Donnerstag, 26. August 2010

realität, aufprall, verfüht

Leute, die von der ganz schnellen Sorte sind, können dem Auftritt des VfL bei der 1:3-Auftaktniederlage gegen Duisburg partout nichts Positives abgewinnen. Allerdings: Wer sich etwas mehr Zeit lässt für ein fundierteres Urteil, kommt zu demselben Ergebnis. Lange nicht mehr hatte sich eine VfL-Mannschaft so mittel- und hilflos vorführen lassen, wahrscheinlich nicht mehr, seit dem 1:4 gegen ebenjene Duisburger am letzten Zweitligaspieltag vor eineinhalb Jahren. Unterm Strich stand nach 90 Minuten ein Aufsteiger auf dem Rasen, der in dieser Form der erste Absteiger ist: Einen halbwegs gefährlichen Schuss des ansonsten schwachen Lindemann und ein zu hoch gezielter Kopfball von Diabang mag der wohlgesonnene Beobachter zu einer einzigen Torchance addieren. Meinte man es weniger gut mit den Osnabrückern, steht am Ende nicht einmal die zu Buche.

Dabei kann man dem VfL kämpferisch keinen Vorwurf machen. Doch "Hat sich bemüht" steht ja bekanntlich auch in den Zeugnissen jener, die schließlich doch auf der Strecke bleiben. Wie ratlos der VfL dem nicht überragenden, doch gut sortierten Duisburger Spiel nichts entgegen zu setzen hatte, liest sich am besten an den Auswechslungen ab: Karsten Baumann wechselte ausschließlich offensiv; am Ende hatten alle verfügbaren Stürmer mitgewirkt, und es standen mit Kotuljac/Diabang, Schmidt, Adler und Lindemann, der von Beginn an gewissermaßen zweite Spitze spielte, vier von ihnen gleichzeitig auf dem Platz, die doch - unterstützt von Spielmacher Tyrala - allesamt zwei Dinge nicht vermochten: Dem Angriffsspiel des VfL in irgendeiner Weise Kreativität und Durchschlagskraft zu verleihen.

Frappierend war auch, wie wenig Gefahr von Osnabrück bei Standardsituationen ausging. Ob Ecken oder Freistöße, in der Regel verpufften diese 'Chancen' völlig folgenlos. Es darf doch verwundern, dass, wenn der Ball schon still darauf wartet, ungestört getreten zu werden, niemand vermag, ihn aussichtsreich abzuschießen. Anders Duisburg, denen das ununterbrochen gelang.

Nun ist es völlig verfrüht, aus diesem Spiel voreilig irgend etwas zu schließen; auch Krisengeheul wirkt nach dem ersten Spieltag doch arg lächerlich. Aber der VfL hat nach dem erfrischenden Pokalspiel immerhin die Chance verpasst, gelassen in die Saison zu starten. Eine erwartbare, wohl leistungsgerechte Niederlage in München einkalkuliert, steht Osnabrück dann nämlich vor dem Heimspiel gegen Aue mit null Punkten schon gehörig unter Druck. Dass es irgendwann soweit kommen würde: Auch das kann nicht überraschen, auch das war von vornherein erwartbar. Nur ein paar mehr Wochen ohne akute Sorgen und Sechs-Punkte-Spiele hätten sicher allen gut getan.

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