Wie er gejubelt hat! Für jeden im Stadion war sichtbar, wie viele Kilo schwere Steine ihm in diesem Moment vom Herzen fielen: Nico Frommer, der viel Gescholtene und oft Kritisierte, schließt den x-ten guten VfL-Angriff in der 47. Minute erfolgreich ab - und hämmert den Ball zum 1:0 ins Netz. Niemand anderem in diesem Team war dieser wichtige Treffer so sehr zu gönnen. Und niemand anderem war das 2:0 so sehr zu gönnen wie Pierre de Wit, dem Langzeitverletzten, dem Unglücksraben, der ein furioses Solo in der 76. Minute eiskalt und ebenfalls mit seinem ersten Saisontor abschloss. 2:0 gegen Kaiserslautern. Eine nächste wichtige Stufe zur großen Sensation ist mutig erklommen.
Der VfL spielte von der ersten Minute so wie eine Mannschaft, die weiß, was sie kann: Druckvoll und schnell nach vorn, oft über die Außen mit steilen Pässen in die Spitze, hinten aggressiv. Dass die Mannschaft nach den Rückschlägen von Augsburg und St. Pauli erneut aufgestanden ist - so wie es Pele Wollitz immer angekündigt hat -, dass sie ohne Wenn und Aber auf Sieg spielte, ohne Angst und Schrecken, das ist mehr als bemerkenswert. Eine Mannschaft, die in kritischen Momenten derart siegesgewiss und souverän zu Werke geht, hat man in Osnabrück eine Zeitlang nicht gesehen, insofern ist vielleicht zu erklären, warum in der vergangenen Woche so schnell die Unken riefen. Jetzt sollten sie verstummen und gewiss sein, dass man sich auf dieses Team offenbar verlassen kann.
Überraschend war, dass der VfL den Ball in der Regel eben nicht - wie vom Premiere-Reporter mehrfach gemutmaßt - ideenlos nach vorn drosch, sondern versuchte, den Gegner mit klugem Offensivspiel zu überlisten. Heraus sprangen einige gute Chancen, die Rouwen Hennings, Thommy Reichenberger und der anfangs erneut unglückliche Frommer bisweilen kläglich vergaben. Schwach und extrem ungefährlich waren einzig und wieder einmal die Standardsituationen und Flanken, von denen eins gewiss nicht ausgeht: Gefahr.
Bestnoten im lila-weißen Dress verdienten sich Matthias Heidrich, der ungeheuer umsichtig und ruhig nach hinten und vorn arbeitete, und Pierre de Wit, der einige Chancen phänomenal vorbereitete und später... Schließlich aber standen aller VfLer auf dem Zaun - und dort gehörten sie nach einem solchen Spiel auch alle hin.
Es bleiben:
* Thomas Berbig, Torhüter. Gute Leistung, guter Mann - der sich heute einen Namen gemacht hat.
* Gerry Ehrmann, der nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen rumtrödelte und - Gott sei's gedankt - immer noch seine hippen, hautengen Torwarthosen (lang) trägt.
* Rolf Fuhrmann, eine Legende. Man muss diesen schnodderigen Premiere-Mann einfach lieben, der ungewollt den Eindruck macht, als interessiere in der ganze Fußballkram einen feuchten Dreck, und dabei zum Juwel bester Unterhaltung wird. Phänotypisch offenbar eng verbandelt mit dem nicht minder fulminanten n-tv-Moderator Manfred Bleskin, ist Fuhrmann von nunan bitte öfter zum VfL abzustellen.
* Sechs Punkte Vorsprung vor dem Abgrund. 11. Platz. Was für eine tolle Ausgangssituation!
Es fehlt:
* Die Nordkurve. Eine angemessene Bühne war dieses Fußballfest für den Abschied von einer architektonischen Ikone. Behalten wir sie, mit einer Träne im Auge, in Erinnerung. So archaisch wie bis heute wird Fußball nie mehr sein an der Bremer Brücke. Bye, bye Nord. Schau dir künftig die VfL-Spiele gemeinsam mit dem Bökelberg aus dem Fußballhimmel an!
Montag, 31. März 2008
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