Die Tapete ist rot, das Bier schmeckt. Das Lokal ist halb gefüllt, ein schönes Lokal. Die Musik ist angenehm nebenbei. Beim Chinesen eben lief keine Musik, auch gut. Im Fernsehen vorher im Hotel spielte Hertha gegen Nikosia. Irgendwie hat Hertha gewonnen. Drei zu eins, vielleicht auch vier zu eins. Vielleicht auch zu null. Wen interessiert das schon.
Hertha gegen Nikosia oder Leverkusen irgendwo anders sind grundsätzliche Gründe für einen Abend ohne Fußball. Mein lieber Freund Martin geht gemeinhin ausgesprochen eigen mit dem Gebrauch des Wortes "tragisch" um und mokiert sich mehrmals pro Woche darüber, wie tragisch gemeinhin andere Mitmenschen mit dem Wort "tragisch" umgehen. Ich übrigens sagte Martin gestern: Der Mensch an sich ist ein eher unangenehmer Zeitgenosse. Wir haben beide recht.
Wie dem auch sei: Tragisch ist ein solcher Abend allemal. Die bewusste Entscheidung gegen Fußball ist notwendig auch eine bewusste Entscheidung gegen die Freuden des Lebens. Trotzdem ist Fußball nicht Berlin oder Leverkusen. Es wird aber suggeriert, es müsste so sein. DSF tut zum Beispiel so, aber auch Berti Vogts, der sogar mal in Leverkusen Trainer war. Tragisch also die Einsicht, dass Fußball und Freude sich in manchen Fällen abstoßen. Tragisch, trotz des schönen Lokals.
Genau besehen können Menschen aus Leverkusen und Berlin das Wort "tragisch" gar nicht korrekt gebrauchen. Sie sind davon erlöst. Tragik nämlich erfordert ja generelle Ausweglosigkeit. Generelle Ausweglosigkeit ist ein Stadium, das in Leverkusen und Berlin schon Lichtjahre überschritten ist. Fußball ist keine Kategorie mehr, in der dort gedacht wird. Wo VfL ist, wird noch Fußball gedacht. Wo Fußball als Leverkusen oder Hertha verpackt wird, ist Ausweglosigkeit bei den anderen. Und Tragik. Ob in einem schönen oder unschönen Lokal, ob mit Musik oder ohne. Der Abend ist ohnehin nicht mehr zu retten. Und die Tage bis Samstag auch nicht.
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