie Saison zu spielen? Erwartet keine Wunder! Von mir nicht, und schon gar nicht von euren Jungs! Wenn es hart auf hart kommt, verspreche ich euch, werde ich der sein, der ich sein werde.

Der Rest? Was sonst noch geschah? Müssen wir ein anderes Mal drüber reden. Ich muss für das Turnier morgen noch so viel tun. Zu Weihnachten habe ich eine neue Inneneinrichtung für meine Very-important-God-Lounge bekommen, die will ich schick rausputzen für die Besucher morgen. Und dann ist da noch das Problem mit der irdischen Gastmannschaft. Roman Abramowitsch hat sich jetzt gemeldet und angeboten, mit seinem Privatjet ein Starensemble, trainiert von Alex Ferguson, hochzuschicken. Das geht nun gar nicht! Ich hatte extra eine Stümper-Truppe um Michi Frontzeck als Trainer engagiert, damit meine eigene Mannschaft zumindest mal nicht Letzter wird. Was nun? Seht's mit nach, ich muss an die Arbeit.

Hohoho,
Euer Fußballgott

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ist bald wieder Fußball?

Anonym hat gesagt…

Liegt´s an meinem PC oder ist vflog tot?