VfLog-Interview mit Claus-Dieter "Pele" Wollitz
Sommer-Interviews führt die Crème de la Crème des deutschen Politjournalismus' gewöhnlich vor imposanten Urlaubskulissen in den Bergen oder am Meer, mit unglaublich wichtigen Menschen und frei von lästigem Erkenntnisinteresse. Wir haben versucht, alles anders zu machen.
Vor dem Vfduell im Pokal sprachen wir mit Osnabrück-Coach Claus-Dieter Wollitz an der Illoshöhe, dem VfL-Trainigsgelände, über seinen Kollegen Jos Luhukay, über Spieler ohne Charakter, über Fehler in der Aufstiegssaison und darüber, dass Osnabrück eigentlich gar nicht in die zweite Liga gehört. Im ersten Teil des Gesprächs, den wir heute veröffentlichen, geht es in erster Linie um den Pokalkick gegen Gladbach, natürlich.
(Teil 2 | Teil 3 | Teil 4)
Wie spielt Osnabrück gegen Gladbach?
Erfolgreich, hoffe ich mal. Obwohl wir nach wie vor Außenseiter sind, auch wenn wir nun in einer Liga spielen. Ich wäre gerne mal Favorit, muss ich ganz ehrlich sagen, weil wir dann in Osnabrück richtig was geschafft hätten. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. In einem Spiel wie dem heute ist aber alles möglich, zumal am Anfang einer Saison. Und ich glaube schon, dass Gladbach sehr unter Druck steht.
Was erwarten Sie denn von so einem ersten ernsthaften Kräftemessen am Saisonbeginn – von Ihrer Mannschaft und vom Gegner?
Von uns erwarte ich, dass wir zeigen, dass wir dem Favoriten ein Bein stellen wollen. Ich glaube, dass es für uns eine einfachere Situation ist als für Gladbach. Gladbach eine andere Erwartung hat, sowieso natürlich, weil sie letztes Jahr hier als Erstligist gegen einen Regionalligisten ausgeschieden sind. Danach sind sie meiner Meinung nach relativ eindeutig abgestiegen. Auch deswegen können sie sich nun keinen Fehlstart erlauben. Wenn man dann noch weiß, dass sie die Liga in neun Tagen in Kaiserlautern beginnen müssen – auch nicht gerade einfach gleich zum Saisonauftakt –, denke ich, dass der Druck richtig auf Gladbach lastet. Die sagen sich: „Wir dürfen in Osnabrück auf gar keinen Fall verlieren.“
Wie wichtig ist es für Sie, im Pokal weiterzukommen?
Ich persönlich habe in den letzten drei Jahren mehr Druck gespürt als heute, weil es da finanziell unabdinglich war, in die zweite Runde zu kommen. Das ist einfach so als Regionalligist. Heute spüre ich einfach Freude, auch darüber, dass wir sowas jetzt 34 Mal erleben werden. Begeisterung. Unglaubliche Mannschaften. Wir sollten eigentlich dankbar sein, dass wir da mitspielen dürfen. Gladbach werden wir ja in vier Wochen schon wieder haben, im Auswärtsspiel vor – wenn wir Glück haben – 40.000 oder 50.000 Zuschauern. Nach dem Spiel nachher kann man eine Tendenz erkennen: Was müssen wir tun, um die Liga zu halten? Wo müssen wir uns verbessern? Sind wir schon auf einem guten Weg dahin oder nicht? Diese Fragen wird das Pokalspiel beantworten.
Sie haben die Mannschaftsaufstellung schon im Kopf. Wann erfahren die Spieler, ob sie spielen werden?
Von der Tendenz her wissen die das alle. Ich glaube, dass sich das in der Vorbereitung eigentlich abgezeichnet hat. Die Spieler, die nachher nicht zum Einsatz kommen, haben die ersten zweieinhalb Wochen der Vorbereitung ein bisschen ihre persönliche Enttäuschung in die Mannschaft rein getragen, und so haben sie dann auch gespielt. Die haben aber jetzt aufgeholt. Wenn ich die letzten drei Tage beurteilen würde, müsste ich den Kader anders zusammenstellen. Mein Team und ich haben aber die ganzen fünf Wochen bewertet. Nach dem Spiel bist du vielleicht schlauer, aber wir finden, dass die Mannschaft, die von Beginn an spielt, es verdient hat. Ob das dann auch die Mannschaft ist, die auf Dauer in dieser Zusammenstellung spielen kann, wird sie selber beantworten müssen.
In Gladbach rechnen viele mit einer eher defensiven Osnabrücker Mannschaft mit nur einem Stürmer. Gibt es das unter dem Trainer Wollitz?
Ich weiß nicht, wie diese Mutmaßung nach Gladbach kommt. Wer meine Philosophie und meine Auffassung von Fußball kennt, müsste die Antwort wissen. Wir haben die ganze Vorbereitung immer mit vier Stürmern gespielt. Reichenberger ist nominell die vorderste Spitze, und dahinter spielen drei weitere Angreifer: Nico Frommer, Gaetano Manno und Paul Thomik, alle sind von Haus aus Stürmer. Defensiv ist das nicht, aber natürlich spielen wir geordnet. Wir wollen gegen den Ball gut verteidigen, gegen den Ball attackieren und gegen den Ball aggressiv sein – und wir möchten nach vorne spielen. Meine Mannschaften haben in der Regionalliga immer mit die meisten Tore erzielt, wir haben seit Jahren den Torschützenkönig der Regionalliga gestellt. Und wenn man mit Reichenberger defensiv spielen wollte, dürfte Reichenberger nicht spielen. Reichenberger ist kein Defensivspieler, kein Konterspieler, sondern ein Strafraumspieler. Deswegen kann’s ja nur einen Weg geben, und der kann nur „nach vorne“ heißen. Ich glaube im Gegenteil, dass Gladbach eher mit einer Spitze spielt als mit zwei oder drei Stürmern.
Das hätten Sie doch längst klären können, wo Sie Ihren Gladbacher Kollegen derzeit öfter beim Trainerlehrgang in Köln treffen?
Ja, der Jos ist auch dabei. Ein sehr angenehmer Typ, er hat sich mir gegenüber richtig nett verhalten, Hut ab. Und über seine Auffassung von Fußball gibt es keine zwei Meinungen. Die letzten Tage war natürlich ein bisschen mehr Distanz zwischen uns, klar. Wir spielen gegeneinander, und dann muss man sich nicht jeden Tag alles erzählen. Es geht immerhin um viel, für Gladbach um noch mehr als für uns. Trotzdem drücken wir am Montag wieder zusammen die Bank.
Der zweite Teil des Interviews erscheint am Montag. Wie es überhaupt so weit kommen konnte, lesen Sie hier.
Samstag, 4. August 2007
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2 Kommentare:
Es gibt nur einen VFL!
aight!
genau. Und der ist lila-weiss.
Die Gladbacher sind Borussen.
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