Sonntag, 24. September 2006

nordlichter

Ein Kollege gestern auf der Pressetribüne der AOL-Arena sprach zwei sehr, sehr wahre Sätze. Der erste lautet: „Ist auch irgendwie langweilig, immer über den Klub zu schreiben, den man eh gut findet!“ Der Klub, den er eh gut findet, ist nicht der HSV, deshalb jubelten wir beide bei Borowskis 1:0 für den SV Werder. Bremen verdient nicht zuletzt deshalb Zuspruch, weil es seit kurzem unter Gladbacher Flagge segelt.

Das hat der VfL aus Osnabrück nun gründlich falsch verstanden. Die 1:3-Niederlage gegen die Amateure des SV Werder lässt – wir sprachen darüber – Erinnerungen an die Tour de Force der letzten Auswärtssaison wach werden. Warum nur? Warum ist es offenbar so schwer möglich, auswärts guten Fußball zu spielen? Antworten müsste einer haben: Claus-Dieter Wollitz.
Sollte er sie haben, darf er sie getrost für sich behalten, intern diskutieren und in zwei Wochen zur Wiedervorlage bringen: In Berlin muss der VfL, will er oben ein Wörtchen mitreden, von grundauf anders auftreten, mehr noch: er muss -trumphen.
Sollte er sie nicht haben, wird das in zwei Wochen und in denen danach offensichtlich werden. Das wäre schlecht.

In der AOL-Arena, im alten Volksparkstadion, nahm das Spiel für den HSV ein besseres Ende. Das 1:1 von Bastian Reinhard war einer der wenigen weiteren Höhepunkte in einem zwar temporeichen und spannenden, nicht aber hochklassigen Bundesligaspiel. Weitere waren:
In der 19. Minute tut sich Werder-Spielmacher Diego mit einem äußerst dummen Foul hervor, so dreist und dämlich, dass Schiedsrichter Wolfgang Stark nicht etwa Gelb zückte, sondern Diego mit einem wunderbar ungläubigen Blick abstrafte.
In der 24. Minute schrie der bemerkenswert jähzornige Vater ein paar Sitzreihen weiter neben seinem etwa zwölfjährigen Sohn ohne jeden Anlass die eventuell wahren Worte: „Hau ab, du Sau. Immer wieder...“
In der 43. Minute fällt auch dem letzten kundigen Zuschauer auf, dass Frank Baumann ein sehr starkes Spiel macht, dass er hinten unglaublich effektiv Zweikämpfe gewinnt und Hamburger Angriffe unterbindet, dass er nach vorn klug das Spiel aufbaut.
In der 47. Minute begann die Sonne auf die Pressetribüne zu scheinen und tauchte die versammelte Journalisten-Schar bis zum Abpfiff in güldenes Licht.

Bleibt nur noch, das Spiel, das Wochenende, womöglich das ganze Leben zusammenzufassen. Der zweite wahre Satz, den der Kollege so unbedacht wie weise sprach, lautete: „Naja, immerhin was für den Teint getan.“

Keine Kommentare: