Hier, im unangefochten drittschönsten Stadion Deutschlands, hätte vor nicht allzu langer Zeit beinahe das Fußballspiel des Jahres stattgefunden. Leider wurde es dann nur eines, währenddessen Zinedine Zidane wegen eines ehrwürdigen Kopfstoßes des Feldes verwiesen wurde und Italien Weltmeister.
Hier, im Olympiastadion in Berlin, ist man dennoch gern, selbst wenn nur Hertha gegen Nürnberg spielt. Dieses Stadion ist einfach wunderbar, selbst wenn es mit nur 41.000 Zuschauern spärlich gefüllt ist. Doch noch mehr Gründe sprachen für einen Besuch: Gestern war Borussia-Legende Hans Meyer mal wieder zu Gast, und die Hertha ist nächster Pokalgegner des VfL.
Hans Meyer. Natürlich wird sein Kultstatus überstrapaziert. Trotzdem bleibt er ein willkommener Farbkleks im Bundesligatrainer-Einerlei. Frage: "Herr Meyer, Sie hatten, wenn ich richtig informiert bin, gestern Geburtstag. Ein Geschenk hat Ihnen Ihre Mannschaft mit der Niederlage heute wohl nicht gemacht, oder?" Antwort: "Ich werde dem nachgehen!" Das ist hohe Schule. Doch Meyer überzeugt auch fachlich. Er hat dem 1. FC Nürnberg einen Stil verschrieben, der staunen lässt. Besonders das schnelle Konterspiel aus einer sehr stabilen Defensive ist sehenswert. Marek Mintal als unangefochtener Spielmacher zieht effektiv die Fäden, aber auch vermeintliche Ergänzungsspieler wie Ivica Banovic fügen sich fabelhaft in das System. Natürlich bleibt Nürnberg kein besonders bemerkenswerter Klub. Hans Meyer hat es aber immerhin verstanden, die Nürnberger aus der Liga der Unsympathen heraus zu führen. Mit oft sehenswerten Kombinationen und gutem Fußball. Verloren haben sie gestern trotzdem.
Hertha. Was lässt sich über Hertha schon sagen. Die Nummer Vier in Berlin eben, nach Union, Dynamo und Blau-Weiß 90. Mit einem verwunderlich souveränen Marko Pantelic. Einem erheiternden Unsicherheitsfaktor Dick van Burik. Nicht unbedingt die stärkere Mannschaft, aber jene, die aus zwei fragilen Chancen zwei Tore macht. Das ist effektiv, schön ist es oft nicht. Insbesondere nach dem Nürnberger Ausgleich waren die Berliner zwanzig Minuten komplett geschockt, ohne noch irgendwelche Akzente zu setzen. Dann jedoch fiel aus heiterem Himmel das 2:1. Was heißt das für den VfL? Erstens: Hertha ist eine ausgesprochen unangenehme Mannschaft, die unschön, aber aggressiv spielt und die Tore schießt, auch ohne sie sich zu verdienen. Zweitens: Hertha kommt dem VfL-Spiel durchaus nicht ungelegen. Ähnlich wie Nürnberg spielt auch der VfL aus einer kompakten, gut gestellten Defensive und versucht, mit schnellen steilen, meist diagonalen Pässen in die Spitze Tempo nach vorn zu machen. Blitzschnell soll es gehen; Nouri in die Spitze auf Reichenberger, der zurück auf Nouri; nach außen auf Aziz. Flanke. Menga und Reichenberger lauern vorn. Genauso hat auch Nürnberg die Hertha-Defensive das ein oder andere Mal in Verlegenheit gebracht. Leider ohne daraus Kapital zu schlagen. Wenn der VfL das anders macht, könnten die Lila-Weißen Hertha Probleme bereiten.
War da noch mehr? Ja. Der wunderbare Satz meines Sitznachbarn angesichts der 1:0-Führungen von Cottbus in Bremen und Bielefeld in Dortmund: "Diese Liga ist so schlecht, da kann wirklich jeder gegen jeden gewinnen." Und: Glückwunsch an Hannover 96. Der Trainerwechsel von Peter Neururer zu Dieter Hecking hat sich ja so richtig bezahlt gemacht. Toll!
Live von woanders gibt es regelmäßig im VfLog. Unter anderem waren wir auch schon in Münster, St. Pauli, Hamburg oder Hannover.
Sonntag, 5. November 2006
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