Donnerstag, 1. Februar 2007

gesetzmäßigkeiten

Hat wirklich jemand geglaubt, die sogenannten Gesetze der Branche wären in der Saison 2006/2007 auf einmal außer Kraft gesetzt? Präsidenten, Vorstandsvorsitzende und Manager hätten plötzlich neue kreative Wege gefunden, mit Krisen umzugehen und erfolglose Mannschaften wieder erfolgreich zu machen, ohne die sportliche Leitung auszutauschen? Wer so dachte, wurde spätestens in den letzten 48 Stunden eines besseren belehrt. Gleich drei Trainer gingen in zwei Tagen, weil der erhoffte Erfolg - freilich auf sehr unterschiedlichem Niveau - ausblieb.

Magath und Doll interessieren uns hier wenig, Heynckes' Abgang dagegen schon. Er ist freiwillig gegangen, so heißt es, die Vereinsführung hätte lieber Kontinuität gehabt. Das klingt gut und ist nach der Geschichte der Borussia in den letzten Jahren sicher die richtige Einstellung. Aber nicht zum ersten Mal wird in Gladbach die Personalpolitik eben nicht vom Management bestimmt, sondern zu einem großen Teil von Medien. Dass Heynckes nach den Erfolgen einer langen Karriere besseres zu tun hat, als sich einer Kampagne gegen ihn von den üblichen Verdächtigen auszusetzen, wen wundert es, wer könnte es ihm auch nur eine Sekunde übel nehmen?

Dass wir die sogenannten Journalisten verachten, die in Gladbach schon seit langem Politik machen statt Journalismus, das versteht sich von selbst. Aber ist Heynckes Demission vielleicht trotz der bitteren Umstände gut für den Verein? Ehrlich gesagt, ich glaube, es ist völlig wurscht. Nicht nur wissenschaftliche Studien haben bewiesen, dass Trainerwechsel meist nur kurzfristig Verbesserung bringen und dies in der Regel auch nur für Heimspiele. Auch die Alltagsempirie der jüngeren Fohlengeschichte unterstreicht genau das. Zum Erfolg braucht es auch einen guten Trainer, keine Frage. Aber es braucht eben mehr als das. Wenn Gladbach seit Jahren nicht den Erfolg hat, den man sich wünscht, und dies unter diversen Trainern, von denen eine ganze Reihe zweifellos fachlich exzellent waren, dann muss dies andere Gründe haben. Die Rahmenbedingungen im Borussiapark sind hervorragend, hier hat die Vereinsführung klug gehandelt. Die sportlichen Fähigkeiten des Teams aber, sie reichen ganz offensichtlich nicht aus für die Höhenflüge, die vielen in Gladbach vorschweben.

Wahrscheinlich also steigen wir in diesem Jahr ab. Vielleicht schaffen wir es aber auch gerade eben, den Abstieg zu vermeiden. (Dann übrigens wird die Saison in der Euphorie des Last-Minute-Klassenerhalts wieder zu einem Erfolg verklärt werden und alle Welt wird vergessen, wie desaströs die Leistungen über Monate waren.) Es bleibt zu hoffen, dass wir auch im nächsten Jahr in Liga 1 spielen, na klar. Aber in jedem Fall braucht es für Gladbach endlich ein realistisches Konzept, was dieser Verein in den nächsten drei Jahren erreichen möchte. Steigen wir ab, dann wird sicher niemand mehr vom internationalen Wettbewerb sprechen, Gottseidank! Und genauso soll es doch bitte auch sein, wenn wir den Klassenerhalt schaffen. Alle miteinander sollten wir uns heute in die Hand versprechen, selbst das Wort UI-Cup nicht einmal in unseren Gedanken vorkommen zu lassen.

Dem neuen Trainer darf man viel Glück wünschen. Da sich Borussia bisher nicht darauf festlegen wollte, ob Luhukay nun Interimscoach oder Cheftrainer ist, ist die nächste Diskussion schon heute abzusehen. Die Gesetze der Branche leben wie eh und je. Und sie machen den Sport nicht attraktiver.

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