Vorab: Ja, Fußball ist ein elendes Spiel. Natürlich ist es ungerecht, bei Erfolgen alle zu feiern und in schlechten Zeiten nur den Trainer zu verdammen, als stünden nicht elf Herren auf dem Platz. Aber erstens haben wir den aktuellen Trainer hier nie gefeiert (höchstens voll triefender Ironie) und zweitens mache ich der Mannschaft derzeit wirklich kaum einen Vorwurf: Wenn ein Trainer durch chaotische Aufstellungen, Ausraster an der Seitenlinie und ohne jede erkennbare Linie alle irritiert, wenn dieser Trainer bekanntermaßen von der Vereinsführung keinerlei Rückendeckung hat, wenn der Vertrag dieses Trainers nach dieser Saison ausläuft, vor allem aber: wenn ich bei diesem Trainer kaum etwas lernen kann: wie soll ich als Spieler dann besser spielen? Deswegen, Herr Pander: Greifen Sie zu innovativen Mitteln! Und frönen Sie Ihrer Abneigung! Meine volle Unterstützung hätten Sie, Horst Köppel morgen, gerade nach einem 2:0 Sieg, zu entlassen. Ich würde Ihnen zu der Entscheidung gratulieren, und hätte ich die Telefonnummer von Rangnick, ich hätte längst schon selbst angerufen und gebettelt, dass er nach Gladbach kommt.
Wie hilflos die Borussen gestern waren, wie schlecht eingestellt! In der ersten Hälfte spielte man in Überzahl gegen Köln, als wäre es der deutsche Meister. Stets mit sechs Mann ganz hinten und mutlos nach vorn. Thomas Broich verzweifelte zurecht an der statischen Aufstellung, kaum war jemals jemand anspielbar. So lief der Ball immer wieder zurück zum Torwart. Ich kann, ich mag es nicht mehr sehen! Köln, die bravourös kämpften, taten mir regelrecht leid, dass ihre Bemühungen nicht belohnt wurden. Und nachdem ich mich mehr als zwei Jahrzehnte gegen einen großen Bruder, der FC-Fan ist, behaupten musste, darf man mir glauben: Ich habe selten Mitleid mit Köln!
Vielleicht sind es gerade diese Spiele gegen den rheinischen Nachbarn, die besonders aufgeladen sind und daher zu Grundsatzüberlegungen anregen. Nach der 2:1 Niederlage in der Hinrunde hatte ich mich auch nachts zu Wort gemeldet und am nächsten Tag nachgelegt. Ich bleibe auch nach dem 2:0 Sieg der Rückrunde bei meiner Kernaussage:
Dieser Verein braucht nicht immer neue Trainer, die immer neue mediokre Kicker ihres Geschmacks serviert bekommen. Borussia braucht einen Trainer, der aus dem, was wir haben, eine Mannschaft formt. Horst Köppel ist dazu nicht in der Lage. Horst Köppel muss weg!
4 Kommentare:
Naja, der unfähige Trainer ohne Konzept hat eine Chaostruppe in die Dunstweite des UEFA-Cups geführt.
Wenn wir aus der Advokaat-Geschichte (und der Trapatoni-Geschichte in Stuttgart) eines lernen, dann doch wohl das: Zu Klubs in einem eher provinziellen Umfeld passen besser bodenständige Trainerpersönlichkeiten mit "schon immer im Verein gewesen"-Touch als Glamourboys, die schon achtmal Meister waren und die WM-Qualifikation mit irgendeinem Nationalteam aus der Dritten Welt geschafft haben oder gar juvenile Systemanalytiker, die vor allem darauf aus sind, ihre ausgeheckten revolutionären Spielsysteme den eher einfältigen Kickern auf die Fußballschuhe zu drücken und damit glorios scheitern (ich sage nur: Rapolder!). daher ist Köppel genau der richtige Mann im richtigen Verein.
Und: Siege über Köln sind sters ein Festtag, selbst wenn die unsäglichen Geißbockkicker aus der Verbotenen Stadt 90 Minuten lang ein Spiel auf ein Tor gemacht hätten.
Martin, das war schwach - und unter dem Niveau das ich von euch beidem gewohnt war und zu schätzen wusste.
Ich kann meinen Vorrednern nur zustimmen, das war wirklich daneben, Martin!
Das ist wirklich ein netter Vorschlag in dem Post: "Wir können uns aber auch (...) beschämt über drei Punkte freuen...". Diese Idee, die angesichts des "glorreichen" Spiels der Borussia gegen zehn tapfer kämpfende Kölner wirklich nahe lag, hatte sich leider bereits am Samstag um 17.30 Uhr erledigt: Da schnappten sich Kasey Keller, der erklärte Publikumsliebling der Gladbacher Fans und Jeff Strasser, Lieblingsspieler eines Autors des VfLog, das Mikrofon des Vorsingers der Gladbacher Fanszene und taten etwas, dass es in dieser unsportlichen und abstoßenden Art im deutschen Bundesliga-Fußball so wohl noch nie gegeben hat: Mit Worten, die schriftlich zu wiederholen sich mit etwas Anstand verbietet, beleidigten und demütigten sie ihre Gäste: die gegnerische Mannschaft und - vor allem - die noch im Stadion befindlichen Gästefans. Zur großen Begeisterung des johlenden Pöbels wurden Lieder angestimmt, die während des Spiels von Fans gesungen schon niveau- und geschmacklos sind - nach dem Spiel vorgetragen von hoch bezahlten Angestellten des gastgebenden Clubs aber bei vernünftigen Gästefans nur Kopfschütteln, bei unvernünftigen erhebliche Aggressionen auslösen müssen.
Wo war denn der sonst so redelige Stadionsprecher Opdenhövel, um dem unsportlichen Treiben ein Ende zu bereiten? Wieso kamen die Gladbacher erst am nächsten Tag - nachdem der Boulevard, aber auch die seriöse Presse die Vorfälle massiv angeprangert hatte - auf die Idee, sich für diese skandalösen Vorfälle zu entschuldigen? Wieso werden die genannten Spieler nicht mit vereinsinternen Sanktionen belegt? Kann es sein, dass auch der Club - wie offensichtlich die Mehrzahl der Gladbacher Fans - die singenden Profis nicht doch sehr lustig fanden?
Sicher - heute wird in jedem Stadion von allen Fangruppen und gerade in emotionsgeladenen Derbies viel Unsinniges skandiert, was auch schon mal unter die Gürtellinie geht. Da ist in Gladbach nicht schlimmer als in Köln, Schalke und Dortmund. Aber wie gesagt - es macht schon einen Unterschied, wann und von wem. Eine solche offizielle Verhöhnung des Gegners durch den Club selbst hat man bislang noch nie gesehen - und man kann für die Zukunft nur hoffen, dass das Gladbacher Beispiel keine Schule macht...
Vielleicht hätte man die Ausfälle noch mit großer Euphorie nach einem begeisternden Sieg der eigenen Elf erklären oder entschuldigen können. Wenn nicht der 1. FC Köln nach Meinung aller seriöser und neutraler Berichterstattern über weite Strecken des Spiels in Unterzahl die bessere Mannschaft gewesen wäre! Und: Jeff Strasser war schon zur Halbzeit ausgewechselt worden, also keineswegs noch unter Einfluss von Adrenalin nach einem spannendem Spielverlauf. Vielmehr gab Kasey Keller zu, man habe bereits die ganze Woche die Anti-Köln-Lieder auf einer CD gehört. Und einstudiert für den Fall eines Sieges?
Wahre Größe zeigt sich meist in der Niederlage. Aber manchmal auch im Moment des Sieges und in der Art, wie man ihn feiert...
Das wäre mal ein Thema für den VfLog, der sonst so gerne für die sportliche und kultivierte Ausübung des Fußballsports eintritt!
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