Bei dem einen 0:2 war ich live dabei. Über das andere 0:2 kann ich mich freuen. Am besten also eins nach dem anderen.
Ein Kompliment für Michael Skibbe kommt mir nicht über die Lippen. Dafür muss Leverkusen in der kommenden Saison mindestens Deutscher Meister werden. Trotzdem war das, was die Werkself am Samstag in Hamburg zeigte, eine gelungene Vorstellung. Sowieso war Hamburg gegen Leverkusen das beste Bundesliga-Spiel, an das ich mich seit langem erinnern kann. Tempofußball mit einer Menge Torraumszenen, und die meisten davon verdankten sich nicht stümperhafter Abwehrfehler, sondern eines klugen Offensivspiels.
Der HSV drängte von Beginn an, spielte gerade in der ersten Viertelstunde unglaublich energisch und druckvoll. Es scheiterten nacheinander: Demel von rechts, Trochowski von links, Barbarez aus der Mitte, Ailton wieder von links und an den Pfosten, Mahdavikia. Dann schoss Berbatov das 1:0 für Leverkusen. Danach scheiterten für Hamburg: Lauth von links, Atouba aus der Mitte, Ailton und wieder Lauth. Das Spiel war das, was man einen offenen Schlagabtausch nennt. Sieger am Ende Leverkusen, bekanntlich 2:0. Gewonnen hat Bayer vor allem, weil es drei ‚B’s im Team hatte: Hinten Butt, in der Mitte der bärenstarke Barnetta und vorn Berbatov. Beachtlich!
Unheimlich freundliche Gastgeber übrigens sind die Hamburger: Eindeutig ohne Anlass ist der VfLog trotzdem immer wieder willkommener Gast im Volkspark. Als Revanche dafür steuern wir doch auch stets das unsrige bei, um ein sehr gutes Fußballspiel mit toller Stimmung zu ermöglichen. Dass man sich in Hamburg auch nach Niederlagen noch die Heiterkeit bewahrt, bewiesen die Fans übrigens auf dem Rückweg zur S-Bahn. Die Polizei regulierte den Zugang zum S-Bahnhof; es gelangten immer nur so viele Menschen auf den Bahnsteig wie die Bahn Fahrgäste aufzunehmen imstande war. Vor dem Bahnhof bildetet sich eine Menschentraube gehörigen Ausmaßes, die den drei wachsamen Beamten irgendwann beherzte „Wir sind das Volk!“-Sprechchöre entgegen schmetterte. Ich wünschte, Dr. Kohl möge bei uns sein.
Was den anderen VfL angeht, war es anfangs schwierig, den aktuellen Spielstand zu erfahren. Mein Sitznachbar hatte beispielsweise keine Ahnung. „Aber da unten sitzen die Kollegen der BILD-Zeitung, die wissen eigentlich immer ganz gut bescheid.“ Geschichte wiederholt sich also.
2:0 gegen St. Pauli, die wohl unumstritten beste Saisonleistung. Darf man diesen Sieg jetzt als Lebenszeichen (um)deuten, als Neuanfang und Wendung zum Besseren? Wohl eher nicht. Vielmehr endlich mal eine Leistung, die immerhin für ein paar Totalausfälle entschädigt. Womöglich steckt in diesem Team doch ein Kern, um den sich in der kommenden Spielzeit eine neue Mannschaft formen lässt. Nicht alles ist schlecht in Osnabrück, das wussten wir immer. Nun gilt es – und das stimmt wiederum sowohl für St. Pauli als auch für den VfL –, die letzten Spiele noch ordentlich über die Bühne zu bringen und neugierig zu machen für die nächste Saison. Wer kommt und wer geht und was passiert ab August, darüber nachzudenken macht die Zeit bis dahin kürzer; erst recht dann, wenn die Mannschaft an Tagen wie vorgestern zeigt, dass sie auch (noch) Lust hat, Fußball zu spielen.
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