Donnerstag, 9. August 2007

seitenwechsel #35

Gute Freunde kann niemand trennen, gute Freunde sind nie allein, weil sie eines im Leben können: Füreinander da zu sein. Deshalb gibt es ihn weiter, den Seitenwechsel: Seit 1997 bereits beobachtet Seitenwahl für seine Leser das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Einmal pro Woche schreiben sie sich gegenseitig einen Brand-, Schmäh- oder Liebesbrief. Diese Woche startet Mike mit einem knappen Rückblick auf den DFB-Pokal, um dann die einfachen Wahrheiten zu fordern. Martin geht darauf ein - bei Seitenwahl.

Hallo Maik, hallo Martin,

damit wir es direkt zu Beginn klären und keine Missverständnisse aufkommen: Jaaaaaaaaaa!! Marko Marin!!!!
Gut, diesen kleinen emotionalen Ausbruch zu Beginn solltet Ihr mir erlauben. Da ich, beruflich verhindert, lediglich eine Zusammenfassung des Spiels sehen konnte, erspare ich Euch tiefgreifende Erklärung. Borussia hat gewonnen, und das ist gut so. Für Osnabrück geht's ohne weitere Hektik weiter, in Mönchengladbach bleiben die Ratten vorerst in ihren Löchern.

Wie nah Euphorie und Panik mitunter aneinander liegen, sieht man zurzeit in Köln. In der Domstadt herrscht vor dieser Saison ein ähnliches Klima wie in Mönchengladbach, im Detail noch deutlicher ausgeprägt. Es ist eine zum Zerreißen gespannte Stimmung, die von Nervösität geprägt ist. Jede kleine Abweichung vom ruhigen Kurs kann zum (auch medialen) Sturm ausarten. Ein Klima, das an der Börse für kurze Fingernägel sorgt. Eine Niederlage in Kaiserslautern, ein unglückliches Unentschieden zu Hause gegen Hoffenheim: es reichen zwei Spiele, um das Pendel in die andere Richtung ausschlagen zu lassen. In Mönchengladbach herrscht kein Klima, das ein langwieriges Einspielen der Mannschaft mit einigen Rückschlägen zulässt. Eine zum Siegen verdammte Mannschaft, die sich noch finden muss.

Finden müssen wird sich auch der VfL Osnabrück. Auch wenn man als Aufsteiger keine Ansprüche stellen darf, so lässt Trainer Wollitz schon in Eurem Interview zwischen den Zeilen erkennen, wie unzufrieden er mit der Situation ist. Überzogene Erwartungshaltung scheint selbst bei den Lila-Weißen kein Fremdwort zu sein. Dennoch irritieren mich die Aussagen von Claus-Dieter Wollitz ein wenig. Es hat was von "fishing for compliments". Öffentlich zu betonen, dass er nach dem oder dem Spiel hinschmeissen wolle, um dann doch zu bleiben; was will er damit sagen? Entweder er ist überzeugt von dem, was er tut oder er soll es tatsächlich bleiben lassen. Dieses allzu offensichtliche Kokettieren mit seiner Person und der Wichtigkeit seiner Arbeit hat schon Daum´sche Züge. Kein allzu sympathischer Zug, will ich meinen.

Der Spruch des Wochenendes kam ganz klar aus St. Pauli. Von dort war nach dem 1:0-Sieg gegen Bayer 04 Leverkusen folgendes zu hören und zu lesen: "Nächste Woche schlagen wir noch Köln, dann sind wir die Nummer 1 am Rhein!". So positiv ich den Aufstieg St. Paulis sah, so gereizt reagiere ich inzwischen auf das nicht enden wollende "Kult"-Gequatsche. "Die Spaßkicker vom Millerntor", "die Freudenhaus-Truppe", der "Kult-Club", die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Ob diese Dinge nur von außen nach St. Pauli getragen werden oder man in Hamburg damit selber kokettiert: wie sagte der Dozent meines Seminars am Wochenende so schön (wenn auch im anderen Zusammenhang): "Nach 'Kult' kommt ganz schnell 'Scheiße'".

Es grüßt, immer die einfache Wahrheit bevorzugend,
Mike

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