Ver|trag, der; -[e]s, Verträge [spätmhd. (md.) vertraht, rückgeb. aus mhd. vertragen = übereinkommen]: Ein Vertrag wird gemeinhin zwischen einem Verein und einem Spieler/Trainer/Manager geschlossen. Er hat eine Dauer von unbestimmt vielen Jahren - Frank Pagelsdorf bei Hansa Rostock hat soeben einen Ein-Jahres-Vertrag unterschrieben, Volker Finke in Freiburg hat hingegen einen geschätzten 40-Jahres-Vertrag (auch: Rentenvertrag).
Der Vertrag regelt Rechte und Pflichten beider Vertragspartner für eine Zusammenarbeit; die beiden wichtigsten Pflichten dürften sein: Der Verein garantiert die Überweisung eines erklecklichen Einkommens, der Spieler/Trainer/Manager verbürgt sich im Gegenzug für sensationelle Leistungen auf/neben dem Platz.
Interessant an Verträgen sind gewöhnlich die so genannten Klauseln oder Optionen (vgl. Peter Pacult: Obduktionen): Pagelsdorf kann es ja nur deshalb relativ egal sein, ob seine Verträge Ein-, Zwei- oder 40-Jahres-Verträge sind, weil er dereinst für sein Engagement in Hamburg eine entsprechend lukrative Klausel hatte raushandeln können: Im Falle einer vorzeitigen Trennung sollten ihm etwa 358 Milliarden Mark (~176 Millarden Euro) zuteil werden. Dass der HSV sich diese Klausel hat aufschwatzen lassen bzw. eine vorzeitige Trennung dann wirklich angestrengt hat, spricht einmal mehr für das überaus pfiffige Hamburger Management. Ein ausdrückliches Lob dafür aber nochmal an den Trainer: Wirklich großer Sport!
Die geläufigste Option ist die Ein-Jahres-Option: Der Vertrag wird vorerst für ein Jahr abgeschlossen, er verlängert sich jedoch automatisch um ein weiteres, wenn bestimmte Saisonziele erreicht werden (kein Gegentor in den letzten 11 Spielen, mindestens Platz 9 am Saisonende, höchstens 10 Saisonsiege zwecks Einsparung von Siegprämien usf.).
Das vielleicht wundersamste an Verträgen ist ihre Laufzeit für den Fall, dass die so genannte intraverträgliche Vertragskommunikation einsetzt. Folgende Konstellation: Hans Behr spielt beim Chemnitzer FC, wird aber zeitgleich von Real Madrid umworben. Was nun einsetzt, sind entweder die Mechanismen der doppelten Verneinung ("Ich werde zu keinem Zeitpunkt nicht zu Real wechseln.") bzw. der doppelten Bejahung ("Ich bleibe, wo ich bin. Ich habe schließlich noch Vertrag!"). Im Ergebnis sind die Strategien dieselben: Hans Behr wird eher heute als morgen seine erste Trainingseinheit in Madrid mitmachen - Vertrag hin oder her.
Bisher erschienen: Verein | Versager | verlieren | VIP | Verteidiger | verdient | Vollpfosten | Vorentscheidung | Vielflieger |
Dienstag, 18. Oktober 2005
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2 Kommentare:
Och Mike... heute nicht in Form? Naja, der nächste wird besser - ich freu mich schon drauf.
Falls man Wünsche äußern darf: Ich würde gern mal was Intelligentes zum Thema "etatmäßig" lesen (wir sind erst bei V, ich weiß)
also, ich find den text klasse. ist fast der beste aus dieser abc-reihe. und 'Etatmäßig' wäre wohl nur bei einem Eintracht frankfurt- oder Energie cottbus-blog denkbar.
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