Alles eine große Oper. Beziehungsweise großes Zebra-Balett. Sicher wurde Duisburg-Klubchef Walter Hellmich schon vieles gescholten, tun wir ihm den Gefallen und fügen "Nussknacker" hinzu. Denn nichts anderes ist er. Nachdem Norbert Meier für eine der unterhaltsameren Szenen des letzten Spieltags gesorgt hat, merkt er nun schmerzlich, dass die anderen keinen Spaß verstehen.
Horst Hilpert - Deutscher Meister Nonnenhockey (1987), Europameister Halma (1994) - mag das nämlich gar nicht gern, wenn man in der festlichen Vorweihnachtszeit Nüsse verteilt und sich dabei auch noch schmutzig macht. Einzig Felix Magath in München besaß die Courage, der Siegerjustiz in Frankfurt die Stirn bieten zu wollen. Doch zu spät. Die Nuss ist geknackt.
Nun gilt Norbert Meier in vielerlei Hinsicht höchster Respekt: Selten zuvor hat sich ein Übungsleiter so gekonnt und zielsicher selbst aus dem Amt gekegelt. Nach dem etwas enttäuschenden - wenngleich doch absehbaren - Bundesligastart ohnehin nicht mehr unumstritten, war sein kleiner Nicker mehr als eine Steilvorlage für die Klubführung, die nun also heute souverän einnetzte. Meiers Selbstdemission sucht ihresgleichen. Chapeau dafür.
Und außerdem: Was war das eine schöne Szene, diese kleine Kopfnuss. Was habe ich gelacht! Das - liebe Freundinnen und Freunde des gepflegten Spiels - war einer der wenigen Momente wirklich großen Fußballs vom vergangenen Spieltag. Genauso wie die paar süßen Feuerwerkskörper am Vorabend bei Dresden-Cottbus.
Nun bedarf meine Vorliebe für diese Art Amusement natürlich der allumfassenden Entrüstung, sonst wäre alles nur halb so komisch. (Darum erscheint dieser kleine Post auch nicht im Spiegel oder der Süddeutschen Zeitung, sondern in unserem kleinen Familienblog.) Schließlich will ich auf das versammelte Kommentatoren-Salbader à la "Sowas hat bei einem Fußballspiel nichts verloren", "Das sind jetzt ganz unschöne Szenen, die sich hier abspielen, das hat dieses Spiel nicht verdient", "Das hat mit Fußball nichts, aber auch gar nicht mehr zu tun" keinesfalls verzichten. Genau das ist ja das Salz in der kleinen Nusssuppe. Chapeau also.
Und all ihr anderen: Womöglich müssen doch die Furiosen Fünf zurückkommen, damit wir mal wieder etwas mehr Spaß bekommen an Spieltagen, an denen auf dem Platz nichts los ist. Jedenfalls solange, bis die versammelte Sportjournalie einen etwas seriöseren und weniger opportunistischen Umgang mit derlei Themen gelernt hat.
Donnerstag, 8. Dezember 2005
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3 Kommentare:
Gemeint ist wohl eher Horst Hilpert, nicht Klaus, oder?
Du hast natürlich vollkommen recht. Wird sobald als möglich geändert. (Nebenbei: Klaus Hilpert als Chefankläger wäre auch eine reizende Vorstellung...)
Opportunismus hin oder her. Dummheit wird auch nicht dadurch besser, dass sie sich als Minderheitenmeinung geriert.
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