Es gibt Niederlagen im Leben, die man nie vergisst. Manchmal lohnt es, sich zu erinnern, allein um das alltägliche Scheitern erträglicher zu machen. Der flotte Vierer, an dem ich im Februar 2006 in Hamburg teilnehmen durfte, war so eine Niederlage und alles andere als fantastisch. Das macht den Schwenk umso geeigneter für unsere Best-Of-Reihe.
Wir haben verloren, das klipp und klar gleich am Anfang. Es war eine bittere Niederlage, eine, die schmerzt. Wir haben verloren, und wer verliert, der verliert verdient, auch das sei gleich zu Beginn gesagt. Machtball erkämpft – und vergeben. Nerven gezeigt. Im entscheidenden Moment nicht konzentriert genug gewesen, die Hundertprozentige nicht genutzt.
Wir wollen auch nicht in Schaaf- oder Allofs-Manier weinerlich nach Ausreden suchen. Sicher, man hätte das Spiel nicht anpfeifen müssen. Direkt vor dem gegnerischen Tor, auch an den Eckfahnen und im Fünfmeterraum lag enorm viel Dreck. Graue Asche – unsere Gegner waren starke Raucher. Und: Das Flutlicht, das das Stadion beleuchten sollte, fiel in enorm ungünstigem Winkel auf das Spielfeld; wenn nicht irregulär so doch mindestens Stiftung-Warentest-anrüchig. Verletzt hat sich dennoch niemand, einzig haben wir uns blenden lassen vom scheinbar übermächtigen Gegner.
Wir, also mein Freund Daniel und ich, haben gestern Abend gegen Smudo gekickert. In einem Hamburger Lokal – man darf, nachdem nicht nur Smudo, sondern auch wir beide da waren, jetzt durchaus nachhaltig von einer In-Location sprechen – begab es sich, dass sich zu späterer Stunde vier Großmeister des Kickersports an den Stangen gegenüberstanden. Fantastische Vier.
Smudo samt Kompagnon gegen Daniel und mich. „Hi, ich bin Maik.“ – „Smudo.“ – „Daniel.“ – „Smudo. Hi.“ Das erste Spiel verloren wir, und wir erzielten nur ein Tor. Anfangsnervosität plus Kaltstart – da war nicht mehr zu erwarten, schließlich hielten sich unsere Gegner schon diverse Stunden am Spieltisch bei Laune. Die von Smudo finanzierte Revanche war spannender. 0:1 in Rückstand geraten, konnten wir nicht nur ausgleichen, sondern fortan auch die Führung markieren. Mittlerweile standen nicht nur Torwart und Abwehr sicher, auch das Mittelfeld konnte das Spiel nach vorn treiben und die Stürmer stachen zuweilen. Das Spiel stand auf Messersschneide. Hochspannung.
Beim Stand von 5:5 dann Smudos Vorschlag: Wer das nächste Tor schießt, gewinnt. Ungewöhnlich, wird in den westfälischen Ligen, in denen wir groß geworden sind, doch immer bis zum 2-Tore-Vorsprung gespielt. Trotzdem zugestimmt. Der Ball rollt gut, unser Kombinationsspiel ringt den Gegnern anerkennendes Nicken ab, das Lokal starrt gebannt auf die quirligen Füße unseres Spielmachers, die großen Hände des Torhüters und die gewiefte Doppelfüßigkeit unseres Mittelstürmers. Der kann rechts wie links, oben wie unten. Gebannte Stille. Dann ein Rückpass aus dem Mittelfeld, die Abwehrreihen zaubern, die gegnerischen Stürmer wissen nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht. Kurz angetäuscht, dann ein Schuss, ein Hammer.
Niemand spricht mehr. Alles starrt auf den Ball. Er bahnt sich seinen Weg, durch beide Mittelfeldreihen, direkt auf das gegnerische Tor zu, unsere Stürmer springen aus dem Weg, die Abwehr kann nichts mehr machen, der Torwart ist geschlagen. Und der Ball schlägt knapp links neben dem Tor an die Bande. Wird zurück katapultiert. Und landet ohne Spielerkontakt im eigenen Kasten. Eigentor. Verloren. Smudo gewinnt. Wieder kein Auswärtssieg. Daniel gab noch einem Journalisten zu Protokoll: „Wenn es hart auf hart kommt, kommt es meistens ganz hart!“ Während der Pressekonferenz brach es aus mir heraus: „Hast’e Scheiße am Fuß, hast’e Scheiße am Fuß!“ Der Abend war gelaufen.
Montag, 21. Juli 2008
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