Der VfLog macht sich auf die Spuren einer schier unerklärlichen Leidenschaft, die so manchem Außenstehenden ungläubiges Kopfschütteln abverlangt. Das VfLog-ABC mag mithelfen, sie zu begreifen.
Ver|sa|ger, der; -s, -: jmd., der [immer wieder] versagt, der das Erwartete nicht leisten kann: Der Versager bündelt in sich gewissermaßen alle Emotionen, die ein Fußballspiel auslösen kann, und das sind einige. Er bildet eine Art Synthese, eine Klammer, die die Fans der beiden gegnerischen Manschaften eines Spiels zusammenhält, insofern er sich sowohl für größtmögliche Trauer als auch für unfassbarstes Glück verantwortlich zeigt. Der Versager zeichnet sich dadurch aus, dass er in alles entscheidenden Situationen Nerven zeigt: Er verstolpert die 300%ige Chance zum Ausgleich in der Nachspielzeit, der den Abstieg verhinderte; er bricht sich vor dem historischen Endspiel ohne Einwirken eines Mitspielers im Training den großen Zeh, so dass die Mannschaft ohne ihn chancenlos Zweiter wird; er versucht in der 1. Pokalrunde beim Stand von 1:0 gegen Bayern München in der 90 Minute auf der Linie zu klären, tritt unglücklich über den Ball und verschuldet den Ausgleich in einem Spiel, das nach Verlängerung 4:1 für Bayern ausgeht.
Bekannte und ehrwürdige Versager verdienen sich ihren Ruf aber zumeist im Elfmeterschießen einer wichtigen Partie. So geriert im Prinzip jedes Elfmeterschießen mindestens einen Versager. Sie sind leicht daran zu erkennen, dass alle Mannschaftskameraden im Nachhinein betonen, der Übeltäter sei schuldlos und solle sich keine Vorwürfe machen, obwohl jeder weiß, dass er eben ein Versager ist. In diesem Sinne legendäre und schwer zu übertreffende Versager sind beispielsweise Lothar Matthäus (31. Mai 1984, DFB-Pokalfinale in Frankfurt, Gladbach-Bayern 6:7 n.E.), Roberto Baggio (17. Juni 1994, WM-Finale in Los Angeles, Italien-Brasilien 2:3 n.E.) oder unvergessen Uli Hoeneß (18. Juni 1976, EM-Finale in Belgrad, Deutschland-CSSR 5:7 n.E.), der den Ball wuchtig dem Belgrader Nachthimmel übereignete.
Obwohl Versager natürlich die Schande einer jeden Fußballmannschaft sind, sind sie aus zweierlei Gründen auch schützenswert: Entweder vermögen Sie es, die schmerzlichsten Niederlagen detailreich und minutiös ins Gedächtnis einzubrennen; oder aber der Versager war Mitspieler in der gegnerischen Mannschaft, dann gibt es kaum schöneres, als diese Schadenfreude immer und immer wieder aufs Neue zu reanimieren. In jedem Fall machen sich Versager in einer dramatischen Weise unsterblich.
Bisher erschienen: Verein |
Sonntag, 26. Juni 2005
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