Donnerstag, 17. Februar 2005

bye bye, bvb

Dass es nur eine Borussia gibt, ist für Kenner der Szene nichts besonders Neues. Wenn es denn alles mit gerechten Dingen zuginge, dann könnte dieses schöne VfL-Volkslied bald sogar Wahrheit werden. Wie heute mal wieder schonungslos offenbar wurde, ist Borussia Dortmund auf dem besten Weg in die Insolvenz.

Am Morgen hatte der Verein in einer Pflichtmitteilung bekannt geben müssen, dass die finanzielle Situation existenzbedrohende Ausmaße angenommen hat: Ein Halbjahresverlust von 27,2 Millionen Euro im aktuellen Geschäftsjahr, ein Gesamtfehlbetrag von 68, 8 Millionen, dazu bis Ende Juni noch Verbindlichkeiten in Höhe von 29,7 Millionen.

Für jeden anderen Verein wäre das Ende viel eher gekommen, das ist wohl keine besonders kühne Prognose. Selbst verhältnismäßig renommnierte Clubs wie Hamburg, Leverkusen oder Berlin hätten wohl nur schwerlich ein Standing in der DFL gehabt, das es erlaubt hätte, trotz solch desaströser Zahlen weiter in der höchsten Spielklasse bzw. im Profifußball überhaupt mitkicken zu dürfen. Vor der Saison sei darüber intensiv beraten worden, so viel ist zu hören bei der DFL. Das Ergebnis war genauso wenig verwunderlich wie vorhersehbar: Keine spürbare Sanktion, keine sichtbaren Auflagen, keine Strafe wie bspw. der Punktabzug für Kaiserslautern in der vergangenen Saison.

Auch jetzt verlautet überall wieder unisono: Dortmund müsse der ersten Liga erhalten bleiben, ein Verein mit diesen Fans und diesem Umfeld dürfe nicht auf diese schäbige Weise von der Bildfläche verschwinden, immer gern genommen auch der Hinweis, der BVB sei als Imagefaktor für NRW unbezahlbar.
An dieser Stelle sollte eine Frage weiterhin erlaubt bleiben: Warum? Oder besser: Warum nicht? Warum wird dem BVB nicht das gleiche Verfahren mit den gleichen Folgen gegönnt, wie anderen Vereinen in ähnlichen Situationen?
Ähnlich wie die BVB-Bewahrer, so scheint es mir, argumentieren bereits seit Jahren die Arbeitgeber, wenn es um Steuererleichterungen und Gewinnvermehrung geht: Immer mehr erleichtern, immer mehr vermehren lassen, dann gibt's neue Arbeitsplätze. Das hat bisher nicht funktioniert, wird künftig nicht funktionieren, hält aber die entsprechenden Lobbyisten nicht davon ab, weiterhin das Funktionieren zu predigen - und damit sogar noch gehört zu werden.

Beim BVB nimmt die Debatte ähnlich Fahrt auf: Die Wortfüher der Reichen und Mächtigen in DFL und DFB machen in Druchhalteparolen und stellen den einmaligen Wert und Nutzen der Borussia in Liga Eins heraus. Langfristig werde alles gut, und wir alle brauchten die Borussia.
Genau das bezweifel ich. Niemand braucht die Borussia, außer sie selbst und wenige andere, die gern gemeinsame Sache mit ihr machen im Club der vermeintlich Großen - das sind die vermeintlich gewichtigen Gründe, wieso jetzt abenteuerlicherwiese sogar eine Landesbürgschaft in Gespräch gebracht wurde. Gott sei Dank kann der verantwortliche Minister Michael Vesper darüber genauso herzlich lachen.

Letztlich wird alles so laufen wie immer: Der BVB wird von denen gestützt, die die Definitionsmacht darüber haben, dass diese Hilfe gut und richtig ist. Alle kleineren, damals und künftig weniger potenten Vereine fühlen sich zurecht geschnitten. Allerdings auch nicht zum ersten Mal.
Dennoch: Wieso es Not tut, dem BVB immer und immer wieder Zugeständnisse zu machen, die für die meisten anderen Clubs schlichtweg undenkbar sind, und den Verein offenbar um jeden Preis 'retten' zu wollen, bleibt schleierhaft.

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