Sonntag, 17. Juni 2007

das war einmal #11

Angelehnt an die schöne WDR-Tradition, die 'Tageschau vor 20 Jahren' zu reanimieren, weil die alten Bänder einfach zu schön sind, um sie in den Archiven vergammeln zu lassen - diese Stücke sind immerhin holde Fernsehgeschichte -, widmen auch wir vom VfLog uns in unregelmäßigen Abständen unserer Best-of-Serie.

Immer öfter gelangen interessierte Fußballfans auf verheißungsvolle VfLog-Artikel, weil sie im Internet entsprechende Suchanfragen stellen. Weil es offensichtlich von großem Interesse ist, antworten wir heute noch einmal auf die Frage "Braucht der Fußballer Sex?". Zuletzt taten wir das am 11. Juni 2005.

"Braucht der Mensch Sex?" Diese Frage stellt die ZEIT. Also muss es eine kluge Frage sein. Dumme Fragen gibt es ja auch gar nicht, haben die dummen Lehrerinnen früher immer gefeixt, es gibt nur dumme Antworten. Die offensichtliche Antwort auf die kluge Frage der ZEIT lautet: Im Prinzip ja, aber...

Im Prinzip braucht der Mensch natürlich Sex, denn gerade der Mensch als generalisierter Platzhalter für die Menschheit insgesamt wäre ziemlich schnell ziemlich einsam und dann irgendwann auch irgendwie gar nicht mehr da, wenn er nicht ab und an Sex hätte – mit dem Papst mag man hinzufügen: und dabei auch auf Verhütung verzichtet. Neben dem Zwecke der Fortpflanzung brauchen die meisten Menschen auch sonst Sex. Eine kurze Google-Recherche zeigt unzählige Studien, die besagen, dass Menschen mit einem erfüllten Sexualleben insgesamt glücklicher sind, länger leben usw. blablabla. Also wieder gilt: Im Prinzip ja, aber... Aber, mag man zum Beispiel erneut mit dem Papst anfügen, es gibt die Ausnahme der Zölibatären. Die brauchen keinen Sex zum Glücklichsein, jedenfalls im Prinzip nicht. Mit diesen wenigen Überlegungen ist die recht allgemein gefaßte Frage der ZEIT auch schon beantwortet. Wir wollen sie daher zuspitzen und einen Spezialfall ansprechen:

Braucht der Fußballer Sex? Hier nun wird es diffizil. Insbesondere die Frage, ob in den Stunden vor dem Spiel erotische Kontakte der sportlichen Leistung hinderlich oder förderlich sind, ist geradezu eine Glaubensfrage. Das Thema kocht auch immer wieder in den Medien hoch, nicht zuletzt die BILD-Zeitung wittert nahezu immer Quote und heuchelt Skandale, wenn in einem Verein eine launige Bemerkung zuviel gefallen ist. Spätestens bei der WM 1986 wurde das Thema erstmals breit diskutiert. Die deutsche Öffentlichkeit war strikt gegen Scharmützel der Kicker während der WM, allein der brasilianische Star Socrates bekannte sich zu seinen Gelüsten. Seither macht Fußballsex immer wieder mal die Runde. Ronaldos Bekenntnis zum "Passivsex" war die vielleicht prominenteste Debatte der letzten Zeit.

Auch die Wissenschaft widmet sich dem Thema. Eine italienische Studie etwa besagt, Sex vor dem Spiel könne nur förderlich sein, "denn die Aggression, die ein Kicker auf dem Feld braucht, soll er sich zuvor im Bett holen". Jaja, die wilden Italiener. Und was machen deutsche Kuschelsexler? Gerade die sanfte Tour ist willkommen, befand schon Trainerlegende Merkel: "Wenn beim zweiten Mal die Knie immer noch nicht wund sind, ist's erlaubt." Und selbst der Terrier Berti Vogts zeigte sich als Trainer liberal: "Sex vor einem Spiel? Das können meine Jungs halten, wie sie wollen. Nur in der Halbzeit, da geht nichts."

Aber seien wir ehrlich: So spannend ist auch diese Frage nicht. Der Schaum vor dem Mund der Boulevardjournaille wann immer sie wieder Konjunktur hat, zeigt eher, wie verklemmt wir auch heute noch sind. Dabei wäre es hohe Zeit, die nackte Wahrheit auszusprechen: Wenn Gladbach und Osnabrück endlich gemeinsam im Champions-League-Finale stehen, wer bräuchte dann noch Sex? Guter Fußball ist besser als Geschlechtsverkehr. Und auch Jan-Aage Fjörtoft, Ex-Spieler von Eintracht Frankfurt, hat seine ganz eigene Perspektive auf die Schnacksel-Frage: "Ich halte nix von Sex vor dem Spiel, besonders weil ich mir das Zimmer mit Bachirou Salou teile."

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