Nach dem verkorksten Bundesligastart, hatte man sich in Gladbach gedacht, wenigstens im UEFA-Cup gut spielen, Sympathien zurück gewinnen, die Gruppenphase überstehen. Doch nichts war es damit. Auch im vierten Spiel kein Sieg, der doch zum Weiterkommen gereicht hätte. Kein schlechtes Spiel, nein. Im Gegenteil eine Fohlenmannschaft, die Leidenschaft erkennen ließ. Doch trotzdem nur ein 2:2 im deutsch-deutschen Duell und (Nieder-)Rheinderby gegen Bayer Leverkusen, das nun - gemeinsam mit Werder Bremen, das aus der Champions-League dazustößt - die deutschen Fahnen im UEFA-Cup hochhält.
Vor zwei Wochen noch bot die Mannschaft von Jupp Heynckes bem 0:2 gegen Brügge grausamen, ängstlichen und nervösen Fußball, das war gestern Abend anders. Obwohl auswärts, spielte das Team energisch und oft sogar mit Spielwitz, aber natürlich wieder viel zu wenig zwingend. Bestnoten verdienten sich Federico Insua, der immer mehr der zu werden scheint, den man in Gladbach eigentlich schon zu Saisonbeginn eingekauft zu haben wähnte, nämlich ein Spielmacher, ein Fädenzieher, der zudem noch gefährlich vor dem Tor ist; und, nach seiner Einwechslung, der zuletzt doch beachtlich harmlose Oliver Neuville, der gestern allen zeigte, warum er Nationalspieler ist. Die beiden waren es denn auch, die Gladbach zwei Mal in Führung schossen.
Das 1:0 markierte Insua in der 33. Minute nach herrlichem Zusammenspiel mit Kaspar Bögelund und einem nicht minder sehenswerten Doppelpass mit Kahe. Dazu gehört sicher Glück, doch wenn man das Glück hat, fällt eben so ein Traumtor. Bayers Torwächter Hans-Jörg Butt, der bis dahin einige Male nicht auf der Höhe war und patzte, traf beim Gegentreffer keine Schuld. Gladbach jubelte, sogar - verhalten - Jupp Heynckes, und sieben Minuten hatten alle das Gefühl: Da könnte heute was gehen. Auswärts, wohlgemerkt.
Dann kamen Simon Rolfes, Paul Freier und Athirson. Auch wenn es, abgesehen von Wolfsburg, keine grauere Maus in der Bundesliga gibt als Leverkusen; zumeist haben sie doch immer so gute Einzelspieler, dass sie sich irgendwie immer durchwurschteln können. Das, was in Minute 40 auf Kasey Kellers Tor zurollte, war denn die adäquate Antwort auf die Gladbacher Führung. Dass Athirson aus 12 Metern direkt in den rechten Winkel schoss, war dabei nicht einmal das Sehenswerteste.
Unentschieden zur Halbzeit, gewonnen hatten bis dahin aber immerhin die Zuschauer, die ein wirklich unterhaltsames UEFA-Cup-Spiel sahen; eines, das diesem Wettbewerb gebührt. Vielleicht ist genau das, nämlich die eigenen Fans trotz der Enttäuschung am Ende einmal wieder mehr als versöhnt zu haben, schlussendlich auch wichtiger als ein Weiterkommen. Anhänger, die im Abstiegskampf wie eine Eins hinter Jupp Heynckes und seinem Team stehen, sind womöglich wichtiger als eine weitere Runde im internationalen Wettbewerb.
Das Publikum in der ausverkauften Bayarena sollte auch im zweiten Durchgang auf seine Kosten kommen. Wieder ging Gladbach in Führung. Sechs Minuten nach Wiederanpfiff war es einmal mehr Insua, der Neuville fabelhaft in Szene setzte. Aus 14 Metern direkt abnehmen und aus der Drehung Keeper Butt überwinden, mit einem flachen Schuss in die rechte Ecke, das hingegen musste Neuville schon noch selbst besorgen. Gladbach führte, und hätte man in den nächsten Minuten, in denen Leverkusen sichtlich konsterniert war, etwas konzentrierter und cleverer gespielt, dann wäre vielleicht das 3:1 gefallen und der Sack zu gewesen. Statt dessen kam Bernd Schneider, der in der 73. Minute einen Abpraller zum Ausgleich nutzte.
Jupp Henyckes schien nach dem Spiel gelöst, und irgendwie hatte man den Eindruck, als sei er erstmals in dieser Saison wirklich zufrieden. Heynckes sagte, dass "wir deutlich besser in der Tabelle" stehen würden, "wenn meine Mannschat so wie heute auch öfter in der Bundesliga gespielt hätte". Doch das sei nichts, was wie von alleine gehe. "Wir brauchen Zeit, das habe ich immer gesagt. Und die werden wir uns nehmen!" Was wie eine Drohung klingt, Vorstand und Fans werten es mehr und mehr wie ein Versprechen, für das man dankbar ist in Gladbach.
Morgen Abend schon erwartet ein weiterer VfL die Borussia. Im Ruhrstadion geht es um eine Menge, Gladbach würde sich mit einem Sieg gegen Bochum zumindest etwas Luft nach unten verschaffen und könnte darüber hinaus die Abstiegsränge der VftabelLe verlassen. Mit einer Leistung wie der gestern in Leverkusen kann das gelingen. Der erste Auswärtssieg der Saison und der erste Sieg in Bochum seit elf Jahren wären sicher hilfreich, um das Ausscheiden im UEFA-Cup leichter zu nehmen.
Für die Zwischenrunde qualifiziert haben sich übrigens neben Leverkusen noch Tottenham Hotspurs und Dinamo Bukarest. Gegen all die hat Gladbach nicht verloren. Damit hat die Borussia die Gruppenphase immerhin nicht wie Frankfurt in Gruppe H als Tabellenletzter abgeschlossen. Brügge war ob des miserablen Torverhältnisses noch schlechter.
Solange Eintracht Frankfurt im Europapokal mitspielte, war für uns aus Prinzip auch die Borussia dabei. Alles andere wäre dem Ansehen des deutschen Fußballs im Ausland abträglich gewesen. Nach Frankfurt ist jetzt auch Gladbach ausgeschieden und in der Gruppenphase gescheitert, die die Mannschaft von Jupp Heynckes erreicht hatte, weil sie im September ZSKA Sofia ausschalten konnte.
Donnerstag, 14. Dezember 2006
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