Samstag, 22. April 2006

inflation

Ein Spiel gegen den FC St. Pauli ist nichts besonderes. Das muss einmal gesagt werden. Nicht nur, weil der FC St. Pauli nicht aufsteigen wird und der VfL seit Mitte der Woche rechnerisch gar nicht mehr aufsteigen kann, sondern aus Prinzip. Der derzeitge Hype um den Kiezklub wird vor allem seinen Anhängern nicht gerecht. Jeder, der momentan in Hamburg fesh und cool sein will, ist auf einmal Pauli-Fan. Rhönrad-Sportler wickeln sich in Pauli-Schals, Tennisspieler tragen "Retter"-Shirts, Bankkaufmann-Kinder saugen an Pauli-Schnullern und Messe-Touristen pilgern zum Millerntor. Würde die Hansestadt nur halb so links wählen wie sich seine Yuppies gebärden - Ole von Beust könnte einpacken, die Linkspartei stellte den ersten Regierungschef einer rot-grünen Koalition. So lange das nicht der Fall ist, bleibt ein Spiel gegen Pauli unter diesen Umständen demonstrativ nichts besonderes.

Davon ab ist der Klub toll, seine Fans, also die, die das schon jahrelang sind und - vor allem - bleiben werden, sind für jede Liga ein Gewinn, und das Umfeld ist, wenngleich zunehmend professionell, immer noch angenehm anrüchig. Heute spielt der VfL mal wieder zu Hause gegen die Braun-Weißen, und das ist für beide Lager ein Feiertag. Zwei Traditionsmannschaften treffen aufeinander; bei sowas weht immer ein ganz besonderer Hauch durch das Stadion. Sogar dann, wenn die Saison für den einen wie für den anderen bedeutungslos geworden ist.

Vielleicht ist das Tamtam um den Kiezklub in einem Jahr etwas abgeflacht. Dann, wenn nicht mehr auch massenhaft vermeintliche Fußballfans in ehrlichen Armen liegen und mitfeiern wollen, wird es umso mehr Spaß machen, gemeinsam mit St. Pauli aufzusteigen. Dann ist das Spiel gegen Pauli auch für uns wieder etwas ganz Besonderes.

Keine Kommentare: