Donnerstag, 24. Juli 2008

leseschwäche

Auf den ersten Blick schien es, die recherchefreie Zone habe sich bis in die 11 Freunde-Redaktion in den Prenzlauer Berg nach Berlin ausgeweitet. "Der Osnabrücker Trainer Claus-Dieter Wollitz", heißt es nämlich in der August-Ausgabe auf Seite 140, "hat nah am Wasser gebaut".
Schließlich aber ist alles noch schlimmer: Teile der Stammspieler scheinen ihr eigenes Heft nicht zu lesen. Autor Gereon Detmer schreibt nämlich in seinem knappen VfL-Portrait selbst, das viel bemühte Foto des weinenden Wollitz sei ein Unikat, aufgenommen nach dem Aufstieg 2007, als dem Coach "das erste Mal in seiner Karriere" des Fußballs wegen die Tränen kamen; übrigens auch zum letzten Mal. Doch die Überschrift "Heulsuse Pele", der "nah am Wasser baut", liest sich eben klasse und ist dann doch zu verlockend, als sie einfach der Wahrhaftigkeit zu opfern.
Was stimmt: Wollitz, der emotionale Fußballlehrer, ist wegen seiner ehrlichen, fanatischen Art und dank seiner fachmännischen Arbeit das Gesicht des VfL: über viele Maße beliebt, nicht nur in Osnabrück allein. Besonders sympathisch aber macht den Coach, dass er die Verhältnisse nicht aus dem Blick verliert, dass wirklich Bewegendes für ihn gemeinhin nichts mit Sport zu tun hat und dass 2007 eine Ausnahme bleibt von der Regel: "Ich weine nicht wegen Fußball."

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