Martin, den alten Romantiker, wird es geschaudert haben beim Elfmeter-Pfiff von Howard Webb. Da gewann Brasilien doch wahrhaftig in letzter Sekunden gegen Ägypten mit 4:3 beim Confed-Cup. Der Ägypter Ahmed Al Muhamadi hatte in der Nachspielzeit auf der Linie mit der Hand geklärt.
Howard Webbs Freunde deuten den Pfiff jetzt so: Der Unparteiische habe das selbstverständlich gesehen, dann aber offenbar spaßeshalber erst auf Eckball entschieden und sich um den vermeintlich im Gesicht verletzten, weil angeschossenen Al Muhamadi gekümmert. Im Geiste hatte er dagegen schon längst auf Strafstoß entschieden, stellte anschließend Al Muhamadi vom Platz und deutete auf den Punkt.
Howard Webbs, nennen wir sie mal: Kritiker sehen die Sache anders: Der vierte Offizielle habe die Szene am Spielfeldrand im Fernsehen gesehen und daraufhin Webb informiert, der dann - angesichts Al Muhamadis Rettungstat - völlig korrekt auf Elfmeter entschied.
Jetzt scheiden sich die Geister mal wieder am Videobeweis. Das führt zu allerlei possierlicher Regelkunde, etwa von Eugen Striegel, dem DFB-Schiedsrichter-Lehrwart: Wenn der vierte Offizielle "die Szene mit eigenen Augen gesehen hat, ist es okay, den Schiedsrichter darüber zu informieren. Wenn er sie nicht mit eigenen Augen, sondern nur auf dem Monitor [dann mit wessen Augen?; die Redaktion] gesehen hat, ist das nicht regelkonform; das darf er nicht."
Claudio Catuogno schreibt heute auf sueddeutsche.de einen feinen Kommentar über die "Romantisierung des Leugnens".
Immerhin Howard Webb hat sich von alldem nicht foppen lassen und alles richtig gemacht: Der Ägypter Al Muhamadi hat Hand gespielt und dafür die Quittung bekommen, Brasilien hat gewonnen. Bestimmt hat es der Fußballgott Webb eingeflüstert.
Dienstag, 16. Juni 2009
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