"Der Coach [.] versprach schmunzelnd: 'Ab dem nächsten Jahr wird alles besser. Dann nutzen wir alle Chancen, und der Verein wird richtig gut.' Auch die Frage nach seiner Zunkunft und der Spekulation, 1860 wolle ihn haben, beantwortete Wollitz gut gelaunt: 'Klar, ich werde Nachbar von Jürgen Klinsmann. [...] Nach fünf Jahren Osnabrück tut Urlaub gut', lachte der Trainer [...]."
Man muss sich wundern über die geschätzen Berichterstatter der Neuen Osnabrücker Zeitung. Jeder, der die Pressekonferenz nach dem eminent wichtigen und hochverdienten und fußballerisch vielversprechenden Sieg gegen Alemannia Aachen gestern sonst noch verfolgt hat, hat bei Wollitz vergeblich nach Schmunzeln, guter Laune und Lachen gesucht, sondern stattdessen ganz was anderes gefunden.
Der Trainer war sauer, wütend geradezu, und flüchtete sich in beißende Ironie. Das wirkt selten souverän, sondern mehr dünnhäutig, und verfängt nicht, wenn der Ärger offensichtlich überwiegt. Zumal allgemein im Argen blieb, was den Coach nach diesem tollen Sieg derart auf die Palme zu bringen vermochte, war er doch nach Peitz' 2:0 noch völlig aus dem Häuschen und in den Interviews bei Premiere und im DSF glücklich und zufrieden. Wer hatte ihm auf dem Weg zur Pressekonferenz die Fassung gestohlen?
Claus-Dieter Wollitz ist ein sensibler Mensch, sehr sensibel sogar für Fußballlehrer-Verhältnisse. Und er nimmt sich öffentliche Wertschätzung zu Herzen, sehr sogar für Fußballlehrer-Verhältnisse. Das Problem in Osnabrück ist - gefühlt mehr als in anderen Fußball-Metropolen - die irrsinnig schnell einsetzende Nörgelei.
Sobald der Erfolg länger als ein Heimspiel ausbleibt, wird allenthalben gern vergessen, unter welchen Bedingungen in Osnabrück Zweitligafußball gespielt wird. Gemessen am Budget, am Schuldenstand und an der Infrastruktur des Klubs steht Osnabrück als Tabellenfünfzehnter fast besser dar als angemessen. Mehr noch: Der VfL spielt regelmäßig wieder tollen Fußball, und der ist zwingend verbunden mit Wollitz. Insofern erübrigt sich jede Trainerdiskussion qua Faktenlage.
Wer das alles außer Acht lässt und anderes behauptet, bringt jedes Sensibelchen in Rage, sitzt allerdings dennoch im Stadion, sogar auf der Pressetribüne, und schreibt fleißig Spielberichte, etwa für Wochenzeitungen. Wenn dann eins zum anderen kommt, vergeht dem Trainer trotz famosem Sieg die Laune am Job. Seine totale Leidenschaft für Fußball im Allgemeinem, im Besonderen aber für den VfL, dürften wohl dennoch Gewähr dafür sein, dass Wollitz seinen Vertrag bis 2011 erfüllen wird, trotz aller Unkenrufe und Spekulationen.
Ach, die lokale Tageszeitung hat sich diesmal offenbar von den 'Kollegen' anstecken lassen: Der VfL hat nicht, wie auf Seite 15 berichtet, 3:0 gewonnen, sondern 2:1. Und Osnabrück spielte nicht mit zwei Sechsern und Nico Frommer im zentralen Mittelfeld; Frommer war zweite Spitze neben Reichenberger, Peitz agierte allein und enorm stark im defensiven Mittelfeld hinter der Dreierkette Grieneisen, de Wit und Thomik. In Nürnberg bitte wieder Normalform!
Samstag, 9. Mai 2009
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2 Kommentare:
Exzellenter Artikel - in jeder Hinsicht, in jeder Richtung.
Gehörte als Daueraushang in den TP, zur Kenntnis Herrn hp und an die Eingangstüren insb. des einen "Wochenblättchens" genagelt.
Weiter so, lieber Maik!
NfdV.
Das spricht mir aus der Seele! Wobei ich die Berichte der omiösen Tageszeitung noch erträglich finde, viel schlimmer sind die Entgleisungen in den Sonntagsblättchen. Herr P.V. scheint das Kriegsbeil ausgegraben zu haben...
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