Dienstag, 28. Februar 2006

einerlei

Am Abend sollte eigentlich ein Spitzenspiel in der Regionalliga stattfinden. Zwei Aufstiegsaspiranten wollten um Anschluss an die Tabellenspitze kämpfen. Die beste Abwehr der Liga wähnte sich zu Gast beim zweitbesten Auswärtsteam. Beide Mannschaften fieberten dem Match engegen. In der grünen Ecke: Der VfB Lübeck. In der braun-weißen Ecke: Der FC St. Pauli. Anpfiff sollte um 19.30 Uhr in der Lohmühle sein, doch: Das Spiel fällt aus.

Davon unberührt werden die bedeutungslosen Partien des Abends ausgetragen, und das sogar schon zum zweiten Mal. Der VfL muss im Nachholspiel gegen den Wuppertaler SV ran. Das Spiel war vor knapp vier Wochen ausgefallen, jedenfalls offiziell. Weil wir keine Lust hatten, länger auf den Rückrundenstart zu warten, haben wir das Spiel stattfinden lassen. Der VfL gewann bereits damals 3:0 - heute dann auf ein Neues!

Montag, 27. Februar 2006

karikaturenstreit

Die Bild-Zeitung zeigt auf der letzten Seite Dr. Helmut Kohl (75) und seine Lebensgefährtin Dr. Maike Richter (41). Und: Die VfLs haben am Wochenende erbärmlich gespielt. Beides zusammen macht mich für heute sprachlos.

Sonntag, 26. Februar 2006

gleichmut

Was wir von dem Gladbacher Treiben derzeit halten, war in der vergangenen Woche ja hinlänglich zu lesen. Wir haben dafür einiges einstecken müssen, bleiben aber dennoch standhaft. Nach dem gestrigen 0:2 bei Werder Bremen werden wir unsere Kritik an dieser Stelle jedoch kurz stoppen, um nicht wie eine Schülermannschaft mit den allseits bekannten "Wenn man bei Werder 0:2 hinten liegt, dann lassen die nix mehr anbrennen!"- oder "Werder spielt eben eine Klasse besser, das weiß man vorher, darüber muss man sich nicht künstlich aufregen!"-Repliken ausgekontert zu werden. Stattdessen halten wir selbstsicher und zufrieden fest: Der VfL ist nah dran an internationaler Klasse. Wir sind im Prinzip nur ein Tor schlechter als Juventus Turin. Wohin wird das noch führen?

Samstag, 25. Februar 2006

schweigegelübde

Es gereicht unserem Team schon zu allerlei Ehre, den vor zwei Wochen noch krallenlosen Adlern aus Münster zum ersten Heimsieg nach fünf Monaten zu verhelfen. Und nicht nur das: Es ist auch die neunte Auswärtsniederlage des VfL in Folge. Das alles ist zu verschmerzen, einzig, weil sich alle Blütenträume an ein Abschneiden in höheren Tabellenregionen schon seit einiger Zeit verbieten. Aus sportlicher Sicht ist diese Niederlage relativ gleichgültig, darüber darf man vielleicht schon wieder froh sein.

Aber denkt denn niemand an uns Berichterstatter? Was schreiben in solch einem Falle? Schließlich ist alles gesagt: Das Auswärtsdrama war schon nach der vierten, fünften, sechsten, siebten und achten Schlappe gebührend abgefeiert worden, wir blieben oft optimistisch, haben den Saisonverlauf gleichwohl kopfschüttelnd missbilligt und nach Konsequenzen gefragt. Für eine gute Geschichte ist einfach ein Sieg in der Fremde unabdingbar. Solange das nicht geschieht, gleichen sich alle Spielberichte: Es gibt schlicht nichts Neues mehr.

Daher schweigt der VfLog von nun an über die Auswärtsauftritte des VfL - bis zum nächsten Dreier. Hört, Spieler: Einzigartige Berichterstattung könnt ihr euch verdienen! Von selbst geht das nicht!

Freitag, 24. Februar 2006

helaaf!

So mancher fragwürdige Brauch genauso wie der ein oder andere sinnfreie Ritus wird so richtig perfide erst dadurch, dass er mir nichts dir nichts in Regionen voll Reinheit und Klasse reinplatzt und sich derart geschwind ausbreitet wie so mancher Vogelgrippe-Virus das gerne hätte. Das Problem wird gemeinhin zur Karnevalszeit Jahr für Jahr wieder akut.

Was hat der Karneval in Niedersachsen zu suchen, schlimmer noch: Warum hält er seit Jahren Einzug in Osnabrück? Ansonsten so sympathisch geschmackvoll in Sachen Heiterkeit wird unsere angenehm spröde Region hinterrücks unterminiert von karnevaleskem Treiben. Die schlimme Vermutung: Der Karneval hat den Sprung über die Landesgrenze geschafft. Denn eine immerhin noch höhere Burg der Narretei hält sich tapfer gleich nebenan, in Münster, unserem Gegner von morgen.

Spätestens seitdem Ansgar Brinkmann und E-Plus gemeinsam an einem Komplott gegen den VfL schmieden und seit der 1:0-Hinspielerfolg als Beginn der lila-weißen Talfahrt gelten darf, schießen die Adler ahmadinedschadesk mit schmutzigen Waffen. Das darf keine Schule machen! Was wir jetzt brauchen, ist eine Reaktion der Mannschaft!

Mit einem Auswärtssieg morgen wäre viel gewonnen. Zeigen wir es den Friedensstädtern. Männer, macht Schwerter zur Flugkopfbällen! Danach, lieber Tino Berbig, lieber Markus Feldhoff, müsst ihr ja nicht gleich den Münsteraner Dom verbal in Schutt und Asche singen. Auch das Stadion an der Hammer Straße darf Bauruine bleiben. Es reichte schon, die albernen gelb-roten Karnevalsfähnchen auf dem Prinzipalmarkt abzufackeln. Schade wär's nur um das historische Kopfsteinpflaster.

Donnerstag, 23. Februar 2006

bereinigt

Mancherorts wird eingehend über Fangesänge und ihre Exegese, brennende Döme und bassbaritone Torhüter lamentiert, doch im VfLog kümmern wir uns genauso um nackte Zahlen. So stiftet die Regionalliga-Tabelle in dieser Saison einige Verwirrung. Manche Teams haben drei Spiele mehr auf dem Buckel als andere - keiner kann binnen Sekunden übersehen, was das für die Aufstiegsfrage bedeutet. In all dem Trubel ertönen immer mal wieder wahnsinnige Stimmen aus Osnabrück, das böse A-Wort könne doch noch von Belang sein. Doch Moment: Wir sortieren die Tabelle von Platz Eins bis Platz Sieben neu, und zwar so, als ob die Teams die noch ausstehenden Nachholspiele 2:0 gewonnen, als ob alle Mannschaften gleich viele Spiele ausgetragen hätten.

1 Carl Zeiss Jena 71 Punkte, Tordifferenz +28
2 Rot-Weiss Essen 69 Punkte, Tordifferenz +31
3 Holstein Kiel 65 Punkte, Tordifferenz +25
4 VfB Lübeck 65 Punkte, Tordifferenz +24
5 FC St. Pauli 57 Punkte, Tordifferenz +15
6 Fortuna Düsseldorf 57 Punkte, Tordifferenz +14
7 Hertha BSC 51 Punkte, Tordifferenz +19
Stand: 29. April

Mittwoch, 22. Februar 2006

wo man singt, da lass dich ruhig nieder...

Der Satz, dass böse Menschen keine Lieder haben, ist wohl schon in der Sekunde falsch gewesen, da er erstmals gesprochen wurde. Ein neuer Liederstreit um Gladbacher Gesänge schwelt nun schon seit Tagen, komplett mit offizieller Entschuldigung und nun gar einer Strafe des DFB von je 3000 Euro für Kasey Keller und Jeff Strasser.
Wird das alles "mehr als überbewertet", wie unser Leser Christoph findet? Sind alle Fangesänge ok? Oder verläuft die Grenze da, wenn Kirchenhäuser brennen bzw. wenn nicht Fans, sondern Profis die fraglichen Lieder anstimmen?

Nach dem Spiel am Samstag war mir nicht nach Feiern zumute. Aber als die Mannschaft zunächst kommentarlos im Kabinengang verschwand, um dann geschlossen auf die Fans zuzustürmen, bin ich im Stadion stehen geblieben, weil ich doch wie in besten Sverki-Zeiten gerne mitgejubelt hätte. Als aber dann unser Torwort das Mikro in die Hand nahm, um die bekannten Anti-Köln-Lieder anzustimmen, bin ich gegangen. Auch ich finde, Profis sollten sich nicht so verhalten – nicht, weil sie Ihre Kollegen beleidigen, sondern weil die sich den gegnerischen Fans gegenüber, und seien es Kölner, unsportlich verhalten.

Auch wenn Keller & Co so einerseits instinktlos waren, hatten sie andererseits doch auch ein gutes Gespür, warum sie die nämlichen Kurvenhits anstimmten: Eben weil es nichts Eigenes zu feiern gab: Nicht der eigene Sieg war herrlich, nur dass Köln verloren hatte, war aus Gladbacher Sicht ok. Wessen Hymne also singen? Kein Spieler hatte sich als Held hervorgetan, da blieb nur das Erniedrigen anderer, um sich selbst zu erhöhen.

Es ist schade, dass Gladbacher das nötig haben. Mir haben immer die Freiburger Fans imponiert. Wird im Breisgau die Mannschaftsaufstellung des Gegners verlesen, erschallt nicht hinter jedem Vornamen, etwa auf "Kasey...", ein gegröltes "Arschloch!" aus den Kehlen der Kurve. Stattdessen entgegnet der Block auf jeden Spielernamen ein trockenes "Na und?!". Das hat Stil, weil es aus Selbstbewusstsein schöpft, nicht aus Verachtung.

Dienstag, 21. Februar 2006

gastkolumne: schlechte gewinner

Immer wieder einmal und sehr gern veröffentlichen wir Gast-Kolumnen. Heute einen Artikel über schlechte Gewinner, jedenfalls konnte sich der Autor nur bedingt über den samstäglichen Jubel zweier Gladbach-Stars freuen. Wenn auch Sie etwas zu sagen haben und ein prominentes Forum schätzen: Schreiben Sie uns!

Von Andy

Das ist wirklich ein netter Vorschlag: "Wir können uns aber auch (...) beschämt über drei Punkte freuen...". Diese Idee, die angesichts des "glorreichen" Spiels der Borussia gegen zehn tapfer kämpfende Kölner wirklich nahe lag, hatte sich leider bereits am Samstag um 17.30 Uhr erledigt: Da schnappten sich Kasey Keller, der erklärte Publikumsliebling der Gladbacher Fans und Jeff Strasser, Lieblingsspieler eines Autors des VfLog, das Mikrofon des Vorsingers der Gladbacher Fanszene und taten etwas, dass es in dieser unsportlichen und abstoßenden Art im deutschen Bundesliga-Fußball so wohl noch nie gegeben hat: Mit Worten, die schriftlich zu wiederholen sich mit etwas Anstand verbietet, beleidigten und demütigten sie ihre Gäste: die gegnerische Mannschaft und - vor allem - die noch im Stadion befindlichen Gästefans. Zur großen Begeisterung des johlenden Pöbels wurden Lieder angestimmt, die während des Spiels von Fans gesungen schon niveau- und geschmacklos sind - nach dem Spiel vorgetragen von hoch bezahlten Angestellten des gastgebenden Clubs aber bei vernünftigen Gästefans nur Kopfschütteln, bei unvernünftigen erhebliche Aggressionen auslösen müssen.

Wo war denn der sonst so redselige Stadionsprecher Opdenhövel, um dem unsportlichen Treiben ein Ende zu bereiten? Wieso kamen die Gladbacher erst am nächsten Tag - nachdem der Boulevard, aber auch die seriöse Presse die Vorfälle massiv angeprangert hatte - auf die Idee, sich für diese skandalösen Vorfälle zu entschuldigen? Wieso werden die genannten Spieler nicht mit vereinsinternen Sanktionen belegt? Kann es sein, dass auch der Club - wie offensichtlich die Mehrzahl der Gladbacher Fans - die singenden Profis nicht doch sehr lustig fanden?

Sicher - heute wird in jedem Stadion von allen Fangruppen und gerade in emotionsgeladenen Derbies viel Unsinniges skandiert, was auch schon mal unter die Gürtellinie geht. Da ist in Gladbach nicht schlimmer als in Köln, Schalke und Dortmund. Aber wie gesagt - es macht schon einen Unterschied, wann und von wem. Eine solche offizielle Verhöhnung des Gegners durch den Club selbst hat man bislang noch nie gesehen - und man kann für die Zukunft nur hoffen, dass das Gladbacher Beispiel keine Schule macht...

Vielleicht hätte man die Ausfälle noch mit großer Euphorie nach einem begeisternden Sieg der eigenen Elf erklären oder entschuldigen können. Wenn nicht der 1. FC Köln nach Meinung aller seriöser und neutraler Berichterstattern über weite Strecken des Spiels in Unterzahl die bessere Mannschaft gewesen wäre! Und: Jeff Strasser war schon zur Halbzeit ausgewechselt worden, also keineswegs noch unter Einfluss von Adrenalin nach einem spannendem Spielverlauf. Vielmehr gab Kasey Keller zu, man habe bereits die ganze Woche die Anti-Köln-Lieder auf einer CD gehört. Und einstudiert für den Fall eines Sieges?

Wahre Größe zeigt sich meist in der Niederlage. Aber manchmal auch im Moment des Sieges und in der Art, wie man ihn feiert. Das wäre mal ein Thema für den VfLog, der sonst so gerne für die sportliche und kultivierte Ausübung des Fußballsports eintritt!

Montag, 20. Februar 2006

kater nach eigentor

Als Cristian Lell beherzt zum 1:0 einnetzte, am Samstag gegen 16:40 Uhr, da bestellte ich - übrigens in völliger Unkenntnis der Ereignisse im fernen Borussiapark und stattdessen im fragwürdigen Siegestaumel über den souveränen 2:1-Sieg meines VfL - gerade mein erstes Gläschen Weißwein in einem Hamburger Café. Smudo war übrigens diesmal nicht dabei, wie überhaupt niemand da war, der die Ereignisse des Nachmittags richtig einzuordnen imstande gewesen wäre. Ich war allein.

Noch eineinhalb Stunden lang war es ein froher Samstag, weil ich mir verbeten hatte, dass Martin mich über das Spiel in Gladbach ins Bild setzt. Die eineinhalb Stunden bis zur Sportschau waren friedlich; was dann folgte, war Ärger. Auf das erste Gläschen folgten weitere, und der Abend hätte mehr verdient gehabt, als sich mit Weißwein und später Bier und Gin zu betrinken. Er hätte Champagner verdient gehabt, wenn absehbar wäre, dass die Fohlen-Verantwortlichen zügig die richtigen Konsequenzen aus diesem Spiel ziehen werden.

Man musste bereits im August vergangenen Jahres kein allzu gewandter Prophet sein, man brauchte keine Kristlallkugel und bedurfte keiner Handleserei um vorauszusehen, dass nicht alles Gold war in Gladbach, was Gold glänzte. Opa Hotte samt Schneuzer und Glatze zum Beispiel war schon damals kein Garant für modernen Fußball. Horschtl hat die Fohlenelf - dafür danke! - vor dem Abstieg gerettet, anschließend wurde sein Trainertalent - leider! - mächtig überhöht. Er hat den VfL nach fast zwei Dritteln der Saison auf Tuchfühlung zu den UEFA-Cup-Rängen gebracht, das hat viele Jahre niemand mehr geschafft. Doch es sei mir - und dafür mag man mich getrost undankbar schimpfen - gestattet anzumerken: Wo erst stünden wir ohne ihn?

Gestern Abend sagte Michael Degen sinngemäß im großen RTL-Block-Mega-Giga-Dolly-Buster den wahren, für Privatfernseh-Verhältnisse schon weisen Satz: "Es ist nicht schlimm, einmal umzukehren. Schlimm ist nur, wenn man es zu spät tut!" Was so oft im Leben wahr ist und so selten wirklich Konsequenzen zeitigt, das soll doch wenigstens dort Anklang finden, wo Leidenschaft ein Leben lang wirkt: Bei der Liebe zu den VfLs. Es mag pessimistisch klingen, aber wenn es so weiter geht wie bisher, verspielt die Borussia die Riesenchance für eine komfortable Ausgangsposition in der kommenden Saison. Deshalb ist die Zeit reif für Frontalattacken, mh!?

Die Truppe mit jungen Spielen wie Jansen, Bögelund, Broich oder Sonck hat das Potenzial, zu einer Klasse-Mannschaft zu werden, mit Spielwitz, Courage und Geschick. Dafür braucht es zweierlei: Einen neuen Trainer, einen, der für Fortschritt, Konzept und Moderne steht. Und eine langfristige Strategie. Für beides hat die Borussia erstmals seit langem wieder Zeit, weil sie nicht in den Wirren des Abstiegskampfes dümpelt. Bis zum Beginn der kommenden Spielzeit könnte eine Fohlenelf geformt sein, die diesen Namen verdient - das nämlich hat Köppel nicht geschafft. Nötig ist dafür eine Wachablösung, und zwar eine stilvolle. Mit dem Übergang von Meyer zu Lienen hat der VfL so etwas schon einmal geschafft. Horschtl hat so eine respektvolle, aufrichtige Wachablösung verdient; die Mannschaft hat sie bitter nötig.

Sonntag, 19. Februar 2006

trauriger sieg

"Wir haben drei Punkte, alles andere zählt nichts." Mit diesem Mantra, das nichts anderes als Lüge oder Ignoranz ist, können wir eine Gladbach in jedem Fall bevorstehende Debatte noch ein wenig herausschieben und einen Sieg über den FC Köln feiern, der, ich schreibe es wirklich nur ungern, kaum verdient war. Wir können aber auch ehrlich zu uns selbst sein, und nach dem Derbysieg uns beschämt über drei Punkte freuen und trotzdem das diskutieren, was mittlerweile mehr als virulent ist: die Trainerfrage.

Vorab: Ja, Fußball ist ein elendes Spiel. Natürlich ist es ungerecht, bei Erfolgen alle zu feiern und in schlechten Zeiten nur den Trainer zu verdammen, als stünden nicht elf Herren auf dem Platz. Aber erstens haben wir den aktuellen Trainer hier nie gefeiert (höchstens voll triefender Ironie) und zweitens mache ich der Mannschaft derzeit wirklich kaum einen Vorwurf: Wenn ein Trainer durch chaotische Aufstellungen, Ausraster an der Seitenlinie und ohne jede erkennbare Linie alle irritiert, wenn dieser Trainer bekanntermaßen von der Vereinsführung keinerlei Rückendeckung hat, wenn der Vertrag dieses Trainers nach dieser Saison ausläuft, vor allem aber: wenn ich bei diesem Trainer kaum etwas lernen kann: wie soll ich als Spieler dann besser spielen? Deswegen, Herr Pander: Greifen Sie zu innovativen Mitteln! Und frönen Sie Ihrer Abneigung! Meine volle Unterstützung hätten Sie, Horst Köppel morgen, gerade nach einem 2:0 Sieg, zu entlassen. Ich würde Ihnen zu der Entscheidung gratulieren, und hätte ich die Telefonnummer von Rangnick, ich hätte längst schon selbst angerufen und gebettelt, dass er nach Gladbach kommt.

Wie hilflos die Borussen gestern waren, wie schlecht eingestellt! In der ersten Hälfte spielte man in Überzahl gegen Köln, als wäre es der deutsche Meister. Stets mit sechs Mann ganz hinten und mutlos nach vorn. Thomas Broich verzweifelte zurecht an der statischen Aufstellung, kaum war jemals jemand anspielbar. So lief der Ball immer wieder zurück zum Torwart. Ich kann, ich mag es nicht mehr sehen! Köln, die bravourös kämpften, taten mir regelrecht leid, dass ihre Bemühungen nicht belohnt wurden. Und nachdem ich mich mehr als zwei Jahrzehnte gegen einen großen Bruder, der FC-Fan ist, behaupten musste, darf man mir glauben: Ich habe selten Mitleid mit Köln!
Vielleicht sind es gerade diese Spiele gegen den rheinischen Nachbarn, die besonders aufgeladen sind und daher zu Grundsatzüberlegungen anregen. Nach der 2:1 Niederlage in der Hinrunde hatte ich mich auch nachts zu Wort gemeldet und am nächsten Tag nachgelegt. Ich bleibe auch nach dem 2:0 Sieg der Rückrunde bei meiner Kernaussage:

Dieser Verein braucht nicht immer neue Trainer, die immer neue mediokre Kicker ihres Geschmacks serviert bekommen. Borussia braucht einen Trainer, der aus dem, was wir haben, eine Mannschaft formt. Horst Köppel ist dazu nicht in der Lage. Horst Köppel muss weg!

Samstag, 18. Februar 2006

kwo wahdis, vfl?

Vor ziemlich genau einem halben Jahr hat der VfL sein letztes Auswärtsspiel gewonnen. Gegen wen? Gegen den heutigen Gegner: Hertha BSC Berlin II. Damals war alles in bester Ordnung, der VfL hatte noch ein Ziel vor Augen, das leider seitdem immer weiter aus denselben geraten ist. Einverstanden, so geht es VW Wolfsburg nun bereits im zehnten Bundesliga-Jahr, wir wollen also nicht über Gebühr klagen. Wir wollen uns aber unter keinen Unständen zu sehr mit dem Erwartungsanpassungs-Gebaren im niedersächsischen Osten gemein machen. Darum: Klage ist erlaubt!

Gleich ist Anstoß an der Bremer Brücke, eine Stunde noch. Dann wird auch Björn Joppe wieder mit von der Partie sein, der in der vergangenen Woche in Leverkusen noch nicht wieder fit war. Pele Wollitz wird unseren Lila-Weißen mitgeben, dass sie zeigen sollen, was sie können, wie sie das daheim eigentlich immer machen.

Mit Berlin kommt kein schlechter Gegner nach Osnabrück, sondern ein zweite Mannschaft, die ambitionierter und mitreißender auftritt als ihr großer Bruder in Liga 1 - das spricht sowohl für die einen als auch für die anderen Bände. Trotzdem sollte der VfL, obschon nach wie vor ersatzgeschwächt, diese Aufgabe lösen können. (Was freilich nichts heißen muss, denn das sagt man von Aufgaben in Chemnitz, Bremen, Emden, Oberhausen und Leverkusen genauso. Dennoch: Heute spielen wir zu Hause!)

Der VfL war mit dem 3:0 gegen Wuppertal sehr zuversichtlich ins neue Jahr gestartet. Was dann folgte, folgt seit einem halben Jahr immer auf einen Heimsieg. Und es macht einem die ganze Saison madig. Man tut sich schwer mit Leidenschaft, wenn sie nur regelmäßig Leiden schafft. Und selbst das nicht so richtig, denn komplett düster sieht es wiederum auch nicht aus - Gott sei Dank. Also: Kwo wahdis, VfL? Mit einem Sieg heute ins obere Mittelfeld. Und mit einer von nun an tollen Rückserie wenigstens dahin, dass Fachleute von woanders zugeben müssen, dieser VfL gehöre eigentlich in den bezahlten Fußball. Diese Komplimente, brot- und folgenlos, sind es, für die es sich nun zu spielen lohnen muss. So bitter das klingt.

Nachtrag, 15:47 Uhr:
2:1 gewonnen, Pflichtsieg gegen Berlin. 36 Punkte. Andere patzen. Düsseldorf zum Beispiel. Und Köln. Und Bremen.

Freitag, 17. Februar 2006

der witz zum spiel

Morgen also gibt es endlich wieder drei Punkte. Und auch wenn ich bekanntermaßen Köppel-Skeptiker bin, freue ich mich mit ihm, wenn der morgige Sieg gegen Köln die Debatten um das Traineramt der Fohlen erstmal wieder beendet. Überhaupt gibt es ja auch einiges, was für Köppel spricht. Er ist zum Beispiel Schwabe, genau wie meine Mutter. Da klingt manchmal komisch, aber ich mag's. Aus unerfindlichen Gründen gilt das Schwäbische in weiten Teilen Deutschlands als ähnlich lächerlich wie das Sächsische. Dabei ist das Schwäbische praktisch eine eigene Sprache, mit eigener Grammatik, Vokabular und allem. Einen deutschen Satz kann man nie durch behendes Näseln und Würgen wie einen schwäbischen klingen lassen, aber stets wie einen sächsischen. Ebenso seltsam, das ausgerechnet das behäbige Schwyzerdütsch, in der Bundesliga verkörpert durch FC-Trainer Latour, derzeit von den Medien mit Sexappeal aufgeladen wird. Alle Hochdeutsch Sprechenden sollten sich jedenfalls morgen von den Trainerbänken fernhalten, man wird eh nichts verstehen. Und hier noch der Witz zum Spiel:

Drei Männer sitzen im Eurocity Zürich-Stuttgart, ein hochdeutsch Sprechender, ein Schweizer und ein Schwabe. Niemand spricht. Da wird es dem Schweizer zu bunt und er redet den hochdeutsch Sprechenden an: "Sooo, sind Sie auch s`Züri gsi?" Der schaut ihn völlig verständnislos an. Der Schweizer wiederholt, deutlicher und langsamer: "Sieeend Sieeeeeee auuuuu s`Züüüürieee gsiee?" Wieder nur fragende Blicke. Da greift der Schwabe helfend ein: "Er moint 'gwää'!"

Donnerstag, 16. Februar 2006

das war einmal #9

Nächste Woche geht die Champions League wieder los. Wir erinnern schon heute an große Momente dieser europäischen Königsliga, die bald sicher auch von unseren beiden VfLs bereichert wird.
Angelehnt an die schöne WDR-Tradition, die 'Tageschau vor 20 Jahren' zu reanimieren, weil die alten Bänder einfach zu schön sind, um sie in den Archiven vergammeln zu lassen - diese Stücke sind immerhin holde Fernsehgeschichte -, widmen auch wir vom VfLog uns in unregelmäßigen Abständen unserer Best-of-Serie.

Heute: "Betr.: José Mourinho" vom 6. April 2005:

Eigentlich gibt es nur einen einzigen Grund, im Champions-League-Spiel heute abend dem russischen Kolonialclub FC Chelsea die Daumen zu drücken. Er heißt José Mourinho.

Wie dieses vermeintliche enfant terrible des europäischen Fußballs derart flächendeckend Ressentiments einheimst, so dass sich jetzt sogar Ottmar Hitzfeld nicht zu schade ist, ihn öffentlich zu schelten ("arrogant, sehr kalt, nur von sich überzeugt, kein Sportsmann"), verdient aller Ehren.
Was Dick Advocaat sich beim VfL leider nur begrenzt leisten kann, performt Mourinho so perfekt und gleichfalls unterhaltsam, dass man neidisch werden möchte: Er wirkt immer stur und kompromisslos, reagiert überheblich besserwisserisch auf Ratschläge, scheint kritikresistent und gibt sich angenehm hochnäsig im Abkanzeln oppositioneller Meinungen. Insgesamt lässt er damit keinen Zweifel daran, auf all die Kleingeister um ihn herum gut und gern verzichten zu können. Ganz nebenbei darf er noch dafür herhalten, dass der schwedische Schiedsrichter Anders Frisk von seinem Amt zurücktrat, und musste sich dafür gar von so manchem Offiziellen beschimpfen lassen. Gibt es Schöneres?

Mourinho bewerkstelligt beachtlich sicher einen Drahtseilakt, der eigentlich keiner ist, denn der Tanz zwischen Genie und Wahnsinn ist bereits vorentschieden: Einen genialeren Top-Trainer hat es bisher vermutlich nicht gegeben, als legitimer Vorreiter darf vielleicht allenfalls Christoph Daum zu seinen Kölner Zeiten gelten.
Außer Frage steht wohl, dass Mourinho ein absoluter Fußball-Fachmann ist, taktisch wie technisch ein Perfektionist. Davon kann man sich leicht überzeugen, indem man seine Spieler befragt, die ihn allesamt als ihren Chef akzeptieren und einhellig bestätigen: Der Mann versteht das, was er tut.

Aber mehr noch: Mourinho ist ein Medienstar, und zwar einer mit einem ausgesprochen angenehmen Humor. Es mutut geradezu schmidtesk an, sich derart erfolgreich und nachhaltig als badguy des europäischen Fußballs zu vermarkten, und in der Folge das eigens kreierte Image selbstverstärkend in Anschlag zu bringen: Auf die Vorwürfe, arrogant, sehr kalt und nur von sich überzeugt zu sein, dann arrogant, sehr kalt und sehr von sich überzeugt zu antworten, das ist großer Sport. Oder mit Mourinho gesprochen in Richtung Hitzfeld: "Ein Trainer, der seit fast einem Jahr keinen Klub hat, sich aber bezahlen lässt, hat wohl zuviel Zeit, um solche Kommentare abzugeben."
Um die Ambivalenz perfekt zu machen und das "Rätsel Mourinho" zu komplettieren, setzt sich der Portugiese nebenbei noch als einer von viel zu wenigen Friedensbringern im Nahost-Konflikt ein und sprengt damit nachhaltig die Kategorien, in die die Öffentlichkeit ihn einzuordnen gewohnt bzw. gewillt war.

Dieser Mann spielt auf der Medienklaviatur eine überaus seltene und wunderbare Melodie. Fast müsste man wünschen, dass sie noch einige Wochen weiter klingt. Übrigens ist er einem seiner heutigen Gegner vom Typ her symphatisch ähnlich, nämlich dem Bayern-Manager Uli Hoeneß. Vielleicht werden sich beide bei einem Gläschen Wein im stillen Kämmerlein gemeinsam freuen, wie unglaublich erfolgreich sie sind.

Mittwoch, 15. Februar 2006

something old, something new...

...something borrowed, something blue – so ausgestattet sollen Bräute dem Aberglauben nach vor den Altar schreiten. Alt und neu vereinen sich auch beim grünen VfL heute, unserer lieben, allerdings schon langjährigen Angetrauten.
Neu ist die Homepage borussia.de, stolz wurde bereits vor Tagen der Relaunch angekündigt und seit heute kann man sich das Ergebnis des Designens, Frickelns, Bastelns beschauen. Der erste Eindruck: Flacker! War die alte Borussiaseite tatsächlich ein wenig behäbig und aus der Internet-Mode geraten, wollte man nun offenbar gleich richtig zeigen, was man kann. Unter der Menüleiste eine große animierte Ziergrafik, unten rechts ein Buttonbalken mit blinkender Magentawerbung, die sich auch am rechten Bildrand wiederfindet. Uiuiui, da bleibt weniger Platz für Inhalte und so dauert es noch recht lang, bis die Orientierung auf der liebgewonnenen Domain gelingt.
Die Inhalte, die aber sind ohnehin nicht neu, sondern altgewohnt. Gegen Essen gab es das obligate Unentschieden, das wir von Borussia in den letzten Wochen erwarten dürfen. Der Express arbeitet fleißig an der Amtsenthebung Köppels. Und wir schließen den schwindelerregenden Bilderreigen des Browsers und meditieren ein wenig für eine Trendwende gegen Köln.

Dienstag, 14. Februar 2006

essen ist fertig

Heute Nachmittag spielt Borussia gegen Rot-Weiß Essen, zur Vorbereitung auf das Spiel gegen Köln, wie es auf borussia.de heißt. Einen besseren Gegner als die Unsympathen der Regionalliga hätte man sich zum Zweck der Einstimmung auf die rheinische Kleinstadt wohl kaum suchen können. Wo's schon sportlich nicht so recht läuft: Humoristisch ist am Niederrhein immer noch alles im grünen Bereich. Kompliment!

Montag, 13. Februar 2006

tschaikowskys sechste

In Phasen latenter Unzufriedenheit höre ich persönlich sehr gerne Tschaikowskys sechste, seine letzte Sinfonie. Sie hört auf den Namen Pathetique. Und passt zum Beispiel gut, wenn man gegen Duisburg unentschieden gespielt hat. Anspieltipp der VfLog-Musikredaktion: Der erste Satz!

Sonntag, 12. Februar 2006

ehestreit

Die Ergebnisse sind kühl, nüchtern und sprechen Klartext: 0:1 und 1:1. Nunmehr stellen sich Niedersachsen wie -rheiner die Frage nach dem Sinn des Ganzen.

Der VfL verliert das achte Auswärtsspiel in Folge. Es ist mehr als ärgerlich, dabei zusehen zu müssen, wie eine Mannschaft, die ohne Frage großes Potenzial hat, die rein vom Papier her in der Lage sein sollte, 17 der 19 anderen Teams hinter sich zu lassen und damit eine Liga höher aufzusteigen, wenn dieses Team es nicht vermag, sich zu einer Truppe zusammenzufinden, die den anderen das Fürchten lehrt; die endlich ausnutzt, wenn andere patzen; die so couragiert auftritt, wie wir Fans es zurecht von ihr erwarten.

Die Borussia verliert zwar nicht, verspielt dafür aber einen Bonus aus der Hinserie, der strategisch erarbeitet schien. Es schien, als hätte Opa Hotte ziemlich viel richtig gemacht. Gerade aber bekommt man den Eindruck, als hätten die Fohlen in der Winterpause nahezu gar nichts gemacht, schon gar nichts richtig. Die Bayern-Niederlage war absehbar. Der Rest war oft grausam.

Und wir? Wir schreiben Tag für Tag launige Texte, unterstützen unsere Helden nach Kräften, fordern Nachsicht ein, mahnen Dauernörgler, bleiben optimistisch. Und wofür? Verschlimmern wir auf diese Weise nicht alles? Der Teppich, unter den gekehrt werden kann, wird zwar kleiner: Martin fordert zyklischen Gesetzen folgend den Köppel-Rauswurf, ich breche ab und an, gewöhnlich in Zweiwochenabständen nach den Auswärtsspielen, den Stab über die Mannschaft und ihren Charakter. Der Teppich ist aber immer noch nur auf die Größe eines Bettvorlegers zusammengeschrumpft. Man möchte manchmal rufen: Weg mit dem Ding!

Vielleicht wird es Zeit, dass der Wagen katastrophal gegen die Wand fährt. Stattdessen sorgen wir mit unserer dosierten Leidenschaft in schlechten Zeit für immerhin noch ein Mindestmaß an Verlässlichkeit und Unterstützung. Wie in mancher Ehe ist Loyalität das Leitmotiv. Ist das dann eine gute Ehe, oder wird hier nur übertüncht, was als Totalschaden ans Licht gehörte, damit sich irgendwann einmal irgend etwas zum Guten ändert?

Samstag, 11. Februar 2006

katergedicht II

Leidenschaftslos ohne Motivation und ohne Ziel
Weder Bangen noch Hoffen noch Sinn
Was noch sagen

Regungslos ohne Freud und ohne Leiden
Sowohl Ärger als auch Gram
Was noch schreiben

Gleichgültig ohne Wert und ohne Spannung
Mutlos wie paralysiert
Ohne Punkt und Komma: Schweigen

Katergedicht 1 |

Freitag, 10. Februar 2006

ciao, trap

Aus aktuellem Anlass: Wenn ein Verein, der sich vor der Saison von Spielern wie Lahm, Vranjes, Kuranyi und Hleb trennt, nach 20 Spieltagen mit drei Niederlagen und zwei Punkten Rückstand auf einen UEFA-Cup-Platz auf Platz Sieben steht und dann seinen Trainer entlässt: Dann bist Du, Trap, auch einfach der falsche Mann für einen solchen Klub!

leverkusener provokation

Der Synthetik-Klub aus der Nähe von Köln ist uns nicht gerade ans Herz gewachsen, das ist bekannt. Wir halten auch Menschen, die mit der 'Mannschaft' von 'Trainer' Michael Skibbe sympathisieren, für mindestens emotional unvollkommen. Dass der VfL beim Auswärtsspiel heute Abend in die BayArena gebeten wird und nicht einmal im neu benannten Ulrich-Haberland-Stadion, einem charmanten Sportplatz nebenan, antreten darf, das ist mehr als ein Affront. Wenn sitzplatzbeheizter Bequemlichkeitsfußball nun auch schon in der Regionalliga Einzug hält, wenn mit 'Glamour' und 'Leverkusen' auch hier zusammenwächst, was nicht zusammen gehört, dann... ach, was rege ich mich auf. Wir gewinnen ja eh.

Donnerstag, 9. Februar 2006

nullnull

Torlos. Sprachlos. Wieder mal in diesem Jahr über weite Strecken ein Graupenkick der Borussia. Was bleibt? Ein Punkt. Ein guter Einstand von Bo Svensson. Die Erkenntnis, dass Horst Köppel nicht nur den Überblick in der Mannschaftsaufstellung zunehmend verliert, sondern auch entgegen seinem Opa-Image seine cholerische Ader nicht im Griff hat (O-Ton in der Sportschau zu Sonck "Du kannst nach Hause gehen, beweg Dich, Scheißdreck!") und offenbar zunehmend an Nervenflattern leidet. Die Hoffnung, dass wir gegen Duisburg einmal wieder eine Mannschaft haben, und die auch Fußball spielt. Die Vermutung, dass wir spätestens in der neuen Saison einen anderen Trainer haben.

Mittwoch, 8. Februar 2006

lob des handwerks

Endlich hat es mal jemand verstanden. Für Borussia ist Jeff Strasser einer der ganz Wichtigen. Im Interview mit borussia.de bemerkt Mirko Slomka vor dem heutigen Spiel, Gladbach sei nicht nur psychologisch nach zwei Niederlagen in einer schwierigen Phase, die Schalker rechnen sich auch bessere Chancen aus, weil Strasser gesperrt ist und ersetzt werden muss.

Der Prophet gilt ja nichts im eigenen Lande, aber schon in Gelsenkirchen ist er etwas wert. Während ich für meine Strasser-Leidenschaft immer wieder belächelt werde, spricht Slomka mit der Autorität eines Bundesliga-Trainers. In Zeiten der Ballerinas, Diven, Popstars auf dem Rasen fällt einer wie Strasser erst auf, wenn er fehlt. Heute abend werden ihn plötzlich viele vermissen. Jeff, ich trage auch heut abend Dein Trikot!

Dienstag, 7. Februar 2006

alle jahre wieder

Nanu. Sonst war ich doch immer der erste, der Köppels Rauswurf fordert. Und nun reiße ich mich seit Monaten zusammen, auch in den letzten Wochen, in denen es wahrlich nicht mehr gülden lief. Und hinter meinem Rücken kocht die Diskussion nun doch wieder so heftig, wie alle Jahre wieder um diese Jahreszeit, nachzulesen etwa im Forum der lieben Kollegen von der Seitenwahl.

Endlich darf man offenbar wieder seine Meinung sagen, ohne als Nestbeschmutzer und Denkmalschänder getadelt zu werden. Dann wage ich heute (endlich!) einmal wieder die vorsichtige Andeutung, dass auch ich mir die Frage stelle, ob "HK" ganz der richtige Mann am richtigen Ort ist. Und: Ich gelobe einen gepfefferten Raus-mit-Köppel-dem-Versager-Artikel für den Fall, dass wir morgen verlieren.

Ach, das Fußball-Business ist so dreckig, so berechenbar.

Montag, 6. Februar 2006

bitte (nicht) siegen

Gestern gewann Smudo. Das heißt, Maik hat verloren. Gestern gewann auch Wolfsburg. Das heißt, Gladbach hat verloren.
Das Jahr ist gestartet, wie es sich ein Pessimist nicht besser hätte ausdenken können. Eine gemischte Vorbereitung, die mit einem Überraschungserfolg endet und kurz glauben lässt, es könne vielleicht wirklich kein Zufall sein, dass wir in der oberen Tabellenhälfte überwintert haben. Dann die Niederlage gegen Bayern. Das Auftreten nicht glücklich, aber kein anderes Ergebnis war zu erwarten. Ein Sieg gegen Wolfsburg, wenigstens ein Punkt, und alles wäre normal gewesen.
Doch die Niederlage wertet die gesamten ersten Wochen des Jahres um: Die Vorbereitung war eben nur gemischt, kein Erfolg. Gegen Bayern, so lässt sich rückblickend interpretieren, war schon erahnbar, was gegen Wolfsburg deutlich wurde: In der Rückrunde geht es nicht so weiter, wie die Vorrunde hoffen ließ.
Um dem Prinzip Hoffnung doch noch, zumindest bis Mittwoch, bis Schalke, eine Chance zu geben: Auch die Hinrunde begann nicht begeisternd. Ein Sieg gegen Schalke, und alles ist wieder gut. Aber wehe, wenn nicht...

PS. Die BILD meldet heute, Holger Fach sei als Nachfolger von Jan Kocian bei den Sportfreunden Siegen im Gespräch. Das gönnen wir ihm. Denn wie heißt es so doch: Was ist schlimmer als verlieren? - Siegen! Hoffen wir nur, die Fohlen verstehen dieses Wortspiel am Mittwoch nicht erneut falsch.

Sonntag, 5. Februar 2006

smudo gewinnt

Wir haben verloren, das klipp und klar gleich am Anfang. Es war eine bittere Niederlage, eine, die schmerzt. Wir haben verloren, und wer verliert, der verliert verdient, auch das sei gleich zu Beginn gesagt. Machtball erkämpft – und vergeben. Nerven gezeigt. Im entscheidenden Moment nicht konzentriert genug gewesen, die Hundertprozentige nicht genutzt.

Wir wollen auch nicht in Schaaf- oder Allofs-Manier weinerlich nach Ausreden suchen. Sicher, man hätte das Spiel nicht anpfeifen müssen. Direkt vor dem gegnerischen Tor, auch an den Eckfahnen und im Fünfmeterraum lag enorm viel Dreck. Graue Asche – unsere Gegner waren starke Raucher. Und: Das Flutlicht, das das Stadion beleuchten sollte, fiel in enorm ungünstigem Winkel auf das Spielfeld; wenn nicht irregulär so doch mindestens Stiftung-Warentest-anrüchig. Verletzt hat sich dennoch niemand, einzig haben wir uns blenden lassen vom scheinbar übermächtigen Gegner.

Wir, also mein Freund Daniel und ich, haben gestern Abend gegen Smudo gekickert. In einem Hamburger Lokal – man darf, nachdem nicht nur Smudo, sondern auch wir beide da waren, jetzt durchaus nachhaltig von einer In-Location sprechen – begab es sich, dass sich zu späterer Stunde vier Großmeister des Kickersports an den Stangen gegenüberstanden. Fantastische Vier.

Smudo samt Kompagnon gegen Daniel und mich. „Hi, ich bin Maik.“ – „Smudo.“ – „Daniel.“ – „Smudo. Hi.“ Das erste Spiel verloren wir, und wir erzielten nur ein Tor. Anfangsnervosität plus Kaltstart – da war nicht mehr zu erwarten, schließlich hielten sich unsere Gegner schon diverse Stunden am Spieltisch bei Laune. Die von Smudo finanzierte Revanche war spannender. 0:1 in Rückstand geraten, konnten wir nicht nur ausgleichen, sondern fortan auch die Führung markieren. Mittlerweile standen nicht nur Torwart und Abwehr sicher, auch das Mittelfeld konnte das Spiel nach vorn treiben und die Stürmer stachen zuweilen. Das Spiel stand auf Messersschneide. Hochspannung.

Beim Stand von 5:5 dann Smudos Vorschlag: Wer das nächste Tor schießt, gewinnt. Ungewöhnlich, wird in den westfälischen Ligen, in denen wir groß geworden sind, doch immer bis zum 2-Tore-Vorsprung gespielt. Trotzdem zugestimmt. Der Ball rollt gut, unser Kombinationsspiel ringt den Gegnern anerkennendes Nicken ab, das Lokal starrt gebannt auf die quirligen Füße unseres Spielmachers, die großen Hände des Torhüters und die gewiefte Doppelfüßigkeit unseres Mittelstürmers. Der kann rechts wie links, oben wie unten. Gebannte Stille. Dann ein Rückpass aus dem Mittelfeld, die Abwehrreihen zaubern, die gegnerischen Stürmer wissen nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht. Kurz angetäuscht, dann ein Schuss, ein Hammer.

Niemand spricht mehr. Alles starrt auf den Ball. Er bahnt sich seinen Weg, durch beide Mittelfeldreihen, direkt auf das gegnerische Tor zu, unsere Stürmer springen aus dem Weg, die Abwehr kann nichts mehr machen, der Torwart ist geschlagen. Und der Ball schlägt knapp links neben dem Tor an die Bande. Wird zurück katapultiert. Und landet ohne Spielerkontakt im eigenen Kasten. Eigentor. Verloren. Smudo gewinnt. Wieder kein Auswärtssieg. Daniel gab noch einem Journalisten zu Protokoll: „Wenn es hart auf hart kommt, kommt es meistens ganz hart!“ Während der Pressekonferenz brach es aus mir heraus: „Hast’e Scheiße am Fuß, hast’e Scheiße am Fuß!“ Der Abend war gelaufen.

Samstag, 4. Februar 2006

drei punkte und tore zum auftakt

Eine reife Leistung! Wer gedacht hatte, nach der langen Winterpause würden der Neustart gemächlich und die Torchancen auf sich warten lassen, sah sich schnell getäuscht. Pele Wollitz hatte den VfL perfekt eingestellt, hatte den Jungs offenbar klar gemacht, was alles noch drin sein könnte in dieser eigentlich schon verlorenen Saison.

Mit dem 1:0 in der 16. Minute war der Verlauf des Matches schon vorgegeben: Markus Feldhoff vollendete einen von Thomas Cichon, Wolfgang Schütte und Andreas Schäfer mustergültig vorbereiteten Angriff und netzte sicher ein - Flachschuss ins lange Eck, als ob der blonde Mannschaftskapitän nie eine kleine Krise gehabt hätte. Torgarant Thommy Reichenberger machte mit dem 2:0 in der 34. Minute wohl schon alles klar. Dass der wie immer quierlige Sturmracker seinen 13. Saisontreffer jedoch per Kopf erzielte, war kurios. Glückwunsch!

Wuppertal, bis zu diesem 2:0 ein munterer Gegner, der zumindest manchmal vor dem Tor der Lila-Weißen auftauchte, blieb daraufhin bis zum Ende des Spiels harmlos. Osnabrück spielte engagiert, druckvoll nach vorn und ließ nicht einen Moment Zweifel aufkommen, dass die drei Punkte heute Nachmittag an der Bremer Brücke bleiben. Die knapp 6.000 Zuschauer quittierten diese Leistung schon zur Halbzeit mit viel Applaus.

3:0, 78. Minute, Feldhoff zum Zweiten, Foulelfmeter. Endstand. Der VfL spielte über 90 Minuten so souverän, dass man sich wieder einmal fragt, warum derlei Leistungen nicht auswärts abgerufen werden können. Zu Hause lassen die Lila-Weißen nichts anbrennen. Es hat Spaß gemacht, dabei zuzusehen. Nun stehen 36 Punkte auf dem Konto, das reicht noch nicht einmal für die Goldene Ananas. Es gilt also zum zigsten Mal in dieser Spielzeit, daran anzuknüpfen. In Leverkusen und in den anderen 14 Spielen bis Mai.

Freitag, 3. Februar 2006

vfl - wuppertal findet statt

Das Regionalliga-Spiel VfL Osnabrück gegen den Wuppertaler SV findet statt. Zumindest bei uns. Wir haben nämlich von Warten die Schnauze voll, und daher wird die Partie hier im VfLog pünktlich angepfiffen: Morgen um 14 Uhr.

So wollen sie spielen:
VfL Osnabrück: Berbig - Schütte, Heidenreich, A. Schäfer, Cichon - Enochs, Nouri, Kügler - Feldhoff - Reichenberger, Menga - Trainer: Wollitz
Wuppertaler SV: Maly - M. Ortlieb, Mehnert, Wiwerink, Schaffrath - Pfingsten, M. Stuckmann, Bayertz, Tavarez - A. Gensler, Heinzmann - Trainer: Fuchs

Pele Wollitz will auch im neuen Jahr die furiose Heimserie fortsetzen: "Wir haben jetzt 7 Spiele daheim gewonnen, und morgen Abend werden es acht sein. Ich werde wieder forsch und offensiv nach vorn spielen lassen, und wir wollen den Zuschauern ein tolles Fußballspiel zeigen. Meine Jungs haben klasse trainiert und sind heiß, vielleicht doch noch das Unmögliche zu schaffen. Jedenfalls wird es jetzt höchste Zeit, dass die Winterpause zu Ende geht!"
WSV-Coach Uwe Fuchs weiß um die Heimstärke der Lila-Weißen: "Natürlich spielen wir nicht kopflos und mit drei Stürmern nach vorn. Erstmal geht es darum, hinten gut zu stehen und den Osnabrückern im Spielfluss zu stören. Und dann mal sehen: Wir sind im Verlauf der Saison in Tritt gekommen; womöglich können wir sogar einen Punkt aus Osnabrück entführen." Wie dem auch sei: Hauptsache, es geht wieder los!

Donnerstag, 2. Februar 2006

rasender stillstand

Das Internet, ein Hammer. Blitzschnell, dieses Medium. Im Online-Lexikon Wikipedia taucht bereits seit gestern im Eintrag über unsere Fohlen "Nando Rafael" als Mitglied des Kaders auf. So schnell ist der Brockhaus nie.

Im Beitrag zum Bökelbergstadion findet sich gar bereits dieser kühne Satz: "Von Januar bis März 2006 ist das Bökelbergstadion abgerissen worden." Wikipedia: schneller als schnell!

Allein, wenn ich mir im Artikel über Gladbach die Vereine der deutschen Bundesliga anschaue: Warum steht denn da noch der
1. FC. Köln?

Mittwoch, 1. Februar 2006

zum leben erwecken

Ein paar Tage dauert es noch, dann lohnt es wieder, auf der Welt zu sein. Am Samstag endlich laufen die Lila-Weißen wieder auf, daheim gegen Wuppertal. Früher, als man jung war und gierig nach immer Neuem, da kam einem die Winterpause vor wie viele Jahre lang; als Kind erfreute man sich gar an den damals immerhin halbprofessionell ausgetragenen Hallenturnieren. In diesem Jahre fühle ich mich wie 13. So unglücklich und schmerzlich habe ich selten auf den Wiederanpfiff gewartet, erst recht weil die beiden zumindest auf dem Papier höheren Ligen schon eine Woche eher wieder am Start waren.

Samstag gegen Wuppertal beginnt für den VfL aller Voraussicht nach ein einsamer Kampf um die Goldenen Ananas. Doch: Selbst das ist besser als nichts und mitreißender als das, was 35 der 36 Profi-Klubs zwei Etagen höher zu Wege bringen. Was darf man sich wünschen? Klar, einen Auswärtssieg, bestenfalls schon gegen Leverkusen in eineinhalb Wochen. Außerdem: Eine Mannschaft, die sich endlich konstant und eindrücklich zusammenfindet, die als Einheit auftritt und, wie im letzten Jahr, hoffen lässt auf bald. Und: Einen Trainer und ein Management, die die Früchte ihrer Arbeit nicht nur ernten, sondern auch uns Fans verstehbar machen.

Ausgespielt werden noch 16 Mal drei Punkte, darunter die vielversprechenden Heimspiele gegen Kiel, Essen und St. Pauli. Damit, wenn schon nicht der VfL, mit Kiel und Lübeck wenigsten zwei Sympathikusse aufsteigen, müssen wir gegen Essen gewinnen. Damit auch in der nächsten Spielzeit das feine Duell am Millerntor ansteht, müssen wir gegen St. Pauli gewinnen. Und damit die beiden nicht sagen, wir hätten die Störche zum Aufsteiger gemacht, werden wir auch gegen Kiel gewinnen.