Weil Niedersachsen gewöhnlich freundliche Menschen sind und sich diese Freundlichkeit auch durch Asi-Fans aus Duisburg nicht madig machen lassen, hat der VfL gestern Abend zwei Punkte verschenkt. Davon ist allerdings nur ein Punkt in Duisburg angekommen; wo der dritte abgeblieben ist, ist noch unklar. Dem Publikum schenkte die Mannschaft zum Jahresabschluss außerdem noch einmal ein richtig tolles Fußballspiel.
Hätte Fiete Sykora in der Schlussminute das 4:1 für den VfL geschossen, entspräche das in etwa dem Spielverlauf und Chancenverhältnis dieses Zweitligaspiels. 1:1 lautete das Ergebnis am Ende deshalb, weil es Osnabrück an Glück, doch auch an Klasse und Cleverness mangelte. Mit einer Prise mehr davon hätten Schuon, Sykora, Peitz, Grieneisen oder Braun eine ihrer Chancen genutzt. "Sykora muss kurz vor Schluss den Kopfball rein machen, das ist eigentlich ein Pflichttor", war Trainer Pele Wollitz verärgert, wie fahrlässig seine Mannschaft hier Punkte liegen gelassen hat. "Und schon in der ersten Halbzeit müssen die Laufwege der zwei Spitzen besser stimmen: Bei den vielen Flanken von Schäfer müssen die beiden Stürmer einfach den ersten und zweiten Pfosten besetzen."
Energisch, ungemein laufstark und reaktionsschnell spielte der VfL 90 Minuten auf Sieg - und geriet erst einmal wieder in Rückstand. Peitz hatte den Ball zuvor recht leichtfertig per Hackentrick verloren, dann ging alles blitzschnell, und Duisburg führte schmeichelhaft. Knapp zehn Minuten später aber sorgte Reichenberger für den Ausglich, nachdem Heidrich den Ball toll erobert hatte. Dieser Ausgleich war für den VfL der Startschuss für ein schnelles, ansehnliches Fußballspiel, wie es die Bremer Brücke vielleicht seit dem zweiten Saisonspiel gegen Freiburg nicht mehr gesehen hatte.
"Dieses Unentschieden ist völlig unverdient. Ich werde mich deshalb jetzt auch kurz halten müssen, weil meine Mannschaft nichts zum guten Spiel beigetragen hat", urteilte MSV-Coach Peter Neururer anschließend auf der Pressekonferenz. Wollitz war anzumerken, wie sehr es ihn wurmt, am Ende dieser Hinrunde mit nur 19 Punkten dazustehen, erst recht im Vergleich zu Mannschaften wie St. Pauli oder Ahlen, mit denen sich der Coach mindestens auf Augenhöhe wähnt. Dieser Ärger ist mehr als einleuchtend, offenbaren Spiele wie gestern gegen Duisburg doch, welch Potenzial in der Mannschaft steckt. "Das ist herzerfrischender Fußball, phasenweise richtig gut strukturiert. Schade ist, dass sich meine Mannschaft, die alles dafür gibt, unbedingt zu gewinnen, am Ende nicht belohnt."
In der Winterpause wird sich Osnabrück sicher auf ein, zwei Positionen verstärken. Dazu wird recht erwartbar ein rechter Verteidiger zählen, denn Marcel Schuon spielt neben Darlington Omodiagbe in der Innenverteidigung deutlich stärker als auf außen. Wenn dann eine VfL-Mittelfeldraute mit Heidrich, de Wit, Thomik und Geißler auf dem Platz stehen wird, darf man in Osnabrück einer wirklich tollen Rückserie entgegen fiebern. Schon gestern gegen Duisburg hätten de Wit und Geißler zusammen spielen sollen, hätte sich Piero nicht am Vortag verletzt. Weniger Verletzungspech übrigens wäre womöglich schon eine hinreichende Bedingung für mehr als 19 Punkte in der zweiten Saisonhälfte.
VfL-Präsident Dirk Rasch dankte schließlich Publikum und Sponsoren für ein erfolgreiches Jahr 2008, wünschte auch den Duisburgern schöne Weihnachten und hoffte, man werde das Ergebnis im Rückspiel drehen. Neururer nahm die Steilvorlage gelassen auf und raunte: "Wie? Dann wieder 1:1?"
Samstag, 13. Dezember 2008
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