Mittwoch, 13. Januar 2010

das war einmal #31: seitenwechsel #1

Morgen geht das 100. Seitenwechsel-Jubiläum. das wir mit vier feierlichen Briefen zelebrieren, in die letzte Runde. Eine gute Gelegenheit, heute noch einmal an die Anfänge zu erinnern. Mit dem 1. Seitenwechsel vom, seufz, 8. August 2006...

Auf schillernde Juwelen kann man von vielen Seiten blicken und staunen. Seit 1997 bereits blickt Seitenwahl für seine Leser auf das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Beide Projekte haben ihren eigenen unverwechselbaren Charme. Zu Beginn der Saison 06/07 kommt es nun zum SEITENwechsel: Seitenwahl und VfLog beginnen einen Briefwechsel, in dem alles möglich ist: Fachsimpelei, Verbalfouls, Streit und Harmonie. Solange die Tinte reicht, wird auf www.seitenwahl.de und auf dem VfLog künftig dienstags nach Spieltagen der Brief der jeweils anderen Seite veröffentlicht.

Unten der erste Brief von Mike an Martin, Martins Antwort gibt es bei Seitenwahl.


Lieber Martin,

zack, da war es geschehen ! Nach einem im eigenen Befinden konzentrierten und äußerst professionell gehaltenen Beginn watschte Jupp Heynckes mich ab. Ich spürte sofort, wie der Fan in mir und mit mir durchgegangen ist, der Journalist in mir wich. Ein schlichtes „Wo ?“ schallte mir entgegen, als ich von „begeisternden und offensiv geführten Spielen“ in der letzten Saison sprach und ich hatte Mühe, meinen Faden wieder zu finden. Im Grunde hatte er ja Recht mit dem, was er sagte. Doch musste er mir so deutlich zeigen, dass ich wie viele andere schlicht ein Ahnungsloser bin ? Meine letzte Hoffnung blieb Markus Aretz, dem ich die Abschrift einen Tag später per Email zusandte. Doch Pustekuchen, der Passus wurde nicht gestrichen. Und zur Krönung wurde dieses Interview gar in den Pressespiegel von Borussia.de aufgenommen. Somit konnte die halbe Welt lesen, welch Ahnungsloser ich bin. Ja, ich bin ahnungslos, aber ja, ich vertraue ihm, Josef Heynckes, meinen Verein an, der eigentlich mehr seiner ist als meiner.

In meiner Redaktion nehme ich – wie jede Saison – den Part des Optimisten ein. Den Spott, den man damit erntet, nehme ich locker hin. Das überlegende Grinsen zeige ich zwar, aber man sieht es nicht. Pessimismus und Skepsis galten schon immer als Zeichen der Gebildeten, der Intellektuellen. Nur Dummköpfe verfallen in Jubelarien. Pah, da lobe ich mir den VfLog! Ihr unterstützt die einzig wahren VfL (Achtung: das Pluralisieren von Abkürzungen ist verboten !) bedingungslos und das für jeden ersichtlich. Konsequent, wie Ihr Thomas Broich von der Startseite verbannt habt! Soll er doch nach Köln gehen und sich dort mit den üblichen Floskeln einschleimen! Wir kommen nun in den Genuss von Insua, wir werden No-Look-Pässe sehen, in Gladbach! An dieser Stelle frage ich mich, ob der Begriff „No-Look-Pass“ nicht inhaltlich falsch ist, denn der Spieler guckt ja schon in eine Richtung, nur nicht in die richtige. Aber gut, lassen wir das.

Es wird Zeit, dass es beginnt. Nein, es wird nicht Zeit, dass sich was dreht. Das ist Gott sei Dank vorbei. So einnehmend der sportliche Wettkampf während der Weltmeisterschaft war, so nervend war die Wir-müssen-jetzt-jeden-Tag-feiern-Stimmung in Deutschland. Während dieser Zeit wurden aus Fußballfans Ahnungslose, aus sonst-nicht-Fußballfans noch größere Ahnungslose („Wo spielt Podolski eigentlich ?“ – „Ist mir egal, der ist sooooo süß !“) und in den Medien war Sammelpunkt der Ahnungslosen. Und das sage ich, der Ahnungslose.

SEITENwechsel, lieber Martin.
Beste Grüße,
Mike

1 Kommentar:

ulrich hat gesagt…

Auch wenn Jupp Heynckes vielleicht nicht mit den Leistungen seines Teams hundert Prozent zufrieden ist, er wird seine Mannschaft zur Meisterschaft führen. Noch keine einzige Niederlage ist ihnen widerfahren. Reinhard Schüssler schrieb so schön, dass Leverkusen vielleicht nicht mehr Vizekusen sein wird.