Einmal in der Woche, immer mittwochs, manchmal aber auch donnerstags, gibt es eine Institution im VfLog: Den Seitenwechsel mit den lieben Kollegen von Seitenwahl. Seit der vergangenen Saison schreiben wir uns Brand-, Schmäh- oder Liebesbriefe - mit noch immer wachsender Leidenschaft. Diesmal fordert Maik unverhohlen Weihnachtsgeschenke, nämlich bei Seitenwahl, Mike verteilt Komplimente und macht ihn im Gegenzug zur Marietta Slomka der Fußballberichterstattung.
Mein lieber Maik,
Du bist mir ein Schelm! Versteckt zwischen (wenngleich klugen) Vergleichen zwischen Frauenbüchern und Bielefelder Problemen, Bewunderung über Borussias Leistung und süßlich-klingenden Weihnachtsgrüßen forderst Du von mir, Nebenkriegsschauplätze zu eröffnen! Nun, dies zu tun, wäre ein Leichtes. Aber ich möchte weder die Arbeit der Boulevard-Kollegen noch ihnen den Job streitig machen. So überlese ich diese kleine Spitze geflissentlich und gehe über zum eigenen Text.
Ich ergänze Deine Bewunderung: es ist nicht die einfache Souveränität Borussias, die beeindruckt, es ist der Zeitpunkt ihrer Darbietung. Immer dann in dieser Hinrunde, wenn der Beobachter geneigt war, eine seitliche oder gar abwärts führende Tendenz zu erkennen, schlug die Mannschaft mit beachtlicher Wucht zurück. Hierbei sind insbesondere die Siege in Fürth und der just erlebte in Freiburg zu nennen. Beiden sind Unentschieden vorausgegangen, in beiden Spielen hätte man als Außenstehender, getrieben von berufsbedingtem Hang zum Kritischen, durchaus Ansatzpunkte von Kritik finden können. Insofern ist es für mich nicht das nackte Ergebnis, das beeindruckt, sondern die Umstände, unter denen die Siege zustandegekommen sind. Ich gebe zu, dass ich selber das ein oder andere Mal diesem Irrglauben verfallen bin. Meine mehr als schlechte Platzierung im Redaktionstippspiel belegt diese Äußerung. Ist es ein Irrglaube? Oder ist es immer noch die wunde und gepeinigte Gladbacher Seele der vergangenen Jahre, die nach wie vor diese Souveränität und Dominanz nicht anerkennen will, weil Rückschläge in der Vergangenheit nicht nur eingeplant, sondern ungeschriebenes Gesetz waren. Die beiden Siege in Fürth und Freiburg waren "Big Points", und diese Spiele neigte Borussia mit gelassener Selbstverständlichkeit zu verlieren. Bei den Stichwörtern DFB-Pokal-Halbfinale und Aachen wird ein jeder wissen, was ich meine.
Beängstigend ist auch der VfL Osnabrück, zumindest seine zwei Gesichter in dieser Saison. Es ist ja nicht so, als ob man dieses Phänomen in Gladbach nicht kennen würde. Was mir bei den Lila-Weißen jedoch besonders auffällt, ist, dass die jeweiligen Heimsiege in einer spielerisch und kämpferischen Deutlichkeit eingefahren werde, die vor allem Trainer Wollitz verwundern muss. Borussia war in den vergangenen Jahren auf dem Bökelberg und auch im BorussiaPark zwar deutlich heimstärker als auf des Gegners Platz, Siege in dieser Dominanz und Deutlichkeit waren indes seltener. Die Diskussion, die in Osnabrück geführt wird, kenne ich demnach. Die Optimisten sagen: "Wenn wir das auswärts in den Griff bekommen, ist der Klassenverbleib gesichert!", die Pessimisten entgegen: "Wehe, wenn zu Hause nicht mehr gewonnen wird." Da ich mich grundsätzlich zum ersten Lager zähle, bitte ich höflichst darum, dass der VfL auch auswärts das Punkten beginnen möge, denn spätestens beim Heimspiel gegen Borussia wird es mit der Heimfröhlichkeit vorbei sein.
Der Chefposten beim "Spiegel" scheint es Euch angetan zu haben. Ich gebe zu, dass Eure Referenzen und Voraussetzungen großartig sind! Aber, meine lieben Freunde, wollt Ihr Euch tatsächlich solch banalen Dingen wie Geld, Ruhm und Karriere hingeben? Dafür Euren freien Geist opfern, Eure Unabhängigkeit? Bitte bedenkt: Ihr müsstet Interviews mit Angela Merkel führen! Mit Manfred Schell! Mit - um Gottes Willen - Roland Profalla! Ich denke, dass Dr. Claus Kleber, der Noch-Anchorman des "heute-journals", eine gute Besetzung wäre. Die Frauen in Deutschland würden zwar seine blauen Augen vermissen, dafür könnten wir Männer berechtigt hoffen, Marietta Slomka öfter zu sehen. Nein, anders: Ihr bewerbt Euch stattdessen beim "heute-journal" um den freien Platz, den Claus Kleber hinterlassen wird. Zwar erreicht Ihr weder die optische Qualität einer Marietta Slomka noch den namentlichen Kultstatus einer Gundula Gause, aber Ihr könntet jeden Abend etwas zur VfLiebe erzählen. Oder Mittwochabends den jeweiligen SEITENwechsel vorlesen.
Was wünsche ich mir nun von Euch? Boah, wie formuliere ich dies nun, ohne schwülstig zu werden? Ich habe es mir einfach gemacht und bei Amazon den Buchtitel des Mädchens eingegeben, die Du auf Deiner Zugfahrt getroffen hast. Beim Blick auf die jeweiligen Titel der Bücher Anna Gavaldas merkte ich, dass selbst banale Titel oft mehr sagen können, als man denkt. Auch ich stehe - wie jeder andere - am Ende eines durchaus turbulenten Jahres. Ich blicke mit drei Titeln der Autorin zurück. In dieser Reihenfolge: "Ich habe sie geliebt", "Das Wetter ist schön, das Leben auch", "Ich wünsche mir, dass irgendwo jemand auf mich wartet."
In der Hoffnung, drei Bücher unter'm Weihnachtsbaum liegen zu haben.
Euer
Mike
Donnerstag, 13. Dezember 2007
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