Mittwoch, 21. September 2005

borussia deutschland

Und jetzt? Ich bin etwas ratlos. Uneingeschränkt jubeln kann ich jedenfalls nicht nach dem Spiel gestern, nach einer weiteren desaströsen ersten Halbzeit. Zu sehr motzen will ich aber auch nicht, die zweite Halbzeit war ja wirklich (weitgehend) beeindruckend anders, der Sieg zwar glücklich, aber ein Sieg. Besonders freut mich das Tor von Thomas Broich, dem ich den Erfolg von Herzen gönne. Und alle anderen kritischen Worte würden als die eines Missgünstigen ausgelegt, daher schweige ich lieber.

Ansonsten vermehrt sich der Eindruck, dass Borussia beeindruckt von den Bundestagswahlen nun auch zerrissen auftreten möchte wie unser Land: Eine Halbzeit so, die andere so, Trauma und Traum lösen sich immer wieder gegenseitig ab. Wie es mittelfristig weitergeht, wird man wohl erst in einigen Wochen wissen, bei Borussia wie der Republik. Bis dahin, soviel ist sicher, bleibt es spannend.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

So viele Namen sind in all den Kommentaren zuvor gefallen, gelobt, getadelt und gegangen worden. Einen jedoch habe ich schmerzlich vermisst. Einen, der allerallerspätestens seit gestern abend wirklich uneingeschränktes Lob verdient. Einer, dessen Verpflichtung sich wirklich gelohnt hat. Einer, der die wichtigen Dinge in die Hand nimmt - nämlich die Schüsse von Borussias Gegnern.
Lieber Herr Bush, im VfL-Tor steht der lebende Beweis dafür, dass Amerikaner keine Angreifer sind! Ohne Kasey - und ich kann mir den Kalauer einfach nicht verkneifen - stünden wir derzeit im Keller.

Gruß,
Tim

Anonym hat gesagt…

So,

jetzt ist es auch mal Zeit für meinen Senf, den ich zur Thematik abgeben kann, weil der Verfasser der romantischen Köppel-raus-Saga am Dienstag seinen VIP-Logenplatz nicht einnehmen konnte (ein nachgerade wontorraeskes Outing, nicht wahr?) und ich deshalb auf seinem Sitz in den Genuss kam, die Borussia bei einem Lachsschnittchen spielen zu sehen, während um uns herum das Proletariat für die passende Hintergrundstimmung sorgte.
Mich hat dieses Spiel trotz des Ergebnisses endgültig davon überzeugt, dass Martin mit seiner Forderung Recht hatte. Die Leistung in der 1. Halbzeit war so unter aller Würde, dass das Publikum - zurecht - bei jeder Ballberührung (der Borussia, wohlbemerkt) angstvoll raunte. Bremen war einfach um mehrere Klassen besser und Lisztes der Totalausfall des Jahrhunderts. Dass das Spiel gedreht wurde hängt von einer kämpferischen Steigerung ab und von Glück, wozu es nicht einmal des anschaulichen Baumann-Beweises bedurft hätte.

Ganz bestimmt nicht hat jedoch Horst Köppel dazu beigetragen. In der Sportsbar hatte ich nach dem Spiel noch die Gelegenheit, mir die Pressekonferenz und zwei weitere Interviews mit Horst Köppel anzuhören und was er dabei von sich gab, entlarvte, dass er kein klares Konzept hat, das Hoffnung auf Kontinuität in der Zukunft machen könnte. Unter ihm wird es nie mehr als ein von-der-Hand-in-den-Mund geben. Das mag zum Überleben reichen, aber nicht zu dem, was für die meisten von uns 'unsere' Borussia ausmacht.

Nur ein Beispiel von der PK: "Natürlich habe ich noch daran geglaubt. Da müsste ich ja ein schlechter Trainer sein, wenn ich nicht an den Erfolg meiner eigenen Mannschaften glauben würde." ... 2 Minuten später... "Gehofft hatte ich darauf natürlich schon noch, aber daran glauben konnte ich nun wirklich nicht."
Ich fürchte, das sagt mehr aus, als uns lieb sein kann.

Jan