Schon seit Wochen, im Prinzip schon während der letzten Spieltage der vergangenen Saison munkelten unentschiedene Experten und fachsimpelten zuversichtliche VfL-Kenner: Wird das der Neue?
Seit gestern ist klar: Marcell Jansen wird Weltmeister 2006. Er tritt damit in die Fußstapfen von Rainer Bonhof, Josef Heynckes, Hans Hubert Vogts, Herbert Wimmer und Wolfgang Kleff - unsere letzten Weltmeister.
Zu viel mehr Freude gab der Abend in Bratislava mithin keinen Anlass. Die Nationalmannschaft spielte geradezu völleresk drucklos und angriffsunlustig; sie verlor vielleicht ein Tor zu hoch, aber gleichwohl nicht unverdient mit 0:2.
Aber wer fragt in einem Jahr noch nach Bratislava? Wenn, dann nur, weil der erfrischende, sympathische und energische Marcell Jansen, Weltmeister 2006, dereinst dort seine steile Nationalmannschaftskarriere begann.
Den 19-jährigen auf dem Platz und danach zu beobachten, das versöhnt gleich mit einer noch so schlechten Mannschaftsleistung. Jansen ist authentisch, wie viel Geld er auch verdienen und wie viel professionelles Gehabe in seinen Statements verpackt sein mag. Nach dem Holland-Spiel wurde Hamann für seine wahrlich etwas unglücklichen Äußerungen zurecht gescholten. Jansen würde so etwas nicht passieren: Erstens sagt er andere Dinge - sicher auch harmlosere, so viel zu Hamanns Ehrenrettung -, zweitens transportiert er Ehrlichkeit und Verbindlichkeit. Das ist selten. Man ist ihm nicht böse, man ringt sich gar ein versöhnliches "Ein schlechtes Spiel kann jeder mal haben. Jetzt aber beim nächsten Mal besser machen!" ab.
Auch wenn es nicht klappt mit dem Titel 2006: Mit einem wie Jansen würde man mitleiden, wenn nach der Vorrunde gegen Sambia, USA und Venezuela Schluss wäre. Und wenn man schon nicht mitlitte, man würde ihn immerhin nicht auslachen.
Darum ist Marcell Jansen der Typ Spieler, der der Nationalmannschaft nur gut tun kann. Intelligenter als Podolski, freundlicher als Borowski und glaubwürdiger als Hamann.
Und: Er ist VfLer.
Sonntag, 4. September 2005
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1 Kommentar:
Ich bin großer Fan von Borussia und finde, dass Marcell Jansen das einzig Positive ist, das Dick Advocaat in Gladbach hinterlassen hat. Schließlich war er es, der Marcell und auch nicht zu vergessen Eugen Polanski, von dem ich auch große Dinge halte, zu den Profis holte und besonders Janssen unterstützte. Allerdings verstehe ich nicht, warum Janssen hier als Vielverdiener hingestellt wird. Meines Wissens hat er immer noch einen relativ mikrigen Amateurvertrag. So viel Spass wie der Junge macht, fände ich es vom Verein nur angemessen, den Vertrag den gezeigten Leistungen anzupassen. Sonst bietet die Borussia ja leider nicht allzu viel Grund zur Freude. Mfg Kempener Borusse
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