Mittwoch, 14. November 2007

seitenwechsel #44

Einmal in der Woche, immer mittwochs, gibt es eine Institution im VfLog: Den Seitenwechsel mit den lieben Kollegen von Seitenwahl. Seit der vergangenen Saison schreiben wir uns Brand-, Schmäh- oder Liebesbriefe - mit noch immer wachsender Leidenschaft. Weil dort, wo Borussia ist, derzeit offenbar oben ist, erkundigt sich Maik nach Hilfe für die gebeutelte SPD. Dies und natürlich auch Vernünftiges lest ihr bei Seitenwahl. Mike antwortet im Stile eines Topjournalisten.

Mein geschätzter Maik,

welch überraschenden Anfang hast Du diesmal gewählt! Ein kleiner Ausflug in die deutsche Politik, gespickt mit einigen Spitzen. Daher will ich mich natürlich nicht lumpen lassen, sondern direkt einsteigen. Nun, die Sozialdemokraten können einiges vom großen VfL lernen. Immerhin dürften die Gladbacher mehr Punkte gesammelt haben als die SPD in Prozenten bei den Umfragewerten. Für die Roten ist der Abgang Franz Münteferings sicherlich ein Verlust, wenn nicht gar für die gesamte Sozialdemokratie in Deutschland. Kurt Beck, den "ich-rette-meinen-Lieblingsclub-mit-Steuergeldern"-Landesfürsten aus der (oder dem?) provinziellen Rheinland-Pfalz, wird diesen Abgang sicherlich verschmerzen. Auch wenn seine ersten Reaktionen mit heuchlerischer Boshaftigkeit etwas anderes suggieren könnten. Tja, der liebe Kurt soll ruhig lachen, denn in die Bundestagswahl als Kanzlerkandidat geht er ganz sicher nicht. Und was heißt hier "lernen"? - Die SPD hat in ihren Reihen nicht nur mindestens einen hervorragenden Politiker, sondern dazu einen leidenschaftlichen Gladbach-Fan, und das in einer Person. Ob Scholz uns allerdings den Rösler macht? Eher den Ivo Ulich: dabei sein, ohne aufzufallen und am Ende fragen sich alle, was er eigentlich in der Truppe gemacht hat.

Doch genug der politischen Ausflüge, kommen wir zum Kern: ganz unverblümt forderst Du Schützenhilfe, wenn ich das richtig erkannt habe zu später Stunde. Nun, zuerst wird und sollte Borussia auf sich selber gucken. Dafür wirst Du und werden alle Anhänger der Lila-Weißen Verständnis haben. Wenn als Nebenprodukt eine echte Schützenhilfe herausspringt, umso besser. Wobei Du die Leistungen der Osnabrücker nicht zu sehr in den Himmel loben solltest, vor allem nicht vor dem Hintergrund des Themas "Schützenhilfe". Von Deinen recht großspurigen Ankündigungen zum Spiel in Kloppo-Town ist nicht viel übrig geblieben. Da gab´s nur Kloppe (entschuldige dieses schlechte Wortspiel!), und ein Mainzer Punktverlust hätte der Borussia in die Karten gespielt. Aber es spricht für Dich und Deinen Mut, dass Du die völlig verdiente Niederlage der Osnabrücker im BorussiaPark als Grundlage für den Aufschwung der vergangenen Wochen siehst.

Der Aufschwung hält also weiter an. Das 0:0 in München geht in Ordnung. Die "Löwen" hatten die meisten, Gladbach die besseren Chancen. So ähnlich verlief das Spiel in Fürth, oder auch in Koblenz. Hätte man diese Maßstäbe umgesetzt, wären sowohl Toumas Schuss als auch Friends Kopfball iin die Maschen geflogen. Prädikat: nicht besser gewesen, aber gewonnen. Das pragmatische "Wir-müssen-auch-mal-mit-einem-Punkt-zufrieden-sein"-Gefasel kommt natürlich reflexartig. Bei einer Niederlage wäre sowas wie "Irgendwann musste es ja passieren. 1860 war ein starker Gegner. Jetzt müssen wir uns die Punkte im Heimspiel holen. Der Aufstieg ist noch drin!" gekommen. Austauschbar, das alles. Insofern messe ich dem weniger Bedeutung zu. Was allerdings zu beobachten war: entweder haben sich die Gegner inzwischen besser auf Borussia eingestellt, oder die Fohlen durchleben zurzeit ein kleines Formtief. Ich höre die Schreie der Leser schon jetzt, aber bereits im Heimspiel gegen Jena stockte die vorher so treff- und kombinationssichere Offensive merklich. Wäre dies nach diesen Wochen so verwunderlich?

Aber, ich möchte nicht mit schlechten Gedanken diese Zeilen beenden: der status quo tut nach wie vor sehr gut. Als Lokalreporter mögen diese Wochen relativ langweilig sein (was das völlig übertriebene Stilisieren der "Disko-Affäre" eindrucksvoll bewies), ich hingegen genieße das sehr. Arbeitssieg gegen Jena, gutes Unentschieden beim Verfolger. In der vergangenen Saison wäre diese Spiele bei gleicher (nämlich abnehmender) Form aller Wahrscheinlichkeit nach verloren gegangen. Mit Degen und mit Insua, diesen Weicheiern! Aber jetzt sind wir Tabellenführer, und das ist gut so, liebe Genossinnen und Genossen.

Womit ich meiner journalistischen Pflichtaufgabe, einen Artikel thematisch so enden zu lassen, wie er angefangen hat, mal wieder vollends nachgekommen bin.

Zufriedene Grüße
Mike

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