Das wäre so ein Spiel gewesen, das man gewinnt, und nachher sagen alle: Mensch, ein Riesenschritt. Wir sind wirklich wer! Wir können uns auf unsere Stärke verlassen, wir sind souverän. Der VfL hat so ein Spiel in Kiel relativ unspektakulär 0:2 verloren.
Da die anderen Spitzenteams auch nicht besser waren, steht Osnabrück zumindest bis morgen noch am Platz an der Sonne. "Diese Liga ist so schlecht, da kann wirklich jeder jeden schlagen", das sagte vor ein paar Tagen ein Kollege über die Bundesliga. Womöglich gilt das auch für die Regionalliga. Oder ist das Gegenteil der Fall: Die Liga ist so stark, dass jeder jeder schlagen kann?
Ein nächstes Ruhmesblatt ist heute jedenfalls nicht am lila-weißen Baum gewachsen. Die Mannschaft hat es leider versäumt, das Millionenpublikum in der Sportschau für Werbung in eigener Sache zu nutzen. Insgesamt wirkte sie recht leblos. Vielleicht darf sie das einmal, nach vielen tollen, vielen starken Auftritten. "Wir stehen wieder auf", versprach Pele Wollitz nach Abpfiff. Das mag gegen die nächsten Gegner, die Reserve des anderen VfL und Rot-Weiß Ahlen, verhältnismäßig leicht fallen. Immerhin das ist beruhigend.
Beim Pokalspiel gegen Mönchengladbach dauerte das Zittern etwa 96 Minuten, dann endlich hatte der Schiedsrichter ein Einsehen, bahnte dem lila-weißen Jubel seinen Weg und pfiff ab. 96 Minuten Nervosität, 96 Minuten Bangen. Das war ein hartes Stück Arbeit, auch auf der Tribüne. Wie es aussieht, war das jedoch nur der Anfang. Es gibt nicht nur einen oder zwei Konkurrenten in der Regionalliga, es gibt nahezu zehn, und keiner scheint dem anderen eine Nase voraus zu haben, jedenfalls nicht nachhaltig. Die beiden Teams, die im Mai den Aufstieg packen, werden bis zuletzt zittern und bangen und nervös sein - und mit Rückschlägen umgehen lernen. So sieht es jedenfalls heute aus. Eine absolute Nummer Eins gibt es in dieser Liga nicht.
Das wirklich sympathische an alldem: Der VfL braucht keinen religiösen Schmalspurbarden, der Bindesweisheiten predigt; jeder im Klub hat von vornherein gewusst, dass dieser Weg kein leichter sein wird. Man muss bitter flehen, dass es auch der lila-weiße Anhang ohne musikalische Allgemeinplätze begreifen möge.
Und: Der VfL orientiert sich am wirklichen Leben. Kein himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt, kein schwarz oder weiß, sondern von allem etwas, gesundes Mittelmaß eben. Wenn es dieses mitreißende Mittelmaß sogar zum Tabellenführer bringt, dann ist der VfL ohne Frage ein toller Verein. Auch nach einer Niederlage in Kiel.
Samstag, 18. November 2006
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