Auch von Ferne besehen muss man sich erstmal ärgern. Alle werden sich ärgern über dieses 2:2, besonders Andreas Schäfer, der den Endstand durch sein Eigentor kurz vor Schluss erst „ermöglichte“. Ein Dreier in Berlin hätte den VfL immerhin ganz weit nach vorn katapultiert, gerade weil Dresden gestern Abend schon gegen Lübeck verlor. Ein Auswärtssieg, ein nach einem 0:1-Rückstand umgebogenes Spiel, das wäre sehr viel wert gewesen für die junge Mannschaft. Das hätte klar vor Augen geführt, was sie zu leisten imstande ist.
Jetzt prägt Ärger und Frust das Bild. Aus den Versatzstücken „Typisch VfL!“, „Wichtige Spiele gewinnen die nie!“ und „Wollitz raus!“ lassen sich alle erdenklichen Meinungen zum Spiel zusammenflicken. Daran beteiligen wir uns nicht! Wir haben gestern schon mit dem Schlimmsten gerechnet, können nun also mit Bedacht und Augenmaß das 2:2 einordnen.
Sicher, man wünschte sich, dass das Klima in Osnabrück entspannter wäre. So entspannt, dass man sich nach einem Spiel wie dem heute einmal so richtig ärgern dürfte. Aber das geht nicht. Emotionen gehören zwar zum Fußball, und unmittelbar nach Abpfiff sollte man mal laut „Scheiße“ rufen dürfen, doch das ist in Osnabrück leider nicht geboten. Hier tummeln sich derzeit zu viele Nörgler und Ahnungslose, die jedes Wort gern mit Gold aufwiegen und anschließend womöglich meinten, sogar im VfLog bröckelte jetzt auch die Front der grundsätzlichen Zuversicht. Dem ist beileibe nicht so, deshalb zetern wir im Stillen.
Die Mannschaft ist hungrig, jung und unerfahren. Das ist in Spielen wie dem heute Fluch und Segen zugleich. Dass sie sich von dem erneut frühen Gegentreffer und mit der Auswärtsmisere im Gedächtnis nicht hat unterkriegen lassen, spricht für sie. Dass diese Leistung mit einer auf den ersten Blick merkwürdig anmutenden Aufstellung möglich gemacht wurde, spricht auch für sie – und ihren Trainer. Dass es am Schluss trotz Überzahl nicht zu einem Sieg reichte, spricht gegen ihre Cleverness.
Der VfL hat gezeigt, dass Berlin keine Übermannschaft ist. Klar ist aber auch, dass er nicht Woche für Woche erneut versäumen darf, die definitiv verlorenen Punkte gegen Magdeburg und Dortmund zurück zu erobern. Mit sechs Punkten mehr nämlich wäre der VfL Tabellenführer. Wenn Spitzenteams straucheln, muss Osnabrück auch einmal punkten. Sonst erntet die Mannschaft zwar Respekt für starke Leistungen, wird das ganz große Ziel aber verfehlen. Das wäre schade. Zumal es den Dauerpartisanen mit ihren „Typisch VfL!“-, „Wichtige Spiele gewinnen die nie!“- und „Wollitz raus!“-Parolen damit zu leicht gemacht würde.
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