Ver|tei|di|ger, der; -s, -: jmd., der etw., sich, jmdn. verteidigt: Der Verteidiger verteidigt, er versucht, Tore der gegnerischen Mannschaft zu verhindern, bisweilen gelingt es ihm gar, als besonders eisenharter und schwer überwindbarer Spieler eine Art Mythos auszubilden (Jürgen Kohler, Georg Schwarzenbeck), der dem eines Spielmachers oder Stürmers ähnlich ist.
Der Verteidiger bestetzt in der öffentlichen Wahrnehmung jedoch die undankbarste aller Positionen in einem Fußballteam: Er wird, was seine fußballerischen, im Besonderen seine technischen Fertigkeiten angeht, oft belächelt und gemeinhin für ein bißchen dämlich gehalten. Ähnlich wie der Torhüter, dem aber wegen seiner Alleinstellung eher Sympathien und Mitleid entgegengebracht werden, ist es logischerweise der Verteidiger als (vor-)letztes Glied in jeder Mannschaft, der am ehesten für Gegentore verantwortlich, zumeist auch noch an ihnen Schuld ist.
Das Image des Verteidigers ist womöglich der sichtbarste Beweis für den fragwürdigen Intellekt und das mangelnde Spielverständnis des gemeinen Fußballfans. Schließlich ist gut organisierte Verteidigung eine hohe Kunst, und bisweilen macht eine taktisch fehlerlos agierende Abwehrlinie ein vielfaches soviel Freude wie auf der Gegenseite die ein ums andere mal kreativ scheiternden und zunehmend verzweifelnden Sturmreihen, die letztlich womöglich doch noch ein – dann warum auch immer als ‚verdient’ gekennzeichnetes – Siegtor zusammenstochern. Warum beispielsweise ein Offensiv-Feuerwerk à la Real Madrid mehr Begeisterung entfacht wie eine beeindruckend sicher gestaffelte Verteidungstaktik à la Juventus Turin mag sich mir nicht erschließen. Hurra-Fußball jedenfalls fängt hinten an.
Diese Hommage an den Verteidiger weiß natürlich um rühmliche Ausnahmen, erst dadurch gewinnt sie ja erst ihre korrektive Berechtigung: Zum Beispiel erinnern wir uns doch immer noch gern an den ein oder anderen Lapsus unseres Nationalverteidigers Franco Foda und eine Vielzahl ähnlich begabter Kollegen, die uns ein ums andere Mal den letzten Nerv rauben.
"Verteidiger" ist gerade deshalb eine Mannschaftsposition, auf der nur die gefestigsten und leidensfähigsten Strategen langfristig überleben können: Niemand regt sich über einen Top-Stürmer auf, der an einem schlechten Tag nicht ein Mal am gegnerischen Verteidiger vorbeikommt; schafft er es aber dann doch, dem Verteidiger den vom Fuß springenden Ball abzunehmen und zum 1:0-Siegtreffer abzustauben, dann ist klar, wer Schuld ist an der Niederlage; egal wie viele unglaubliche Zweikämpfe der Verteidiger gewonnen, wie oft er seinen Gegenspieler abseits gestellt und den eigenen Stürmer aussichtsreich in Position gebracht hat.
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Montag, 4. Juli 2005
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