So sehr derzeit auch die Trauer über den lila VfL vorherrscht, so wenig können wir die aktuellen Entwicklungen des grünen VfL ignorieren. Nach dem Nichtabstieg konnten wir hier durchatmen und entspannen, doch seither ist viel passiert.
Fassen wir zusammen: Hans Meyer hat seinen Job an den Nagel gehängt. Unabhängig von der konkreten Nachfolgerregelung ist diese Entscheidung gleichermaßen bedauerlich wie richtig gewesen. Natürlich hätten wir ihn auch gern noch das eine oder andere Mal bei Doppelpass im Namen der Borussia stänkern gehört. Natürlich ist er einer der sympathischsten Figuren im Zirkus Bundesliga. Aber im besten Fall wären wir mit ihm ab der Winterpause auf einem ordentlichen Tabellenplatz gewesen und hätten dann eine fortwährende Trainerdiskussion gehabt: Noch ein Jahr, kein Jahr mehr, langfristige Planung blablabla. Im schlechteren (und, seien wir ehrlich, wahrscheinlicheren) Fall hätte es schon nach wenigen Spieltagen die bekannten Diskussionen gegeben: Gladbach muss in die Zukunft schauen, ein alter Mann kann immer nur den Abstieg verhindern, aber nicht neu aufbauen, Meyer ist ein Opa usw. usf. Das hat HM zurecht sich selbst und auch dem Verein erspart.
Und was macht Borussia? Zunächst einmal konnte man ja nur gerührt lächeln. Unser, äh, Sportdirektor Max Eberl genießt es, endlich einmal selbst im Scheinwerferlicht zu stehen und gibt eine große Erklärung über die neue Philosophie der Borussia ab. Die hat er jetzt auch aufgeschrieben. Auf 500 Seiten. Man staunt. Soviel hat Kant für seine Kritik der reinen Vernunft gebraucht, aber dass Borussias Philosophie ähnlich umfassend ist, überrascht dann doch. Wie viel sie mit der reinen Vernunft gemein hat, ist dann nochmal eine andere Frage.
Irgendwo auf diesen 500 Seiten steht wohl auch, dass man nun zwar alles anders machen wolle, langfristig, Kontinuität und so, knickknack, dass man dies aber ja nicht in seinen Personalentscheidungen sichtbar machen muss. Daher hat unser, äh, Sportdirektor Max Eberl Michael Frontzeck als neuen Coach verpflichtet. Michael Frontzeck zeichnet sich durch zwei herausragende Qualitäten aus: Er ist ein sehr sympathischer Typ und bisher in der Bundesliga durch nachhaltigen Misserfolg auffällig geworden.
Borussia schreibt PR-gewandt auf ihrer Website, er sei mit Aachen "unglücklich" abgestiegen, was aber nach meinen Recherchen keine Kategorie ist, die die DFL in ihrer Philosophie akzeptiert. Abstieg ist Abstieg. Mit Bielefeld hat er in 53 Spielen eine Bilanz von 0,87 Punkten pro Spiel erreicht. In dieser Desastersaison schaffte Gladbach 0,91.
Wer unseren kleinen Familienblog kennt weiß, dass wir niemanden vorverurteilen. Wir freuen uns auf Michael Frontzeck, denn wir mögen nette Typen. Und wir glauben daran, dass Menschen, die noch vor ihrer offiziellen Begrüßungspressekonferenz bereits in allen Fan-Foren beschimpft werden, fast nur positive Überraschungen bieten können. Daher wünschen wir Michael Frontzeck viel Erfolg. Den wird er allerdings auch brauchen, wenn es mit der viel beschworenen Kontinuität dieses Mal klappen soll.
Mittwoch, 3. Juni 2009
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1 Kommentar:
Die Sache mit den Philosophien stinkt mir auch gewaltig. Aber so sind sie nunmal - die medienerprobten Jungmanager des Orwellschen Fußballzeitalters. Warum sollte Borussia nicht auch in dieser Hinsicht erstklassig sein?
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