Samstag, 11. August 2007

noch 99 punkte

Das ist die erste Zweitligasekunde des VfL nach gut drei Jahren! Aber nicht nur das: Zu sehen ist auch die neue Osnabrücker Offensive, von links nach rechts: Gaetano Manno, Nico Frommer, Thomas Reichenberger und Paul Thomik. Allesamt bieten sie Anlass zur Hoffnung, dass Osnabrück künftig noch besser spielt: "Nicht so passiv, sondern aktiver, selbstbewusster, überzeugter von sich selbst!" Das forderte Claus-Dieter Wollitz nach dem Glanzstart, dem 2:1 gegen Freiburg.

"Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass wir immer alle Zweikämpfe am eigenen 16er gewinnen. Ich möchte selbst nach vorn spielen und das erste Tor machen." Damit das klappt, da hat Wollitz recht, wartet noch eine Menge Arbeit auf das Team. In punkto Leidenschaft und Einsatzwillen indes macht den Osnabrückern auch ein Aufstiegsaspirant nichts vor. Freiburg war spielerisch besser, ohne Frage. Freiburg ließ den Ball, besonders in der zweiten Halbzeit, phasenweise auch schon in der ersten, schnell laufen. Direkte Kurzpässe, mit Übersicht und Blick für den Mitspieler. Was Osnabrück dagegen setzte, war energische Verteidigung, je näher der Ball dem Tor von Frederik Gößling kam. Das sah nicht immer schön aus, ein ums andere Mal nahm der Druck auch Überhand und provozierte unkonstruktive Befreiungsschläge, doch es führte zum Erfolg.

Die Osnabrücker Viererkette überlistete Freiburg wirklich gefährlich nur vier oder fünf Mal, ansonsten stand sie sicher. Über die Routine von Thomas Cichon und das clevere Stellungsspiel von Marcel Schuon stand der VfL innen so sattelfest, das diese Ruhe offenbar auch auf die eher umstrittenen Außenverteidiger Marko Tredup und Andreas Schäfer abfärbte. Tredup ist sicher nicht mehr der schnellste, spielte gestern jedoch bis auf wenige Ausnahmen fehlerlos und schaltete sich ein ums andere Mal in die Offensive ein. Schäfer spielte unauffällig, aber nicht weniger effektiv. Vor den vieren überzeugten die beiden Sechser Matthias Heidrich und Pierre de Wit - der eine ruhig und kompromisslos, der andere gewitzt und aufgedreht.

De Wit und Heidrich sind es auch, die nahezu alle Offensivbemühungen des VfL einleiten. Bei sieben, acht Angriffen zeigte Osnabrück, dass es sicher und schnell nach vorn spielen kann. Besonders de Wit, Frommer, Manno und Reichenberger spielten vorn ganz gut zusammen. "Wir haben Qualität", so Wollitz, "aber da will ich künftig mehr sehen!" Trotzdem reichte es am Ende für einen halbverdienten, halb erzitterten Sieg gegen Freiburg, dessen Trainer Robin Dutt von verdienten drei Punkten für Osnabrück sprach, weil sein Team die Überlegenheit nicht auszunutzen wusste und der letzte entscheidende Pass der Freiburger immer in Osnabrücker Beinen hängen blieb. Wollitz will jetzt nichts hören von magischen 40 Punkten und ähnlichem: "Ich will jedes Spiel gewinnen und orientere mich nicht an irgendwelchen ungeschriebenen Regeln!" Sagen wir mal so: Sollten am Ende nicht 99, sondern nur noch 37 Punkte dazukommen, es wär in Ordnung.

Zwei Fotos, die es eigentlich gar nicht geben dürfte: Ein ob seines schlussendlich folgenlosen Fehlers erleichterter Keeper Frederik Gößling und Goalgatter Thommy Reichenberger nach dem Abpfiff in der Mixed Zone.


Dort zu fotografieren, steht in Osnabrück unter Todesstrafe, wie mir umgehend einer der seit jeher freundlichen Osnabrücker Ordner lauthals zu verstehen gab. Ich schoss mit der Kamera vier Mal in die Luft, zündete ein donnerndes Blitzlicht - und nutzte diese Schrecksekunde zur Flucht. Puh!

Nach den Spielen gegen zwei Spitzenteams der zweiten Bundesliga kann Osnabrück etwas beruhigter sein. Die Mannschaft ist offenkundig in dieser Liga angekommen. Mehr noch: Beim Pokalspiel gegen Gladbach, sagt Wollitz, sei seine Truppe "eindeutig die bessere Mannschaft gewesen. Ich hab mir das Spiel abends nochmal auf DVD angesehen, und wir waren klar besser! Am Montag beim Lehrgang in Köln habe ich die DVD dann Jos Luhukay gegeben und gesagt: 'Schau dir das mal an und sag mir morgen, was du gesehen hast!' Dienstag hat mir der Jos dann gesagt: 'Ja, da hast du recht!'" Die VfLiebe, sie blüht.

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