Schade ist, dass der FSV Frankfurt aus schleierhaften Gründen zögert, die Pressekonferenz vom Spiel am Sonntag ins Internet zu stellen. Das ist sicher nur Zufall und hat nichts mit dem heiteren Schlagabtausch zu tun, den beide Trainer sich nach Abpfiff boten. Bedauerlich wäre, wenn dieses Zeugnis unterschiedlicher Kampf-Strategien dauerhaft unzugänglich bliebe, schließlich hatten wir uns, wie sich das für einen modernen Familienblog gehört, doll Mühe gegeben, die vorerst verborgene Kontroverse trennscharf herauszuarbeiten, auf dass sie einjeder verstehe.
Fragen stellen, und zwar nach mehr als dem Stellungsspiel von Spieler XY oder verlorenen Kopfballduellen von Akteur WZ, das tun Sportjournalisten selten. Warum, ist nicht bekannt. Das zu erfahren, müssten sie sich ja einander selber: Fragen stellen. Jedenfalls opferten wir uns und liefern dem DSF gern seinen Stoff für einen anberaumten Versöhnungsgipfel.
Nachfrage 1 sorgte bei Pele Wollitz für einigen Ärger; es sei nicht sein Stil, Fußball mit Krieg zu vergleichen, und mit Menschen, die das täten, könne er sich nicht identifizieren; er sei darüber hinaus überrascht, dass DFL und DFB darauf seinerzeit nach dem Hinspiel in Osnabrück nicht reagiert hätten.
Grummeln und "Unverschämtheit"-Rufe bei den Frankfurt-Fans unter den Journalisten bzw. den als Journalisten getarnten Frankfurt-Fans, wer auch immer sich im Medienraum einen Kaffee genehmigte.
Nachfrage 2 brachte dann FSV-Trainer Tomas Oral in die Bütt; es sei "absolut schwachsinnig, was Herr Wollitz hier fabriziert", er habe Herrn Wollitz' Handschlag 35 Jahre nicht gebraucht, und er werde das sicher auch noch die nächsten 35 Jahre aushalten.
Unabhängig von allem, was ihre Schützlinge an diesem Sonntag schon zu Wege gebracht hatten: Großer Sport.
Dabei konnte sich sogar das, was vorher auf dem Platz stattgefunden hatte, über weite Strecken sehen lassen. Das Spiel war unterhaltsam, und die zweitligareife Kulisse (siehe Foto unten) wartete dank vieler Torchancen völlig unverdient 91 Minuten lang auf den genauso unverdienten Treffer des Tages. Frankfurt, das es allein in der ersten Viertelstunde auf acht Ecken brachte, hätte nach der starken Anfangsphase gut 2:0 führen können. Osnabrück hätte, der gleichen Logik folgend, nach 70 Minuten 2:4 führen müssen. Mit dem Tor in der Nachspielzeit hätte Frankfurt dann den verdienten 3:4-Anschlusstreffer geschafft, die Zuschauer hätten ein sensationelles Spiel gesehen und wohl nicht einmal die FSV-Fans Grund zu allzu großer Klage gebabt.
Doch alles lief so wie zuletzt immer beim VfL. Unglücklich, in entscheidenden Situationen womöglich auch unclever und schließlich unbefriedigend: Wollitz gratulierte also "der Mannschaft des FSV Frankfurt" zum Sieg gegen seinen VfL, bescheinigte "der Mannschaft des FSV Frankfurt" einen Lauf, über den sie sich freuen könne, und wünschte "der Mannschaft des FSV Frankfurt" viel Erfolg im Abstiegskampf. Wie es weiterging, ist bekannt.
Weiterhin nicht bekannt ist, wie es mit dem VfL weitergeht. Ein Sieg gegen Ingolstadt am kommenden Sonntag scheint überlebenswichtig. Zuletzt derart unter Druck stand die Mannschaft im Finish der vergangenen Saison, als ihr sieben Spiele lang kein Sieg gelungen war. Damals konnten die Spieler gut mit dieser Situation umgehen, ihr Trainer hatte trotz allem Siegertypen aus ihnen gemacht, und im entscheidenden Moment gelang der Befreiungsschlag.
Es spricht nicht viel dagegen, dass das auch diesmal gelingen kann. Es sind immerhin erst fünf Spiele ohne Sieg. Was allerdings auch stimmt: Die Mannschaft vergibt jede Woche auf's Neue zahlreiche beste Torchancen. Und: Irgendwie scheint es, als habe das Team nicht den ungebrochenen Willen der letzten Saison. Ihn wieder nach außen zu kehren, ihn in Körpersprache, Spielwitz und mutiges Powerplay zu transformieren, das ist in dieser Woche die schwierigste Aufgabe für den Trainer. Doch spricht genauso wenig dagegen, dass ihm das auch diesmal gelingen kann. Verdient wäre es allemal.
Montag, 23. Februar 2009
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2 Kommentare:
http://www.dsf.de/#dsfchannel/Hattrick-2.Liga/Video/1831_wollitz_vs._oral_-_die_2._runde
da gibts den "entscheidenden Teil" der PK.
Ganz großes Tennis!
Und ich hatte mich schon auf ein kleines Schläfchen in der PK eingestellt, aber das wußte der Autor ja gekonnt zu verhindern :-)
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