Portugal ist ein genau so schönes Land wie Frankreich. Es ist immer angenehm warm, es gibt Berge und Meer, eine wunderschöne Hauptstadt, und auch die Portugiesen sind entspannte Zeitgenossen, die sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen und die wissen, das Müßiggang der Sinn des Lebens ist.
Nur ganz selten schwingen sich empor und schlagen Schlachten, nur wenn es sich nicht verhindern lässt. Und wenn der Gegner, der Feind, hinreichend unsympathisch ist. Heute hat Portugal einen wunderbaren Kampf gewonnen, aber die Schönheit, die Eleganz dieses Sieges wird erst deutlich, wenn man umgekehrt formuliert: Heute hat England mal wieder ein wichtiges Spiel verloren.
Danke, Portugal. Traurige Fans von der Insel, Tore ins Herz der Engländer, bestensfalls dann, wenn diese - als Zeichen vermeintlicher Stärke - mal wieder ihre Nationalhymne auf den Rängen zelebrieren, verschossene Elfmeter im Angesicht der eigenen Unzulänglichkeit - was gibt es Schöneres! Wieder wähnten sich die Engländer als designierter Weltmeister, wieder fahren sie frühzeitig heim.
Fußballgott, du bist wunderbar! Du warst es auch, der dem Schiedsrichter beim vorentscheidenden Elfmeter die Chuzpe verlieh, einen bereits verwandelten englischen Strafstoß wiederholen zu lassen und auf diese Weise einen neuen Versager zum Leben zu erwecken. Mögest Du den Thommys nun die Kraft geben, ihre altbekannten Klagelieder anzustimmen, ihr larmoryantes Selbstmitleid auszuleben. Sicher, ihnen ist übel mitgespielt und sie sind benachteiligt worden, zu Unrecht ausgeschieden, waren die bessere Mannschaft, werden von den Schiedsrichtern nicht gemocht usf.
Wieder einmal macht uns dies alles große Freude. Und diesmal verdanken wir es - den Portugiesen. Nichts von alldem Schönen, für das Portugal steht, können wir so ohne weiteres haben. Aber ein Fläschchen portugiesischen Wein gibt es in jedem Supermarkt. Vielleicht sogar auch eine Forza-Euro 2004-CD. Machen Sie es sich gemütlich. Prost!
Samstag, 1. Juli 2006
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